World of X

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Violado

von Viola Anna Wittek

Kapitel #4

Ich saß ganz allein in meinem Büro. Skinner hatte Scully zu einer Besprechung in sein Büro geholt. Ich hatte zwar keinen blassen Schimmer, weshalb nur Scully und mich nicht, aber ich machte mir keine weiteren Gedanken darum. Ich würde es erfahren, wenn sie wiederkam.

Ich lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück, nachdenklich und grübelnd. Meine Blicke wanderten durch mein Büro, trafen schließlich auf einen Ordner, den ich bereits die ganze Zeit gesucht hatte. Seufzend erhob ich mich, um auf das Regal neben der Tür zuzugehen. Unachtsam zog ich den Ordner aus seiner Reihe. Möglicherweise ein wenig zu unachtsam, denn ich riss einige Dinge unabsichtlich mit heraus. Alles fiel lautstark zu Boden.

Ich seufzte, bückte mich, um das Heruntergefallene wieder aufzuheben. Dabei fiel mir neben einigen Papieren eines meiner Videos in die Hand. Eines meiner besonderen Videos. Ich schloss einen Moment lang nachdenklich die Augen. Seit Scully bei mir wohnte, hatte ich keine Gelegenheit gehabt mir eines dieser Bänder anzusehen.

Nicht, dass ich nicht meinen Bedürfnissen nachgegangen war. Aber ich verspürte plötzlich ungeheure Lust darauf mir eines dieser Bänder anzusehen. Scully war schließlich nicht hier, richtig?

Ich nahm das Band, ließ den Rest achtlos auf dem Boden liegen. Ich streckte meinen Kopf kurz aus der Tür heraus, stellte fest, dass der Gang wie leergefegt war. Ich lachte in mich hinein, als ich die Tür abschloss. Ohne auch nur einen Moment zu zögern holte ich das Band aus der Hülle und legte das Videoband ein. Dann schaltete ich den Fernseher ein, schnappte die Fernbedienung und ließ mich auf meinem Stuhl nieder.

Ich legte meine Füße nebeneinander auf dem Schreibtisch ab und verfolgte seufzend das Geschehen auf dem Bildschirm. Ich sah wie die künstlich blondierte Frau und der sandblonde Mann begannen sich zu küssen. Ich dachte an Scully und wie es sich anfühlte Scully zu küssen. Wie es sich anfühlte, wenn sich unsere Zungen trafen. Aber so herumgeknutscht, wie die beiden auf dem Bildschirm hatten wir noch nie. Ich begann aus gutem Grund eine solche Sache nicht, weil ich wusste, dass die körperliche Reaktion meines Verlangens bald sehr deutlich zu spüren sein würde. Und ich wollte weder, dass Scully bemerkte, dass ich mir etwas so dringend wünschte, dass sie mir nicht geben konnte, noch wollte ich jedes Mal aufs Klo flüchten müssen, wenn wir uns heiß küssten. Und so beließ ich es bei vorsichtigem Küssen.

Doch was da auf dem Bildschirm passierte war weit entfernt dessen, was ich mit Scully tun konnte. Wildes Grabschen, heißes Küssen und das vom Leib reißen der Kleider war sogar sehr weit entfernt dessen, was Scully und ich taten. Trotzdem stellte ich mir vor, genau das zu tun. Möglicherweise nicht ganz so wild, aber dennoch leidenschaftlich. Ich stellte mir vor, wie ich sie berührte. Wie ich ihre Brüste in meinen großen Händen hielt, sie sanft über der Kleidung streichelte. Ich stellte mir vor, wie ich ihre Bluse und ihren BH entfernte, um ihre nackten, weiblichen Rundungen zu streicheln.

Und ich versuchte mir auszumalen, wie sie aussehen würde. Ich hatte sie schon einige Male nackt gesehen, zuletzt in der Wanne vor nun über fünf Monaten. Ich war besorgt gewesen, aber nicht blind. Ich wusste durchaus, wie sie ohne Kleidung ausschaute. Und plötzlich merkte ich, dass ich das Geschehen auf dem Fernseher gar nicht verfolgte. Sondern das meine Phantasie mir viel aufregendere Bilder zeigte. Bilder von mir und Scully.

Ich bis auf meine Lippe, als ich mir nun nahezu schmerzhaft dem Resultat dieser Phantasien bewusst wurde. Meine Hose spannte unheimlich. Ich verfluchte mich dafür, dass ich mich so lange nicht mehr selbst berührt hatte. Hier im Büro konnte ich mich doch nicht einfach gehen lassen. Andererseits konnte ich auch nicht mit einem riesigen Ständer auf Scully warten. Und er würde ganz sicher nicht weggehen innerhalb der nächsten zehn Minuten.

Erneut fiel mir auf, wie schwer es war, mich in sexueller Hinsicht von Scully fern zu halten. Es war nicht leicht, in ihren Armen zu liegen, gestreichelt und geküsst zu werden, ohne dass ich sie zärtlich verführen durfte. Oder sie mich zärtlich verführte. Wie auch immer die Abstinenz fiel mir unheimlich schwer.

Zunächst hatte ich angenommen, dass kein Unterschied darin bestand, ob Scully und ich nun ein Paar waren, das keinen Sex hatte, oder weiterhin einfach nur Partner waren. Aber es bestand sehr wohl ein Unterschied darin. Und dieser hieß Sehnsucht. Ich dachte öfter daran mit ihr zu schlafen, als ich es vorher jemals getan hatte. Und jedes Mal wenn ich das tat, musste ich augenblicklich in die nächste Toilette stürzen, um begonnenes zu beenden, ob nun Zuhause oder im Büro. Manchmal war es zum verzweifeln. Und nicht nur das, unter Umständen war es auch verdammt peinlich. Zum Glück war das Männerklo im Keller eigentlich immer vollkommen leer.

Aber ich liebte Scully unheimlich. Und ich konnte mir gar nicht mehr vorstellen, wie es war aufzuwachen, ohne dass sie bei mir war. Oder allein zu Mittag zu essen. Es war eine Entscheidung, die ich zu treffen hatte. Entweder ich lebte mit Scully, obwohl ich nicht mit ihr nicht sexuell intim war. Oder ich lebte wieder allein. Und wenn ich mir darüber klar wurde, dass ich nur die Möglichkeit hätte, sie zu verlassen, wenn ich etwas ändern wollte, dann bemerkte ich, dass es das nicht wert sein würde. Dass ich lieber auch die unangenehmen Konsequenzen unserer Beziehung in Kauf nahm, bevor ich mich von Scully trennte.

 

***

 

Ich blickte von meinem Buch und sah Scully an. Sie schlief neben ruhig mir. Ihre Augen waren geschlossen und ihr Gesicht war vollkommen friedlich. Sie sah so ungeheuer niedlich aus, dachte ich mir jedes Mal, wenn ich sie schlummerte sah.

Seit ihrer Vergewaltigung waren rund fünf Monate vergangen. Sie schlief weitestgehend ohne Alpträume, soweit ich es beurteilen konnte jedenfalls. Sie weckte mich nachts nicht mehr durch hektische Bewegungen und krallte ihre Nägel nicht mehr in meine Haut vor Angst. Nur tastete sie meist nach mir. Sie hielt mich meistens fest, irgendwie, um zu spüren dass ich da war. Das war es zumindest zu Beginn gewesen. Inzwischen nahm ich an, dass sie aus Gewohnheit nicht schlafen konnte, wenn sie meine Hand nicht in ihrer hielt.

Auch nun war meine Hand von ihrer leicht umschlossen. Ihr Griff hatte sich im Schlaf gelockert und so lag ihre ruhig auf meiner, bewegte sich nur ab und zu leicht. Ich gähnte herzhaft, bevor ich das Buch leise auf den Nachtschrank legte. Dann sank ich in die Kissen und löschte das Licht.


Ich seufzte leise, als ich meine Augen schloss. Ich lauschte den Geräuschen der Nacht und ihrem rhythmischen Atmen. Es war das Geräusch, dass mir die Gewissheit gab, dass sie da war. Das Zirpen der Grillen erfüllte den Raum gemeinsam mit dem süßen Duft einiger, bereits blühender Pflanzen. Obwohl es gerade erst Mitte März war, war es ungewöhnlich warm. Selbst für die Südstaaten.

Wir waren nun nicht zu Hause. Skinner hatte uns in einem Fall nach Florida geschickt. Aus diesem Grund waren wir auch nicht in meiner Wohnung, sondern einem Hotelzimmer. Wir teilten uns nicht nur Zuhause das Bett, sondern auch wenn wir ermittelten. Rein offiziell hatten wir natürlich zwei Zimmer, weil das FBI von unserer Beziehung schließlich nichts wissen durfte. Aber wir bewohnte dennoch nur eines. Uns reichte im Grunde ein Zimmer, ein Bad und ein Doppelbett.

Ich starrte wortlos an die Decke des Hotelzimmers, als ich spürte, wie Scully näher an mich heran rutschte. Die Hand, die nicht in meiner lag, bewegte sich leicht auf meiner Brust. Ich seufzte leise, hoffte einerseits, dass sie weitermachte, hoffte andererseits, dass sie sofort damit aufhörte. Denn so würde es nicht lange dauern, bis sich etwas unter der Bettdecke regte. Und das wollte ich unbedingt vermeiden.

"Warum haben wir noch nicht miteinander geschlafen, Fox?", fragte sie mich plötzlich. Ich zuckte zusammen, denn ich war der festen Überzeugung gewesen, dass sie schlief. Ich blickte sie fragend und möglicherweise auch ziemlich verwundert an, während sie ihre Augen weiterhin geschlossen hielt. "Warum hast du das noch niemals versucht?" Ich wunderte mich ziemlich über die merkwürdige Art und Weise wie sie diese Frage formulierte. Es wirkte fast wie eine Art Vorwurf. Ich hatte mich doch nicht etwa die Monate umsonst mit schmerzhafter Autoerotik gequält?


"Großer Gott, Dana, hast du mich erschreckt", stotterte ich schließlich, als ich beschloss, ihren Fragen aus dem Weg zu gehen. Sie waren mir ein wenig zu verfänglich. "Ich dachte, du schläfst."

Nun schlug sie ihre leuchtenden, blauen Augen auf und blickte mich an. Sie biss auf ihre Unterlippe, als sie enger an mich heranrollte. Ihre Hand die auf meinem Bauch gelegen war, schob sich mit sanftem Druck langsam aufwärts. "Was ist nun, willst du mit mir schlafen?"

Ich öffnete den Mund und stotterte verwirrt etwas, das eigentlich weder ein zusammenhängender Satz, noch irgendwelche anständigen Worte waren. Und ihre Blicke musterten mich irritiert. Ich war hin und her gezerrt. Was sollte ich ihr sagen?

Sicher wollte ich mit ihr schlafen. Zweifelsohne, denn ich dachte öfter daran Sex mit ihr zu haben, als ich an sonst irgend etwas dachte, die X-Akten eingeschlossen. Aber ich wollte in diesem Moment auch nicht stürmisch nicken und über sie herfallen. Schließlich wollte ich ihr keineswegs Angst machen. Ich rätselte, was ich sagen sollte. Ich sehnte mich unbedingt danach sie zu berühren und mit ihr schlafen zu dürfen. Aber ich wollte nicht, dass sie dachte, dass sie es müsste. Dass sie mich nur so zufrieden stellen konnte. Denn im Grunde war ich zufrieden. Sicher, es war problematisch, öfter mal für zwanzig Minuten auf der nächsten Toilette zu verschwinden. Aber im Grunde war ich doch zufrieden.

"Du überlegst gerade ‚Was will sie von mir hören‘, richtig?", fragte sie schließlich und ich wusste auch nicht, was ich darauf antworten sollte. Sagte ich ja, dann konnte ich auch gleich sagen, dass ich mit ihr schlafen wollte. Also sagte ich gar nichts; schwieg weiterhin und sah sie prüfend an.

"Fox, ich hätte gerne eine Antwort", sagte sie schließlich und ich öffnete nur den Mund um etwas zu sagen. Als mir aber klar wurde, dass ich nur wieder stottern würde, schloss ich ihn wieder. Ich sah sie einfach nur an, als sie mehr oder weniger über mir lag.

"Dana, ich hatte seit Jahren keinen Sex mehr. Natürlich sehne ich mich danach mit dir zu schlafen. Aber weißt du, ich kann warten, bis du das auch willst", sagte ich und kam mir dabei irgendwie wie ein ungeheurer Idiot vor. Weshalb wusste ich auch nicht. Und ich sah ihre Nachdenklichen Augen. Ich fragte mich, ob das hier das gewesen war, was sie hören wollte. "Ich liebe dich", fügte ich schließlich leise hinzu.

Sie lächelte ein wenig, schloss ihre Augen einen Moment, noch immer in Gedanken versunken. Dann senkte sie ihr Gesicht zu meinem und ihre Lippen begannen meinen Hals zu küssen, zärtlich und liebevoll. Ihre Lippen streichelten meine Haut zart, als ich die Augen schloss. Sie begann unterhalb meines Kinns, wanderte dann immer tiefer, über meine Halskuhle und hinterließ überall feurige Spuren. Und in diesem Moment konnte ich es nicht mehr verhindern. Ich fühlte meine Erregung, das Pochen meiner Lenden und meine Reaktion auf sie augenblicklich.

Ihre Hand spielte mit meiner Brust. Sie setzte mit den Fingernägeln dort an, wo ihr Mund meinen Hals küsste. Dann sank sie weiter abwärts, berührte mich ausschließlich mit ihren Nägeln. Bis sie auf meine leicht behaarte Brust traf. Sie spielte mit mir und ich ließ es einfach mit mir passieren. Sie spielte mit den Locken auf meiner Brust, als ich glaubte nach und nach den Verstand zu verlieren.

Meine Hand tastete nach ihr, suchte schließlich ihre Taille. Als ich sie fand, hielt ich sie fest und drehte sie mit einem Ruck herum. Nun lag ich auf ihr. Ich sah sie an und suchte nach Bestätigung, dass es in Ordnung war, was ich hier tat. Ihre Augen leuchteten mir liebevoll entgegen und ihre Hand legte sich an meine Wange. Dann senkte ich mich auf sie hinab und küsste zärtlich ihre Lippen in einem langsamen, liebevollen Kuss. Ich war vorsichtig, obwohl die Ungeduld und die Enthaltsamkeit der letzten Jahre meine Leidenschaft zum Schäumen brachten.

Nachdem sich meine Lippen von ihr gelöst hatten, küsste ich vorsichtig ihre Nasenspitze, gab ihr einige Eskimoküsse. Sie kicherte leise, als sie die Augen schloss. Sie ließ mich tun, was auch immer ich mit ihr vorhatte. Ich küsste ihr Kinn und sank dann langsam abwärts. Ich küsste ihren Hals ebenso aufmerksam und zärtlich, wie sie es zuvor bei mir getan hatte.

Meine Hand schob sich einfühlsam unter ihr Nachthemd, lag flach auf ihrem kleinen Bauch. Ich streichelte sie zunächst nur vorsichtig mit dem Daumen, bevor ich ein paar Mal sanft gegen ihren BH stieß. Dann umfasste ich vorsichtig ihre Brust über dem Stoff, streichelte sie sanft. Ich spürte die Wärme ihrer Haut, knetete sie sanft. Bis ich spürte, dass sie nicht mehr atmete jedenfalls.

Sie hielt die Luft an, erkannte ich. Und das nicht aus Erregung, sondern aus Angst. Ich löste meine Lippen von ihrem Hals und blickte vorsichtig auf. Ihre Hände hatten sich am Laken festgekrallt und kniff ihre Augen zusammen. Ich zog meine Hand zurück, als ich erkannte, dass sie das ganz offenbar nicht wollte.

"Dana...", schaffte ich es gerade noch zu sagen, bevor sie aufsprang. Sie rannte ins Badezimmer. Und ich hatte sie selten zuvor so schnell rennen sehen. Wenn ich genau bedachte, möglicherweise nur einmal. An dem Abend, an dem sie die Liebesszene im Fernsehen gesehen hatte.

Wie an diesem Abend im November knallte sie die Tür hinter sich zu. Und wie an diesem Abend hörte ich kurz darauf Würgegeräusche; sie erbrach sich wieder. Ich warf mich zurück in die Kissen, verwirrt und fassungslos, was in den letzten Minuten passiert war.

"Scheiße", fluchte ich, aber leise genug, damit sie es nicht hörte. "Verdammter Mist!" Ich schlug mein Kissen vor Wut. Großer Gott, warum hatte ich ihr nicht gesagt, dass ich keinen Sex wollte und fertig? Als ich in Gedanken alles noch einmal durchging, erkannte ich, dass sie offenbar einen kleinen Test mit mir gemacht hatte. Wenn ich es recht bedachte, hatte ich sie nicht wirklich gefragt, ob sie bereit dazu gewesen sei. Sie hatte einfach meinen Hals geküsst und ich hatte angenommen, dass sie auch mit mir schlafen wollte. Möglicherweise hätte ich sie einfach fragen sollten; Dana, willst du mit mir schlafen?

Ich zog mich stöhnend aus dem Bett, um ihr hinterher zu gehen. Ich wollte ihr sagen, dass wir gemeinsam warten würden. Dass wir es beim nächsten Versuch besser machen würden und das ich sie niemals wieder auf eine Art und Weise anfassen würde, die ihr unangenehm war. Und dass sie sich ruhig alle Zeit nehmen konnte, die sie brauchte. Denn ich liebte sie. Ich würde sie immer lieben.

Ich hörte die Toilettenspülung. Dann öffnete ich vorsichtig die Holztür zum Badezimmer und sah, dass sie dort auf dem Boden saß und weinte.

"Ich habe zwar schon ein paar Mal gehört, dass ich nicht gerade der absolute Big Deal im Bett sei, aber ich dachte nicht, dass ich so schlecht wäre", versuchte ich hilflos zu spaßen. Aber ich sah, dass der Witz jegliche Wirkung verfehlte. Sie lehnte mit dem Rücken gegen die Badewanne und hatte die Beine an sich herangezogen. Ihr Gesicht ruhte in ihren Handflächen.

"Hau ab, Fox", fauchte sie böse. So hatte ich ihre Stimme noch niemals gehört. Ich zog verwundert die Brauen in die Höhe. Aber ich würde nicht um die Welt gehen.

"Dana, ich habe doch gesagt, dass es nicht so wichtig ist, dass wir miteinander schlafen. Ich habe dir doch gesagt, ich warte, bis du soweit bist", versuchte ich ihr zu versichern, als ich auf die Knie ging. Ich kroch auf sie zu.

"Verschwinde", weinte sie und ich schüttelte nur hartnäckig den Kopf. "Fox, ich werde es niemals können. Du bist ein liebevoller und verständnisvoller Kerl. Aber ich habe doch gemerkt, dass du Sex brauchst. Ich habe doch gemerkt, dass du öfter auffällig lang auf Toilette bist und ich habe gehört, dass du in deinem Büro diese Videos schaust, wenn ich nicht da bin. Du brauchst Sex, egal was du mir dauernd erzählst. Such dir eine andere Frau. Eine, die dich glücklich machen kann. Denn, ich bin nicht die Richtige für dich. Und ich werde es niemals sein können. Entschuldige."

"Aber, Dana, ich habe dir doch gesagt, dass der Sex nicht wichtig ist für mich. Dass ich warten kann", versicherte ich ihr erneut, als ich nun auf dem Boden neben ihr saß. "Das habe ich dir doch sicher eine Millionen Mal gesagt, wenn nicht öfter."

"Aber, weißt du was, Fox, für mich ist er wichtig", weinte sie und blickte mich das erste Mal wirklich an. "Ich weiß, dass du gerne Sex hättest –das habe ich eben gespürt –und ich kann das nicht. Und du sagst immer es ist nicht wichtig und du brauchst es nicht. Aber weißt du, wie es in mir aussieht? Ich habe trotzdem das Gefühl, als mache ich dich nicht glücklich und ich kann das nicht länger, Fox. Ich kann es nicht, dazu bin ich zu schwach."

"Dana, ich...", begann ich sie zu unterbrechen, aber sie ließ mich ihr nicht ins Wort fallen.

"Ich habe gedacht, ich bin soweit. Ich habe gedacht, wenn ich es nun nicht tun kann, dann werde ich es niemals wieder können. Und ich wollte so sehr mit dir schlafen. Aber als ich dich gefühlt habe, wie groß du bist und wie breit, da habe ich gewusst, dass es nicht geht. Und dass es niemals wieder gehen wird."

Ich fasste vorsichtig um ihre Schulter und wollte sie in meine Arme ziehen. Ich wollte sie festhalten und ihre Tränen wegwischen. Ich wollte ihr versichern, dass sie mich schon allein durch ihre Anwesenheit glücklich machte. Ich konnte eben nicht gut reden. Ich trampelte dabei in jedes Fettnäpfchen, das sich mir in den Weg stellte. Und das wollte ich durch eine liebevolle Umarmung verhindern.

"Nein", sagte sie nur und zog sich von mir weg. "Du kannst mich nicht immer einfach in den Arm nehmen und erwarten, dass dann alle Probleme einfach weg sind. Denn sie sind es nicht. Es ändert sich dadurch rein gar nichts."

"Was erwartest du von mir, Honey?", fragte ich sie. Ich war mir sicher, dass sie den Schmerz in meinen Augen sehen konnte. War sie drauf und dran mit mir Schluss zu machen?

"Gar nichts", lachte sie plötzlich traurig. "Ich erwarte gar nichts von dir. Ich erwarte zu viel von mir, das ist das Problem. Es liegt nicht an dir, Fox. Du bist der tollste, verständnisvollste, liebevollste Kerl, mit dem ich jemals zusammen war. Und du hast es verdient, glücklich zu werden."

"Zusammen war? Du machst doch nicht etwa mit mir Schluss, oder?", fragte ich fassungslos. Ich spürte, wie mein Herz in dem Moment, in dem sie nickte, aufhörte zu schlagen. Ich war mir sicher, dass mein Gesicht kreidebleich war. Ich sank auf meinen Hintern, als mir klar wurde, was sie gerade gesagt hatte. Nicht nur, dass es –wenn man von dem Sexteil absah –die schönste Beziehung meines Lebens gewesen war. Ich hatte mich außerdem wohl gefühlt in ihrer Gegenwart. Das war der ganze Grund gewesen, weshalb ich das Bedürfnis nach Sex zurückgedrängt hatte. Weil ich sie liebte.

Und nun schien sie schon nach wenigen Wochen Schluss zu machen. Einfach so. So kitschig ich gewesen sein mochte, hatte ich in meiner Liebe für sie mein ganzes weiteres Leben mit ihr ausgemalt. Ich war zu geschockt, um irgend etwas zu sagen. Außerdem klappte mein Unterkiefer wie elastisch nach unten in meiner Fassungslosigkeit. Und so schwieg ich und sah sie nur ungläubig an.

"Es tut mir leid", sagte sie und stand auf. Ich fühlte mich zu schwach und zu daneben, um mich auch zu erheben oder irgend etwas dergleichen zu tun. Also saß ich einfach nur da und starrte ihre Beine an, als sie vor mir stand. Ich fühlte, wie ihre Hand mir als eine Art Abschied über den Kopf strich. Sie strich mir über den Kopf, wie einem Hund oder einem Kind. "Ich werde lieber in mein Zimmer gehen", sagte sie schließlich und ging.

Sie ging einfach. Ohne weitere Worte, ohne irgend etwas. Ich starrte auf die Stelle, an der sie gesessen hatte. Ich starrte einfach, blickte weit über die Grenzen dieses Raumes hinaus. Ich konnte nicht ganz fassen, dass alles, was ich mir die letzten Jahre erträumt und die letzten Wochen erlebt hatte, einfach vorbei sein sollte. Ich hörte, wie die Tür zu meinem Hotelzimmer ins Schloss fiel. Durch das dumpfe Geräusch wurde etwas in mir bewegt; so als legte jemand einen Hebel um. Fassungslosigkeit wandelte sich in Entsetzen; Entsetzen in Traurigkeit und sogar in Hoffnungslosigkeit.

Augenblicklich schossen Tränen in meine Augen. Nur Sekunden später rannen sie über meine Wangen, meinen Kieferbogen und dann meinen Hals hinab. Ich wischte mit meinem Finger darüber. Mir wurde klar, dass ich die Stellen berührte, die sie vor Minuten noch geküsst hatte. Ich war zu überrascht von all dem, um zu weinen. Ich war zu verwirrt, um Fragen zu stellen.

Ich zog mich mit Schwierigkeiten irgendwie auf meine Beine. Ich seufzte, als mir klar wurde, dass ich nun zum ersten Mal seit nahezu einem halben Jahr allein in dem großen Bett schlafen musste. Ich wollte sie so gerne in meinen Armen spüren, so, wie ich es sonst schließlich auch tat. Möglicherweise hatte sie ja wirklich recht und ich versuchte tatsächlich alle Probleme dadurch zu lösen, dass ich sie in meine Arme nahm. Aber das klappte für mich normalerweise wunderbar.

Und das schlimmste an allem war, dass ich sie einfach ungeheuerlich liebte. Noch niemals zuvor hatte ich eine Frau so vergöttert wie sie. Noch niemals in meinem ganzen Leben hatte ich mir vorstellen können, mein ganzes folgendes Leben mit einer einzigen Frau verbringen können. Und noch niemals zuvor war ich so verliebt gewesen wie ich es in sie war.

Ich hatte noch nicht viele Beziehungen gehabt in meinem Leben. Nur eines war ihnen allen gemeinsam gewesen; sie gingen kaputt. Ich liebte sie nicht mehr, machte Schluss oder sie verließ mich, weil sie mich nicht mehr liebte. Einige waren auch schon von vorn herein zum Scheitern verurteilt gewesen, weil sie ausschließlich aus Sex bestanden und körperlichem Verlangen. Aber in jedes Mal sah ich einen Grund und eine Begründung für das Zerbrechen einer Liebe. Nur in dieser nicht.

Ich erkannte die Schuldfrage nicht. Was hatte ich falsch gemacht? Hatte ich nicht das getan, was sich Frauen von einem Mann wünschten? Ich hatte ihr geschworen, dass ich nicht nur an ihrem Körper und Sex mit ihr interessiert war, sondern ich hatte ihr versichert, dass sie mich dennoch glücklich machte. Ich hatte versucht, mit ihrer Situation einfühlsam umzugehen. Ich hatte in der letzten Zeit, heimlich natürlich, ein Paar Berichte und Bücher über Vergewaltigungen gelesen. Einige Frauen hatten berichtet, dass sie Jahre gebraucht hatten, um wieder mit einem Mann intim werden zu können. Bei anderen waren Ehen und Beziehungen auseinandergebrochen, weil sie sich von ihren Männern und Lebensgefährten zu bedrängt gefühlt hatten. Einige hatten seit ihrem Missbrauch auch niemals wieder Sex.

Ich hatte mir alles davon ausgemalt. Dass Scully sagen würde, dass sie keinen Sex wollte, niemals wieder. Ich wäre sogar bereit dazu gewesen, weiterhin diese rein platonische Beziehung mit ihr zu führen. Ich würde die Blamage der ständigen Erregung in unterschiedlichen Situation weiterhin auf mich nehmen, wenn ich keine andere Möglichkeit hatte. Solange sie nur bei mir war. Ich hatte sie schon immer als die letzte Chance auf Liebe gesehen. Und später hatte ich erkannt, dass sie die einzige war, die ich lieben konnte.

Ich war zufrieden solange sie bei mir war, obwohl ich dauernd an Sex mit ihr dachte, wie ein geiler Teenager. Aber ich hielt mich aus Liebe und Respekt für ihre Situation zurück. Ich hatte mich sogar darauf eingestellt, dass sie Angst vor mir hatte; einfach weil ich ein Mann war und in der Lendengegend ebenso gebaut war, wie ihr Vergewaltiger es auch gewesen war. Oder dass sie kein Vertrauensverhältnis aus diesem Grund zu mir aufbauen konnte.

Ich bemerkte langsam, dass es eigentlich doch all das war, was auch hier zutraf. Scully hatte keine Angst vor mir, als Mensch. Sondern vor mir, als Mann. Sie hatte sich erst übergeben, als sie gegen ihren Oberschenkel gespürt hatte, dass ich gerne mit ihr geschlafen hätte. Ich hatte ihr Angst gemacht, als sie spürte, dass sie etwas begonnen hatte, wozu sie nicht bereit war.

Unsere Beziehung war kaputtgegangen; ebenso wie die vielen Ehen und Beziehungen von denen ich gelesen hatte. Aber uns verband doch etwas so starkes, dachte ich. Etwas, von dem ich mir so sicher war, dass es durch Sex niemals kaputt gehen könnte. Ich war der festen Überzeugung gewesen, dass sich unsere Beziehung in tiefster, aufrichtigster Liebe gegründet hatte.

Und als ich verstand, dass ich sie möglicherweise als Freundin für immer verloren hatte, war ich derjenige der würgte. Aber mein rumorender Magen ließ eine Erleichterung nicht zu. Aber mir wurde ungeheuerlich schlecht, als ich erkannte, wie bergab es in Zukunft in meinem gerade erst erwachten Privatleben gehen würde. Ich wusste schließlich, wie es vorher gewesen war. Vor sie Leben in meine Wohnung gebracht hatte. Ich war mir sicher, dass das Ende unserer Beziehung für sie auch bedeuten würde, dass sie bei mir auszog.

Mein Magen schien sich zu drehen und zu wenden unterhalb meines schmerzenden Herzens. Aber so sehr ich auch wünschte, dass er mir Erleichterung schenkte, tat er es einfach nicht. Das Rumoren fuhr fort, als ich mich von dem Rand der Badewanne erhob. Als ich mich im Spiegel sah, wandte ich meinen Blick von dem Bild ab. Ich wollte nur schlafen. Ich dachte an ihre Worte, als sie den ersten Abend nach der Vergewaltigung in meinem Bett gelegen war. ‚Ich will nicht denken‘, hörte ich sie sagen. ‚Ich will schlafen. Schlafen ist gut. Wenn ich schlafe, denke ich nicht.‘ Und nun wünschte ich mir, dass ich bereits schlief. Dass ich aufwachte, um festzustellen, dass ich durch die Angst verschwitzt in ihren Armen lag. Und, dass sie mich tröstete und mir sagte, dass ich nur einen schlimmen Traum gehabt hatte, weiter nichts.

Aber irgend etwas sagte mir, dass es kein Traum war. Dass ich wach war und all das wirklich genauso passiert war. Und ich wollte es rückgängig machen. Ich zögerte einen Moment. Was genau wollte ich eigentlich ändern, selbst wenn ich in der Zeit zurückgehen könnte? Ich könnte ihre Vergewaltigung verhindern. Aber danach? Von da ab, hatte sich alles geändert. Und das Schlimme war, dass ich nicht genau wusste, was ich anders gemacht hätte, selbst wenn ich schon gewusst hätte, was kommen würde. Vermutlich hätte ich alles genau so wieder gemacht.

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