World of X

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Zerstörungen

von Jill Formella

Kapitel 3

Minetts Schritte hallten auf dem mit Marmor gefliesten Boden, als er die Eingangshalle des General Hospitals betrat.

Es war klar. Wann immer er nicht anwesend war, geschahen die wichtigsten Dinge. Ununterbrochene 48 Stunden hatte er bereits in diesem Krankenhaus verbracht, auch wenn es dem Personal nicht paßte. Er hatte sich einfach nur die Beine vertreten, frische luft schnappen und einen Kaffee trinken wollen und schon... Er war ein absoluter Versager.

Scully hatte knapp zwei Tage im Koma gelegen und gerade zu dem Zeitpunkt, an dem er nicht da gewesen war, passierte das. Er hätte sich ohrfeigen können.

Allen ihm sich in den Weg stellenden Hindernissen, die meist Patienten in Rollstühlen betrafen, geschickt ausweichend, rannte er den Flur Richtung Intensivstation hinunter. Wie oft er das Schwesternzimmer mit den zwei großen Glasscheiben nun schon passiert hatte, wußte er nicht und es war ihm auch egal.

Er konnte das ganze Krankenpersonal nicht ausstehen. Das konnte auch nicht der Besucher-Pass, den in großen Buchstaben das Wort 'VISITOR' zierte, entschädigen, der ihm ohne große Diskussionen mit den Ärzten und Krankenschwestern, den Zutritt zur Intensivstation gewährte. Ohne diesen Paß währe ihm der ganztägige Zutritt nicht gestattet und das hätte ihm gerade noch gefehlt.

Er wechselte den Gang und öffnete eine große, doppelt gesicherte Glastür, mit der Aufschrift 'Intensivstation - Zutritt für Unbefugte verboten'. Kaum hatte er die Tür durchschritten, kam ihm auch schon ein in grüner Schutzkleidung gekleideter Arzt entgegen gestürmt. Doch dann verlangsamte dieser seine Schritte. "Ach Mr. Minette, sie sind das. Ich dachte schon, es wäre wieder mal jemand, der keine Schilder lesen kann." witzelte er.

Minette schenkte ihm im Vorbeigehen ein gequältes Lächeln und ging ohne stehenzubleiben weiter. "Wie geht es ihr?" fragte er, ohne den Arzt anzusehen.

"Ihr Zustand ist....phantastisch. Ich kann es nicht anders sagen." informierte ihn der Arzt. "Sie erwachte urplötzlich aus dem Koma in einem erstklassigen Gesundheitszustand. Und das alles nach diesen schweren Verletzungen. Ich kann mir das nicht erklären."

Sie hatten Scullys Zimmer erreicht und Minette blickte durch die Glasscheibe hinein. Sie lag in ihrem Bett, genauso wie sie es noch vor zwei Tagen getan hatte. Doch all die Geräte und Maschinen, die aus ihr einen schrecklichen Anblick gemacht hatten, waren verschwunden. Kein Elektrokardiograph, keine Beatmungsmaschine. Nur ein Tropf, der Scullys Körper mit den während des Komas verlorenen Nährstoffen versorgte.

"Hi Minette!" ertönte eine Stimme und Minette fuhr zusammen. Es war Mulder, der mit einem Becher in der Hand um die Ecke bog und auf ihn zu steuerte. Natürlich war ihm Mulder bekannt und er hatte ihn auch schon oft gesehen. Doch er hatte noch nie mit ihm gesprochen. Entsprechend komisch kam es ihm vor, daß Mulder ihn ohne zu zögern ansprach, als wären sie altbekannte Kollegen.

Er war davon überzeugt, daß Mulder sich gründlich über ihn informiert hatte, über die Person, die seine Kollegin in diese Situation gebracht hatte. Und er konnte die Feindseligkeit ihm gegenüber förmlich sehen, er strahlte sie aus wie ein Heizofen die Wärme.

Er streckte ihm die freie Hand entgegen und Minette schüttelte sie. Mit einem Ruck drehte Mulder sich um, sah durch die Scheibe zu Scully hinein und nahm einen Schluck von seinem Kaffee.

Er mußte sich stark zusammenreißen um Minette nicht zu fragen, wo er sich aufgehalten hatte, als Scully erwacht war. Irgendwie verspürte er eine fast natürliche, persönliche Abneigung gegen diesen Mann. Auch wenn er ihn noch nicht kannte. Und er bemühte sich auch nicht dies zu überspielen.

Sie standen schweigend neben einander und sahen Scully an, die von einer Schwester betreut wurde und sie noch nicht bemerkt hatte. Mulder wußte nicht, worüber er mit Minette reden sollte. Er hatte ihm nichts zu sagen.

Auch Minette verspürte nicht die geringste Lust mit seinem Kollegen zu reden. Außerdem war Mulder ja derjenige gewesen, der bei ihr gewesen war. Also war er wohl der einzige, der hier ein vernünftiges Gespräch beginnen konnte.

Plötzlich drehte Scully den Kopf und schaute zu ihnen herüber. Zum ersten Mal konnte Minette ihre Augen sehen. Sie sah ein wenig geschwächt aus, doch ihr Anblick lies niemanden vermuten, daß diese Frau vor kurzem aus einem zweitägigen Koma erwacht war.

Scully lächelte und hob die Hand. Mit gemischten Gefühlen verfolgte Minette, wie Mulder die Geste erwiderte. Das Schlimmste jedoch war, daß Scully ihn gar nicht zu bemerken schien. Und das war es, was in Minette ein beunruhigendes Gefühl hervorrief. Ein verdammt beunruhigendes Gefühl.

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