World of X

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Tshoqutoc

von Petra Weinberger

Kapitel 4

6. August; 22 Uhr

Als Scully in den Aufenthaltsraum trat, stand Maison Bernard vor dem Herd und rührte in einem Topf herum.

Er sah auf und grinste, " ich habe eine Dose Bohnen mit Speck aufgemacht. Ich habe heute noch nicht viel gegessen und ich könnte mir vorstellen, daß Sie sicher ebenfalls Hunger haben."

Essen ? Scully hatte daran gar nicht gedacht. Doch jetzt, wo der Duft der Bohnen durch den Raum zog und Dr. Bernard es ansprach, wurde Scully bewußt, wie hungrig sie war. Sie hatte, außer einer Scheibe Toast, an diesem Tag noch nichts gegessen und nun war es schon fast wieder Mitternacht.

" Ich sterbe vor Hunger," sagte sie deshalb.

Bernard deckte schnell den Tisch und füllte die Teller auf.

Nachdem er sich gesetzt hatte, wies er mit Kopf zum Schlafraum, " er scheint es gut überstanden zu haben ?"

Scully nickte, " ja. Nur die Nachwirkungen der Narkose machten ihm zu schaffen. Ansonsten geht es ihm gut."

" Ja. Er wird bald wieder auf den Beinen sein. Er hat eine robuste Natur."

Scully nickte nur. Schweigend löffelten sie ihre Bohnen.

Als die Teller leer und sie einigermaßen gesättigt waren, lehnte sich Bernard im Stuhl zurück und sah sie nachdenklich an, " während Sie sich um Ihren Partner gekümmert haben, war ich noch einmal im Schuppen und habe mir Baladins Leiche angesehen. Die Kotprobe, die Ihr Partner gesammelt und wir analysiert haben, stammt eindeutig von einem reinen Fleischfresser. Doch einige der darin enthaltenen Enzyme deuten darauf hin, daß sie nicht von einem Eisbären stammt. Deshalb wollte ich mir Baladins Verletzungen einmal genauer ansehen. Es war jedenfalls kein Eisbär, der ihn angegriffen hat. Die Spuren der Krallen sind viel zu weit auseinander. Zudem besitzt dieses Tier nur drei, statt der bei Eisbären typischen fünf Krallen."

" Wenn es kein Eisbär war, was war es dann ? Gibt es hier sonst noch Fleischfresser?"

" Weiter südöstlich haben sich, neuesten Erkenntnissen zufolge, wieder ein paar Grizzlys angesiedelt und im Norden gibt es noch einige Wölfe. Aber keines der Tiere hinterläßt solche Abdrücke. Zumindest kein mir bekanntes."

" Könnte es ein besonders großer Bär gewesen sein ?" forschte Scully weiter.

Bernard überlegte, " ich denke nicht. Es wäre schon ein großer Zufall wenn dieses Tier an beiden Vordertatzen die jeweils äußeren Krallen verloren hätte."

" Was könnte es sonst gewesen sein ?"

Bernard hob ratlos die Schultern, " ich habe keine Ahnung. Doch menschliche Blutspuren konnte ich in der Probe nirgends finden. Dieses Tier hat zumindest keinen Menschen verspeist."

" Sie glauben nicht wirklich an den ...," ein lautes Scheppern hinter dem Haus unterbrach Scully.

Erschrocken sprang sie zum Fenster und starrte in die Finsternis hinaus.

" Keine Angst. Das war nur der Sturm, der die Türen der Käfige aufschlägt," beruhigte Bernard auch schon.

" Welche Käfige ?" Scully sah ihn verwirrt an. " Ich habe hier noch nirgends Käfige gesehen."

" Sie befinden sich hinter dem Haus. Man kann sie von vorne nicht sehen, da der Schuppen die Sicht darauf nimmt. Man sieht sie nur, wenn man vom Wald herauf kommt. Hilardy hielt dort die verletzten Tiere, bis sie gesund waren und in die Freiheit zurück konnten. Ich habe heute mittag schon einen kurzen Blick darauf geworfen, ob nicht vielleicht doch noch ein Tier hier ist. Hilardy hatte sie gottlob alle schon wieder freigelassen."

Scully nickte und warf noch einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster.

Wie ein Schleier rann das Wasser daran herab, " was denken Sie, wie lange der Sturm noch dauert ?"

" Drei, vier, vielleicht auch fünf Tage. Zwar haben sie ihn nur zwei Tage gemeldet, bis er wieder abflaut, aber darauf ist hier nie verlaß."

Scully seufzte und ließ sich wieder auf dem Stuhl nieder. Ihre Augen brannten.

" Ich denke, wir sollten uns langsam Schlafen legen. Der Tag war anstrengend genug. Ihrem Partner geht es soweit ganz gut und er schläft ebenfalls. Ich glaube nicht, daß er heute Nacht ständig beobachtet werden muß. Ich denke es reicht, wenn wir abwechselnd alle zwei Stunden seinen Puls und Blutdruck kontrollieren."

" Okay. Damit bin ich voll und ganz einverstanden. Stehe ich zuerst auf."

Bernard nickte, " so kann jeder von uns jeweils vier Stunden schlafen. Und morgen möchte ich dann gerne eine Kultur der Hautprobe anlegen. Vielleicht erfahren wir dann auch, woher Baladin diese Entzündungen hat."

***

7. August; 6:00 Uhr

Durch das leise Brummen eines Weckers wurde Scully wach. Rasch schaltete sie ihn aus und blinzelte verschlafen. Es war noch duster draußen. Laut pfiff der Sturm um das Haus. Scully schob sich aus dem Bett und huschte zu Mulder hinüber.

Er schlief noch tief und fest. Sie kontrollierte seinen Blutdruck und Puls, legte ihm kurz die Hand auf die Brust und hörte ihn auch schnell ab. Befriedigt nickte sie. Es schien alles in bester Ordnung.

Aus ihrer Tasche suchte sie ihr Waschzeug heraus und verschwand damit im Wohnraum. Aus dem Kanister dort füllte sie sich eine Schüssel mit Wasser und setzte auch gleich noch den Kessel auf den Herd.

Das Wasser war kalt und erfrischte. Scully sehnte sich jedoch nach einer Dusche. Zudem hatte sie ein sehr menschliches Bedürfnis und keine Ahnung, wo sie es erledigen sollte.

Sie lauschte kurz in den Schlafraum. Dort war noch alles ruhig. Auch Dr. Bernard schlief noch fest und schnarchte leise. Scully schloß die Tür und zog sich rasch frische Kleidung an. Kaum hatte sie ihre Wäsche in die Tasche geräumt, kochte auch schon das Wasser auf dem Herd. Scully suchte sich Pulver, Filter und Kanne zusammen und brühte den Kaffee auf.

Schließlich sah sie sich ratlos um. Das Bedürfnis wurde immer stärker.

Im Labor fand Scully eine weitere Tür, die ihr bisher nicht aufgefallen war, da teilweise Geräte davor standen.

Sie versuchte den dicken Bartschlüssel. Es knirschte leicht, doch dann sperrte er.

Vorsichtig zog Scully die Tür auf. 

Sie landete hinter dem Haus. An der Hauswand zogen sich, dreistöckig, Käfige entlang. Alle waren leer und bei allen stand die Tür offen. Der Platz dort, war etwa 4 Meter breit und wurde auf der anderen Seite von einer Felswand begrenzt, die steil in die Höhe ragte. Rechts davon konnte sie die Rückseite des Schuppens sehen, links kam man auf das ebene Plateau, auf dem die ganze Station stand. Zwischen Käfig und Schuppenwand entdeckte Scully jedoch noch ein Häuschen. Es war klein, höchstens 2 Quartratmeter groß.

Scully eilte darauf zu und zog die Tür auf. Erfreut stellte sie fest, daß sie hier richtig war. Zwar war es nicht ganz das, was sie gewohnt war, aber es genügte, um gewisse Bedürfnisse zu befriedigen. Sie hielt jedoch zur eigenen Sicherheit die Luft an. Der Geruch alter Fäkalien, der aus der Tiefe heraufstieg, war beißend. Scully beeilte sich und atmete ein paar mal tief durch, als sie wieder auf dem kleinen Platz stand.

" Hallo," sagte plötzlich jemand hinter ihr.

Sie fuhr herum. 

Maison Bernard stand in der Tür und grinste sie an. Mit dem Kopf deutete er zu dem kleinen Häuschen, " nicht das Feinste, aber wenigstens annähernd zivilisiert. Für die Wildnis hier draußen ist es ausreichend."

Scully nickte und grinste ebenfalls, " ja. Man darf sich nur nicht zu lange darin aufhalten, sonst bringt einen der Geruch um."

" Hilardy hatte eine Flüssigkeit, die er öfter hinein kippte. Sie sorgte dafür das sich die Exkremente zersetzen und der Geruch entschärft wird. Vielleicht finde ich das Zeug irgendwo. Dann können wir wenigstens etwas Standard wahren, solange wir gezwungen sind, hier auszuharren."

Scully nickte und sah noch einmal über den Platz, " ich würde ja gerne noch etwas hierbleiben und die klare Luft einatmen, wenn es nur nicht so verdammt windig, naß und kalt wäre.

Schnell huschte sie wieder ins Labor zurück und schloß die Tür. Die Agentin rieb sich die Arme um sie etwas aufzuwärmen. Vom Regen hatte sie nur wenige Tropfen abbekommen, da das Haus und die Felswand einen Wind- und Wetterschutz boten.

Scully schnappte sich eine Tasse, füllte sie mit Kaffee und ließ sich damit vor dem Kamin nieder.

" Was werden Sie heute tun ?" fragte Bernard interessiert.

Scully überlegte, " ich werde die ganzen Unterlagen und Ergebnisse noch einmal durchgehen. Es muß irgendwo eine Antwort geben. Ich bin mir ganz sicher, daß ich sie übersehen habe. Und wenn ich dort nichts finde, nehme ich noch einmal Gewebeproben und fange von vorne an. Ich bin mir ganz sicher, daß Baladin uns mitteilen kann, was mit ihm geschehen ist."

" Ich werde eine Kultur der Bakterien anlegen, die wir in der Hautprobe gefunden haben. Vielleicht können wir sie dann identifizieren. Und zwischendurch sollten wir öfter mal nach Ihrem Partner sehen."

" Sie haben heute Nacht den Tropf abgenommen. Haben wir noch genug Infusionsbeutel ?"

Bernard wiegte den Kopf, " soviel ich gesehen habe, sind es noch sechs Beutel. Wir können nachher noch mal einen laufen lassen und heute abend noch einen. Den Rest sollten wir zur Sicherheit aufheben. Heute Abend kann er dann vielleicht schon schluckweise etwas trinken. Wenn nicht, brauchen wir für Morgen noch etwas. Wir wollen ja nicht, daß er vertrocknet."

Scully nickte und war mit Bernards Entscheidung einverstanden. Zwar war die Operation erfolgreich verlaufen, doch noch war nicht sicher, ob nicht doch noch Komplikationen auftraten. Zudem wußten sie nicht, wie gut die Wundheilung war und wann Mulder wieder essen und trinken konnte. Sie mußten also sparsam sein.

Nachdem sie ihren Kaffee geleert hatten, machten sie sich an die Arbeit. 

Die Zeit jagte dahin. Noch mehr Kaffee wurde gekocht. 

Zwischendurch sahen sie immer wieder nach Mulder. Er war noch immer sehr erschöpft und müde. Doch, außer stechenden Rippen, hatte er keine Schmerzen. Er schlief viel. Irgendwann tauchte er dann plötzlich im Labor auf. Langsam und taumelnd.

" Mulder," fuhr Scully hoch und eilte auf ihn zu. Sie stützte ihn und brachte ihn zu einem Stuhl.

Mit einem erleichterten Seufzen ließ er sich darauf nieder.

" Was machen Sie hier ? Wer hat Ihnen gesagt, daß Sie schon aufstehen dürfen ?" tadelte sie ihn.

Mulder schüttelte schwach den Kopf, " Entschuldigung, Scully, aber, ich müßte mal für Königstiger. Ich wollte es Ihnen nicht zumuten, auch noch mich und mein Bett trocken zu legen."

Scully grinste, " okay. Das ist ein Argument. - Aber wieso haben Sie nicht einfach gerufen ? Dann wäre einer von uns gekommen und hätte Ihnen geholfen."

" Wie Sie sehen, habe ich es auch alleine bis hierher geschafft."

" Wie fühlen Sie sich denn jetzt ?" fragte Bernard.

Mulder nickte leicht, " außer, daß ich aufs Klo muß ? Müde und schlapp. Ich bin sofort bereit, 50 Jahre Winterschlaf anzutreten. - Äh, gibt es hier irgendwas, wo 'Mann' mal kann ?"

" Na kommen Sie," Bernard faßte ihn am Arm und zog ihn in die Höhe. " Ich bringe Sie hin. Schuhe haben Sie ja an."

Scully hängte ihm noch ihre Daunenjacke über, da seine ja unwiderruflich zerfetzt war. Stirnrunzelnd sah sie ihm nach, als er, von Bernard gestützt, nach draußen verschwand.

Das er noch immer so müde und erschöpft war, machte ihr Sorgen. Zwar war es anfangs, durch den Blutverlust, durchaus normal. Doch die Operation lag inzwischen gut 24 Stunden zurück und sein Organismus hätte den Verlust bereits ausgleichen müssen, wenn auch noch nicht vollständig.

Als er kurz darauf von Bernard zurück und wieder ins Bett gebracht wurde, folgte sie ihnen.

" Da Sie schon mal wach sind, würde ich Sie gerne noch mal untersuchen," sagte sie und ließ sich auf der Bettkante nieder.

Mulder nickte nur. Der kurze Ausflug hatte ihn sehr angestrengt. Sein Atem ging wieder schwerer. Noch immer hatte er Probleme damit.

Scully knöpfte das Hemd auf und hörte ihn nachdenklich ab. Sie maß seinen Blutdruck, seinen Puls, leuchtete ihm in die Augen und tastete auch noch einmal ganz vorsichtig seine Rippen und seine verletzte Schulter ab. Vorsichtig entfernte sie das Pflaster von seiner Wunde und betrachtete die Naht. Es sah sauber aus und gab keine Anzeichen einer Entzündung. Sie klebte ein neues Pflaster über die Narbe und knöpfte sein Hemd wieder zu. Zum Schluß zog sie noch eine Spritze hervor, um ihm auch noch etwas Blut abzunehmen.

" Und ? Sind Sie mit Ihrem Patienten zufrieden ?" grinste Mulder schwach.

Scully lächelte flüchtig und deckte ihn wieder zu, " schlafen Sie noch etwas. Morgen können Sie dann vorsichtig etwas trinken und morgen Abend vielleicht auch schon wieder etwas essen."

Mulder nickte und schloß die Augen.

Scully legte ihm noch einmal die Hand auf die Stirn. Irrte Sie, oder hatte er tatsächlich leicht erhöhte Temperatur ?

Nachdenklich ging sie ins Labor zurück.

Bernard hatte sich wieder über das Mikroskop gebeugt, " alles in Ordnung ?"

Scully legte die Blutprobe auf den Tisch und machte alles für die Analyse fertig, " wir sollten seine Temperatur überwachen. Ich hatte eben das Gefühl, daß sie etwas erhöht ist. Gibt es hier so etwas wie ein Fieberthermometer ?"

Bernard deutete auf einen Schrank, " da müßten eigentlich welche drin sein. Doch bisher wurden sie für die Tiere verwendet. Sie sollten sie erst sterilisieren."

" Sicher," nickte Scully.

Sie fand die Quecksilber-Röhrchen an der angegebenen Stelle, nahm zwei heraus und legte sie in den Sterilisator. Danach strich sie etwas von Mulders Blut auf einen Objektträger und legte ihn unter das Mikroskop. Sie mußte noch die Schärfe richtig einstellen, ehe sie Einzelheiten erkennen konnte. Nachdenklich betrachtete sie sich das Bild.

" Dr. Bernard. Könnten Sie mal einen Blick hierauf werfen ?"

Der Veterinär sah fragend auf, " haben Sie etwas gefunden ?"

Scully nickte knapp und wartete, was ihr Kollege zu dem Bild sagte.

Eine Weile sah er schweigend durch das Mikroskop, ehe er aufsah, " ähnliches fand ich in Baladins Blut. Allerdings in wesentlich konzentrierterem Ausmaß. Es scheint fast, als sei eine ganze Batterie Bakterien in ihn eingedrungen. Doch ich kann mir nicht erklären, wie sie hinein gelangt sind, oder um welche Bakterien es sich handelt. Ist das Mulders Blut ?"

Scully nickte, " wir haben alles desinfiziert und sterilisiert. Er kann sie nicht bei der Operation bekommen haben. Es sei denn, diese Bakterien leben in der Luft."

Bernard lehnte sich stirnrunzelnd zurück, " ich habe eine Kultur angelegt. Doch bisher hat sich nichts getan. Es scheint, als würden sie außerhalb des Körpers inaktiv. Im Blut jedoch sind sie sehr lebhaft und teilungsfreudig. Ist Mulder mit Baladins Blut in Berührung gekommen ?"

" Nein, er hat den Leichnam nicht angefaßt. Und selbst wenn, dann müßte ich ebenfalls verseucht davon sein. Und Sie haben Baladins Blut ebenfalls untersucht."

Bernard nickte und zog zwei kleine Spritzen aus einer Schublade, " wir müssen es untersuchen. Bitte machen Sie Ihren Arm frei, damit ich Ihnen etwas Blut abnehmen kann. Danach nehmen Sie bei mir eine Probe."

Scully schob ihren Ärmel hoch und sah zu, wie der Arzt ihr einige Tropfen Blut abzapfte. Er legte die Probe zur Seite und krempelte seinen Ärmel hoch, damit Scully bei ihm das gleiche tun konnte. Danach untersuchten sie jeweils das Blut des anderen.

" Sie haben sie ebenfalls im Körper. Doch sie scheinen inaktiv," sagte Scully auch schon.

Bernard nickte, " bei Ihnen das Gleiche. Was könnte das zu bedeuten haben ?"

Scully atmete einmal tief durch und hob ratlos die Schultern, " ich habe nicht mal annähernd eine Idee, und keine Ahnung wie sie überhaupt übertragen werden. - Durch Hautkontakt, über die Luft ?"

Bernard beugte sich abermals über das Mikroskop und betrachtete sich noch einmal Mulders Probe. Nachdenklich sah er wieder auf, " haben Sie schon mal etwas vom Komodo-Waran gehört ?"

Scully nickte, " ja. Es ist eine große Echse, die nur auf Komodo lebt. Daher der Name. Sie wird auch als Drache bezeichnet, weil ihre Körperform daran erinnert."

" Ja. Der Komodo-Waran hat eine interessante Technik entwickelt. In seinem Körper, besonders in seinem Speichel, befinden sich Millionen Bakterien und Viren. Wenn er eine Beute aufgespürt hat, beißt er sie und fügt ihr so eine Verletzung zu. Das Opfer stirbt nicht sofort. Es fühlt sich in Sicherheit und flieht. Doch durch die Bakterien entzündet sich die Wunde und schwächt das Tier soweit, daß es schließlich verendet. Spätestens 3 Tage nach dem Biß ist es tot. Der Waran folgt dem Tier und kann sich gemütlich den Bauch vollschlagen, ohne selbst dabei ein Risiko einzugehen."

Scully warf einen Blick zu der Blutprobe, " könnte so ein Tier hier existieren ?"

" Nein, dazu ist es hier viel zu kalt. Der Waran ist eine Echse und wechselwarm. Er hält seine Körperwärme über die Außentemperatur. Er würde hier erfrieren."

Scully atmete tief durch, " könnte sich eine Unterart hier durchgesetzt und soweit angepaßt haben, daß sie in diesem Klima hier überleben könnte ? Ich meine, wäre das rein theoretisch möglich ?"

Bernard kratzte sich die Stirn, " naja. Diese Art müßte bereits seit Million Jahren hier leben, um sich dem Klima anzupassen. Das geht nicht von heute auf morgen. Zudem müßte sich diese Art sehr gut versteckt halten, da sie sonst bereits entdeckt worden wäre. - Sie glauben, der Tshoqutoc ist eine solche Echse ?"

" Ich weiß es nicht. Aber wenn man die Verletzungen von Baladin, die Entzündungen und die ganzen Bakterien berücksichtigt, dann kommt man zweifellos zu diesem Schluß."

" Die Frage bleibt trotzdem, wie diese Bakterien noch übertragen werden können. Denn weder Sie, noch ich, noch Mulder wurden gebissen. Zudem sollten wir ganz schnell herausfinden, wie man diese Bakterien vernichten kann. In unserem Körper scheinen sie zu schlafen, doch in Mulders Körper sind sie sehr aktiv, und wir wissen nicht, was sie alles verursachen können."

***

8. August, 7 Uhr

Die beiden hatten die ganze Nacht durchgearbeitet. Der Zeitdruck, unter dem sie standen, war groß.

Mulders Zustand hatte sich verschlechtert. Seine Temperatur war extrem angestiegen. Mit Hilfe von kühlenden Wickeln und Medikamenten versuchten Scully und Bernard das Fieber zu senken. Der Agent schwitzte so stark, daß er jede Stunde frische Wäsche brauchte. Immer wieder flößte Scully ihm kleine Schlucke Wasser ein, um seinen Flüssigkeitshaushalt aufrecht zu halten. Sie verabreichten ihm hohe Dosen Antibiotika und das Immunsystem anregende Mittel. Doch nichts half. Das Fieber stieg weiter und drohte ihn fast zu verbrennen.

Abwechselnd blieben sie bei ihm und beobachteten ihn. Sie rissen das Fenster auf, um die Raumtemperatur zu senken, in der Hoffnung, damit das Fieber zu drücken. In dicke Jacken gehüllt saßen sie neben seinem Bett, wischten ihm den Schweiß ab, wechselten die Tücher und wuschen ihn immer wieder kalt ab. Schließlich wußten sie sich nur noch auf eine Art zu helfen.

Aus dem Schuppen holten sie eine große Wanne. Früher wurde darin das Wasser aus einer entfernten Quelle gesammelt. Bernard stellte sie in den Wohnraum, füllte kaltes Wasser hinein und half Scully dann, ihren Partner vorsichtig hinein zu legen.

" Das müßte das Fieber eigentlich senken. Bleiben Sie jetzt bei ihm. Ich mache mich im Labor wieder an die Arbeit," sagte Bernard und verschwand.

Scully nickte. Sie hockte sich neben Mulder auf den Fußboden, wischte ihm den Schweiß aus dem Gesicht, betete und hoffte, daß diese Maßnahme endlich den gewünschten Erfolg brachte.

Gegen Mittag war die Temperatur noch immer sehr hoch. Doch sie war nicht weiter gestiegen.

Bernard kam aus dem Labor zurück, nahm Mulder noch eine Blutprobe ab und injizierte ihm das Antibiotikum. Dann löste er Scully ab, die nun im Labor verschwand, und die Blutprobe auswertete.

Sie seufzte, als sie einen Blick durch das Mikroskop warf. Noch immer wimmelte die Probe von Bakterien. Scully verteilte das Blut in mehrere Röhrchen und testete verschiedene Medikamente daran aus. Nach einer Stunde rief Bernard sie ins Zimmer. Sofort eilte Scully zu ihm und sah ihn besorgt an.

" Wir sollten ihn wieder aus der Wanne holen, bevor er irgendwann völlig aufgeweicht ist," erklärte Bernard auch schon.

Scully sah ihn zweifelnd an, " ich weiß, aber ich habe Angst, daß seine Temperatur dann wieder steigt."

" Wir müssen es einfach riskieren. Notfalls legen wir ihn wieder in die Wanne. Sehen Sie sich seine Haut an. Wir sollten ihn nicht noch mehr verletzen."

Scully nickte. Mulders Haut war durch das Wasser aufgequollen. Bakterien und Keime konnten so schneller eindringen und zusätzlich noch Entzündungen verursachen.

Sie half Dr. Bernard ihren Kollegen aus der Wanne und ins Bett zu bringen. Bernard blieb auch weiterhin bei ihm, während Scully wieder im Labor verschwand.

Die Nacht brach herein und Mulders Zustand hatte sich kaum gebessert.

Bernard stapfte nachdenklich zu Scully ins Labor, " ich löse Sie jetzt hier ab. Dann können Sie nach Ihrem Kollegen sehen."

" Wie geht es ihm ?" fragte sie, streifte die Handschuhe ab und fuhr sich mit den Fingern über den Nasenrücken. Ihre Augen brannten und sie war zum Umfallen müde. Doch sie konnte jetzt nicht schlafen. Nicht, bevor sie ein Heilmittel für Mulder gefunden hatten, oder er wenigstens außer Lebensgefahr war.

" Er phantasiert und erwähnt immer wieder den Namen: 'Samantha'. Ich dachte, Sie heißen Dana ?"

Scully lächelte flüchtig und erklärte, " Samantha ist seine Schwester. Sie waren noch Kinder, als sie entführt wurde. Mulder sucht immer noch verzweifelt nach ihr."

" Man hat sie nie gefunden ?"

" Nein. Er macht sich Vorwürfe und ist im Glauben, daß er es hätte verhindern können. Aber er war damals gerade 12 und sie 8. - Wie ist seine Temperatur ?"

" Immer noch 40,4°C. Aber sie ist nicht weiter gestiegen. Ich habe ihm wieder Umschläge gemacht."

Scully nickte und erklärte, was sie alles getestet und welche Ergebnisse sie dabei erzielt hatte.

Als alles geklärt war, ging sie in den Schlafraum und setzte sich neben Mulders Bett. Immer wieder kontrollierte sie seinen Puls, seinen Blutdruck, leuchtete ihm in die Augen und hörte ihn ab. Doch nichts änderte sich.

Mulder schlief die meiste Zeit, und selbst wenn er wach war, registrierte er kaum etwas. Das Fieber und der hohe Flüssigkeitsverlust hatten ihn sehr geschwächt.

Irgendwann kam Dr. Bernard zu ihr und tippte ihr kurz auf die Schulter.

Scully war neben Mulder eingenickt. Erschrocken fuhr sie auf.

Bernard lächelte verständig, " Sie sollten sich etwas hinlegen und ausruhen. Ich bleibe hier bei ihm."

Scully schüttelte den Kopf, " nein. Wir müssen sehen, daß wir irgend etwas finden, daß ihm helfen kann."

Bernard schüttelte den Kopf, " wir sollten es weiter mit den Antibiotika versuchen. Ich bin sicher, sie werden irgendwann anschlagen. Ich werde ihm jetzt die letzte Infusion anhängen und noch mal Paracetamol geben. Vielleicht haben wir Glück und es wirkt. Seine Temperatur ist nicht mehr gestiegen. Wir können jetzt nur noch warten. Morgen früh suchen wir dann weiter. Wenn wir ausgeschlafen sind. Wir sind beide seit gestern morgen auf den Beinen. Wir helfen ihm nicht, wenn wir wegen Übermüdung zusammenbrechen. In 3 Stunden wecke ich Sie, dann werde ich mich etwas ausruhen."

Scully zögerte noch immer. Sie fühlte sich für ihren Partner verantwortlich.

" Keine Angst, ich werde gut auf ihn aufpassen," fuhr Bernard fort.

Endlich nickte Scully und legte sich auf ihr Bett.

Zwei Minuten später schlief sie.

***

9. August

Bernard hielt, wie versprochen, neben Mulders Bett Wache und kümmerte sich um ihn. Sobald der Agent die Augen aufschlug, versuchte er ihm etwas Tee einzuflößen. Meist waren es jedoch nur wenige Schlucke.

Eine Stunde später, als verabredet, weckte er Scully.

Sie war ihm dankbar dafür, daß er sie ihr gegönnt hatte. Während er sich nun zum Schlafen legte, blieb Scully bei Mulder. Gegen 6 Uhr morgens wachte Mulder auf.

" Ein Zimmer im Ritz ist das hier aber nicht," sagte er leise, fast flüsternd.

" Mulder," Scully war noch unsicher, ob er nicht wieder phantasierte.

" Sie sind auch kein Zimmermädchen," kam es wieder von ihm.

" Mulder. Erkennen Sie mich ?"

Er schluckte trocken, " Scully, bin ich in der Wüste oder gibt es hier irgendwo Wasser?"

Scully grinste, " Sie haben Durst ?"

Das Nicken war nur angedeutet.

Sie erhob sich, holte eine Tasse Tee und ließ ihn trinken, soviel er wollte. Er brauchte dringend Flüssigkeit. Alleine mit den wenigen Infusionen hatten sie seinen hohen Verlust nicht ausgleichen können.

Mulder leerte die ganze Tasse. Dankbar legte er sich wieder zurück.

" Wie fühlen Sie sich jetzt ?" wollte Scully wissen.

" Mir ist heiß und ich friere und ... - sieht so aus, als würde es doch nicht so leicht werden, aufrecht neben Ihnen nach Washington zu fliegen."

Scully preßte die Lippen zusammen. Zögernd nickte sie, " es gibt einige Probleme."

" Werden wir sie beheben können ?"

Scully musterte ihn schweigend.

Das war Mulder Antwort genug, " da habe ich diesmal wohl den Wurm erwischt, wie ?"

" So was ähnliches. - Es sind Bakterien. Wir wissen nicht, wie sie übertragen werden oder welche Folgen sie auslösen. Dr. Bernard und ich haben ebenfalls diese Bakterien in uns. Doch unsere sind inaktiv, während sich die in Ihrem Blut ständig vermehren. Sie hatten sehr hohes Fieber und waren fast 30 Stunden nicht ansprechbar. Wir haben Ihnen hohe Dosen Antibiotika gegeben und hoffen immer noch, daß es wirkt," erklärte sie schließlich.

Mulder nickte schwach, " woher kamen diese Bakterien ?"

" Vermutlich wurden sie von Baladin verbreitet und hielten sich in der Luft. Wir können bisher nur Vermutungen anstellen. Wir denken, daß der Verbreiter dieser Bakterien ein Tier ist. Es verletzt seine 'Beute' und wartet dann, bis sie verendet ist. Die Bakterien in seinem Speichel sorgen dafür, daß sich die Verletzungen entzünden und das Opfer daran ... - zugrunde geht."

" Wie der Komodo-Waran," flüsterte Mulder.

Scully nickte, " ja. - Die Wunde hat sich entzündet und eitert, und ich fürchte, es ist meine ... ."

" Nein," wurde sie von ihrem Partner unterbrochen. " Scully, Sie trifft keine Schuld. Reden Sie sich das nicht ein. Ich bin auf der Scheiße ausgerutscht und selbst für meinen Unfall verantwortlich. - Sie haben mir, durch die Operation, daß Leben gerettet. Hätten Sie den Eingriff nicht gemacht, wäre ich bereits tot. - Sie hatten doch gar keine andere Wahl. - Und das mit den Bakterien konnten sie nicht wissen. Geben Sie sich nicht die Schuld dafür. - Bitte."

Mulder hatte viel gesprochen und es hatte ihn sehr angestrengt.

Scully legte ihm schließlich die Finger auf den Mund und schüttelte den Kopf, " sparen Sie Ihre Kräfte für Ihre Genesung. Wir werden weiter suchen und wir werden etwas finden. - Versuchen Sie jetzt zu schlafen. Sie müssen wieder zu Kräften kommen."

Mulder nickte schwach und lächelte flüchtig, " ich muß auch noch den Bericht für Skinner schreiben. Ich war dran."

Scully lächelte gequält und nickte, " schlafen Sie jetzt."

Sie erhob sich und kochte Kaffee. Kurz darauf erschien Bernard. Mit seinem Kaffee in der Hand stapfte er zum Fenster und sah nachdenklich hinaus.

" Der Wind hat etwas nachgelassen. Vielleicht haben wir Glück und der Sturm flaut ab. Wir sollten mal versuchen, die Basis zu erreichen."

Scully ließ sich das nicht zweimal sagen. Sofort setzte sie sich ans Gerät und schickte einen Notruf durch den Äther.

Verschwommen und durch statisches Rauschen unterbrochen bekam sie endlich Antwort von der Basisstation in Nome.

Schnell erklärte sie die Lage, in der sie sich befanden.

" Es tut mir leid. Aber wegen des Sturms kann im Augenblick niemand zu Ihnen kommen. Sie müssen warten, bis der Sturm abflaut," wurde ihr mitgeteilt.

" Hören Sie, wir haben hier einen Schwerverletzten der dringend intensivmedizinisch behandelt werden muß. Wir können nicht warten. Mein Kollege stirbt sonst," schrie Scully ins Mikrophon.

" Ich habe Sie schon verstanden, aber wir können im Augenblick nichts für Sie tun. Ein Flug ist einfach zu gefährlich für den Piloten. Sobald es uns möglich ist, schicken wir jemanden, der Sie abholt."

Scully war kurz davor, das Gerät gegen die Wand zu werfen, " wie lange wird das noch dauern ?"

" Laut Wetterdienst noch mindestens zwei Tage. Es tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann. Aber es geht wirklich nicht. Wenn Sie möchten, kann ich einen Arzt herholen, der Ihnen weiterhelfen wird. Mehr kann ich momentan leider nicht für Sie tun."

" Darum geht es nicht. Ich bin selbst Ärztin und Dr. Bernard ist ebenfalls Arzt. Doch meinem Kollegen reicht das nicht. Wir können hier nichts mehr für ihn tun, da unsere Ausrüstung dafür nicht ausreicht," versuchte es Scully noch einmal. " Er muß so schnell wie möglich in ein Krankenhaus."

" Es tut mir leid. Ich würde Ihnen ja gerne helfen, aber ich kann es nicht. Ich ... ," die Funkverbindung brach ab.

Scully versuchte es noch mehrmals, doch außer Rauschen war nichts zu hören.

" Zwei Tage," knurrte sie und schüttelte wütend den Kopf. " Noch mindestens zwei Tage, hat sie gesagt."

Bernard legte ihr die Hand auf die Schulter, " sein Zustand hat sich seit gestern Abend nicht verschlechtert. Vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen. - Ich nehme ihm jetzt noch mal Blut ab, und dann sehen wir weiter."

Scully nickte, obwohl sie seine Worte kaum gehört hatte. Sie war noch immer wütend. Wütend auf die Piloten und die Basis, und wütend auf den Sturm. 

Sie hatte es ja geahnt. Es konnte nicht gut gehen, wenn sie nach Alaska gingen. Es gab beim letzten Mal schon fast eine Katastrophe. Sie hätten ihr Glück nicht ein zweites Mal auf die Probe stellen sollen. Bei ihrem letzten Einsatz in diesem Bundesstaat, kamen sie gerade noch mal davon. Doch ihr Partner mußte ja unbedingt hierher. Wegen einer idiotischen Echse, die vermutlich nur in den Köpfen einiger Verrückter existierte. Wieso hatte sie ihren Partner nicht einfach zurück gehalten ? Wieso hatte sie ihn nicht überredet, in Washington zu bleiben ? Sie hatten dort auch noch genug andere Fälle, mit denen sie sich befassen konnten. Weshalb hatte es unbedingt Alaska sein müssen?

Nein, sie machte nicht ihn dafür verantwortlich. Er konnte nichts für seinen Enthusiasmus. Sie hätte ihn bremsen müssen. Zu guter letzt hatte sie noch, gegen ihre Vernunft, eine Operation unter primitivsten Bedingungen vorgenommen und damit wohl sein Schicksal besiegelt. - Andererseits, hätte sie ihn nicht operiert, wäre er längst an seinen Verletzungen gestorben.

Sie durfte einfach nicht zulassen, daß es so endete. Sein Zustand hatte sich nicht verschlechtert. Deutlicher ausgedrückt, sein Fieber war nicht weiter gestiegen und er war wenigstens einige Minuten ansprechbar. Aber besser ging es ihm damit noch lange nicht. Die Bakterien in seinem Blut waren nach wie vor sehr aktiv und was sie in seinem Körper anstellten, darüber wußten sie noch immer nichts, da sie ihn weder röntgen, noch mit Hilfe von Ultraschall untersuchen konnten. Sie konnten noch nicht mal seine genauen Blutwerte analysieren, da dazu ebenfalls die Geräte fehlten. Lediglich das Mikroskop diente ihnen als Hilfe. Sie hatten also in Wirklichkeit keine Ahnung, in welchem Zustand er sich tatsächlich befand.

'Zwei Tage', überlegte sie wieder. Sie konnten nur weiter testen und hoffen, daß die Medikamente wirken würden.

" Ich habe ihm Blut abgenommen und werde es jetzt untersuchen. Möchten Sie bei ihm bleiben ?" fragte Bernard plötzlich neben ihr.

Scully sah auf und überlegte kurz. Schließlich nickte sie.

Ja, sie würde bei ihm bleiben. So lange, bis sie etwas gefunden hatten, daß ihm helfen würde. So lange, bis er über den Berg war und gesund nach Washington zurückkehren konnte.

Sie ließ sich neben seinem Bett nieder, hielt seine Hand und betete. Lange saß sie so da.

Plötzlich tauchte Dr. Bernard neben ihr auf, " ich will ihm noch einmal Blut abnehmen und einen Vergleichstest machen."

Scully sah ihn fragend an, " was ist los ?"

" Ich bin mir nicht sicher, aber es sieht so aus, als würden seine Nieren langsam versagen."

" Was ?" war Scully entsetzt.

Bernard nickte, " deshalb möchte ich es noch mal untersuchen. Wenn es tatsächlich so ist, müssen wir davon ausgehen, daß die Bakterien die anderen Organe ebenfalls schädigen. - Wann hat er das letzte Mal Wasser gelassen ?"

Scully schüttelte den Kopf, " bei mir überhaupt nicht. - Und bei Ihnen ?"

" Als ich ihn zur Toilette brachte. Aber das liegt zwei Tage zurück."

Scully schloß die Augen und überlegte, " er hat sehr wenig Flüssigkeit bekommen und sehr viel über die Haut abgegeben."

" Ich weiß. Das könnte ebenfalls ein Grund sein. Ich werde die Probe noch einmal genauer untersuchen. Möchten Sie mir helfen oder soll ich es Ihnen später sagen ?"

Scully seufzte und erhob sich, " ich helfe Ihnen."

Zwei Stunden später wußten sie es sicher. Nicht nur die Nieren, auch die Leber schien betroffen. Mit Hilfe verschiedener Lösungen und Tests hatten sie wenigstens das mit ziemlicher Sicherheit feststellen können.

Verzweifelt machte sie sich am Funkgerät zu schaffen. Schickte über jeden Kanal einen SOS Ruf, wartete auf Antwort und versuchte es erneut. Immer wieder, bis Bernard ihr das Mikrophon aus der Hand nahm.

" Die können uns nicht hören. Draußen tobt der Sturm und macht jede Verbindung unmöglich," sagte er ruhig. " Wir können nichts mehr tun."

Scully sah ihn einen Augenblick verwirrt an, dann fuhr sie auf, " was ? Wir können ihn doch nicht einfach aufgeben. Irgendeine Möglichkeit muß es noch geben. Ich werde ihn jedenfalls nicht einfach sterben lassen."

" Wir haben schon alles versucht. Seit zwei Tagen testen wir ständig alles mögliche durch und hatten bisher keinen Erfolg. Wir werden nichts finden. Diese verfluchten Bakterien werden ihn töten und wir können nichts weiter tun, als dazusitzen und zuzusehen, wie er langsam stirbt. Bis die von der Basis kommen, ist es längst zu spät."

Scully schüttelte den Kopf, " wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben. Sobald der Sturm nachläßt schicken sie jemanden, der uns hier abholt und ihn in ein Krankenhaus bringt."

" Zwei Tage, haben die gesagt. Mindestens. In zwei Tagen ist es vorbei. Er wird diese zwei Tage nicht mehr durchhalten. Gestern waren die Proben noch in Ordnung und heute haben wir ein unmögliches Ergebnis. Sein Zustand verschlechtert sich dramatisch. Und wir können nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. - Ich weiß, es ist schwer für Sie, aber Sie müssen es einfach akzeptieren, daß wir verloren haben."

" Nein. Ich werde nicht vor meinen Chef treten und ihm erklären, daß ich zwar eine medizinische Ausbildung habe, aber zu unfähig war, meinen Kollegen zu retten. Wir müssen weiter suchen. Vielleicht haben wir etwas übersehen. Ich werde ihn nicht aufgeben."

Bernard sah ihr nachdenklich in die Augen. Er sah die Verzweiflung darin und die Angst, den geliebten Partner zu verlieren.

Er lächelte flüchtig und legte ihr eine Hand auf die Schulter, " gehen Sie zu Ihrem Kollegen, ich werde im Labor weiterarbeiten. Vielleicht finden wir doch noch etwas."

Scully sah ihn an. Trauer und Hilflosigkeit lagen in ihrem Blick. Langsam nickte sie. Sie würde bei Mulder bleiben, so lange, wie es dauerte. Und sie war bereit, zu kämpfen.

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