World of X

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Violado

von Viola Anna Wittek

Kapitel #3

Schließlich lagen wir uns im Bett gegenüber. Ich lag wie am Tag zuvor auf meiner Seite um sie ansehen zu können. Sie lag auf ihrem Bauch, drückte ihre eine Wange in das Kissen, während ich sie beobachtete. Ihre Augen waren geschlossen. Ihre Hand lag flach auf der Matratze nur unweit ihres Gesichts.

Ich hatte in den letzten Stunden viel darüber nachgedacht, was sie gesagt hatte. Und ich hatte darüber nachgedacht, was ich zu ihr gesagt hatte. Und sie hatte recht, ich verstand es nicht. Aber dennoch ließ mich der Gedanke nicht in Ruhe, dass aus der plötzlich entstandenen Offenheit wieder Ablehnung geworden war.

Ich berührte zärtlich ihre zierliche Hand, denn ich wusste genau, dass sie nicht schlief. Dann bedeckte ich ihre Hand mit meiner, vorsichtig und liebevoll. Meine Blicke musterten jegliche Reaktion auf mich in ihrem Gesicht. Sie zuckte zunächst erschreckt zusammen, weil sie mit einer Berührung nicht gerechnet hatte. Aber sie öffnete weder die Augen noch sagte sie etwas zu mir. Sie ließ mich einfach machen. Ich streichelte sanft über den Handrücken und die Finger.

"Mulder, was tust du da?", fragte sie schließlich flüsternd, ohne die Augen zu öffnen oder meinen Blicken auf irgendeine Weise zu begegnen.

"Um Entschuldigung bitten", sagte ich schließlich, ebenso leise wie sie gefragt hatte. "Du hast natürlich recht, es ist deine Sache. Aber ich will nicht, dass das zwischen uns kommt, in Ordnung?"

"Nein, ich gehe zum Arzt, Mulder", sagte sie schließlich leise. "Ich habe erkannt, dass du recht hast. Ich würde mir niemals verzeihen jemanden angesteckt zu haben. Lass mir nur einfach ein bisschen Zeit, okay?"

"Okay", sagte ich, strich weiterhin liebevoll über ihre Hand. Sie seufzte leise, als ich fortfuhr das zu tun.

"Das ist schön", flüsterte sie leise. "Es ist schön, wenn ich fühle, dass du bei mir bist", sagte sie schließlich, ihre Augen noch immer genüsslich geschlossen. Ich lächelte, als ich sah, wie sehr es sie beruhigte zu fühlen, dass sie nicht allein hier war. Ich war froh darüber ihr wenigstens die Gewissheit geben zu können, dass ich immer für sie da war, wenn sie mich brauchte.

"Darf ich dich anfassen?", überwand ich mich schließlich sie zu fragen. Sie blinzelte mir verwundert zu, nickte dann aber. Ganz vorsichtig strichen meine Finger eine Strähne aus ihrem Gesicht und hinter ihr Ohr. Ich spürte zwar, wie angespannt sie war, aber ich spürte auch, dass es keine Angst mehr war, die sie empfand. Ich glaube sogar, dass das Seufzer des Genusses waren, die sie von sich gab.

Meine Finger umfuhren sanft ihr Gesicht, ausgehend von ihrer Schläfe, an ihrem geschlossenen Auge vorbei und dann tiefer, um ihre Wange zu umrahmen. Als ich bei ihrem Unterkiefer angelangt war, umfuhr ich sanft ihren Kieferbogen, bis vor zu ihrem Kinn. Dann legte sich meine Hand zärtlich über ihre, die noch immer flach auf der Matratze lag.

"Ich möchte, dass du fühlst, dass ich hier bin", flüsterte ich. "Und dass du weißt, dass ich dich niemals loslassen werde." Sie sagte nichts, regierte gar nicht auf meine Worte. Aber ich spürte trotzdem, dass sie darüber nachdachte. Meine Hand umfasste ihre so zärtlich und liebevoll ich es nur irgendwie konnte.

Ich sah, wie ein Lächeln über ihr Gesicht huschte, als sie das spürte. Und bei Dana Scully kam das Lächeln niemals plötzlich. Er kam langsam hervor, ging von ihren Mundwinkeln aus und mischte sich schließlich in all ihre Gesichtszüge, deren Ende ihre leuchtenden Augen bildeten. Aber nun ließ sie die Augen geschlossen. Aber ich hatte das Lächeln gesehen und schloss zufrieden meine eigenen, müden Augen.

 

***

 

Ich zuckte erschreckt zusammen, als mich irgend etwas aus dem Schlaf riss. Ich spürte, wie Scullys Fingernägel sich in meinen Arm krallten, als mein Herz in unregelmäßigen Sprüngen klopfte. Es war vollkommen dunkel im Raum und so dauerte es, bis meine andere Hand den Lichtschalter auf meinem Nachtschrank fand.

Ich hörte Scullys lautes Atem, der nur stoßweise kam, und ich fühlte ihre hektischen Bewegungen neben mir. Als ich den Kampf gegen die Dunkelheit gewonnen hatte und das Licht angeschaltet hatte, sah ich, dass sie vollkommen verschwitzt war. Aber sie schlief, obwohl sie sich panisch von einer Seite auf die andere warf und sich fest an mich krallte.

Ich kniete neben ihr und versuchte, sie sanft durch ein leichtes Schütteln der Schultern zu wecken. Es gelang mir zunächst nicht, aber dann schlug sie plötzlich ihre Augen auf. Sie zitterte als sie mich ansah.

"Gott, er ist hier", stotterte sie und dann sah sie mich fragend und fassungslos an. "Du bist tot, wie kannst du..." Und in diesem Moment erst wurde ihr klar, dass sie nur geträumt hatte. Sie setzte sich auf, schlang ihre Arme um meinen Hals.

"Ich hab dich geweckt", keuchte sie, noch immer atemlos. "Entschuldige." Ich lachte nur über die Absurdität, dass sie sich bei mir tatsächlich deswegen entschuldigte.

"Unsinn", sagte ich und strich liebevoll über ihren Hinterkopf. "Alles okay?", fragte ich sie besorgt.

"Ja, ja, ja, alles okay", stotterte sie, als sie noch immer nach Atem rang. "Mulder, ich habe geträumt, dass er dich umgebracht hat", sagte sie und ich fühlte eine Träne auf ihrer Wange, die sich auf meinen Hals übertrug, als sie mich dort berührte.

"Mir geht’s gut", versicherte ich ihr. "Und du hast nur geträumt. Er ist tot, er wird dir nichts mehr tun. Nie wieder", flüsterte ich ihr beruhigend zu und wiegte sie in meinen Armen hin und her, so, als würde ich versuchen ein Kind zu beruhigen. Ihre Hände hielten sich auf meinem Rücken an mir fest.

"Versuch wieder zu schlafen", flüsterte ich ihr ins Ohr und versuchte sie wieder hinzulegen.

"Ich will dich nicht loslassen", flüsterte sie mir zu. "Ich habe Angst davor dich zu verlieren, wenn ich loslasse."

"Ich bleibe hier", versicherte ich ihr liebevoll. "Keine Sorge, ich bleibe bei dir."

Ich legte sie vorsichtig zurück auf ihren Rücken und in die Kissen. Aber ich legte mich direkt neben sie auf meine Seite. Ich küsste vorsichtig ihre Schulter und rieb dann liebevoll meine Wange dagegen, während mein Arm sich um ihren Bauch schlang und ich mich an sie drückte.

Ich bemerkte, wie sie auf mich hinab sah. Sie lag höher als ich und ich glaubte, dass das besser war so. Auf diese Weise hatte sie das Gefühl die Stärkere zu sein. Möglicherweise hatte sie dann weniger Panik vor meinen Berührungen, wenn sie nicht die Angst hatte, dass ich ihr weh tun könnte.

Und ich sah in ihren Augen, dass meine kleine Philosophie korrekt war. Dass sie sich wohler fühlte, wenn sie nicht den Eindruck hatte, dass ich sie zerbrechen oder verletzen könnte. Ihr Arm löste sich zwischen und zog mich näher an sie heran. Sie wurde sicherer, dass spürte ich, als sie mit ihren Fingern liebevoll durch mein Haar strich, während ich die Augen schloss und ihre Berührungen einfach nur genoss. Und ich wusste nicht genau, wer zuerst einschlief, aber ich glaube, dass sie es war, die mich in den Schlaf streichelte...

 

***

 

Einige Tage später nur, saß ich hier in dem kleinen Café um die Ecke. Das war bereits meine zweite Tasse, denn ich war nervös. Natürlich war das Koffein freilich nicht das Beste, denn es machte mich noch nervöser. Ich wippte mit einem Bein nervös auf und ab, während ich wartete.

Natürlich wartete ich auf Scully. Ich hatte sie tatsächlich dazu bewegt einen Frauenarzt aufzusuchen. Und merkwürdigerweise schien sie selbst wegen der ganzen Sache ruhiger zu sein als ich es war. Zumindest hatte sie so gewirkt, bevor sie mich hier verlassen hatte. Der Arzt war einen Block weiter und ich hatte ihr versprochen hier zu warten.

Ich bemerkte plötzlich wie sehr wir uns in der letzten Zeit verändert hatten. Seit Scully vergewaltigt wurde, wusste ich erst recht, wie wichtig sie mir war. Außerdem fühlte ich mich dafür verantwortlich, dass sie sich nicht in irgendwelchen seelischen Minderwertigkeitsgefühlen verrannte. Ich sah es als meine Aufgabe an ihr beizustehen und ihr zu zeigen, dass sie mir wichtig war. Und vor allen Dingen lag es an mir sie zu beschützen, damit ihr so was niemals wieder passierte.

Und so kam es, dass wir in den letzten Tagen kaum getrennt gewesen waren. Und wenn dann immer nur für einige Stunden, Maximum. Das war vermutlich auch der Grund, weshalb ich nun hier saß, anstatt in meinem Büro. Ebenso hätte ich meine Arbeit verrichten können und auf einen Anruf von ihr warten können. Aber ich fühlte mich ihr auf diese Weise nicht nah genug. Deswegen wartete ich hier, obwohl mir selbst dieser Ort noch zu weit entfernt von ihr schien.

Ich saß außen, am Fenster und blickte hinaus über die Straßen. Ich verfolgte mit meinen Blicken die vorbei flitzenden Autos und die Menschen auf den Gehwegen. Ich hatte nicht bemerkt, dass sie überhaupt das Café betreten hatte. Und ebenso wenig hatte ich gehört, dass sie sich auf den Stuhl gegenüber fallen lassen hatte. Erst als sie meinen Namen sagte, entdeckte ich sie.

Sie sah mich ein wenig verlegen an, als ich den Blick von der Welt draußen abwandte. Aber sie lächelte ein wenig. Das war ein gutes Zeichen, nahm ich an.

"Und? Was hat der Arzt gesagt?", fragte ich neugierig und sah sie an.

"Alle Tests auf Krankheiten waren negativ", sagte sie und ich sah, dass sie ein regelrechtes Strahlen unterdrückte. "Und was Verletzungen angeht ist nichts da, was mit der Zeit nicht wieder heilen würde." Ich entdeckte Scullys Hand, die auf der Tischplatte lag. Ich nahm sie und hüllte meine vorsichtig drum herum.

"Ich bin so erleichtert", sagte ich flüsternd und lächelte ihr ebenso zu. In diesem Moment hätte ich sie vermutlich am liebsten vor Freude herum geschleudert in meinen Armen. Natürlich unterdrückte ich dieses inneren Impuls, aber ich hätte es liebend gern getan.

"Danke, Mulder", sagte sie schließlich und sah dabei mit ihren blauen Augen direkt in meine. Sie hatte mich nicht oft so direkt angesehen. Und schon gar nicht in Situationen wie dieser.

"Wofür?", fragte ich stirnrunzelnd.

"Dafür", sagte sie und deutete auf die Unterlagen, die sie in der Hand gehalten hatte, aber nun auf der Tischplatte lagen. Ärztliche Unterlagen waren das wohl, nahm ich an. "Ohne dich wäre ich nicht zum Arzt gegangen. Du hast recht, es hätte mich bis an mein Lebensende verfolgt. Danke."

Ich lächelte ein wenig verlegen. "Dafür sind Freunde doch da, nicht?"

 

***

 

Inzwischen waren einige Wochen vergangen, aber Scully wohnte noch immer bei mir. Ich weiß nicht genau, weshalb das so war. Eigentlich war sie weitestgehend die gleiche unbeschwerte Scully wie früher auch. Nur war sie sehr viel leichter verletzlich und ich musste mehr darauf achten, was ich zu ihr sagte. Weshalb sie noch immer hier bei mir war ließ sich möglicherweise dadurch erklären, dass ich nicht wollte das sie ging. Sie hatte das Thema ein oder zweimal angeschnitten und ich hatte es auf ein anderes gelenkt. Und dass sie nicht klipp und klar sagte, dass sie nun zurück in ihre Wohnung ging, ließ sich möglicherweise dadurch erklären, dass sie gar nicht gehen wollte und dass sie es mochte, wenn ich bei ihr war.

Sie hatte der Polizei und dem FBI nur noch einige wenige Fragen über den Tathergang beantworten müssen. Das meiste ließ sich ohnehin wortlos aus den gefunden Spuren schließen. Man hatte im Wohn- und Schlafzimmer sowohl ihr Blut, als auch das des Täters gefunden. Es fand sich außerdem eine nahezu homogene Mischung aus ihrem Speichel, ihrem Erbrochenen, ihrer Gallenflüssigkeit und seinem Sperma, das viele Fragen beantwortete. An der Leiche selbst fanden sich ihr Speichel und ihre Scheidenflüssigkeit. Aus den Fakten der Spurensicherung ging genügend hervor, dass eine kurze Befragung Scullys ausreichte.

Ich hatte verhindert, dass Scully jemals den Polizeibericht zu sehen bekam. Ich hatte außerdem verhindert, dass Fakten und sein Name an sie herangetragen wurde. Er war tot und damit befand ich es für unnötig, dass sie die Einzelheiten der Spurensicherung erfuhr. Sie hatte mir einmal vorgeworfen, dass ich sie wie ein Kind behandle. Aber dennoch hatte sie mir später zugestimmt. Es war besser, wenn sie sich nicht an Tatsachen klammerte, sondern einzig ihre Erinnerungen hatte, die nach und nach verblassen würden.

Ich war dankbar dafür, dass er tot war. Und wäre er es nicht gewesen, dann hätte ich sicher dafür gesorgt, dass er meine Rache zu spüren bekam. Jemand der die Seele einer Frau auf diese menschenunwürdige Weise schändete verdiente es nicht zu leben. Als ich meine Karriere beim FBI begonnen hatte, hatte ich an das Gute in jedem Menschen geglaubt. Dem war schon lange nicht mehr so. Und nun, nach Scullys Vergewaltigung, lehnte ich diese Theorie vollständig ab.

Das alles brachte mich dazu, die Todesstrafe in einem vollkommen neuen Licht zu sehen. Ich fühlte mich dafür verantwortlich, meine Partnerin zu schützen und dafür zu sorgen, dass ihr niemand zu Nahe trat, der ihr schaden wollte. Denn sonst würde er es mit meiner Wut und meinem Hass zu tun bekommen, die sich gegen jeden solchen richteten.

Aber sein Tod hatte es auch ihr leichter gemacht, darüber hinweg zu kommen. Es hätte mir weh getan, wenn man sie dazu gezwungen hätte Aussagen zu machen und vor Gericht in den Zeugenstand zu treten. Es würde sie dazu bringen, diese Nacht ständig neu zu durchleben und sich jede Einzelheit wieder und wieder ins Gedächtnis zu rufen. Und das nur vorausgesetzt, man würde ihn überhaupt finden. Ich wollte mir nicht vorstellen, welche Angst sie bei dem Gedanken empfinden müsste, wenn sie wüsste, dass er irgendwo dort draußen war. Aber so konnte sie einen Schlussstrich unter all das ziehen. Keiner würde jemals wieder von ihr verlangen, sich an Details zu erinnern.

Unser Umgang zueinander hatte sich verändert seit wir zusammen waren. Wir waren offener zueinander, alberten ab und zu ein wenig herum, lernten voneinander. Und sie war nicht nur einfach meine Mitbewohnerin. Es erschien mir manchmal als wohnte ich mit meiner festen Freundin zusammen. Wir führten tatsächlich eine romantische Beziehung, aber physikalisch gesehen war sie dennoch irgendwie platonisch. Wir verbrachten Zeit miteinander, sehen gemeinsam Filme, gingen zusammen essen und wir teilten uns das Bett. Ich hielt sie oft grundlos in meinem Arm oder hielt ihre Hand liebevoll in meiner. Aber wir küssten uns nicht.

Unsere Beziehung zueinander war merkwürdig, irgendwie. Aber dennoch fühlte ich mich wohl und freute mich über Scullys bloße Anwesenheit. Sie vertrieb die Einsamkeit die so lange in diesen vier Wänden geherrscht hatte und ich hatte das Gefühl so besser auf sie aufpassen zu können. Ich hatte mich oft gefragt, ob ich diese Vergewaltigung hätte verhindern können, wenn ich irgend etwas anders gemacht hätte. Aber ich wusste, dass es Unsinn war. Ich hätte nichts tun können; dazu hatten wir zu wenig Zeit miteinander verbracht. Denn es war schließlich kein abgekartetes Verbrechen gewesen, sondern Scully war einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.

Und nun, da wir unseren Abend miteinander verbrachten, miteinander aßen, die Wohnung und das breite Bett teilten, hatte ich das Gefühl sie schützen zu können. Ich wollte nicht, dass ihr jemals wieder etwas Schreckliches passierte. Und so hatte ich die Gewissheit, alles mitzubekommen, was sie beschäftigte. Ich hatte seit langem wieder das Gefühl für jemanden wichtig zu sein, denn sie war wichtig für mich. Mein Leben war nicht mehr so leer, seit sie hier wohnte.

"Mulder, kann ich dich etwas fragen?", fragte sie plötzlich und riss mich aus meinen Gedanken. Sie zog ihre Beine nachdenklich an ihren Körper heran, als sie neben mir auf der schwarzen Ledercouch saß. Ich blickte auf sie hinab, blickte in ihre grübelnden, blauen Augen. "Was sehr persönliches?"

Ich nickte nachdenklich. Ich war verwundert, was sie mich fragen wollte. Ich stellte die Lautstärke des Fernsehers ab und griff noch mal in die riesige Schale Popcorn, die zwischen uns stand. Ich hatte nun selbst Scully davon überzeugt, dass man als Amerikaner Popcorn mit Butter zu essen hatte.

"Mulder, hast du Sex?", fragte sie plötzlich und ich verschluckte mich an einem Maiskorn. Ich hustete es wieder hervor und sah sie verwirrt an. Hatte sie das wirklich gerade gesagt?

"Tut mir leid, ich hätte das nicht fragen sollen", sagte sie schließlich und schnappte sich die Fernbedienung, um wieder lauter zu machen und so zu tun, als hätte sie das niemals gesagt. Aber ich riss ihr die längliche Fernbedienung aus der Hand. Sie sah mich mit großen, überraschten Augen an.

"Nein", versicherte ich ihr, als ich mich einmal laut räusperte. Aber es interessierte mich zu sehr was in ihr vorging und über was sie nachdachte, als dass ich sie dieses angeschnittene Thema beiseite werfen ließ. "Frag ruhig. Das war nur persönlich und etwas... überraschend", stotterte ich ein wenig verwirrt hervor und sie lachte.

"Du musst nicht mit mir darüber reden", sagte sie. "Ist schon in Ordnung."

"Uhuh", brummte ich und schüttelte den Kopf. "Du kannst nicht mit so einem Thema kommen und erwarten, dass ich vergesse, dass du das je gesagt hast, weil ich mir ohnehin den ganzen Abend den Kopf darüber zerbrechen werde, ob wir nun das Gespräch führen oder nicht."

Sie lachte wieder, aber dann bekamen ihre Augen langsam diesen merkwürdigen Ausdruck. Wollte Scully tatsächlich mit mir über Sex reden? Im Verlauf unserer siebenjährigen Partnerschaft beim FBI hatte ich nur ein oder höchstens zweimal dieses Wort aus ihrem Mund gehört. Und das war immer nur in Zusammenhang mit einem Fall geschehen. Sie hatte mich niemals etwas solches gefragt und ich hatte sie nicht gefragt. Aber nun wunderte ich mich, was wohl in ihrem niedlichen Kopf los war.

"Glaubst du, dass es Leute gibt, die keine Sexualität haben?", fragte sie plötzlich und sah mich an. Ich kaute auf einem vereinzelten Maiskorn herum, als ich nachdachte. Ihre Engelsaugen musterten mich, wie die eines Kindes, das seinen Dad fragte wo die Babys herkamen.

"Dana, du bist die Ärztin", lachte ich schließlich. "Wenn das jemand von uns beiden weiß, dann du."

"Die Theorie besagt, dass alle Menschen Sexualität haben, dass selbst Babys Sexualität haben, die sie durch das Saugen an der Mutterbrust befriedigen und dass selbst Nonnen, Priester und Mönche Sexualität haben", stammelte sie hervor, so als habe sie es in einem Lehrbuch nachgeschlagen und zitierte nun. Ich runzelte die Stirn, als ich auf dem Popcorn herumkaute. Vermutlich hatte sie es sogar nachgeschlagen und auswendig gelernt.

"Aber du hast sie nicht?", fragte ich, als ich glaubte nach und nach zu verstehen auf was sie hinaus wollte.

Sie nickte langsam. "Ich habe sie nicht", wiederholte sie meine Worte.

"Dana, ganz ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was du meinst", sagte ich schließlich und lächelte unbeholfen.

"Ich habe dieses Bedürfnis nicht mehr", sagte sie schließlich und sah mich hilflos an.

"Meinst du damit, dass du das Bedürfnis nicht fühlen kannst oder es nicht fühlen willst?", fragte ich schließlich unsicher, um festzustellen, wovon sie eigentlich sprach.

"Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich nicht will oder nicht kann. Aber ich fühle es nicht", sagte sie und runzelte verwirrt die Stirn. Ich sah ihr an, dass sie ihren Körper scheinbar neu entdecken musste, wie ein Teenager, nachdem all dies mir ihr geschehen war. "Weißt du, ich kann keine Kinder bekommen und möglicherweise das in Verbindung mit dem was mir passiert ist, hat irgendwie etwas in mir bewirkt, dass ich meine Sexualität im gewissen Sinne verloren habe", sagte sie und lachte dann. "Hast du irgendeinen blassen Schimmer wovon ich eigentlich rede?"

Nein, eigentlich hatte ich das nicht. Aber ich würde es ihr ganz sicher nicht so sagen. Dazu blickten mich ihre blauen Augen viel zu unschuldig an und dazu war ihr Blick viel zu vertrauensvoll. Ich legte den Arm vorsichtig um ihre Schulter und zog sie an mich heran. Ich spürte ihre Wange unterhalb meines Schlüsselbeins, als sie seufzte.

"Nein, ehrlich gesagt, denke ich nicht, dass du deine Sexualität verloren hast. Ich glaube nämlich, dass das gar nicht geht, Dana", flüsterte ich ihr liebevoll zu. "Aber gib den Dingen einfach Zeit. Es ist klar, dass du deine Zeit brauchst, um den Dingen wieder so gegenüberzustehen wie vor dieser Sache. Es ist klar, dass du nicht das Bedürfnis verspürst, mit jedem gleich ins Bett zu springen. Und bis du nicht bereit dazu bist, dich selbst wieder zu entdecken, such dir deine Befriedigung in anderen Dingen. Lies ein Buch, iss irgend etwas, bei dessen Geschmack dir schon das Wasser im Mund zusammenläuft oder schau dir mit mir einen Film an. Stell nicht mehr Anforderungen an dich selbst, als du erfüllen kannst. Und so wenig du das vielleicht auch hören willst, Dana, aber du bist nicht Wonderwoman. Du darfst auch schwach sein, vergiss das nicht."

"Fox, das alles macht mir Angst", flüsterte sie schließlich. Und in diesem Moment erkannte ich erst wirklich wie viel näher uns die letzten Wochen gebracht hatten. Dana Scully hätte vorher niemals mir gegenüber zugegeben Angst zu haben. Und falls doch, dann nicht in diesen direkten Worten. "Ich glaube nicht, dass ich Sexualität genießen könnte, selbst wenn ich das Bedürfnis hätte. Ich scheue mich zu sehr davor, das gleiche Gefühl zu haben, das er hatte als er in mir war. Ich würde das gleiche empfinden, wenn ich einen Höhepunkt hätte; dass meine Bedürfnisse befriedigt sind. Und das widert mich an, denn genau das hat dieser Kerl getan. Er hat seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt."

"Wohow!", bremste ich sie schließlich. Mein Arm auf ihren Schultern drückte sie enger an mich, als sie verwundert zu mir aufblickte. "Dana, fang nicht an die Dinge zu verdrehen. Wenn du deine Bedürfnisse befriedigst, dann tust du das entweder selbst oder mit einem Partner, den du liebst und dem du auf diesem Wege das Gefühl von Intimität vermittelst. Aber es kommt dabei keiner zu schaden, verstehst du? Das was dieser Kerl mit dir getan hat, war Nötigung. Er hat seine Phantasien an dir ausgelebt und dich auf brutalste Weise zu etwas gezwungen, dass du nicht wolltest. Und das war keine Intimität, sondern Demütigung. Wenn es ihm nur um Befriedigung seiner Bedürfnisse gegangen wäre, dann hätte er sich auch eine Nutte suchen können oder sich selbst zur Befriedigung verhelfen. Das ist ein großer Unterschied, verstehst du?"

Ich spürte wie sie gegen meine Schulter nickte. "Aber es ist das gleiche Gefühl, Mulder", sagte sie schließlich nachdenklich. "Als er kam, hatte er dabei das gleiche Gefühl, das ich habe, wenn ich einen Höhepunkt habe."

Sie überfiel mich ein wenig, denn darüber hatte ich noch nicht nachgedacht. Ich zögerte ein wenig mit meinen Antworten. "Nein, Scully, es ist etwas ganz anderes", versicherte ich ihr. "Er empfand nicht das gleiche bei seinem Höhepunkt, das du empfinden würdest. Dass ist so, als würdest du sagen, dass alle Männer so sind, wie er, weil in dem Körper eines jeden Mannes beim Geschlechtsakt theoretisch das Gleiche vorgeht. Aber praktisch ist es etwas vollkommen anderes, ob du mit einem Mann schläfst, den du liebst oder von diesem Kerl missbraucht wirst, nicht? Und ebenso wenig kannst du anfangen seine Gefühle mit deinen zu vergleichen, denn, Honey, es wird dir nicht gelingen. Weil du nicht die gleichen Gefühle wie er gar nicht haben kannst. Dazu sind dein Herz und deine Seele zu rein und deine Augen zu liebenswürdig, als dass man dich auf irgendeine Weise mit einem psychopathischen Perversen vergleichen kann."

"Fox", seufzte sie nur, als sie sich enger an mich drückte. Ich küsste liebevoll ihre Stirn. "Was ist mit dir? Du hast doch diese Videos. Aber ich habe in den letzten Wochen nicht gemerkt, dass du eines gesehen hast. Es scheint dich nicht zu stören, mit mir ein Bett zu teilen, obwohl wir nicht sexuell intim sind. Und wir sind praktisch immer zusammen, fast jede Minute. Was ist mit dir? Hast du Sexualität?"

"Ich habe dir doch vorhin gesagt, dass du deine Befriedigung erst einmal in anderen Dingen suchen sollst. Die korrekte Definition von Sexualität ist Befriedigung, wenn ich mich recht erinnere, und das nicht nur im physischen Sinne."

"Nicht ganz", unterbrach sie mich kurz lachend und schüttelte den Kopf. Ihre Haare warfen sich dabei von einer Seite auf die andere und schon allein das brachte mich zum grinsen. "Fox, das Ziel von sexuellen Handlungen ist die Befriedigung von Bedürfnissen."

"Was auch immer", lachte ich kurz, bevor ich wieder ernst wurde. "Den größten Teil meiner Befriedigung habe ich in der letzten Zeit in die gefunden. Darin dich berühren zu können, mit dir zu reden, fern zu sehen oder zu kochen. Du hast mein Leben genügend ausgefüllt in der letzten Zeit, so dass das Bedürfnis danach gar nicht so stark war. Denn die meiste Zeit über hat es mich zufrieden gemacht, einfach nur bei dir zu sein."

"Und du sehnst dich gar nicht nach Sex?", fragte sie verwundert.

"Doch schon", entgegnete ich ehrlich. "Aber ich habe jahrelang keinen Sex gehabt und mir autoerotisch Befriedigung verschafft. Ich befriedige mich selbst. Möglicherweise nicht mehr ganz so oft wie vorher, aber das hat sich dennoch nicht geändert."

"Danke", flüsterte sie wieder. Mir fiel auf, dass sie sich in der letzten Zeit auffällig oft für die unterschiedlichsten Sachen bei mir bedankte. Wusste der Kuckuck warum!

"Wofür?", fragte ich leise und zog sie an mich.

"Für alles", flüsterte sie und schmuste sich an mich. Herrgott, wie ich dieses Gefühl liebte, wenn sie sich an mich drückte, schmuste, kuschelte. Es war nicht diese Art von Kuscheln, die mich erregte. Sondern es war einfach sanftes, liebevolles Kuscheln, so wie mit einem Schoßkätzchen. Und ich mochte diese neue, warme, verletzliche Seite, die unter der eiskalten FBI-Agentin hervor schimmerte. Denn für die Kollegen beim FBI war Dana Scully die selbe knallharte Agentin, wie sie es zuvor auch gewesen war. Keiner wusste, dass sie diese Sache veränderte hatte. Keiner außer mir.

In meine Gedanken versunken spürte ich nicht, das sie mich beobachtete. Ich bemerkte gar nicht, dass sie den genüsslichen Ausdruck meines Gesichts beobachtete, als ich kuscheln provozierender, anstiftender wurde. Ich seufzte leise unter ihrem schmusenden Reiben. Sie seufzte ebenfalls, schmiegte sich dann an dicht mich.

"Ich liebe dich", flüsterte sie an meiner Schulter und nun sah ich auf sie hinab. Ich küsste erneut ihre Stirn, unsicher, wie sie das meinte, was sie gesagt hatte. Liebte sie mich einfach oder war sie in mich verliebt. Himmel, ich wollte nicht nachfragen, ich war zu ängstlich. Aber ich betete zu dem Allmächtigen, dass sie es so meinte, wie ich es hören wollte. Und sie schien mein zögern zu bemerken.

"Ich weiß nicht genau, wann es passiert ist", flüsterte sie mir schließlich zu. "Ich weiß nicht genau, wann ich das erste mal dieses Stechen in meinem Herzen gefühlt habe. Ich wollte es nicht wahrhaben und habe es mir ausgeredet. Wieder und wieder. Aber jetzt kann ich nicht mehr; ich bin zu schwach. Das einzige, was mich an der Wasseroberfläche gehalten hatte und mir geholfen hat zu atmen all die Zeit über, warst du. Das alles was ich durchgemacht habe; ich hätte es niemals geschafft ohne dich. Und was auch immer du davon jetzt halten magst; aber Fox Mulder, ich liebe dich. Und ich will es nicht mehr leugnen, ich kann es nicht mehr. Ich liebe dich."

Sie sah zu mir hinauf und vor Verwunderung klappte mir regelrecht die Kinnlade herunter. Ich hätte niemals mit einem so herzerweichenden Liebesgeständnis von ihr gerechnet. Und in diesem Moment wollte ich nur eines tun; ich wollte ihr sagen, wie viel sie mir bedeutete und dass ich mit ihr alt werden wollte. Und dass ich sie niemals wieder verlassen wollte.

Wie automatisch sank ich tiefer zu ihr und schloss schließlich die Augen. Ich konnte nichts sagen, ich konnte nur handeln. Ich spürte ihren Atem in meinem Gesicht, auf meinen Wangen. Ich spürte, wie ihre Nase meine Wange streifte, als meine Lippen auf der Suche nach ihren waren. Mein Herz raste wild und ich hatte das Gefühl es zersprengte meine Brust.

Und schließlich lagen sie auf ihren. Ich küsste sie, liebevoll. Eine Weile presste ich meine Lippen nur auf ihre, bevor ich begann, sie zu erschmecken. Ich bewegte meine Lippen auf ihren, wollte sie dazu bringen, zu erkennen, dass das nicht ein platonischer Neujahrskuss war.

In diesem Moment spürte ich ihre Hand gegen meine Brust, die mich von ihr drückte. Ihre Lippen lösten sich mit einem dumpfen Laut von meinen und sie sah mir verwirrt entgegen.

"Oh Gott", stotterte ich, als ich die Unsicherheit ihrer Augen sah. "Dana, ich wollte nicht..."

"Nein", schnitt sie mir das Wort ab. "Nein, Fox, du hast nichts falsch gemacht. Es liegt an mir. Ich liebe dich und ich würde so gerne von dir geküsst werden. Aber ich kann es einfach noch nicht. Ich fühle mich zu bedrängt. Es tut mir leid."

"Ist okay", versicherte ich ihr und wollte sie in meine Arme nehmen. "Dana, ich liebe dich. Ich habe das auch vorher jedes Mal genauso gemeint, wie ich es nun meine. Ich habe mich vor langer Zeit schon in dich verliebt. Und in der letzten Zeit mehr denn jemals zuvor. Ich habe erkannt, wie stark wir beide zusammen sind, Honey." Ich zog sie fester an mich und küsste ihre Stirn erneut, weich und liebevoll. Es fühlte sich gut an; ihr weicher, warmer Körper dicht an meinen geschmiegt.

"Ich würde dich wirklich gern küssen", flüsterte sie leise und seufzte. Ihre blauen Augen baten um Verzeihung. Ich lächelte, strich durch ihr Haar.

"Dann versuch das doch, Dana", forderte ich sie schließlich auf. "Komm schon, dann küss du mich einfach und nicht anders herum. Und wenn es nicht in Ordnung ist, dann hörst du einfach auf. Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, aber du musst wenigstens versuchen dich deinen Dämonen zu stellen. Du kannst nicht ewig davon laufen."

"Das macht doch keinen Unterschied", sagte sie schließlich, unsicher lächelnd. "Ob du mich küsst oder ich dich."

"Doch", versicherte ich ihr und hielt sie noch immer in meinem Arm. "Du küsst mich. Ich verspreche dir, dass ich nichts anstiften werde und nicht versuchen werde, die Kontrolle zu übernehmen. Ich gehe einfach nur in deinen Bewegungen mit. Und wenn es dir unangenehm ist, dann hören wir sofort auf. Ich möchte dich zu nichts drängen, aber ich möchte dir helfen."

"Okay", flüsterte sie und was sie als nächstes tat, verwunderte mich doch ein wenig. Sie löste sich aus meiner Umarmung und richtete sich auf. Dann hielt sie sich an meinen Schultern fest und schwang sich auf meinen Schoß. Vollkommen verblüfft und verwundert, blicke ich in ihre probenden blauen Augen. Sie saß auf meinen Oberschenkeln, ein Knie auf jeder Seite neben meinem Schoß. Sie lächelte kurz, als sie meine Verblüffung spürte.

"Schließ die Augen", flüsterte sie mir zu und ich tat untergeben was sie mir sagte. Ich spürte, wie ihre Finger vorsichtig mein Gesicht berührten. Sie berührte mich nur hauchzart mit den Fingerkuppen. Es machte mich nahezu wahnsinnig, die fast schon schmerzhafte Langsamkeit mit der sie mein Gesicht erforschte. Ich konnte nicht sehen, was sie tat, sondern fühlte nur, wie sie die Züge meines Gesichts umrahmte. Als sie meine Lippen berührte, brachte sie mich zum wohligen zittern.

Auf den Stellen, die sie passierte, hinterließ sie ein brennendes, kribbeliges Gefühl. Ich fühlte schließlich, dass ihr Gesicht mir näher kam. Ich spürte die Wärme ihrer Nähe und ihre rhythmischen Atemzüge. Ich hatte das Gefühl, mich niemals wieder bewegen zu können, wenn sie so weitermachte.

Ihr Atem roch nach frischer Minze, als sie mit dem Gesicht näher kam. Ganz sanft stieß ihre Nasenspitze gegen meine. Ich lächelte kurz. Es war ein seltsames, intimes Gefühl, dass ich auf diese Weise noch nicht gekannt hatte. Und dann stieß sie wieder dagegen und wieder in Scullys Bewegungen. Ich dachte zunächst, dass Scully den Kopf schüttelte. Dass das ein stummes Nein sein sollte. Ich brauchte einen Moment, bis ich erkannte, dass sie mir zärtliche Eskimoküsse gab. Das hatte noch niemals zuvor jemand wirklich mit mir getan.

Ihre Hand sank an meinen Hals, als ich begann, ihre sanften Küsse zu erwidern. Es fühlte sich phantastisch und wunderbar kribblig an. Dann spürte ich, wie sie ihre Nase stillhielt, bevor sie seitlich über meine glitt. Ich seufzte bei diesem Gefühl, als sich unsere Lippen auf diese Weise näherten. Dann trafen sie sich doch, unsere Gesichter nahezu senkrecht zueinander.

Ihre Langsamkeit brachte die Ungeduld auch nun noch in mir zum Sprudeln. Sie küsste mich nur zögerlich, sank dabei jedes Mal ein Stück zur Seite, um in die Konturen meines Mundes überzugehen. Ich fühlte mich wie die Versuchspuppe eines ungeküssten Teenagers. Sie drückte die Lippen auf meine, lockerte den Kuss ein wenig, kehrte dann fester zurück. Sie brachte die Aufregung in mir zum kochen, als ich begann ihre sanften Küsse leicht zu erwidern. Es schien ihr nicht allzu unangenehm zu sein, denn sie hörte nicht auf, ihre Lippen auf meine zu drücken.

Aber nun hielt ich es nicht länger aus, sie nicht berühren zu können. Ihre Arme waren um meine Schultern gerutscht, meine waren auf dem Weg zu ihrer Taille. Ich wollte ihr keinen solchen Schock einjagen, dass sie ein Trauma bekam. Ich war vorsichtig, aber ich ertrug es nicht länger. Als meine Hände ihre Taille fassten, zuckte sie zusammen, stockte einen kurzen Moment. Aber dann fuhr sie fort, mich zärtlich zu küssen, ohne sich weiter an meinen liebkosenden Händen zu stören.

Schließlich lösten wir unseren zärtlichen Kuss widerwillig. Ich hielt meine Augen noch eine Weile geschlossen als die wohligen Schauer des Kusses noch immer durch meinen Körper huschten. Als ich blinzelte lächelte sie mir verlegen zu. Dann gab sie mir einen weiteres Eskimokuss, bevor sie von mir herunter rutschte. Sie saß schließlich wieder neben mir, drückte sich wie zuvor an meine Brust.

"Wie war das? War das okay?", fragte sie schließlich vorsichtig und sah prüfend zu mir auf.

Ich nickte, lachte leise. "Darling, das war der wunderbarste Kuss, den ich jemals erlebt habe", flüsterte ich ihr zu. Nun lachte sie, leise und verlegen. Glaubte sie mir etwa nicht? Ich meinte es durchaus, wie ich es gesagt hatte, obwohl ich mich fragte, was es gewesen war, dass mich zum zittern gebracht hatte. War es gewesen weil sie die Führung übernommen hatte? Oder war es die Tatsache, dass es Scully war, die mich küsste, die das schon unterschiedlich genug machte?

"Weißt du was, ich habe mich geirrt", flüsterte ich ihr leise zu. "Du bist doch Wonderwoman."

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