World of X

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Baltimore 1981

von Ines

Kapitel 5

Teil V

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, bereute er seine Offenheit. Dana rückte ein Stück von ihm weg und flüchtete dann regelrecht von der Bank. Sie schüttelte wortlos den Kopf und rannte unruhig vor ihm auf und ab. Eine Weile sah er ihr zu, dann stand er auf und versperrte ihr somit den Weg.



„Tut mir leid, Dana. Ich wollte Dich nicht erschrecken. Vergessen wir´s, okay?“



Sie sah zu ihm auf und in der Dunkelheit erkannte er Tränen, die in ihren Augen glitzerten.



„Dana...“, er trat näher an sie heran, hielt sich dann aber doch zurück. „Es tut mir leid...ich, ich wollte doch nicht...“, er hielt inne und starrte sie traurig an.



Sie stand bewegungslos vor ihm und inspizierte den Waldboden unter ihren Füßen.



„Es tut mir leid.“, brachte er schließlich heraus, „Ich gehe besser.“ Er wandte sich zum Gehen, doch diesmal war Dana es, die ihn zurückhielt.



„Es ist in Ordnung“, beteuerte sie, ihre Hand griff nach seiner, ihre Finger verschränkten sich mit seinen. Etwas schüchtern zog sie ihn wieder zu sich. Minutenlang schwiegen sie.



„Warum hast Du das gesagt?“



„Weil es die Wahrheit ist.“



Sie forschte in seinen Augen, traf aber nur auf vollkommene Schwärze.



„Was genau ist zwischen Dir und Melissa vorgefallen?“, verlangte sie jetzt zu wissen. Sie ahnte, dass der Streit etwas mit ihr zu tun hatte. Wieso sonst hätte er so etwas zu ihr gesagt?



Sie kannte Mulder mittlerweile ein wenig besser und wusste, dass er sie nie ausnutzen oder sich einen solchen Spaß mit ihr erlauben würde.



Er ließ die Schultern hängen und druckste ein wenig herum. „Ich habe ihr etwas Unüberlegtes an den Kopf geworfen....ich war wütend und...“



„Was hast Du ihr gesagt?“

Erst jetzt sah er auf. Als seine Augen auf ihre trafen, war da wieder dieses Gefühl. Dieses Kribbeln in ihrem Bauch, ihr aufgeregter Herzschlag.



„Ich habe ihr gesagt...dass es eine andere Frau gibt.“



Dana keuchte überrascht und schüttelte wieder ihren Kopf. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Entweder sie träumte gerade oder sie halluzinierte, aber das hier konnte unmöglich der Realität entsprechen.



Sie ließ seine Hand los und setzte sich wieder auf die Bank, während er weitererzählte. „Hör zu, Dana. Das war nicht meine Absicht. Ich wollte es weder Dir noch Deiner Schwester sagen, okay? Es ist einfach so ´rausgerutscht und es tut mir leid, dass es so gelaufen ist. Deine Reaktion ist verständlich und ich denke...ich gehe jetzt doch besser.“



Dana war nicht fähig auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen und so bekam sie nicht wirklich mit, wie Fox sich umdrehte und ging. Sie erwachte erst, als er bereits einige Meter weit weg war. Schnell stand sie auf und bog noch einmal in den kleinen Pfad ein.



„Hey!“



Fox´ Silhouette blieb stehen und drehte sich um. Dana kramte ihre Taschenlampe hervor und leuchtete ihn an. Er hatte die Hände in den Taschen vergraben und sah ziemlich niedergeschlagen aus.



„Bringst Du mich nun noch nach Hause?“



Sie sah, wie er die Augen schloss und erleichtert lächelte. Sie grinste zurück und innerhalb weniger Sekunden war er bei ihr und schlang seine Arme um sie. Er schaukelte sie sanft hin und her und grinste noch breiter, als sie sich voneinander lösten.



„Das werde ich.“



Dana wünschte sich, dass sie den Mut aufbringen könnte ihn zu küssen. Erst jetzt verstand sie, was zur Hölle er ihr eben gebeichtet hatte. Wie sollte sie jetzt nur so tun, als sei nichts geschehen? Bei Gott, er hatte sie küssen wollen!! Er, Fox Mulder - der Mann, für den sie seit geraumer Zeit heimlich schwärmte - hatte sie, Dana Scully – die jüngere Schwester seiner Freundin - küssen wollen.



Himmel!



Als Fox ihren zweifelnden Gesichtsausdruck erkannte, sah er lange zu ihr herunter.



„Sind wir in Ordnung, Dana?“



„Vorerst“, erwiderte sie ehrlich. Dann hakte sie sich bei ihm ein und zusammen schlenderten sie stumm zu Danas Elternhaus zurück.



~*~

11. August 1981, Baltimore / Maryland



Geduldig wartete Fox vor dem großen Schulgebäude.



Dana hatte heute früher frei, weil eine Lehrerin fehlte. Da er freitags ebenfalls eher Schluss machte, hatte er vorgeschlagen, sie abzuholen. So brauchte sie nicht mit dem Bus zu fahren und war ein wenig früher zu Hause. Außerdem konnten sie dann noch besprechen, was sie heute oder eventuell morgen Abend unternehmen würden. In den letzten Wochen der Sommerferien war Dana oft mit seinem Freundeskreis weggewesen. Mittlerweile war sie schon ein fester Bestandteil seiner Clique. Seit sie das erste Mal mitgekommen war, fragte sein Mitbewohner und bester Freund Pat ihn beinahe täglich, was denn nun zwischen den beiden sei.



Fox antwortete einfach nicht.



Er hatte natürlich niemandem von dem kleinen, nächtlichen Malheur erzählt. In Gedanken hatte er es sogar verdrängt. Und auch Dana hatte diese Sache nie wieder angesprochen. Er wusste, dass ihn das über kurz oder lang verrückt machen würde. Sie tat, als sei nichts Erwähnenswertes zwischen ihnen vorgefallen. Manchmal hasste er es, einfach nur der gute Freund für sie zu sein. Wenn sie wenigstens mit ihm darüber reden würde! Wenn sie ihm direkt ins Gesicht sagen könnte, dass sie nichts für ihn empfand, dann würde es vielleicht einfacher sein. Aber so hatte er keinen Schimmer von dem, was sie wollte oder nicht wollte. Ab und zu schien sie darauf zu warten, dass er irgendwas unternahm, um ihr näher zu kommen und dann war sie wieder so abweisend und schweigsam, als wolle sie ihn so weit wie möglich von sich weg haben.



In dieser Beziehung war sie ein Rätsel für ihn.



Er hörte den Gong, der das Ende der Stunde ankündigte und lächelte. Wenn er lange darüber nachdachte, wünschte er sich manchmal wirklich noch einmal in die Schule gehen zu können. Er beobachtete ein paar Schüler, die eiligst zu ihrem Bus rannten und ein paar Minuten später entdeckte er endlich Dana, die in seine Richtung geschlendert kam. Sie hatte drei weitere Mädchen bei sich, Syl eingeschlossen. Die vier verabschiedeten sich voneinander und Dana öffnete die Autotür.



„Hi“, sie lächelte ihn an und nahm im Auto Platz.



„Hi. Möchte Syl nicht mitfahren?“



„Nein,“, sie zuckte mit den Schultern, schlug die Tür zu und schnallte sich an, „sie will mit dem Bus fahren.“



Sie winkte ihren Freundinnen noch ein letztes Mal zu, bevor Fox losfuhr.



„Wie war Dein Tag?“, fragte Fox und stellte das Radio ein wenig leiser.



„Anstrengend. Ich wünschte, ich hätte noch Ferien.“



Fox lachte. „Jetzt hast Du es ja erst einmal hinter Dir. Das Wochenende steht schließlich an.“



„Und? Habt ihr schon was vor?“



Er betrachtete sie mit einem halben Lächeln. „Pat möchte unbedingt zelten. Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist. Den Begriff *zelten* verbinde ich damit, dass wir mit Mühe und Not Zelte aufbauen, am Lagerfeuer trinken und dann nachher so betrunken sind, dass wir unter freiem Himmel einschlafen.“

„Klingt doch spannend“, grinste Dana.



„Oh, jaaaaa! Ich sage Dir eins: Melissa war einmal dabei und hat sich im Nachhinein geschworen *nie* wieder bei so was mitzumachen. Sie trank an dem Abend gar nichts und hat mich nachher ins Zelt *geschleppt*.“ Fox lächelte bei der Erinnerung und Dana griff eher unbewusst nach seiner Hand, die auf der Schaltung ruhte.



„Hast Du irgendwas von ihr gehört?“



Er zuckte mit den Schulten. „Ich habe mich nicht gemeldet und sie hat auch keinerlei Anstalten gemacht. Ich weiß nicht mal, wo sie zur Zeit ist. Und wenn ich ehrlich bin, will ich es auch gar nicht wissen.“



Sie hielten vor einer Ampel und Fox wandte sich ihr zu. „Du weißt auch nichts, oder?“



Dana schüttelte den Kopf. „Nichts. Sie hat sich nicht mal bei Mom gemeldet.“



Fox suchte weiterhin nach ihrem Blick und sie zog ihre Hand von seiner, um ihn schalten zu lassen.



„Da siehst Du, wie viel ihr an mir liegt.“



„Fox...“

„Nein, ehrlich, Dana. Sie meldet sich nicht mal, obwohl es so viel gibt, über das wir reden müssen.“



Ungläubig schüttelte Dana den Kopf. „Ich würde auch nicht mehr mit Dir reden wollen, wenn Du das zu mir gesagt hättest!“



„Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Trotzdem hätte sie mir wenigstens eine Chance geben können, um es zu erklären. Ich sage nicht, dass ich will, dass sie mir verzeiht. Ich will lediglich alles klar stellen, um wenigstens wieder mit ihr *reden* zu können.“



„Mit ihr reden?“, zischte Dana, „Worüber? Wirst Du ihr sagen, warum Du Schluss machen möchtest? Sie wird uns beide umbringen, wenn Du ihr erzählst, was Sache ist!“



„Wieso? Was *ist* denn Sache, Dana? Es ist nichts passiert und das wird es, wenn ich Dein Verhalten richtig interpretiere, auch in Zukunft nicht!“

Fox lenkte den Wagen auf eine etwas spärlicher befahrene Straße, die geradewegs zu dem Stadtteil führte, in dem die Scullys wohnten.



„Oder?“, verlangte Fox jetzt zu wissen.



Dana warf ihm einen wütenden Blick zu und biss sich auf die Lippe. „Du hast ja keine Ahnung!“, fuhr sie ihn an und wandte sich wieder dem Fenster zu.



„Keine Ahnung? Du bist es, die keine Ahnung hat. Ich werde zu Melissa gehen müssen, um ihr zu sagen, dass ihre kleine Schwester die andere Frau in meinem Leben ist. Ich werde klarstellen, dass Du Dich ihr gegenüber sehr loyal verhalten hast. Sie wird ausrasten und Dir sagen, dass sie nicht möchte, dass Du Dich weiterhin mit mir triffst!“ Er bemerkte, dass er sie grundlos anschrie und schlug frustriert auf das Lenkrad, um seine Wut ein wenig zu dämpfen. Seine Stimme wurde ein wenig leiser. „Du hast Angst, dass sie sich von Dir abwendet und weil Du sie liebst, wirst Du Dich von mir entfernen. Ich werde Dich nicht mehr sehen und...das tut mir jetzt schon weh.“



Die Stille, die sich nach seinen Worten im Auto ausbreitete, war beinahe unerträglich. Er beobachtete Dana, wie sie verbissen aus dem Fenster starrte, ihre Hände schlossen sich zu Fäusten und öffneten sich wieder.



Er wartete eine weitere Minute und flüsterte leise.



„Es tut mir leid.“ Seine Hand griff nach ihrer und er zog sie auf seine Seite. „Ich wollte Dich nicht anschreien, ich....weiß auch nicht, was mit mir los ist.“

Sie zog ihre Hand weg und drehte sich urplötzlich zu ihm. Ihre Augen musterten ihn wütend.



„Woher willst Du wissen, was *ich* tun werde? Woher willst *Du* wissen, ob ich auf Melissa höre??“



Er konnte ihrem Blick nicht standhalten und starrte wieder auf die Straße. „Weil sie Deine Schwester ist“, antwortete er lahm.



„Meine Schwester! Und das, denkst Du, ist ein Grund Dich aufzugeben! Hast Du überhaupt irgendeine Ahnung, was *Du* mir inzwischen bedeutest?“



Er wagte es, einen kurzen Blick in ihre Richtung zu werfen und schaute gleich wieder weg.



Sie sah sehr, sehr wütend aus.



„Nein, weißt Du nicht. Das ganze ist nicht nur schwer für Dich, Fox, ich leide auch an dieser ganzen Sache. Es fällt mir schwer Dich anzusehen und den guten Freund zu sehen, der Du bis jetzt immer für mich gewesen bist. Ich denke ständig daran, was an diesem Abend hätte geschehen können.“ Sie machte eine kurze Pause, um Luft zu holen und ihre nächsten Worte noch einmal zu überdenken. „Was ich im übrigen geschehen lassen *wollte*!“



Fast automatisch trat sein Fuß auf die Bremse und das Auto hielt mit quietschenden Reifen am Straßenrand. Ein Wagen hupte hinter ihm, aber es kümmerte ihn einen Dreck.



„Hast Du das gerade ernst gemeint?“, fragte er atemlos.



„Denkst Du, ich würde Dich belügen?“, konterte sie.



„Also hast Du es ernst gemeint? Erlaubst Du Dir gerade keinen Scherz mit mir?“



„Warum sollte ich?“, wiederholte sie, diesmal etwas lauter.



„Weil ich sicher sein muss.“, erwiderte er einfach.



„Sicher wegen was?“



Er gab ihr keine Antwort, handelte bloß nach seinem Instinkt. Er lehnte sich näher zu ihr, umfasste ihren Nacken und zog sie an sich. Sie fiel ohne jeglichen Widerstand in seine Arme, stützte ihre Hände an seinen Schultern, als seine Lippen auf ihren landeten.



~*~



Dana war wie paralysiert, als Fox plötzlich nach ihrem Nacken griff. Seine Augen blickten warm in ihre und in diesem Moment wusste sie, dass sie weder die Kraft, noch den Willen haben würden, ihn aufzuhalten. Er zog sie an sich und sie gab seufzend nach und beugte sich näher zu ihm.



Seine Lippen schmiegten sich gegen ihre, sein warmer Atem strich sanft über ihre Wange.



Er hielt den Kuss einfach, aber sie wusste, dass es wie ein Anfang war. Ein Versprechen für das, was kommen würde, wenn sie ihn ließe.



Sie löste sich von ihm und schaute ihn verwundert an. Ihr Herz klopfte. „Dafür?“, fragte sie leise, „Deswegen musstest Du Dir sicher sein?“



Er lächelte nur, ließ sie los und startete den Wagen.



„Also,“, er räusperte sich kurz und fuhr fort, „worauf hast Du heute Abend Lust?“



Dana begutachtete ihn misstrauisch und beschloss dann, sein kleines was-auch-immer Spielchen mitzuspielen. „Ich habe das vorhin ernst gemeint: Ich würde unheimlich gerne zelten.“



Fox warf ihr einen amüsierten Seitenblick zu. „Ich weiß nicht. Das bringt auch viel Planung mit sich. Erst stellt sich die Frage, *wo* wir zelten wollen, dann müssen Getränke, Musik und genügend Zelte organisiert werden...“



„Wir werden ja wohl irgendwo eine abgelegene Wiese finden. Getränke bunkern wir in einem nahegelegenen Fluss und Zelte werden irgendwo aufzutreiben sein.“

Er grinste sie an. „Du scheinst ja richtig scharf darauf zu sein.“



Dana grinste geheimnisvoll. „Vorausgesetzt ich darf mit Dir in einem Zelt schlafen!“



Fox warf seinen Kopf zurück, als er begann zu lachen. Belustigt schüttelte er den Kopf. „Süß.“



„Also? Fragst Du die anderen?“



Er lachte sie an. „Werde ich. Nur für Dich.“



„Danke. Und Fox?“



„Hm?“



„Du kannst Dir bei mir *immer* sicher sein.“



Er verstand ihren versteckten Hinweis und griff nach ihrer Hand.

„Immer.“

~*~



Kaum war Dana aus Fox´ Wagen ausgestiegen, begann sie wilde Luftsprünge in der Einfahrt zu vollführen. Sie sprang herum und rannte gutgelaunt ins Haus. Charles,ihre Mutter und ihr Vater saßen bereits am Mittagstisch.



„Dana. Da bist Du ja. Wollte Fox Dich nicht mitnehmen?“



„Doch!“, strahlte Dana.



„Was habt ihr denn so lange getrieben?“, fragte Bill neugierig und Dana grinste nur und setzte sich an den Tisch. Charly warf ihr fragende Blicke zu, aber Dana ignorierte ihn einfach.



„Darf ich dieses Wochenende mit Fox und dem Rest zelten?“



Margaret musterte ihre Tochter nachdenklich. „Wann denn?“



Dana zuckte die Schultern. „Heute oder morgen Abend. Ich weiß noch nicht genau wann. Fox würde mich auch abholen und wieder nach Hause fahren!“



Bill und Margaret tauschten einen kurzen Blick, dann nickte Maggie. „Meinetwegen. Ich bin froh, dass Du so viel mit diesen Leuten machst. Ich weiß immer, dass Du in guter Gesellschaft bist.“ Sie zwinkerte ihrer Tochter zu und Dana lächelte ein wenig mehr.



„Melissa hat sich endlich gemeldet. Ich soll Dir schöne Grüße bestellen.“

Überrascht schaute Dana auf. „Hat sie angerufen?“



Maggie nickte. „Stell Dir vor, sie nahm kurzfristig einen neuen Auftrag an und musste nach England fliegen. Sie wird Sonntag oder Montag wieder zurückkommen. Das ganze war ein wenig hektisch, deswegen hat sie uns nicht Bescheid gesagt.“



„Aha.“

~*~

12. August 1981, Baltimore / Maryland



Wie verabredet parkte Fox seinen Wagen um 16 Uhr auf der Einfahrt der Scullys. Er hupte zwei Mal und stieg dann aus.



„Na, komm schon, Mulder. Die Begrüßung will ich sehen!“, meinte Pat neben ihm und Fox knallte bloß die Tür zu. Er ging zur Haustür und wurde beinahe von Dana umgerannt.



Vorsichtshalber legte er seine Arme um sie und zog sie an sich.



„Umwerfend!“, kommentierte er spaßend und Dana lachte. Sie löste sich von ihm und hob ihren Schlafsack auf, den sie fallengelassen hatte.



„Entschuldigung. Ich freue mich einfach.“



Fox nahm ihr eine Reisetasche ab und war sichtlich von deren Gewicht überrascht. „Dana! Wir bleiben eine Nacht. Was hast Du eingepackt?“



„Knabbereien und was zum Frühstück. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich werde am Lagerfeuer immer *wahnsinnig* hungrig.“



Er lachte und brachte ihre Tasche zum Auto. Hier verstauten sie ihre Sachen im Kofferraum.



„Warte!“, meinte Dana plötzlich, „ich muss noch mein Kissen holen!“



Belustigt schaute Fox zu, wie Dana ins Haus raste und mit einem übergroßen Herzkissen zurückkam. „Das mag komisch klingen,“, erklärte sie ernst, „aber ich kann ohne das nicht einschlafen.“



„Wenn das von irgendeinem Ex Liebhaber ist, packen wir das sofort wieder aus.“



Dana kicherte. „Ich hatte nie einen richtigen *Liebhaber*.“ Sie wandte sich von dem Kofferraum ab und drehte sich zu ihm. Verwundert bemerkte sie, dass Fox sie leicht lächelnd beobachtete.



„Ist das so witzig?“, fragte sie irritiert und er schüttelte nur den Kopf. Mit dem Zeigefinger verpasste er ihr einen Stups auf die Nase. „Nein, aber niedlich.“

Dana grinste und stupste ihn zurück. „Unglaublich. Können wir jetzt fahren?“



„Ganz wie die gnädige Dame wünscht.“



Vorfreudig nahm Dana im Auto Platz und grüßte Pat flüchtig.



„Und wohin geht´s?“



Fox startete den Wagen und lenkte den Wagen rückwärts aus der Einfahrt. Als er sich umdrehte, um durch die hintere Scheibe zu sehen, zwinkerte er Dana zu. „Es liegt ganz in der Nähe des Platzes, wo wir neulich baden waren, keine 3 Kilometer entfernt.“



„Sehr schön. Wer kommt sonst noch mit?“



Pat hob die Hand. „Ich bin auch dabei!“ Lachend klopfte Dana auf seine Schulter. „Keine Angst, ich hab *Dich* nicht übersehen.“



„Neben Pat sind natürlich wir beide und ja, fast die ganze Sitte dabei. Okay, außer Rachel und Sebastian, die wollten mal *ein Wochenende für sich* haben...“, Fox schloss seinen Vortrag mit einem kleinen Hüsteln ab und Pat begann zu lachen.



„Das haben sie zu Dir gesagt? Ein Wochenende für sich?“



Fox nickte enthusiastisch. „Ehrlich! Ich war auch sehr überrascht. Wenn man bedenkt, dass Rachel bisher *nie* bei Sebastian übernachten wollte, von ihren Eltern aus gar keinen Freund haben darf und natürlich abgesehen von ihren jungen 17 Jahren – was keineswegs gegen Dich geht, Dana – muss das ja ein Hammerwochenende werden!“



„Ich bin gespannt, wann er sie endlich rumkriegt.“, fügte Pat hinzu, „Nach Sebastians Beschreibungen muss Rachel ne harte Nuss sein. Immerhin sind sie seit fast einem Jahr zusammen!“



„Hey!“, stieß Dana plötzlich aus und knuffte Pat in die Schulter. „Red´ nicht so! Rachel ist wenigstens vernünftig!“



„Hau mich nicht!“, schimpfte Pat spaßend, „Bist Du etwa ihrer Meinung?“



„Ich bin sogar sehr ihrer Meinung. Ich finde es vollkommen gut, dass sie nichts überstürzt. Sie hört nicht auf irgendwelches Gerede. Das muss immer noch jeder selbst wissen, oder nicht?“



Pat drehte sich zu ihr um und seufzte. „Bei euch Mädels ist das so. Bei uns – den Kerlen – geht das leider anders ab.“



Verblüfft starrte Dana ihren Freund an. Es machte sie unheimlich wütend ihn so reden zu hören.



„Na, das merke ich! Ich würde an Deiner Stelle nicht so große Reden schwingen, wenn ich so wenig Ahnung hätte wie Du. Gibt es etwa eine festgesetzte Zeitspanne, wann der Mann die Frau gevögelt haben *muss*?“



Dana fiel auf, dass Fox sich aus dieser Diskussion raushielt, aber sie bemerkte, dass er sie die ganze Zeit durch den Rückspiegel beobachtete.



„Was heißt hier keine Ahnung?“, entgegnete Pat und musste sich sichtlich zurückhalten, „ich sage nur das, was ich denke. Ist das verboten oder was?“



„Nein! Aber dass Du es so abwertend sagst, hätte ich nie von Dir gedacht!“



Pat holte gerade Luft, um eine Antwort zu geben, als Fox sich endlich einschaltete.



„Leute! Würdet ihr bitte aufhören, euch wegen *so* was zu streiten? Nicht im meinem Auto!“



Entrüstet zeigte Pat auf sich selbst. „Ich wollte Deiner lieben Freundin nur klarmachen...“



„Interessiert mich nicht!“, fiel Fox ihm ins Wort. „Mir ist jetzt egal, was für einen Mist ihr da redet. Im Grunde geht es uns nichts an, was die beiden miteinander treiben. Sie können tun und auch lassen, was sie wollen. Ende der Diskussion, okay?“



Endlich kehrte Stille in dem Auto ein. Pat zog sich beleidigt ans Fenster zurück und Dana blickte nachdenklich in den Rückspiegel, wo Fox sie lange anschaute.



„Jetzt hör auf zu schmollen, Prinzessin!“, mahnte er und sah sie endlich lächeln. „Jetzt gebt euch gefällig ein Küsschen und lasst es auf der individuellen Meinung beruhen.“



Dana lächelte über Fox´ Idee zur Versöhnung. In der Clique schien es irgendwie üblich zu sein, dass man sich küsste, um sich zu vertragen.



„Pat!“, forderte er und zog an seiner Hand, „Küsschen und dann ist gut!“



Seufzend drehte Pat sich zu Dana. Dana lächelte ihn an. „Lassen wir das Thema.“



„...vorerst auf sich beruhen.“, führte Pat den Satz weiter und erhielt einen Kuss auf seine Lippen.



„Klasse, Leute! Wo wir das geklärt hätten, kann es ja dann *richtig* losgehen!“
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