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The X-Files: Lost Investigations (Season 2)

von meiko

Kapitel 4: Fear

The X-Files: Lost Investigations
Season 2

Fear (Millennium 4 von 6)

Created by Chris Carter
Written by meiko



Tanana River,
Alaska

"Wunderbar!", Walter lehnte sich entspannt zurück und genoss mit halb geschlossenen Augen das Aroma des starken Kaffees, den ihm Frank soeben in einer Blechtasse serviert hatte. "Was für ein Unterschied zu dem entsetzlichen Instant-Zeugs, das wir auf der Reise bei uns hatten."
Frank Black brummte etwas unverständliches und ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. "Sie wollten reden, also reden wir", sagte er endlich. Nicht allzu unfreundlich, aber doch so, dass kein Zweifel darüber aufkommen konnte, dass er seinen Besucher lieber von hinten gesehen hätte.
"Ja", antwortete Skinner. "Sicher. Sie waren also in den letzten Wochen nicht mit Leonore O'Casey zusammen? Und Sie haben sie nicht nach Washington zu mir geschickt?"
Frank goss sich selbst etwas von dem Kaffee ein und schüttelte belustigt den Kopf. "Hat sie Ihnen das etwa weismachen wollen? Na, ich sehe schon, sie war wohl recht erfolgreich damit."
Brennendes Schamgefühl stieg in Walter hoch und schnürte seinen Hals zu. "Aber..."
Frank winkte ab. "Ist schon gut, das kann passieren. Darin ist sie wirklich gut, noch immer. So war sie schon, als wir uns kennen gelernt hatten."
"Dann war dieser Teil ihrer Geschichte also nicht gelogen? Sie gehörte wirklich zur Millennium-Gruppe?"
"Gehörte? Nein, sie ist noch immer aktiv - und sie ist sogar ein ziemlich wichtiges Mitglied."

Skinner dachte einen Augenblick nach. "Mr. Black, Sie haben früher für das FBI gearbeitet?"
"Das ist eine lange und verworrene Geschichte. Die Brücken, die man hinter sich niederbrennt. Der verlorene Sohn, der nach Hause zurückkehrt. Und schließlich wieder fortgeht... diesmal für immer." Er räusperte sich und sah lange in das knisternde Kaminfeuer. "Ich muss Ihnen bei Gelegenheit einmal alles erzählen. Aber vermutlich würden Sie mir gar nicht alles glauben."
Skinner lächelte leise. "Da wäre ich an Ihrer Stelle gar nicht so sicher. Inzwischen habe ich mehr sehen müssen als ich es mir jemals gewünscht hätte. Da gibt es eine Unterabteilung beim FBI..." Er runzelte die Stirn und wechselte abrupt das Thema. "Aber wir waren bei O'Casey stehen geblieben. Offensichtlich hat sie mich ziemlich erfolgreich manipuliert und mir genau das erzählt, was ich hören wollte. Aber was könnten ihre wahren Absichten sein? Haben Sie irgend eine Ahnung?"

Frank Black nickte. Ein dunkler Schatten umwölkte sein Gesicht. "Mag sein", sagte er. "Manche Dinge weiß ich einfach, auch wenn einige Leute das gern verhindern würden. Es ist so: Ich arbeite nicht mehr länger für die Millennium-Gruppe. Mir sind Dinge über diese Vereinigung von Menschen klar geworden, die ich anfangs, als ich von denen angeheuert wurde, noch nicht wusste. Und die man wohl absichtlich vor mir verbarg, denke ich. Das betrifft sowohl ihre Ziele als auch die Methoden, mit denen sie ihre Ziele verwirklichen wollen."
"Ihre Ziele?", hakte Skinner nach.
"Anfangs dachte ich, es gehe nur um die Bekämpfung des Bösen, das zum Ende dieses Jahrtausends hin immer mehr um sich greift - so wie eine Seuche. Doch nach und nach..." Er brach ab und seine Stimme zitterte, als er weiter sprach. "Bitte ersparen Sie mir das herumwühlen in den Details. Ich habe meine Frau verloren und wüsste gerne, wie... wie es meiner kleinen Tochter geht. Wo sie jetzt wohl ist... was sie tut..." Er wandte den Blick ab und ballte die Fäuste.

Skinner schwieg bestürzt. "Es tut mir leid", sagte er schließlich. "Sie sehen selbst, dass ich von diesen Dingen keine Ahnung habe. Aber wir wollten über Leonore O'Casey sprechen."

Frank hatte sich wieder soweit gefasst, dass er weiter reden konnte. "Auch wenn wir wohl immer nur zu wissen glauben, was ihre nächsten Ziele sind: Eines scheint auf jeden Fall festzustehen: Sie hat Sie benutzt, um an mich heranzukommen. Sie wusste, dass sie sich mir nicht gefahrlos auf fünfzig Schritt nähern konnte. Vielleicht glaubte sie leichteres Spiel zu haben, wenn jemand an ihrer Seite wäre, der nach offiziellen Verhandlungen aussah... Keine Ahnung. Sicher scheint nur eines: Sie waren der Lockvogel, Skinner. Und ich war die Beute."

Walter lehnte sich bleich zurück und stellte die Blechtasse ab. "Aber warum das ganze?", fragte er.
Frank sah ihn düster an. "Ich schätze... ich schätze, ich bin für sie zu einem unkalkulierbaren Risiko geworden. Die Gruppe kann es nicht ausstehen, ehemalige Mitglieder nicht unter totaler Kontrolle zu haben."
"Und warum stürmen die Ihr Versteck nicht einfach und schießen sie nieder?"
"Ich weiß es nicht genau. Möglicherweise ist da noch mehr, von dem ich nichts ahne. Aber wie dem auch sei: Die Gruppe will auf jeden Fall dafür sorgen, dass ich nicht irgendwo außerhalb ihres Einflussbereiches agieren kann. Alles oder nichts, Sie kennen ja das Spiel."
Walter sah ihn lange nachdenklich an. "Aber Sie wollen nicht agieren, habe ich recht? Sie haben gar kein Interesse mehr daran, gegen die Gruppe zu arbeiten!"

Frank Black schloss die Augen. "Nein, jetzt nicht mehr. Es... es ist alles so sinnlos geworden. Ich weiß nicht mehr, wofür ich noch kämpfen soll."



Tanana River,
Am anderen Ufer
Alaska

"Basislager?" Leonore O'Casey drückte die Verbindungstaste ein weiteres mal. "Basislager? Hier OC Eins. Könnt Ihr mich hören?"
"Hier Basislager", knarzte eine Stimme aus ihrem Funkgerät. "Wir hören dich! Was gibt es neues?"
Leonore runzelte die Stirn und sah durch die Äste der im Wind schwankenden Nadelbäume zum Felsplateau hinauf.
"Keine guten Nachrichten", sagte sie. "Die Rückholung wird schwieriger als erwartet."
Langes Schweigen.
"In Ordnung, OC Eins", knarzte die Stimme wieder. "Die Gruppe bereitet den zweiten Teil des Plans vor. Wir halten Kontakt!"



Linda's Taverne
Washington D.C.

Senator Matheson ließ die hübsch verzierte Speisekarte sinken und musterte sein Gegenüber verärgert. "Was bilden Sie sich ein?", zischte er und deutete auf die Zigarette, die der andere Mann soeben angezündet hatte.
CGB Spender lächelte hintergründig und sog den Rauch tief in seine kranke Lunge ein. Gleich darauf unterdrückte er einen hartnäckigen Hustenreiz und winkte ab. "Seien Sie doch ehrlich, Senator", sagte er und beugte sich vor. "Ihnen geht es weder um den Rauch noch um die Etikette in diesem schicken Etablissement. Ihnen geht es um etwas ganz anderes!"
Matheson war es recht, dass der Raucher so leise sprach. Auch wenn dieses Cafe eine der besten Adressen war, wenn man nicht gesehen werden wollte - er zog es doch vor, es lieber nicht darauf ankommen lassen. "Also schön, dann im Klartext", sagte er, und unterdrückter Zorn zitterte in seiner Stimme mit. "Es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten sollte, und das Entführen von FBI-Agenten zum Erreichen privater Ziele ist einfach..." Er rang nach dem passenden Wort. "Unpassend!"
Spender musterte ihn kalt. "Was wissen Sie denn von meinen Zielen? Was wäre, wenn mehr dahinter steckt? Wenn ich ganz andere, viel höhere Ziele hätte?"
Matheson schnaubte. "Sie? Machen Sie sich nicht lächerlich!"

Etwas in Spenders Tasche summte leise. Er drückte seine Zigarette auf dem Kuchenteller aus, griff nach seinem Pager und brachte ihn unauffällig zum Schweigen. Dann hob er den Kopf und sah den Senator mit überlegenem Blick an. "Ich habe gerade eine interessante Meldung hereinbekommen", sagte er. "Wissen Sie, es ist nie verkehrt, mehrere Eisen im Feuer zu haben."
"Dann raus mit der Sprache", brummte Matheson.
"Meine Leute haben einen Funkspruch abgefangen. Ich brauche Ihre FBI-Agenten jetzt nicht mehr, Senator. Die Koordinaten sind bekannt." Er erhob sich, strich seinen Mantel glatt und legte einen Geldschein auf den Tisch. "Guten Tag."



Old Roadshop Warehouse
Maryland

Dicke, schwere Regentropfen begannen, auf das kühle Straßenpflaster zu fallen. Bald verwandelte das trübe Licht der Laternen den feucht glänzenden Asphalt in einen Spiegel der High-Society-Welt am anderen Ende der Stadt. Doch hier, in den Nebenstraßen, war trotz der entfernten Spiegelbilder vom Glanz der Großstadt nicht mehr viel zu verspüren. Zu eng drängten sich die Mauern der Lagerhäuser aneinander. Selbst wenn es nicht später Abend gewesen wäre - die hoch aufgetürmten Backstein- und Betonbauten hätten auch im Sonnenschein dunkel und ausladend gewirkt.

Mulder war das egal. Er hatte ein Ziel vor Augen, und das war ihm wichtiger als alles andere, was er sich im Moment vorstellen konnte. Wenn er es heute Abend nicht schaffen sollte, Scully zu befreien, dann sah es mehr als schlecht aus. Gleich der erste Schlag musste sitzen, sonst wären sie gewarnt. Nein, eine zweite Chance würde er nicht bekommen, das wusste er.

"Bereit?", fragte der Einsatzleiter des SWAT Kommandos leise.
Mulder nickte.
"Gut. Also los." Er sprach einen Befehl in sein Funkgerät, hob die Hand - und im gleichen Moment eilten seine Männer schattenhaft an ihm vorbei. Sekunden später war das Gebäude umstellt, und Mulder wusste aus eigener Erfahrung, dass auch auf den gegenüber liegenden Häusern Scharfschützen Stellung bezogen hatten. Er musste sie gar nicht sehen - dazu hatte er schon viel zu viele Einsätze dieser Art selbst miterlebt.

Doch diesmal ging es um mehr. Es ging um Scully. Er presste die Lippen fest zusammen und für den Bruchteil einer Sekunde gab er sich ganz dem bohrenden Gefühl seiner Ohnmacht hin. Es war seine Schuld, natürlich! Wieder einmal hatte sein Übereifer sie in Gefahr gebracht - und obwohl sie am Telefon vielleicht schon so etwas geahnt haben mochte, sie hatte ihm doch den Gefallen getan und war denen in die Falle gegangen. Mulder schloss die Augen. Wie hatte er nur auf ihre Sicherheit vertrauen können? Was war, wenn dieser Fehler ihr das Leben kosten sollte?

Gewaltsam riss er die Augen auf und sah sich um. Diese Gedanken musste er sich wohl oder übel für später aufheben - für jetzt blieb ihm keine andere Wahl, als sich voll und ganz auf das aktuelle Geschehen zu konzentrieren.

Das SWAT-Team war gut eingespielt, das war auf den ersten Blick zu sehen. Die lautlose Annäherung, das ebenso geräuschlose Öffnen der Tore - all dies war das Werk von wenigen Sekunden. Als die Männer das Lagerhaus stürmten, zögerte Mulder nicht, sich ihnen anzuschließen. Nur einen Augenblick später befand er sich im Inneren des trostlosen Gebäudes und sah sich hektisch um. Die drei Stockwerke, die man von außen erkennen konnte, waren innerhalb des Hauses zu einer gewaltigen Halle ausgebaut worden. Auf Zwischenböden hatte man bewusst verzichtet, so dass sich die gähnende Leere des Lagerhauses noch drohender vor ihnen ausbreitete.
'Mist', fluchte Mulder in Gedanken vor sich hin. Es war so dunkel, dass man die Hand kaum vor den Augen erkennen konnte. Missmutig widerstand er der Versuchung, einfach laut nach seiner Partnerin zu rufen. Das hätte womöglich alles kaputt gemacht.
Aber Scott, sein Einsatzleiter, hatte die Situation bereits im Griff. Wie auf ein geheimes Kommando blitzte plötzlich von allen Seiten der Schein starker Halogen-Scheinwerfer auf und hüllte den Saal in ein kaltes, geisterhaftes Licht.

"Ziel auf 9 Uhr erfasst!", rief eine Stimme. Gleich darauf schwenkten die Scheinwerfer in die bezeichnete Richtung und erfassten die Schemen mehrerer hin und her eilender Gestalten.
"Sie haben Scully!", brüllte Mulder. In diesem Moment war es ihm egal, was Scott davon halten mochte. Für jetzt zählte nur, dass er sie gefunden hatte. Ohne dass er sich dessen bewusst war, setzten sich seine Beine reflexartig in Bewegung und rannten so schnell es ging auf sie zu.
Da verlor einer der Männer des Rauchers die Nerven - und wer weiß? Vielleicht war es gerade diese Aktion, die Scully letzten Endes das Leben rettete. Der Mann in Schwarz war noch jung, und da konnten solche Missgeschicke durchaus geschehen. Egal wie gut man diese Leute ausgebildet hatte - irgendwann kam unweigerlich der Moment, an denen sie von der Theorie in die Praxis wechseln musste.
Diesem Mann ging das eindeutig zu schnell. Mit schrillem Schrei wandte er sich von seinen Kameraden und seiner Gefangenen ab, riss eine halbautomatische Pistole aus dem Schulterhalfter und feuerte einige ziellose Schüsse in die Richtung des Agenten ab. Die Kugeln zischten Mulder um die Ohren. Schließlich drang eines der Geschosse in seine kugelsichere Weste ein und warf ihn rücklings zu Boden.
Im gleichen Augenblick eröffnete das SWAT Kommando das Feuer. Es war keine wilde, planlose Schießerei. Offenbar war jeder der Fremden bereits mehrfach ins Visier genommen worden, so dass nach nur einem Dutzend Schüssen keiner der Entführer mehr am Leben war.

Mulder erhob sich benommen, betastete seinen schmerzenden Brustkorb und stellte erleichtert fest, dass die Weste ganze Arbeit geleistet hatte. Vielleicht hatte er sich eine Rippe angeknackst, doch das war nichts im Vergleich zu dem, was mit ihm geschehen wäre, wenn er die Schutzkleidung nicht getragen hätte.
"Scully?", rief er ängstlich und ließ den Blick durch die Halle wandern. Da! Man hatte sie auf einem Stuhl angebunden und ihr ein Tuch in den Mund gesteckt. Entschlossen sprang er über die blutüberströmten Körper der Verschwörer hinweg und kniete schwer atmend bei ihr nieder.
"Oh Scully", stammelte er, und in seiner Stimme mischten sich Freude und Furcht. Mit fliegenden Fingern löste er die Fesseln und zog vorsichtig den Knebel aus ihrem Mund.

"Mulder", würgte sie und brach zitternd in seinen Armen zusammen.
"Ist gut", flüsterte er, und es war ihm egal, wie die Leute vom SWAT diese Szene vielleicht auffassen würde. Er würde zu seinen Gefühlen stehen, das war das mindeste, was er in dieser Situation für sie tun konnte. Für sie beide.

"Wer war es?", fragte er leise, sobald sie sich etwas beruhig hatte. "Es war der Krebskandidat, richtig?"
Scully sah ihn kopfschüttelnd an. "Ich kann es nicht sagen, ich kannte überhaupt keinen von denen. Den Raucher habe ich auf jeden Fall nicht sehen können."
Fox Mulder ballte die Fäuste. "Dann können wir ihm das mal wieder nicht nachweisen. Es ist doch zum..."
"Ach Mulder", sagte sie und sah ihm in die Augen. "Lassen Sie ihn. Ich bin am Leben... das ist doch schon etwas, oder?" Sie versuchte ein zaghaftes Lächeln und legte die Hand auf seinen Arm.
Mulder schluckte trocken und zögerte. Endlich riss er sich zusammen. "Klar", sagte er und lächelte zurück. "Das bedeutet mir mehr als alles andere."
"Spinner", gab sie grinsend zurück.
"In Ordnung, Agent", sagte er angriffslustig. "Um was wollen wir wetten?"

Fortsetzung folgt…



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