World of X

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If I saw you in heaven

von Netty

Kapitel 8

„Meinst du, dass viele Wachen dort sein werden?“, fragt er mich nach einiger Zeit. Hmm, gute Frage, ich habe keine Ahnung, ob überhaupt Wachposten da sein werden. Vielleicht hätte ich mich vorher doch ein bisschen besser informieren sollen.



„Keine Ahnung, wir können eigentlich nur hoffen, dass sie glauben, im Himmel versuche niemand, irgendwo einzubrechen“, stelle ich eingeschüchtert fest. Ja es ist mir peinlich, dass ich ihm nichts besseres sagen kann. Aber anscheinend macht ihm das nicht das geringste aus.



Je näher wir dem Angelquarter kommen, desto angespannter werde ich. Wie eine Irre umkrampfe ich das Lenkrad, so fest, dass die Haut um meine Knochen schon ganz weiß geworden ist. Mein Fuß wippt ungeduldig auf und ab, wenn jetzt jemand auf die Idee käme, mich zu erschrecken, würde ich vermutlich wie eine Rakete durchs Autodach schießen.



„Lana?“ Seine Stimme klingt definitiv ein bisschen zu ruhig, wenn man bedenkt, was wir vorhaben. Allerdings, da er das in seinem Leben schon des öfteren gemacht hat, hat er wahrscheinlich einfach mehr Erfahrung darin.



„Hmm?“ Alle paar Sekunden werfe ich einen Blick in den Rückspiegel, ich bin mir schon bewusst, dass das mit Sicherheit nicht gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck macht, aber ich kann einfach nicht damit aufhören. Mein Herz schlägt unnatürlich schnell und mein Puls rast. Jetzt verstehe ich, warum so viele Menschen süchtig nach Adrenalin sind, denn es fühlt sich fabelhaft an. Mein ganzer Körper ist hypersensibilisiert, alle Sinne stehen in Alarmbereitschaft, wenn ich nicht aufpasse, könnte ich mich an dieses Gefühl gewöhnen.



„Danke“, sagt er leise.



„Keine Ursache“, antworte ich und schenke ihm ein Lächeln. Seit acht Jahren ist hier oben nichts geschehen und seit er vor zwei Tagen in mein Leben getreten ist, geht alles drunter und drüber. Ein Grund, warum ich ihm vielleicht danken sollte.



Mein Fuß betätigt sachte die Bremse und ich verlangsame das Auto auf Schritttempo. Eine Querstraße vorm Hauptgebäude parke ich den Wagen und wir steigen aus. Toll vorhin bin ich vor Hitze fast umgekommen und jetzt könnte ich mir einen Schneeparka anziehen. Hilfe, komme ich etwas jetzt schon in die Wechseljahre? Gibt es so was hier überhaupt?



„Lana... Lana?“ Häh, was?



„Bitte?“, frage ich ihn. Was will er denn von mir?



„Du warst nur gerade weggetreten.“ Er lächelt beruhigend. Ja, ich bin vielleicht doch etwas sehr nervös.



„Ich war keinesfalls weggetreten“, widerspreche ich ihm, obwohl ich es besser weiß. „Bestenfalls in Gedanken versunken.“ Während ich das sage, gehe ich voran und warte bis er zu mir aufgeschlossen hat. Gemeinsam verfallen wir in einen gemächlichen, nicht zu langsamen, Schritt.



„Darf ich dich mal was fragen?“ Oh, jetzt wo ich mein Leben, meinen Job und einfach alles aufs Spiel setze, wird er normal und neugierig. Das ist doch wieder typisch mein Glück.



„Klar.“



„Bist du gerne ein Engel?“ Na logisch, es macht mir riesigen Spaß, Kindermädchen zu spielen. Immer aufzupassen was ich sage und mich stets weiß zu kleiden, ist eine richtige Wohltat.



„Ja.“ Wo kam das denn jetzt her? Wahrscheinlich stimmt es sogar. Obwohl ich mich ständig über alles aufregen könnte, habe ich hier oben ein gutes Leben. Eine Zukunft, Freunde, geregelte Verhältnisse. Vielleicht sollte ich besser sagen hatte, es gibt wohl keine Möglichkeit, das wieder herzustellen. Es sie denn, ich blase die ganze Aktion ab und fahre zurück zu Emil. Als ob ich das jetzt noch könnte.



„Es wäre nur noch besser, wenn ich Stufe 3 wäre und endlich Flügel hätte!“ Er lacht leise und ich kichere.



„Warum machst du dir dann alles kaputt, nur um mir zu helfen?“ An seiner Stimme kann ich erkennen, dass ihm anscheinend gerade jetzt erst klar geworden ist, was das für ein Risiko für mich ist.



„Weil sich mein Leben absolut zum Positiven verändert hat, seit du hier bist“, antworte ich wahrheitsgemäß. „Da vorn ist es.“ Ich deute auf ein großes Gebäude direkt vor uns und Mulder bleibt plötzlich stehen. Er sieht tatsächlich so aus, als würde er jeden Moment in einen hysterischen Lachanfall ausbrechen. Und da soll einer mal die Männer verstehen.



„Das ist das FBI-Hauptquartier“, kichert er.



„Wirklich?“ Ich sehe ihn fragend an. Kann es sein, dass es das Schicksal so gut mit uns meint? „Nun, ich habe davon keine Ahnung, aber du solltest es ja wissen“, grinse ich ihn an. Wenn das kein Zufall ist, anscheinend gibt es doch so etwas wie Glück. Sogar für kleine miese Engel der Stufe 2 wie mich.



„Dann dürftest du dich dort ja bestens auskennen“, necke ich ihn und bemühe mich wieder ernst zu werden. Wir haben schließlich noch viel vor.



Ende 8/17
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