World of X

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Sternenhimmel

von Cat

Kapitel 4

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Gedankenverloren schlenderten Mulder und Scully den Strand entlang. Doch Mulder konnte an nichts anderes als an den Kuss denken. Sie hatte ihn geküsst. Es sollte nur ein kleiner und harmloser Kuss sein, das wusste er, aber dieser Kuss hatte ein Eigenleben entwickelt. Er schmeckte Dana noch immer, dieses Gemisch aus Früchten, Wein und Dana. Ob es diesen Geschmack auch in Flaschen zu kaufen gab? Unauffällig glitt sein Blick zu seiner Partnerin. Auch sie schien tief in Gedanken versunken zu sein. Ihr Blick ging in die Ferne. In die Richtung der untergehenden Sonne, dem großen roten Feuerball, der gerade in den Fluten zu versinken schien. Und doch wusste er, dass sie morgen wieder hell und strahlend am Firmament zu sehen sein würde. Er bemerkte eine Ähnlichkeit zwischen Dana und der Sonne. Beide waren aus seinem Universum nicht mehr wegzudenken. Und wenn er nachts schlafen gehen würde, so würde sie am Morgen wieder da sein, wie jeden Tag. Beide waren vollkommen, völlig einzigartig und seine Lebensspender. Sie versüßten ihm sein Dasein und ließen ihn nachts mit der Vorfreude auf den nächsten Morgen einschlafen. Dana war seine Sonne. Und zu was machte ihn das? Zu einem Planeten, dessen Umlaufbahn dem Universum zu strotzen versuchte. Er wurde magnetisch von seiner Sonne angezogen wie eine Motte vom Feuer. Und sie hatte ihn geküsst, richtig geküsst!
So tief in seine Gedanken versunken hatte er es nicht einmal gemerkt, dass er stehen geblieben war und gebannt zur untergehenden Sonne starrte. Auch Danas Augenmerk war auf das vor ihr geschehende Naturschauspiel gerichtet. Wie von Geisterhand fanden sie sich beide im Sand sitzend wieder, seinen Arm um ihre Schulter gelegt. Keiner wagte auch nur ein Wort zu sprechen, aus Angst den bezaubernden Augenblick zu stören. Und doch knisterte die Luft vor lauter Spannung. In Zeitlupe bewegten sich ihre bebenden Lippen und trafen sich zum zweiten Mal. Zu einem Kuss, der das ganze Universum ausschloss, der nur für sie beide bestimmt war, der so unglaublich zärtlich war, der all die Liebe widerspiegelte, die diese zwei Menschen füreinander empfanden. Die Zeit schien still zu stehen. Stunden später - oder waren es nur Minuten? - lösten sie sich etwas voneinander und nahmen irritiert die Dunkelheit wahr, von der sie nun umhüllt wurden, über ihnen die Sterne. Die Unendlichkeit des Universums. Engumschlungen sanken sie nieder und leise flüsternd, aus Angst den Zauber zu zerstören, entdeckten sie die Sternbilder neu. Durchflutet von Erinnerungen, Träumen und Liebe merkten sie nicht, wie lange sie so dalagen. Nach einer halben Ewigkeit erhoben sich die Beiden und traten schweigend und Händchen haltend den Rückzug zum Hotel an.
„Jedes Mal, wenn ich von nun an in die Sterne schaue, werde ich an dich, an diesen Urlaub denken. An uns!“, hauchte Mulder Dana ins Ohr.
„Der Sternenhimmel ist wunderschön, so unberührt, und doch so unglaublich weit weg.“
„Nicht wirklich, Dana. Er ist immer bei uns, in unseren Herzen.“
„Mein Dad hat mir einmal erzählt, dass ein Mensch, der gestorben ist, und seine Lieben nicht verlassen will, seine Seele in Form eines neuen Sternes in den Himmel setzt, um so ein Auge auf sie zu haben, um zu sehen, dass sie glücklich werden. Ich weiß, es klingt etwas kindisch, aber glaubst du, dass Ahab und Missy... dass sie dort oben sind und uns jetzt sehen?“
Dana klang ehrfürchtig aber gleichzeitig unsicher wie ein kleines Mädchen, und der Hauch von Hoffnung ließ ihre Augen in der Dunkelheit, die nur von den Sternen erhellt wurde, nahezu leuchten. Mulder blieb stehen, lehnte seinen Kopf in den Nacken und blickte Minuten lang zum Sternenhimmel. Dann deutete er in eine spezielle Richtung.
„Siehst du diese zwei Sterne da? Kennst du sie? Ich meine, in meinem Studium habe ich mich ausgiebig mit Sternenkunde beschäftigt, aber diese beiden, die sind mir neu. Ich wäre gar nicht verwundert, wenn das Ahab und Missy wären.“
Auch wenn Mulder sie nicht genau sehen konnte, er wusste, dass sie nun ebenfalls skeptisch in den Himmel sah.
„Aber beweisen kann das keiner.“
„Manchmal reicht doch schon die Vorstellung, oder?“
„Nein, mir nicht, ich brauche fundierte Beweise.“ Ihre Stimme klang lange nicht so fest wie sonst, wenn sie Mulders Theorien mit ihrer Wissenschaft zerstückelte. Doch genau in diesem Moment bemerkten beide eine Sternschnuppe, die, so schien es, die fraglichen Sterne streifte.
„Siehst du, na wenn das nicht ein Zeichen ist? Hast du dir was gewünscht?“
„Mhm, du meinst wirklich, das war ein Zeichen?“ Etwas Unsicherheit schwang in ihrer Stimme deutlich hörbar mit. Doch Mulders Meinung war unerschütterlich.
„Davon bin ich absolut überzeugt.“
„Und was hast du dir gewünscht?“
„Was soll ich mir den wünschen? Ich habe doch dich!“
Eine einzelne Träne lief Danas Wange hinunter und Mulder küsste sie liebevoll weg.
„Aber du musst doch viele Wünsche haben! Sam, die Wahrheit...?“ Sie hielt inne und sah ihm tief in die Augen.
„Vor einiger Zeit wäre das sicherlich so gewesen, aber jetzt... Dana, das Schicksal hat uns zusammengeführt. Wir beide haben zwar sehr lange dagegen angekämpft, aber nicht einmal wir können das Schicksal austricksen. Und wenn ich Sam irgendwann finde, dann nur, weil es dich gibt. Und mein einziger Wunsch, jetzt, in diesem Moment, dass diese Nacht nie vergessen wird, dass du glücklich wirst, dass sich deine Wünsche erfüllen. Was war dein Wunsch?“
„Dass ich dich nie wieder hergeben muss.“ Bei diesen Worten lächelte sie ihn schüchtern an.
„Darling, selbst wenn du wolltest, du wirst mich nie mehr los werden!“
Dann lagen sie sich abermals in den Armen und besiegelten ihre Liebe mit einem Kuss, der den Sternenhimmel aus seinen Fugen zu werfen schien.
Ihre Innigkeit wurde sanft von den an die Brandung schlagenden Wellen ummalt. Die zärtlichen Liebkosungen wurden immer leidenschaftlicher, und dennoch drückten sie nichts Geringeres als ihre wahre Liebe zueinander aus.
Erst Danas erschrockenes Aufheulen beendete diesen magischen Augenblick. Blitzschnell sprang sie hoch und somit aus seinen Armen. Erst jetzt spürte er, dass seine Kleidung kalt und klamm an seinem Körper klebte. Nicht annähernd so schnell wie Scully erhob er sich, auf der Flucht vor dem ihm umspülenden Nass. Auch Scullys kurze Hose und ihr T-Shirt waren in keinem besseren Zustand als Mulders Klamotten. Noch ehe er sich versah, lag ihm seine Partnerin abermals in den Armen, diesmal nicht wohlig warm, sondern eher kühl, aber nichts desto trotz genoss er dieses neue Privileg. Lachend machten sie sich auf den Rückweg. Und sie betraten das Hotel nicht mehr als reine Arbeitskollegen, wie sie es verlassen hatten, nein, nun waren sie Liebende.


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„Ich hätte mein Wasserbett doch nicht aufgeben sollen“, gab Mulder lautstark von sich, während er sich mit Schwung auf ihre Schlafstätte warf. Diese Aktion brachte das ganze Bett in Bewegung, die darauf liegenden Dana Scully inbegriffen.
„Fox Mulder! Als ich sagte, ich hätte nichts dagegen, dass wir den Abend in meinem Zimmer verbringen, habe ich keine Seeübelkeit erwähnt.“
Lachend rollte sie sich auf seine Seite und nahm sein Gesicht sanft in ihre Hände und bedeckte zuerst seine Stirn, dann die Nase und schließlich seine Lippen mit Schmetterlingsküssen. Mit glänzenden Augen warf er sich mitsamt einer leise protestierenden Scully auf die andere Seite des Queen-sized Bettes und nach einem kurzen Gerangel schaffte er es, trotz des sich ständig bewegenden Bettes die Oberhand zu gewinnen und ihren zierlichen Körper unter dem seinen zu begraben.
„Ach nein, du sagtest, wir können Spaß haben. Ist das denn kein Spaß?“ Damit sah er sie mit großen unschuldigen Augen an und Dana konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Nein, unter Spaß verstehe ich es nicht, wie ein kleines Kind auf dem Bett herumzuturnen.“ Sie bemühte sich redlich, ihren belehrenden und zurechtweisenden Tonfall zu treffen.
„Du hast Recht, es ist viel unterhaltsamer, wenn zwei Erwachsene unterschiedlichen Geschlechtes zusammen herumturnen‘.“ Dabei hob er die Augenbraue und setzte seinen anzüglichsten Gesichtsausdruck auf. Und schon begannen seine Hände, ihren unter ihm liegenden Körper zu liebkosen.
„Du bist unmöglich“, versuchte ihn Dana vergeblich zurechtzuweisen. Doch lange konnte sie ihren ohnehin schon schwachen Protest nicht aufrecht erhalten.
„Nicht unmöglich, verliebt!“
Seine Lippen suchten die ihren, und jegliche Gedanken an Protest waren wie weggeweht. Leidenschaftlich duellierten sich ihre Zungen, doch auch hier waren sie nicht weniger als Gleichberechtigte. Bald konnten sie es nicht mehr aushalten, zu groß war das Verlangen, und kurz darauf lagen sie sich wieder in den Armen, aber nicht durch Stoff getrennt, dieses Mal berührte sich ihre nackte Haut. Ein Sog von unvorstellbarer Kraft umschloss sie und zog sie immer tiefer ins Meer der Leidenschaft. Nichts zählte mehr, weder die Vergangenheit, noch die Zukunft. Einzig allein das Hier und Jetzt war von Bedeutung, als sie ihre letzte Verbindung vollzogen. Sie waren jetzt seelisch, emotional und körperlich eins, bis in alle Ewigkeit.


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Leise, um die noch schlafende Dana nicht zu stören, schlich sich Mulder ins Badezimmer. Nachdem die Toilette besucht und er sich die Hände gewaschen hatte, betrachtete er sich im Spiegel. Seine Haare waren zerzaust, er erkannte die ersten Bartstoppeln, in seinen Augen hing noch der Schlaf, und doch hatte er sich noch nie glücklicher und zufriedener gesehen. Selbst sein verletzter Arm war in Vergessenheit geraten. Zu groß war das Glück, seine Liebe zu Dana.
Dana - allein bei dem Gedanken an sie und die vergangene Nacht begann sein Herz um einige Nuancen schneller zu schlagen. Ein wohliges Kribbeln machte sich in seinem Magen breit. Ja, so wollte er jeden Morgen aufwachen. Vorsichtig schloss er die Badezimmertür hinter sich und betrachtete die schlafende Schönheit auf dem Bett. Auch ihre Haare waren wild zerzaust und über dem Kissen wie ein kupferroter Fächer ausgebreitet. Ihre feinen Gesichtszüge deuteten sogar im Schlaf ein Lächeln an. Ihr Körper war nur teilweise vom Laken bedeckt, was wohl an den hohen Temperaturen lag, und so konnte er ihren traumhaften Körper in Ruhe und in stummer Bewunderung von Kopf bis Fuß studieren. Noch nie zuvor hatte er eine schönere Frau gesehen. Ihr leichtes Regen nahm er nur aus den Augenwinkeln wahr. Dann begriff er, dass sie am Aufwachen war und beschloss, das Überraschungsmoment auszukosten und warf sich mit voller Wucht aufs Bett. Um so erstaunter war er darüber, dass die Matratze komischerweise nachgab.
„Mulder!“, ertönte ihre scheinbar hellwache Stimme.
Er spürte, wie sie sich immer mehr nach unten bewegten. Irritiert griff er nach dem Laken. Dem nassen Laken. Verwundert suchte er Scullys Blick. Warum hatte sie auf einmal nasse Haare?
„Verdammt Mulder! Musst du alles kurz und klein machen? Reicht nicht ein Bartisch und ein verstauchter Arm? Nein, jetzt musst du auch noch ein Wasserbett ruinieren. Und noch dazu meins!“ Sie klang nun sehr wütend, und Mulder wusste aus Erfahrung, dass mit einer wütenden Scully nicht zu spaßen war.
Beherzt griff er zum Telefon um den „Notfall“ zu melden. Er hoffte so, den Schaden wenigsten etwas zu begrenzen. Welchen Eindruck mussten die Hoteliers von ihm haben. Der Trottel, der bei einem Karaoke-Abend von der Bühne fiel, einen Tisch zertrümmerte, sich den Arm verletzte und jetzt auch noch das Wasserbett kaputt machte... Toll, einfach toll. Aber aus irgendeinem Grund konnte er sich nicht schuldig fühlen, dafür war er zu glücklich. Seine Augen suchten Danas, doch in ihnen flammte ihm keine Leidenschaft wie letzte Nacht entgegen, sondern sie verdunkelten sich zu einem tiefen Blau, und auch die kleinen Fältchen, die sich auf ihre Stirn und um die Nase legten, wirkten sehr unheilverkündend. Beim Klopfzeichen an der Tür sprang sie hastig auf und rannte mit dem triefendnassen Laken umwickelt ins Badezimmer. Wohl ihre Art ihm zu zeigen, dass er mit der Situation allein klarkommen musste. Erst jetzt bemerkte er, dass er ebenfalls nackt war. Panisch durchsuchte er die am Fußende verteilten Kleidungstücke nach seinen Boxershorts und rief er ein nervöses „Herein.“

Zu Mulders Erleichterung schien ein solches Malheur kein Einzelfall für dieses Hotel zu sein und außer einem amüsierten Kopfschütteln des Personals gab es keine Konsequenzen für den Agenten. Er hatte Scully kurzerhand ausgecheckt und in seinem Zimmer wieder eingecheckt. Nun beschwerte sie sich gerade über seine Unordnung und versuchte irgendwie noch Platz für ihr Gepäck in den chaotischen Kleiderschrank zu finden.
„Und du wunderst dich, warum deine Klamotten immer so verkrumpelt sind!“
„So geht es einfach am schnellsten, ich vergeude mit so was nicht gerne meine kostbare Zeit“, unternahm Mulder einen schwachen Versuch, sich zu rechtfertigen.
„Dafür aber meine Zeit, oder wie?“ Der etwas schnippische Unterton entging ihm durchaus nicht. Um sie nicht noch launischer zu stimmen, trat er neben sie und beförderte seine gesamte Kleidung mit einer Handbewegung auf den Boden. Er fing ihren verwunderten Blick auf und musste innerlich lachen, als sich dieser zu einem breiten Grinsen verzog.
„Aber glaub jetzt bloß nicht, dass ich dir dabei jetzt helfen werde, mach das mal schön selber.“ Damit räumte sie ihre fein säuberlich gefaltete Wäsche ein und beobachtete Mulders hilflose Versuche, das Chaos am Boden zu eliminieren. Seufzend legte er seine Klamotten mehr schlecht als recht zusammen und schob sie vorsichtig auf die verbleibenden Regale. Sichtlich zufrieden legte sich Dana auf dem Bett zurück.
„Und jetzt, Master of the Chaos, was wollen wir heute unternehmen?“, stichelte sie ihren Partner gnadenlos weiter.
„Mhm, Tom hat mir von einem netten Hafenstädtchen erzählt, dort soll es das beste Eis überhaupt geben, wie hört sich das an?“
„Verlockend, wirklich. Aber ich möchte nicht in brütender Hitze durch eine Stadt laufen. Sollen wir uns einen schönen Tag am Meer machen und gegen Abend dorthin fahren?“, schlug sie ihm vor.
„Super. Hast du einige Kilometer westlich die Anhöhe mit den ganzen Palmen am Strand bemerkt? Lust, die zu erforschen?“

Wenig später hatten sie ihre Handtücher am Strand ausgebreitet und waren eifrig damit beschäftigt, sich gegenseitig einzucremen.
„Dein Sonnenbrand ist schon gut verheilt. Aber ohne T-Shirt solltest du trotzdem noch nicht losziehen.“ Sanft knetete er die wohlriechende Creme in ihre Schultern ein. Die einzige Antwort war ein bejahendes Brummen und wenig später ein verzücktes Schnurren. Wohlwollend führte er die Prozedur an ihrem gesamten Körper weiter fort und konnte seine Augen gar nicht mehr von ihr abwenden. Gestern hätte er sich das noch nicht getraut.
„Komm schon, Dana, zieh dir jetzt das Shirt über, ich will nicht, dass du dich noch mal so stark verbrennst.“
Doch statt ihr olivgrünes Oberteil zu ergreifen, suchte sie nach seinen, inhalierte zuerst seinen Duft und streifte sich dann das Kleidungsstück über.
„Ich wollte es eh nicht mehr in diesem Urlaub tragen, nimm es ruhig“, scherzte er, bevor er sie in den Arm nahm und sanft küsste. Dann erhob er sich aus dem Sand und reichte ihr die Hand.
„Komm, es gibt noch viele Felsen zu erklimmen, Palmen zu erklettern und einsame Dünen zu erkunden. Ich liebe Abenteuerurlaube.“
Herzhaft lachend ließ sie sich nach oben ziehen und Hand in Hand machten sie sich auf, den Strand und die Felsen zu erforschen.

Die Klippen bargen unzählige kleine Wunder, die die beiden Agenten verzückt bestaunten. Auf der Anhöhe befanden sich unzählige, von Wassermassen und Regenfluten durchspülte kleine bis mittelgroße Löcher, die warmes Wasser und viele kleine unbekannte Tiere und Kreaturen beherbergten. Seinem Entdeckungstrieb folgend raste Mulder von einer Lache zur nächsten, nur um wiederholt ein eifriges: „Dana, schau dir das hier mal an!“ oder ein „Cool, das Ding schwimmt auf seinem Rücken!“ in ihre Richtung zu brüllen. Lachend folgte Scully dem abenteuerlustigen Mulder und freute sich wiederholt über seinen kindlichen Übermut. Ein schmerzerfülltes „Aaah, mein Fuß!“ ließ Dana Böses ahnen und zu Mulder eilen.
„Was ist denn nun schon wieder passiert?“
Fox hüpfte wie Rumpelstilzchen auf einem Bein um ein Wasserloch, während er den linken Fuß eisern mit seiner Hand umschlossen hielt.
„Setzt dich erst mal dahin, so kann ich es nicht sehen“, wies die Ärztin Mulder an. Quengelnd folgte er ihrem Rat und streckte Scully seinen Fuß mit einem mitleiderregenden Blick entgegen. Doch bevor sie einen genaueren Blick darauf erhaschen konnte, sprang Mulder bereits wieder auf und deutete wild gestikulierend auf einen kleinen Krebs.
„Dieses Biest hat mich gezwickt.“
Nun konnte sich Dana nicht mehr beherrschen und brach in schallendes Gelächter aus.
„Kann man dich denn nirgends mit hinnehmen? Entweder zu verletzt dich, oder du zerstörst die Einrichtung.“
Mittlerweile konnte sogar Mulder der Situation eine gewisse Komik abverlangen und beschloss, dem armen kleinen Krebs vorsichtshalber vom Felsen zu nehmen. Nicht aus Angst, dem Tier könne etwas passieren, vielmehr zweifelte er an sich selbst. Nach kürzester Zeit waren die Schmerzen verflogen, woran eine ihm wohlbekannte Frau nicht ganz unschuldig war. Aber unter Dana Scullys Lippen konnte er alle Sorgen und Schmerzen dieser Welt vergessen. Schweren Herzens löste er sich aus ihrer Umarmung und gemeinsam setzten sie ihre Erkundungen wieder fort. Zu ihrer beider Überraschung schaffte es sogar Mulder, wieder unbescholten zum Hotel zurückzukehren.

„Mulder, wenn du damit nicht aufhörst, werde ich es niemals schaffen, mich fertig zu machen“, beschwerte sich die nur mit Unterwäsche bekleidete Dana bei ihrem Partner.
„Was bitte schön mache ich denn?“
Mit dieser Frage schlossen sich seine Arme um ihre Gestalt und seine Lippen küssten sanft ihr Schlüsselbein, was Scully einen angenehmen Schauder über den Rücken laufen ließ. Mit ihrer letzten Selbstbeherrschung entzog sie sich seiner Umklammerung, schnappte sich ihre Klamotten und verschwand schnell im Badezimmer. Die Tür schloss sie vorsichtshalber ab. Seufzend ließ sich Mulder, dieses Mal etwas vorsichtiger, auf das gemeinsame Wasserbett fallen und wartete ungeduldig. Als sich die Tür endlich wieder öffnete, verschlug es Mulder abermals bei ihrem Erscheinungsbild den Atem.
„Gott, du bist so wunderschön. Warum trägst du solche Kleidung nie im Bureau?“ Anerkennend wanderten seine Augen über ihren Körper. Auch heute trug sie einen knielangen blauen Sommerrock, dazu eine leichte beige Bluse. Ihre Haare waren von der vorherigen Dusche noch feucht. Erst jetzt wurde ihr anscheinend klar, wie offen er sie anstarrte, denn auf ihren Wangen breitete sich eine leichte Röte aus. Verstohlen und schüchtern sah sie ihn aus ihren tiefblauen Augen an und strich sich verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr.
„Danke“, hauchte sie kaum hörbar.
Mulder nahm sie sanft in seine Arme und küsste Dana liebevoll. Nach einiger Zeit löste er sich von ihr.
„Wenn wir jetzt nicht gehen, hast du dich umsonst so schön gemacht. Zudem will ich ja erst noch was mit dir angeben, bevor ich erkunden werde, was du unter dieser sexy Bluse trägst.“
Auch bei dieser Anspielung erröte Dana leicht. Noch zu neu und unvertraut war diese Seite von Mulder, die er seit letzter Nacht nur zu gerne zeigte. Ihre Verblüffung ausnutzend, zog er seine Partnerin hinter sich aus dem Zimmer und verschloss die Türe.


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St. Maxime war eine romantische Küstenstadt mit nicht weniger Flair als St. Tropez. Die beiden Urlauber hatten schon bei der Taxifahrt einen ersten Eindruck gewinnen können. Die Hauptverkehrsstraße führte direkt an der Strandpassage entlang. In der frühen Abendstunde wirkte das Meer noch wesentlich anziehender und verzaubernder als am Tage und an belebten Sandstränden. Und zu ihrer linken Seite erstreckten sich traumhafte alte Häuser, die Cafés, Restaurants, Eisdielen, Souvenirläden und diverse andere Geschäfte beherbergten. Davor gab es einen breiten Bürgersteig, der teilweise durch Tische und Stühle etwas eingeengt wurde. Mulder erkannte, dass sie nicht die einzigen waren, die den kühleren Abend der brütenden Hitze des Tages für einen Stadtbummel vorzogen. Es wimmelte nur so von Touristen. Und doch passte es irgendwie hierhin. Man hatte nicht so einen beängstigend klaustrophobischen Eindruck, wie in der Menschenmasse in einer großen amerikanischen Stadt. Niemand war in Eile, keiner stürzte unberührt an diesem Zauber vorbei. Jeder hier schienen alle Zeit der Welt zu haben. Es gab junge Paare, die Händchen haltend und verliebt am Strand entlang spazierten, Familien, bei denen die Eltern alle Hände voll zu tun hatte, um ihre überdrehten Kinder im Zaun zu halten. Aber auch ältere Leute zog es hierher. Schmunzelnd entdeckte Mulder ein grauhaariges Paar mit einem quirligen und herumwuselnden Pudel, die nicht minder verliebt ihre Hände hielten. Weiter unten am Strand hatten sich einige Senioren zu ihrem wohl allabendlichen Bowl-Spiel zusammengefunden. Umsäumt wurden die Spieler von interessierten Touristen. Doch das schien den Franzosen nichts auszumachen, vielmehr genossen sie die Aufmerksamkeit, die ihnen und ihren glänzenden Kugeln entgegengebracht wurde. Aber das Unglaublichste war, dass auch er wie ein verliebter Trottel durch die Passage schlendern konnte. An seiner Hand Dana Scully. Er hatte sich so etwas schon tausendfach erträumt, und doch schien die Wirklichkeit wie eine Illusion zu sein.
„Mulder, schau mal! Dort stehen mindestens zwanzig Leute an. Lass uns nachsehen, was es dort gibt.“ Ihre ziehende Hand lieferte den Beweis, dass er tatsächlich hier war, mit Dana zusammen. Ihr folgend näherten sie sich dem fraglichen Eissalon. Eine große, mit Neonlichtern erhellte Tafel fesselte sein Augenmerk unweigerlich. Doch mit seinen wenigen Französischkenntnissen wurde Mulder aus dem Anhang nicht schlauer als vorher. Neugierig sah er sich in der Schlange um. Eine vierköpfige Familie, die gerade ihr Eis gekauft hatte, drückte sich an den Agenten vorbei, und so konnten sie auf ihre Leckerei einen genauen Blick werfen.
„Cool, Dana, das Eis sieht aus wie eine Blüte. So ein Eis will ich auch! Mhm, mit Blau und Orange, was willst du?“
„Du wählst deine Eissorten nach der Farbe?“ Ein ungläubiger Blick traf Fox Mulder.
„Bei so einem Kunstwerk, auf alle Fälle!“, verteidigte er seine Auswahl.
„Ein Eis will ich auch, ich werde mich aber erst entscheiden, wenn ich weiß, was es alles gibt.“
Mulder kam nicht mehr dazu, sie zu einer spontaneren Kreation zu überreden, denn ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf einen hinter ihr stehenden Mann. Seiner schnellen Redeflut nach war er ein Franzose. Dunkle, engstehende Augen waren auf Dana gerichtet, und diese versuchte konzentriert zu übersetzen, was der Mann von ihr wollte. Da sie anscheinend nicht verstanden hatte und nur ein langsames „Excusez moi“ über die Lippen brachte, wurde der französische Landsmann ungeduldig. Er schien beschlossen zu haben, Taten sprechen zu lassen, und schon landete seine Hand auf Dana Scullys Hinterteil. Blitzschnell war diese weggesprungen und starrte verblüfft zu dem dümmlich grinsenden Mann. Um der Dreistigkeit noch die Krone aufzusetzen, wackelte er verschwörerisch mit den Augenbrauen.
Mulder sah Rot! Und das lag nicht nur an den leuchten roten Hemd des „Angreifers“. Reflexartig wollte er nach seiner Dienstwaffe greifen und stellte verärgert fest, dass diese fehlte. Aufbrausend richtete er sich auf, um den Gegner mit bloßen Händen zu erwürgen. Nur Scullys beherztes Eingreifen verhinderte ein Blutbad. Mit besänftigenden und beteuernden Worten wollte sie ihren Freund von einer unüberlegten Tat abhalten. Doch ihre Worte prallten an Mulder einfach nur ab.
„Fox William Mulder! Hör sofort auf dich wie ein Kleinkind aufzuführen.“ Die Lautstärke ihrer Stimme ließ Mulder innehalten und unzählige Köpfe drehten sich ihnen zu.
„Aber dieser Mistkerl hat dich begrapscht“, brachte Mulder nicht ungehaltener hervor.
„Dann musst du dich doch nicht genauso kindisch aufführen wie er, oder? Und denkst du nicht, dass ich mich nicht selbst verteidigen könnte? Der Kerl ist das doch gar nicht wert. Und jetzt beruhige dich wieder. Du machst hier eine Szene.“
Erst jetzt bemerkte er all die neugierigen Leute um sich herum. Verschämt murmelte er ein entschuldigendes „Sorry“. Doch bevor er klein bei gab, warf er dem Franzosen, der sich schon einige Meter zurückgezogen hatte, noch einen beinahe tödlichen Blick zu und raunte ein missmutiges „Ich mag ihn nicht, ich mag ihn ganz und gar nicht!“
Endlich waren auch Mulder und Scully an der Reihe. Mulders Laune besserte sich schlagartig wieder, als er sein blau-oranges Blumeneis in den Händen hielt. Scully hatte sich für klassische Sorten entschieden. Schokolade und Vanille. Genüsslich fuhr ihre Zunge über die aus braunem Eis bestehenden Blütenblätter. Mulder konnte seinen Blick gar nicht mehr von ihr abwenden.
„Mulder, dein Eis tropft.“ Mit ihrer linken Hand deutete sie auf einen großen, blauen Fleck, der nun sein Hemd zierte. Fluchend versuchte er den Schaden zu begrenzen, vergrößerte den Fleck dabei aber nur. Sich seinem Schicksal ergebend, ignorierte er sein schmutziges T-Shirt und widmete sich lieber dem leckeren Eis in seiner Hand.

Der Rest des Abends verlief zu Scullys Erleichterung ereignislos. Mit einigen Tüten beladen machten sie sich auf die Suche nach der Hauptverkehrsstraße. Dana hatte es nicht geschafft, dem begeisterten Mulder davon abzuhalten, ein Buch über französische Mythen und Sagen zu kaufen. Im Prinzip hätte sie kein Problem damit. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass dieses Buch in französischer Sprache war, hatte sie berechtigte Zweifel, dass dies ein sinnvoller Kauf gewesen war. Sein einziger Kommentar war ein verschwörerisches „Na dann muss ich eben was für mein Französisch tun“ gewesen. Hätte er sie nach diesem Statement nicht leidenschaftlich auf der offenen Straße geküsst, hätte sie seine Absichten nicht einmal bezweifelt. Auch den Kauf eines Armbandes hatte sie nicht verhindern können. Mulder schien sämtliche Straßenkünstler und Verkaufsstandbesitzer magisch anzuziehen. Verstohlen betrachte Fox das zierliche Goldband, was nun ihr Handgelenk schmückte. Obwohl sie sich anfänglich vehement gegen dieses Geschenk geweht hatte, hatte er es doch geschafft, sich durchzusetzen. Endlich waren sie an ihrem Ausgangspunkt wieder angelangt. Schnell hatten sie ein Taxi heran gewunken und auch die Verständigung funktionierte erstaunlich gut. Früher als erwartet waren sie müde - aber glücklich - wieder in ihrem Zimmer angelangt. Anzüglich stellte sich Mulder vor seine Partnerin und verkündete: „Ich bin gut in Französisch, nur mit der Sprache hapert es noch etwas! Aber selbst ich kenne da einen Satz! Voulez vous couchez avec moi?“


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Die darauffolgenden Tage ihres Urlaubes vergingen wie im Fluge. Die Agenten genossen jede einzelne Sekunde und verbrachen sehr viel Zeit mit ihren neuen Freunden Thomas und Rachel. Mulder stellte erstaunt fest, dass gemeinsame Unternehmungen zu Viert sehr lustig und chaotisch waren. Es störte ihm nicht im Geringsten. Letzte Woche waren Dana und Rachel sogar zusammen ausgeritten. Begeistert hatten sie während der vergangenen Tage immer wieder davon berichtet. Ursprünglich wollten die beiden Männer Dana und Rachel begleiten, doch da Mulders Aufstieg auf den großen, ihm zugewiesenen Wallach nicht ganz wie geplant verlaufen war, hatte der Agent auch hier kapitulieren müssen. Denn er wirkte nicht annähernd so cool wie John Wayne, als er mit Schwung auf der linken Seite auf den Sattel stieg, nur um mit nicht weniger Geschwindigkeit und einem verdutzten Gesichtsausdruck auf der Erde rechts neben dem Schimmel zu landen. Und entsetzt hatte er mitbekommen, dass einige der am Ausritt teilnehmenden Touristen ihn als „den Trottel vom Karaoke-Abend“ wiedererkannt hatten. In Anbetracht seiner Unfallrate hatte er die anderen schnell davon überzeugt, dass er am Strand sicherer als auf dem Rücken der Pferde aufgehoben wäre. Aus diesem Grund hatte Tom beschlossen, Mulder Gesellschaft zu leisten. Nicht, weil er sich einen Ritt selbst nicht zutraute, er wollte lieber sicher gehen, dass Mulder nicht ganz unbeaufsichtigt war.
Auch Wasserski hatten die Vier ausprobiert. Hier hatte Mulder nach dem circa dreißigsten ungeglückten Versuch das Handtuch geworfen. Aber auch Scully hatte so ihre Probleme dabei gehabt, was er dankbar zur Kenntnis genommen hatte.

Jetzt lagen sie alle träge in den Liegestühlen auf der Wiese, die den Pool säumte. Rachel war in ein Kreuzworträtsel vertieft, Dana und Tom lasen ihre Urlaubslektüren und Mulder war einfach nur glücklich. Einzig allein die Tatsache, dass ihre Freunde morgen in aller Frühe abreisen würden, warf einen Schatten auf die gute Stimmung. Ein kleiner Wermutstropfen war das Vorhaben, sich einige Wochen später in Washington DC wieder zu treffen. Dennoch waren heute alle ruhiger als sonst. Er beobachtete, wie Tom sein Buch mit einem lauten Seufzer wieder in seiner Tasche verstaute. Die beiden Frauen ließen sich jedoch nicht im Geringsten davon stören.
„Irgendwie finde ich keinen Draht mehr zu diesem Buch. Ich muss ständig daran denken, dass unser Urlaub morgen vorbei sein wird.“ Missmutig malträtierte er den Strohalm, der in seinem Drink steckte.
„Und kaum bist du wieder am Arbeiten, hast du das Gefühl, du wärst niemals weg gewesen“, stimmte Rachel mit bedrückter Miene ihrem Verlobten zu.
„Hey, anstatt hier miese Stimmung zu verbreiten, solltet ihr Zwei lieber den letzten Tag genießen. Was sollen wir unternehmen, worauf habt ihr Lust?“ Mulder wollte die trüben Gedanken vertreiben und zudem langweilte ihn das stupide Herumliegen.
„Auch wenn ich es nicht gerne tue und auch nie wieder tun werde, stimme ich zu! Mulder hat Recht. Lasst uns euren Abschied gebührend feiern“, mischte sich Scully ein und brachte somit alle zum Lachen. Fox griff sich mit gespieltem Entsetzen an sein Herz und rief überwältigt: „Oh mein Gott, Dana Scully hat mir Recht gegeben. Es gibt noch Zeichen und Wunder!“ Für diese Äußerung erntete er nur einen schmerzhaften Kontakt spitzer Ellbogen in seine Rippen. Doch niemand hielt es für nötig, Fox Mulder zu bedauern.
„Mir ist gerade aufgefallen, dass ich in all der Zeit, die wir am Pool verbracht haben, noch nie vom drei Meter Turm gesprungen bin. Das muss ich jetzt unbedingt nachholen. Wer kommt mit?“ Voller Eifer erhob sich Rachel schon aus ihrer Liege und blickte auffordernd in die Runde. Mulder und Tom sprangen sofort voller Tatendrang auf und veranstalteten ohne Worte ein hektisches Wettrennen. Schmunzelnd verfolgten Rachel und Dana diese Albernheiten.
„Was ist, Dana? Du kommst auch mit?“
„Nein, Rachel. Spring du nur alleine mit den beiden Kindsköpfen. Mit diesem Bikini werde ich garantiert nicht da runter springen.“
Die dunkelhaarige Frau musterte das besagte Kleidungsstück und grinste breit.
„Also Mulder würde es nicht stören, wenn du das eine oder andere Teil verlieren würdest.“
„Das kann ich mir vorstellen. Aber nein, danke. Ich kann mich beherrschen“, wehrte Dana ab.
„Okay, bis gleich!“
Und schon war Rachel verschwunden, um sich unter der Dusche nass zu machen. Von ihrer Liege aus hatte Dana einen guten Blick auf den Turm und auf die bereits an der Treppe rangelnden Männer. Tom trickste Fox aus und kletterte somit als Erster die Leiter hoch. Ohne einen Blick nach unten nahm er Anlauf, federte leicht am Ende des Brettes ab und sprang graziös mit weit ausgebreiteten Armen mit dem Kopf vorweg ins Wasser. Mulder hingegen betrachtete den Pool unter sich mit aller Aufmerksamkeit. Am anderen Ende fand Wassergymnastik für Senioren statt. Aber am interessantesten war seiner Meinung nach die rothaarige Frau, die in einem blauen Bikini und einer coolen Sonnenbrille bekleidet von ihrer Liege aus in seine Richtung sah. Die hinter ihm wartende Rachel schubste ihn unsacht nach vorne. Mulder verzichtete wohlweislich auf den Anlauf, und federte mehrmals auf dem Brett, um dann mit Schwung ebenfalls in einem Kopfsprung dem Wasser entgegen zu rasen. Hart schlug er im Pool auf und der Sog zog ihn in die Tiefe. Schnell tauchte er aus der Bahn und kam am Rand nach Luft ringend wieder nach oben. Über ihm stand ein breit grinsender Tom und er vernahm ein entferntes Lachen von Rachel, die noch immer auf dem Turm stand. Irritiert sah er sich um und erkannte, dass auch Dana an den Pool herangekommen war.
„Hey, Mulder! Warum wundert es mich nicht, dass du immer versuchst, allen die Show zu stehlen? Dein Sprung war grottenschlecht, aber das Ende ist... interessant.“ Amüsiert deutete seine Partnerin ins Wasser, genau auf die Stelle, die sich unterhalb des Sprungbrettes befand. Zu Mulders Entsetzen entdeckte er dort seine Badehose treiben. Mit einem Entsetzenslaut sah er durch das klare Wasser und erkannte erst jetzt, dass er völlig nackt am Rand des Pools schwamm. Warum auch hatte er heute auf seine normale Badehose verzichtet und stattdessen der wesentlich weiteren Boxershorts gewählt? - Weil Scully sich vor ihm in ihren winzigen Bikini angekleidet hatte. Wie bitte schön sollte ein Mann da noch denken können? Und jetzt, jetzt hatte er ein Problem. Unauffällig sah er sich um. Außer seinen Freunden hatte noch niemand sein Malheur entdeckt, wofür er wahnsinnig dankbar war. Sich vom Beckenrand abstoßend, näherte er sich mit schnellen Schwimmzügen der verlorenen Badehose. Doch mit dem rothaarigen Blitz, der ihn schon im Sprung vom Rand überholte und ihn in einer unglaublichen Geschwindigkeit hinter sich ließ, hatte er gar nicht gerechnet. Mit einem Triumphgeheul, das eine Großzahl der Urlauber auf das Geschehen aufmerksam machte, ergriff Dana Scully ihre Kriegsbeute und schlängelte sich geschickt an einem ihr nachstellenden Mulder vorbei. Ehe er sich versah, hatte sie sich elegant aus dem Wasser an Land gerettet und stand mit einem Unheil verkündenden Grinsen und seiner Badehose in der Luft schwenkend über ihm.
„Aber Mr. Mulder! Hat Ihnen noch keiner gesagt, dass Nacktbaden nur am Strand, und nicht am Pool gestattet ist?“ Wäre er nicht hundertprozentig sicher, dass sie ihn nur auf den Arm nahm, dann hätte er ihr die Entrüstung wahrscheinlich sogar abgekauft. Auch die Aufmerksamkeit der Senioren war längst nicht mehr bei ihrer Übungsstunde. Die alten Damen betrachteten interessiert das vor ihnen stattfindende Schauspiel. Eine kesse Rentnerin beglückwünschte ihn sogar für sein knackiges Hinterteil. Mulder spürte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg und das Lachen aller anwesenden Leute hallte in seinen Ohren wieder.
„Wie es aussieht, habe ich eine Lösung für Ihr Problem, Mr. Mulder. Wie es der Zufall so will, verfüge ich gerade über eine Herrenbadehose. Und Sie scheinen eine solche jetzt dringend zu benötigen. Nun, welchen Preis halten Sie für angemessen, Ihnen aus dem Schlamassel zu helfen?“
Würde er nicht gerade splitterfasernackt im Pool treiben, dann hätte er es der kleinen rothaarigen Füchsin schon heimgezahlt, doch die Umstände banden ihm die Hände.
„Wenn ich mich recht erinnere, so bin ich es, der diesen Urlaub finanziert. Es erscheint mir sehr töricht von Ihnen, Miss Scully, hier mit dem Feuer zu spielen.“
„Sie irren sich, oder wollen Sie allen Ernstes nackt nach Hause fliegen, Mr. Mulder?“ Dana ließ sich nicht von Fox beeindrucken und wich keinen Millimeter von ihrem Plan ab.
„Nun, ich warte. Aber wenn Sie diese Badehose nicht wollen, ich finde bestimmt einen anderen Interessenten!“ Damit reizte sie den blamierten Mulder noch mehr.
„Schon gut, schon gut. Aber was soll ich denn tun?“
„Sie enttäuschen mich, Mr. Mulder, ein bisschen mehr Phantasie hätte ich von Ihnen schon erwartet!“, stichelte Scully immer weiter.
„Was halten Sie heute Abend von einer Ganzkörpermassage, Miss Scully? Ich werde Sie Stunden lang verwöhnen. Na, wie hört sich das an?“ Um sein Angebot noch etwas lukrativer zu machen, setzte er seinen lange erprobten Dackelblick auf.
„Das klingt in der Tat verlockend, Mr. Mulder.“ Doch etwas wollte sie ihn anscheinend noch zappeln lassen, denn sie schlenderte nachdenklich auf die andere Seite des Pools, ihr Blick die ganze Zeit auf den unbehaglich im Wasser schwimmenden Mulder gerichtet. Unzählige Augenpaare waren gebannt auf das Geschehen gerichtet, und doch verhielten sich alle mucksmäuschenstill. Sie waren viel zu gespannt auf die Reaktion der rothaarigen Frau. Am anderen Ende angekommen, strich sich Dana eine Strähne hinter ihr rechtes Ohr, fing ein zustimmendes Nicken Rachels auf und verkündete mit zuckersüßer Stimme.
„Gut, Mr. Mulder. Aber enttäuschen Sie mich nicht, Sie würden es bitter bereuen.“ Damit warf sie ihre Beute dem erleichterten Mulder zu und ging aufrechten Hauptes zu ihrer Liege zurück, um sich, als wäre nichts geschehen, wieder in ihr Buch zu vertiefen. Hecktisch strampelnd und unter dem tosenden Beifall der Zuschauer kämpfte sich Mulder wieder in seine Shorts und schwamm mit hochrotem Gesicht zur nächsten Leiter, um ebenfalls auf seine Liege zu flüchten. Lachend und scherzend taten es ihnen ihre Freunde gleich und Mulder musste sich ihre Neckereien bis zum frühen Abend gefallen lassen. Scully hingegen schaffte es nicht, das breite Grinsen, das sie seit ihrer Zustimmung auf dem Gesicht hatte, wieder loszuwerden. Und bald schon mussten sich Tom und Rachel zurückziehen, um ihre Sachen zu packen. Sie hatten sich noch zu einem letzten gemeinsamen Abendessen im Restaurant verabredet.
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