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Die Stalkerfliege

von danafuchs

Kapitel 2

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Der Mörder war wieder in die Wohnung zurückgekehrt.

Er beobachtet Mulder und Scully, die auf seinem Sofa saßen mit dem Fernglas.

Außerdem verfolgte er aus den Augenwinkeln die Geschehnisse auf der Straße.

Immer noch waren die schaulustigen Fruchtfliegen versammelt.



Als Agent Scully sich erhob, beschloss die Stalkerfliege ebenfalls die Wohnung zu verlassen und sich auf den Weg in ihr richtiges zu Hause zu machen.

Außerdem wollte sie noch einen letzten Blick auf den Feind werfen.



Die Fliege trug ihr Joggingoutfit. Sie joggte wenige Meter an Agent Scully vorbei.

Scully nahm sie nicht einmal wahr, denn sie verabschiedete sich gerade von Mulder, der in der Tür stand.

Es störte die Fliege nicht, dass sie ignoriert wurde. Es amüsierte sie sogar zu hören, wie Scully Fox versicherte, dass ihr schon nichts passieren würde, dass sie auf sich aufpassen könne, dass er sich keine Sorgen machen solle.

*Wie kann ein so intelligenter Mann wie er bloß eine so dumme Frau mögen?* fragte sich die Fliege.

Sie schluckte ihren Ärger hinunter und joggte weiter.



*Becca war die letzte.* sagte sie sich. *Ich kann Fox jetzt befreien. Ich kann mich jetzt befreien. Wenn ich das Böse jetzt vernichte, gibt es keine Versuchungen mehr für ihn.

Keine neue Frau mehr. Niemanden bei dem er Trost suchen kann. Er wird mich brauchen, wenn sie weg ist. Er wird allein sein. Aber ich werde da sein und ich werde ihn verstehen. Schließlich war ich immer allein.*



Zufrieden mit dem was sie heute erreicht hatte, betrat die Fliege ihre richtige, möblierte Wohnung. Wie üblich ging sie zu Bett, nachdem sie ihr abendliches Fitnessprogramm durchlaufen hatte. 50 Liegestützen, 50 Sit-Ups und eine halbe Stunde auf dem Trimmrad. Jeden Abend. Jeden Morgen. Manchmal auch zwischendurch. Fitness war der Fliege wichtig. Es war das Einzige was an dem Mörder auffällig war.

Er war extrem fit.



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Nach langem hin und her hatte Scully Mulder dazu überredet, zu Haus bleiben zu dürfen. Da die Nacht sowieso halb vorbei war als sie Mulders Wohnung verlassen hatte und die Fahrt zurück zum Motel fast die andere Hälfte der Nacht in Anspruch nehmen würde, hatte sie Mulder recht schnell davon überzeugen können, dass es sinnvoller sei, ausgeschlafen den Mörder zu jagen, als sich müde vor ihm zu verstecken.



Sie hatte sich hingelegt und war sofort eingeschlafen. Daher dauerte es auch einige Minuten bis das Telefon sie weckte.

Verwirrt tastete Scully nach dem Gerät, das ihre wohlverdiente Ruhe störte.

Das Telefon klingelte kontinuierlich bis Scully endlich den Hörer fand und abnahm.

"Scully.", meldete sie sich verschlafen.



"Scully? Ich hab mir schon Sorgen gemacht! Geht es Ihnen gut?"

"Mulder, beruhigen Sie sich. Es geht mir hervorragend. Es würde mir noch besser gehen, wenn ich schlafen könnte.", sagte Scully, die nun wieder hellwach war.

Mulder ignorierte ihre letzte Bemerkung, aber er fühlte, wie die Schuldgefühle wieder in ihm aufstiegen.



"Tut mir leid. Ich wollte nur... Mir ist noch etwas aufgefallen. Ich... ich dachte, Sie sollten es wissen."

*Nun mach schon!* dachte Scully. Sie wollte nichts weiter als das Gespräch zu beenden und zu schlafen.

"Scully? Sind Sie noch dran?", fragte Mulder besorgt, da Scully nicht auf seine Ankündigung reagierte.

"Ja... Was haben Sie herausgefunden?"

"Wir sind doch davon ausgegangen, dass der Täter männlich ist."

"Ja."

"Das ist falsch. Der Täter ist eine Frau."

"Was?", fragte Scully ungläubig.

"Der Täter ist eine Frau.", wiederholte Mulder.

"Mulder, die meisten Serientäter sind Männer...", begann Scully.

"Die meisten, nicht alle", konterte Mulder.



"Aber Mulder, der Täter war den Opfern körperlich stark überlegen. Es kann nur ein Mann gewesen sein."

"Sind Sie sich da sicher? Ich glaube, dass die Täterin extrem stark ist. Wahrscheinlich trainiert sie und sie ist groß. Die Opfer waren eher klein." Beim letzten Satz klang seine Stimme wieder besorgter.

"Mulder.", Scully seufzte. "Es könnte sein, dass Sie Recht haben. Aber machen Sie sich bitte keine Sorgen. Ich verspreche Ihnen, dass ich vorsichtig bin."

Bevor Mulder etwas sagen konnte, fügte sie schnell hinzu: "Ich werde besonders auf trainierte Frauen achten. Darf ich jetzt bitte weiter schlafen?"

Mulder musste lächeln.

"Na gut.", sagte er und legte auf.



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Scully hatte verzweifelt versucht wieder einzuschlafen. Aber das war vergebens. Statt zu schlafen ging Scully in Gedanken noch einmal alles durch, was sich bisher ereignet hatte. Bilder von den Opfern tauchten vor ihrem inneren Auge auf. Sie ging noch mal die Ergebnisse der Autopsien durch.

Ihr fiel nichts ungewöhnliches mehr auf.

Dann ging sie noch mal die Geschehnisse vor Mulders Wohnung durch.



Obwohl es erst sechs Uhr morgens war, beschloss Scully ins Büro zu fahren.

Wahrscheinlich war Mulder bereits dort. Scully war immer wieder erstaunt, wie wenig Schlaf dieser Mann brauchte. Und trotzdem wirkte er ausgeruht.

Oft hatte sie sich schon gewünscht die gleiche Fähigkeit zu haben. Das war nicht das Einzige worum sie ihn beneidete.

Sie war außerdem fasziniert von seiner Fähigkeit auf der einen Seite in den unmöglichsten Situationen Witze zu reißen und andererseits konnte er unglaublich ernst sein, während er über Dinge, die auf andere lächerlich wirkten, redete.

Dieser Mann hatte so viele Facetten, so viel Gesichter. Scully liebte sie alle – obwohl sie das niemals zugeben würde.



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Die Fliege joggte an Dana Scullys Wohnung vorbei. Das machte sie schon seit Stunden. Sie lief immer wieder um den Block. Sie wollte auf keinen Fall etwas verpassen. Heute war der große Tag. Heute würde sie Fox von dem Bösen erlösen.

Als sie dieses Mal um die Ecke bog sah sie wie Scully das Haus verließ - früher als sonst.

*Was ist denn los? Schlecht geschlafen* dachte die Fliege und lächelte.

Sie rannte direkt an Scully vorbei und bog um die nächste Ecke.

Dort stieg sie in ihr Auto und wartete bis Scullys Wagen vorbei gefahren war und folgte ihr dann.



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Die Fliege beobachtet aus ihrem Wagen wie Special Agent Dana Scully mit festen Schritten das Hauptquartier des FBI betrat.

Sie kannte den Tagesablauf der Agenten und war sich sicher, dass sie das Gebäude frühestens zur Mittagspause wieder verlassen würden. Es sei denn sie arbeiteten mittags durch.

Die Fliege beschloss nach Hause zu fahren, bevor sie zur Arbeit ging. Oder nein besser noch - ins Fitness-Studio.

Sie war schon seit zwei Tagen nicht mehr dort gewesen und konnte sich nicht mehr daran erinnern wann sie zuletzt eine so lange Pause eingelegt hatte.



Wehmütige erinnerte sich die Fliege an die Zeit zurück, in der sie sich noch nicht um ihre Fitness gekümmert hatte.

Er hatte das beendet. An dem Tag als sie ihn gesehen hatte, wusste sie, dass sie etwas ändern musste. Er hatte sie zu dem gemacht was sie nun war.

Seit sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er sie gesteuert.

Zuerst hatte er nur dafür gesorgt, dass sie sich mehr um sich selbst kümmerte. Er hatte ihr Leben zerstört und es damit gerettet.

Nun mordete die Fliege. Und er war der Grund dafür. Sie wollte nicht morden, aber sie musste. Obwohl er der Grund für die Morde war, war sie sich sicher, dass er sie wieder beenden würde. Er würde sie wieder retten.



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Wie sie erwartet hatte, wartete Mulder bereits auf sie als Scully das Büro betrat. Er sah sie an. An seinem Blick konnte sie erkennen, dass er erleichtert war sie zu sehen. *Er muss sich gesorgt haben* dachte sie. "Scully, da sind Sie ja!", sagte er, "Ich hab versucht sie zu Hause anzurufen, aber sie waren nicht da. Und an Ihr Handy gehen sie auch nicht."

Er sah sie schon fast vorwurfsvoll an.

Verwundert griff Scully in ihre Manteltasche. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass ihr Handy überhaupt geklingelt hatte.

Mulder beobachtete sie immer noch ein bisschen besorgt, während sie das Gerät aus der Tasche zog.

"Der Akku ist leer.", verkündete sie schließlich.



Mulder schüttelte den Kopf. Nie im Leben hätte er erwartet, dass die sonst so ordentliche Dana Scully ihre Wohnung jemals ohne ein funktionstüchtiges Handy verließ.

"Und gibt es etwas Neues?", wollte sie nun wissen.

"Nein, nicht wirklich." Mulder schüttelte den Kopf. "Ich bin mir jetzt aber ziemlich sicher, dass der Täter eine Frau ist."



"Die Täterin muss ihre Opfer gehasst haben.", fuhr er fort, "Ansonsten wäre sie nicht so grausam gewesen und hätte die Opfer, wenn überhaupt, nach ihren Tod verstümmelt."

"Mulder..."

"Schon gut... Außerdem muss die Täterin sehr viel stärker sein, als ihre Opfer. Es wäre ihr sonst nie gelungen sie zu überwältigen, ohne das sich die Opfer gewährt haben."

"Mulder, was Sie mir erzählen ist exakt das, was ich Ihnen gestern Abend selbst gesagt habe."

"Ich weiß." Mulder seufzte und machte das Licht wieder an.



"Mulder...Warum?"

"Warum was?"

"Warum sollte eine Frau diese grausamen Morde begehen?"

"Das klingt, als würde sich diese Frage bei einem Mann erübrigen.", lachte Mulder.

Scullys Gesichtsausdruck machte ihm allerdings sofort klar, dass das der falsche Zeitpunkt für Späße jeglicher Art war.

"Ich habe bis jetzt noch keine Ahnung was das Motiv sein könnte.", gab er schließlich zu.

"Vielleicht hilft uns die Autopsie des letzten Opfers weiter.", meinte Scully, trank ihren Kaffee auf und machte sich abermals auf den Weg in die Gerichtsmedizin.



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Scully hatte sich erneut in einen Arztkittel gehüllt und betrat den Autopsiesaal. Sie hoffte inständig, dass es ihr erspart bleib weitere Autopsien, die mit dem Fall in Verbindung standen, durchzuführen.

Sie schüttelte alle Gedanken daran ab, dass Mulder die Frau noch kurz vor ihrer

Ermordung gesehen hatte und machte sich routiniert an die Arbeit.

"Ich beginne mit der äußeren Untersuchung der Leiche.", sagte sie in das Diktiergerät, das sie in der Hand hielt.

Dann umrundete sie die Leiche mehrmals, wobei sie alle Beobachtungen auf dem Tonband festhielt.



*Soweit sieht es genauso aus wie bei den anderen Opfern.* dachte Scully resigniert.

Immer noch keine neuen Erkenntnisse.

Bevor Scully die eigentliche Autopsie des Opfers begann und die Leiche aufschnitt, nahm sie ein Maßband zur Hand und notierte die Tiefe der einzelnen Schnittwunden.

*Komisch* dachte sie. *Die Schnittwunden, die direkt aneinander grenzen, sind exakt gleich tief.* Das musste schon ein großer Zufall sein. Trotzdem war Scully sich nicht sicher, ob dahinter eine Bedeutung steckte.

*Vielleicht kann sich Mulder einen Reim darauf machen.* dachte Scully. Sie beschloss, ihn danach zu fragen, sobald sie die Autopsie beendet hatte.



Dann fiel ihr noch etwas auf und sie ging in das kleine Büro im Nebenzimmer wo sich ein Telefon befand.

"Mulder, ich bin's.", sagte sie, "Ich habe etwas entdeckt, dass Sie sich ansehen sollten."

Sie wartete kurz seine Antwort ab und legte auf.

Dann richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Leiche.



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Mulder hielt mit quietschenden Reifen auf dem Parkplatz vor der Gerichtsmedizin. Er hoffte, dass Scullys Endeckung sie endlich zu der Mörderin führen würde. *Ich weiß noch nicht mal, was sie überhaupt entdeckt hat.*

dachte er und versuchte seine Aufregung zu bremsen. *Scully war sich nicht mal sicher ob sie überhaupt etwas Wichtiges gefunden hat.* Zumindest hatte sich nicht so gelungen.



Mulder öffnete die Tür zu dem Autopsiesaal. Scully stand über den Autopsietisch gebeugt da. Sie war so auf ihre Arbeit konzentriert, dass sie nicht bemerkte, dass Mulder vor ihr stand und sie beobachtete.

Mulder war - wie immer - fasziniert von ihrem Gesichtsausdruck, wenn sie völlig konzentriert war.

Plötzlich fiel hinter ihm die Tür ins Schloss und Scully sah erschrocken auf.



Sie versuchte zu überspielen, wie sehr sie sich erschreckt hatte und kam sofort zur Sache.

"Mulder, sehen Sie sich das an.", sagte sie und hielt das Maßband erneut in die Wunden. "Die Schnitte, die genau aneinander grenzen, sind gleich tief. Das müsste schon ein großer Zufall sein."

Mulder nickte zustimmend.

"Außerdem sieht es so aus, als hätte die Täterin das Messer an einigen Stellen um die Kurve geführt hat anstatt es herauszuziehen und neu anzusetzen."

Mulder beugte sich über die Leiche und betrachtete sie nachdenklich.



"Scully, was ist das?", fragte er schließlich und deutete auf einen Schnittwunde.

Neben dem eigentlichen Schnitt war eine dünne Linie zu erkennen.

"Das zieht aus wie Kugelschreiber.", sagte Scully.

Mulder nickte.

"Soll das etwa heißen..."

"Die Täterin hat vorher markiert, wo sie die Schnitte ansetzen muss.", vermutete Mulder, "Sie hat ihre Botschaft auf die Opfer geschrieben."



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"Mulder, glauben Sie wirklich, dass die Schnittwunden eine Nachricht sind?", fragte Scully skeptisch während sie beobachtete wie ihr Partner die einzelnen Schriftzeichen abzeichnete.

"Das ist die beste Spur, die wir haben."

Mulder hatte bereits einen Symbologen kontaktiert, der die Symbole deuten sollte, einige Fotos gefaxt, aber die Zeichen waren darauf nur schwer zu erkennen.



"Ich denke, dass die unterschiedlichen Tiefen der Schnitte etwas mit der Reinfolge in der man sie lesen muss zu tun hat.", sagte Mulder gedankenverloren, "Vielleicht ist aber auch die Anordnung der Zeichen dafür wichtig."

Seine Ausführungen wurden von dem Klingeln seines Handys unterbrochen.

"Mulder."

Er nickte ein paar Mal, aber Scully konnte nicht verstehen wer am anderen Ende der Leitung war.

"Gut.", sagte Mulder nach einer Weile.

"Wir wissen schon mal was das größte Symbol bedeutet.", er deutete auf dem Leichnam. "Das in der Mitte."



"Wären Sie so freundlich mir zu sagen was das Symbol bedeutet?", fragte Scully nachdem Mulder minutenlang auf die Leiche gestarrt hatte.

"Mulder?"

"Was?", Mulder sah sie fragend an. "Oh... das Symbol...Es bedeutet...", er schluckte.

"Es bedeutet Liebe."

Scully sah ihn skeptisch an.



"Soll das etwa heißen, dass die Täterin die Opfer geliebt hat?"

"Ich glaube nicht."

Mulder schwieg. Schließlich sagte er: "Ich glaube, die Täterin dachte, dass die Opfer verliebt waren."

"In Sie?", fragte Scully. *Du bist die nächste!* dachte sie. Sofort verscheuchte sie den Gedanken wieder.

Mulder nickte kurz. "Vielleicht glaubte sie auch, dass ich in sie verliebt war."

Eine Alarmglocke begann in seinem Kopf zu läuten. *Bring Scully in Sicherheit* schrillte es immer wieder durch seine Gedanken.



Einige Minuten des Schweigens vergingen.

"Ich habe übrings einen Termin mit dem Symbologen ausgemacht. Ich treffe ihn heute Nachmittag."

"Gut. Ich werde die Autopsie beenden und Ihnen dann den Bericht geben."

Mulder wagte es nicht zu fragen ob er sie abholen sollte. Sie würde ablehnen und er würde trotzdem da sein.

Dann war sie sauer. *Ich komme einfach spontan vorbei* beschloss er.

"Ich werd diese Information schon mal ins Täterprofil einbringen. Vielleicht komme ich weiter.", sagte er und ging.



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Scully seufzte und machte sich erneut an die Arbeit.

Sie begann mit dem Y-Schnitt und überprüfte, ob durch die Schnittwunden irgendwelche inneren Verletzungen aufgetreten waren.

Da das nicht der Fall war, ging Scully davon aus, dass auch dieses Opfer dadurch gestorben war, dass ihr die Kehle durchgeschnitten wurde.

Keines der Organe war in irgendeiner Weise beschädigt. Die Frau war kerngesund gewesen und hätte noch ein langes Leben vor sich gehabt - wäre da nicht diese Wahnsinnige, die beschlossen hatte, dass ihr Leben enden sollte.



Ein Schauer lief Scully den Rücken herunter als sie den Autopsiebericht ausfüllte und erneut die Bilder von den Schriftzeichen betrachtete.

"Liebe", murmelte sie.

Was war wenn Mulder Recht behielt? Was wenn die Mörderin wirklich Frauen umbrachte, die ihn liebten?

*Liebst du ihn?*, fragte die innere Stimme, die sie immer verdrängte. *Natürlich liebe ich ihn...* dachte sie. Genau genommen liebte sie ihn mehr als alles andere auf dieser Welt. Sie brauchte ihn. Er war die Quelle ihrer Stärke, er war ihr bester Freund, ihr Seelenverwandter. *Kann er auch den Geliebter sein?*, fragte die Stimme.

Scully schüttelte den Kopf um die Stimme zu vertreiben. Sie wollte sich nicht vorstellten wie es wäre, wenn zwischen ihr und Mulder mehr passieren würde. Sie hatte Angst.

Angst ihn als Freund zu verlieren.

Sie war sich einfach nicht sicher, wie viel sie ihm bedeutete.



Natürlich wusste sie, dass Mulder sich um sie sorgte - das war kaum zu übersehn.

Dennoch war er manchmal so unglaublich distanziert von ihr. Obwohl sie der einzige Mensch war dem er vertraute, verheimlichte er Dinge vor ihr.

In gewisser Weise faszinierte sie das nur noch mehr.



Dann fiel ihr auf, dass keines der Opfer ein besonders enges Verhältnis zu Mulder gehabt hatte. Wenn die Täterin trotzdem davon ausging, dass "Liebe" im Spiel war, musste sie doch davon ausgehen, dass die Beziehung zwischen ihr und Mulder nicht nur platonisch war.

Für eine Sekunde bekam es Scully mit der Angst zu tun, dann hatte sie sich wieder gefasst.

Sie war eine erwachsene Frau, sie war Bundesagentin, sie war bewaffnet. Ihr würde nichts geschehen.

Sie erinnerte sich an Mulders Blick als er gegangen war. Wahrscheinlich würde er so oder so vorbei kommen um sie nach Hause zu fahren.



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Seit einer halben Stunde starrte sie nun schon das Telefon an. Sie hatte ihn völlig aus dem Konzept gebracht. Nie im Leben hätte sie erwartet, dass er anrief. Einfach so.

Immerhin konnte sie nun sicher sein, dass er die Botschaft erhalten hatte. Und dass er sie bald verstehen würde.

Es würde nicht lange dauern, bis ihr Chef die Nachricht entschlüsselt hatte.

*Heute Nachmittag*, dachte sie. *Er wird durch diese Tür kommen und mich sehen, er wird mich ansprechen. Er wird keine Ahnung haben wer ich bin. Neue Stadt, neuer Job, neues Aussehen. Er wird freundlich sein. Er ist immer freundlich. Ob er mit mir flirten wird?*

Sie lächelte zufrieden, obwohl sie wusste, dass er das Büro heute nicht betreten würde.

Sie würde es verhindern.

Am liebsten hätte sie den Rest des Tages mit Gedanken an ihn verbracht. Doch das Telefon, aus dem eben noch seine unvergleichliche Stimme erklungen war, klingelte erneut.

*Fox!* dachte sie voll Vorfreude und hob den Höhrer ab.

Enttäuscht stellte sie fest, dass der Anrufer weiblich war.



Sie leitete das Gespräch an ihren Chef weiter und dachte über ihr weiteres Vorgehen nach.

Die Gelegenheit heute Nachmittag war perfekt - aber sie brauchte mehr Zeit.

Überstürzte Handlungen führten häufig zu Fehlern.

Fehler leistete sie sich nie. Zumindest nicht mehr, seit sie ihr Leben noch mal von vorn angefangen hatte.



Glücklicherweise ging ihr Chef, nachdem er das Gespräch beendet hatte, in die Mittagspause.

Mit klopfendem Herzen wählte sie seine Nummer.

Sie zwang sich ruhig zu bleiben, als er abnahm.

"Mulder", sagte er.

Ihr Puls raste. Er pochte in ihren Ohren, so dass sie selbst kaum hörte, wie sie ihm erklärte, dass der Professor es leider nicht schaffen würde sich am Nachmittag mit ihm zu treffen und den Termin leider auf den Abend verschieben müsse.

So sehr sie es liebte seine Stimme zu hören, so froh war sie, dass das Gespräch schließlich beendet war. Sie hatte es geschafft.

Jetzt musste sie nur noch ihrem Chef erzählen, dass Agent Mulder den Termin auf den Abend verschoben hatte.

Es würde nie auffallen, da war sie sich sicher.



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Scully wartete vor der Gerichtsmedizin.

Mulder hatte sie angerufen und gesagt, dass der Symbologe den Termin auf den Abend verschoben hatte, was Ihnen noch genug Zeit gab, um ausnahmsweise eine Mittagspause einzulegen. Darum hatte Mulder sie zum Mittagessen eingeladen.

*Er hätte mich nicht einladen müssen.* dachte sie. *Ich wäre auch so mit ihm essen gegangen.* Sie hatte keine Lust alleine zu essen und mit wem hätte sie sich sonst treffen können?

Scully seufzte und lehnte sich an die Außenwand des Gebäudes. Wieder einmal wurde ihr klar, dass Mulder der einzige Freund war, den sie noch hatte.

*Allerdings ist er auch der Grund dafür.* ging es ihr durch den Kopf. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie hatte sich zwar durch ihre Arbeit immer mehr von ihren Mitmenschen distanziert, aber Sie hatte ihn nie zu etwas gezwungen.

Sie hatte selbst entschieden ihm überallhin zu folgen - egal wann. *Mich trifft mindestens genauso viel Schuld*



Mulders Wagen bog auf den Parkplatz. Er hielt direkt neben Scully.

"Haben Sie noch etwas entdeckt?", fragte Mulder während er aus dem Auto stieg, es umrundete und Scully die Beifahrertür aufhielt.

*Ein echter Gentleman.* dachte Scully und musste sich ein Lächeln verkneifen.

"Na ja", begann sie. "Ich glaube, dass nur die Schnittwunden auf dem Gesicht und dem Oberkörper zu der Nachricht gehören."

Sie stieg in den Wagen.

Als sie Mulders Blick bemerkte fügte sie hinzu: "Wenn es überhaupt eine Nachricht ist."

"Das werden wir heute Abend wissen.", entgegnete Mulder lächelnd.

Mittlerweile war auch er wieder eingestiegen. Er startete den Motor und fuhr los.



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Überrascht stellte Scully fest, dass Mulder den Wagen vor einem kleinen, gemütlichen Restaurant zum Halten brachte und sie nicht - wie sonst üblich - mit in ein Fastfood Restaurant mitnahm.

Mulder bemerkte den Ausdruck auf ihrem Gesicht.

"Das hätten Sie nicht erwartetet, was?", sagte er.

Scully schüttelte den Kopf.

"Gibt es einen besonderen Grund dafür?"

"Nein."

Sie sah ihm an, dass er nicht ganz die Wahrheit sagte.

"Mulder..."

"Ich dachte nur, nachdem ich Sie erst in dieses Motel geschleift habe und Sie dann auch noch mitten in der Nacht anrief und Sie vom Schlafen abhielt, bin ich Ihnen das schuldig."

Scully lächelte. Sie betraten das Restaurant und setzten sich an einen kleinen Tisch in einer Ecke.

"Mulder, ich habe noch eine Frage."

"Schießen Sie los."

"Als wir in dieses Motel gefahren sind, da bin ich unterwegs eingeschlafen."

Mulder nickte. Er hatte keine Ahnung vorauf sie hinauswollte.

"Wie bin ich vom Auto ins Motel gekommen?", fragte sie schließlich.

Er blickte auf den Tisch. Scully hätte schwören können, dass er rot geworden war.



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Die Fliege saß im selben Restaurant wie die beiden Agenten. Sie beobachtete sie mit scharfem Blick über den Rand ihrer Zeitung hinweg an. Sie tat so als wurde sie den Artikel auf der Titelseite lesen.

Es ging um die Mordserie - das einzige Thema, das die Leute zu interessieren schien.

Für die Fliege war die Story nichts Besonderes. Schließlich war sie mittendrin, so zu sagen die Hauptdarstellerin.



Die Art wie die Agenten sich verhielten gefiel der Fliege nicht. Sie waren zu unbekümmert. Sie wirkten nicht mehr so angespannt wie zuvor.

*Sie sind sich sicher, dass sie das Rätsel heute Abend lösen können, sobald sie die Bedeutung der Symbole kennen* die Fliege blätterte in der Zeitung.

*So weit wird es nicht kommen*



Die nächste halbe Stunde beobachtete sie wie die Agenten sich ihr Mittagessen schmecken ließen.

Anschließend folgte sie ihnen bis zum FBI Hauptquartier. Eigentlich hatte sie es den Agenten gleichtun und wieder zur Arbeit gehen wollen, doch da der einzige Nachmittagstermin des Professors bekanntlich verschoben worden war, hatte die Fliege frei.

*Gut so.* Schließlich musste sie noch viel vorbereiten.

Es war davon auszugehen, dass die Agenten das Büro nicht vor dem Termin mit dem Professor verlassen würden und selbst wenn, wusste die Fliege wo sie zu finden waren. Daher konnte sie ihren Beobachtungsposten gefahrlos für ein paar Stunden verlassen.

Sie startete den Wagen und fuhr davon.



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Eine Stunde später erreichte die Fliege ihr Versteck.

Das Versteck entsprach nicht den Vorstellungen, die man von Verstecken eines Mörders hatte. Die meisten Menschen stellten sich das Versteck eines Mörders als einen abgelegenen, dunkeln Ort des Grauens vor.

Ein Ort, der sich niemals in ihrer Nähe befinden konnte.



Das Versteck der Fliege war zwar recht abgelegen, aber es war nicht düster.

Besucher der Fliege fanden es gemütlich und fühlten sich wohl bei ihr.

Es handelte sich um ein kleines Häuschen am Rande Washingtons mit einem großen, gepflegten Garten, der sich jeden Sommer in ein Meer von Blüten verwandelte. Das Innere des Hauses war geschmackvoll eingerichtet und nichts ließ Besucher vermuten, dass hier eine Gefahr lauerte.



Allerdings achtete die Fliege immer sorgsam darauf, dass niemand den Keller betrat - zumindest nicht ohne ihre Anwesenheit.

Der Keller bestand aus einem langen Gang, der anfangs noch von mehreren Lampen beleuchtet war.

An der linken Seite des Gangs befanden sich drei Türen, die in drei getrennte Räume führten.

Durch die hinterste Tür gelangte man in den Heizungskeller. Die Fliege benutzte ihn als Abstellkammer.



Die Neonröhre an der Decke des Heizungskellers flackerte einige Male kurz auf, bevor der Raum in gleißendes Licht getaucht wurde.

Zielstrebig ging die Fliege auf das Regal zu ihrer Rechten zu. Sie zog eine schwarze Schatulle hervor und wischte vorsichtig den Staub vom Deckel.

Dann nahm sie ebenso vorsichtig das schwarze Gerät aus dem Inneren in die Hand und inspizierte es gründlich.

Zufrieden stellte sie fest, dass es noch funktionstüchtig war.



Die Fliege beschloss das Gerät im Handschuhfach ihres Wagens zu verstauen und machte sich anschließend auf den Weg um noch ein paar Meilen zu joggen.

*Aufwärmen für den großen Auftritt heute Abend* dachte sie und lächelte.

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Scully ließ die Seiten der Akten durch ihre Finger gleiten.

Seit Stunden starrte sie nun in die Akten - ohne Erfolg. Sie war sich sicher, dass Mulder ebenfalls mit leerem Blick auf das Täterprofil vor ihm starrte. Tatsächlich begann er jedes Mal wenn sie aufblickte mehr oder weniger hektisch in seinen Unterlagen zu blättern.

*Ich muss hier raus. Ich hasse es, wenn wir nicht vorankommen* dachte sie - und Scully war sich sicher, dass es ihm genauso ging.



Sie unterdrückte ein Gähnen und sah auf die Uhr. Erleichtert stellte sie fest, dass der Termin mit dem Professor bereits in zwei Stunden war.

"Mulder" sagte sie.

Er blickte auf.

"Noch zwei Stunden bis zu unserem Termin." stellte sie fest.

Er sah auf die Uhr, dann nickte er.

"Sollten wir bei dem Termin auf eine neue Spur stoßen, wollen sie die wahrscheinlich direkt verfolgen..."

"Das habe ich nie gesagt!", unterbrach er sie.

"Mulder..." Sie hob eine Augenbraue. "Ich kenne Sie. Sobald man Sie auf eine Spur ansetzt, rennen Sie los ohne nach links oder rechts zu schauen."

Der vorwurfsvolle Unterton in ihrer Stimme verschlug ihm die Sprache.

*Ich bin so ein rücksichtsloser Idiot* dachte er.

Dann lächelte sie.



"Ich dachte nur, wir sollten vorsichtshalber vor dem Termin unsere Sachen packen.

Wer weiß wohin uns die Spur führt?"

"Ich fahre Sie heim." antwortete er knapp und nahm seinen Mantel von der Garderobe.

Scully folgte seinem Beispiel und sie gingen zusammen zu seinem Auto.



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Die Fliege war in die Stadt zurückgefahren.

Sie kam genau zur richtigen Zeit am J. Edgar Hoover Gebäude an um zu sehen wie der Wagen des Agenten sich in den Verkehr einfädelte.

*Sie fahren zu ihr.* erkannte sie, nachdem sie dem Wagen ein paar Blocks gefolgt war.

*Es muss jetzt passieren.* beschloss sie.



Sie beobachtete wie Mulder den Wagen vor der Wohnung seiner Partnerin zum Stehen brachte, bog um die nächste Ecke und hielt ebenfalls an.

Dann stieg sie aus und joggte los.



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Mulder schaltete den Motor ab.

Er hatte das Bedürfnis sich bei Scully dafür zu entschuldigen, dass sie ständig durch das Land reisen musste, um ihren "verrückten" Partner wieder einzufangen, der sich wieder einmal blindlings in irgendeine gefährliche Situation gestürzt hatte.

Er wollte sich auch dafür entschuldigen, dass er ihr Leben einer ständigen Gefahr aussetzte - aber ihm fehlten immer noch die Worte.



Nachdem er einige Male tief durchgeatmet hatte, stieg er schließlich aus dem Auto und umrundete dieses um seiner Partnerin zumindest die Tür zu öffnen.

Scully hatte bereits ihre Tasche zur Hand genommen und suchte nach dem Schlüssel für ihre Wohnung.



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Die Fliege joggte gradewegs auf die beiden Agenten zu.

Sie saß noch im Auto, während er ihr die Tür aufhielt.

*Sie beachtet ihn nicht mal. Er hat besseres verdient.*

Seltsamerweise war sie sich nicht sicher, ob sie diese bessere Person war. Aber sobald sie ihren Plan ausgeführt hatte, würde das keine Rolle spielen. Dann wäre sie die Einzige.



Sie kam dem Mann ihrer Träume immer näher. Nicht nur weil ihr Plan kurz vor der Vollendung stand, sondern auch, weil sie mittlerweile bis auf wenige Meter an die Agenten heran gelaufen war.

Ihr Herz schlug schneller. Nur noch wenige Meter. Und dann...



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Ein Stoß in den Rücken ließ Mulder nach vorne stürzen. Hätte er es nicht geschafft sich am Auto abzustützen, wäre er mit seinem gesamten Gewicht auf seiner zierlichen Partnerin gelandet.

*Keine schlechte Vorstellung.* dachte er, drehte sich dann aber doch verärgert um.

Die Joggerin, die offensichtlich gerade fast in ihn hineingerannt wäre, lief weiter als ob nichts geschehen sei.



"Mulder!" rief Scully, die soeben auch aus dem Auto gestiegen war und der Frau ebenfalls hinterher sah.

"Sie war da. Vor ihrer Wohnung!"

Er sah sie fragend an. Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran, dass sie die Frau schon einmal gesehen hatte.

"Rufen Sie Verstärkung! Wir haben eine Verdächtige!"

*Oder zumindest eine Zeugin* fügte er in Gedanken hinzu als er davon lief, um die Frau zu verfolgen.



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In aller Seelenruhe lief die Fliege weiter. Ab und zu warf sie einen kurzen Blick über die Schulter und stellte zufrieden fest, dass er ihr folgte.

*Er hat sie zurückgelassen. Wegen dir!* jubelte sie innerlich, als sie nach zwei Blocks in eine Seitenstraße einbog.



Sie lief etwas langsamer - viel langsamer als gewöhnlich - um sicher zugehen, das sie den geliebten Verfolger nicht abschüttelte.

Als sie sich sicher war, dass er sie gut erkennen konnte, bog sie erneut ab.



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*Verdammt! Sie ist schnell!* dachte Mulder.

Obwohl er ein recht guter Läufer war, schaffte er es einfach nicht den Abstand zwischen sich und der mysteriösen Frau zu verkürzen.

Zudem hatte er sie bislang nur von hinten gesehen, daher würde seine Beschreibung kaum für eine Fahndung reichen.

*Scully hat sie vor meiner Wohnung gesehen.* erinnerte er sich und hoffte, dass sie eine brauchbare Beschreibung abgeben konnte.



Die Frau war erneut in eine Gasse eingebogen. *Sie kennt sich gut aus.* stellte er fest, obwohl er sich nicht sicher war, ob sie wusste, wohin sie lief. Er selbst war so darauf konzentriert nicht den Anschluss zu verlieren, dass er seine Umgebung kaum wahrnahm.



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Scully fluchte innerlich.

Hektisch durchsuchte sie sämtliche Taschen ihrer Kleidung nach ihrem Handy und leerte dann den Inhalt ihrer Handtasche auf dem Beifahrersitz aus.

*Wann hast du es zuletzt in der Hand gehabt?* fragte sie sich.

Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ihr Handy hatte sie zuletzt am Morgen in der Hand gehalten - als sie feststellte, dass der Akku leer war.

*In der Wohnung!* dachte sie und begab sich auf die Suche nach ihrem Schlüssel, den sie bei ihrer vorherigen Suchaktion aus den Augen verloren hatte.



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Die Fliege lief schneller. Mulder folgte ihr. Sie gewann an Vorsprung und bog um die nächste Ecke.

Erschöpft spielte Mulder mit dem Gedanken die Verfolgung aufzugeben und seine Hoffnungen wieder ganz auf den Termin mit dem Professor zu richten.

Doch plötzlich hielt die Frau an und bückte sich.



Mulder sammelte noch einmal all seine Kräfte und legte einen Spurt ein.

Er konnte nicht genau erkennen, was sie tat, aber es sah so aus, als würde sie etwas von Boden aufheben. Fast automatisch wanderte seine Hand auf seine Waffe zu.

Hatte die Frau tatsächlich ihren Fluchtplan aufgegeben und bereitete sich nun auf einen Angriff vor.



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Vorsichtig hob die Fliege die Metallstange, die vor ihr auf dem Boden lag auf.

Mit der Stange ließ es sich nicht so schnell laufen wie sie es sonst tat, aber sie hatte trainiert und für einen Kurzstreckensprint würde es reichen.

Schließlich befand sich ihr Ziel direkt hinter der nächsten Kurve.

Sie rannte los.

Hinter sich ließ sie einen erstaunten Agent Mulder zurück, der seine Schritte verlangsamte und sich für einen Moment umsah.

Dann spurtete auch er los.

*Er weiß wohin der Weg uns führt.* dachte sie.



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Mulder rannte so schnell er konnte. Er atmete unregelmäßig, was zu einem Stechen in seiner Seite führte, aber er kämpfte sich weiter voran.

*Scully!* ertönte es immer wieder in seinen Gedanken.

Er hatte viel zu spät gemerkt, dass die Frau im Kreis gelaufen war - mit voller Absicht, da war er sich sicher. Er hatte seine Partnerin zurück gelassen. Allein. Hilflos.

*Scully ist nicht hilflos.* versicherte er sich immer wieder in Gedanken. Er wusste, dass das die Wahrheit war, aber er wusste auch, dass das Überraschungsmoment auf Seiten der Frau lag, die er soeben aus dem Blickfeld verloren hatte.



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Scully hatte ihren Schlüssel nun endlich gefunden. Sie wollte ihn gerade in die Haustür stecken, als sie hinter sich das Geräusch schneller Schritte wahrnahm.

War Mulder etwa schon wieder zurück? Hatte er die Spur verloren?

Scully drehte sich um. Erstaunt blickte sie in das lächelnde Gesicht der Frau, die ihr Partner verfolgt hatte.

Dann spürte sie einen harten Schlag auf dem Kopf und alles wurde schwarz.



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Die Agentin war leichter, als die Fliege vermutet hatte. Ohne Problem ließ sich der kleine, schlaffe Körper schultern und zu dem Lieferwagen, der um die Ecke parkte tragen.

Suchend blickte sie sich um. Keine Spur von irgendwelchen Zeugen. Keine Spur von Mulder.

Sie öffnete die Tür zur Ladefläche des Lieferwagens, dann schleuderte sie das Bündel auf ihren Schultern in die Dunkelheit. Ein dumpfes Geräusch durchbrach die Stille als der zierliche Körper auf dem ungepolsterten Metallboden der Ladefläche aufprallte.

Ohne mit der Wimper zu zucken, schlug die Fliege die Tür zu und setzte sich hinter das Steuer.



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"Scully!", schrie Mulder wieder und wieder als er vor der verschlossenen Haustür stand und wie besessen auf den Klingelknopf drückte. Keine Antwort.

Tränen stiegen ihm in die Augen und eine Welle von Schuldgefühlen überrollte ihn. Er hätte nicht davon laufen sollen, er hätte da sein müssen, auf sie aufpassen.

Er atmete tief durch - zwang sich logisch zu denken, professionell zu bleiben.

*Sie hat ihre Opfer nie sofort getötet. Scully lebt noch. Ich muss ihr helfen! Es ist noch nicht zu spät.*

Suchend sah er sich um. Er hoffte, dass er selbst keine Spuren verwischt hatte.

Etwas Glänzendes lag neben seinem Schuh.

*Ihr Schlüssel* wurde ihm klar. Dann entdeckte er noch etwas anderes.

Ein roter Fleck. Blut. Ihr Blut.

Die Angst gewann die Oberhand. Sie war verletzt. Diese Frau hatte sie verletzt und sie dann entführt.



Mulder stand bewegungslos vor der Tür und starrte auf den Blutfleck. Es war kein großer Fleck, Scully hatte wahrscheinlich nicht viel Blut verloren und vermutlich nicht einmal schwere Verletzungen davongetragen.

Dennoch fühlte er sich schuldig. Er hatte Angst um sie. Er fühlte sich hilflos.

Schuld. Angst. Hilflosigkeit.

Diese drei Gefühle wirbelten in seinem Kopf umher und ließen keinen Platz für geordneten Gedanken.



Das einzige Wort für das sich sonst noch Platz fand war ihr Name. "Scully!" hallte es so laut durch seinen Kopf, dass er seine Umwelt nicht mal mehr wahrnahm.

Er stand einfach nur da. Bewegungslos. Eingehüllt in einer Wolke von wirbelten Gefühlen, die ihn von der Außenwelt zu isolieren schienen.



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Wie aus der Ferne drängte sich ein Geräusch in seine Gedanken. Er konnte nicht einordnen woher es kam.

Dann wurde ihm endlich klar, dass das Geräusch vom Motor eines herannahenden Lieferwagens kam.



Der Wagen war schon fast an ihm vorüber gefahren, doch aus den Augenwinkeln nahm Mulder noch das Gesicht der Fahrerin wahr.

Ein neuer Gedanke schoss ihm durch den Kopf.

Er rannte zu seinem Wagen, startete den Motor und raste dem Lieferwagen hinterher.



Er hatte Mühe den Lieferwagen im dichten Verkehr nicht zu verlieren. Andererseits konnte er ihm so mehr oder weniger unauffällig folgen.

*Du solltest Verstärkung rufen. Oder zumindest eine Beschreibung des Wagens durchgeben.* warnte ihn die innere Stimme der Vernunft.

Doch als er sein Handy in der Hand hielt gewann die Stimme der Verzweiflung erneut die Oberhand. Er wählte ihre Nummer.



Er legte auf ohne der Computerstimme am anderen Ende der Leitung die Chance zu geben ihm mitzuteilen, dass der gewünschte Gesprächspartner nicht zu erreichen war.

"Der Akku ist leer.", ertönte die Stimme seiner Partnerin in seinem Kopf.

Wütend ließ er das Handy auf den Beifahrersitz fallen.



Mulder konzentrierte sich wieder auf die Verfolgung.

Er nahm nur noch den Lieferwagen vor ihm wahr. Ihm war egal wo er war oder wohin er fuhr. Einzig der Wagen - und vor allem dessen Inhalt - war wichtig für ihn.

Der Verkehr wurde dünner, die Straßen wurden schmaler und waren schlechter beleuchtet.

Mulder vergrößerte den Abstand zu dem Wagen - auf keinen Fall durfte er entdeckt werden.



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Die Fliege konnte seinen Wagen nicht mehr sehen. Dennoch war sie sich sicher, dass er noch da war. Sie konnte es spüren.

Sie fuhr ein paar Umwege, um ihm den Rückweg zu erschweren. Obwohl sie wusste, dass er nicht umkehren würde. Genauso wenig würde er Verstärkung holen.

Sie kannte ihn. Sie hatte Jahre damit verbracht ihn zu beobachten. Sie wusste, dass er sich schuldig fühlte und auch, dass für ihn die einzige Möglichkeit seine Schuldgefühle zu überwinden darin, lag seinen Fehler wieder gut zu machen und seine Partnerin zu befreien - allein.



Sie stellte den Wagen in der Einfahrt ihres Hauses ab - gut sichtbar für jeden, der vorbei fuhr.

Nachdem sie das schwarze Gerät aus dem Handschuhfach genommen hatte, lief sie zum hinteren Teil des Wagens und öffnete die Tür.

Es war dunkel im Innern. Nur vage waren die Umrisse der Agentin in einer Ecke zu erkennen.

Enttäuscht steckte sie das schwarze Gerät in ihre Tasche, als sie feststellte, dass die Agentin noch immer bewusstlos war.



Die Fliege griff nach Scullys linkem Fuß und schleifte die Agentin in Richtung der Tür.

Dort angekommen schulterte sie ihre Beute und trug sie ins Haus.



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Mulder sah den Wagen in der Einfahrt des Hauses stehen.

Das Haus selbst war dunkel. Nichts schien sich zu regen.

Er fuhr weiter. Es war eine ruhige Gegend. Ein unbekanntes Auto würde sofort auffallen. Das Letzte was er gebrauchen konnte, waren besorgte Anwohner, die die Polizei riefen.



Zwei Straßen weiter fand er einen unauffälligen Parkplatz.

Nachdem er sich versichert hatte, dass seine Waffe geladen war, stieg er aus und eilte zurück zum Haus.



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Die Fliege hatte den zweiten Kellerraum betreten.

Es war ihr "Hobbyraum". An der rechten Wand befand sich eine kleine Nische, die mit Gittern vom Rest des Raums abgetrennt war. Diese Zelle war gerade groß genug damit ein erwachsener Mensch darin sitzen konnte - wenn er die Knie eng an den Körper zog.

In der Mitte des Raumes befand sich ein Metalltisch, der früher in einer Leichenhalle Verwendung gefunden hatte. Unter dem Tisch befand sich ein Abfluss im gefliesten Boden.



Mit einem dumpfen Geräusch landete der bewegungslose Körper der Agentin auf dem Tisch.

Ohne sie zu beachten machte sich die Fliege an dem langen Regal, das die komplette linke Seite des Kellerraums einnahm, zu schaffen.

In dem Regal befanden sich all die Dinge, an denen sie in ihrem früheren Leben gearbeitet hatte. Alles für das sie gelebt hatte, bis er gekommen war.

Verschiedenste wissenschaftliche Instrumente, eine Reihe von Reagenzgläsern, die verschiedenste Flüssigkeiten enthielten, waren sorgfältig in dem Regal aufgebaut.



Die Fliege griff nach einer Spritze und ließ ihren Blick über die verschiedenen Behälter gleiten.

*Womit fangen wir an?* fragte sie sich.

Hinter sich vernahm sie ein leises Stöhnen. Sie entschied sich für ein Beruhigungsmittel, zog die Spritze auf und wandte sich der Gestalt auf dem Tisch zu.



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Das Haus war immer noch dunkel.

Mulder hatte es bereits dreimal umrundet, aber ihm war nichts Verdächtiges aufgefallen.

*Vielleicht ist der Lieferwagen auch eine falsche Spur.* schoss es ihm immer wieder durch den Kopf.

Es gab nur eine Möglichkeit um herauszufinden, ob sich Scully in diesem Haus befand ohne aufzufallen.

Er musste irgendwie ins Innere des Gebäudes gelangen.



Obwohl es ein Leichtes für ihn gewesen wäre in das Haus einzubrechen, lief er weiter ziellos in dem Garten umher.

Sein Kopf fühlte sich leer an. Er war nicht in der Lage klar zu denken.

Erschöpft ließ er sich auf eine Bank fallen, die an der Hauswand lehnte.

Er vergrub den Kopf in den Händen und zwang sich selbst klar zu denken.

*Es hilft ihr nicht, wenn du jetzt Panik bekommst. Du musst überlegt handeln.*

Er amtete tief durch. Ein. Aus. Ein. Aus.

Sein Puls wurde langsamer. Ruhe breitete sich in ihm aus.



Er nahm die Hände aus dem Gesicht und betrachtete zum ersten Mal seine Umgebung.

*Für diese Gegend ist es hier ungewöhnlich aufgeräumt und sauber.* stellte er fest.

*Die Frau liebt Ordnung. Sie will die Kontrolle behalten.* schlussfolgerte er. *Durch die Ordnung, die sie nach außen zeigt, vertuscht sie ihr inneres Chaos. Sie fühlt sich ihren Mitmenschen gegenüber überlegen.*

Mulder stand auf. Ihm war klar, dass seine Gegenspielerin intelligent war, vermutlich war sie ihm schon einen Schritt voraus.

Er hielt es sogar für möglich, dass der Lieferwagen absichtlich in der Einfahrt stand - um seine Aufmerksamkeit zu erregen.



*Sie will, dass ich ihr folge. Es wird nicht zu schwer sein ins Haus zu gelangen. Sie wartet auf mich.*

Er lief zielstrebig auf die Terrassentür zu und zog seinen Dietrich aus der Tasche.

"Sesam öffne dich.", flüsterte er. Sekunden später gehorchte die Tür seinem Befehl und gewährte ihm Einlass in das Wohnzimmer.



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Die Fliege lächelte zufrieden.

Ein Geräusch im Erdgeschoss verriet ihr, dass er seinen Weg ins Innere des Hauses gefunden hatte. Sie hatte nichts anderes von ihm erwartet.



Sie vergewisserte sich noch einmal, dass Agent Scully nicht in der Lage war zu fliehen.

Scully hatte keine Chance - sie war in der kleinen Zelle eingequetscht und zudem noch betäubt.

Die Fliege löschte das Licht und schloss die Tür hinter sich.

Sie musste noch den "Partykeller" auf die baldige Ankunft des Besuchers vorbereiten.



Sie öffnete die Tür zum ersten Kellerraum.

Rechts von der Tür erstreckte sich eine lange Bar mit dazugehörigen Barhockern. Die Fliege zündete die Kerzen auf dem Tresen an und sofort wurden die gelb und orange gestrichenen Wände in ein warmes Licht getaucht.

Zügig überquerte die Fliege den Parkettboden und schritt auf ein Podest in einer der Ecken zu.

Auf dem Podest lag ein dicker Teppich und diverse Polster, Kissen und Decken luden zum Hinsetzen ein.

An der Wand war ein Rohr montiert, an dem weitere Kissen befestigt waren, die so als Rückenpolster dienten.



Nachdem sie die Kissen aufgeschüttelt hatte, griff die Fliege nach dem schwarzen Gerät und öffnete die Tür, so dass das Kerzenlicht hinaus in den Flur fiel.



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Mulder schlich so leise er konnte durch das Haus, obwohl er sicher war, dass die Frau damit rechnete, ja sogar geplant hatte, dass er in das Haus eingebrochen war.

Er hatte bereits das Wohnzimmer so wie die Küche durchsucht - ohne Erfolg.

Gerade lief er durch den Flur um sich die anderen Zimmer im Erdgeschoss vorzunehmen, als ihm ein schwaches Licht am unteren Ende der Kellertreppe auffiel.

*Vorhin war es noch dunkel.* war er sich sicher.



Er ließ eine Hand zu seiner Waffe gleiten.

Vorsichtig schritt er die ersten Stufen der Holztreppe hinunter. Sein Herzschlag erhöhte sich. Er wusste, dass Scully in diesem Keller war. Er konnte es spüren.

Er hoffte inständig, dass es noch nicht zu spät war. Es herrschte völlige Stille.

*Sie hat Scully ruhig gestellt.* dachte Mulder. Er zwang sich nicht darüber nachzudenken auf welche Art die Frau dieses Ziel erreicht haben könnte.



Plötzlich wurde die Stille unterbrochen.

Eine der Holzstufen knarrte verräterisch unter seinen Schritten. Er hielt an und stand völlig regungslos da, er lauschte.

Eine Tür wurde geschlossen und mit einem Mal war das schwache Licht kaum noch wahrnehmbar.

Mulder schluckte, zog seine Waffe und stieg die Treppe weiter hinunter.
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