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The X-Files: Lost Investigations (Season 1)

von meiko

Kapitel 3: Phlegethon

The X-Files: Lost Investigations 1.3 - Phlegethon
Season 1

Created by Chris Carter
Written by meiko



Southern Mine Motel,
südwestlich Washington D.C.
8:32 PM

"Mulder", stammelte Scully. "Wir sind eingeschlossen!"
Schon begann beißender Qualm, unter dem Türspalt hervorzuquellen.
Mulder riss zwei Kissen vom Bett, presste eines davon vor den Mund und gab das andere an Scully weiter.
"Hier, atmen Sie den Rauch nicht ein", rief er hustend.
"Danke für den Tipp", antwortete Dana sarkastisch und sah sich hektisch in dem kleinen Zimmer um. "Wenn wir nicht hinaus können, müssen wir uns irgendwo verkriechen, wo uns die Flammen nicht erreichen."
"Das Bad!", riefen sie beide gleichzeitig, stürzten hinein und schlossen die Tür hinter sich.
"Nicht abschließen, Scully." Mulder betastete prüfend die Marmorwände des Badezimmers und die Aluminiumtür. "Wir müssen nur so lange durchhalten, bis Hilfe kommt."
Scully ließ sich auf dem Toilettensitz nieder, öffnete den Wasserhahn und benetzte ihr Gesicht mit der kühlen Flüssigkeit. "Wir haben echtes Glück, dass diese Abstiege ein modernes Bad hat", sagte sie. "Die gefliesten Wände werden die Hitze eine Weile aufhalten."
Fox Mulder, der bis dahin wie ein gehetztes Tier ziellos in dem winzigen Raum auf und abgeschritten war, hielt in seiner Bewegung inne und lauschte. "Hören Sie das Prasseln, Scully?"
Sie horchte. Das, was Mulder als Prasseln bezeichnet hatte, erinnerte sie eher an das Brüllen und Fauchen eines eingesperrten Tieres. Die Flammen hatten sich durch die Holztür ihres Motelzimmers gefressen und wüteten nun in der kargen Einrichtung. Ein verzweifelter Zug überschattete ihr Gesicht.
Mulder sah sie hilflos an. "Schon gut, Scully", sagte er und strich über ihren Handrücken. "Sie werden uns finden." Unbeholfen nahm er sie in die Arme und ließ es zu, dass sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte. Nun verflüchtigte sich auch das Adrenalin in seinem Körper und tiefe Erschöpfung überkam ihn. Seine Stimme wurde leiser und sie sanken auf den gekachelten Fußboden.
"Sie werden uns hier finden..."



Five Oaks,
nordwestlich Washington D.C.
6:42 PM

Agent Doggett erwachte aus seiner Ohnmacht und wollte sich aufrichten. Im gleichen Moment erinnerten ihn die stechenden Schmerzen in seinem Knie und an seinem Schädel an das, was zuvor geschehen war. Stöhnend zuckte er zusammen und ließ den Kopf sinken.
Ihm war kalt. Wie lange mochte es her sein, dass Monica aufgebrochen war um Mulder und Scully zu warnen? Minuten? Stunden? So wie er sich fühlte, hätten es durchaus auch Jahre sein können - ganz egal. Ihm war nur kalt und übel.
Entschlossen kämpfte er gegen den Brechreiz in seinen Eingeweiden an, völlig sinnlos, wie er wusste. Auch wenn ihm die Entleerung seines Mageninhalts für kurze Zeit Erleichterung verschafft hätte, verspürte er keine Lust, dem Killer diese Genugtuung zu geben. "Nicht... mit mir", stöhnte er zwischen zusammengepressten Zähnen.

Aus der Ferne drang das Heulen mehrerer Motoren an sein Ohr. Das musste das FBI sein. Erleichtert stieß er die Luft aus den Lungen.

Kurze Zeit später drang ein Sondereinsatztrupp der Polizei auf die Lichtung vor und umstellte und stürmte das Gebäude. Zwei Mediziner knieten bei ihm nieder und begannen mit der fachgerechten Wundversorgung.
Die große Gestalt des Einsatzleiters schälte sich aus dem Dunkel zwischen den Bäumen und kam auf ihn zu.
"Agent Doggett", rief der Mann bestürzt und John erkannte die Stimme von Assistant Director Skinner.
"Hat... hat Agent Reyes Sie erreicht?", fragte Doggett hustend.
"Ja, auf meiner Mobilnummer. Ich war gerade auf dem Weg nach Hause. Wo ist der Officer, der Sie hier empfangen sollte?"
John schüttelte den Kopf. "Wenn wir das nur selber wüssten. Erst war er noch da, aber dann..." Erschöpft brach er ab und hob hilflos die Hände. So schlecht es ihm im Augenblick auch ging - die Theorie, dass der Killer den Polizisten entführt haben sollte, erschien ihm immer abwegiger. Ein unschöner Verdacht stieg in ihm auf, doch er behielt ihn vorerst noch für sich.
"Es ist gut, Agent Doggett", sagte Skinner. Besorgt beobachtete er, wie die Sanitäter ihrer Arbeit nachgingen. "Ist er ernsthaft verletzt?"
"Das können wir erst einschätzen, wenn man ihn in der Klinik genauer untersucht hat", antwortete einer der Männer. Vorsichtig hoben sie Doggett auf eine Trage. "Ich denke, er hat eine ordentliche Gehirnerschütterung bekommen. Die Wunde am Knie sieht wahrscheinlich schlimmer aus, als sie ist. Wir werden ihn auf jeden Fall mitnehmen müssen."
Doggett wusste wann es keinen Sinn hatte, sich mit Ärzten zu streiten. Doch bevor ihn die Mediziner abtransportieren konnten, hielt er Skinner am Arm fest. "Sie wissen, wo Agent Reyes ist, und aus welchem Grund sie dort ist?", raunte er.
Walter Skinner nickte. "Ich habe bereits ein Einsatzkommando dorthin geschickt. Und nun werden Sie schnell wieder gesund. Wir brauchen Sie beim FBI."
Die Trage mit Agent Doggett verschwand in der Finsternis des Waldes.



Southern Mine Motel,
südwestlich Washington D.C.
8:45 PM

"Ich habe Sie gefragt, ob sich noch Leute in dem Gebäude befinden", schrie der Feuerwehrmann nun schon zum dritten mal den Wirt des kleinen Motels an. Der kratzte sich verstört am Rücken, fuhr mit der Hand in die speckige Hosentasche und zuckte mit den Schultern.
"Wasweisich", nuschelte er versoffen und stieß eine stinkende Wolke Schnapsdunst aus. "Wird schon keina mehr... drin sein."
"Wo sind Ihre Unterlagen über die Zimmerbelegung?" Der Feuerwehrmann rüttelte den Wirt unsanft an der Schulter. "Nun machen Sie schon, raus mit der Sprache!"
Der Betrunkene stierte ihn unsicher an. "Na die sin doch noch da drin", murmelte er.
Fluchend stieß ihn der Beamte zur Seite. "Schafft den Mann hier weg", schrie er seinen Leuten zu, um den Lärm zu übertönen. "Sein Atem könnte sonst Feuer fangen!"
"Ist noch jemand da drin?", fragte einer seiner Männer.
"Keine Ahnung", gab der Einsatzleiter zurück. "Aus dem Besitzer ist nicht viel heraus zu bekommen. Sucht das Haus systematisch ab!" Er gab noch einige Befehle zur Koordinierung des Löschtrupps und beobachtete konzentriert, wie seine Leute in das brennende Motel eindrangen.

Ein Wagen hielt mit quietschenden Reifen vor dem Löschzug und eine Frau stieg mit entsetztem Gesicht aus. Sie wollte den Feuerwehrmännern etwas zurufen, doch ihre Stimme wurde vom Chaos um sie herum mühelos verschlungen. Sie war bleich und von solch blasser Gesichtsfarbe, dass sich der Schein der lodernden Flammen wie auf einer Eiswand spiegelte.
Als der Einsatzleiter die Frau bemerkte, riss er wütend die Augen auf. Was bildeten sich diese Schaulustigen eigentlich ein? "Lady!", schrie er. "Was machen Sie denn hier? Sie sollten jetzt schnellstens von hier verschwinden!"
Doch die 'Lady' reagierte nicht ganz so wie erwartet. Entschlossen zog sie einen Ausweis aus der Tasche und hielt ihn ihm unter die Nase.
"Agent Reyes vom FBI", rief sie. "Haben Sie meine beiden Kollegen schon herausgeholt?"
"Ihre Kollegen?" Die Überraschung stand dem Feuerwehrmann deutlich ins Gesicht geschrieben. "Da war kaum jemand drin. Ein paar Ausländer. Aber ganz sicher keiner von Ihren Leuten."
Monica packte den Beamten am Arm. "Dann sind sie noch immer im Gebäude!", zischte sie.
Der Einsatzleiter zögerte keine Sekunde. Sofort griff er zum Funkgerät und informierte seine Männer über die veränderte Situation.
"Wir tun, was wir können", versicherte er ihr dann und schickte Monica aus dem unmittelbaren Gefahrenkreis heraus.
"Gott steh den armen Seelen da drin bei", murmelte er leise.



Easy Trade Parking Center,
Washington D.C.
8:50 PM

Deputy Director Alvin Kersh stellte das Auto in einem verlassenen Winkel des düsteren Parkhauses ab und blickte grübelnd durch die Windschutzscheibe nach draußen. Die kahlen, unverputzten Betonwände wirkten so wenig einladend, dass er keine Lust hatte, den Wagen überhaupt zu verlassen. Es fehlte nicht viel, und er hätte den Motor wieder gestartet und wäre einfach davongefahren.
Ach was, dachte er missmutig. Es mochte nicht viel Sinn machen, jetzt auszusteigen und zu versuchen, noch ein offenes Geschäft zu finden, doch nun war er einmal hier, also würde er nicht unverrichteter Dinge wieder umkehren.
Er unterdrückte einen sinnlosen Fluch, stieg aus dem Auto und steuerte einen der Aufzüge an.
Er kam oft hierher um einzukaufen. Wie einsam das Parkhaus um diese Uhrzeit bereits war! Wenn man ihn nach dem Grund befragt hätte, dann hätte er ihn nicht nennen können, doch heute bedrückte ihn die Stille dieses Gebäudes mehr als sonst.

"Es ist einsam hier, nicht wahr?", erklang eine Stimme in einem der finsteren Winkel, an denen er niemals lange stehen blieb sondern immer schnell vorüber eilte.
Nicht so heute. Jetzt blieb er stehen und sah sich suchend nach der Quelle der Stimme um.
Ein dunkler Umriss tauchte inmitten der Schatten auf. Wie es schien, kam er in einem Rollstuhl auf ihn zu, doch der letzte Meter, der den nächtlichen Fragesteller in den Lichtschein der Neonröhren gebracht hätte, blieb ungetan.
"Sie haben Ihren Arbeitsplatz verlassen?", fragte die Stimme sarkastisch. "Wie können Sie gehen, wo doch noch so viel ungetan ist?"
Kersh zuckte zusammen und atmete schneller. "Was wollen Sie von mir?", fragte er mit fester Stimme, doch wer ihn genau kannte, der hätte in diesem Moment ein kaum wahrnehmbares Zittern in seiner Stimme bemerken können.
"Was ich will, ist weit weniger interessant als das, was Sie wollen, Deputy Director." Das unsichtbare Gesicht schien zu schmunzeln.
"Ich habe keine Zeit für diesen Unsinn", stieß Kersh unwillig hervor und setzte seinen Weg fort.
"Gehen Sie, ich werde Sie nicht zurückhalten", stellte die Stimme gutmütig fest. Kersh verlangsamte seinen Schritt und schien zu lauschen.
"Ich will nur, dass Sie sich darüber im Klaren sind, dass das Zurückhalten von Wahrheiten oft mehr Fragen hervorruft als das gezielte Verbreiten von Lügen. Denken Sie darüber nach. Und unterschätzen Sie die Abteilung X-Akten nicht!"
Kersh blickte mit versteinertem Gesicht zu den Aufzügen; mit keiner Miene ließ er erkennen, ob er die Worte des anderen überhaupt gehört hatte. Dann setzte er seinen Weg fort, betrat den Fahrstuhl und verschwand.

Der Fremde lächelte nachsichtig. Der Funke eines Feuerzeugs blitzte durch den Schatten und beleuchtete ein faltiges Gesicht. Der beißende Rauch einer Zigarette stieg auf. "Bringen Sie mich von hier weg", wies der Mann im Schatten seinen Fahrer an. "Die Nacht ist noch jung."



Southern Mine Motel,
südwestlich Washington D.C.
9:01 PM

"Scully?" Mulders Stimme klang leise und kraftlos. "Wie lange sind wir jetzt schon hier drin?"
Scully riss mühsam die Augen auf und schnappte keuchend nach Luft. Heiße Dunstschwaden trieben durch das Badezimmer und erschwerten das Atmen. Jeder Atemzug brannte wie tausend Nadelstiche in den Lungenlappen. "Ich ... ich weiß es nicht. Ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Eigentlich will ich nur noch schlafen. Nur noch... schlafen..."
Mulders Kopf schwankte bedenklich zur Seite, doch er fand noch genug Kraft, um seine Partnerin anzustoßen. "Nein, nicht schlafen", flüsterte er. "Nur noch ein paar Minuten. Ich kann sie schon hören. Sie kommen, sie kommen uns holen..."

Er hörte nichts. Nur das Knacken der in den lodernden Flammen zersplitternden Holzbalken. Nur das Brüllen der roten Lohe... nur...

Nur das Knirschen der Axt... wie sie zwischen Tür und Wand hindurch fuhr. Und dann die Feuerwehrmänner... wie sie in das Badezimmer stürmten, ihn und Scully vorsichtig in die Arme nahmen... Dann verlor der das Bewusstsein.



FBI Hauptquartier
Washington D.C.
9:29 PM

Director Kersh befand sich in denkbar schlechter Stimmung, als das Telefon läutete.
"Ja?", bellte er in den Hörer und bereute seinen Ausbruch sofort wieder. So etwas durfte er sich nicht erlauben, nicht in seiner Position.
"Agent Aniston hier", erklang es stockend aus der Leitung.
Kersh wunderte sich. Was war geschehen, dass sie ihn spät abends anrief? In seinem Kopf begann ein großes Ausrufezeichen zu rotieren. "Selaia!", rief er versöhnlich. "Was ist denn los?"
Aniston schluckte. "Haben Sie jemanden zu mir geschickt?"
"Wie bitte? Wann denn?" Kersh war ehrlich erstaunt über die seltsame Frage.
Anistons Stimme wurde lauter. "Deputy Director, haben Sie heute Abend jemanden zu mir geschickt? Ich wurde bedroht!"
"Selaia, ich versichere Ihnen, ich würde niemals..." Klick. Entsetzt starrte Kersh auf den Schreibtisch. "Einfach aufgelegt", murmelte er.



Southern Mine Motel,
Im Freien.
9:04 PM

"Wir haben sie, Sir!"
"Ja!" Der Einsatzleiter ballte die Faust und stieß sie in die leere Handfläche. "Geschafft!"
Im nächsten Augenblick stürmten die Feuerwehrmänner mit zwei rußverschmierten Gestalten ins Freie. Sofort wurden sie von den Sanitätern des medizinischen Einsatztrupps in Empfang genommen, die sich auf sie stürzten und unter einer Lawine technischer Geräte begruben.

Mit einem entsetzlichen Krachen stürzten die Reste des Motels in sich zusammen.

Monica Reyes stieß den angehaltenen Atem aus und lehnte sich erschöpft an einen Baumstamm. Unsicher sah sie zum Einsatzleiter hinüber. Als der seinen Daumen nach oben reckte, rannen ihr vor Erleichterung Tränen über die verschwitzten Wangen.

"Danke", stammelte sie. Ihr Blick stieg mit den wirbelnden, knisternden Funken in den Sternenhimmel hinauf.
Dann kehrten ihre Gedanken zu ihrem Partner zurück. Im gleichen Augenblick war auch ihre Angst wieder da.
Nein, sie durfte sich keine Pause gönnen. Jede Sekunde, die verstrich, konnte neues Unheil über sie alle bringen.
Sie strich mit der Hand über ihr Gesicht und versuchte, sich den Schweiß und den Ruß aus den Augen zu wischen. Dann startete sie den Motor ihres Wagens und verschwand in der Nacht.

Fortsetzung folgt...



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