World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Die Stalkerfliege

von danafuchs

Kapitel 5

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Skinners Wagen schoss aus der Tiefgarage des J. Edgar Hoover Buildings.

Er wusste nicht, was ihn erwarten würde, wenn er das Georgetown Memorial Hospital erreichen würde - er hatte die Krankenschwester nicht ausreden lassen, sondern hatte sich direkt auf den Weg gemacht.



Alles was er wusste war, dass einer der beiden Agenten aufgetaucht war. Er wusste nicht mal ob es Mulder oder Scully war.

Es war egal - entweder sie würden durch diesen Durchbruch den anderen Agenten finden oder sie waren beide verloren.



Er stellte den Wagen im Halteverbot ab und hastete in das Krankenhaus.

Obwohl er den Weg nicht kannte, war es einfach das richtige Zimmer zu finden.

Ein halbes Dutzend Polizeibeamter bewachte die Tür.



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Sie fuhren nun schon seit Stunden.

Trotzdem waren sie kaum vorangekommen. Mulder hatte Valerie davon überzeugen können die Hauptverkehrswege zu meiden, was ihr Tempo beträchtlich reduziert hatte.



Allerdings hatte er so aber auch keine Möglichkeit irgendwo einen Hinweis auf seinen Aufenthaltsort zu hinterlassen.

Die ganze Fahrt dachte er nun schon über dieses Problem nach.



Selbst wenn es ihm gelänge einen versteckten Hinweis zu hinterlassen, war er nicht sicher ob Scully ihn verstehen würde - das hing davon ab an wie viel sie sich erinnerte.



"Worüber denkst du nach, Fox?" fragte Valerie. Seit sie unterwegs waren, wirkte sie erleichtert.

"Ich denke wir müssen ein kleines Risiko eingehen."

"Welches denn?", fragte Valerie und legte ihre Hand auf sein Knie.



"Wir müssen einen Weg finden uns unauffällig unters Volk zu mischen um die Nachrichten zu verfolgen."

"Wozu? Wir haben doch ein Radio, da laufen auch Nachrichten."

"Schon, aber es ist einfacher herauszufinden wie weit die Ermittlungen sind, wenn man die Fernsehberichte sieht. Im Radio sagen sie nur in welche Richtung die Verdächtigen unterwegs sind.

Dagegen ist es wahrscheinlich, das irgendein Fernsehsender live von dem Ort berichtet, an dem die Flüchtigen - also wir - das letzte Mal gesehen wurden.



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Skinner hatte nun schon mit drei Ärzten gesprochen. Obwohl er seine besten Verhörtechniken angewandt hatte, hatte er keine zufrieden stellende Antwort bekommen.

Niemand wusste, wann Scully wieder aufwachen würde. Oder ob sie irgendwelchen Schäden davontragen würde.



Sie war gewaschen worden, als sie in das Krankenhaus kam. Somit gab es keine Fasern, Haare oder andere Spuren.

Die Symbole, die der Täter auf ihren Bauch geritzt hatte und die übrigen Verletzungen bewiesen zweifelsfrei, dass der Entführer auch der Mörder war.

Vorausgesetzt Mulder und Scully waren von derselben Person verschleppt worden, aber diese Frage würde Scully beantworten können, sobald sie wach war.

*Hoffentlich.*



"Mr. Skinner?"

Die Stimme einer Frau ließ ihn aufblicken.

"Hallo, Mrs. Scully. Es tut mir wirklich leid, dass wir uns immer nur unter solch schlimmen Umständen wieder sehen."

Er schüttelte ihr die Hand und sie nickte.



Dann stand er auf und ging zur Tür.

"Draußen sitzen zwei Agenten. Dana ist hier in Sicherheit. Ich werde auch bald zurückkommen“, versicherte er, "Wenn sich irgendetwas an ihrem Zustand ändert. Geben sie mir Bescheid."



Maggie nickte und wandte dann ihren Blick ihrer Tochter zu.



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Er wusste nicht wann er zum letzten Mal so erleichtert gewesen war.

Sie saßen in einem kleinen Dinner, das so gut gefüllt war, dass sie nicht auffielen.

Über dem Tresen hing ein Fernseher auf dem die Nachrichten zu sehen waren. Er konnte zwar kein Wort verstehen, aber ihm reichten die Schlagzeilen, die eingeblendet wurden.



"Vermisste Agentin gefunden." "Leicht verletzt ins Krankenhaus eingeliefert." "Keine neuen Spuren."



Seine Hoffnung flammte erneut auf.

Scully ging es den Umständen entsprechend gut. Jetzt musste er nur dieser Wahnsinnigen entkommen.



Er sah sich um.

Es wäre nicht schwer für ihn sie hier zu überrumpeln und zu fliehen, aber das würde ihr nur die Gelegenheit geben zu verschwinden.

Sie würde ihn weiterverfolgen, wenn er sie nicht stellen würde.



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Scully erwachte als die Tür zu ihrem Zimmer geöffnet wurde und der verführerische Duft von frischem Kaffee strömte hinein.

"Frühstück?", fragte eine vertraute Stimme während sie verschlafend lächelnd die Augen öffnete.

Ihr Lächeln wurde erwidert und das Tablett mit Kaffee und allem was sonst noch zu einem perfekten Frühstück gehörte, wurde auf dem Nachtisch abgestellt.

"Guten Morgen mein Schatz." flüsterte er und beugte sich zu ihr herunter um sie zu küssen.



Scully riss die Augen auf und blickte sich verwirrt um.

Sie war immer noch im Krankenhaus. Kein Mulder weit und breit.

Sie seufzte.

*Seit wann träumst du von ihm?*, fragte sie sich. Diese Frage war nicht leicht zu beantworten - er tauchte schon so lange in ihren Träumen auf, dass sie sich kaum noch erinnern konnte, wann es begonnen hatte.



Aber sie wusste, dass sich die Träume verändert hatten.

Zu Beginn ihrer Partnerschaft waren es Albträume gewesen. Träume in denen sie beide in Lebensgefahr gerieten - und oft starben. Träume in denen ihre Familie in Gefahr geriet und er ihr nicht half.

Er hatte nur eine Nebenrolle gespielt.

Später übernahm er die unbestreitbare Hauptrolle in den Filmen, die nachts vor ihrem inneren Auge abliefen.

Auch das Genre der Filme hatte sich geändert. Waren es früher meist schlechte Thriller und Horrorfilme gewesen, so hätte man sie nun ohne weiteres in die Schublade mit den Videos, die nicht seine waren, stecken können.



Aber ihr neuster Traum gehörte in eine völlig neue Kategorie.

*Der Morgen danach* sinnierte sie.

Seit wann träumte sie davon? Erst seit sie im Krankenhaus war? Oder schon länger und sie erinnerte sich nur nicht daran?



Aber vor allem, warum träumte sie davon?

Schließlich hatte sie bisher alle romantischen Träume in denen es um Mulder ging als lächerlich verworfen.

*Träume sind die Antworten zu Fragen, die wir noch nicht gestellt haben.* erinnerte sie sich.

*Ist eine Beziehung zwischen mir und Mulder möglich?* Sie schluckte. *Ist die Antwort ja?*

Ihr Herz begann schneller zu schlagen.



Plötzlich riss sie ein Klopfen aus ihren Gedanken. Skinner trat ein, er hielt eine Akte in den Händen.

*Du kannst keine Beziehung mit ihm haben, wenn du ihn nicht findest.*



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Während er zahlte, lächelte Mulder die Bedienung freundlich an. Ihr Name war Josie - zumindest stand das auf ihrem Namensschild.

Seit ihrem ersten Besuch in einem Dinner machten sie nun öfter Halt. Niemand hatte sie bisher entdeckt und außerdem schien es Valerie zu gefallen mit ihm gesehen zu werden. Sie strahlte, wenn sie jemand als Paar betrachtet. Er zwang sich zu lächeln.



Mittlerweile gab es kaum noch Nachrichten über Scully.

Die Medien hatten ihr plötzliches Auftauchen aufgebauscht und schienen nun das Interesse verloren zu haben, da es kaum Fortschritte in den Ermittlungen gab.



Was ihm Kopfschmerzen bereitet, war die Tatsache, dass er Valerie nicht mehr lange würde überreden können die Hauptverkehrswege zu meiden. Sie wollte weg aus diesem Teil des Landes.



Bisher war es ihm auch nicht gelungen eine Nachricht zu hinterlassen, die Valerie nicht bemerken würde aber für Scully unmissverständlich war.



Mittlerweile waren sie am Auto angekommen.

Er stieg an der Beifahrer Seite ein.

"Warte noch kurz." sagte Valerie, schloss die Tür hinter ihm ab und ging auf die Toilette zu.



Seufzend blickte er auf die Neonreklame von Daisy's Diner vor ihm und schlug dann die Straßenkarte auf.

Vielleicht gelang es ihm sich nicht zu weit von D.C. zu entfernen, wenn er Valerie ein gutes nächstes Ziel nennen konnte.



Sein Blick fiel auf einen kleinen Flughafen in der Nähe. Ein neuer Gedanke formte sich in seinem Hirn.

Was wenn er sie weit weg lotsen würde? So weit weg, dass er gefahrloser Hinweise hinterlassen konnte?

Ihm fiel sofort ein Ort ein an dem Valerie sich in Sicherheit fühlen würde und an dem er sicher sein konnte, dass Scully seine Nachricht bekommen würde.



Er hoffte, dass Valerie die Verbindung nicht kannte.



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Mulder starrte mit offenen Augen in die Dunkelheit.

Er konnte es sich nicht leisten zu schlafen. Er wusste, dass er von ihr Träumen würde.

Es war egal ob es Albtraum war oder einer seiner anderen Träume mit ihr in der Hauptrolle - nicht zu schlafen, nicht zu träumen, war die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass er mitten in der Nacht ihren Namen schreien würde.



Der geringste Hinweis darauf, dass er ständig nur an Scully dachte, würde sie wieder in Gefahr bringen.

Valerie, die direkt neben ihm im Bett lag, würde einen Schrei wohl kaum überhören.

Es blieb ihm nichts anderes übrig, als wach zu liegen und über seine Situation nachzudenken.



Er ließ seinen Blick über die nur schwach vom Mondlicht beleuchtete Einrichtung des Motelzimmers gleiten.

Die Tür war von innen verschlossen - der Schlüssel befand sich in Valeries Tasche.

Unmöglich sie erreichen ohne sie zu wecken.

Das Fenster war auch nicht zur Flucht geeignet. Es befand sich direkt oberhalb des Bettes und Valerie lag auf der ihm zugewandten Seite.

Sie hatte auch dafür gesorgt, dass er das Telefon nicht benutzen könnte. Sie hatte es aus der Steckdose gezogen und es draußen ihm Wagen eingeschlossen.



Vorsichtig stand er auf.

Auf dem kleinen Schreibtisch, der der eigentliche Platz des Telefons war, befanden sich ein Block und ein Stift.

Mulder blickte hastig zum Bett hinüber. Valerie schlief immer noch tief und fest.

Er ließ sich auf den Stuhl sinken und nahm den Stift in die Hand.



Es war einfach eine Nachricht zu verfassen, die Scully oder Skinner auf seine Spur

bringen würde. Das Problem war, dass der einzige mögliche Überbringer seiner Nachricht der Motelmanager war.

Wie konnte er für ihn deutlich machen, an wen die Nachricht gerichtet war und es gleichzeitig vor Valerie verbergen.



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Scully saß unruhig auf ihrem Krankenhausbett.

Ihre Tasche stand neben ihr und sie war völlig angezogen.

Ihr blick wanderte von der Zimmertür zu ihrer Armbanduhr, dann zurück zur Tür, dann zur Wanduhr. Immer und immer wieder. Tür. Armbanduhr. Wanduhr.



Dann endlich öffnete sich die Tür.

"Miss Scully“, begrüßte sie der Arzt.

Scully antwortete nicht, sie stand nur von ihrem Platz auf, griff ihre Tasche und sah ihn fragend an.

Der Arzt blickte kurz auf den Bericht, den er in den Händen hielt.

"Miss Scully, die Ergebnisse der letzten Untersuchungen deuten auf keinerlei Schädigungen ihres Hirns hin. Die Amnesie ist vermutlich nur auf die Wirkung der Drogen zurückzuführen."

"Vermutlich?"



Der Arzt nickte. "Wir waren leider nicht in der Lage die Droge genau zu identifizieren."

Diese Worte hätten jeden anderen Patienten erschrocken - oder ihm zumindest Grund zur Sorge geben. Scully nickte ruhig.

"Sie können also auch nicht mit Sicherheit sagen, wann die Erinnerung zurückkommen wird."



Er schüttelte den Kopf.

"Genau aus diesem Grund würde ich Sie auch gerne noch zur Beobachtung hier behalten."

"Ich bin selbst Ärztin“, erwiderte Scully lächelnd, "ich weiß, dass Sie gerne noch mehr Tests machen wollen, aber ich weiß auch, dass die Wahrscheinlichkeit noch etwas zu finden gering ist, da wir noch nicht einmal wissen wonach wir suchen."



"Außerdem, „ fügte sie in einem Tonfall, der mehr als deutlich machte, dass nichts ihre Meinung würde ändern können, "muss ich meinen Partner finden."



Sie nahm ihre Tasche und verließ das Zimmer.



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Das seltsame Paar war wieder gefahren.

Sie waren die ersten Gäste seit langem gewesen, die sein Motel besucht hatten.

Der Verkehr hatte nach dem Bau des neuen Highways stark abgenommen.

Aber die Tatsache, dass sie sich in diese Gegend verirrt hatten, war nicht das einzige, was das Paar seltsam gemacht hatte.

Zuerst war ihm aufgefallen, dass die Frau ungewöhnlich stark trainiert war. Es waren ihre Muskeln die auffielen, nicht ihre Kurven. *Wem's gefällt.* hatte er gedacht.

Dann hatte er den Mann genauer betrachtet. Seine Augen waren rastlos umhergewandert.

Er hatte seine Umgebung regelrecht aufgesogen. Er hatte gelächelt und allem was die Frau sagte zugestimmt. Aber seine Augen hatten deutlich verraten, dass er überall lieber wäre als hier.

*Wer kann ihm das verübeln.*



Er schmunzelte als er sich daran erinnert hatte, wie verwirrt die Frau ausgesehen hatte, als er dem Mann das Reservierungsformular gereicht hatte. Normalerweise durfte er wohl solche Aufgaben nicht erledigen.

Anscheinend durfte er auch nicht telefonieren, denn heute morgen hatten seine ungläubigen Augen beobachtet, wie sie das Zimmer verließ, ihren Freund einschloss, zum Auto ging, das Telefon herausholte und zum Zimmer zurückging.

Er war sich sicher, dass sie die Tür von innen abgeschlossen hatte, obwohl er das nicht hatte sehen können. *Die Frau ist ein Kontrollfreak.*



Das Gefühl der Bestätigung durchfloss ihn, als er das Zimmer betrat, nachdem seine Gäste gegangen waren.

Er hatte den Raum noch nie so ordentlich gesehen.

*So ordentlich war nicht mal deine Mutter, Norman. Gott hab sie selig.*



Umso auffälliger war der Zettel, der neben dem Schreibtisch auf dem Boden lag.

Während er darauf zuging, bemerkte er die Schuhabdrücke auf dem weißen Papier.

*Sie konnte den Zettel nicht wegräumen, weil ihr Freund draufstand. Zu Haus hätte der Arme bestimmt Ärger bekommen.*



Er hob den Zettel auf.

Die Handschrift bestätigte seinen Verdacht. Der Zettel war von ihm geschrieben worden.

Es war die Nachricht, die ihn schockierte.



Rufen Sie das FBI

Sagen Sie Dana Scully wo ich bin.



*FBI?* er ließ den Zettel kopfschüttelnd in seine Tasche gleiten.

*Jetzt übertreibt er aber.*



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Maggie stand in der Tür und schüttelte den Kopf.

"Dana, sie haben doch schon alles durchsucht und die Sachen, die für den Fall relevant waren mitgenommen..."

"Ja, aber vielleicht finde ich irgendwas, das sie übersehen haben, irgendwas, das meine Erinnerung zurückbringt!"



"Dana, tu dir das nicht an Liebes. Du bist gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen. Du solltest dich ausruhen.", sagte Maggie sanft, legte einen Arm um die Schultern ihrer Tochter und zog sie an sich.



Scully seufzte, ließ die Akten, die sie in den Händen hielt, zurück auf den Schreibtisch sinken und atmete tief durch.

"Ich kann mich jetzt nicht ausruhen. Ich muss ihn finden.", antwortet sie ruhig. "Er würde das Gleiche für mich tun.", fügte sie zögernd hinzu.

Maggie nickte.

"Ja, das würde er. Aber er würde nicht erwarten, dass du das für ihn tust."



Scully löste sich aus der Umarmung ihrer Mutter und ließ sich in den Schreibtischstuhl hinter sich fallen.

"Du hast Recht Mom, wir sollten nach Hause fahren."

Scully schloss die Akte und schob sie in ihre Tasche wobei sie den Blick ihrer Mutter ignorierte.



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Die Nachrichten hatten noch nicht über einen Durchbruch in dem Fall berichtet. Die Berichterstattung hatte eher noch mehr nachgelassen.

Obwohl sich Mulder darüber im Klaren war, dass sowohl Scully als auch Skinner nur die nötigsten Informationen an die Presse weitergeben würden und es wahrscheinlich war, dass die Öffentlichkeit erst von seiner Nachricht erfuhr, wenn das FBI nicht mehr weiterkam, hatte er das Gefühl, dass der Zettel Scully nicht erreicht hatte.



Bisher hatte ihn sein Gefühl noch nie im Stich gelassen.

"Fox?", Valeries Stimme riss ihn aus den Gedanken.

"Entschuldige bitte, hast du etwas gesagt?", fragte er mit einer Stimme, die er immer benutzte, wenn er versuchte das Vertrauen von Wahnsinnigen zu gewinnen.

Er bemerkte erst jetzt, dass sie vor einem weiteren Motel parkten.



"Es ist spät, wir sollten morgen weiterfahren."

Mulder schielte auf seine Uhr. 22:00 leuchtete es ihm entgegen.

"Wir sollten weiterfahren.", sagte er und legte Valerie die Hand auf dem Arm um so zu verhindern, dass sie den Schlüssel abzog.



"Ich weiß nicht.", gähnte Valerie, "ich bin wirklich müde."

"Ich kann doch fahren.", schlug Mulder lächelnd vor.

Valerie sah ihn skeptisch an.



Dann zuckte sie mit den Schultern und stieg aus.

Mulders Herz begann schneller zu schlagen.



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Maggie stellte den Wagen vor Scullys Wohnhaus ab.

Schweigend gingen sie auf die Haustür zu. In Gedanken versunken kramte Scully in ihrer Tasche nach dem Hausschlüssel.



"Passen Sie doch auf!", rief eine Stimme neben ihr.

Hastig hob sie den Kopf und sah gerade noch wie ein Jogger um die Ecke bog.



Sie blieb stocksteif stehen.

Verwundert starrte Maggie sie an.



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Schweiß rann Mulders Rücken herunter während er versuchte mit Valerie Schritt zu halten.

Erleichtert stellte er fest, dass sie bei einer Bank wenige Meter vor ihm anhielt und sich darauf fallen ließ.

Keuchend sog er die salzige Luft, die vom Meer herüber strömte in seine Lungen.



"Es ist wunderschön hier, Fox."

Er nickte. "Ich hatte mir schon gedacht, dass es dir gefallen würde."

Dankbar nahm er die Wasserflasche entgegen, die sie ihm reichte.

"Du warst schon mal hier?", fragte Valerie verwundert.

Er nahm einen Schluck und nickte dann. "Ja, aber das ist schon Jahre her...Zwangsurlaub."

Er lächelte und hoffte, dass sie seine Lüge nicht bemerken würde.



"Keine Angst, mich kennt hier keiner.", fügte er nach einer Weile des Schweigens hinzu und drückte leicht ihren Arm.

Sie lächelte und nickte.

"Ich bin froh, dass wir uns nicht mehr verstecken müssen, Fox."

"Ich auch.", antwortete er. *Je weniger wir uns verstecken, desto eher werden wir entdeckt* hoffte er.



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"Dana?"

Scully blickte von ihrem Tee auf.

Sie blickte in die Gesichter von A.D. Skinner und ihrer Mutter und wunderte sich wann Skinner angekommen war.

Er ließ sich in den Stuhl ihr gegenüber fallen während Maggie zwei weitere Tassen Tee aufgoss.



"Agent Scully.", begann Skinner. Er schaffte es nur mit Mühe seine Ungeduld zu verbergen. "An was können Sie sich erinnern."

Sie sah ihm in die Augen.

"Es ist hier passiert.", sagte sie schließlich.



"Als meine Mutter und ich vorhin nach Hause kamen, wurde ich von einem Jogger angerempelt während ich nach meinem Schlüssel suchte.", berichtete sie.

Skinner sah sie erwartungsvoll an.

"Es war wie eine Art déjà vu. Aber ich bin mir sicher, dass es nicht genauso passiert ist.

Alles was ich weiß ist, dass Mulder mich nach Hause gefahren hat, weil der Professor unseren Termin verschoben hatte und..."



"Moment!", unterbrach Skinner, "Der Professor hat den Termin abgesagt?"

"Ja. Mulder hat mit seiner Sekretärin telefoniert. Ich kann mich aber nicht mehr an den Wortlaut erinnern."

"Die Sekretärin behauptet, dass Mulder den Termin abgesagt hat.", erklärte Skinner während er Scullys Aussage notierte.

"Was passierte dann?"



Scully atmete tief ein.

"Ich bin mir nicht sicher... Mulder war bei mir. Und da war ein Jogger. Ich weiß, dass ich allein war als ich nach dem Schlüssel suchte. Wahrscheinlich hat Mulder also den Jogger verfolgt."

"Allein?"



Scully nickte nachdenklich.

"Das ist der Teil, der für mich auch keinen Sinn macht. Warum habe ich zugelassen, dass er den Verdächtigen alleine verfolgt?" Sie schüttelte den Kopf.

Vorsichtig legte Maggie, die sich bisher aus dem Gespräch herausgehalten hatte, ihre Hand auf den Arm ihrer Tochter.



"Weißt du noch warum du in deine Wohnung wolltest, Schatz?", fragte sie sanft.

Skinner warf ihr einen überraschten Blick zu.

"Ich bin mir nicht sicher.", antwortete Scully. "Warum sollte ich in meine Wohnung gehen, während Mulder ohne Verstärkung einen Verdächtigen verfolgt?"



"Verstärkung?", fragte Skinner, "Vielleicht waren Sie auf dem Weg Verstärkung zu rufen?"

Sie schüttelte den Kopf.

"Dafür hätte ich mein Handy.... Der Akku!"



Skinner und Maggie sahen sie überrascht an.

"Mein Handyakku war leer.", erklärte Scully, "Ich musste in die Wohnung um zu telefonieren, konnte aber den Schlüssel nicht finden und dann..."

Sie schüttelte missmutig den Kopf.



Überrascht blickte sie auf, als Skinner seine Hand auf ihre legte.

"Schon gut, Agent Scully...", sagte er mit einer für ihn ungewöhnlich sanften Stimme.

"Können Sie sich vielleicht erinnern, warum Agent Mulder den Jogger verfolgte?"



"Mulder wurde angerempelt... ich glaube er hat..." Scully riss die Augen auf, als ein neues Bruchstück ihrer Erinnerung zurückkehrte. "Nein, nicht er. Ich. Ich habe den Jogger erkannt. Ich glaube ich kannte das Gesicht von einem Tatortfoto... oder ich habe ihn an einem Tatort schon mal gesehen!"

Scully sprang auf.



"Ich muss zurück ins Büro! Ich muss die Tatortfotos noch mal durchgehen!"

Skinner legte seine Hände auf ihre Schultern und drückte sie zurück auf ihren Stuhl.

"Agent Scully, ich will Mulder genauso sehr finden wie Sie, aber ich glaube, dass Sie sich erstmal ausruhen sollten. Sie sind zu aufgeregt um sich auf die Fotos zu konzentrieren. Vor morgen früh will ich Sie nicht im Büro sehen."



"Aber Sir! Das ist vielleicht die einzige Spur die wir haben!"

Skinner schüttelte den Kopf und hob seinen Notizblock von Tisch auf.

"Ich werde erstmal mit dieser Sekretärin sprechen, vielleicht bringt uns das schon weiter.", sagte er und ging.



Scully wollte ihm nachgehen, aber die Hand ihrer Mutter auf ihrem Arm stoppte sie.

"Er hat Recht, Schatz."

Scully nickte.



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"Sie geht auch nicht an ihr Handy.", stellte der Professor fest und ließ den Hörer sinken.

Skinner sah in misstrauisch an.

"Wann haben sie Miss Hoffmann zum letzten Mal gesehen?"

"Das war kurz nachdem Sie uns befragt hatten.", er sah ihn fragend an, "Sie sagte, dass sie Abstand brauchen würde und da ich das Büro sowieso schließen wollte, bis der Fall abgeschlossen ist, habe ich ihr frei gegeben." Der Professor nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

Skinner tat es ihm gleich, obgleich er lieber etwas Stärkeres gehabt hätte.



Nachdem er die Tasse abgestellt hatte, blickte der Professor ihn in die Augen.

"Mr. Skinner, glauben Sie, dass Valerie etwas mit Agent Mulders Verschwinden zu tun hat?"

"Ich weiß nicht.", Skinner blickte auf den Boden, "Fest steht nur, dass entweder sie oder Mulder gelogen hat. Und Mulder kann ich nicht befragen."

"Valerie auch nicht.", ergänzte der Professor.



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Scully schlürfte dankbar den Kaffee, den ihrer Mutter vor ihr abgestellt hatte. Sie war immer noch nicht in der Lage sich an mehr zu erinnern und hatte in der letzten Nacht kaum geschlafen.

Das Einzige was sie davon abgehalten hatte aufzustehen und sich selbst auf die Suche nach ihm zu machen, war die Tatsache gewesen, dass ihre Mutter sich geweigert hatte nach Hause zu fahren und die Nacht auf der Couch verbracht hatte.

Scully hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, weil sie in ihren Bett Wachgelegen hatte, während ihre Mutter auf der unbequemen Couch übernachtet hatte.

*Wenigstens ist sie nicht so groß wie Mulder.* dachte sie und dachte daran, wie verspannt er jeden Morgen gewesen war, wenn er bei ihr übernachtet hatte.

*Ich habe ihm ja gesagt, dass er nicht zu bleiben braucht.* dachte sie. *Du hättest ihm sagen sollen, dass er auch zu dir ins Bett kommen kann.* mischte sich die innere Stimme ein.



"Dana?"

"Entschuldige Mom, hast du was gesagt?"

Maggie schüttelte schmunzelnd den Kopf.

"Nein, aber ich würde gerne wissen, woran du gerade gedacht hast."

Scully spürte wie ihr die Röte ins Gesicht stiegt.

"Vielleicht sollte ich lieber fragen, an wen du gerade gedacht hast.", meinte Maggie lächelnd und drehte sich um ihre Tasse in die Spülmaschine zu räumen.



*Wie habe ich es nur geschafft solange mit dieser Frau zusammen zu leben, ohne an solche Dinge wie Gedankenlesen zu glauben?* fragte sie sich einmal mehr.



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Mulder ließ die Zeitung sinken und beobachtet Valerie, die ihm gerade neuen Kaffee eingoss, für einen kurzen Moment.

Er war sich ziemlich sicher, dass er ihr Vertrauen gewonnen hatte.

Immerhin hatte er heute Morgen das Hotel allein verlassen um die Zeitung zu holen.

Allerdings war das Kiosk auf der anderen Straßenseite und er hatte deutlich ihre Blicke, die ihm aus dem Fenster verfolgten, in seinem Nacken gespürt.

*Darum sagen alle, dass du paranoid bist.*



Er ließ seinen Blick wieder auf die Zeitung wandern.

Keine Neuigkeiten über seine Entführung, aber das war nicht weiter verwunderlich.

Schließlich war er meilenweit von D.C. entfernt.

Dann las er endlich die Meldung auf die er seit einer Woche wartete.

Das Schiff würde morgen einlaufen.



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Als das Klingen des Telefons die Stille in dem kleinen Kellerbüro durchbrach, hätte Scully beinahe den Kaffee verschüttet, den sie sich gerade eingoss.

Hektisch griff sie nach dem Hörer. *Ich bin doch grade erst angekommen.*



"Agent Scully, hier ist Kim. Assistant Director Skinner würde gerne kurz mit Ihnen sprechen."

"Gerne. Ich bin sofort oben."

Seufzend ließ Scully den Hörer sinken.



Sie war sich sicher, dass Skinner sie nach Hause schicken würde. Aber sie war sich ebenso sicher, dass sie nicht gehen würde.

Zumindest nicht, wenn sie sich nicht an einen Ort erinnerte an dem Mulder sein konnte.



Kim telefonierte, als sie den Vorraum zu Skinners Büro betrat. Lächelnd deutete sie ihr an einfach durchzugehen.

Zögernd klopfte Scully an.

"Herein."



"Agent Scully." Skinner stand auf und deutete mit der Hand auf die zwei freien Stühle vor seinem Schreibtisch.

Augenblicklich wünschte Scully, dass Mulder an ihrer Seite sei um in dem anderen Stuhl Platz zu nehmen.

Umso überraschter war sie als Skinner sich neben sie setzte anstatt wie gewohnt hinter seinem Schreibtisch zu verschwinden.



"Scully..." begann er. Sie sah ihn fragend an. Er holte tief Luft und sie konnte sehen, dass er nicht recht wusste womit er anfangen sollte.

"Die Sekretärin des Professor ist verschwunden.", brach es schließlich aus ihm heraus.



Fassungslos starrte Scully ihn an.

"Ich habe bereits eine Durchsuchung ihres Hauses veranlasst. Die Spurensicherung ist unterwegs.", erklärte Skinner.

Scully war bereits aufgesprungen und auf dem Weg zur Tür, als das Gewicht von Skinners großer Hand sich auf ihre Schulter legte.



"Scully.", sagte er unerwartet verständnisvoll. "Bevor Sie sich auf den Weg machen, sollte ich Ihnen vielleicht zu erst die Adresse geben."



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Es war ein sonniger Nachmittag. Möwen kreisten langsam über den Köpfen der Menschen, die den Pier bevölkerten.

Der perfekte Nachmittag für einen Spaziergang. Sie würden nicht auffallen.

Ohnehin hatte man hier kaum über seine Entführung berichtet.

Wer konnte schon damit rechnen, dass er ausgerechnet hier wieder auftauchen würde?



Voller Erwartung suchten seine Augen den Horizont ab, während er ihre Hand hielt.

Er wünschte er würde die Hand einer anderen halten.

Endlich wurden die Umrisse des Schiffes sichtbar, das eine Person an Bord hatte, die vermutlich nicht einmal wusste, dass er verschwunden war. Falls doch würde dieser Mensch es sogar begrüßen.

Dennoch war sich Mulder sicher, dass sein Auftauchen - zumal in Begleitung einer Frau - nicht unbemerkt bleiben würden. Noch wichtiger war, dass davon auszugehen war, dass diese Person nur allzu gern bereit war diese Information an Scully weiterzuleiten.



*Scully*

Er blickte auf seine Hand, die Valeries Hand hielt. Er fühlte sich miserabel. Es wurde Zeit das sein Plan aufging. Lange würde er dieses Spiel nicht mehr spielen können.



"Sieh mal, Fox!" Valerie hatte das Schiff nun auch entdeckt. Sie klang wie ein kleines Kind, das noch nie ein Schiff gesehen hatte. "Lass uns dichter ran gehen!"

Gerne ließ er sich von ihr durch die Menschenmassen ziehen, bis sie schließlich in einer der ersten Reihen standen als das Schiff anlegte.



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Seufzend legte Maggie Zettel und Stift nieder, machte das Licht aus und verließ die Küche ihrer Tochter.

Dana hatte sich nicht gemeldet, nachdem sie zur Arbeit gefahren war. Um sich von den Sorgen abzulenken, hatte sie beschlossen zu kochen. Leider hatte sie alleine essen müssen.

Mehrmals hatte sie es auf dem Handy probiert, aber nur die Mailbox erreicht.



Schließlich hatte sie mit einem verständnisvollen Walter Skinner telefoniert, der sie davon in Kenntnis setzte, dass es einen Durchbruch in dem Fall gegeben hatte. Maggie war sich sicher, dass er nichts hätte sagen dürfen.

Skinner hatte außerdem versprochen ein Auge auf Dana zu haben und so hatte Maggie beschlossen einfach eine Nachricht zu hinterlassen, bevor sie sich auf den Heimweg machte.



Auch wenn sie sich Sorgen um ihrer Tochter machte, war sie doch froh, dass es eine neue Spur gab.

Sie mochte Fox und sie war geschockt gewesen als sie erfahren hatte, dass er nicht wieder aufgetaucht war. Sie wusste wie viel er Dana bedeutete - auch wenn Dana selbst es nicht zugab.



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Gelangweilt schloss er die Tür hinter sich und lehnte seinen Rücken dagegen. Wie immer hatte er seine tägliche Kontrollrunde gemacht. Früher war das nötig gewesen.

Es hatte immer etwas zu tun gegeben.

Irgendetwas das repariert werden musste, Besorgungen, Zimmer herrichten.

*Warum machst du dir die Arbeit, Norman?*, fragte er sich.



Er könnte das Motel verkaufen und sich mit dem Geld in der Stadt eine kleine Wohnung suchen, doch er wusste, dass er das nicht tun würde. Er war hier aufgewachsen und er würde hier bleiben. *Mutter zu liebe*

Kopfschüttelnd setzte er sich an den Küchentisch und schlug die Zeitung auf. Wie immer überflog er die Überschriften nur.



Erst als er die Zeitung zuschlug und zurück auf den Tisch legte, fiel im ein Foto ins Auge, das seine Aufmerksamkeit erregte.

Diese Frau würde er überall wieder erkennen. Schließlich war sie eine seiner letzten Gäste gewesen.



Er las den Artikel und starrte minutenlang fassungslos auf die Zeitung. Dann las er den Artikel noch einmal.

Er nahm sich Zeit die Informationen zu verarbeiten. *Verdächtige... Entführung... FBI Agent*

Mit einem Mal machte der seltsame Zettel, den er in dem Zimmer gefunden hatte Sinn.

Wo war er nur? *Müll.*

Norman legte die Hände vors Gesicht und lehne sich in seinem Stuhl zurück.

*Denk nach, Norman. Denk nach. Wen solltest du anrufen?*



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Dana Scully war frustriert. Seit Stunden war sie nun schon an diesem furchtbaren Ort.

Schon auf dem Weg zu dem Haus hatte sie verzweifelt gehofft irgendetwas wieder zu erkennen. Vergebens.

Sie hatte das Haus vor dem sie parkte noch nie zuvor gesehen, dennoch wusste sie, dass sie schon einmal hier gewesen war, sobald sie eintrat.



Nun saß sie erschöpft in der Küche von Valerie Hoffmann, der Frau die sie tagelang festgehalten hatte, an die sie sich dennoch nicht erinnern konnte.

Den Kopf auf die Hände gestützt versuchte sie die neuen Ergebnisse der Untersuchung zu verarbeiten.

Es war sicher, dass sie im Keller festgehalten worden waren.



Dort hatte man nicht nur ihre Fingerabdrücke, sondern auch ein recht gut ausgestattetes Labor sichergestellt.

Einige der Substanzen waren noch nicht identifiziert worden. Scully vermutete, dass es sich um die Drogen handelte, die ihren Gedächtnisverlust hervorrief.



Scully erschrak als plötzlich jemand einen Plastikbecher, der dem Geruch nach zu urteilen Kaffee enthielt, vor ihr abstellte.

Als sie zu ihrem Gönner, Assistant Director Skinner, aufblickte erhärtete sich ihr Verdacht, da der Becher mit der Aufschrift Starbucks versehen war.

Sie lächelte.



"Ihre Mutter hat mich angerufen.", erklärte Skinner. "Sie macht sich Sorgen."

Er musterte sie von oben bis unten. "Zu Recht. Gehen Sie nach Hause, Scully. Sie haben alles getan was Sie konnten. Die Substanzen aus dem Keller sind bereits im Labor. Ruhen Sie sich aus bis die Ergebnisse da sind."



Scully nickte und nippte an dem Kaffee.

*Sie haben alles getan was Sie konnten. - Alles ja, aber noch nicht genug. Mulder ist immer noch verschwunden.*



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Gespannt ließ Scully die Akte, die sie soeben aus dem Labor geholt hatte, auf den einzigen Schreibtisch in dem kleinen, dunkeln Kellerbüro fallen.

Kurz blickte sie zu Mulders Seite des Tisches, ließ sich dann aber auf der ihr angestammten Seite des Schreibtisches nieder, obwohl das bedeutete, dass ihre Knie unsanft gegen den Rücken des Schreibtisches stießen.



Sie atmete ein letztes Mal tief durch, bevor sie schließlich die Akte öffnete, die die Laborberichte der Substanzen aus dem Keller, sowie die Berichte der Spurensicherung enthielten.

Es hatte so ausgesehen, als sei das komplette Haus aufgeräumt worden, nachdem die Agents fortgebracht worden, daher wagte sie es kaum auf neue Hinweise, die sie weiterbringen würden, zu hoffen.



Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, zeugte das leichte Zittern ihrer Hände davon, dass sie außerdem Angst davor hatte, zu erfahren welche Substanzen man ihr gespritzt hatte.

Sie schluckte. *Diese Analyse kann mein Todesurteil sein.* Sie schüttelte den Kopf.

Tödliche Substanzen wären bei der toxikologischen Untersuchung im Krankenhaus aufgefallen.



Sie überflog zuerst den Bericht der Spurensicherung. Wie erwartet waren kaum Spuren aufgetaucht.

Im Garten hatte man Fußabdrücke gefunden, deren Größe zu Mulders Schuhen passte.

Die Tiefe der Abdrücke ließ zusätzlich auf eine Person von seiner Statur schließen.

Ein Schauer lief ihren Rücken herunter.



*Entweder ist er nur dort gewesen um mich zu retten oder er konnte entkommen und ist wegen mir zurückgekehrt.* schlussfolgerte sie. *Ich bin Schuld daran, dass er nicht hier ist*

Sie schloss die Augen um die Tränen, die langsam ihre Sicht verschwimmen ließen, daran zu hindern ihre Wangen hinunter zu rollen. Gleichzeitig schluckte sie mehrmals um den Knoten in ihrer Kehle zu lösen.



Erschrocken ließ sie die Akte auf den Tisch fallen, als das schrille Klingeln des Telefons die melancholische Stille durchschnitt.



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Nachdenklich lauschte Norman dem Piepen in der Leitung während er den Hörer mit der linken Hand an sein Ohr drückte und seine rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger über der Wählscheibe des alten Telefons schwebte.



Beim besten Willen konnte er sich nicht mehr an den Namen auf dem Zettel erinnern.

Allerdings verriet ihm der Zeitungsartikel den Namen des vermissten Agenten, also hatte er beschlossen einfach nach dem Agenten, der für den Fall zuständig war, zu fragen.

*Leichter gesagt als getan.* Er hatte keine Ahnung unter welcher Nummer das FBI zu erreichen war. *Mutter würde es wissen.*



Langsam ließ er den Hörer sinken.

*Reiß dich zusammen, Norman.* befahl er sich selbst, wobei die Worte mit der Stimme seiner Mutter in seinem Kopf widerhallten.

Zögernd begann er die Nummer des lokalen Sheriffs zu wählen. Er war sicher, dass er ihm helfen konnte. Leider war er nicht sicher, ob er ihm glauben würde.



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"Bist du dir wirklich sicher?", Scully starrte, in das Telefongespräch versunken, gerade aus.

*I want to believe.* dachte sie, als sie das Poster zum ersten Mal an diesem Tag richtig wahrnahm.

"Es klingt so als ob du dich über diese Nachricht freuen würdest.", stellte die tiefe Stimme am anderen Ende der Leitung fest.

"Natürlich freue ich mich!", erwiderte sie schnippisch. "Ich muss wirklich wissen, ob du dir sicher bist!"



Die Antwort bahnte sich in Sekundenschnelle ihren Weg durch Tausende von Kilometern von Kabeln. Sie schoss durch den Hörer und durch Scullys Gehörgänge, bis sie schließlich ihr Gehirn erreichte wo sie verarbeitet und blitzschnell direkt an ihr Herz weitergeleitet wurde.

Das Herz setzte einen Schlag aus.



"Danke.", hauchte Scully in den Hörer, bevor sie diesen auf die Gabel knallte und ohne die Akten zu beachten, raste sie aus dem Büro und stürmte die Treppen herauf, da ihr die Geduld fehlte auf den Fahrstuhl zu warten.



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"Du siehst so glücklich aus, Fox.", bemerkte Valerie.

"Das bin ich auch.", erklärte Mulder und stellte zu seiner eigenen Verwunderung fest, dass es nicht gelogen war.

Er schaffte es sogar der Frau, die neben ihm auf der Parkbank saß und ihre Augen für einen Moment von dem Sonnenuntergang, der alles in goldenes Licht tauchte, abgewandt hatte, um ihn anzusehen, ein Lächeln zu schenken, das nicht aufgesetzt wirkte.



Zufrieden schloss er die Augen und hing den Erinnerungen an diesen Tag nach. Nie würde er sein Gesicht vergessen, als er ihn in der Menge erkannt hatte. Nie würde er das Erstaunen in den Augen seiner Frau vergessen, die dem Blick des Mannes gefolgt waren.

Obwohl er mehrerer Meter entfernt gestanden hatte, wusste er, was sie in diesem Moment miteinander geredet hatten.

"Ist das nicht..." - "Ja, das ist er!" - "Kennst du die Frau die bei ihm ist?"

Ein Kopfschütteln.



Er lehnte sich noch weiter zurück und erlaubte sich zum ersten Mal seit Tagen zu hoffen, dass das alles ein baldiges Ende haben würde und er zu ihr zurückkommen würde.



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"Agent Scully, der Assistant Direktor telefo..." war alles was Kim in der kurzen Zeit, in der Scully an ihr vorbei direkt in Skinners Büro schoss, sagen konnte.

Kopfschüttelnd beobachtete sie wie die Tür ins Schloss fiel.



Zu ihrer Überraschung erlosch das Licht auf ihrem Telefon, das anzeigte, dass ihr Chef die Leitung verwendete, nur Sekunden später.

Die lauten Zurechtweisungen, die sie erwartet hatte, blieben ebenfalls aus.



Kurze Zeit später verließ eine sichtlich erleichterte Dana Scully das Büro und machte sich lächelnd auf den Weg.

Kim blickte ihr verwundert hinterher.



"Kim“, die ungewohnt fröhliche Stimme des Assistant Directors ließ sie herumfahren.

"Buchen Sie bitte einen Flug für Agent Scully und mich?"

Sie sah ihn fragend an.

"San Diego.", sagte Skinner kurz. "So früh wie möglich!"
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