World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Melissa

von angelofdelight

Kapitel 1

Sie lief, rannte, war außer Atem. Konnte kaum mehr klar denken. Wovor lief sie weg? Sie wusste es nicht, aber sie hatte Angst, große Angst. Etwas oder jemand war hinter ihr her. Sie versuchte dem zu entkommen. Hatte kaum noch Atem, doch sie musste weiter, durfte nicht anhalten.

Sie lief die Berge hinauf und wieder hinunter und spürte wie er näher kam. Wie er kam, um sie zu holen. Sie wollte weg. Konnte beinahe schon seinen Atem in ihrem Nacken spüren ohne ihn sehen zu können, wie oft sie sich auch umdrehte.

An ihr flogen die Häuser und Menschen auf der Straße vorbei, doch niemand schien sie zu bemerken. Niemand nahm ihre Hilfeschreie wahr.

Sie konnte nicht mehr. Konnte nicht mehr weiterlaufen, auch wenn sie es wollte. Sie musste anhalten.

Sie wusste nicht mehr, wie lange sie schon gelaufen war.

Stunden, Minuten, Sekunden?

Es zählte nicht, war nicht wichtig.

Sie musste von diesem Ort weg, wusste aber nicht einmal wo sie war. Wusste nicht, wohin sie gehen konnte. Niemand hier, der ihr helfen konnte oder wollte.

Ihre Lungen brannten, ihre Beine konnte sie kaum noch spüren. Hatte das Gefühl jeden Moment die Kontrolle zu verlieren. Zu stolpern und der Gefahr ausgeliefert zu sein.

Sie wollte nur weg, doch sie konnte nicht mehr.

Sie fiel auf die Knie, versuchte aber dennoch weiter zu kommen. Sie kroch auf dem Boden entlang. Es war staubig, es störte sie nicht. Sie bemerkte es nicht, spürte nur die Angst, sonst nichts.

Da, ein Haus.

Sie kroch darauf zu, mit letzter Kraft um es herum, versteckte sich hinter einer Ecke, doch hörte sie die Schritte näherkommen.

Er hatte sie gefunden und sie konnte nicht weiter, hatte keine Kraft mehr, war ausgeliefert.

Er kam um die Ecke, nur eine dunkle Gestalt, ein schwarzer Schatten.

Warf sich über sie, riss ihr die Kleider vom Leib, legte sich auf sie...



0:00 Uhr

Scullys Appartement



Schweißgebadet wachte Scully auf, schreckte regelrecht hoch. Was war das gewesen? Wo war sie?

Schnell das Licht anschalten.

Sie war zu Hause, lag in ihrem Bett. Und was wichtiger war, sie war alleine. Keine dunkle Gestalt, die vor ihr stand und sie angriff.

Sie atmete durch.

Es war so wirklich gewesen auch wenn sie langsam begriff, dass es nur ein Traum war, der sie geweckt hatte.

Sie hatte noch nie so intensiv geträumt, noch nie so eine Angst verspürt. Was war los?

Langsam schlug Scully die Bettdecke zurück und stand auf.

Das einzige was sie jetzt brauchte, war Licht. Licht und eine Tasse heißen Tee.

Schlaf finden würde sie in dieser Nacht sowieso keinen mehr. Dafür war der Traum zu intensiv gewesen, hatte zu sehr an ihr gezerrt.

Während sie in der Küche stand und darauf wartete, dass das Wasser zu kochen begann fragte sie sich, woher dieser Traum gekommen war. Eigentlich war sie kein Mensch, der daran glaubte, dass Träume irgend eine Bedeutung hatten, aber dieser wollte sie nicht loslassen.

In fünf Stunden hätte sie normalerweise erst aufstehen und sich für die Arbeit fertig machen müssen, doch heute machte es nichts aus, wenn sie müde auf der Arbeit erscheinen würde. Es gab keinen neuen Fall, auf den sie sich konzentrieren musste. Ausnahmsweise hatte Mulder es nicht fertig gebracht, etwas neues auszugraben. Zumindest noch nicht und sie glaubte nicht daran, dass er morgen früh mit einer obskuren Nachricht auf sie warten würde. Und da sie so ohnehin nur im Büro herum sitzen würden, konnte sie es sich leisten müde zu sein. Vielleicht würde er auch ihr zu liebe wenigstens einmal auf einen neuen Fall verzichten. Doch wahrscheinlich würde er nicht einmal bemerken, dass sie die Nacht nicht gut geschlafen hatte, aber vielleicht hatte sie ja doch Glück.

Bei Fox Mulder konnte man das nie voraussehen.



8.00 UHR

FBI Hauptquartier Washington, D.C.



Nachdem sie wieder einmal in einen Stau geraten war, kam Dana Scully endlich doch im Büro an. Ein Glück, dass sie heute ein bisschen früher von zu Hause losgefahren war, als sonst. Sonst wäre sie heute wieder zu spät gekommen.

Sie wunderte sich ohnehin schon, dass Mulder nie etwas zu ihren Verspätungen sagte. Irgendwie kam sie in der letzten Zeit einfach nicht aus dem Bett, doch es schien ihn nicht weiter zu stören.

Wie meistens saß er bereits in seinem Büro und las in einer Akte. Sie hoffte nur inständig, dass es kein neuer Fall war.

Noch bevor sie ihren Mantel auszog oder ihm einen Guten Morgen wünschte machte sie sich auf den Weg in die Küche um sich einen Kaffee zu holen.

Warum hatte sie nicht gleich daran gedacht??? Die Maschine war ausgeschaltet. Der Kaffe war ihnen am Freitag ausgegangen und eigentlich war sie an der Reihe gewesen neuen zu besorgen. Sie hatte es vergessen.

„Hey, Scully. Hier ist der Kaffee“, wurde sie nun doch von Fox Mulder begrüßt. Er deutete mit der Hand auf seinen Schreibtisch, auf dem zwei Becher Kaffee standen.

„Ich dachte mir, ich bringe Ihnen lieber eine Tasse mit, bevor sie schlechte Laune bekommen“, scherzte er.

„Als ob ich schlechte Laune bekommen würde nur weil wir keinen Kaffe mehr haben“ ging sie auf seinen Scherz ein.

„Glauben Sie mir, Scully, ein bisschen kenne ich sie. Und bei Ihnen fängt der Tag schlecht an, wenn Sie nicht als erstes eine Tasse Kaffe bekommen. Was meinen Sie, warum ich immer vor Ihnen hier bin?“ er grinste und auch Scully konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

Er hatte ja recht.

Fehlender Kaffee war tatsächlich eines der Dinge, die ihr einen Tag verderben konnten.

„Danke.“ Lächelte sie.

„Sie sehen nicht so aus, als hätten Sie eine gute Nacht hinter sich!“ bemerkte er.

„Sieht man das so deutlich?“ Im Spiegel hatte sie sich heute Morgen noch als ansehbar empfunden.

„Nur wenn man Sie kennt. Und wie Sie wissen, tue ich das. Zumindest so gut.“

„Ein Alptraum hat mich wachgehalten, nichts dramatisches. Haben Sie da einen neuen Fall?“ fragte sie.

„Nein. Heute kein neuer Fall. Ich lese nur ein bisschen, weil wir sonst eigentlich nichts zu tun haben und irgendwie muß ich mir ja die Zeit vertreiben.“

„Warum sind Sie dann so früh hier?“

„Weil ich genau wie Sie, nicht mehr schlafen konnte und nichts besseres zu tun hatte, als hier rum zu hängen.“ Wieder ein Grinsen seinerseits.

„Also verbringen wir den Tag heute hier im Büro?“ fragte Scully hoffend.

Mulder nickte nur.

„Was halten Sie davon, wenn ich Sie heute zum Mittagessen einlade?“ fragte Scully. „Gibt es einen bestimmten Anlass?“

„Sozusagen als Entschädigung für den fehlenden Kaffee?“ erwiderte sie.

Mulder nickte.

Scully sah sich im Büro um. Anscheinend war Mulder nicht besonders an einem Gespräch mit ihr interessiert, so musste sie sich eine andere Beschäftigung suchen. Sie begann herum liegendes Papier aufzusammeln und ordentlich in Stapeln auf den Regalen zu sortieren.

Sie bemerkte nicht, wie Mulder sie hinter seiner Akte hervor beobachtete. Scully schien heute anders als sonst. Aber kurze Zeit später hakte er den Gedanken ab und vertiefte sich wieder in seine Akte.



Drei Tage später

FBI Hauptquartier

13.00 Uhr



Scully konnte es kaum fassen. Mulder hatte immer noch keinen neuen Fall gefunden und so hocken sie mehr oder weniger die halbe Zeit nur im Büro und versuchten sich irgendwie zu beschäftigen.

In den vergangenen Tagen hatte sich ihre gute Laune von Montag sichtlich verschlechtert.

Bisher war sie jede Nacht durch den selben Traum aufgewacht und hatte danach nicht mehr schlafen können.

Zu den Übermüdungserscheinungen kam noch, dass sie nicht einmal mehr Hunger verspürte. Wenn sich nicht schnell etwas änderte, würde bald ihr Kreislauf daran glauben müssen.

Mittags ging sie meistens mit Mulder in die Cafeteria zum Essen. Damit er nicht auf die Gedanken kam sich Sorgen um sie zu machen, versuchte sie wenigstens ein paar Bissen hinunter zu würgen. Doch sie war sich darüber im klaren, dass Mulder ihr Verhalten auffiel. Er sagte zwar nichts, doch seine Blicke sprachen Bände. Wahrscheinlich fühlte er, dass es besser wäre sie nicht darauf anzusprechen, wenn er keinen Streit haben wollte.

Ebenso entgingen ihm nicht die Augenringe, die sich langsam unter ihren sonst so wunderschönen Augen erweiterten. Er begann sich Sorgen zu machen.

„Scully?“ sprach er sie endlich an.

„Hmmm?“ kam die kurze Antwort.

„Vielleicht sollten Sie sich ein paar Tage Urlaub nehmen!“ schlug er vor.

„Den habe ich doch. Hier passiert doch sowieso nichts. Ob ich zu Hause herum hänge oder hier. Ich brauche keinen Urlaub“, versicherte sie ihm. Obwohl er nichts darauf erwiderte, außer ein Kopfnicken stellte ihn ihre Antwort keineswegs zufrieden.



Samstag

23.30 Uhr

Fox Mulders Appartement



An diesem Abend war Mulder bewusst früher ins Bett gegangen. Die letzte Nacht war er ziemlich lange wach gewesen und bevor die nächste Woche begann, musste er sich noch einmal ausschlafen.

Warum war er aufgewacht?

Es war nichts passiert. Er hatte keinen Alptraum gehabt, absolut nichts, was einen Anlass dazu gegeben haben könnte.

Während er noch darüber nachdachte schoss ihm ein Geistesblitz durch den Kopf.

Scully. War ihr etwas passiert?

Er wollte es nicht, doch er begann sich Sorgen um sie zu machen.

Schon die ganze letzte Woche war sie nicht gut drauf gewesen. Überhaupt nicht. Sie war übermüdet und hatte außer Koffein und ein paar Bissen am Tag nichts gegessen. Zumindest nicht soweit er das beurteilen konnte. Vielleicht war sie zusammen gebrochen und er fühlte es.

Konnte das möglich sein?

Das Band zwischen ihnen war schon immer sehr stark gewesen und meistens wenn ihm der Gedanke gekommen war, dass mit ihr etwas nicht stimmte, dann war es auch so gewesen. Er begann sich Sorgen zu machen.

Schließlich beschloss er sich anzuziehen und zu ihr zu fahren.

Er konnte sie anrufen, aber wie er sie kannte, würde sie ihm sowieso nur die Antwort geben, dass mit ihr alles in Ordnung sei.

Dana Scully konnte es eben nicht ertragen, wenn sich jemand Sorgen um sie machte. Und manchmal dachte er, dass sie es am meisten störte, wenn er derjenige war.

Doch diesmal wollte er sich nicht davon abschrecken lassen. Er musste zu ihr und mit eigenen Augen sehen, dass alles in Ordnung war.

Wenn dem so war würde er sich einfach schnell irgend eine Ausrede seines spontanen Besuches ausdenken.

So machte er sich gegen 0.00 Uhr auf den Weg zu Scullys Wohnung.


Dana Scullys Appartement



Endlich stand er vor ihrer Wohnungstür. Unentschlossen blieb er einen Moment stehen und lauschte an der Tür.

Er hörte ein leises Stöhnen.

Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen hier her zu kommen. Vielleicht hatte sie männlichen Besuch und wer wusste schon, was gerade in dieser Wohnung vor sich ging. Vielleicht sollte er sich einfach wieder in seinen Wagen setzen und nach Hause fahren.

Doch je länger er an der Tür lauschte, desto mehr kam in ihm das Gefühl hoch, dass es kein stöhnen eines Menschen war, der gerade Sex hatte. Vielmehr hörte es sich qualvoll an, fast schon beängstigend. So holte er kurzerhand ihren Wohnungsschlüssel aus seiner Tasche und schloss die Tür auf.



Die Wohnung war dunkel und außer Scullys stöhnen konnte er kein anderes Geräusch vernehmen. Leise schlich er sich zu ihrem Schlafzimmer. Die Tür war nicht geschlossen.

Sie lag in ihrem Bett alleine.

Die Decke lag halb auf dem Boden und Scully wälzte sich hin und her. Hatte sie einen Alptraum? Kleine Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn. Er musste sie wecken.

Leise trat er ans Bett streckte seinen Arm aus, um sie an der Schulter zu berühren.

Er hatte gerade mal einen Finger an sie gelegt, als sie bereits hoch schoss und aufrecht keuchend im Bett saß.

Mulder war perplex, konnte sich so ein schreckhaftes Verhalten nicht erklären, zumindest hatte er so etwas noch nicht erlebt.

Scully schien ihn noch gar nicht wirklich wahr genommen zu haben. Sie saß nur gegen das Kopfteil des Bettes gelehnt und schnappte nach Luft.

„Scully...?“ sprach Mulder sie leise an.

Ihr Kopf flog beinahe in seine Richtung. Als sie erkannte, dass sie nicht mehr alleine war sprang sie vom Bett auf und stürzte ins Badezimmer.

Mulder blieb perplex auf dem Bett sitzen.

Was war mit ihr los?

Einige Sekunden später hörte er aus dem Badezimmer Wasser rauschen.

Er entschied sich zu warten bis sie fertig war und dann zu versuchen mit ihr zu reden.



Ungeduldig wippte er auf dem Bett auf und ab.

Scully war immer noch nicht aus dem Badezimmer gekommen und das Wasser rauschte auch noch.

Was tat sie dort so lange?

Er begann langsam sich mehr Sorgen zu machen, bis er schließlich aufstand und zu der geschlossenen Tür des Badezimmers ging.

Er klopfte vorsichtig.

Keine Antwort.

„Scully...“

Immer noch nichts.

Vielleicht ist es ihr peinlich, dass du sie so gesehen hast, versuchte er sich einzureden.

Doch lange konnte er mit der Antwort nicht leben, da sie immer noch nicht heraus gekommen war.

Diesmal klopfte Mulder lauter. Wieder nichts.

Jetzt reichte es ihm. Sie konnte doch nicht die ganze Nacht dort drin bleiben. Er musste jetzt zu ihr.

Er versuchte es mit der Türklinke. Sie hatte nicht abgeschlossen.

Noch während er im Türrahmen stand erstarrte er.

Scully stand über das Waschbecken gebeugt. Nackt. Einen Schwamm in der Hand und schrubbte sich über das Dekolleté.

`Was war hier los?` etwas anderes konnte er nicht denken.

Mulder ging auf Scully zu nahm ihr den Schwamm aus der Hand und drehte den Wasserhahn ab.

Sie schien es nicht einmal wirklich wahrzunehmen. Stand sie vielleicht unter Schock?

Ihre Haut war schon rot von dem vielen schrubben.

Kurzentschlossen zog er sie zu ihrer Badewanne hob sie beinahe hinein und drehte die Dusche an. Ihr Körper war fast komplett mit Seifenschaum bedeckt und überall bemerkte Mulder rote Flecken, die wahrscheinlich von dem Schwamm stammten. Er spülte ihr die Seife mit warmem Wasser vom Körper. Überall rot.

Was hatte sie nur gemacht?

Und vor allem, warum hatte sie es gemacht?

Die Panik löste sich nun auch langsam von Mulder und er sah eine nackte Scully unter der Dusche stehen. Er konnte den Gedanken nicht verhindern, dass sie einen wunderschönen Körper hatte und er ihn am liebsten küssen würde. Er durfte jetzt nicht so denken, sondern musste sich um sie kümmern.

Während der gesamten Prozedur hatte Scully noch immer kein einziges Wort gesprochen. Mulder ebenso wenig.

Schließlich nahm er ein Handtuch von dem Regal an der Wand und begann damit sie abzutrocknen.

Sie ließ alles mit sich geschehen.

Er wusste nicht einmal ob sie überhaupt merkte das er da war.

Wahrscheinlich würde sie ihn hassen, wenn er ihr erzählte, dass er sie so gesehen hatte, doch in diesem Moment war es ihm egal. Er wollte nur, dass sie sauber und warm war.

Aber noch während er damit beschäftigt war sie abzutrocknen spürte er, wie sie zitterte.

Als er fertig war ließ er sie einen Moment alleine im Badezimmer stehen.

Er ging in ihr Schlafzimmer und öffnete ihren Kleiderschrank in der Hoffnung dort einen Schlafanzug zu finden. Er wollte nicht in ihren privaten Sachen herumschnüffeln, aber er konnte sie auch nicht nackt dort stehen lassen und der, den sie vorhin angehabt hatte, war ziemlich verschwitzt, wie er festgestellt hatte.

Er hatte Glück.

Dort lag tatsächlich ein schwarzer ordentlich, zusammengefalteter Schlafanzug.

`Schwarze Seide`, konnte er den Gedanken nicht verkneifen.

Da sie nun wieder angezogen war, legte er ihr noch den Bademantel um und band ihn zu. Jetzt musste ihr wieder warm werden.

Er führte sie ins Wohnzimmer. Auf dem Weg aus dem Schlafzimmer hatte er das Licht angeschaltet und drückte sie auf die Couch.

Er ging in die Küche um ihr einen warmen Tee zu kochen. Auf dem Weg dorthin bemerkte er, dass sie sich in die Ecke der Couch drückte.

Er musste mit ihr reden, unbedingt.



Als Mulder mit der Tasse Tee für Scully ins Wohnzimmer zurückkehrte sah er gleich, dass sie auf der Couch eingeschlafen war.

Wahrscheinlich hatte sie die Aktion im Badezimmer mehr angestrengt als er angenommen hatte. Zudem war sie die letzten Tage ohnehin ziemlich unausgeschlafen gewesen und wenn dieser Alptraum daran Schuld gewesen war?

Was konnte sie nur Träumen, dass es sie so sehr mitnahm?

Sie hatte sich auf der Couch ein wenig ausgestreckt und war mit dem Kopf auf der Lehne eingeschlafen. Vorsichtig nahm Mulder ihre Füße in die Hände und streckte sie langsam aus, damit sie nicht wach wurde.

Schließlich nahm er die Decke, die auf der anderen Couchlehne hing und breitete sie über ihr aus.

Wie friedlich sie aussah, als wäre der ganze Spuk gar nicht geschehen, so als würde sie bereits die ganze Nacht hier schlafen.

Doch Mulder konnte nicht leugnen, dass es passiert war. Und das er Angst um sie hatte.

Morgen früh würde er mit ihr reden, ob sie wollte oder nicht. Das musste aufhören, sonst würde es sie irgendwann auffressen und das durfte er nicht zulassen.

Mulder merkte nicht, wie auch er langsam einschlief und dabei auf den Boden rutschte.



Sonntag 9.00 Uhr

Dana Scullys Appartement



Scully wachte langsam auf. Ihre Knochen fühlten sich so steif an und ihr linker Arm war eingeschlafen, weil er unter ihrem Kopf gelegen hatte. Sie fühlte sich, als hätte sie die letzte Nacht ein paar Flaschen Bier zu viel getrunken.

Aber war sie nicht in ihr Bett gegangen um endlich einmal richtig auszuschlafen?

Vorsichtig, um ihre Knochen wieder an Bewegung zu gewöhnen, erhob sie sich von der Couch!

Sie erschreckte sich. Vor ihren Füßen lag Mulder auf dem Boden.

Es sah aus, als würde er schlafen, aber wieso war er überhaupt hier und warum schlief er auf dem Boden?

Hatte er sich vielleicht irgendwann verletzt und war deshalb heute Nacht zu ihr gekommen?

Sie stand von der Couch auf und kniete sich zu ihm auf den Boden.

Zärtlich strich sie ihm über die Schläfen.



Durch ein Kitzeln in seinem Gesicht wurde Mulder langsam wach. Erschrocken richtete er sich auf.

Und sah in Scullys Gesicht, die vor ihm kniete.

Wie lange war sie schon wach?

„Scully?“ murmelte er.

„Kommen Sie auf die Couch. Warum schlafen Sie hier auf dem Boden?“ sie konnte sich an die letzte Nacht einfach nicht mehr erinnern, egal was auch vielleicht passiert war. Sie wusste es nicht mehr.

Er erhob sich, indem er sich mit den Ellbogen an der Couch abstütze und Scully versuchte ihm durch ziehen dabei zu helfen. Schließlich saß er neben ihr auf der Couch und rieb sich seine schmerzenden Beine.

Er sah Scully an.

Sie sah normal aus.

Hatte er die ganze Sache gestern etwa geträumt?

Nein, das konnte nicht sein, es war passiert, sonst wäre er doch nicht hier.

„Scully... können Sie sich nicht an letzte Nacht erinnern?“

Scully schüttelte den Kopf.

Sie konnte es beim besten Willen nicht.

„Was ist denn passiert?“ fragte sie.

Wie soll ich ihr denn erzählen, dass ich sie abgeduscht und sie somit nackt gesehen habe? Sie wird mich dafür hassen und mich rausschmeißen. Oder sie wird es mir gar nicht glauben. Aber ich muss es ihr sagen. Vielleicht erinnert sie sich dann wieder.

Und so begann Mulder einer verdutzten Scully von der gestrigen Nacht zu erzählen. Sie konnte es nicht glauben.

Warum wusste sie nichts mehr davon?

„Vielleicht glauben Sie mir das nicht, Scully, aber die Geschichte ist genauso passiert und ich habe keine Ahnung, warum Sie sich nicht daran erinnern können“ endete er.

Scully schüttelte immer noch ungläubig den Kopf.

Vielleicht sollten Sie zu einem Arzt gehen, der Sie untersucht. Ich meine vielleicht geht es Ihnen nicht gut oder Sie haben irgend etwas. Ich weiß es nicht, aber ich bin gestern hier her gekommen, weil ich mir nach den ganzen letzten Tagen Sorgen um Sie gemacht habe. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass Ihnen etwas passiert ist.“

Scully sah ihn an und was er in ihren Augen sah waren keine Vorwürfe, weil er sie nackt gesehen hatte oder sonst etwas schlechtes. Sie sah ihn tatsächlich dankbar an.

Langsam hob sie ihre Hand und strich im die heruntergefallenen Haare aus der Stirn.

„Ich mache uns erst einmal einen Kaffe, ok? Sie sehen auch so aus, als könnten Sie einen gebrauchen.“

Mulder nickte. Und Scully verschwand in der Küche.



Als sie Minuten später mit einer Kanne, zwei Tassen Milch und Zucker in der Hand wiederkam sah sie tatsächlich schon wieder besser aus.

`Konnte sie sich wirklich an nichts mehr erinnern?` fragte sich Mulder.

Scully reichte ihm eine Tasse und nahm selber eine in die Hand.

Die warme Flüssigkeit tat ihm gut, sie machte ihn wieder einigermaßen lebendig.

Schließlich sah ihn Scully an.

„Mulder? Was ist letzte Nacht wirklich passiert?“

„All das, was ich Ihnen eben erzählt habe. Ich kann es Ihnen auch nicht erklären. Ich verstehe nur nicht, warum Sie sich an nichts erinnern können.“

Scully schüttelte den Kopf. „Das kann ich aber wirklich nicht. Ich weiß nicht, was die letzten Tage mit mir los war. Es war einfach merkwürdig. Ich bin mitten in der Nacht wach geworden, weil ich einen Alptraum hatte und dann konnte ich nicht mehr einschlafen, also bin ich die ganze Nacht wach geblieben und morgens ins Büro gefahren. Nachmittags konnte ich dann endlich ein paar Stunden schlafen, aber nachts kam wieder dieser Alptraum. Ich glaube irgendwie hat er es geschafft, meinen ganzen Tagesablauf durcheinander zu bringen, ohne dass ich selber weiß warum.“

„Was ist das für ein Alptraum?“

Sollte sie ihm wirklich davon erzählen? Sie kam sich doch selber lächerlich dabei vor und wenn er sie heute Nacht so gesehen hatte und sie ihm davon erzählte, würde er sie nicht für verrückt halten?

Doch sofort verdrängte sie diesen Gedanken wieder. Mulder würde ihr glauben, er glaubte immer an solche Dinge. Gleichzeitig hatte sie Angst, dass er alles daran setzen würde zu erfahren, was hinter diesem Alptraum steckte und wenn sie ehrlich war wollte sie es gar nicht so genau wissen. Aber wahrscheinlich war an der ganzen Sache sowieso nichts dran, so dass sie es ihm erzählen konnte.

Und so fing sie an ihm von diesem auf seine Weise quälenden Alptraum zu erzählen.

Als sie endete sah Mulder sie nur an.

Vorsichtig fragte er: „Ich will nicht zu persönlich werden, aber ist Ihnen mal so etwas passiert?“

„Ob mir was passiert ist?“ sie verstand nicht, worauf er hinaus wollte.

„Sind Sie vergewaltigt worden?“ er kam nicht um diese Frage herum.

Doch zu seiner Überraschung schüttelte sie lächelnd den Kopf, obwohl ihr nicht zum lachen zumute war. Sie hatte gewusst, dass er versuchen würde wieder irgend etwas in die Sache hinein zu interpretieren, aber da war nie so etwas in ihrem Leben gewesen, dessen war sie sich hundertprozentig sicher.

„Nein. Und ich kenne auch niemanden, dem so etwas passiert wäre. Ich weiß nicht woher dieser Traum kommt. Wahrscheinlich kommt er einfach durch die Tatsache zustande, dass ich im Moment ziemlich überarbeitet bin oder etwas ähnliches. Es wird schon wieder aufhören, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen“, versuchte Scully ihn zu beruhigen.

Doch in seinen Augen glaubte sie lesen zu können, dass er keineswegs beruhigt war und er auch nicht so schnell aufhören würde nachzubohren. Doch nach gestern Nacht konnte sie ihm das noch nicht einmal verübeln.

Es musste für ihn schrecklich gewesen sein, sie so gesehen zu haben. Doch was hätte sie ihm sonst noch sagen können, außer dass mit ihr wieder alles in Ordnung war und das es in ihrer Vergangenheit keine dunklen Geheimnisse gab. Sie hoffte, er würde ihr glauben.

Mulder nickte langsam „Hmmm...“
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