World of X

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Wind River

von Cathleen Faye

Kapitel #3

Eine Stunde später schloß Mulder das Tor seines Motels auf, das tatsächlich einen L-förmigen Hof umgab, in dem Trucker auf ihren langen Transporten quer über den Kontinent Station machten. Er sah zu Scullys Fenster hinüber, das sechs Türen neben seinem lag. Es war keine Überraschung, daß ihr Licht aus war.

Er öffnete seine Tür, schaltete das Oberlicht ein, das nur ein anderes unbestimmbares Motelzimmer erleuchtete. Nicht schlecht und nicht gut. Es gab eine Sitzecke am Fenster neben der Tür, durch das man über den vorderen Parkplatz blicken konnte und gegenüber war ein Bett an dem anderen Fenster, von dem aus man den hinteren Parkplatz überblicken konnte.

Wow, ein Zimmer mit zwei Aussichten, wann hatte er jemals so ein Glück gehabt.

Er wanderte hinüber zum Fernseher, nahm das Programmheft in die Hände und hoffte entgegen aller Hoffnung. Ja, diese Mülldeponie hatte einen Erwachsenenkanal, etwas was er möglicherweise den Truckerkunden zu verdanken hatte. Er brauchte etwas, womit er sich abreagieren konnte. Natürlich würden die Biere, die er in seinem Bemühen getrunken hatte, Tristan Hunt aus der Reserve zu locken, bestimmt helfen. Nachdem er es fertig gebracht hatte, ihn zu überreden, sich morgen mit ihm zu treffen, war June zurückgekommen. Sie fuhr fort, ihn mit kleinen Geschichten aus dem Leben einer Kleinstadt zu unterhalten, während er noch einige Biere trank. Er fühlte sich wirklich richtig gut mit einem hübschen kleinen, selten erlebten Rausch.

Mulder schloß die Vorhänge und schaltete die kleine Klimaanlage ein, die eine hübsche Brise ausströmte. Er zog seine Sachen aus, ging ins Badezimmer und stellte die Dusche an. Als der Dampf aufstieg, ging er hinein und stellte sich unter den beruhigenden Fluß. Einer der wenigen Vorteile von Motels war das beinahe unbegrenzte Vorhandensein von warmem Wasser. Es war tatsächlich verdammt noch mal zu heiß für eine warme Dusche, aber Mulder hatte die wählerische Eigenart, die warmes Wasser zum Reinigen forderte.

Abwesend seifte er seinen Körper ein und fragte sich, wie er diesen Jungen Hunt aus dem Schlamassel, in dem er sich befand, herausholen könnte. Nach dem heutigen Tag und dem Abend war er noch mehr davon überzeugt, daß dieser Junge Hilfe brauchte und nicht verfolgt werden sollte. Als er seinen Körper berührte, verschwanden die Gedanken an die Hilfe für Tristan Hunt und wurden ersetzt durch das Bedürfnis, andere grundlegendere Triebe zu befriedigen.

Mulder stellte die Dusche kälter, um seine Haut zu kühlen, aber nichts gegen die Erektion zu tun, die sich eingestellt hatte, als er sich selbst berührte, und strich langsam die Seife von seinem Körper.

Er verließ die Dusche, trocknete sich leicht die Haare ab und strich dann mit dem rauhen Handtuch über seinen Körper, fühlte die Reibung auf seiner sensibilisierten Haut, die sich in jede Ecke und Ritze grub. Er warf das Handtuch zur Seite, putzte sich die Zähne und dann war er bereit für ein Date.

Ja, mit meiner rechten Hand, dachte er.

Mulder ging zurück in den Wohnbereich und erinnerte sich daran, daß er ein kleines Handtuch mitnehmen sollte. Er ging zum Bett und schob die häßliche Bettdecke und die Laken beiseite, für die es einfach zu heiß war. Er warf seinen feuchten Körper auf die weichen Laken und spürte die kühle Luft der Klimaanlage über ihn wehen, die über seine Haut strich wie eine Liebkosung, schaltete das Licht aus und griff nach der Fernbedienung. Dann schaltete er den Fernseher an und kam mitten in den bereits laufenden Film. Als er sich in die Kissen zurücklehnte, wurde sein Körper vom bläulichen Licht des Bildschirms beleuchtet.

Als das Bild erschien, sah er zwei Frauen, die sehr mit Cunnilingus beschäftigt waren. Ah, dachte er, die Liebesszene mit den zwei Hühnern, der Grundstock aller guten Pornofilme. Zwei Frauen dabei zuzusehen, wie sie es sich gegenseitig machten, war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen und er lehnte sich zurück, um die Szene zu genießen. Für einen Moment schloß er seine Augen und lauschte den Geräuschen. Mulder liebte die Geräusche von Sex, wenn er seine Augen schloß, konnten die Geräusche beinahe in seinem Kopf sein.

Mulder öffnete die Augen und sah wieder auf seinen Körper herab, als seine Hände zu wandern begannen. Sie strichen über seine Brust und dann begann er, eine seiner Brustwarzen zu liebkosen, indem er sie mit seinem Mittel- und Ringfinger umkreiste. Er drückte die Knospe zwischen Daumen und Zeigefinger und beobachtete, wie sich die Spitze verhärtete.

Manchmal überraschte ihn sein Körper. Wie die Nervenenden auf Berührung reagierten und wie sich die Formen tatsächlich dadurch verändern konnten. Einen Moment dachte er daran, was ihm Scully am Morgen über die Brustwarzen erzählt hatte. Er war definitiv einer dieser Männer, bei denen sie ein Lustzentrum darstellten. Zärtlich liebkoste er seinen Körper und erinnerte sich nur vage daran, wie es war, jemand anderes zu haben, der es tat. Er leckte seine Fingerspitzen an und legte sie wieder auf seine Brustwarzen, rief sich in Erinnerung zurück, wie es war, wenn jemandes Zunge darüber strich und sie besänftigte.

Seine rechte Hand schob sich weiter an seinem Körper herab und begann, seinen Penis mit dem notwendigen und üblichen Maß an Reibung zu streicheln. Aber in dieser Nacht hatte er Schwierigkeiten, seine Gedanken loszulassen und sich auf die Sache an der Hand, oder besser, in der Hand zu konzentrieren. Auch wenn es sich gewiß nett anfühlte, wurde er nicht so hart wie üblich.

Er lenkte seinen Blick wieder auf die Handlung auf dem Bildschirm und wußte, daß es helfen würde. Als er zusah, wie die eine Frau die andere zu einem heißen, stöhnenden Orgasmus leckte, schoß ihm zum ersten Mal ein neuer Gedanke durch den Kopf. Genossen es Frauen, Männern dabei zuzusehen? Würde Scully es erregend finden, jemanden so gut aussehenden wie Tristan Hunt mit einem anderen Mann anstatt mit einer Frau zu sehen? Die Idee erschien ihm seltsam, aber vielleicht war er einfach nur ein Sexist.

Aber nun, wo er darüber nachdachte, stellte er fest, daß er niemals zwei Männer in einem Pornofilm gesehen hatte, die sich berührten. Es gab eine Menge Szenen mit zwei Männern, aber letzten Endes war da immer eine Frau zwischen ihnen. Männliches Fleisch berührte niemals männliches Fleisch. Er wußte natürlich, daß es Schwulenpornos gab, aber er hatte tatsächlich noch nie einen gesehen. Die Kataloge und Internetseiten, die er für sich nutzte, waren alle auf die nicht homosexuellen Männer ausgerichtet.

Wie würde es sein, zwei Männern, die es miteinander machten, zuzusehen?

Mulder bemerkte, daß seine Hand noch auf seiner Erektion lag und er vollkommen die Konzentration auf seine Erregung verloren hatte. Es war ungeheuer seltsam, dazuliegen und über den Wert von Schwulenpornos nachzudenken, während er kraftlos seine eigene Erektion festhielt. Er erneuerte seine Bemühungen, nahm die visuellen Bilder vor sich auf und spürte schließlich, wie sich der Druck in ihm aufzubauen begann, als sein Penis letztlich in der Umklammerung seiner Hand steifer wurde.

Ein Mann hatte sich zu den Frauen auf dem Bett gesellt. Und natürlich schenkten sie sofort ihre volle Aufmerksamkeit ihm. Mulder wußte, daß es deshalb war, weil es aus der Sicht der meisten männlichen Pornofilmmacher keine wirklichen Lesben auf der Welt gab. Es waren nur schöne Mädchen, die es taten, bis ein richtiger Mann vorbeikam, um es ihnen zu besorgen.

Der Mann in dem Film bekam nun von der einen Frau einen Blowjob, während die andere Frau sie mit den Fingern befriedigte. Als er beobachtete, wie der Penis des Mannes in den mit reichlich Lippenstift versehenen Mund hinein- und wieder herausglitt, war Mulder zufrieden, daß seine eigene Erektion größer wurde. Er schenkte den Erektionen in den Filmen, die er sah, nie viel Beachtung ausgenommen dem obligatorischen Größencheck. Gewöhnlich gewann er.

Aber nun beobachtete er, wie sich die festen Pomuskeln des Mannes anspannten und lockerten, anspannten und lockerten, als er in den Mund der Frau pumpte und hilfsbereit ankündigte, daß er bereit war zu kommen, so daß sie ihre Bemühungen verdoppeln konnte, ihn zu bedienen. Mulder rieb sich fester, versuchte, wie er es gewöhnlich machte, mit dem Schauspieler zusammen zu kommen, der natürlich nicht unbedingt wirklich kam.

Das Gesicht des Mannes verzerrte sich, als seine Stöße in den Mund der Frau sogar noch aggressiver wurden und Mulder spürte, wie sich seine Hoden zusammenzogen, als sein eigener Orgasmus als Reaktion auf seine Stimulation näher kam. Er war kurz davor, noch ein paar Züge mehr; er war fast da, fast da. Mulders Augen verengten sich, während er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm lenkte, als sich die erste Welle seiner Erlösung näherte. Der Mann auf dem Bildschirm warf seinen Kopf nach hinten und kam laut stöhnend und pumpte Samenmassen in den Mund der Frau, die diese mit Freude herunterschluckte.

Sah Tristan Hunt so aus, wenn er mit seinem Penis im Mund irgendeines Kerls kam?

Mulders Hand stoppte augenblicklich auf seinem Penis bei dem Bild in seinem Kopf. Aber der Orgasmus, der begonnen hatte, rollte durch seinen Körper, floß durch seinen Penis und über seine Hand. Er gab nur ein kleines ächzendes Geräusch von sich, Mulder war gewöhnlich ziemlich leise, wenn er sich selbst befriedigte. Er zog es vor, sich auf die Geschichte zu konzentrieren, die ihm gewöhnlich im Kopf herumging und auf die Gefühle, die sich in seinem Körper entwickelten. Er hatte nicht das Bedürfnis, eine Menge kostbarer Energie damit zu vergeuden, Geräusche zu machen, die nur er hören würde. Als sein Sperma auf seinen Bauch spritzte, wurde sein Griff fester, dann entspannte er sich wieder langsam. Erschöpft lag er da. und hielt sanft seinen Penis.

Jesus Christus, wo zur Hölle war dieser Gedanke hergekommen?

Mulder konzentrierte sich wieder auf das Gefühl in seinem Körper. Es war dasselbe wie gewöhnlich. Er hatte die Erlösung erreicht, aber nicht die harte, tiefe Lustbefriedigung, an die er sich erinnerte, als er noch jünger war. Seine Orgasmen waren einfach nicht mehr das, was sie einmal waren und sie waren es schon eine lange, lange Zeit nicht mehr. Irgendwo auf dem Weg waren sie selbstzufrieden geworden. Nett, angenehm, einfach in Ordnung.

Natürlich wußte Mulder, daß sexuelle Reaktionen tief verbunden waren mit Dingen wie Selbstachtung und persönlichem Wert. Das waren Dinge, über die er jetzt nicht einmal anfangen wollte nachzudenken, dazu war er einfach zu müde. Er seufzte, atmete tief ein und langsam wieder aus und fühlte sich ein wenig niedergeschlagen. Aber trotzdem entspannte sich sein Körper langsam in einer heftigen Nachorgasmuslethargie. Es schien, daß sie ihn heute Nacht schlafen lassen würde und das war gut so.

Er nahm das Handtuch und säuberte sich. Dann griff er nach der Fernbedienung und sah auf den Bildschirm, um den Fernseher auszuschalten. Der Mann küßte die Frau, die ihm offensichtlich gerade den Blowjob des Lebens gegeben hatte. Mulder schaltete das Bild aus, rollte sich herum und griff sich eines der Kissen, um es gegen seinen Körper zu drücken. Er vermißte es, nach dem Sex geküßt zu werden. Beinahe sofort schlief er ein.

 

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Mulder frühstückte mit Scully, bevor sie ihn zum Büro des Sheriffs brachte. Er setzte sich mit Sheriff Carmichael und Deputy Simmons zusammen.

"Ich habe letzte Nacht noch ein bißchen mit Tristan Hunt geredet. Er hat zugestimmt, herzukommen und noch einmal mit uns zu reden." Mulder zögerte einen Moment. Er wußte, daß er mit der örtlichen Polizeibehörde langsam anfangen mußte und Scully war gewöhnlich taktvoller, als er es war. "Sheriff, Mr. Hunt erzählte mir, daß er ein paar Morddrohungen und andere Haßpost bekommen hat." Der Sheriff sah ihn fragend an, dann blickte er zu seinem Deputy hinüber.

Simmons zuckte ein wenig mit den Achseln. "Ja, er erwähnte es."

Mulder konnte die Schärfe nicht aus seiner Stimme heraushalten. "Haben Sie irgendwelche Untersuchungen durchgeführt? Zuletzt habe ich gehört, daß das Bedrohen des Lebens eines Menschen ein Verbrechen ist."

"Wenn die Leute ein bißchen Dampf ablassen wollen, kann ich sie nicht davon abhalten. Wir haben hier eine Menge wichtigerer Dinge, um die wir uns sorgen müssen."

"Also wollen Sie einfach darüber hinwegsehen? Hat nicht die Tolerierung dieser Art sozialen Hasses in diesem Staat zu einigen schrecklich tragischen Ereignissen in den letzten Jahren geführt?"

Der Deputy setzte sich in einem Anflug von Ärger auf. "Wärmen Sie keine alten Sachen auf, Agent Mulder. Was mit diesem Jungen drüben in Laramie passiert ist, hat nichts mit dem hier zu tun."

Mulders Stimme wurde lauter. "Nein? Nun, ist es Ihnen dann jemals in den Sinn gekommen, die Briefe auf Fingerabdrücke oder andere Spuren zu untersuchen? Es ist nicht auszuschließen, daß einer davon tatsächlich vom Killer sein könnte, der sich an der Tatsache weidet, daß jemand anderes den Zorn zu spüren bekommt."

"Dieser Jemand ist ein Mordverdächtiger, Agent Mulder," antwortete Simmons kriegerisch.

Mulder sah ihn kalt an, jetzt war alles klar. "Sie haben die Presse informiert und die Gerüchte in der Stadt verbreitet, nicht wahr? Sie verpfiffen ihn als Hauptverdächtigen, enthüllten sein Privatleben. Sie wußten über alles Bescheid."

Der Deputy sah ihn scharf an, leugnete aber nicht die Anschuldigungen. "Es diente seinem Zweck."

"Und welcher sollte das sein?"

"Um Druck auf ihn auszuüben. Früher oder später wird dieser kleine Wichser es vermasseln. Und ich werde da sein. Ich werde ihn und seinen Komplizen bekommen. Wahrscheinlich ist es ein anderes kleines Frücht..."

"Das reicht." Die Stimme des Sheriffs war leise, aber der Deputy hielt augenblicklich den Mund.

Mulder wußte, daß er Tristan Hunt irgendwie aus diesem Schlamassel herausholen mußte.

 

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Draußen erreichte Tristan das Büro des Sheriffs. Sie sollten einfach meinen Namen auf einen der Parkplätze schreiben, dachte er. Er war sich nicht sicher, warum er hier war, abgesehen von der Tatsache, daß er Agent Mulder wiedersehen wollte. Und als wenn das nicht schon verrückt genug war, hatte er in der letzten Nacht noch mehr Alpträume gehabt. Er wollte, daß es vorbei war. Er wollte nur die Geldstrafe zahlen und heimfahren.

Tristan ging hinein und wurde wieder in den Besprechungsraum geführt. Ein paar Minuten später kam Agent Mulder herein, hinter ihm der Sheriff. Oh Mist, dieser Bastard Simmons war auch dabei. Er war derjenige gewesen, der ihn am härtesten unter Druck gesetzt und sichergestellt hatte, daß er wußte, ein paar kleine Homosexuelle würden ihn nicht zum Narren halten. Dieser Mann haßte ihn wirklich für das, was er war und nicht weil er glaubte, er hätte einen Mord begangen. Gott weiß, was er Agent Mulder alles erzählt hatte.

Er wollte Simmons nicht hier haben.

Mulder setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. "Danke, daß Sie gekommen sind, Mr. Hunt."

Plötzlich wollte er hören, daß der Agent seinen Namen sagte. "Sie können mich Tristan nennen."

"In Ordnung, Tristan." Mulder wiederholte den Namen noch einmal, wie es die Leute immer tun, wenn ihnen erlaubt wurde, den Vornamen zu benutzen und er mochte die Art, wie er bei ihm klang. "Hatten Sie letzte Nacht noch mehr Träume?"

Tristan nickte. Mulder und der Sheriff richteten sich beide etwas mehr auf.

"Können Sie mir etwas darüber erzählen?"

"Dieser war ein bißchen anders. Ich meine, es gab nichts Neues darin. Ich... ich glaube nicht, daß er in letzter Zeit jemanden umgebracht hat. Aber es war dennoch anders."

"Erzählen Sie mir, was Sie gesehen haben."

"Ich sah wieder den letzten Mann, der umgebracht wurde. Er war in einem dunklen Raum und lag auf dem Boden. Da war überall Blut. Es ist wie ein Standfoto. Es ist nicht wie ein normaler Traum, in dem man sich bewegt und sich gegenseitig beeinflußt. Es ist beinahe wie eine Diashow."

"Wenn Sie sagen ein dunkler Raum, meinen Sie dann einen normalen Raum wie in einem Haus? Ist es vielleicht ein Lagerhaus?"

Tristan schüttelte den Kopf. "Es war dunkel, es schien eine einzelne Lichtquelle zu geben, die die Person beleuchtete, wie in diesen alten Filmen, in denen jemand verhört wird. Der Typ war in der Mitte des Lichts und ich konnte nicht hinter das Licht sehen. Wissen Sie, wie wenn man nachts im Auto fährt und die Innenbeleuchtung einschaltet. Genau so."

"Ist da noch irgend etwas anderes?"

"Das andere Bild, das ich sah, ist als sie ihn fanden. In dem Feld mit seinem zerschlagenen Gesicht und dem Blut. Jesus..." Tristan sah weg.

Der Sheriff wollte etwas sagen, aber Mulder schüttelte den Kopf. Er lehnte sich zurück und gab Tristan einen Moment, bevor er ihm seine nächste Frage stellte. "Ich habe mich gefragt, ob Sie noch einmal darüber nachgedacht haben, worüber wir gestern sprachen."

Dunkle, mißtrauische Augen starrten ihn nun an. "Sie meinen dieses Hypnoseding?"

Mulder nickte und wollte gerade antworten, aber der Deputy sprach zuerst.

"Sehen Sie, Junge, Sie schubsen uns hier herum...

Mulder drehte sich irritiert zu ihm um, jetzt war nicht der Zeitpunkt, um in der Zweiten Liga Guter Cop - Böser Cop zu spielen. Aber Simmons machte weiter. "Glauben Sie wirklich, Agent Mulder, daß das helfen soll? Ich glaube, dieser Junge sieht genau das, was er sehen will..."

Tristan stemmte seine Hände auf die Tischplatte, als er sich ärgerlich zum Deputy umwandte. "Was bringt Sie dazu, zu glauben, daß ich das sehen will?" schrie er, seine Stimme überschlug sich. Er legte den Kopf auf seine Hände. "Gott, warum sollte irgend jemand so etwas sehen wollen?"

Mulder war über diesen Ausbruch erschüttert. Nicht wegen Tristans Ärger, sondern weil das praktisch genau dieselben Worte waren, die er einmal zu Scully sagte, als sie ihn nach der Stichhaltigkeit seiner eigenen Alpträume fragte.

Genau in dem Moment öffnete die Empfangssekretärin die Tür und sagte zum Sheriff, daß er einen Anruf hätte und er verließ den Raum. Einen Moment später stand Simmons auf. "Was ich meinte, Junge, ist, daß Sie sehen, was Sie sehen, weil Sie dort waren. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich es beweisen kann. Dieses Spiel werden Sie verlieren. Nicht jeder von uns ist ein Narr." Er blickte Mulder angewidert an und verließ sie dann ebenfalls, warf die Tür zu, als er ging und ließ Tristan und Mulder zurück, die sich in dem kleinen Raum gegenüber saßen.

Mulder wußte, daß er Tristan aus dieser Umgebung herausbringen mußte, wenn er ihn erreichen wollte. Er starrte auf den gesenkten Kopf auf dem Tisch ihm gegenüber. Er kannte den Horror, etwas zu sehen, das man nicht aus seinem Kopf bekam, egal wie hart man es versuchte. Er kannte die Frustration, niemanden zu haben, der einen verstand oder einem glaubte. Er kannte diese Einsamkeit. Es tat ihm weh, all dies so roh und offen in einem anderen zu sehen.

Er sah mehr von sich selbst in diesem jungen Mann, als er zugeben mochte.

Sich plötzlich unbehaglich angesichts seiner Erkenntnis fühlend, stand er auf und ging in die entfernte Ecke des Raumes, wo eine Kaffeekanne stand. Er begann, sich eine Tasse einzugießen, die er nicht wirklich wollte. Hinter ihm hörte er wieder Tristans Stimme.

"Es tut mir leid. Ich will einfach mein Leben zurück," sagte er, seine Stimme nun ruhiger.

Mulder stellte die Tasse ab und drehte sich um. Tristan sprach unter dem Schutz seiner Hände, seine Schultern hingen müde herab. "Ich bin so müde," sagte er. "Ich will nur schlafen und nichts sehen. Ich will nur, daß es vorbei ist. Es tut mir leid."

Gott, der Junge entschuldigte sich dafür, daß er ein Opfer war. Mulder durchquerte langsam den Raum und stellte sich neben ihn. Er streckte seine Hand aus, zögerte und vollendete dann die Geste, indem er seine große Hand zart auf Tristans gebeugten Hinterkopf legte. Dabei fühlte er das seidige Haar unter seiner Handfläche. Keine Worte, nur die Gabe des einfachen physischen Kontakts und die Botschaft, daß der junge Mann, der zusammengesunken auf dem Stuhl saß, nicht allein war.

Tristan spürte die tröstende Liebkosung von dem Mann, dessen Berührung er so sehr fühlen wollte. Gott, es schien beinahe wie ein kleines Geschenk. Alles was er tun konnte, war sich nicht umzudrehen und seine Arme um Mulders Taille zu schlingen, als er so nahe bei ihm stand. Er war sich dessen bewußt, wo er war. Er war sich dessen bewußt, daß der Mann diese Geste nicht erwidern würde oder seine Gefühle. Er war sich dessen bewußt, daß er nichts von dem bekommen würde, was er brauchte. Stattdessen bewegte er sich nicht und versuchte, sein rasendes Herz zu beruhigen.

Einen Moment später hockte sich Mulder neben seinen Stuhl, seine Hand glitt von Tristans Kopf zu seinem Arm. Mulder stoppte sich selbst, als er erkannte, daß er dabei war, die Hand des Mannes in seine zu nehmen. Langsam nahm er seine Hand von Tristans Unterarm, er wollte nicht, daß es offensichtlich schien.

"Tristan," bat er leise um Aufmerksamkeit.

Tristan senkte langsam seine Hände und drehte seinen Kopf herum. Er sah Mulder in die Augen, die zu nahe waren, als daß es behaglich wäre. Gott, er war einfach zu nahe. Verdammt zu nahe. Jesus, das war genauso ein Alptraum wie die Visionen.

"Wenn wir diesen Kerl fassen können und die Morde stoppen, werden die Visionen und Alpträume verschwinden."

Er schüttelte ungeduldig seinen Kopf. "Wie können Sie das wissen?"

"Weil es bei mir so war."

Tristan war erschüttert. "Das ist Ihnen passiert? Dieser seltsame Mist, den ich gesehen habe?"

Völlig unerklärlich lächelte Mulder ihn an, ein blödes Grinsen, daß irgendwie nicht zu seinem Gesicht paßte. Es war das erste Mal, daß er es bei dem Mann sah. Ein dunkles Lachen kam von ihm, als er auf die Frage hin den Kopf schüttelte und ihn irgendwie amüsiert ansah. "Tristan, ich habe soviel unglaublichen Mist gesehen, Sie würden es nicht einmal ansatzweise glauben."

Mulder stand wieder auf, immer noch vor sich hin kichernd. Aber Tristan wußte, daß er nicht über ihn lachte und daß es irgendwie ein privater Spaß war, den nur Mulder verstand. Er beobachtete, wie der Agent wieder zu dem Tisch hinüber ging, auf dem die Kaffeekanne stand und begann eine Tasse zu füllen.

Tristan merkte, daß es ihm gar nicht gefiel, daß er sich so weit weg von ihm bewegt hatte. Er beobachtete Mulder, als er an dem Kaffeetisch stand und versuchte, ihn zu begreifen. Er bemerkte erneut, daß die Sachen, die er trug, sehr gut geschnitten waren und von guter Qualität. Material, das wie Tristan wußte, ziemlich teuer für einen G-man war. Er hatte sein Jackett ausgezogen und unter seinem frischen weißen Hemd konnte er seinen schlanken und gut geformten Körper erkennen. Ein hübscher langer Rücken, der in eine schmale Taille mündete. Mulder verlagerte sein Gewicht auf ein Bein und zeigte unbewußt die feine Kurve eines verlockenden Pos. Und Gott, diese langen, langen Beine. Tristans Aufmerksamkeit verlagerte sich von den Vorstellungen in seinem Kopf wieder auf das Gebiet unterhalb seiner Taille, als Mulder sich ihm wieder zuwandte und eine Geste machte, um ihm einen Kaffee anzubieten.

Gott, er war verdammt noch mal zu gutaussehend, dachte er. Ein einzelner seiner Gesichtszüge konnte nicht gutaussehend in herkömmlichem Sinne genannt werden, aber alle paßten irgendwie wunderbar zusammen. Und wie würde es wohl sein, diese langen Beine um sich geschlungen zu haben, während er sich hart und tief in seinen Körper bewegte? Wie würde es wohl sein, es mit ihm zu treiben?

Tristan schlug sich geistig selbst. Verdammt, was zur Hölle dachte er sich? Er kämpfte hier um sein Leben - um seinen Verstand. Und nun wurde er geil wegen eines FBI-Agenten, eines Mannes, der ausdrücklich hier war, um ihm sieben Morde anzuhängen.

Aber obwohl er die Worte dachte, wußte er, daß sie nicht wahr waren. Er sah Mulder wieder in die Augen und schüttelte den Kopf zu dem angebotenen Kaffee.

Mulder kam wieder herüber und setzte sich ihm gegenüber. "Ich würde gern noch einmal einige der Orte, an denen Leichen gefunden wurden, besichtigen. Ich hätte gern, daß Sie mich begleiten. Und ich würde gern mit dem Steinbruch beginnen, wo die erste Leiche gefunden wurde."

"Ich weiß nicht, warum Sie glauben, daß es helfen würde zu dem Steinbruch zu fahren. Die Polizisten haben schon alles abgesucht."

Mulder sagte Tristan nicht die ganze Wahrheit, nämlich, daß er Tristans Reaktion in dem Steinbruch sehen wollte. Wenn er schon nicht in der Lage war, ihn dazu zu bewegen, daß er einer Hypnose zustimmte, wollte er ihn in einer Umgebung beobachten, in der er sich vielleicht besser erinnern könnte, weit ab von hier.

"Ich will ihn einfach nur sehen, irgendetwas kann immer übersehen werden," antwortete er. "Und es gibt keinen Grund für den Sheriff oder den Deputy mitzukommen." Mulder lächelte ein wenig. "Außerdem bin ich mir sicher, daß Simmons seine weiße Kapuze aus der chemischen Reinigung holen muß." Nach einem Moment lachte Tristan und nickte.

 

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Bald saßen sie in Tristans Jeep und fuhren aus der Stadt heraus. Es war ein heißer Tag, etwa um die dreißig Grad. Als sie den Pfad erreichten, fuhr Tristan an die Seite. Sie stiegen aus und Tristan ging nach hinten, um ein paar von den Wasserflaschen mitzunehmen, die sie an der Tankstelle gekauft hatten. Als er zurückkam, blieb er plötzlich stehen, während er zusah, wie Mulder seinen Mantel auszog und auf den Rücksitz warf. Nur eine leichte Brise zerzauste sein Haar und er war einer der wenigen Leute, die Tristan jemals gesehen hatte, deren Haut im direkten Sonnenlicht tatsächlich gut aussah. Der FBI-Mann fuhr damit fort, seine Krawatte zu lösen und die Ärmel seines Hemdes hochzurollen. Tristan schluckte schwer. Oh bitte, mach weiter, dachte er.

Mulder blickte genau zur richtigen Zeit auf, um den seltsamen Ausdruck auf Tristans Gesicht zu sehen. "Was?"

Tristan wurde verlegen, als er sich dabei ertappt fühlte, wie er in Verzückung geraten war und beschloß, in die Offensive zu gehen. Warum sollte er der einzige sein, der aus dem Gleichgewicht gebracht wurde? "Nichts. Ich habe nur geraden einen echten GQ-Moment im Entstehen beobachtet."

"Einen was?" Mulder sah ihn verwirrt an, als er die Wasserflasche nahm, die Tristan ihm hinhielt.

"Haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie verdammt sexy Sie sind?" Tristan lachte ein wenig. "Nein, natürlich nicht. Ihre Sexualität ist vollkommen natürlich, vollkommen unbewußt. Sie probieren es überhaupt nicht."

Mulder sah ihn nun ein wenig erschrocken an. Er wand sich förmlich. "Bereite ich Ihnen Unbehagen?" fragte Tristan mit einer absichtlich unschuldigen Stimme.

Mulder brauchte einen Moment, um zu antworten. "Ja... sehr."

"Es tut mir leid. Es war nur eine Beobachtung. Kommen Sie, der Steinbruch ist in dieser Richtung." Tristan drehte sich um und ging auf den Pfad zu. Nach ein paar Schritten bemerkte er, daß Mulder ihm noch nicht folgte. Er drehte sich wieder herum, um zu sehen, daß der Mann ihn nur anstarrte. "Kommen Sie!" sagte er und nickte in Richtung Hang. "Sie sind derjenige, der diese Stelle sehen will." Er drehte sich um und ging den Pfad hinauf.

Mulder war sich dessen vollkommen bewußt, daß sein Wille und seine Reaktionen getestet worden waren. Er wußte, daß Tristan mit der völlig irrsinnigen und doch tiefgreifenden Furcht nicht homosexueller Männer spielte, daß irgendeine Art von Schwulsein auf sie abfärben würde, wenn sie sich einem Homosexuellen zu sehr näherten. Er testete ihn, um zu sehen, ob er den Schwanz einziehen und weglaufen würde. Aber das Problem war, daß er weit davon entfernt war, wegzulaufen. Tatsächlich hatte ihm der Gedanke, daß Tristan ihn attraktiv fand, gefallen und zwar auf einer so weitreichenden Ebene, daß es ihn erschreckte. Jesus, wie sollte er damit umgehen?

Mulder griff seine Wasserflasche und folgte Tristan auf den Pfad.

Die Hitze des Tages fühlte sich gut an. Mulder haßte Kälte. Nachdem er beinahe erfroren war, sowohl am Nordpol als auch am Südpol, hatte er die Nase ziemlich voll von kaltem Wetter. Der Sommertag bekam ihm einfach gut.

Sie gingen einige Zeit schweigend dahin, bevor Tristan wieder sprach. "Es tut mir leid, daß ich vorhin an Ihren Fesseln gezerrt habe. Ich vermute, daß ich mehr von den Reaktionen erwartet habe, die ich hier neuerdings bekomme."

"Warum sind Sie in Wind River geblieben, Mr. Hunt? Sie sind intelligent, Sie könnten irgendwo etwas anderes aus sich machen. Es gibt Orte, an denen man... toleranter ist."

"Tristan." Er nahm sich Zeit, um zu antworten. "Ich nehme an, weil ich nicht weiß, ob es da draußen besser ist als hier. Ich vermute, weil eine bekannte Situation besser ist als eine unbekannte."

Mulder nickte, er konnte das verstehen. Er hatte genauso gefühlt, bevor er nach Oxford gegangen war. Er war unglücklich gewesen, wo er war und doch war es vertraut. Er kannte den Weg um die emotionalen Landminen seines Lebens herum. Wegzugehen, um in einem anderen Land zu leben, wo er niemals gewesen war und wo er niemanden kannte, war eine der schwierigsten Entscheidungen, die er jemals getroffen hatte. Es war unbekanntes Gebiet.

Sie erreichten den Steinbruch und Mulder sah herunter auf den See. Es war schön hier. Wenn man in der Stadt lebte, konnte man die Natur schon hin und wieder vergessen. Es sah aus wie ein kühler, stiller Platz. Ruhig, abgesehen von der Tatsache, daß hier ein brutal ermordeter Mensch gefunden worden war. Er ging hinunter an den Rand des Wassers.

"Also, Sie sagten, Sie und Ihre Freunde sind früher hierher gekommen?"

"Oh ja. Alle Kinder der Stadt kommen hierher. Wir gingen schwimmen, hingen nach der Schule herum." Tristan blickte über den blauen See und zuckte ein wenig mit den Schultern. "Machten große Pläne."

Mulder drehte sich zu ihm um. "Große Pläne?"

"Die großen Träume kleiner Kinder aus einer kleinen Stadt." Er lachte leise, als er sich zu Mulder an den Rand des Wassers gesellte. "Mein Freund Bret wollte ein Rockstar werden, aber natürlich wurde er Mechaniker an einer Tankstelle, mit einer Frau und zwei Kindern. Robbie wollte Profifußballer werden. Er leitet die Bar, in der ich arbeite."

"Und welche Pläne hatten Sie?"

Tristan blickte ein wenig unwillig drein, beinahe verlegen. Er sah weg auf das Wasser und zwinkerte im strahlenden Sonnenlicht. "Ich wollte nach Kalifornien gehen und für den Film arbeiten. Ich meine, bei den Spezialeffekten. Ich mag Computer." Er drehte sich wieder zu Mulder. "Aber ich bin Kellner in Wind River. Ich bin einfach wie Robbie und Bret."

"Sie lassen es so klingen, als wäre es zu spät, um nach Kalifornien zu gehen. Um Gottes Willen, Sie sind erst dreiundzwanzig. Wenn das hier vorbei ist, können Sie immer noch gehen."

Tristan sah ihn an, ganz klar ein wenig defensiv. "Sind Sie das, was Sie werden wollten, wenn Sie erwachsen sind?" fragte er mit einem sarkastischen Unterton.

Mulder war einen Moment verwundert. Dies war eine Frage, über die er aus gutem Grund nie viel nachgedacht hatte. Aber weil die Geschichte zwischen zwölf und siebenunddreißig zu lang und zu umfangreich war, um sie zu erzählen, war die Antwort wirklich ganz einfach. "Nein. Nein, das bin ich nicht."

Zu seiner Überraschung lächelte Tristan sanft. Nicht triumphierend, sondern in einer Art von Mitgefühl nickte er. "Und welche Pläne haben Sie hinter sich gelassen, Agent Mulder?"

Mulder war tatsächlich versucht, sie ihm zu erzählen. Aber stattdessen schüttelte er einfach nur den Kopf. "Nicht der Rede wert." Er wollte die Aufmerksamkeit von sich lenken. Verlorene Jungenträume mit diesem Mann zu diskutieren, war nicht das, weswegen er ihn hierher gebracht hatte. Er kam zu dem Grund ihres Besuches hier zurück. "Wo haben Sie die Leiche gefunden?"

Tristans Gesichtsausdruck veränderte sich. Er drehte sich um und führte Mulder hinüber zu der Stelle, an der er die Leiche gefunden hatte. Beschrieb, wie er in dem Traum Teile des umgebenden Gebiets gesehen hatte. Beinahe wie Fotografien. Es hatte lange Zeit gedauert, bis er sich erinnerte, wo das war und bis die Teile zusammenpaßten. Während sie redeten, erwähnte Mulder wieder die Hypnose. Wenn er auch noch nicht zustimmte, so schien er doch ein bißchen empfänglicher für die Idee zu sein. Mulder fragte sich, ob womöglich eine weitere schlaflose Nacht ihn einfach noch verzweifelter gemacht hatte oder ob er ihm nun vielleicht ein bißchen mehr vertraute.

"Ich sehe einfach nicht, wie zur Hölle es Ihnen mehr Informationen bringen soll, wenn Sie mich zum Schlafen bringen, als ich Ihnen schon gegeben habe. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich gesehen habe."

"Aber Ihre Träume sind unscharf. Ein Therapeut kann einfach helfen sie zu schärfen. Hypnose ist wirklich kein Schlafstadium, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint. Letzten Endes ist es tatsächlich einfach Selbsthypnose, der Therapeut agiert nur als Führer. Sie haben die Kontrolle."

"Aber es ist ein Trancezustand, richtig?"

"Die Gehirnströme verlangsamen sich, gelangen von der Beta- in die Alphaphase und sogar, bei tiefer Trance, in die Thetaphase. Aber in vielfacher Hinsicht unterscheidet es sich nicht von dem Gefühl in dem meditativen Zustand, das wir empfinden, wenn wir Musik hören oder ein gutes Buch lesen. Haben Sie jemals während eines Films geweint?"

Tristan sah ihn eigenartig an. "Ich habe mir die Augen ausgeweint bei ‚Old Yeller‘. Ich hasse es, wenn sie den Hund in dem Film umbringen."

Mulder lachte leise. "Ich auch. Aber das ist es, was ich meine. Sie wußten, daß der Hund nicht wirklich stirbt. Aber Sie konzentrierten sich darauf, was Sie sahen und Sie fühlten den Schmerz des kleinen Jungen, als wenn es Ihr eigener wäre. Und trotzdem hatten Sie die totale Kontrolle. Sie wußten, Sie konnten den Film ausschalten oder weggehen, wenn Sie es wollten. Die Macht ist immer noch Ihre. Hypnose gibt Ihnen die Kontrolle zu verstehen, sie nimmt Sie Ihnen nicht weg. Als Sie das erste Mal hier draußen waren und versuchten diesen Platz zu finden, wußten Sie, daß die Antwort in Ihrem Traum war und Sie waren schließlich in der Lage das Stück, an das Sie sich in ihrem Traum erinnerten, mit etwas in Zusammenhang zu bringen, das Sie wiedererkannten. Hypnose könnte Ihnen helfen, dies wirkungsvoller zu tun."

Tristan hörte genau zu und überdachte es einen Moment. "Wie wird es gemacht?" fragte er schließlich.

"Es gibt eine Menge verschiedener Arten, aber grundsätzlich kann die Anwendung der schrittweisen Herbeiführung von Entspannung oft am erfolgreichsten sein. Die Befürworter benutzen oft eine Entspannungstechnik, wo Sie sich einen sicheren oder friedvollen Ort vorstellen müssen. Dann helfen sie, die Versuchsperson durch ihre Erinnerungen zu führen und danach erwecken sie sie wieder zu vollem Bewußtsein. Aber es gibt viele verschiedene Methoden und die Menschen reagieren auf jede einzelne unterschiedlich."

Ihn anschauend, glaubte Tristan, daß Mulder nicht darauf aus war ihm irgendeinen Schaden zuzufügen und daß er wahrhaftig dachte, dies wäre ein Mittel, das ihm vielleicht half. "Können Sie es tun?"

"Ich habe es gelernt, aber es sollte von jemandem gemacht werden, der wirklich ein Spezialist ist. Ich kenne jemanden, den wir..."

"Nein, ich möchte, daß Sie es tun."

Mulder schüttelte den Kopf. "Es steht mir nicht zu, es zu tun."

"Warum zur Hölle nicht?"

"Weil ich eine Untersuchung leite. Ob Sie es mögen oder nicht, Sie sind in den Augen einer Menge Leute verdächtig. Es muß eine dritte Person sein."

"Ich will nicht, daß irgendein Fremder in meinem Kopf herumgräbt." Tristan wurde zunehmend aufgeregter.

"Ich kann es nicht tun, Tristan. Die Sitzung sollte aufgezeichnet werden, es muß von einem Profi gemacht werden. Ich kann nicht..."

"Mist!" Tristan ging einen Moment frustriert zur Seite. Er stand da und schaute über den See, während Mulder ihn beobachtete, wie er seine Hände durch sein langes Haar gleiten ließ, bevor er sich wieder umdrehte. "Ich vertraue niemandem sonst."

Als Mulder Tristan ansah, wog er das kleinere Übel ab. Worum ihn Tristan bat, war an der Grenze zum Unethischen. Es war viele Jahre her, seit er eine Sitzung abgehalten hatte. Er wußte, was zu tun war, er hatte eine umfassende Ausbildung gehabt, um seine eigenen Interessen voranzutreiben. Doch das war etwas völlig anderes. Aber er wußte auch, einer der wichtigsten psychologischen Faktoren war das Vertrauen der Person, die hypnotisiert werden soll und das Bedürfnis dieser Person, sich zu erinnern. Es konnte den Unterschied ausmachen. Er mußte es versuchen.

"Wenn ich Ihnen zeige, wie es gemacht wird, werden Sie dann darüber nachdenken, mit einem Therapeuten zusammenzuarbeiten?"

Es dauerte einen Moment, aber schließlich nickte Tristan seine Zustimmung zu Mulders Angebot.

"In Ordnung. Kommen Sie herüber."

 

---

 

Er führte sie zu einem schattigen Platz unter einem großen Baum, während Tristan ihm folgte. Es war ein stiller Nachmittag, einer dieser wundervollen schön-daß-man-lebt-Tage. Warme Sonne, leichte Brise, blauer Himmel mit Wolken. Dieser Platz war genauso gut wie jeder andere, um es zu tun. Tristan setzte sich mit gekreuzten Beinen hin und lehnte sich an den Baum. Mulder setzte sich ihm gegenüber.

"Lehnen Sie sich entspannt an den Baum und lassen Sie Ihre Hände einfach in Ihrem Schoß ruhen." Tristan tat, was ihm gesagt wurde. "Nun sehen Sie mich an." Er hob seine Augen und traf Mulders Blick.

"In Ordnung, ich möchte, daß Sie Ihre Augen genau hierher zu richten." Mulder hob den Zeigefinger seiner rechten Hand und zeigte auf seine Augen. Seine Stimme nahm einen leisen beruhigenden Ton und einen rhythmischen Takt an, als er zu sprechen begann. "Ich möchte, daß Sie genau hierher sehen. Lösen Sie Ihre Augen nicht von meinen. Bewegen Sie sich nicht, sprechen Sie nicht, nicken Sie nicht oder sagen Sie ‚hmm-hmm‘, bis ich Sie darum bitte. Wenn Sie mir folgen, können Sie in nur wenigen Augenblicken ein sehr tiefes und angenehmes Stadium der Hypnose erreichen."

Tristan starrte in Mulders Augen, wie es ihm gesagt worden war, der Klang seiner Stimme war verführerisch und warm und zog ihn an.

"Jetzt atmen Sie tief ein und füllen Sie Ihre Lungen. So ist es gut." Mulder atmete selbst tief ein, während er seine rechte Hand hob und eine Faust machte. "Nun atmen Sie aus." Und Tristan atmete aus, als Mulder seine Faust öffnete und die Finger vorsichtig spreizte. Während Tristan ihm folgte, verließen seine Augen niemals die von Mulder. Gott, sie waren schön, dachte er, bevor er seine Konzentration wieder auf Mulders Stimme lenkte und seinen Anweisungen folgte.

"Atmen Sie wieder tief ein." Zusammen wiederholten sie das Ritual des Atmens viele Male, während Mulder Tristans Blick festhielt. Die Hitze des Tages, kombiniert mit dem beruhigenden Klang von Mulders Atem und Stimme, brachte Tristans Konzentration auf einen einzigen Punkt, Mulders Augen. Und zu seiner Überraschung beendete sein unkonzentrierter Geist seine Wanderung.

"Jetzt werde ich von fünf rückwärts bis eins zählen. Während ich das tue, werden Ihre Lider schwer und schläfrig. Wenn ich bei eins angekommen bin, werden Sie in einen Schlaf übergegangen sein, einen tieferen Schlaf, als Sie je zuvor erlebt haben. Also dann, fünf." Mulder begann seine Hand rhythmisch zu bewegen, wie bei einem langsamen Takt zu einer Musik, die nur er und Tristan hören konnten. "Augenlider schwer, herabhängend, schläfrig. Vier."

Mulder bewegte seine Hand weiter und hielt seine Stimme in demselben langsamen trägen Rhythmus. "Drei. Wenn Sie das nächste Mal blinzeln, wollen Sie Ihre Augen nicht mehr öffnen. So ist es gut. Zwei. Sie fallen zu, fallen zu, fallen zu, fallen zu, sie schließen sich, sie sind zu... eins."

Mulder streckte seine Hand aus und legte sie sanft auf Tristans Hinterkopf an seine Schädelbasis. Er faßte Tristans linken Arm am Ellbogen, zog ihn nur ein wenig nach vorn und Tristan bewegte sich ohne Widerstand, als würde er schweben. "Schlafen Sie jetzt. Schlafen Sie." Tristan war sehr ruhig geworden und Mulder betrachtete ihn sorgfältig auf Anzeichen dafür, daß er ins Unterbewußtsein geglitten war. Unter seinen Händen spürte er Tristans Körpertemperatur, die sich aufgrund seines jetzt niedrigeren Pulses und seiner extremen Entspannung veränderte. Seine Lider flatterten im frühen Stadium des REM-Schlafes. Mulder führte ihn durch eine sich vertiefende Einführungsübung.

"Lassen Sie sich jetzt fallen, entspannen Sie sich. Lassen Sie ein gutes, befriedigendes Gefühl über Ihren Körper kommen. Entspannen Sie jeden Muskel und jeden Nerv und fühlen Sie sich ausgeglichen. Jeder Atemzug bringt mehr Frieden und mehr Entspannung. Gleich beginne ich von zehn rückwärts bis eins zu zählen. In dem Moment, wo ich die Zahl zehn sage, werden Sie sich im Geist in der Sonne ein paar Schritte entfernt von einem Sessel sehen. Während ich rückwärts zähle, gehen Sie einfach zu dem Sessel und setzen sich hin. Zehn... neun, entspannen und loslassen. Neun... acht... sieben... sechs... Sie sind fast da, Sie können sich ausruhen, wenn Sie den Sessel erreichen. Fünf... Sie bewegen sich, entspannen sich vollkommener. Vier... drei... Sie atmen tief ein... zwei... Sie sind da. Sie sinken in den Sessel, werden ruhiger, friedvoller, entspannter... eins... Sie sind ruhig, in einem friedvollen Stadium der Entspannung. Atmen Sie einfach. Langsam ein. Langsam aus. Noch einmal. Und noch einmal.

Mulder nahm seine Hände langsam von Tristan und schwieg einen Moment, beobachtete, wie der Mann atmete, beobachtete das langsame Heben und Senken seiner Brust. "Tristan, ich möchte, daß Sie Ihre Vorstellungskraft benutzen. Sie stehen nun vor einer Tür. Sie versuchen die Tür zu öffnen und finden heraus, daß sie verschlossen ist. Neben der Tür steht ein Tisch, auf dem ein Schlüssel liegt. Sie nehmen den Schlüssel und stecken ihn in das Schlüsselloch. Die Tür läßt sich leicht und ohne Mühe öffnen. Sie gehen hindurch in einen Raum, eine große Bibliothek. Sehen Sie die Bibliothek?"

Tristan nickte.

"In dieser Bibliothek stehen alle Bücher Ihres Lebens, Tristan. Sehen Sie die Jahreszahlen auf den Buchrücken?. Sie führen zurück bis an den Beginn Ihres Lebens. All die guten Dinge sind in diesen Büchern, aber auch die schlechten. In diesen Büchern sind alle Antworten, Tristan. Diese Bücher gehören alle Ihnen und sie enthalten die Antwort, nach der Sie suchen. Auch wenn Sie die Bücher eine Zeit lang nicht angesehen haben, die Antwort ist hier. Wir müssen nur das richtige Buch finden."

Tristan bewegte seinen Kopf ein wenig, beinahe als würde er sich in einem Raum umsehen.

"Ich brauche Sie, um ein Buch zu finden, Tristan. Das Buch wird versuchen sich zu verstecken, es wird denken, das es cleverer sein kann als Sie. Aber Sie wissen, daß Sie schlauer sein können. Und wenn wir dieses Buch finden, können wir es wegwerfen. Wir können uns davon freimachen, so daß es nicht mehr länger in Ihrer Bibliothek steht. Sind Sie bereit, damit zu beginnen, das Buch zu suchen?"

Tristan nickte wieder.

"Finden Sie das Buch, das die Bilder der Männer enthält, die Sie gesehen haben. Sie wissen, wo es ist. Sich daran zu erinnern, hat nun Priorität für Sie. Es ist nicht länger ein Kampf, sich zu erinnern: es ist einfach und natürlich für Sie, sich zu erinnern. Nehmen Sie sich Zeit und finden Sie das Buch. Wenn Sie das Buch finden, nehmen Sie es aus dem Regal und lassen Sie mich wissen, daß Sie es haben, indem Sie den ersten Finger Ihrer rechten Hand heben... Gut."

"Öffnen Sie das Buch, Tristan, und sagen Sie mir, was Sie sehen." Plötzlich begann Tristan, ein bißchen tiefer zu atmen und sein Kopf bewegte sich, als würde er wegsehen. "Was sehen Sie?"

"Einen Mann, einen älteren Mann. Er blutet. Oh Gott, da ist so viel Blut."

"Lebt er?"

Er nickte. "Ja, er weint, er fleht um sein Leben."

"Kennen Sie ihn, Tristan? Haben Sie diesen Mann jemals vorher gesehen?"

"Ja. Auf den Fotos, die Sheriff Carmichael mir gezeigt hat. Ich sah ihn vorher in meinen Träumen. Er weint und bittet jemanden, daß er aufhört, ihn zu verletzen." Tristan senkte seinen Kopf, als würde er jemandem zuhören, seine Brauen in Konzentration zusammengezogen.

"Bittet wen, Tristan? Ist da eine andere Person in dem Raum?"

"Ja. Ja! Aber ich kann ihn nicht sehen. Es ist dunkel. Ich kann ihn nur hören."

"Sagt diese andere Person irgend etwas? Was sagt sie? Können Sie seine Stimme hören?"

"Er lacht. Keine Worte."

"Sehen Sie sich jetzt in dem Raum um. Können Sie irgend etwas sehen? Was ist das für ein Raum?"

"Es ist dunkel, es ist dunkel. Ich kann nichts sehen. Ich kann nur den Mann hören, der darum bittet die Qual zu beenden. Gott, er wird nicht aufhören, ihm weh zu tun." Schweiß war auf Tristans Stirn ausgebrochen. Er schüttelte sich ein wenig.

"Was ist es, was sehen Sie?"

"Ich möchte nicht hinsehen. Bitte."

Mulder wurde besorgt. Er wollte nicht zu weit gehen, besonders nicht beim ersten Mal. "Weiß der Mann, wer ihm weh tut? Sagt er einen Namen?"

Er schüttelte den Kopf.

"Sehen Sie sich um, Tristan. Ist da ein Bild an der Wand, können Sie irgendwelche Möbel sehen? Irgend etwas, das uns vielleicht etwas darüber sagen könnte, wo dieser Raum ist?"

"Es ist dunkel, ich sagte Ihnen doch, es ist dunkel! Ich kann ihn nur hören. Er lacht und tut dem Mann weh. Oh Gott. Nun ist es still." Plötzlich begann Tristan zu zittern. "Er ist tot, er ist tot. Ich bin allein mit dem anderen. Nein, bitte. Ich habe Angst. Bitte."

Mulder streckte seine Hand aus, ergriff das Handgelenk des anderen Mannes und hielt es fest. "Tristan, schließen Sie das Buch jetzt. Machen Sie. Schließen Sie das Buch. Sie werden es nicht mehr sehen. Wir werfen es später weg. Schließen Sie es. Haben Sie es geschlossen? Gut. Sie sind wieder in der Bibliothek, Tristan. Es ist nur ein Raum wie jeder andere. Dort gibt es Licht und nur Bücher. Legen Sie es einfach ins Regal zurück und drehen Sie sich um. Haben Sie das gemacht, Tristan? Gut. Das ist gut. Ich möchte, daß Sie die Bibliothek nun verlassen und zurückkehren zu Ihrem Sessel in der Sonne. Denken Sie daran, die Tür hinter sich zu verschließen, dann gehen Sie zurück in die Sonne. Wenn Sie die Tür verschlossen haben und wieder in Ihrem Sessel in der Sonne sind, lassen Sie es mich wissen, indem Sie den ersten Finger Ihrer rechten Hand heben. Sind Sie da? Gut. Setzen Sie sich einfach in den Sessel und atmen Sie tief, während Sie die Wärme der Sonne auf Ihrem Gesicht spüren. Spüren Sie die kühle Brise? Sie sind jetzt in Sicherheit, Tristan. Sie sind zurück in der Sonne mit mir, warm und sicher. Jetzt hören Sie auf meine Stimme. Meine Stimme. Ich werde jetzt von eins bis fünf zählen, und dann werde ich Ihren Namen sagen. Sie werden Ihre Augen öffnen und dann sind Sie wieder vollkommen bei Bewußtsein, ruhig und erfrischt."

Mulder zählte ihn zurück ins Bewußtsein.

"Tristan?"

Seine Augen öffneten sich. Er sah sich einen Moment um und plötzlich beugte er sich nach vorn, vergrub sein Gesicht in seinen Händen und weinte leise. "Scheiße. Oh Scheiße." Seine Schultern zuckten und Mulder streckte eine Hand nach ihm aus, aber er wich zurück. Tristan stand auf und ging zum Ufer des Sees. Mulder ließ ihn gehen. Er blieb sitzen, wo er war und sah den hochgewachsenen Mann, der ihm den Rücken zukehrte, einfach nur an. Während er den jungen Mann beobachtete, kämpfte er mit seinen Gefühlen, er erlebte seine eigene Verwirrung und versuchte, seine eigenen Gefühle zu sortieren.

Es gab nichts physisch Sensibles oder Zerbrechliches an Tristan Hunt und doch war das überwältigende Gefühl, das Mulder hatte, das Bedürfnis ihn zu beschützen. Er spürte das tiefe Bedürfnis, ihm Trost zu spenden, irgendwie seine Hand nach ihm auszustrecken, ihn körperlich zu berühren. Ihn in Sicherheit zu wiegen.

Nach ein paar Minuten drehte sich Tristan wieder zu ihm um, sein Gesichtsausdruck gefaßter. "Habe ich irgend etwas gesagt, das hilft?"

Mulder stand auf. "Noch nicht. Aber ich glaube, es ist da. Ein richtiger Therapeut kann Sie viel besser da hindurch führen."

Tristan sah besorgt aus. Er schüttelte den Kopf und sah hinauf in den Himmel, so als würde er dort nach Antworten suchen, während er tief einatmete. "Warum glauben Sie, sehe ich diese Dinge?"

"Ich kann darauf nicht definitiv antworten."

"Ich habe nicht um eine definitive Antwort gebeten! Ich wollte wissen, was Sie verdammt noch mal denken."

Mulder näherte sich ihm nun. "Was ich denke ist, daß Sie sich an etwas erinnern möchten. Aber ich denke auch, daß es sie zu Tode erschreckt. Aber ich glaube, daß Sie auch wissen, daß Sie sich erinnern müssen, um die Kontrolle über Ihr Leben zurück zu bekommen."

Die beiden Männer sahen sich in dem strahlenden Sonnenlicht lange an. Schließlich brach Mulder das Schweigen.

"Tristan, werden Sie mich jemanden anrufen lassen, den ich kenne, damit er mit Ihnen arbeitet?"

Tristan nickte langsam.

Mulder lächelte. "Gut."

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