World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Die Stalkerfliege

von danafuchs

Kapitel 3

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Scully blinzelte. Doch auch als sie die Augen geöffnet hatte, wollte die Finsternis nicht verschwinden.

Sie befand sich in völliger Dunkelheit.

Tastend untersuchte sie ihre Umgebung.

Sie saß auf einem kühlen Boden. Vermutlich Beton. Hinter ihr befand sich eine Steinwand - keine Tapeten. Auch die Wand fühlte sich kühl an. Es roch ein wenig muffig. *Ein Keller?*



Sie streckte die Hände nach vorne aus.

Schon nach wenigen Zentimetern stießen sie auf ein Metallgitter. Erschrocken stellte Scully fest, dass sie sich in einer Art Zelle befand. Einer kleinen Zelle - sie konnte nicht einmal ihre Beine ausstrecken.



Sie versuchte krampfhaft sich zu erinnern, wie sie hier her gekommen war.

Der Schmerz, der sich in ihrem Kopf ausbreitete, machte es ihr fast unmöglich sich zu konzentrieren.

Sie schloss die Augen.

*Denk nach, Dana! Erinnere dich!*



*Die Haustür. Ich stand vor meiner Haustür.* fiel ihr wieder ein. Dann tauchte das lächelnde Gesicht der Frau vor ihrem inneren Auge auf.

*Sie hat mich entführt! Die Mörderin!*

Panik stieg in ihr auf. Sie musste einen Ausweg finden. Aber sie konnte sich in der Zelle kaum bewegen.



Tränen der Verzweiflung stiegen ihr in die Augen.

"Mulder", flüsterte sie. Sie wusste, dass er ihre einzige Hoffnung war.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Ihr Herz schlug so schnell, dass sie sich sicher war, dass ihr Brustkorb jeden Augenblick platzen würde.

*Er ist gleich hier.* dachte sie.

Trotz ihres lauten Herzklopfens konnte sie seine Schritte deutlich hören.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Mulder näherte sich langsam der Tür hinter der sich die Quelle des Lichts befand.

In der Dunkelheit konnte er vage erkennen, dass der Flur in dem er stand auch noch in weitere Räume führte.

Unschlüssig stand er vor der Tür.

Sollte er die erste Tür nehmen oder zuerst den Rest des Flurs untersuchen?



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Die Entscheidung wurde Mulder abgenommen, als die Tür vor ihm aufgerissen wurde.

In dem tanzenden Licht der Kerzen konnte er nur die Silhouette der Person, die die Tür geöffnet hatte erkennen.

Trotzdem war er sich sicher, dass sie es war.



Er griff nach seiner Waffe. Auch die Frau hielt etwas in der Hand, aber er konnte nicht erkennen, was es war.

"Hände hoch!", rief Mulder - in der Hoffnung, dass Scully ihn hören und sich bemerkbar machen würde.

"Nein.", antwortete die Frau.

*Nein? Ich ziele mit einer Waffe auf sie.* dachte Mulder verwirrt.



Zu spät bemerkte er, was die Frau in der Hand hielt.

Als er die Funken sah, konnte er sich nicht mehr bewegen. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, dann wurde alles schwarz.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



"Hände hoch!", hallte es in Scullys Kopf wieder. *Mulder!* dachte sie. Sie wusste, dass es seine Stimme war, die sie gehört hatte. Sie wusste, dass er draußen im Flur gestanden haben musste, als er gerufen hatte.



"Mulder!", rief sie immer und immer wieder aus Leibeskräften. Er musste sie doch hören.

*Jeden Moment wird er kommen und dich retten!* hoffte sie.

Dann öffnete sich die Tür.



Da weder der Raum noch der Flur beleuchtet waren, konnte Scully nicht sehen wer die Tür geöffnet hatte, aber sie konnte spüren, dass es nicht Mulder gewesen war.

Normalerweise spürte sie die Wärme die von seinem Körper ausging, sobald er einen Raum betrat, die Person die nun hereinkam, brachte nichts als Kälte mit sich.



"Agent Scully.", sagte die Fliege leise.

*Sie ist es!* wurde Scully klar. Sie versuchte ihre Position so zu verändert, dass sie sich wehren konnte.

*Wenn ich nur etwas sehen könnte!*



In diesem Moment ging das Licht an.

Scully schloss die Augen, da sie geblendet wurde. Sofort zwang sie sich die Augen wieder zu öffnen - sie durfte die Frau nicht aus den Augen lassen, musste sich ihr Aussehen einprägen.



Sie stand direkt neben ihr. Eine Spritze in der Hand.

"Nein.", keuchte Scully. Verzweifelt versuchte sie ihre Arme aus der Reichweite der Frau zu manövrieren.

"Halt still!", schrie die Frau.

"Wo ist Mulder?", antwortet Scully und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu klingen.

"Mach dir keine Sorgen." Die Frau lächelte nun und griff nach Scullys Arm. "Ich werde mich um ihn kümmern." Scully spürte wie die Nadel in ihre Haut eindrang. "Ich werde für ihn sorgen, wenn du nicht mehr da bist.", sagte die Frau.



Panik stieg in Scully auf. *Sie wird mich töten! Und ich kann nichts dagegen tun!* Sie spürte wie das Medikament, das die Mörderin ihr gespritzt hatte, anfing zu wirken.

*Du darfst die Augen nicht schließen! Kämpf dagegen an!*

Dennoch fielen ihre Augen zu und Dunkelheit umgab sie erneut.

"Mulder.", wimmerte sie, während die Fliege den Raum verließ.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Mulder ging durch das abgedunkelte Haus.

Langsam schritt er die Kellertreppe hinab. Ein langer Gang befand sich am unteren Ende. Er konnte das andere Ende nicht sehen.

Er drückte die Klinke, der Tür vor ihm hinunter. Sie war verschlossen.

In seiner Tasche fand er einen Schlüssel.



Er steckte ihn in Schloss und die Tür ließ sich mühelos öffnen.

Überrascht stellte er fest, dass er in seinem Apartment stand.

Kerzen standen links und rechts von ihm und bildeten einen leuchtenden Weg.

Mit klopfendem Herzen folgte er dem Weg in Richtung Schlafzimmer.



Er öffnete die Tür und betrat das Zimmer, das ebenfalls von Kerzen beleuchtet wurde.

Plötzlich schlug die Tür zu und Mulder fuhr herum. Es war niemand zu sehen.

Er ließ seine Blicke durch den Raum schweifen.

Die Kerzen bildeten einen Weg, der zum Bett führte.

Sein Herz schlug schneller.



Langsam ging er auf das Bett - sein Bett - zu.

Das sanfte Kerzenlicht warf einen goldenen Schimmer auf die weißen Laken.

Dann bemerkte er, dass jemand in dem Bett lag.

Sein Herz raste.



Sie lag tatsächlich in seinem Bett. Sie lag einfach nur da und schlief friedlich.

Sie lag auf dem Rücken und ihre feuerroten Haare fielen in wilden Locken auf das Kissen und ihre bloßen Schultern.



Ihr perfekter Körper zeichnete sich unter der Decke ab.

Mulder konnte nur mit Mühe der Versuchung widerstehen und zu ihr ins Bett zu steigen.

*Es ist dein Bett.* fiel ihm ein.

Er schluckte. Er hatte keine Ahnung wie sie hierher gekommen war. Oder warum.

Er wusste nur, dass er nicht länger tatenlos da stehen konnte und griff nach der Decke.



Der Anblick verschlug ihm die Sprache.

Sie lag vor ihm. In seinem Bett. Nackt. Blutüberströmt. Tot.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Schweißgebadet wachte Mulder auf.

Sein eigener Schrei hatte ihn geweckt. "Scully!" hallte es noch immer in seinem Kopf nach.

Erst jetzt bemerkte er die Tränen, die an seiner Wange herunter liefen und erst als er versuchte diese wegzuwischen bemerkte er, dass seine Hände mit Handschellen an einem Rohr hinter seinem Kopf gefesselt waren.



*Beruhige dich! Es war nur ein Traum!* Er zitterte. *Sie lebt!* versuchte er sich selbst zu überzeugen.

Er zwang sich seine Umgebung genauer anzusehen - in der Hoffnung einen Ausweg zu finden.



Der Raum in dem er sich befand, schien eine Art Partyraum zu sein. Jedenfalls ließ die Bar auf der anderen Seite des Raums darauf schließen.

Er selbst lag auf einer Art gepolstertem Podest.

Scully war nirgends zu sehen, wie er enttäuscht feststellte.



Er schloss die Augen. Sofort tauchten die schrecklichen Bilder seines Albtraums wieder vor seinem inneren Auge auf. Seine Augen flogen wieder auf.

*Du musst hier raus!* Hektisch durchsuchte er seine Umgebung. Er konnte auf keinen Fall zulassen, dass sein Traum Wirklichkeit wird.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Sie hatte seine Stimme gehört, da gab es keinen Zweifel. Sein Schrei hallte noch immer in ihren Gehörgängen nach. Es war ein verzweifelter Schrei gewesen. Und er hatte nach ihr geschrieen.



Die mysteriöse Frau hatte Scully auf dem Tisch gefesselt und sie geknebelt. Auch die Wirkung der Medikamente hatte noch nicht vollständig nachgelassen.

Sie konnte sich nicht bewegen, nicht nach ihm rufen. Nichts tun um ihm zu sagen, dass es ihr - noch - gut ging und sie kaum verletzt war. Körperlich zumindest.



Mit den seelischen Schmerzen würde sie sich - wenn überhaupt - später, allein beschäftigen.

Am meisten sorgte sie im Augenblick, dass sie nicht wusste, wo ihre Peinigerin sich aufhielt.

Sie hoffte, dass sie Mulders Schreie nicht gehört hatte - oder diese nicht zum Anlass nehmen würde ihm etwas anzutun.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Wieder einmal fragte sich die Fliege, was ihre Besucher wohl gerade machten.

Sie hatte sie ungern zurückgelassen, obwohl sie dafür gesorgt hatte, dass keiner der beiden eine Chance hatte sich zu befreien.

Sie hatte keine Wahl gehabt. Die Sonne war fast schon aufgegangen und die Fliege musste den Wagen des Agenten wegschaffen.



Allerdings hatte sie nicht damit gerechnet so lange zu brauchen um den Wagen zu finden.

Mulder hatte selbst wohl auf Nummer sicher gehen wollen.



Endlich hatte sie es geschafft den Wagen zu finden.

Erleichtert ließ sie sich auf den Fahrersitz sinken. Sie steckte den Schlüssel, den sie ihrem Liebsten abgenommen hatte, ins Zündschloss und ließ den Motor aufheulen.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Mulders Augen wanderten rastlos in dem Raum umher.

Dann entdeckte er etwas weißes, das nur wenige Zentimeter von ihm entfernt auf einem Kissen lag.

*Ein Brief?* dachte er und verdrängte den Gedanken an die früheren Nachrichten der Mörderin.



Mühsam drehte er sich auf die Seite.

Er legte den Kopf in den Nacken und versuchte einen Blick auf seine gefesselten Hände zu erhaschen. Als er entdeckte, dass die Handschellen an einem Rohr befestigt waren, bewegte er sich vorsichtig weiter in Richtung Zettel.

Zu seiner Zufriedenheit ließen sich die Handschellen am Rohr entlang bewegen ohne hängen zu bleiben und er konnte den Zettel lesen.



Liebster Fox,



Es tut mir wirklich schrecklich leid, dass ich dich so zurücklassen musste.

Es tut mir auch leid, dass wir uns unter solchen Umständen wiedersehen müssen.



*Wiedersehen?* dachte Mulder ungläubig. *Ich kenne sie?* Er konnte sich beim besten Willen nicht an sie erinnern.



Du wirst dich vermutlich nicht an mich erinnern. Ich mache dir deswegen keine Vorwürfe.

Du kanntest nur mein altes Ich - und sogar ich würde es lieber vergessen.

Wie gerne würde ich alles vergessen, was mit meinem alten Leben zu tun hat - außer meiner Begegnung mit dir natürlich!



Diese Begegnung hat mich und mein Leben verändert, Fox.



Ich bin ein ganz neuer Mensch - und du bist der Grund dafür.

Ich bin glücklich - wegen dir.



Nur eine Sache fehlt mir noch zu meinem Glück - Du!



Mulder hielt inne. Er musste unfreiwillig schlucken. Immer noch wusste er nicht, was diese eiskalte Mörderin mit ihm zu tun hatte. Und er war sich nicht sicher, ob er es

erfahren wollte.

Er war sich auch nicht sicher, ob er wissen wollte wie die Frau gedachte ihr Glück zu vervollkommnen.



Ich weiß, dass du nie mir gehören wirst, Fox. Nicht wenn sie bei dir ist.

Ich weiß auch, dass das was ich getan habe falsch war. Und ich hoffe, dass du mir verzeihen kannst, Fox.

Ohne dich kann ich nicht leben, aber ich weiß, dass ich nie die Chance auf ein Leben mit dir hätte, wenn sie noch da wären.



Verzeih mir bitte, Fox! Ich musste es tun.



In Liebe

Valerie



Fassungslos starrte Mulder auf den Brief, der vor ihm lag. "Ich weiß, dass das was ich getan habe falsch war."

Was hatte sie getan?

War Scully noch am leben?

Oder war sie seinetwegen getötet worden?



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Sie hatte den Wagen des Agenten zur Arbeit gefahren. Sie hatte ihn einige Blocks entfernt geparkt und war den Rest des Weges gelaufen.



Wie sie erwartet hatte, war der Professor bereits da. Und er war wütend.

Sie blickte ihn unschuldig an als er sie fragte, ob sie irgendetwas von Agent Mulder gehört habe. Er war nicht zu dem vereinbarten Termin erschienen.



"Tut mir Leid, Sir. Er hat sich nicht gemeldet. Soll ich in seinem Büro anrufen?"

*Bitte sag ja!* flehte sie innerlich. Vermutlich würde sich vor diesem Anruf niemand Sorgen um den Aufenthaltsort der Agenten machen.



"Nein, ich erledige das selbst."

*Verdammt!*

Ihr Boss verschwand in seinem Büro. Wenig später leuchtete auf ihrem Telefon das Licht auf, das signalisierte, dass er telefonierte.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Scullys Gehirn nahm langsam seine normale Arbeitsweise wieder auf. Die Wirkung der Medikamente war endlich verflogen.

Da sie geknebelt war, versuchte sie erst gar nicht nach Mulder zu rufen. Stattdessen bemühte sie sich ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu geraten.



Sie wandte ihren Kopf dem Regal zu und begann die Fläschchen, die dort standen zu untersuchen.

Einige der Fläschchen trugen ihr bekannte Etiketten. Meist waren es Beruhigungsmittel.

Andere waren nur mit farbigen Etiketten versehen, aber nicht beschriftet.

Die anderen Geräte ließen darauf schließen, dass sie selbst Drogen zusammen mischte.

Bei dem Gedanken lief Scully ein kalter Schauer den Rücken herunter.



In den Körpern der bisherigen Opfer hatte sie nur Rückstände der Beruhigungsmittel, aus den markierten Fläschchen, gefunden.

Sie wusste weder ob die Frau beabsichtigte ihr auch die anderen Mittel zu spritzen, noch was sie erwarten würde, wenn sie es tat.



Angst beschlich sie erneut.

*Will sie mich vergiften? - Nein, das passt nicht zu ihr.* Scully war sich sicher, dass es der Frau nicht genügen würde ihren Opfern beim Sterben zuzusehen. Sie wollte spüren wie das Leben aus ihren Körpern wich. Wollte aktiv daran beteiligt sein, anstatt passiv dabei zuzusehen.



Scully bemerkte wie sich ihr Herzschlag beim Gedanken daran beschleunigte. *Bleib ruhig!*

Auf Grund des Knebels konnte sie nur durch die Nase atmen und es wäre nicht gut für sie nun in Panik zu geraten und zu hyperventilieren.

Sie schloss die Augen und atmete einige Male tief durch.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Wieder und wieder hatte Mulder den Brief vor ihm gelesen.

"Valerie.", flüsterte er.

Trotz seines photographischen Gedächtnisses konnte er sich nicht an sie erinnern.

Er durchsuchte seine Erinnerungen nach einer athletischen, durchtrainierten Frau, die zudem - offensichtlich - unter einer Art Kontrollzwang stand und in ihn verliebt war.

Vergeblich.



Er hatte ihr Leben verändert? Das deutete eigentlich auf eine direkte Begegnung hin.

Sie war vermutlich nicht nur eine unwichtige Zeugin in einem seiner früheren Fälle gewesen. Oder etwa doch?

Es hatte einige Zeuginnen gegeben, die ihn mitten in der Nacht angerufen hatten, nur um ihm irgendwelche unwichtige Details, die ihnen noch eingefallen waren, zu berichten oder weil sie Angst vor was auch immer hatten. Aber keine von ihnen passte in Valeries Profil.



Er schielte auf die Uhr. Es war bereits Mittag.

Seit sie ihn letzte Nacht mit dem Elektroschocker überwältigt hatte, hatte er nichts mehr von ihr gehört oder gesehen.

Noch länger gab es kein Lebenszeichen von Scully mehr. Er schluckte als die Erinnerung an seinen Traum zurückkehrte.



Zu behaupten, dass er nie davon geträumt hätte Scully in seinem Bett vorzufinden - oder sich selbst in ihrem - wäre gelogen. Allerdings hatten diese Träume immer weit positiver geendet.



Der Gedanke daran Scully zu verlieren ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Er wusste nicht wie - oder ob - er ohne sie weiter leben könnte.

*Ich liebe sie.* wurde ihm klar. Eigentlich wusste er das schon lange. Er gab es nur nie zu. Er war sich nicht sicher, wie sie darauf reagieren würde. Und auf keinen Fall würde er ihre Freundschaft aus Spiel setzen.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Die Tür öffnete sich.

Ein Mann trat ein. Obwohl sie noch nie mit ihm gesprochen hatte, wusste sie genau wer er war.

"Mein Name ist Assistant Director Skinner. Ich habe einen Termin..."

Das wusste sie schon.

Sie nickte kurz, stand auf und unterbrach ihn. "Sie werden bereits erwartet."

Er betrat das Büro und sie schloss die Tür hinter ihm.



Schnaubend setzte sie sich zurück an ihren Schreibtisch.

Seit der Professor erfahren hatte, dass weder Agent Mulder noch Agent Scully an diesem Morgen zur Arbeit erschienen waren, war sein Interesse an dem Fall noch gewachsen.

Das Gleiche schien auch für den sonst so ruhigen, beherrschten Walter Skinner zu gelten - zumindest ließen die Gesprächsfetzen, die sie mitbekam, darauf schließen.



*Sie sind seine besten Agenten, mehr noch, sie sind fast schon so was wie seine Freunde. Er hat nicht viele Freunde.*

Die Fliege hatte auch Skinner beobachtet und gehofft, dass er nicht allzu besorgt wegen des Verschwindens der Agenten war. Schließlich waren die beiden schon häufig irgendwelchen Spuren gefolgt ohne ihren Chef davon in Kenntnis zu setzten.

*Vermutlich ist er davon ausgegangen, dass die Analyse der Botschaft einen Hinweis ergeben hat.*

Bis der Professor angerufen hatte.

War es ein Fehler gewesen, die beiden vor dem Termin zu kidnappen? *Nein, wären sie hier gewesen, wäre ich eine der letzten Personen gewesen, die sie gesehen hätte - lebend.*

Das hätte sie nur verdächtig erscheinen lassen.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Skinner hatte das Büro früher verlassen als sie erwartet hatte, aber das störte sie nicht weiter.

Der Professor hatte die Botschaft bereits entschlüsselt und reichte ihr ein Blatt aus der Akte.



"Valerie, würden Sie das bitte sofort an Assistant Director Skinners Büro faxen?"

"Natürlich, Sir." Sie schaute auf das Dokument in ihren Händen. *Er hat es richtig gedeutet.*

Er nickte.

"Anscheinend wurde der Wagen von Agent Mulder nicht weit von hier gefunden.", bemerkte er gedankenverloren.

"Tatsächlich? Hoffentlich werden die Agenten bald gefunden."

"Ja, und hoffentlich wird auch dieser Wahnsinnige bald gefasst.", gab ihr Boss zurück.

"Man ist wirklich nirgends mehr sicher."

Sie nickte nur.

*Wenn er wüsste...*



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Auf dem kurzen Weg vom Büro des Professor bis zu dem Parkplatz auf dem Agent Mulders Auto gefunden wurde, gingen Skinner tausend Dinge durch den Kopf.

Er machte sich Sorgen.

Obwohl Mulder und Scully während ihrer Fälle oft in Schwierigkeiten gerieten, war diese Situation anders, neu.

Bisher war immer nur einer der beiden in größere Gefahr geraten - und der andere war immer in der Lage gewesen zur Hilfe zu eilen.

*Dieser Job bleibt nun wohl an mir hängen.* dachte er. Er hoffte, dass die Hilfe nicht zu spät kommen würde.



Der Parkplatz war bereits großräumig abgesperrt worden. Die Spurensicherung war bei der Arbeit.

Skinner bahnte sich einen Weg durch die Menge von Schaulustigen und Polizisten, wobei er von Zeit zu Zeit seinen Ausweis hochhielt.



Als er den Wagen erreichte, kam sofort ein junger Agent auf ihn zu.

"Assistant Director Skinner?"

Skinner nickte.

"Der Wagen wurde vor etwa 40 Minuten von einer Polizeistreife gefunden. Unsere Techniker haben noch nichts gefunden.

Der Wagen wurde weder aufgebrochen noch kurzgeschlossen. Trotzdem können wir nicht sicher sagen ob Mulder ihn hier abgestellt hat."

"Warum nicht?", wollte Skinner wissen.

"Wir haben zwar sowohl Mulders als auch Scullys Fingerabdrücke in dem Wagen gefunden, aber an der Fahrertür und auf dem Lenkrad befinden sich auch verschmierte Abdrücke, die vermutlich von Handschuhen stammen - es ist also möglich, dass der Täter den Wagen hier geparkt hat."

Skinner nickte.



"Haben Sie sonst schon irgendetwas gefunden?"

Der Agent schüttelte den Kopf.

"Wir suchen noch nach Fasern und Haaren.", sagte er und wandte sich zum Gehen um.

"Was ist mit dem Schlüssel?", rief Skinner ihm nach.



"Schlüssel?", der Agent sah ihn fragend an.

"Haben Sie den Wagenschlüssel gefunden?"

"Nein... Entweder befindet er sich noch bei Agent Mulder oder Agent Scully oder..."

"Der Täter hat ihn.", stellte Skinner fest.

Der Agent nickte stumm.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Mulder lag immer noch gefesselt da.

Immer noch gab es kein Zeichen von Scully. Oder von Valerie.

Da er es nicht ertragen konnte über Scully nachzudenken, versuchte er im Kopf sein Täterprofil weiter auszuarbeiten.

Es war bereits später Nachmittag. Dass sie nicht zu Hause war, deutete darauf hin, dass sie einen Job hatte.

*Sie will nach außen hin Ordnung demonstrieren.* Wahrscheinlich konnte sie sich selbst nicht eingestehen wie durcheinander es in ihrem Inneren war.



Der Gedanke brachte ihn unwillkürlich zum Schmunzeln.

Er kannte dieses Verhalten nur zu gut. Er tat es auch - wenn es um Scully ging.

Nach außen hin gab er sich immer große Mühe sie wie eine Kollegin zu behandeln, manchmal erlaubte er sich sogar sie als eine gute Freundin zu sehen - seine beste wie ihm klar wurde.

Er hatte allen anderen solange eingeredet, dass sie nur Freunde waren und nie mehr als Freunden sein würden, dass er es selbst glaubte. Fast.



*Du wolltest nicht über sie nachdenken!*, ermahnte er sich, bevor die Angst um sie die Überhand gewann.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Wieder und wieder las Skinner das Fax vor ihm.



Es tut mir leid.

Ich liebe dich.



Das war die ganze Botschaft. Er wusste nichts damit anzufangen. Er seufzte.

*Mulder würde es verstehen.*

Vor seinem inneren Auge sah er sich Mulder den Zettel reichen. Mulder überflog die Zeilen, reichte Scully den Zettel, nickte ihr zu und die beiden verließen das Büro.

*In einer Stunde wären sie mit dem Täter zurück.* dachte Skinner.



Diesmal würde es nicht so schnell gehen. Aber es musste schnell gehen.

Es hatte keine Forderungen irgendeiner Art gegeben.

Skinner hatte keine Ahnung was der Entführer wollte.



Mulders Handy war in dem Wagen gefunden worden. Es war noch unklar ob er es bei einem Kampf verloren hatte.

Skinner hoffte, dass die Auswertungen der auf dem Telefon gespeicherten Daten eine neue Spur ergeben würden.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Die Fliege beobachtete die Zeiger der Uhr als könne sie die Zeit durch pure Willenskraft

beschleunigen.

Es war kurz vor fünf. Sie wollte nach Hause. Sie wollte keine einzige Sekunde mehr hier sein.

Früher hatte sie sich dagegen gesträubt nach Hause zu gehen. Aber heute wartete jemand auf sie.

Nicht irgendjemand. Er.



"Valerie?", die Stimme ihres Chefs riss sie unsanft aus ihren Gedanken. Verwirrt blickte sie aufs Telefon. Sie hatte nicht bemerkt, dass er aufgelegt hatte.

"Ich habe gerade mit Assistant Direktor Skinner telefoniert."

Sie sah ihn fragend an.

"Er darf zwar nichts über laufende Ermittlungen sagen, aber er sagte, dass sie in dem Wagen Hinweise gefunden haben, die vielleicht bei der Suche nach den Agenten helfen können."

*Verdammt!*

Sie wandte sich wieder dem Schreibtisch zu, damit ihr Chef ihren geschockten Blick nicht bemerkte.

*Wie konntest du nur vergessen, dass Auto zu durchsuchen bevor du losgefahren bist?*



"Ich hoffe, dass sie schnell gefunden werden.", brachte sie heraus, als der erste Schock verflogen war.

Er nickte.

"Für heute ist alles erledigt. Sie können gehen."

Er verschwand wieder in seinem Büro.



Sie zwang sich das Büro langsam zu verlassen.

Schon im Treppenhaus begann sie zu rennen. *Was haben sie gefunden?* fragte

sie sich immer und immer wieder.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Das Licht in ihrem Gefängnis wurde immer schwächer. *Es muss bereits Abend sein.*,

schloss Scully.

Entsetzt stellt sie fest, dass sie sich schon seit 24 Stunden in der Gewalt dieser Frau befand.



Oder war sie vielleicht schon länger hier? Sie hatte ihr Zeitgefühl verloren, da sie lange bewusstlos gewesen war.

Wie lange war es her, dass sie Mulder zuletzt gehört hatte?

*Zu lange. Viel zu lange.*



*Mulder. Du liegst hier nur wegen ihm.* dachte sie. Dennoch gab sie ihm nicht die Schuld dafür.

Er hatte ihr mehr als einmal die Gelegenheit gegeben zu gehen. Sie hatte selbst entschieden bei ihm zu bleiben.

Und sie würde es immer wieder tun.

*Du liegst hier nicht wegen ihm.* ging es ihr durch den Kopf. *Du liegst hier, weil du ihn liebst.*



Wie war es dieser Frau bloß möglich gewesen, das zu erkennen bevor sie es selbst getan hatte.

*Du weißt es schon lange, du gibst es nur nicht zu.* erinnerte sie eine innere Stimme.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Als die Fliege zu Hause ankam, hatte sie einen Beschluss gefasst.

Was auch immer es war, dass in Mulders Wagen gefunden worden war, sie würde nicht riskieren entdeckt zu werden.



Sie musste ihre Besucher wegschaffen. Sie wusste auch schon wohin. Zuerst musste sie aber mit ihm reden.

Sie wusste, dass er niemals mit ihr untertauchen würde. Noch nicht. Trotzdem wollte sie, dass er ihr zuhörte, sie verstand.

Es würde ihr leichter fallen zu tun was zu tun war, wenn er sie verstand.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Mulder ging ein weiteres Mal alle Fluchtwege, die ihm offen standen, durch.

Es war eine kurze Liste. Und das Ergebnis war immer das Gleiche: er saß in der Falle.

*Valerie.*

Er war sich sicher den Namen schon einmal gehört zu haben. Einordnen konnte er ihn aber nicht.



Plötzlich hörte er ein Geräusch. *Die Haustür*

Fast augenblicklich begann er zu zittern. Diese Frau machte ihm Angst. Er versuchte sein klopfendes Herz soweit unter Kontrolle zu bringen, dass es die Geräusche, die aus dem Haus zu ihm drangen, nicht übertönte.



Ein Knarren verriet ihm, dass die Hausherrin sich auf dem Weg in den Keller befand.

Seine Gedanken rasten.

Er musste einen Weg finden sie so lange wie möglich zu beschäftigen... bevor sie sich mit Scully beschäftigte.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken als sie die Schritte auf der Treppe hörte.

Ihr Herz raste.

Sie fühlte sich völlig hilflos.

Und - was noch schlimmer war - sie zweifelte daran, dass Mulder in der Lage war ihr zu helfen.



"VALERIE!", rief er plötzlich.

*Valerie? Woher kennt er ihren Namen?*

"Valerie!"

*Er hat bestimmt einen Plan!* versuchte sie sich selbst zu beruhigen.



Die Hoffnung die in ihr aufkeimte, erstarb als sich die Tür öffnete und Valerie eintrat.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Mulder fluchte.

Die Schritte waren den Gang hinunter gegangen.

Scully befand sich vermutlich in einem der anderen Räume. Er betete, dass er falsch lag.



"Valerie!", schrie er ein letztes Mal. Irgendwie musste er doch ihre Aufmerksamkeit bekommen können.

*Sie will die Kontrolle behalten.* erinnerte er sich.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Zufrieden starrte sie in die vor Angst geweiteten blauen Augen der Agentin.

"Agent Scully.", sagte sie ruhig während sie auf den Tisch zuging.

"Sie sind wach.", stellte sie fest. "Das ist gut. So ist es einfacher die Tests zu überwachen."



*Tests?!* Scully begann zu zittern.

"Sie müssen keine Angst haben.", erklärte Valerie als sie das Zittern bemerkte. "Ich will Ihnen nicht wehtun."



"Noch nicht."

Mit diesen Worten zog sie eine weitere Spritze mit einer Flüssigkeit aus den farbig markierten Fläschen auf.



Scully wand sich auf dem Tisch.

"Keine Angst. Nur ein Betäubungsmittel.", erklärte die Frau ruhig, während sie Scullys Kleidung hochschob und die Spritze direkt in ihren Bauch rammte.

Scully wünschte sich sie könnte schreien, aber der Knebel verhinderte dies.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~





Scully lag still da. Die Frau hatte ihr die Fesseln abgenommen. Das Betäubungsmittel verhinderte nun, dass sie sich bewegen konnte.

Sie starrte den Rücken der Frau an, die sich wieder an dem Regal zu schaffen machte.

*Was tut sie da?!* dachte sie ängstlich.



Mulder hatte aufgehört nach ihr zu rufen. *Hat er aufgegeben? Hat er mich aufgegeben? Versucht er sich selbst zu retten?*

Scully schüttelte den Kopf. Sie weigerte sich das zu glauben.



"Es ist still geworden.", bemerkte Valerie trocken.

*Kann sie Gedanken lesen?*

"Ich gehe davon aus", sagte sie als sie sich zu Scully umdrehte, "dass Sie es verkraften offenen Wunden zu sehen, Doktor Scully."

Scullys Augen weiteten sich. Die Frau lächelte. Dann zog sie ein dunkles Tuch aus der Tasche.



"Aber ich will, dass Sie mein Werk erst bewundern können, wenn ich fertig bin."

Sie verbannt ihr die Augen und die Dunkelheit umarmte Scully wie eine alte Bekannte.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Mulder hatte die Augen geschlossen. Er konzentrierte sich ganz auf die Geräusche.

Er hörte wie Gegenstände hochgehoben und abgestellt wurden. Es klang nach Glas.

*Flaschen für Medikamente? Die Beruhigungsmittel?* Er schluckte. *Die bisherigen Opfer wurden kurz vor ihrem Tod betäubt.*



Außerdem konnte er eine leise Stimme hören. Obwohl er ihre Stimme erst einmal gehört und sie nur ein Wort gesagt hatte, war er sich sicher, dass das Valeries Stimme war.

Verzweifelt bemühte er sich zu verstehen, was sie sagte. Es gelang ihm nicht.



*Sie muss mit Scully reden!*

Das hieße, dass Scully noch lebte. *Oder es heißt, dass sie bald sterben wird.*

Er kämpfte gegen den Drang an Scullys Namen zu schreien. Das hätte Valeries Hass auf sie nur verstärkt.



"VALERIE", schrie er stattdessen.

Dann lauschte er.



Er wartete. Und wartete.

Dann endlich hörte er Schritte im Flur.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Langsam ging Valerie den kurzen Flur entlang. Sie war nervös. Bisher hatte sie erst einmal mit ihm gesprochen. In einer völlig anderen Situation.

In Gedanken ging sie noch einmal durch, was sie ihm sagen wollte. Was er wissen musste.

Sie legte eine Hand auf die Türklinke, atmete tief durch und trat lächelnd ein.



Er lag noch da wie sie ihn verlassen hatte. Sie hatte ihm keine andere Chance gegeben.

Er sah ihr direkt in die Augen.



*Er ist wütend. Nein, nur ängstlich. Verzweifelt sogar. Er versucht es zu verbergen.*

Mulder wollte etwas sagen, aber sie unterbrach ihn sofort.

"Ich weiß, dass du viele Fragen hast, Fox. Ich werde sie dir beantworten. Du kannst fragen was du willst."

Er sah sie skeptisch an, während sie auf ihn zu lief.

"Vermutlich willst du wissen, warum ich das alles tue, nicht wahr Fox? Du musst wissen, dass ich das für dich tue. Für dich und für uns."

Sie atmete tief durch.

"Du verstehst es jetzt noch nicht. Das kannst du auch noch nicht. Du stehst zu sehr unter ihrem Einfluss.

Du wirst bald alles verstehen."

Sie stand nun direkt vor ihm.



"Leider können wir nicht hier bleiben, bis du alles verstehst. Ich muss mich wieder um meinen anderen Gast kümmern, Fox. Aber ich komme bald zurück."

Sie küsste ihn auf die Wange. "Wir werden einen Ausflug machen.", flüsterte sie.



"Warte!" rief Mulder als sie gehen wollte.

Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um.

"Valerie, beantworte mir nur eine Frage, bitte."

Zögernd sah sie ihn an.

"Woher kennen wir uns?"

Sie schmunzelte.

"Ich habe mich ziemlich verändert.", erklärte sie und zog ein Foto aus der Tasche und legte es auf ein Kissen neben ihn.

Dann verließ sie das Zimmer schnell.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Scully lag immer noch auf dem Tisch.

Ihre Augen waren noch immer verbunden und nur das Geräusch der sich öffnenden Tür verriet ihr, dass Valerie zurück war.

Sie schwieg.



Scully lauschte.

Sie arbeite wieder an dem Regal.

Dann spürte sie einen Einstich im Arm.

"Nur ein Schmerzmittel.", versicherte Valerie. "Es wäre doch schade, wenn Sie die ganze Fahrt über schreien würden."



Eine Weile herrschte Stille.

Ein plötzliches Geräusch ließ Scully aufschrecken. Sie spürte wie ihr Körper von dem kalten Tisch gehoben wurde, während ihre Kleidung zurückblieb.



~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~



Die betäubte Agentin hing leblos über ihre Schulter, während sie vorsichtig die Treppe hinauf stieg und sich auf den Weg in die Garage machte.



Dort angekommen, verfrachtete sie Scully erneut auf die Ladefläche und schloss die Tür.



Dann machte sie sich auf den Weg zurück in den Keller.

Unterwegs fiel ihr Blick auf den Fernseher, in dem stumm die Nachrichten liefen. Eine Karte von Washington war zu sehen.



Das Gebiet in dem ihr Haus lag war rot markiert.

Sie schaltete den Ton ein.



"... ist der letzte bekannte Aufenthaltsort der vermissten FBI Agenten."

Fotos der Agenten wurden eingeblendet.

"Die Polizeistreifen im dem betroffenen Gebiet wurden verstärkt..."

*Mir läuft die Zeit davon!" wurde ihr klar.

Rezensionen