World of X

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If I saw you in heaven

von Netty

Kapitel 9

„Mulder, ich muss dir noch was sagen“, keuche ich.



„Kannst du das nicht, wenn du über diese verdammte Mauer bist?“, stöhnt er unter mir. Okay, sicher kann ich warten, bis ich über die Mauer bin, aber ich habe es schon zwei mal vergessen, also wer garantiert mir, dass ich es nicht gleich wieder vergesse?



Mit einem letzten starken Schwung, den er mir verpasst, bin ich über die Mauer. Allerdings ist es für mich als König Tollpatsch natürlich unmöglich, dass ich normal auf der anderen Seite lande. Tatsächlich falle ich kopfüber und direkt auf meine Schulter, was nicht gerade ein angenehmes Gefühl ist.



„Au verdammt“, ärgere ich mich.



„Bei dir alles okay?“, fragt er flüsternd von unten.

Kaum waren wir in der Nähe der Tür tauchte natürlich, wie könnte es bei uns anders sein, ein Wachmann auf. Mit einem Ablenkungsmanöver, auf das ich hier nicht näher eingehen möchte, haben wir es geschafft, wenigstens nicht so verdächtig zu wirken. Kurz gesagt, wir entschieden uns für den weniger gefährlichen, dafür aber wesentlich schmerzvolleren Einstieg durchs Parkhaus. Obwohl ich nicht erwartet hatte, dass diese Mauer so hoch wäre, dass Mulder unter mir eine Räuberleiter machen musste, damit ich wenigstens halbwegs hinüberkommen konnte. Es ist nicht einfach als Winzling, und mit einem Meter achtundfünfzig bin ich das definitiv, durchs Leben zu rennen und über irgendwelche Mauern zu klettern.



„Klar, ich habe mir nur gerade die Schulter gebrochen“, flüstere ich sarkastisch zurück und beuge mich hinüber. Er sieht von unten herauf und ich kann nicht anders als zu lächeln. Sein Blick ist fast reumütig, als er versucht sich zu entschuldigen. Als ob das seine Schuld wäre. Nun, vielleicht ein wenig. Wäre er nicht, wären wir ja überhaupt nicht hier.



„Entschuldige, ich hätte nicht so stark nachschieben sollen.“



„Dann wäre ich zurückgerutscht und dir genau auf den Kopf gefallen, da breche ich mir doch lieber die Schulter“, grinse ich ihn an.



„Wieso, ist mein Kopf nicht gut genug zum drauffallen?“, fragt er, während er kurz hochspringt, seine Hände direkt vor mir platziert und beginnt, sich hochzuziehen. Ich helfe ihm, so gut ich es mit einer Hand kann. Meine rechte Schulter fühlt sich merkwürdig taub an und ich kann mir lebhaft vorstellen, was sich dort für ein wunderschöner blauer Fleck bilden wird.



Schließlich rollt er sich rüber und landet, wie jeder normale Mensch oder Engel, auf seinen Füßen. Dann steht er mir gegenüber und ehe ich es verhindern kann legt er seine Finger prüfend auf meine Schulter.



„Au, das tut weh!“ Ich stoße grob seine Hand weg.



„Entschuldige, meinst du wirklich, dass sie gebrochen ist?“ Er sieht absolut schuldig aus. Ich kann für ihn nur hoffen, dass er niemals vor Gericht gestellt wird, die Anklägerin bräuchte nur kurz AU zu sagen und er würde sich in allen Punkten schuldig bekennen.



„Nein, es wird nur ein richtig großer blauer Fleck, den ich in meine Sammlung aufnehmen kann“, erwidere ich leicht sarkastisch und er gibt ein komisches Geräusch von sich. Als würde er versuchen, ein Lachen zu unterdrücken, etwas, was wir hier auch wirklich nicht gebrauchen können.



„Okay, großer Meister“, sage ich und halte ihn davon ab, sich eventuell doch dem Reiz des Lachens hinzugeben, während ich mir grimmig meine Schulter massiere, was wahrscheinlich auch einfach zu komisch aussieht. „Ab jetzt ist das dein Gebiet, also geh voran und ich werde dir überall hin folgen“, versuche ich so theatralisch, wie es im Flüsterton möglich ist, herauszubringen.



„Gut, aber bleib dicht hinter mir“, antwortet er.



„Worauf du dich verlassen kannst.“ Leise geht er voran und ich folge ihm wie versprochen. Wir kommen an eine Tür, die das Parkhaus mit dem Gebäude verbindet und ganz plötzlich bleibt er stehen. Das ganze passiert so plötzlich, dass ich, da ich wieder mal ein wenig abgelenkt bin, weil ich mir gerade Gedanken darüber mache, warum ich zu einem Einbruch etwas Weißes an habe, genau in ihn hineinlaufe und mir, natürlich, meine Schulter stoße.



„Ah“, gebe ich kurz von mir.



„Entschuldige!“ Hat dieser Mann jetzt nicht bereits das dritte Mal in fünf Minuten „entschuldige“ zu mir gesagt? Das ist definitiv ein neuer Rekord.



„Schon okay, warum bist du stehen geblieben?“, frage ich nicht ganz ohne anklagenden Ton. Er geht einen Schritt zur Seite und lässt mich ein elektronisches Schloss neben der Tür erblicken. Oh, jetzt geht mir ein Licht auf. Schnell ziehe ich die Karte aus meiner Tasche und lasse sie durch den Schlitz sausen. Es ertönt ein „peep“ und das Schloss springt auf.



„Du bist gut“, höre ich ihn neben mir.



„Ich weiß“, gebe ich zurück, während ich die Tür öffne und wir gemeinsam und unerschrocken in unser Verderben rennen. Nennt es weibliche - oder engelhafte - Intuition, aber ich weiß, dass etwas gehörig schief gehen wird. Hoffen wir einfach, dass es nur so ein dummes Gefühl ist. Eins von denen, die sich niemals bestätigen. Hoffentlich!


Ende 9/17
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