World of X

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Die Insel der lebenden Toten

von Kimberly Jackson

Kapitel 3

Mulder hatte indessen einige interessante Dinge erlebt. Nachdem Agent Doggett und die geheimnisvolle Fremde verschwunden waren, sah er sich in der Umgebung der Kirche genau um. Im Wald fand er durch Zufall eine kleine Lichtung, auf der ein Galgen stand. Es schauderte ihn. Vor zweihundert Jahren musste dieser Ort noch Mittelpunkt der kleinen Gemeinde gewesen sein, an dem Ketzer und Rebellen gehängt wurden.

Er wollte sich gerade umdrehen, als ein Blitz die Nacht durchzuckte. Und plötzlich baumelte an dem Strich eine Leiche. Die Augen schrecklich weit aufgerissen, ins Leere starrend. Mit einem Aufschrei sprang Mulder zurück, stolperte aber über eine Wurzel und fiel hin.

Der Mann am Galgen trug die Uniform eines Priesters. Sollte er...?

Sein Entsetzen steigerte sich, als die Leiche den Mund öffnete, und mit düsterer, leicht blechern klingender Stimme zu reden begann.

"Fürchte dich nicht, mein Sohn! Tritt näher!"

Mulder kannte die Legende. Der Priester war auf die Insel gekommen, um die Dämonen zu zerstören. Vielleicht konnte er ihm vertrauen... vielleicht aber auch nicht. In jedem Fall würde er vorsichtig sein.

"Was willst du?"

"Ich will dich warnen! Nichts auf dieser Insel ist... wie es scheint." Er stöhnte. "Ich... bin dem Bann erlegen und dazu verdammt, keine Ruhe zu finden."

"Was bedeutet das? Nichts ist, wie es scheint? Und wo sind meine Partnerin und die andere Agentin?"

"Sie sind dem Bann erlegen... du musst den Dämon dieser Insel vernichten! Dabei darfst du jedoch nicht in seinen Bann geraten!"

"Wie kann ich das tun?"

"Du kennst die Geschichte des Dämons, weißt wer er ist?"

Mulder nickte nur bestätigend.

"Dann weißt du, dass er wunderschön war, sein Herz jedoch kalt wie Stein. Der Teufel löschte diesen kalten Ausdruck aus seinem Gesicht. Doch wenn der Teufel etwas löscht, so tut er das nur im Auge des Betrachters. Gegen Spiegel ist er machtlos! Diese ganze Welt hier existiert nur im Auge des Betrachters. In einem Spiegel gesehen bricht sie zusammen."

"Also... wenn der Dämon sich im Spiegel ansieht, dann bricht der Fluch?"

"Nein, nicht der Fluch an sich. Die Person, die sich selbst in einem Spiegel sieht, wird erlöst. Deswegen gibt es hier nirgendwo auf der Insel einen Spiegel. Den Fluch zu brechen ist weit schwieriger. Es ist unmöglich!"

"Sag es mir, vielleicht schaffe ich es!"

"Du wirst dabei zugrunde gehen... aber wenn du es unbedingt willst. Irgendwo auf dieser Insel ist das Tagebuch des Grafen versteckt. Darin steht sein voller Geburtsname. Wenn du einen Dämon bei seinem vollständigen Namen nennst, so hast du die Macht über ihn... das ist der... einzige Weg."

Der Mann stöhnte, und die toten Augen quollen ihm beinahe aus dem Kopf. "Erst, wenn der Dämon vernichtet ist, werde ich Ruhe bei dem Herrn finden können."

Wieder blitzte es, und dann lag der Galgen verlassen da wie zuvor. Erst jetzt spürte Mulder, dass seine Kleidung durch den feuchten Boden durchweicht wurde. Er sprang auf und klopfte sich ab. Hatte er eben gerade wirklich gesehen, was er glaubte gesehen zu haben? Oder war er auch Opfer dieser Insel geworden? Er spürte, dass der Regen etwas nachließ und verließ den Wald wieder. Es machte ja nichts, wenn er nach diesem geheimnisvollen Tagebuch zu suchen begann. Vielleicht fand er nichts, vielleicht stimmte es aber, was dieser Untote ihm erzählt hatte und er konnte dadurch die Insel von ihrem Bann befreien. Über ihm grollte der Himmel unheilvoll.

Als er sich der Kirche näherte, stockte er. Dort brannte Feuer! Das musste ungefähr der Platz sein, an dem die Zelte standen. Er begann zu laufen, so schnell er konnte. Und dann sah er sie.

"Agent Reyes!"

Die Frau am Feuer fuhr herum. Sie war gerade dabei, sich eine Hose anzuziehen. Ihre Haare hatte sie zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengebunden.

"Mulder!" Sie sprang auf und umarmte ihn stürmisch. Mulder blieb perplex stehen und rührte sich nicht.

"Entschuldigung!", schluchzte die Agentin und löste sich von ihm. Sie wischte hastig die Tränen ab, die ungewollt über ihre Wange liefen.

"Was ist passiert?" fragte Mulder nun besorgt.

"Ich... ich habe gedacht, ich wäre ganz alleine. Ich dachte, sie wären alle... in ihrem Bann!"

"In wessen Bann? Und warum sehen Sie so..." Er konnte sich gerade noch davor bewahren, heruntergekommen zu sagen. Das wäre wohl in ihrem momentanen Gemütszustand nicht unbedingt aufbauend. "...schlecht aus?", rettete er den Satz.

"Im Bann dieser Insel! Sie ist verflucht! Ich weiß nicht, wie, aber sie lässt Menschen Dinge sehen, die nicht da sind!"

"Wo ist Scully?"

Die Agentin senkte den Blick. "Ich weiß es nicht! Das letzte Mal, als ich sie sah, war am Sarg. Ich ließ meine Waffe fallen. Dann erinnere ich mich nur verschwommen!"

"Dann waren Sie tatsächlich am Sarg?"

"Ja", nickte sie, woraufhin Mulder ihr ihre Waffe zurückgab.

"Hier! Wir haben dies gefunden, aber sonst keinen Hinweis darauf, wo sie geblieben sind."

"Wir?", fragte Monica misstrauisch, in der Angst, dass Mulder auch unter dem Bann stand.

"Agent Doggett und ich. Doch dann ging er mit dieser Frau fort."

"Dann haben Sie sie auch gesehen?"

"Ja!" Mulder nickte. Agent Reyes drehte sich um.

"Dann stehen Sie auch unter ihrem Bann! Diese Frau gehört zu ihnen!"

"Ich denke, es wäre an der Zeit, alles zu erzählen, Agent Reyes!"

Und dann erklärte sie, woran sie sich erinnerte. Das sie in den Sarg gestiegen waren und ab da alles verschwommen war. Wie gesichtslose Mädchen sie gebadet und dann neu eingekleidet hatten. Und dann war sie auf einmal in dem Zimmer gewesen. Nachdem sie ihren Bericht geendet hatte, hatte Mulder seinen typisch neutralen Gesichtsausdruck. Mittlerweile kannte sie ihn und wusste, dass er nachdachte.

"Das bedeutet, Scully und Agent Doggett sind irgendwo dort unten in diesem Dorf!"

"Ja!", bestätigte Agent Reyes und deutete in Richtung des Sarges. "Und ich wette, der Dämon hat sein Reich in diesem unterirdischen Gang."

Nun erzählte Mulder ihr, was ihm widerfahren war. Als er fertig war, waren sie beide zu einem Schluss gekommen.

"Das Tagebuch kann nur dort unten im Gang sein. Wenn es die Waffe ist, ihn zu vernichten, wird er es in seiner Nähe haben!", sprach Reyes es aus und Mulder nickte. Entschlossen erhob er sich.

"Sie wollen dort doch nicht hinunter!" Die Agentin sprang entsetzt auf. "Wir sollten Dana und John finden, und dann so schnell wie möglich verschwinden!"

Mulder drehte sich um und fasste sie an den Schultern. Dann sah er ihr ernst in die Augen. "Sie kennen die Geschichten, Monica. Sie wissen selber, dass niemals jemand von der Insel zurückkehrte. Glauben Sie wirklich, er wird uns so einfach gehen lassen, wenn wir ihn nicht besiegen? Wir müssen die Chance nutzen, solange er uns noch nicht in seinem Bann hat. Wer weiß, wie lange das noch dauert!" Der Blick, mit dem er sie ansah, enthielt die Frage, die er kurz darauf stellte. "Kommen Sie mit mir?"

Sie schüttelte langsam den Kopf. "Nein. Ich denke, ich sollte ins Dorf zurückgehen und versuchen, John und Dana dort rauszuholen."

"Gut! Wenn Sie die beiden haben, kommen Sie zurück zu den Zelten! Dies ist unser Treffpunkt. Wenn ich in drei Stunden nicht zurück bin... versuchen Sie die Insel so schnell wie nur irgend möglich zu verlassen!"

Reyes nickte. "Gut." Er wandte sich zum gehen, als sie ihn zurückrief. Sie wühlte in ihrer, dann in Scullys Tasche und fand in beiden, was sie suchte. Sie reichte Mulder Scullys kleinen Taschenspiegel. "Wenn der Priester recht hatte, können Sie dies hier vielleicht noch gebrauchen!" Mulder nahm den kleinen Spiegel an sich und nickte ihr dankbar zu. Dann drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.

"Viel Glück", flüsterte Monica Reyes leise und fand sich wieder alleine. Alleine in einer Vorstufe der Hölle... die, das spürte sie, noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hatte.



"JOHN?" Vorsichtig leuchtete Agent Reyes zwischen den Ruinen der Hütten hin und her. "Agent John Doggett!" Sie lief um eine kleine Holzbarracke herum und betrat dann die nächste Hütte. Wie in vielen der Ruinen, die sie bereits gesehen hatte, regnete es auch hier rein. "John? Sind Sie hier?"

Sie verdrängte die Stimmen, die wieder begannen, ihre Gedanken einzunehmen. Die Hütte war leer.

Mutlos lehnte sie sich gegen den Türrahmen und rieb sich ihre nassen Arme. Ihr war kalt und mittlerweile war sie in beinahe jeder Hütte gewesen. Nirgendwo konnte sie eine Spur finden, weder von John Doggett, noch von Dana Scully.

Dabei war sie sicher, dass sie in diesem Dorf sein mussten. Sie war schließlich auch hier gewesen! Als sie sich umdrehte, um zur nächsten Hütte zu gehen, stolperte sie über einen alten Backstein und fiel der Länge nach in den schlammigen Boden. Sie rappelte sich wieder auf und murmelte ein "Scheiße!" vor sich hin. Es war sinnlos, den Schlamm abwischen zu wollen, sie verteilte ihn nur. So reinigte sie wenigstens ihre Taschenlampe und stieß dann, grober als beabsichtigt, die Tür zur nächsten Hütte auf.

"DANA!", rief sie erleichtert aus, als sie die Frau vor dem leeren, kalten Kamin sitzen, und die Hände ausstrecken sah, als würde Feuer sie wärmen. "Dana!" Monica fasste sie vorsichtig an der Schulter.

"Monica!" Dana Scully erhob sich. Man sagte mir, dass auch Sie hier gewesen wären, dann aber planlos geflohen seien!"

"Dana, sie müssen mit mir kommen!"

"Setzen Sie sich!" Dana Scully zog die Frau nach unten. "Sie haben Fieber!"

"Ich habe kein Fieber! Sie stehen unter einem magischen Bann und..."

"Sie brauchen Ruhe, Agent Reyes! Vermutlich haben Sie sich in diesem Gewitter eine Erkältung zugezogen! Mary, würde es Ihnen etwas ausmachen, dieser Frau eine Decke zu bringen?"

"Scully!" Monica Reyes packte die Frau nun härter als diese es erwartet hatte. "Diese Hütte ist nichts als eine verlassene Ruine! Hier ist niemand! Hier war niemand seit 200 Jahren! Was Sie sehen, sind Geistergestalten, die für Sie nur sichtbar sind, weil Sie unter dem Bann des Dämons dieser Insel stehen!"

"Also, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Mulder hätte gerade mit mir gesprochen! Monica, diese Menschen sind aus Fleisch und Blut wie wir!"

"Ich kann sie nicht sehen, Dana! Für mich ist diese Hütte eine leere Ruine!"

Scully sah die Agentin ernst an. "Mal angenommen, Sie hätten Recht! Warum sollten diese Menschen uns dann helfen?"

"Um genau das zu erreichen, was sie ja schon beinahe erreicht haben! Sie wollen unsere Seelen! Bitte, kommen sie mit mir! Ich möchte Ihnen helfen!"

"SIE brauchen Hilfe! Sie müssen sich ausruhen!"

"Scully, bitte!"

Nun erhob die Frau sich endlich und ging ein Stück vom Feuer fort, wobei die Wolldecke, die sie um den Körper trug, etwas verrutschte. Monica sah, dass sie nur Unterwäsche trug.

"Wo sind Ihre Kleider?"

"Mary hat sie zum Trocknen aufgehängt. Ich habe stattdessen dieses Kleid hier bekommen! Ist es nicht schön?"

"Kommen Sie!" Monica wickelte die Decke fest um Scullys Körper und schob sie dann nach draußen. "Haben Sie Agent Doggett gesehen?"

"Nein! Vielleicht sollten sie doch lieber..."

"Hören Sie mir zu, Scully! Ganz egal, für wie verrückt Sie mich halten! Sie und Agent Doggett... vielleicht auch Mulder... stehen unter dem Bann dieser Insel! Und das wird sie umbringen, wenn Sie nicht so schnell wie möglich von hier fortgehen."

"Wer, Monica sagt Ihnen, dass Sie nicht die einzige sind, die unter ihrem Bann stehen?"

Special Agent Monica Reyes stockte der Atem. Ja, wer eigentlich sagte ihr das? Wer garantierte ihr, dass sie nicht in Wirklichkeit die einzige war, die unter einem Bann stand? Vielleicht waren gar nicht die anderen die Opfer, sondern sie selber, weil sie so sehr an diesen Fluch glaubte!

Da waren sie wieder... die Stimmen in ihrem Kopf. Und plötzlich war das Dorf wieder voller Leben. Nein, das konnte nicht sein. Es mussten Ruinen sein!

"Kommen Sie, Monica! Sie müssen sich aufwärmen!"

"Nein..." Doch ihr Protest war nur schwach. Vielleicht hatte Scully recht. Vielleicht war sie die ganze Zeit auf dem falschen Weg gewesen! Aber welches war nun der richtige Weg? Einer von beiden stand unter dem Bann... war es nun Scully oder sie selber? Oder waren sie es jetzt vielleicht beide wieder?



Fox Mulder hatte das begangen, was in Washington Grabschändung genannt werden würde. Er hatte den Steinsarg mit größten Mühen weggeschoben, dabei allerdings war an der einen Seite etwas abgebrochen. Kurz: Das Grab war zerstört, doch das machte ihm nicht das mindeste. Er hatte gefunden, was er suchte, nämlich die kleine Steintreppe unter der steinernen Ruhestätte. Er konnte nur die ersten drei Stufen sehen, denn danach erwartete ihn gähnende Schwärze.

"Na schön", sagte er ermutigend zu sich selber und stieg dann herab. Er leuchtete mit der kleinen Schlüsselanhänger-Taschenlampe, die er zufällig bei sich trug, etwas herum. Vor ihm lag ein langer, schwarzer Gang. Er hob einen kleinen weißen Stein vom Boden auf, den er als Kreideersatz benutzen würde, nur für den Fall, dass dieser Gang Abzweigungen enthielt. Dann ging er langsam weiter... und je weiter er ging, desto deutlicher begann er Stimmen zu hören, die sich in seinen Kopf pflanzten.



Monica blickte die junge Mary misstrauisch an. Sie war eine hübsche junge Frau, vielleicht Ende zwanzig und trug altmodische Gewänder. Gerade schob sie ihr mit einem freundlichen, aber schüchternen Lächeln eine Tasse mit heißem Tee vor die Nase.

Dana Scully nickte ihr ermunternd zu. Monica trank einen Schluck, und während sie trank, piekte sie auf einmal etwas Hartes in ihrer Hosentasche. Verwirrt griff sie danach und fühlte ihren kleinen Handspiegel. Natürlich... hatte Mulder nicht gesagt, die Person, die sich selber in einem Spiegel sieht, würde erlöst? Vorsichtig, damit Mary es nicht bemerkte, zog sie den kleinen Spiegel aus der Tasche und klappte ihn auf. Dann blickte sie sich an und durch den Spiegel ihre Umgebung. Sie sah eine Ruine, durch die es hereinregnete, die Wolldecke, die sie umhüllte, war vermodert und zerrissen, der Tee nichts mehr als Schlamm in einer alten Tasse mit einem Sprung. Und dann erhob sie sich, ging zu Scully und hielt ihr den Spiegel vor die Nase.

"Sehen Sie das, Dana? Sehen Sie sich und sehen Sie, wo Sie sind?"

Die Frau stockte, griff nach dem Spiegel und starrte hinein, als könne sie es nicht fassen. "Oh mein Gott!"

"Mary!" Monica Reyes sah auf die junge Frau und reichte ihr dann den Spiegel. Die Augen des Mädchens waren in grenzenlosem Entsetzen aufgerissen, dann löste sich ein gellender Schrei aus ihrer Kehle. Und dann wurde sie zu dem, was sie war, was sie im Spiegel gesehen hatte. Ihr Körper, so wie er dort stand, verweste, ihre Haare fielen aus und die Haut begann sich aufzulösen. Zurück blieb nichts als ein Skelett und ein grinsender Totenschädel. Dann plötzlich saßen sie wieder in der Ruine.

Scully sah entsetzt auf den Haufen Knochen, dann blickte sie an sich herunter.

"Mein Gott, wie sehe ich aus?"

"Glauben Sie mir jetzt? Auf dieser Insel ist nur real, was man im Spiegel sieht!"

Monica wickelte Scully in die Decke und legte dann einen Arm um ihre Schulter, um sie zu wärmen. "Wissen Sie, wo Sie Ihre Kleider ausgezogen haben?"

"Nein... ich... ein paar Mädchen waren da und... ich kann das einfach nicht glauben!"

"Ich weiß! Es ist auch unglaublich! Wir müssen John und Fox finden! John steht vermutlich auch noch unter dem Bann. Und Mulder..." Sie stockte.

"Was ist mit ihm?", fragte Dana Scully erschrocken und blickte die Agentin fordernd an.

"Er versucht, den Fluch dieser Insel zu brechen."

Während sie zurück zu den Zelten gingen, erklärte Monica ihr alles. Als sie geendet hatte, sah Dana sie ernst an.

"Vielleicht sollten Sie dann lieber zurück und nach John suchen!"

"Aber Dana..."

"Nein! Sie haben mich befreit, aber was ist mit ihm! Wir wissen nicht, was passiert, wenn jemand zu lange unter dem Bann steht!"

"Sind Sie sicher, dass sie alleine zurechtkommen?"

"Ja! Gehen Sie, Agent Reyes!"

Monica nickte. "Gut! Aber bleiben Sie bei den Zelten! Gehen Sie nicht fort von dort, egal, wer sie bittet, mitzukommen, verstanden?"

Dana Scully nickte, und dann trennten sich ihre Wege.

Monica Reyes lief so schnell wie möglich ins Dorf zurück. Sie betrat das einzige Haus, in dem sie noch nicht gewesen war, doch es war leer. Verdammt, dachte sie. Er muss doch hier irgendwo sein!

"JOHN!", rief sie wieder so laut wie möglich, dann sah sie, als sie den Hügel hinter dem Haus hinab blickte, ein Licht. Waren dort noch mehr Häuser? Sie folgte dem kleinen Trampelpfad, der sie zu einer alten Mühle führte. "John?", fragte sie als sie die Tür aufstieß und da sah sie ihn. Er saß an einem alten Tisch und zielte mit seiner Waffe auf sie. Als er sie erkannte, ließ er diese erleichtert sinken.

"Monica!" Er sprang auf, zog sie rein und schloss die Tür schnell. "Kommen Sie rein. Sie hatten recht! Mit allem! Diese Insel ist verflucht!"

Monica sah ihn verwirrt an und blickte sich dann um. Eine alte Öllampe brannte und von da kam das Licht, das sie gesehen hatte.

"Woher... ich meine..."

"Wie ich darauf komme? Nun, Sie wissen doch, dass ich mir die Akten angesehen habe... die Akten der Menschen, die auf dieser Insel verschwunden sind. Ein junger Mann machte vor 55 Jahren einen Ausflug hierher und kam nie wieder. Es war ein Foto dabei! Ich habe ihn gesehen!!! Da dämmerte mir schon etwas. Und dann habe ich es ausprobiert! Ich habe mit meiner Waffe auf eine alte Öllampe geschossen! Die Kugel hat sie getroffen, aber es war, als würde sie hindurchgehen!"

Monica zog den Spiegel aus der Tasche und ließ ihn hinein sehen. "Ich wollte nur sicher gehen, dass Sie wirklich der sind, der Sie zu sein scheinen!"

"Was?"

In kurzen Sätzen erklärte sie ihm, was Mulder herausgefunden hatte, und was geschehen war. Nachdem sie geendet hatte, sah er sie ernst an. Bei ihm war jetzt kein Zeichen mehr davon zu entdecken, dass er ihr nicht glauben würde.

"Das bedeutet, Mulder ist jetzt in Gefahr! Wir müssen ihm folgen! Sehen Sie, was ich gefunden habe!"

Er zog ein kleines, stümperhaft gebundenes Buch aus der Jackentasche. Es sah bereits sehr alt aus. Agent Reyes nahm es vorsichtig und schlug es auf. Auf der ersten Seite stand "Memories of Duke William John Forkham III".

"Das Tagebuch", hauchte sie und blickte langsam zu John auf. "Aber das bedeutet ja... wenn es hier ist..."

"...kann Mulder es nicht finden", endete John. "Und das bedeutet, dass wir ihm schnellstens helfen müssen!"

"Wo haben Sie das Buch gefunden?"

"Es war eigentlich mehr Zufall! Ich habe nach einer Lampe gesucht und wühlte oben auf dem Speicher. Dabei entdeckte ich unter einem Teppich einen kleinen Hohlraum, in dem wertvolle Vasen und dieses Buch lagen. Ich nahm das Buch an mich, weil ich dachte, es könnte vielleicht irgendwelche Aufschlüsse darüber geben, was hier los ist!"

Sie lächelte ihn strahlend an und sprang dann auf. "Worauf warten wir noch? Helfen wir Mulder!"



Dana Scully richtete sich in aller Eile wieder her und suchte dann in ihrer Tasche nach etwas, was sie vielleicht zur Verteidigung benutzen konnte. Da sie nichts außer Kleidung fand, nahm sie ihre Taschenlampe und entschied dann, dass sie nach Mulder suchen würde. Vielleicht konnte sie ihm helfen.

"Dana?"

Dana Scully schrie auf, als neben den Zelten aus den Büschen eine Gestalt auftauchte.

"Um Himmelswillen, John! Warum schleichen Sie sich denn so an?"

"Ich habe mich nicht angeschlichen! Ich bin den kleinen Pfad hier herausgekommen", verteidigte er sich. Scully sah ihn misstrauisch an.

"Wo ist Monica?"

"Wer?"

"Monica Reyes, Ihre Partnerin!"

Er schüttelte abwehrend den Kopf. "Ich weiß, wer Monica ist! Warum sollte Sie bei mir sein?"

Dana wich einige Schritte zurück. "Sie sind nicht Doggett!"

"Dana, ich schwöre es Ihnen, ich weiß nicht mal wovon Sie reden! Ich war unten im Dorf bei den Menschen. Aber als dann niemand von Ihnen kam, habe ich mich auf den Weg gemacht um Sie lieber selber zu suchen! Ich dachte, Ihnen wäre etwas passiert!"

"Sie waren im Dorf?"

"Ja!"

"Da gibt es aber niemanden! Das Dorf ist eine Geisterstadt! Die Häuser sind Ruinen!"

"Also... vielleicht waren Sie in einem anderen Dorf als ich, aber..."

"John! Sie stehen unter deren Einfluss! Das habe ich auch getan, aber Monica hat mich befreit!"

John Doggett sah die aufgebrachte Frau lange an, dann nickte er langsam. "Schön, nehmen wir einmal an, Sie hätten recht. Dann sollten wir jetzt möglichst schnell Fox und Monica finden und von hier verschwinden!"

"Wenn Sie aus dem Dorf kamen, müssten Sie Monica gesehen haben! Sie war im Dorf und hat Sie gesucht!" Dana sah ihn nachdenklich an. "Ich verstehe das nicht."

"Vielleicht haben wir uns knapp verpasst!"

"Ja, vielleicht!" Sie sah auf die Taschenlampe. "Also... ich wollte jetzt Mulder suchen gehen. Kommen Sie mit?"

"Was ist mit Monica?"

"Ich glaube, sie kann auf sich selbst aufpassen! Das hoffe ich wenigstens!"

John nickte und zusammen gingen sie in Richtung Sarg.
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