World of X

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Melissa

von angelofdelight

Kapitel 2

Montag, 1 Woche später

Cafeteria vor dem FBI Hauptquartier

13.35 Uhr



Mulder hatte heute kurzerhand beschlossen, Scully zum Mittagessen einzuladen. Sie hatten immer noch keinen neuen Fall bekommen und Mulder konnte auch keinen finden, so sehr er sich auch anstrengte. So hatten sie auch die vergangene Woche meist im Büro verbracht.

Und abgesehen von ein paar kleinen üblichen Auseinandersetzungen war nichts aufregendes passiert.

Scully schien sich wieder etwas gefangen zu haben, wenngleich sie öfter immer noch verschlafen im Büro eintraf und auch noch nicht wie sonst aß, doch es schien ihr bei weitem besser zu gehen als noch in der vergangenen Woche.

Mulder hatte sich ebenfalls damit abgefunden, dass an Scullys Traum wohl wirklich nichts dran war und hatte aufgegeben danach zu bohren.

Alles lief seinen Weg, wie eh und je.

So saßen sie diesen Mittag in der FBI Cafeteria an einem Tisch sich gegenüber. Scully hatte einen Salat vor sich stehen und er sein übliches Sandwisch.

Als er Scully einen Moment lang beim Essen beobachtete, wie sie sich kleine Gabeln Salat in den Mund schob, bemerkte er plötzlich, wie dunkel ihre Augen wurden und wie blass ihr Gesicht. Wenn er ehrlich zu sich selbst war sah es so aus, als würde sie jeden Moment umkippen.

Er sprang von seinem Stuhl auf und lief um den Tisch herum auf ihre Seite. Er hielt sie an der Hüfte fest, so dass sie nicht vom Stuhl fallen konnte.

Die Kellnerin hatte es offensichtlich bemerkt und rief Mulder zu, ob sie einen Krankenwagen rufen sollte.

„Nein. Ist schon in Ordnung, ich werde sie nach Hause bringen.“

Während dem Heimweg, den sie auf der Beifahrerseite von Mulders Auto verbrachte schlief Scully.

Endlich waren sie bei Scully zu Hause.

Mulder schloss die Wohnungstür auf, als Scully die Augen öffnete. Verwirrt sah sie sich um.

„Mulder... ?“

„Ist alles ok, gleich können Sie sich hinlegen. Und dann wird es Ihnen schnell wieder besser gehen. Sie hatten so etwas wie einen Schwächeanfall. Aber jetzt ist alles wieder gut“, versuchte er sie zu beruhigen.

Nachdem er sie zu ihrem Bett gebracht und sie sich hingelegt hatte, blieb er noch ein wenig auf der Kante sitzen.

„Was ist mit Ihnen los, Scully? Ich hatte die letzten Tage den Eindruck es ginge Ihnen besser. Wollen Sie nicht doch mit mir reden oder wenigstens zu einem Arzt gehen?“

„Ok, Morgen werde ich zu einem Arzt gehen, wenn Sie dann beruhigt sind“, sagte sie. Sie wollte, dass er endlich aufhörte sich Sorgen um sie zu machen und hoffte, dass sie ihn damit zufrieden stellen konnte.

„Schön. Kann ich Sie jetzt alleine lassen? Ich muss gleich noch einmal ins Büro fahren und was erledigen.“

„Ja klar. Ich werde versuchen ein bisschen zu schlafen.“

Mulder war schon beinahe zur Tür hinaus.

„Mulder?“

Er drehte sich noch einmal um.

„Danke. Und machen Sie sich keine Gedanken mehr, das ist bestimmt bald wieder vorbei.“

Mulder nickte ein letztes Mal und verließ Scullys Appartement.


Das Haus von Margret Scully



Mulder hatte schon während er bei Scully war beschlossen, ihre Mutter aufzusuchen. Er musste mit ihr reden. In ihm war der Verdacht gewachsen, dass es irgend etwas in Scullys Vergangenheit gab, das sie verdrängt hatte und was nun zum Vorschein kam. Er wusste nicht wodurch es ausgelöst worden war, noch was es war, doch er war sich sicher, dass es etwas gab. Und wer kannte die Vergangenheit von Scully besser, als ihre Mutter?

So hatte er beschlossen hierhin zu fahren und hoffte, dass sie ihm weiterhelfen konnte.

Er wusste nicht, ob Scully ihr von den Vorfällen der letzten Wochen erzählt hatte und er war sich ziemlich sicher, dass Scully dieses Mal wütend auf ihn sein würde, weil er sich eingemischt hatte, doch er konnte nicht anders. Er machte sich einfach Sorgen um sie.

Bereits nach dem dritten klopfen öffnete Margret ihm die Tür. Offensichtlich erstaunt, ihn zu sehen.

„Fox? Ist etwas mit Dana passiert?“ fragte sie gleich besorgt. Schließlich war sie es nicht gewöhnt, Besuch von ihm zu bekommen.

Mulder schüttelte den Kopf.

„Keine Sorge, es ist nichts passiert, das denke ich zumindest, aber ich muß mit Ihnen reden. Kann ich reinkommen?“

Sie öffnete die Tür ganz und ließ ihn eintreten.

„Möchten Sie einen Kaffee?“ fragte sie.

Mulder nickte und betrat hinter ihr die Küche. Sie bedeutete ihm, sich an den Tisch zu setzen, während sie ihm eine Tasse hinstellte und die Kanne mit dem Kaffee holte.

„Was ist los?“ wollte sie endlich wissen.

Mulder erzählte ihr die ganze Geschichte. Wie es mit dem unausgeschlafen sein angefangen hatte, wie er sie nach ihrem Alptraum im Bad gefunden hatte, wie es ihr danach wieder besser gegangen war und schließlich von dem Zusammenbruch heute Morgen.

Margret hörte die ganze Zeit still zu, doch er konnte sehen, wie sie begann, sich ebenfalls Sorgen um ihre Tochter zu machen.

„Mrs Scully, wissen Sie vielleicht ob Dana früher mal irgend etwas passiert ist? Ich meine etwas, was sie vielleicht verdrängt haben könnte?“ endete er.

„Nein... Dana ist niemals so etwas passiert. Zumindest hat sie mir nichts davon erzählt. Und eigentlich erzählt sie mir alles. Was kann ich machen, um ihr zu helfen?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten Sie erst einmal gar nichts tun. Dana wird ohnehin ziemlich wütend auf mich sein, wenn sie erfährt, dass ich mit Ihnen darüber gesprochen habe. Sie hat mir versprochen Morgen zum Arzt zu gehen und vielleicht sollten wir das Ergebnis erst einmal abwarten. Aber haben Sie vielleicht irgend eine Idee, wer sonst etwas wissen könnte?“

„Ich glaube Dana hat nie mit vielen Menschen über ihre Vergangenheit gesprochen. Ich weiß nur, dass es einen Mann gibt, mit dem sie geredet hat. Daniel Waterston. Er war ihre erste große Liebe und längere Beziehung. Sie haben sich sehr vertraut. Vielleicht weiß er etwas. Sonst könnte ich mir eigentlich niemanden vorstellen.“

„Wo kann ich ihn finden?“

„Er lebt hier in Washington, soweit ich weiß. Aber seine Adresse kann ich Ihnen leider nicht geben.“

„Kein Problem, die finde ich selber heraus. Danke, Mrs Scully. Warten Sie bitte bis Morgen, bevor sie Dana etwas davon erzählen, dass ich hier gewesen bin. Ich werde Sie anrufen, sobald ich etwas neues weiß“, verabschiedete Mulder sich.





Haus von Daniel Waterston

Montag Abend 20.00 Uhr



Die Adresse von Daniel Waterston heraus zu finden erwies sich nicht als besonders schwer. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er hier lebte. Wahrscheinlich wusste es Scully sowieso. Warum hatte sie nie mit ihm darüber gesprochen? Aber es ging ihn ja auch nichts an. Schließlich waren sie „NUR“ Kollegen.

Mulder klingelte an der Vordertür und hoffte, dass Mr. Waterston zu Hause sein würde.

Er schien heute wirklich Glück zu haben, er öffnete ihm die Tür. Mulder war überrascht, wie alt dieser aussah. Scully schien wirklich einen Faible für ältere Männer zu haben.

Mulder stellte sich vor und Mr. Waterston ließ ihn herein. Er bedeutete ihm schon einmal ins Wohnzimmer zu gehen und sich zu setzen.

Schließlich kam auch er hinzu.

„Es tut mir leid, wenn ich hier so unerwartet hereinplatze, Mr. Waterston“, entschuldigte sich Mulder.

„Kein Problem, was kann ich für Sie tun?“

„Es geht um Dana Scully. Ich weiß von Danas Mutter, dass sie sich kennen, deshalb bin ich auf Sie gestoßen.“

„Was ist mit Dana?“ in seiner Stimme klang Besorgnis und Überraschung. Anscheinend hatte er nicht erwartet etwas von ihr zu hören.

„Sie klingen überrascht.“

„Naja, wir haben seit fast 7 Jahren keinen Kontakt mehr. Ich hätte ehrlich gesagt nicht erwartet jemals wieder etwas von ihr zu hören.“

„Das tut mir leid. Es ist vielleicht ein heikles Thema und ich würde Sie nicht aufsuchen, wenn es mir nicht wirklich wichtig wäre. Ich bin ihr Partner beim FBI. Wir arbeiten bereits seit sechs Jahren zusammen. Das Problem ist nur, dass sie mir eigentlich kaum etwa über sich erzählt. Nur das notwendigste eigentlich, obwohl sie mir vertraut.“

Daniel Waterston nickte. „Das kenne ich. Dana ist schon ziemlich verschlossen, lässt kaum etwas an sich heran. So war sie auch früher. Und genau das habe ich an ihr so geliebt. Was möchten Sie denn wissen?“

Und wieder erzählte Mulder ihm dieselbe Geschichte, die er vor wenigen Stunden Margret Scully erzählt hatte.

Doch er schüttelte den Kopf, nachdem Mulder geendet hatte.

„Davon hat sie mir nie etwas erzählt. Wir hatten eigentlich auch nicht viel Zeit um zu reden. Unsere Beziehung war für Dana nicht immer einfach. Als wir uns kennen gelernt haben, als sie noch Medizin studierte, war ich noch verheiratet. Wir waren zwei Jahre zusammen. Durch meine Frau und Danas Studium hatten wir nicht viel Zeit für uns und konnten uns nur an manchen Wochenenden treffen oder wenn zwischen dem Unterricht mal ein paar Minuten Zeit war. Ich glaube sie hat unter dem Zeitmangel sehr gelitten. Ich wusste, dass sie mich öfter sehen wollte, aber ich konnte ihr das nicht geben. Ich war schließlich verheiratet, auch wenn ich Dana wirklich geliebt habe, so doch auch meine Familie und die konnte ich auch nicht verlassen. Wir haben uns dann schließlich getrennt. Besser sie hat sich von mir getrennt, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat. Und während wir noch zusammen waren, wurde sie vom FBI angeworben und entschied sich für diesen Weg. Ich war damit nicht glücklich. Sie war dafür geboren, Medizinerin zu sein. Sie war wirklich gut. Nachdem ich ihr das gesagt habe, hat sie sich mehr und mehr von mir zurück gezogen, hat jeden Satz, den ich zu diesem Thema sagte als Angriff angenommen. Wahrscheinlich hatte sie damit sogar recht. Ich wollte, dass sie bei der Medizin bleibt. Das war wohl schließlich der Trennungsgrund für sie. Sie wollte ihr Leben selbst bestimmen, was ich ihr nicht einmal verübeln kann.“

„Und warum haben Sie keinen Kontakt mehr mit ihr, wenn ich das fragen darf?“

„Naja, als sie weg gegangen ist von mir haben wir uns beide auf unser Leben konzentriert. Ich habe mich von meiner Frau scheiden lassen, weil ich es nicht mehr aushalten konnte ohne Dana. Das hat meine Familie kaputt gemacht. Dann bin ich hier nach Washington gezogen ohne Dana etwas zu sagen. Ich habe hier ein Arbeitsangebot bekommen. Wahrscheinlich weiß Dana nicht einmal, dass ich hier bin“, endete Daniel Waterston.

„Ich weiß, dass es wahrscheinlich nicht sehr leicht ist, worum ich Sie bitten möchte. Ich komme leider überhaupt nicht an Dana ran. Ich meine mit ihr zu reden. Vielleicht könnten Sie... ?“ fragte Mulder.

„Und wie stellen Sie sich das vor? Ich meine, wir haben uns schon Jahre nicht mehr gesehen. Soll ich einfach zu ihr gehen und sie fragen, ob sie vergewaltigt wurde?“

„Nein, natürlich nicht. Tun Sie mir wenigstens den Gefallen und überlegen Sie es sich. Vielleicht können wir ihr so helfen. Es geht ihr wirklich nicht gut.“





Etwa zur gleichen Zeit

Dana Scullys Appartement



Dana liegt in ihrer Badewanne. Vielleicht würde ihr das helfen, sich wenigstens ein bisschen zu entspannen.

Das Telefon klingelt.

„Scully?“

„Hallo, Dana. Ich bin es, Mom!“

„Mom?“
“Störe ich?“

„Nein, ich liege nur gerade in der Badewanne. Ist etwas passiert?“

„Nein. Ich wollte nur anrufen und fragen, wie es dir geht. Ist bei dir alles in Ordnung?“ fragte Margret.

„Ja, Mom. Es ist alles in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen müde, das ist alles... “, versuchte sie ihrer Mom zu versichern.

„Naja, dann melde dich doch einfach mal, wenn du etwas Zeit hast. Wir könnten mal zusammen etwas essen gehen oder so.“
“Ja, das werde ich machen. Es geht mir wirklich gut, Mom.“



Eine Stunde später saß Dana eingewickelt in eine Decke auf ihrer Couch. Der Fernseher lief. Irgendeine Talkshow, der sie aber nicht wirklich folgen konnte. Sie konnte ihre Gedanken einfach nicht auf den Fernseher konzentrieren, so sehr sie das auch wollte.

Es klingelte an der Tür. Dana sah durch den Spion und atmete erschrocken ein. Daniel...

Langsam öffnete sie die Tür.

Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.

„Hallo Dana. Kann ich reinkommen?“ fragte er vorsichtig.

„Ja, entschuldige. Ich war nur nicht darauf vorbereitet.“

„Ja, das war ich ehrlich gesagt auch nicht. Ich wusste nicht einmal ob ich es wirklich schaffen würde zu klingeln, als ich vor deiner Tür stand.“

Dana bedeutete ihm, sich zu setzen.

„Ich hoffe, ich habe dich nicht gestört?“ fragte er.

„Nein. Ich habe nur gerade etwas fern gesehen, sonst nichts. Was machst du hier?“ fragte sie.

„Ich wollte dich wiedersehen. Ich habe lange überlegt, ob ich herkommen sollte, aber ich konnte einfach nicht anders. Es ist schon so lange her, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe. Ich musste herkommen.“

Dana nickte. Es war wirklich schon lange her.

„Und deswegen bist du nach Washington gekommen? Du hättest vorher anrufen sollen. Vielleicht wäre ich gar nicht hier gewesen.“

„Es war kein weiter Weg zu dir. Ich lebe hier. Schon seit ein paar Jahren.“

„Was?“

„Ich wollte es dir nicht sagen, damit du nicht denkst, ich spioniere dir hinter her. Ich wollte nur in deiner Nähe sein, auch wenn ich dich nie gesehen habe. Es ist viel passiert, seit du weg gegangen bist.“

Dana nickte. Das musste es wohl, wenn er hier war. Wie konnte sie nur nichts davon mitbekommen haben? Warum hatte sie ihn nie gesehen? Oder hatte sie ihn nicht sehen wollen? Wollte sie ihn jetzt sehen und warum kam er ausgerechnet jetzt zu ihr und nicht schon vor ein paar Jahren?

Dana merkte, wie ein warmes Gefühl sie beschlich. Es war beinahe wie früher. Es war merkwürdig, wie vertraut Daniel ihr vorkam, obwohl sie sich schon so lange Zeit nicht mehr gesehen hatten. Vielleicht änderten sich manche Dinge doch nie. Sie setzte sich neben ihn auf die Couch.

„Und warum bist du gerade heute hier hin gekommen?“ fragte sie.

„Ich musste dich einfach wiedersehen. Ich kann es nicht erklären. Es ist einfach ein Gefühl gewesen.“

„Und was sollen wir jetzt machen? Es ist alles so eigenartig, mit dir wieder hier zu sitzen.“

„Ich weiß. Mir geht es auch nicht anders. Aber ich bin froh, dass ich hier sitzen kann und du mich nicht rausschmeißt.“

„Was ist passiert?“ fragte Dana.

„Viel“, antwortete Daniel und erzählte ihr die gleichen Dinge, die er Mulder erzählt hatte. Er war froh hier hin gekommen zu sein und mit Dana sprechen zu können. Dieses Gefühl der Vertrautheit wuchs in ihm. Es war beinahe wieder wie früher. Ob sie genauso empfand? Fast schon hoffte er es. Es wäre schön, wieder mit Dana zusammen sein zu können. Wenn es auch nur für ein paar Stunden sein würde.



Es war spät geworden, während Daniel erzählt hatte.

Wie schnell der Abend doch vergangen war. Dieses Gefühl der verrauten Nähe war gewachsen. Sie spürte, wie sie sich immer noch nach all den Jahren zu ihm hingezogen fühlte. Sollte sie ihn jetzt wieder nach Hause schicken?

„Es ist spät geworden“, stellte Dana fest.

„Ja, das stimmt. Du musst bestimmt morgen früh raus, oder?“ fragte er.

„Nein. Eigentlich habe ich mir Morgen freigenommen. Es ist im Moment nicht viel los und das bisschen schafft mein Partner auch alleine.

„Ich denke, ich werde jetzt mal wieder gehen...“

„Daniel... ?“

„Ja?“ fragte er zurück. Sie sah wunderschön aus, bemerkte er.

„Du kannst heute hier schlafen. Ich mache dir die Couch fertig, wenn du willst.“

Dana Scully hörte sich beinahe schon schüchtern an, stellte er fest. So war sie nicht einmal gewesen, als ihre Beziehung angefangen hatte. Das gab ihm ein kleines bisschen Hoffnung.

Er nickte. „Danke!“



Schließlich lag auch Dana in ihrem Bett. Alleine, wie immer, doch fühlte sie sich heute anders als sonst. Plötzlich hatte sie das Gefühl nicht mehr alleine zu sein, wie sie es in den letzten Wochen regelmäßig gefühlt hatte. Dieses Gefühl war selbst dann nicht verschwunden, wenn sie mit Mulder zusammen war, obwohl er ihr doch normalerweise ein Gefühl der Sicherheit vermittelte. Wahrscheinlich lag das an den Alpträumen, dachte sie sich. Es muss daran liegen.

Langsam schlummerte sie ein.


Morgens

Als Dana erwachte und sofort auf die Uhr sah, war es bereits sieben. Verdammt, sie würde zu spät ins Büro kommen. Gerade wollte sie aufspringen, als ihr einfiel, dass heute ihr freier Tag war. Sie konnte ohne schlechtes Gewissen ausschlafen.

Aus dem Wohnzimmer hörte sie plötzlich Geräusche, Daniel musste aufgewacht sein. Gerade als sie sich überlegte, ob sie zu ihm gehen sollte merkte sie Schritte auf das Schlafzimmer zukommen. Und schon stand er in der Tür.

„Guten Morgen, Dana“, begrüßte er sie. Scully lächelte.

Ihr wurde klar, dass, obwohl sie ihn schon so lange nicht mehr gesehen hatte, er ihr immer noch nicht fremd geworden war. Es war wie damals, an den wenigen Tagen, die sie gemeinsam verbringen konnten. Auf einmal waren alle Erinnerungen wieder da.

Er kam auf sie zu und setzte sich auf die Bettkante.

„Hast Du gut geschlafen?“ fragte er.

Dana nickte. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Erinnerungen, die in ihrem Kopf waren, schienen so stark zu sein, dass sie sie nicht mehr verdrängen konnte. Erinnerungen, wie sie mit diesem Mann in einem Bett lag und sich liebten. Wie hatte sie das nur so lange verdrängen können? Liebte sie ihn immer noch? Oder waren die Gefühle, die jetzt in ihr hochkamen nur ein Zeichen dafür, dass sie nicht mehr alleine sein wollte, dass sie jemanden brauchte?

Im Moment konnte sie sie nicht klar definieren und sie wollte auch nicht darüber nachdenken. Sie spürte nur das Gefühl zu ihm hingezogen zu werden.

Spürte er das gleiche?

War er deswegen die Nacht über hier geblieben, weil er sich wieder Hoffnungen gemacht hatte?

Wie würde er darauf reagieren, wenn sie ihn küsste?

Sie wollte es wissen.

Langsam streckte sie ihre Arme aus und legte ihre Hände um seinen Nacken. Er sah sie fragend an, doch anstatt einer Antwort zog sie seinen Kopf zu sich herunter. Überraschung machte sich auf seinem Gesicht breit, doch er schien nicht so auszusehen, als wüsste er nicht, was sie von ihm wollte.

Ihre Lippen streiften vorsichtig seine.

Er küsste sie zärtlich zurück. Fast schon vorsichtig, als hätte er Angst, er könnte aus einem Traum aufwachen, wenn er nicht vorsichtig sei.

Sie beschloss, ihm diese Angst zu nehmen und zog ihn weiter zu sich herunter, so dass er halb auf dem Rücken lag. Dana beugte sich über ihn und küsste ihn nun wirklich. Es fühlte sich so verdammt gut an, so bekannt. Nichts, vor dem sie Angst haben musste.

Sie wusste, dass sie sich bei Daniel fallen lassen konnte, das hatte sie bei ihm immer gekonnt und sie wollte sich endlich wieder fallen lassen, wollte die Gefühle von damals wieder spüren.

„Dana“, unterbrach er sie, „bist du dir sicher, dass du das wirklich willst? Noch können wir aufhören und es einfach vergessen.“

„Ich will es! Ich will noch einmal wissen, wie es ist mit dir zusammen zu sein“, flüsterte sie.

Diesmal sagte Daniel nichts. Er wusste, dass sie das nicht tun würde, wenn sie es nicht wollen würde. Doch ebenso wusste er, dass es nur einmal passieren würde und nie wieder. Er wollte nicht daran denken, er wollte es genießen, sie wieder im Arm zu halten und er wollte auch, dass sie es genießen konnte.

Eine Weile, die beiden wie eine Ewigkeit erschien, küssten sie sich nur still, bis Dana begann, ihm seinen Rücken zu streicheln. Hinauf und hinunter. Er schauderte.

Nachdem er eben erst aufgestanden war, hatte er sich noch nicht angezogen, als er zu Dana ins Schlafzimmer gegangen war und unter der Bettdecke unter der sie immer noch lag bemerkte er, dass sie auch nichts trug. Wie er nur in ihrer Unterhose. Langsam unterbrach er ihren Kuss und zog die Bettdecke von ihr.

Ihre Brustwarzen waren bereits hart und sie war immer noch so schön wie früher. Vorsichtig streichelte er mit seinen Fingern über sie und bemerkte, wie ihr Körper erschauerte. Sie stöhnte leicht und versuchte sich an ihn zu drücken, doch er behielt den gewonnen Abstand bei, streichelte sie weiter.

Doch Dana, deren Verlangen sich immer mehr steigerte, begann ihn an sich zu ziehen. Jetzt wusste er, dass sie es wirklich wollte und er würde es nicht aufhalten, er würde sie nicht zurückweisen. Wie könnte er das auch, nachdem er sich die ganzen Jahre ihrer Trennung so sehr nach ihr gesehnt hatte. Als ihre Körper sich endlich wieder berührten, schlug Dana die Bettdecke nun ganz zurück und zog ihn so weit an sich, dass er auf ihr lag.

Die Wärme, die er ausstrahlte, fühlte sich so gut an. So vertraut. Sie begann seinen Hals zu küssen und spürte, wie auch seine Erregung wuchs, die mittlerweile an ihre Schenkel drückte.

Mit seinen Händen fuhr er ihre Seiten hinauf und hinunter. Schließlich schob er sie unter ihren Po und zog ihn näher an sich heran. Sie begann ihr Becken gegen ihn zu drücken, was ihn erneut aufstöhnen ließ.

Er zog sich wieder von ihr zurück, legte sich neben sie und begann ihr die Unterhose auszuziehen, bis sie schließlich nackt vor ihm lag und ebenfalls begann ihn von seiner zu befreien.

Nun lagen sie nackt nebeneinander und streichelten sich gegenseitig, berührten ihre Körper, genossen die Wärme und die Nähe des anderen.

Daniel zog sie auf sich und begann leidenschaftlich ihren Hals zu küssen. Er hatte nicht vergessen, dass dies ihre erogenste Zone war und dies zeigte sie ihm durch erneutes stöhnen und das entgegenpressen ihres Beckens.

Noch einmal sah er ihr tief in die Augen mit der unausgesprochenen Frage, ob sie dies auch wirklich wollte.

Dana legte sich wieder neben ihn und zog ihn erneut auf sich, bis er schließlich zwischen ihren Beinen lag. Mit ihrer Hand ergriff sie vorsichtig seinen Penis und wies ihm den Weg.

Als er in sie glitt, stöhnten beide. Es war so ein aufregendes, warmes Gefühl wieder in ihr zu sein, sie wieder vollkommen zu spüren.

Mit langsamen Stößen begann er sich in ihr zu bewegen. Stöße, die schnell unkontrollierbar wurden. Er wusste, wenn er ihr weh tun würde, würde sie es ihm irgendwie zeigen, er machte sich keine Sorgen, er liebte sie.

Schließlich begannen sich Danas Nägel in seinen Rücken zu bohren, ihr stöhnen wurde unkontrollierter, bis ihr Körper begann zu zucken.

Daniel hielt einige Sekunden inne, um ihr Zeit zu geben. Als sie sich schließlich wieder beruhigte, stieß er noch einmal mit zwei kräftigen Stößen in sie und ergoß sich in ihr.

Er sackte auf ihr zusammen, vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und keuchte.

Sie streichelte zärtlich seinen Rücken hinauf und hinunter um ihm zu zeigen, dass alles in Ordnung war.

Nach wenigen Minuten, die ihm endlos vorkamen, beruhigte sich seine Atmung auch wieder und er rollte sich langsam von ihr herunter, wenn er auch gerne noch länger so liegen geblieben wäre. Er nahm die Bettdecke, die nun neben ihnen lag und legte sie über sie beide, anschließend zog er Dana an sich, die sich an seine Brust kuschelte.

Wie sehr hatte er es vermisst, so nahe bei ihr zu sein.

Die Vertrautheit wieder zu spüren, danach hatte er sich gesehnt.

Warum mussten solche Momente nur immer so schnell vergehen? Konnten sie nicht ewig dauern?

Seit Dana ihn verlassen hatte, und er sich von seiner Frau getrennt hatte, hatte er zwar einige Male Sex mit Frauen gehabt, aber es war nie das gleiche gewesen, wie mit Dana. Wie hatte er überhaupt denken können, dass es jemals mit einer anderen Frau genauso werden konnte? Dana war Dana und niemand war so wie sie.

„Daniel?“ fragte sie leise.

„Ja?“

„Ist alles ok?“ sie klang leicht besorgt.

„Ja. Ich versuche nur den Moment mit dir zu genießen. Ich will dich einfach nur ein bisschen festhalten.“

Dana nickte.

„Du weißt, dass es nur das eine Mal war, oder?“ fragte sie vorsichtig.

„Ja und ich akzeptiere das. Ich wollte dich glücklich machen.“

„Das hast du, wirklich.“


Mittags

„Wir sollten langsam aufstehen, sonst verschlafen wir noch den ganzen Tag und ich glaube gehört zu haben, dass dein Magen eben geknurrt hat“, stellte Dana fest. Nach dem sie sich geliebt hatten, waren sie noch einmal eingeschlafen. Jetzt war es bereits Mittag, wie Dana mit einem Blick auf die Uhr festgestellt hatte. Sie wollte Daniel nicht rauswerfen, aber sie wollte auch nicht den ganzen Tag im Bett liegen bleiben.

„Ja, du hast recht. Wie wäre es, wenn du duschen gehst, und ich mache uns Kaffee und was zu essen?“ fragte er.

Dana nickte. „In Ordnung.“

Nachdem sie aus der Dusche wiederkam und in die Küche trat, stand Daniel bereits am Herd. Rühreier schmorten in der Pfanne und der Kaffee stand bereits in einer Kanne auf dem Tisch.

„Das riecht gut“, bemerkte sie. „Ich komme leider viel zu selten zum kochen.“

„Dann solltest du das genießen. Oder hast du schon vergessen, dass ich Rühreier am besten kann? Ich habe früher oft für dich gekocht.“

„Mmmmhhhh... “

Sie goss ihnen beiden Kaffee in die Tassen und nahm sich noch einen Schluck Milch dazu. Schließlich brachte sie Daniel eine Tasse an den Herd.

„Ich denke nach dem Essen werde ich auch mal wieder gehen. Ich muss zu Hause noch einige Arbeiten für Morgen korrigieren und das wird noch ein paar Stunden dauern.“
“Ich wollte dich nicht rausschmeißen.“

„Das weiß ich, aber ich hab noch was zu tun. Und vielleicht wäre es nicht schlecht, wenn wir uns eine Weile nicht sehen würden.“

Dana nickte.

„Warum bist du wirklich hier her gekommen?“ fragte Dana.

„Ich wollte dich wiedersehen.“

„Ja, aber da ist doch noch was anderes, oder? Ich meine, warum gerade jetzt?“

„Also wenn ich ehrlich sein soll, war dein Partner gestern Abend bei mir“, begann er.

„Mulder?“ fragte sie.

„Ja, Mulder. Ich wollte dir das eigentlich nicht erzählen. Er hat mir von deinem Problem erzählt. Dem Alptraum und das es dir nicht gut geht. Er sagte, du würdest nicht mit ihm darüber reden wollen, also hat er mich gebeten, mit dir zu reden“, erklärte er kurz.

„Woher weiß er von dir? Und wie kommt er dazu, sich in mein Leben einzumischen?“ Dana klang ziemlich ärgerlich.

„Das musst du schon ihn fragen. Ich weiß nur, dass er gestern bei mir war, weil er sich Sorgen um dich macht. Er sagt, du lässt ihn nicht an dich ran und das es dir vielleicht gut täte, mit jemandem zu reden, den du kennst. Und da bin ich ihm wohl eingefallen.“

„Es gibt aber nichts worüber ich mit irgendjemandem reden müsste. Weder mit ihm, noch mit dir. Es geht mir gut. Wenn er das nicht versteht, dann ist das sein Problem und nicht meins“, endete sie. Sie war jetzt wirklich wütend.

„Naja, Alpträume können schon von etwas kommen, was nicht verarbeitet worden ist. Ich meine vielleicht ist es auch nur Stress, aber ich finde, man sollte versuchen dem auf den Grund zu gehen.“
“Hörst du auf mich damit aufzuregen, wenn ich es dir erzähle?“ forderte Dana.

„Versprochen. Du kannst dich schon mal setzen. Die Eier sind gleich fertig und beim essen kannst du mir alles erzählen.“



Sie erzählte es ihm. Den Traum, den sie immer wieder hatte. Daniel hörte einfach nur zu.

„Ich weiß nicht, warum ich diesen Traum habe. Ich meine, ich kann mich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass mir mal so etwas passiert ist. Das müsste ich doch wissen, oder?“ fragte sie.

„Vielleicht hast du es verdrängt. Es könnte aber auch sein, dass es jemandem passiert ist, den du kennst und du es mitangesehen hast. Vielleicht ist das der Grund. Kannst du jemanden fragen? Ich meine, ob in deiner Kindheit etwas geschehen ist? Deine Mutter vielleicht, die müsste es doch wissen... “

„Ich soll mit meiner Mutter über so etwas reden?“

„Das wäre doch ein Anfang“, schlug er vor. Er wollte ihr helfen.

„Ich werde es mir überlegen, ok?“

Daniel nickte. „Wir machen uns nur Sorgen um dich...“.

„Das weiß ich“, sagte Dana, „aber das müsst ihr nicht.“

Nachdem sie ihr Essen beendet hatte, stand Daniel auf. „Ich werde dann jetzt mal gehen. Zwischen uns ist doch alles in Ordnung, oder?“

„Ja, das ist es. Du kannst dich gerne wieder bei mir melden“, verabschiedete Dana sich mit einer kurzen Umarmung.

So verließ Daniel ihr Appartement.



Wieder saß Scully alleine in ihrem Appartement auf der Couch und umklammerte ihre Kaffeetasse, die mit dem letzten Schluck Kaffe gefüllt war, den Daniel gekocht hatte. Sie hatte ihm gesagt, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war und das hatte sie auch so gemeint. Er hatte gewusst, dass sie nicht mehr dazu bereit war, eine Beziehung mit ihm zu führen und er respektierte ihre Entscheidung. Es war schön gewesen, wieder mit ihm zusammen zu sein, überhaupt mal wieder mit einem Mann zusammen zu sein.

Und wenn es wirklich so schön war, wie es sich angefühlt hatte, wie hätte sie dann jemals eine Vergewaltigung überstehen können? Es konnte einfach nicht sein. Auch nicht, dass sie sie soweit zurückgedrängt hatte. Das war nicht möglich. Sie wusste einfach, dass sie es nicht gewesen war, die vergewaltigt worden war. Aber wer dann und warum kamen diese offensichtlichen Erinnerungen gerade jetzt zurück? Vielleicht sollte sie wirklich mit ihrer Mutter reden?

Aber wenn jemals so etwas passiert war und sie es mit angesehen hatte, hätte sie auch ihrer Mutter davon erzählt? Wie alt konnte sie gewesen sein?

Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf. Sie musste mit ihrer Mutter reden. So beschloss sie, zu ihr zu fahren.
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