World of X

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If I saw you in heaven

von Netty

Kapitel 7

Irgendwie habe ich gerade ein Déjà-vu oder so was. Wieder stehe ich vor der Tür eines Mannes und wieder bin ich sowohl ängstlich als auch durchflutet von Adrenalin. Noch ist es nicht zu spät, sofern Emil noch nicht aufgewacht ist, habe ich noch die Möglichkeit zu ihm zurückzufahren, die Karte wieder in seine Schublade und mich neben ihn zu legen, ohne das etwas passiert.



Im Gegensatz dazu steht, dass ich jetzt durch diese Tür gehe, mir Mulder schnappe, mein Leben verschenke, mit ihm in den Angelquarter gehe, in die Hölle komme - und ihn glücklich mache. Hach, es ist schon furchtbar, was man alles für einen Mann tut, denke ich, als ich meinen Schlüssel benutze und mich selbst hereinlasse.



Eine Lampe auf seinem Schreibtisch und das grünliche Licht aus seinem Aquarium sind die einzigen Lichtquellen im Zimmer. Er liegt auf seiner Couch und schläft, ziemlich unruhig. Allerdings denke ich nicht, dass er einen schlechten Traum hat. Ich denke, er träumt gerade von dem, was ich vor nicht ganz einer Stunde gehabt habe.



Zwischen zwei Männern hin und her gerissen, eine Situation, die meiner Mutter mit Sicherheit gefallen hätte. Leise gehe ich zu ihm und betrachte ihn. Einen Augenblick bin ich wirklich, ich gestehe es, kurz davor einfach aus der Tür zu laufen und alles zu vergessen, dann sehe ich seinen friedlichen Gesichtsausdruck und ich stelle mir vor, wie sehr er seine Dana vermisst und wie ich mich fühlen würde, wenn ich er wäre und Emil noch auf Erden. Das lässt mich schließlich wieder zu klarem Verstand kommen und ihn sanft wecken.



„Lana?“ Er sieht mich fragend an, als hätte er vergessen, was ich für ihn durchgemacht habe. Obwohl er eigentlich noch gar nichts davon weiß, naja, ich kann ja nicht auf alles Rücksicht nehmen.



„Steh auf und zieh dich an“, befehle ich. Warum flüstere ich überhaupt, wenn uns jemand erwischt, dann ist es doch egal wo.



„Warum?“ Trotz seiner Frage steht er auf und befolgt meine Anweisungen. Wenn ich ihm jetzt sagen würde, er soll sich zurück auf die Couch legen und mich... Gott - ’tschuldigung – woran denke ich hier denn bloss? Hatte ich nicht gerade Sex? Mit dem Mann, den ich wirklich will, warum also bitte habe ich dann immer noch so unkeusche Gedanken? Vermutlich sind 6 Jahre einfach eine zu lange Zeit, hoffen wir, dass es bloss das ist.



„Deswegen.“ Ich hole die Karte aus meiner Tasche. Er sieht mich ungläubig an. „Willst du nun Dana sehen oder nicht?“ Jetzt versteht er mich endlich, nickt eifrig - wenn er ein Hund wäre, würde er jetzt vermutlich mit dem Schwanz wedeln! - und beginnt sich noch schneller anzuziehen.



„Wie zur Hölle...“ Ich hebe strafend meine Hand. „Entschuldige, aber wie bist du daran gekommen?“ Die Neugier steht ihm ins Gesicht geschrieben, während er seine Schuhe anzieht.



„Das ist doch unwichtig, die Hauptsache ist, ich hab sie, oder?“



„Du hast sie gestohlen“, stellt er in einem gespielt geschocktem Ton und einem mächtigen Grinsen fest. Ja schön, jetzt dreh mir noch einen Strick draus, soll ich mich gleich vor dir aufhängen?



„Ich würde nicht sagen, dass ich sie gestohlen habe.“ Doch, genau das würde ich sagen und jeder andere vermutlich auch. „Eher ausgeborgt, ich bring sie ihm zurück, wenn wir sie nicht mehr brauchen.“ Warum rechtfertige ich mich hier überhaupt? Ich meine, ich tue das hier schließlich alles für ihn, nur für ihn.



„Auf dieselbe Art, wie du sie bekommen hast?“, fragt er schelmisch, während er mit aufgeknöpftem Hemd zur Tür hinausschlendert, als hätten wir uns spontan entschieden, einen Spaziergang zu machen. Etwas perplex bleibe ich stehen, bevor ich ihm kopfschüttelnd folge und abschließe.



„Wie meinst du das?“, stelle ich die Gegenfrage, während wir mit dem Fahrstuhl hinunterfahren.



„Hör doch auf dich zu verstellen“, grinst er. „An der leichtfüßigen Art, wie du durch die Gegend schlenderst, an deinen geröteten Wangen und nicht zu vergessen an dem mordsmäßigen Knutschfleck auf deinem Hals kann ich erkennen - und glaub mir, das könnte jeder Blinde - dass du Sex hattest“, endet er, um mit einem breitem Grinsen aus dem Fahrstuhl zu gehen und mich mal wieder völlig baff zurücklassend. Erst als das Bing der sich schließenden Fahrstuhltüren ertönt, bin ich wieder zu einer Reaktion fähig. Schnell schiebe ich meine Hand dazwischen und warte, bis sie wieder aufgehen, um ihm erneut zu folgen. Auf dem Weg zum Wagen versuche ich meine T-Shirt am Hals etwas höher zu ziehen. Ich kann nicht fassen, dass Emil mir einen Knutschfleck verpasst hat. Das werde ich ihm heimzahlen.



Im Wolkenmobil, ach Scheiß drauf, im Auto werden wir beide still. Natürlich ist uns klar, das uns diese Aktion alles kosten wird, wenn wir auffliegen. Aber das Risiko ist nur so hoch, wie der Preis den man dafür bekommt, etwas, was mein Vater immer gesagt hat und jetzt endlich verstehe ich, was er damit gemeint hat. Ich hoffe nur, dass sich der Preis auch lohnt.



Ende 7/17
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