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The X-Files: Lost Investigations (Season 2)

von meiko

Kapitel 5: Death

The X-Files: Lost Investigations
Season 2

"Death" (Millennium 5 von 6)

Created by Chris Carter
Written by meiko



Tanana River,
Alaska

"Genug davon!", sagte Frank Black plötzlich und hab den Arm. "Kein Wort mehr!"
"Aber...", begann Skinner, doch Frank warf ihm einen durchdringenden Blick zu, der ihn augenblicklich verstummen ließ.
"Das waren Helikopter", stellte Black nach einigen Sekunden fest und ließ den angehaltenen Atem leise entweichen.
"Helikopter? Dann vermuten Sie also..." Skinner runzelte die Stirn. "Nein, das kann doch nicht sein."
"Und weshalb kann das nicht sein?" Franks Stimme tropfte vor Sarkasmus. "Denken Sie doch nur an das, was Sie bis jetzt über die Millennium-Gruppe wissen und dann denken Sie daran, dass sie mich unbedingt unschädlich machen wollen. Nun, da die wissen, dass sie mit List, Tücke und guten Worten nicht mehr weiterkommen, werden sie ganz andere Geschütze auffahren. Glauben Sie mir, Assistant Director, das habe ich alles schon einmal gesehen - so, oder so ähnlich."
Walter war aufgestanden und hatte sich vorsichtig dem Fenster genähert, während Frank eilig die schwelenden Reste des Feuers löschte und das Licht der Petroleumlampe herunter drehte. "Es ist besser, sie sehen uns hier nicht. So werden wir zumindest kein eindeutiges Ziel abgeben."
"Meinen Sie?", fragte Skinner, und ein seltsamer, ungewohnter Klang umgab seine Stimme.

Beunruhigt drehte Black sich um. Dort am Fenster stand Skinner, doch in der Hand hielt er nun nicht mehr die Kaffeetasse, sondern einen schweren, verzierten Dolch. Irgendwo tief in seinem Inneren musste er sich offenbar köstlich amüsieren, denn um seine Mundwinkel herum zuckte es verdächtig.
"Was halten Sie denn davon, wenn wir der Millennium-Gruppe die schmutzige Arbeit ersparen? Wäre das nicht ein ganz wunderbarer Gedanke?"



Jetzt...
Tanana River,
Alaska

Als Frank Black zum letzten mal in Richtung Fairbanks blickte, tauchte die Sonne gerade hinter die borealen Baumriesen ein und färbte den wolkenverhangenen Himmel blutrot.
Sein weißer Haarschopf war zerwühlt und über das zerfurchte Gesicht zogen sich zwei frische Narben, die er sich wohl im Kampf mit seinem Gegner zugezogen hatte.
Doch dies war es nicht, das seinen Blick brechen und das dunkle Glühen seiner Augen ermatten ließ. Für einen Moment stand er schwankend auf der Felsenklippe und bewegte tonlos die Lippen.
Sein Gegner betrachtete fassungslos das Messer in seiner Hand, welches das Relief zweier Schlangen zeigte, die - ineinander verschlungen - sich gegenseitig in den Schwanz bissen.
"Sk... Skinner", hauchte Frank Black mit ersterbender Stimme.
Walter Skinner ließ das Messer fallen und trat entsetzt einen Schritt zurück. "Nein", rief er heiser. Und noch einmal: "Nein!"
Doch so sehr er die Tatsache seinem eigenen Gehirn auch verweigern wollte - sie war real. Es war geschehen.
Frank Black drehte sich einmal um die eigene Achse. Dann brach seine große Gestalt zusammen und stürzte schweigend in den Abgrund, der sich direkt unterhalb des Felsmassivs erstreckte.
Walter stürzte zum Felsrand vor und beobachtete die letzten Sekunden von Franks Sturz.
Er sah so friedlich aus, wie er langsam - ganz langsam - in die Tiefe fiel. Schließlich prallte er an einem Felsblock ab und wurde in den Tanana River geschleudert, der sich dort unten schäumend entlang zog. Sein Körper tauchte in die Fluten ein, kam noch einmal hüpfend an die Wasseroberfläche und verschwand endlich in den brodelnden Wasserwirbeln.
Die Stromschnellen hatten Frank Black verschlungen.



Jetzt...
Tanana River,
Am anderen Ufer
Alaska

"Sir, dort drüben!" Leonore O'Casey ließ das Fernglas sinken und starrte ihren Vorgesetzten verwirrt an. "Also... das verstehe ich nicht."
St. Maine streifte sie mit einem vernichtenden Blick. "Was soll denn das für eine Meldung sein?", brummte er ungehalten. "Was geht dort vor sich?"
Leonore biss sich grübelnd auf die Unterlippe. "Sie kämpfen miteinander", sagte sie leise - mehr zu sich selbst, als zu ihrem Vorgesetzten. "Ich verstehe es wirklich nicht. So hätte ich Skinner einfach nicht eingeschätzt. Nach all den Stunden, die wir miteinander verbracht haben, hatte ich wirklich geglaubt, ihn durchschaut zu haben."
"Sie kämpfen?" wiederholte ihr Chef gereizt.
Leonore nickte ernst. "Aber vielleicht ist Frank Black doch unberechenbarer, als wir anfangs gedacht hatten. Vielleicht hätten wir seine Rückführung noch besser vorbereiten sollen. Vielleicht..."
Sie verstummte abrupt. Sie hatte wieder durch das Fernglas geblickt, doch als sie es nun sinken ließ, wirkte ihr Gesicht fahl und um Jahre gealtert. "Sir..."

St. Maine hatte den dunklen Schatten von den Klippen herab stürzen sehen, doch alle weiteren Details verschwanden gnadenlos in der feuchtkalten Luft über dem Tanana. "Was war denn das? Was haben Sie denn? Nun reden Sie doch schon, O'Casey, um Gottes Willen!"
Bernard St. Maine war ein forscher Mittvierziger, ganz der Typ Mann, der so sehr dem uralten amerikanischen Ideal des Self-Made-Man entsprach. Sein schütteres Haar war heute von einer grauen Wollmütze bedeckt, doch sein ganzes Wesen ließ den etwaigen Zuschauer keine Sekunde daran zweifeln, dass er es mit dem geborenen Anführer zu tun hatte. Nun, so ganz falsch war das sicher nicht. Auch wenn dies Informationen waren, die in keiner bundesstaatlichen Datenbank auftauchten - er führte diesen Teil der Millennium-Gruppe nun bereits seit drei Jahren mehr als erfolgreich. Und so wie es aussah, würde sich daran auch so schnell nichts ändern.
Seine Hand spielte lasziv mit dem schweren Patronengürtel, während sein Blick vom mitgebrachten Waffenarsenal über seine Mitarbeiter bis zum anderen Flussufer wanderte. "Ich höre, O'Casey", brummte St. Maine ungeduldig.
Leonore schüttelte die unfassbaren Bilder ab und riss sich zusammen. "Es läuft alles ganz falsch", murmelte sie, und St. Maine musste sich anstrengen, um jedes ihrer Worte hören zu können. "Er... er sollte uns doch nur Haus und Tor öffnen und ihn aus seinem Nest herausholen. Aber..." Sie sah Bernard hilflos an und reichte ihm das Fernglas. "Er sollte ihn doch nicht töten!"

St. Maine atmete tief durch. "Dann hält uns jetzt nichts mehr hier." Er drückte Leonores Schulter aufmunternd. "Tut mir leid für Sie. Ich weiß, was Sie durchmachen. Kopf hoch." Er wandte sich um und rief zu seinen Gefährten hinüber: "Was ist mit den Helikoptern? Haben Sie ihre Herkunft über die Registrierungen ausfindig machen können?"
"Nichts zu machen", antwortete einer seiner Leute schulterzuckend. "Die waren nicht registriert. Auf jeden Fall sind sie abgedreht und seitdem nicht mehr aufgetaucht."
Gut, sie waren weg. Trotzdem - das ganze gefiel Bernard überhaupt nicht. "Vermutetes Ziel?", fragte er.
"Unbekannt. Aber wenn Sie mich fragen... Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen. Gegen eine Helikopterstaffel können wir nichts ausrichten. Nur für den Fall, dass sie zurückkommen, klar."
St. Maine wandte sich ab und blickte wieder zur Felsklippe hinauf. Von Skinner war keine Spur mehr zu sehen, doch was hieß das schon?
"Nein", entschied er schließlich. "Wir bleiben. Selbst wenn Frank Black tot ist, wir müssen die Geschichte zu einem sauberen Abschluss bringen."
Er wandte sich zum Lager um, doch da fasste Leonore ihn am Arm und hielt ihn zurück. "Was soll das heißen, Sir?"
St. Maine blickte sie eisig an. "Es ist doch ganz einfach", sagte er kalt. "Kein Wort von all dem darf nach Washington durchsickern. Der Assistant Director wird Alaska nicht verlassen!"



Unmarked Helicopters,
Der Luftraum über dem Tanana River,
Alaska

CGB Spender beobachtete konzentriert die grüne Fläche, die sich endlos unter ihm erstreckte. Endlos - so weit das Auge reichte - und nur hin und wieder von den Ausläufern der Berge unterbrochen. Die Tür des Helikopters war zur Seite geschoben, so dass ihnen keine Einzelheit ihres Ziels entgehen konnte.
Die Mitglieder der Millennium-Gruppe waren nicht die einzigen geblieben, die die Tragödie auf der Felskuppe mit angesehen hatten. Auch er selbst und seine Mannschaft waren Zeuge der unfassbaren Sekunden gewesen, als Walter Skinner mit Frank Black gekämpft und ihn in die Tiefe gestoßen hatte.
"Was hat das zu bedeuten?", fragte einer seiner Leute, wie üblich in einheitliches, schmuckloses Schwarz gekleidet.
Spender sank schlaff in die Gurte zurück und starrte ins Leere. "Ich muss mich sammeln", brachte er endlich hervor, doch es klang, als würde sich seine Zunge nur mühsam über ein altes Reibeisen quälen. Obwohl es hier oben mehr als zugig war, brachte er es irgendwie fertig, sich eine Morleys anzuzünden.
"Ändern sich unsere Einsatzbefehle?", versuchte sein Gegenüber hartnäckig, ein Gespräch aufzubauen.

Spender atmete den Zigarettenrauch tief und genusslos ein. "Alles ändert sich", sagte er in seiner unbestimmten Art, doch die wenigen Menschen die ihn näher kannten, hätten in diesem Augenblick einen dunklen Schatten auf seinem Gesicht bemerken können. "Alles ändert sich", wiederholte er noch einmal und versank wieder in tiefes Nachdenken. Der Soldat war klug genug, es dabei zu belassen und nicht zu versuchen, seinem Befehlshaber eine Antwort abzuringen.

Endlich - es mochten zwei oder drei Minuten vergangen sein, in denen die Rotoren der Helikopter untätig die Luft zerschnitten - endlich regte sich der Raucher. Er setze sich gerade hin und es war, als hätte jemand einen Schleier vor seinen Augen weggerissen. Sein Blick klarte auf und über sein faltiges Gesicht flog das Äquivalent eines Lächelns.

"Ich bin hierher gekommen, um jemanden zu benutzen", sagte er, doch es blieb unklar, ob er jemanden direkt ansprach, oder ob er nur seinen Gedanken Luft machte. "Nun, da mir Skinners Funkspruch die korrekten Koordinaten verraten hatte, da hatte alles so einfach ausgesehen. Ich hätte ihn benutzen können", sagte er noch einmal, leise und fast unhörbar. "Doch sein Tod ändert die Sachlage. Es ist nun niemand mehr da, dessen Wissen bewahrt werden müsste."

"Ihre Befehle, Sir?"
"Fliegen Sie einen Bogen und nehmen Sie das Lager der Millennium-Gruppe unter Beschuss. Es darf keine Überlebenden geben!"



Das Blockhaus,
Tanana River,
Alaska

Der Kampf war vorüber. Erst jetzt bemerkte Walter Skinner, dass er die ganze Zeit über den Atem angehalten hatte. Sein Brustkorb brannte und keuchend sog er die feuchtkalte Luft in die Lungen.
Endlich schüttelte er die Erstarrung von sich ab und robbte zum Felsrand vor. Als er sich niederkauerte und hinabspähte, konnte er gerade noch sehen, wie der leblose Körper tänzelnd in den schäumenden Fluten verschwand.

Ein Kopf tauchte hinter dem Steinblock neben ihm auf und warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Wie sah es aus?“, fragte Frank Black.
„Täuschend echt“, erwiderte Skinner und rieb sich die Hände. „Die haben gesehen, was sie sehen sollten. Ich bin mir ganz sicher, dass die noch nicht mal mit ihren Ferngläsern erkennen konnten, dass wir nur Ihren strohgefüllten Anzug ins Wasser gestoßen haben.“
Frank atmete tief ein und aus. Selbst die Sorgenfalten in seinem Gesicht schienen sich ein wenig glätten zu wollen. „Das wäre gut“, sagte er. „Wenn sie mich für tot halten, habe ich genügend Zeit, mein Leben wieder in den Griff zu bekommen.“
„Dann runter mit dem Kopf“, gab Skinner zurück. „Ich bin ziemlich sicher, dass wir noch immer beobachtet werden.“
„Na schön.“ Frank nickte. „Ich ziehe mich in die Hütte zurück. Halten Sie hier die Stellung!“

Walter blieb zurück und ließ den Blick erschöpft über den Horizont gleiten. Es war Wahnsinn, einfach nur purer Irrsinn, sich auf so ein Spiel einzulassen, doch hier war er nun einmal. Jetzt musste er zusehen, wie er die Geschichte ohne größeren Schaden beenden konnte.
Oben auf dem Bergkamm, wo die Bäume nur noch spärlich wuchsen, türmten sich die Eisfelder und blitzten hin und wieder golden auf – wann immer es die vereinzelt durch die Wolken dringenden Sonnenstrahlen möglich machten. Weiter unten, wo der Fluss seine große Biegung machte, türmten sich vereinzelte Eisschollen mannshoch, ständig umwoben von kreuz und quer umherspritzenden Gischtflocken.
Es hatte aufgehört zu regnen, doch noch immer bildete der Himmel eine gefleckte Wolkenschicht, die nur gelegentlich einmal aufriss.

Walter blies in die Hände und sah zum Camp der Millennium-Gruppe hinunter.
Was war das? Die Entfernung war beträchtlich, doch nun glaubte er, zwischen den Schatten verstärkte Bewegungen ausmachen zu können. Was ging da vor sich? Sie bereiteten etwas vor, so viel war klar. In diesem Augenblick leuchtete ein Sonnenstrahl zwischen den Wolken auf und ließ dort unten etwas aufblitzen.
„Waffen!“, schoss es Skinner durch den Kopf. „Sie bauen eine Geschützbatterie auf.“
Er hatte diesen Gedanken kaum zu Ende gedacht, da stieg im Lager eine blasse Rauchwolke auf. Im gleichen Moment – nur um den Bruchteil einer Sekunde verzögert – krachte der Donner des Geschützes und eine Sprengladung schlug zehn Meter von ihm entfernt in den Felsen.
Instinktiv duckte er sich zwischen den Findlingen nieder und wartete in dieser geschützten Haltung ab, bis der Regen aus Gestein und Erde nachließ.
Die letzten Dreck- und Schneeklumpen klatschten neben ihm auf den Felsen – und dann: Stille.
Mit klopfendem Herzen lauschte Walter und erwartete in jeder nachfolgenden Sekunde das ohrenbetäubende Krachen der nächsten Explosion. Doch die Sekunden verstrichen und nichts geschah.
Zögernd schob sich Skinner bis zur Felskante vor und spähte über den Abgrund hinweg. Was er dort sah, nahm ihm für einen Moment den Atem.
Jenseits des Tanana kreisten die schwarzen Helikopter über dem Lager der Millennium-Gruppe. Es war kein zielloses Patrouillieren, im Gegenteil: Dort wurden Geschütze ausgerichtet. Auf beiden Seiten!



Tanana River,
Lager der Millennium-Gruppe,
Alaska

„Ziel erfasst“, meldete St. Maines Adjutant.
Bernard warf einen abschließenden Blick durch das Camp der Gruppe. „In Ordnung“, sagte er. „Eliminieren Sie ihn – und dann kümmern Sie sich um die Helikopterstaffel. Feuer!“

Fortsetzung folgt…



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