World of X

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If I saw you in heaven

von Netty

Kapitel 4

Vielleicht sollte ich endlich etwas sagen, aber irgendwie ist meine Kehle wie zugeschnürrt. Wie wird er reagieren? Aus seiner Akte konnte ich entnehmen, dass er Dinge, die ihm wirklich wichtig sind in jedem Fall durchzieht, egal wie gefährlich sie sind. Aber werde ich dieses Risiko ebenfalls eingehen?



Was kann mir schon groß passieren, außer, dass ich degradiert und in die Hölle kommen könnte.



„Im sogenannten Angelquater, was eine Art Engelhauptquatier darstellt, gibt es einen Sektor, der nur für Engel der Stufe 6 zugänglich ist“, beginne ich zögernd und er sieht mich eine Spur zu aufgeregt an, wie ich finde. Als würde er jeden Moment aus der Tür sprinten, um dort hin zu gelangen. Meinen Blick aus dem Fenster schweifen lassend überlege ich nach den richtigen Worten.



„Dort gibt es Geräte.“ Ja sicher, super ausgedrückt, Lana.



„Geräte?“, fragt er ungläubig.



„Ja, ähm nun so weit ich weiß, sehen sie aus wie Fernseher oder so in der Art. Ich selbst habe so etwas ja noch nie zu Gesicht bekommen, aber ich habe darüber gelesen, als ich aus Versehen“, er sieht nicht so aus, als würde er mir das abkaufen, was ich ihm noch nicht mal verübeln kann „in den Stufe 6 Computer eingedrungen bin.“ Ich muss abbrechen und aufstehen. Himmel Herr Gott nochmal - Entschuldigung, ich muss mir das unbedingt abgewöhnen - wer hätte gedacht, dass das so schwer werden würde.



Ich gehe einige Zeit stumm in seinem Appartment auf und ab. Soll ich aufhören? Bin ich nicht schon viel zu weit damit gegangen, was ich ihm schon erzählt habe? Ich muss ihm doch helfen, aber für den Preis? Okay, keine Umschweife mehr.



„Mit diesen Geräten kann man auf die Erde sehen und sich auf bestimmte Menschen und ihr Leben spezialisieren“, endlich ist es raus. Ängstlich sehe ich in seine Richtung er ist ebenfalls aufgestanden und kommt auf mich zu, um extrem nah vor mir stehen zu bleiben. Eindeutig zu nah, ich bin sowieso schon völlig überhitzt, aber mit ihm so nah vor mir, wird mir doch schmerzlich bewusst, wie verdammt einsam man als Engel doch ist.



„Du meinst, ich kann sie tatsächlich sehen?“ Hmm, er hat diesen merkwürdigen Blick drauf. Als ich noch ein Mensch gewesen bin, habe ich diesen Blick nur ein einziges Mal gesehen, das war bei dem Mann, kruz bevor er mich überfallen hat. Mein Rücken überzieht sich mit einer eisigen Gänsehaut.



„Jjjj...ja, das kannst du“, gebe ich völlig verunsichert von mir. Endlich scheint er zu bemerken, dass mir seine Nähe unangenehmn ist, denn er weicht ein paar Schritte von mir zurück, jedoch bleibt sein Blick die gesamte Zeit auf mir ruhen.



„Okay, wie kommen wir dort hin?“ Warum habe ich diese Frage so gefürchtet? Weil ihn die Antwort zurück auf den Boden schleudern wird, ist die einfach Anwort darauf.



„Gar nicht“, sage ich leise.



„Was soll das heißen, gar nicht?“ Er sieht mich völlig verständnislos an. Mein Herz rutscht eine Etage tiefer und anscheinend kann er das in meinen Augen lesen, denn auf einmal dreht er sich um und tritt mit einer ungeheuren Wucht gegen den Couchtisch. Krachend fällt dieser zu Boden mit allem, was auf ihm lag.



„Zu erst fragst du mich, warum ich so deprimiert bin, dann eröffnest du mir eine Lösung, nur um mir kurz darauf gleich wieder zu sagen, dass es sowieso nicht geht? Macht dir das irgendwie Spaß, Lana, mich zu quälen?“, schreit er seine gesamte Wut heraus.



„Ich hätte dir das gar nicht erzählen dürfen. Schon allein deswegen könnte ich alles verlieren, was ich hier oben besitze. Es ist nicht alles anders als auf Erden, kannst du das nicht verstehen? Auch im Himmel gibt es Geheimnisse, die auch geheim bleiben sollen und eines davon ist Sektor 6“, brülle ich ihm entgegen.



„Meinetwegen kannst du zur Hölle fahren“, erwidert er bissig und mir schießen Tränen in die Augen, er hat wahrscheinlich nicht mal eine Ahnung, was es bedeutet, wenn man so etwas zu einem Engel sagt. Vielleicht schon, denn als ich Hals über Kopf aus seiner Wohnung stürzen will, erreicht er mich kurz nach der Tür und hält meinen Arm fest, um mich schwungvoll in seine Arme zu ziehen.



„Lana, Lana bitte es tut mir leid, ich wollte das nicht sagen, es ist mir einfach nur so raus gerutscht, aber du bist die einzige, die mir helfen kann Scully noch einmal wiederzusehen. Wenn du mir hilfst, verspreche ich dir alles zu machen, was du von mir verlangst, ich werde neugierige Fragen stellen, werde meinetwegen auch mit einem Dauergrinsen durch die Gegend laufen und jedem erzählen, dass ich den besten Engel bekommen habe, aber du musst mich in den Sektor 6 bringen, bitte!“ Seine Stimme ist pure Verzweiflung.



„Ich kann nicht, selbst wenn ich wollte. Sektor 6 ist streng bewacht und man braucht eine Codecard und ein Codewort, von dem ich weder das eine noch das andere habe und ich weiß auch nicht, wie ich daran kommen soll. Man müsste einen Engel der Stufe 6 kennen, der befugt ist dort...“ Ich stoppe, als mir plötzlich eine Einfall durch den Kopf schießt.



„Was?“, fragt er mich und entlässt mich aus seiner Umarmung, was mir zugegebener maßen nicht sehr gefällt, ich hätte hier noch ein Weilchen stehen können. Ach, vergiss die unkeuschen Gedanken, ermahne ich mich und ziehe ihn zurück in seine Wohnung und verschließe die Tür sorgfältig. Dann setzte ich mich zurück auf sein Sofa und warte, bis er neben mir platz genommen hat.



„Ein Freund von mir ist Engel der Stufe 6“, gebe ich zögerlich zu. Das war ganz sicher ein Fehler, wenn bis jetzt noch nichts Schlimmes dabei gewesen ist, was ich ihm erzählt habe, jetzt ist es das. Ein Engel darf sich nicht das Können von anderen zu Nutze machen, wir sollen alles allein schaffen.



„Ist das dein Ernst?“, fragt er mich unsicher. Seine Emotionen schwanken von einer Sekunde auf die andere. Erst Verzweiflung, dann Wut, dann Trauer und jetzt Unsicherheit, dass kann doch keiner lange durchhalten.



„Entsetzlicherweise, ja!“



„Warum entsetzlicherweise? Woher kennst du ihn denn?“ Na schön, wieder mal eine neue Emotion, Neugier.



„Naja, wir... wir hatten mal was miteinander.“ Gott, das klingt so peinlich. Seine Augen sehen mich groß und fragend an. „Aber das ist schon eine Ewigkeit her, damals war ich noch Stufe eins und er Stufe 5, das ist dann auch der Grund gewesen, warum wir uns getrennt haben. Man sollte sich niemals vorstellen, viel Zeit mit einem Schutzengel verbringen zu können.“ Er grinst. „Ja, hör auf zu lachen, auch Engel haben Beziehungen nötig“, rechtfertige ich mich, warum auch immer.



„Tut mir leid“, sagt er schnell, hört jedoch nicht mit seinem dämlichen Grinsen auf.



„Natürlich, wers glaubt wird selig - ’tschuldigung - verdammt, nein - ’tschuldigung - das passiert mir jedes Mal, ich muss mir endlich dieses Fluchen abgewöhnen, sonst könnte ich bald großen Ärger haben.“ Dann sehe ich ihn an und füge leise hinzu. „Was solls, den hab ich sowieso schon.“ Eine kleine Weile sitzen wir nur still nebeneinander und warten.



„Wie heißt dein Freund?“, fragt er schließlich, als er seine Neugier nicht mehr verstecken kann.



„Emil und er kennt dich und Dana recht gut.“ Ich lächle sachte.



„Wie meinst du das?“



„Nun ihr seid der Grund dafür, dass er immer noch Stufe 6 ist. Eigentlich hätte er längst in Pansion gehen können, wenn du und deine reizende Partnerin endlich zueinandergefunden hättet. Hast du überhaupt eine Ahnung, wieviel Zeit er in euch investiert hat? Wie oft er euch in einen Sturm kommen lassen hat, wo weit und breit nur eine einzige unbewohnte Hütte mit Kamin stand.“ Ich klinge langsam richtig anklagend. Hilfe, ich klinge wie meine Mutter.



„Ich wusste, dass das kein Zufall sein kann“, beschwert er sich sofort. „Wird er uns denn helfen?“



„Wenn ich das nur wüsste.“ Ich bin genauso ratlos wie er. Obwohl Emil wahrscheinlich alles für mich tun würde, ist er der pflichtbewussteste Engel den ich kennen und ihn zu überzeugen wird alles andere als einfach sein.



Ende 4/17
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