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Familienbande V: Vermächtnisse

von Dawn

Kapitel 11

GUMC
Dienstag
6:00 Uhr


Skinner stieg aus dem Fahrstuhl und ging den langen, ruhigen Flur entlang, wobei das laute Tappen seiner Freizeitschuhe unter all den Gummisohlen fehl am Platz erschien. Als er sich dem Aufenthaltsraum näherte, bemerkte er eine einsame Gestalt die vornübergebeugt, den Kopf in die Hände gestützt in einem der Plastikstühle saß, und drosselte unbewusst das Tempo. Die Zähne zusammenbeißend wünschte er sich erneut, dass er darin besser wäre, dass ihm Worte des Trostes locker über die Lippen fließen würden anstatt in seiner Kehle stecken zu bleiben. Unzulänglichkeit war ein Gefühl, das er selten empfand und kaum tolerierte, nachdem er bemerkt hatte, dass ein Einfaches aus dem Weg gehen die Sache normalerweise erledigte. So wie man der Wand nicht ausweichen konnte wenn man mit 150 Sachen um die Kurve fuhr, so konnte es diesmal nicht umgangen werden.

Scullys Anruf hatte ihn vom Rande eines ruhelosen Schlafes geholt und die Müdigkeit und Sorge in ihrer Stimme hatten ihn augenblicklich hellwach sein lassen. In ihrer knappen, geschäftsmäßigen Art, die sie benutzte um die Fassung in emotional beladenen Situationen zu wahren, hatte sie ihm erklärt wie die Rettungsaktion von Grey gelaufen und wie sein momentaner Zustand war. Erst als sie endlich da angelangt war, eine Bitte auszusprechen, war ihre Objektivität ins Wanken geraten.

„Sir, ich werde bei Grey bleiben während die Ärzte einige Tests durchführen. Mulder könnte… ich meine, er ist sehr…“

Skinner konnte sich Mulders Gemütszustand nur zu deutlich vorstellen und sprach ohne Zögen. „Ich bin sofort da.“

Erst jetzt, da er sich dem Mann näherte, verfluchte er sich für seine Torheit. Wenn er mehr Zeit damit verbracht hätte Krycek festzunageln, und weniger damit sich um seine eigene Haut zu sorgen, dann wären sie jetzt vielleicht nicht hier – Mulder aussehend wie der lebendige Tod und Grey…

Er legte eine Hand auf Mulders Schulter als er in den angrenzenden Stuhl sank und wunderte sich über die fehlende Reaktion. Als Mulder seinen Kopf anhob verkniff Skinner sich einen besorgten Ausruf. Seine Wangen waren fiebrig gerötet, die Augen glasig vor Erschöpfung.

„Mulder, warum legen Sie sich nicht auf die Couch?“, schlug er sanft vor und machte sich auf eine typische Mulder Abwehrreaktion auf die Andeutung von Schwäche gefasst.

Das lethargische Achselzucken vergrößerte seine Besorgnis. „Will nicht einschlafen. Ich muss wach sein, wenn Scully zurück kommt.“

„Sie haben noch nichts gehört?“

„Er war wieder bewusstlos als wir hier ankamen. Sie wollten eine toxikologische Untersuchung, ein CT und ein paar weiter Tests machen um einen Hirnschaden auszuschließen.“ Er sprach die letzten zwei Worte mit dünner Stimme, der Substanz aber nicht Emotion fehlte.

Skinner befeuchtete seine trockenen Lippen. „Sie können nicht das Schlimmste erwarten, Mulder“, sagte er und zuckte innerlich zusammen, weil ihm seine Worte so lahm vorkamen.

Mulders Lachen hatte nur die Qualität eines Schluchzens. „Warum nicht, Sir? Glauben Sie nicht, dass mir vorangegangene Erfahrungen dieses Recht einräumen?“

Skinner kämpfte immer noch mit seiner Hilflosigkeit während er nach einer Antwort suchte, als Mulder seinen Kopf wieder in seine Hände legte. „Ich hab’s so satt.“

Diese Aussage völlig missverstehend sah Skinner einen Ausweg und ergriff die Gelegenheit. „Legen Sie sich hin, Mulder. Ich werde nach Scully Ausschau halten.“

Mulders raues Lachen ging in ein keuchendes Husten über, welches erst aufhörte als Skinner drauf und dran war eine Krankenschwester an Land zu ziehen. „Schlaf wird daran nichts ändern, Sir. Er wird mir nicht das zurückgeben, was sie mir genommen haben – was sie immer noch nehmen. Meine Schwester. Meinen Vater. Jetzt Grey. Sie haben mir Scully zweimal weggenommen – es ist nur eine Frage der Zeit wann sie es wieder tun werden, und dieses Mal werde ich sie nicht zurück bekommen. Ich bin keines dieser Stehaufmännchen, ich kann mich nicht von allem wieder erholen.“ Er drehte den Kopf und enthüllte seine gehetzten Augen. „Mir gehen langsam die Gründe aus warum ich das tun sollte.“

„Dann lassen Sie mich Ihnen ein paar geben.“, antwortete Skinner in einer wild-sanften Stimme. „Millionen von Menschen leben ihre durchschnittlichen, nicht bemerkenswerten Leben in totaler Ignoranz der bevorstehenden Versklavung und Tod. Ein Bruder am Ende des Flurs der es braucht, dass Sie für ihn da sind, so wie er für Sie dagewesen ist. Und wenn das noch nicht genug ist, es gibt da eine gewisse rothaarige Partnerin die Ihnen höchstpersönlich in den Arsch treten wird wenn Sie jetzt aufgeben.“

Wie gerufen kam Scully um die Ecke und ging auf sie zu. Skinner beobachtete fasziniert wie Mulder den Kopf hob und ihr zudrehte, als ob ein innerer Scully Radar ihn gewarnt hätte. Er stand auf, schwankte leicht und ging dann schnell den Flur entlang auf sie zu, Skinner im Schlepptau.

Scully runzelte die Stirn und legte eine Hand auf seine Wange um die Temperatur zu prüfen. „Mulder, ich will dass du dich angucken lässt.“, sagte sie streng.

Mulder entzog sich gereizt ihrer Berührung. „Nicht JETZT Scully. Wie geht es ihm?“

Sie verspannte sich, bereit zur Auseinandersetzung, gab dann jedoch nach. „Wir warten noch auf die toxikologische Untersuchung, aber das CT sieht gut aus. Er ist ein- zweimal aufgewacht, jedoch nur lange genug um sich zu übergeben und er war ziemlich verwirrt. Sie haben ihn in ein Zimmer am Ende des Flurs gebracht und hoffen, dass er das Schlimmste wegschläft. Mulder, ich könnte mir dafür in den Arsch treten, dass ich keine Probe der Droge mitgenommen habe.“

Ihre Selbstanschuldigung hörend griff Mulder nach ihrer Hand. „Wir waren mit anderen Dingen beschäftigt, Scully. Kann ich ihn sehen?“

„Er schläft noch. Mir wäre es lieber wenn der Arzt erst dich anguckt und…“

„Verdammt, Scully, mein Bruder liegt in einem Krankenhausbett nachdem die ernsthaft seinen Kopf durcheinander gebracht haben! Niemand wird mich untersuchen bis ich ihn nicht gesehen habe, und sicher gehen kann, dass es ihm gut geht!“, explodierte Mulder.

„Du wirst ihm nicht helfen können wenn du selber hier liegst, Mulder!“, erwiderte Scully, jenseits von jeglichem Frust aufgrund seiner Widerspenstigkeit. „Oder hast du vor dir mit ihm ein Zimmer zu teilen?“

Ihr ätzender Humor ließ ihn innehalten und er versuchte sich dazu zu zwingen seine Ungeduld und seinen heftigen Atem zu beruhigen. „Okay, okay. Lass mich ihn nur sehen und dann darf ein Doktor deiner Wahl mich nach Herzenslust untersuchen. Abgemacht?“

Ihre Lippen krümmten sich leicht aber ihre Augen blieben besorgt. „Zehn Minuten, Mulder.“

Skinner meldete sich zu Wort und erinnerte ihn an seine Anwesenheit. „Ich werde im Aufenthaltsrum warten.“, sagte er trocken. „Für den Fall, dass Sie Verstärkung brauchen, Scully.“

Mulders Blick war vernichtend aber Scully grinste offensichtlich. „Es ist gut, das zu wissen, Sir.“

Ihn am Arm ziehend geleitete Scully Mulder den Gang entlang und um eine Ecke herum und stützte ihn als er zu schwanken begann. Sie trat durch eine offene Tür in den ersten Raum auf der linken Seite und trat dann zur Seite um Mulder zu erlauben sich dem Bett zu nähern. Erneut steckte ein Tropf, der diesmal Kochsalzlösung enthielt, in Greys Hand und ein Pflaster in seiner Ellbogenbeuge zeigte wo die Schwester ihm Blut abgenommen hatte.

Scully zog einen Stuhl zum Bett und bedeutete Mulder sich zu setzen, ein Vorschlag, den er nur zu gerne annahm. Sanft nahm er seines Bruders Hand in seine und zeigte sich etwas beruhigt aufgrund von Greys friedlichem Gesichtsausdruck.

„Sie haben ihm Compazine gegen die Übelkeit gegeben.“, erklärte Scully gedämpft und massierte die verspannten Muskeln von Mulders Nacken und Schultern. „Es hat ihn schläfrig gemacht, aber er sollte bald zu sich kommen.“

Mulders Daumen strich über Greys Fingerknöchel. „Es gab keine Anzeichen für weitere Traumata?“

„Ein paar tiefliegende Blutergüsse in seinem Bauchraum und Lendenbereich, aber nichts weswegen man sich Sorgen machen müsste. Wahrscheinlich wird er sich nur ein paar Tage steif und wund fühlen. Er war etwas dehydriert, aber die Kochsalzlösung wird sich darum kümmern.“

Mulder schüttelte langsam den Kopf, die Lippen leicht geöffnet, aber anfangs unfähig Worte zu formen. „Nur etwas früher, Scully. Ein Stunde oder so früher und ich hätte vielleicht verhindern können, dass sie ihm gegeben hätten was auch immer in dem Tropf war. Ich hab ihn im Stich gelassen.“

„Du hast ihn *nicht* im Stich gelassen! Du hast dein Leben riskiert um ihn da raus zu holen, Mulder.“, sagte Scully heftig. „Er ist jetzt hier, lebendig und in ärztlicher Obhut, wegen deines Einsatzes.“

„Hast du Kristen angerufen?“, fragte Mulder, eindeutig nicht bereit Scullys Lob zu akzeptieren.

Sie erkannte, dass er ihr auswich, ließ es aber gut sein. „Ja, bevor ich Skinner angerufen habe. Sie wollte sofort kommen, aber ich habe sie überzeugt bis zum späten Vormittag zu warten.“

Greys Finger zuckten und sein Kopf rollte nach rechts, äußerte eine Reihe unverständlicher Worte zusammen mit einem Stöhnen. Mulder lehnte sich näher zu ihm, seine Augen wie festgeklebt an Greys Gesicht. Greys friedvoller Ausdruck verzog sich zu einer Grimasse und seine Augenlider zuckten.

„Kate?“, murmelte er, seine Stimme wie Kreide auf Beton.

Mulder warf Scully einen gequälten Blick zu und sein Daumen erhöhte seine Frequenz auf Greys Knöchel. Grey schlug die Augen auf und blickte ein paar Momente starr an die Decke.

„Durst.“, krächzte er, leckte sich über seine Lippen und drehte langsam seinen Kopf um sich auf Scully zu konzentrieren, die schon nach dem Wasserglas griff.

Vorsichtig brachte sie den Strohhalm an seinen Mund und Grey trank gierig, machte mit dem Inhalt des Glases kurzen Prozess. Sein Blick glitt durch das Zimmer während er trank und ein leises Stirnrunzeln verdunkelte seinen Ausdruck.

„Wo bin ich?“

„Georgetown University Medical Center“, antwortete Scully und stellte das leere Glas auf dem Nachttisch ab.

„Warum bin ich hier?“

„Woran erinnerst du dich?“, fragte Mulder, Unruhe deutlich in seinem Gesicht lesbar.

Grey erschrak etwas und sein Blick richtete sich auf seinen Bruder als ob er ihn zum ersten Mal wahrnahm. Er wollte sprechen, schloss dann aber seinen Mund und studierte Mulder wobei sein Stirnrunzeln sich vertiefte. Eine zittrige Hand bewegte sich langsam zu seiner Stirn und er rieb sich einen Punkt direkt über seinen Augen.

„Ich… Ich weiß nicht…“, er verstummte, seine Augen weit vor Furcht, seine Atmung flach und schnell.

„Langsam, Grey.“, sagte Scully ruhig. „Atme langsam und tief, sonst hyperventilierst du.“

„Alles ist total wirr.“, stöhnte er, ungeachtet ihrer Warnung. „Wie Stücke von verschiedenen Puzzles die miteinander vermischt sind. Nichts passt zusammen um ein komplettes Bild zu geben!“

„Das ist okay“, sagte Mulder und fasste Greys Hand etwas fester, so dass dieser die Luft scharf einzog und wieder klarer werdend versuchte seine Hand aus der seines Bruders zu ziehen. „Du bist jetzt in Sicherheit, das ist alles was zählt. Niemand kann dir was tun. Du bist in Sicherheit.“

Grey hörte abrupt auf zu kämpfen und wurde still. Sein Mund öffnete sich und sein Blick saugte sich fast an Mulders Gesicht fest, so wie der eines Ertrinkenden am Rettungsring.

„Ich erinnere mich… du… du warst verletzt und lagst in einem Krankenhausbett. Du hattest einen… einen schlechten Traum und ich… ich hielt deine Hand und sagte dir, dass du in Sicherheit seist.“ Er erschauerte, das Zittern lief durch seinen ganzen Körper und seine Augen verschwammen hinter einem Vorhang aus Tränen. „Fox.“

Mulder grinste, aber seine Lippen zitterten verdächtig. „Scully sagt immer ich sei unvergesslich.“

Grey verdrehte die Augen, ein Aufblitzen seines Humors. „Ich war dabei, kleiner Bruder. Ich glaube, das Wort das sie benutzt hat war ‚unmöglich’.“

Mulder gluckste rau, drehte seinen Kopf und wischte sich mit seinem Ärmel über seine Augen. Scully biss sich auf die Lippe, erschrocken wie sehr seine Finger zitterten.

„Also, warum bin ich hier?“, wiederholte Grey, jegliche Spur von Humor verschwunden. „Meine letzte klare Erinnerung ist, dass wir zusammen Basketball gespielt haben. Stimmt das?“

„Das war am Freitag.“, sagte Mulder zerknirscht. „Wir haben Dienstag. Sie haben dich am Samstag auf dem Weg zu Kristen entführt. Wir haben endlich herausgefunden wo sie dich festgehalten haben und dich heute in aller Frühe da rausgeholt.“

„Warum kann ich mich nicht daran erinnern? Warum fühlt mein Hirn sich wie Rührei an – ganz zu schweigen von diesen Kopfschmerzen. Hat mir jemand einen über den Schädel gezogen und mir eine Gehirnerschütterung beschert?“ Grey kämpfte gegen die Panik an die ihn auffressen wollte.

Mulder fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und wieder herunter über seinen Nacken und spürte wie die Muskeln, die Scully gelockert hatte wieder fest wurden. „Wir sind ziemlich sicher, dass sie dir eine Droge verabreicht haben, die das Erinnerungsvermögen beeinträchtigt. Du lagst an einem Tropf als wir dich gefunden haben.“

Grey erblasste und sein Blick sprang zwischen ihnen hin und her so als ob er sich versichern sollte dass er nicht das Opfer eines ausgedehnten Streiches sei. Was er sah schien ihn zu überzeugen, denn seine Finger krallten sich fest in das Laken.

„Du sagst dauernd SIE. SIE haben mich entführt. Sie haben mir Drogen gegeben. Wer hat dies getan? Und was können sie womöglich mit mir gewollt haben?“

Mulder reagierte als ob er einen Schlag ins Gesicht erhalten habe, er zuckte zusammen und zog sich vom Bett zurück. Scully sah wie er nach einer Antwort suchte und trat näher an seine Seite.

„Wir glauben, dass sie hinter Mulder her waren, Grey. Dass deine Entführung eine Verwechslung war.“

Grey verarbeitete das und streckte dann seine Hand aus. „Fox. Nicht.“

Es war genug. Mulder streckte seine noch immer zitternde Hand aus um kurz die seines Bruders zu drücken. Obwohl sie einige Zentimeter von ihm entfernt war konnte sie die Hitze spüren, die sein Körper ausstrahlte. Sie sah Grey an um zu sehen ob er das auch bemerkt hatte aber dessen Augen waren schon wieder auf Halbmast. Die Gelegenheit ergreifend legte sie eine Hand auf Mulders Schulter.

„Zehn Minuten sind um, Mulder.“, sagte sie leise. „Wir hatten eine Abmachung.“

Mulders Lippen wurden dünn. „Noch fünf Minuten, Scully, wir haben…“

„Mulder, Schau ihn dir an.“

Wie sie gehofft hatte, schaffte die Sorge um seinen Bruder das, was ihre Drohungen nicht geschafft hatten. Mulder registrierte, dass Greys Augen nur noch Schlitze waren und sein Ärger verschwand.

„Ruh dich was aus.“, sagte er Grey sanft. „Wir reden später weiter.“

Grey nickte liebenswürdig ohne zu versuchen die Augen zu öffnen. „’kay.“

Mulder erhob sich mit der Beweglichkeit eines neunzigjährigen Mannes. Offensichtlich hatte sein Blut die Nachricht, dass sein Kopf sich bewegte nicht verstanden, denn seine Welt wurde grau und wenn Scully ihn nicht am Arm gepackt hätte, wäre er auf dem Boden zusammengebrochen. Sie lenkte ihn durch die Tür und den Gang entlang zum Aufenthaltsraum und der inkongruenten Form von Skinner mit einer Ausgabe von „Schöneres Heim und Garten“ in der Hand. Als er sah, dass Scully fast genau so blass war wie Mulder, sprang er auf um ihr zu helfen ihren Partner in einen Stuhl zu verfrachten.

„Ich bin okay!“, fauchte Mulder und brach dann in einen heftigen Hustenanfall aus, sich vornüberbeugend und seine Rippen festhaltend.

Skinner zog ein Taschentuch aus seiner Tasche und drückte es in Mulders rechte Hand. Er brachte es an seine Lippen in dem Versuch die rauen, unkontrollierbaren Spasmen zu dämpfen. Als sie endlich verstummten hielt Mulder es weiterhin fest an seine Lippen gepresst.

„Das ist genug, Mulder. Wir gehen jetzt nach unten in die Notaufnahme.“, sagte Scully und versuchte ihren Befehlston anzuschlagen, klang aber verzweifelt und besorgt.

„Ich will nicht, dass Grey alleine gelassen wird.“, erwiderte Mulder stur, wobei seine Stimme wie bei jemandem mit Kehlkopfentzündung schwankte.

Skinner schüttelte den Kopf. „Mulder, wir haben uns schon geeinigt, dass sie wahrscheinlich gar nicht Grey haben wollten. Ich bin sicher, dass er nicht…“

„Sie haben es nicht geschafft seine Erinnerung ganz zu löschen!“, warf Mulder ein. „Er könnte etwas gesehen haben, oder etwas gehört haben, woran er sich nicht erinnern sollte.“ Er bemühte sich ruhig zu stehen und zwang seine Worte aus seinem geschundenen Hals. „Ich werde das Risiko nicht eingehen, Skinner! Sie müssen mir versprechen…“

Mulder erstarrte, erst halb aufgestanden, seine Augen wurden unglaublich weit und verloren den Fokus bevor sie in seinen Kopf zurück rollten. Skinner fing ihn auf bevor er nach vorne auf die Fliesen fallen konnte und war fast panisch als er spürte dass Mulder in seinen Armen zu zucken begann.

„Oh Gott, oh Gott, er krampft! Legen Sie ihn auf den Boden!“, stöhnte Scully. „Wir brauchen hier Hilfe!“, schrie sie in Richtung des Schwesternzimmers.

Skinner gehorchte ihr und bemühte sich seinen Halt an Mulders zuckendem Körper nicht zu verlieren. Als eine Schwester mit einem Pfleger und einer Trage ankam war Mulder ganz schlaff und ruhig geworden. Scully schwirrte herum, gab Befehle wie ein Truppenkommandant als er professionell auf die Trage geschnallt und angehoben wurde. Sie folgte ihnen den Gang entlang bis in den Fahrstuhl hinein ohne Skinner einen weiteren Blick zuzuwerfen, eine von Mulders Händen von ihrer umfasst, während sie in gleichmäßigen Fluss Hintergrundinformationen an die Schwester weitergab.

Skinner stand mitten im verwaisten Aufenthaltsraum, Schock erdrückte seine Gefühle wie eine dicke Decke. Sich selbst aus seiner Trance reißend, biss er die Zähne zusammen. Die beste Art wie er Mulder jetzt helfen konnte war sicherzustellen, dass er sich darauf konzentrieren konnte zu gesunden. Wenn der Mann wollte, dass Grey unter Schutz gestellt wurde, würde er höchstpersönlich dafür sorgen.

Skinner machte drei Schritte bevor sein Fuß auf etwas Weichem landete. Nach unten blickend sah er das zusammengeknüllte Taschentuch und beugte sich nieder um es aufzuheben bevor er weiter zu Greys Zimmer ging. Er wollte es fast schon in seine Tasche stopfen aber ein Farbtupfer erfasste seine Aufmerksamkeit. Sein Magen verkrampfte sich als er das ehemals weiße Taschentuch entfaltete um hässliche rote Blutstropfen zu enthüllen.
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