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Sternenhimmel

von Cat

Kapitel 5

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Pünktlich um 20:00 Uhr fanden sich alle vier an ihrem Stammtisch wieder. Von der bedrückenden Stimmung war nichts mehr übrig geblieben und zusammen genossen sie ihr letztes gemeinsames Abendessen in St. Tropez. Gesprächsthema Nummer eins waren nach wie vor Mulders zahlreiche Missgeschicke. Doch es tat Fox gut, dass diese Leute nicht nur lachten, weil ihm etwas Dummes passiert war, sondern weil sie einfach die Situationskomik amüsierte. Keiner redete gehässig oder hänselnd über ihn, denn es waren seine Freunde.
Doch egal, wie schön dieser Abend oder die vergangen Wochen waren, jetzt war es an der Zeit, Abschied zu nehmen. Rachel und Dana umarmten sich herzlich und er glaubte sogar einige Tränen zu sehen. Tom legte Mulder den Arm um die Schulter und wünschte ihm alles Gute. Unglaublicher Weise beunruhigte es ihn nicht, dass auch Tom Dana umarmte und auf die Wange küsste, denn er tat es ihm gleich und verabschiedete sich auf ähnliche Art von Rachel.
„Wann geht denn euer Flug, sollen wir euch zum Flughafen begleiten?“, erkundigte sich Dana. Doch Rachel schüttelte abwehrend den Kopf.
„Nein, lasst mal. Wir müssen schon um sechs dort sein, und wie ich das sehe, hat Mulder heute Nacht noch viel zu tun und wird morgen früh seinen Schlaf gut brauchen können.“ Verschwörerisch zwinkerte sie Dana zu.
„Dann wünsche ich euch einen guten Flug... Eure Nummer und Adresse haben wir ja. Wenn wir in sechs Tagen in DC zurück sind, werden wir uns bei euch melden. Macht es gut!“ Abermals lagen sich die Frauen in den Armen und Mulder und Tom tauschten vielsagende Blicke miteinander. Dann verschwanden Thomas und Rachel und ließen zwei betrübte FBI-Agenten im Restaurant zurück.
„Es ist schon erstaunlich. Nur noch sechs Tage, und wir werden auch wieder abreisen müssen. Ich werde die Beiden irgendwie vermissen.“ Mulder konnte es gar nicht fassen, wie schnell die Zeit hier verging. „Aber ich mag sie wirklich!“
„Ja, ich mag sie auch. Sie sind wundervolle Menschen. Ich bin froh, dass wir sie kennen gelernt haben“, stimmte ihm seine Freundin zu. Sie erhob sich von ihrem Stuhl und trat an Mulder heran. „Habe ich dir eigentlich schon für diesen wunderbaren Urlaub gedankt?“ Damit beugte sie sich herab und hauchte Mulder einen sanften und liebevollen Kuss auf die Lippen.
„Nein, du musst dich nicht bei mir bedanken. Ohne dich hätte ich diesen Urlaub gar nicht machen wollen. Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch. Aber dieses Süßholzgeraspel bringt dir gar nichts. Ich kann mich noch dunkel an einen nackten Agenten im Pool erinnern, der mir eine Stunde lange Ganzkörpermassage versprochen hat. Und ich warne dich, ich habe sehr hohe Maßstäbe.“
„Daran würde ich niemals zweifeln, Miss Scully. Na dann, wollen wir feststellen, ob ich Sie zum Schnurren bringen kann.“ Sich ebenfalls von seinem Stuhl erhebend nahm er ihre Hand in die seine und machte sich daran, sein Versprechen einzulösen.


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Ihre letzten verbleibenden Urlaubstage verbrachten Mulder und Scully mit Sonnenbaden, Schwimmen, Stunden langen Strandspaziergängen und unzähligen Arten von Liebe machen. Mit Stolz bemerkte Mulder, dass Dana nahezu von Innen heraus strahlte. Verschwunden waren die blassen, eingefallenen Wangen. Sie waren jetzt rosig und wurden von unzähligen Sommersprossen umsäumt. Ihre Augen schienen wie nie zuvor zu glänzen und die harten und starren Mauern um sie herum waren zu Staub zerfallen. Er genoss es, ihr seine Zuneigung in aller Öffentlichkeit und in jeder erdenklichen Situation zu zeigen. Noch mehr freute es ihn, dass auch sie sich gehen ließ und mit ihm zusammen ihre junge Liebe genoss. Entspannt saßen sie im Sand, sie in seinem Schoß, und genossen das Schauspiel der untergehenden Sonne. Zärtlich liebkoste seine Hand ihr Schlüsselbein, während die andere besitzergreifend auf ihrem Bauch, unterhalb ihrer Brüste ruhte. Verliebt hauchte er ihr zauberhafte Nichtigkeiten ins Ohr.
„Ich will morgen nicht abreisen.“ Beinahe kindisch klang ihre leise Stimme, während sie sich wohlig gegen Mulder lehnte.
„Glaub mir, ich kann mir auch etwas Schöneres vorstellen, als nach DC zurückzukehren.“ Er konnte ihren Missmut nur zu gut nachempfinden.
„Ja, ich auch... Was mich am Meisten stört ist, dass wir in Washington mit einem Geheimnis leben müssen. Das wir von St. Tropez, das wird es in Washington nicht geben.“
„Dana...“ Seine Stimme zitterte leicht. „Aber ein wir wird es doch noch geben, nicht wahr?“
Irritiert drehte sie sich um und schloss ihre Arme um seinen Hals.
„Natürlich, das darfst du niemals bezweifeln, hörst du. Aber wir werden nicht mehr so frei und ungezwungen unsere Gefühle ausleben können.“
„Solange es ein wir geben wird, ist das zweitrangig.“
„Aber wir müssen einige Regeln aufstellen.“
Mulder gefiel diese Aussicht ganz und gar nicht.
„Regeln?“, erkundigte er sich misstrauisch.
„Ja, Regeln. Ich meine, wir müssen Berufliches und Privates strikt trennen. Wenn wir auf einem Fall sind, dann werden wir weiterhin in zwei verschiedenen Zimmern schlafen. Und vorerst werden wir es keinem sagen.“ Angestrengt dachte Dana über sämtliche Probleme, die sie bekommen konnten, nach.
„Was, du willst es deiner Mutter nicht sagen?“ Jetzt war Mulder wirklich verblüfft. Ihm war klar, dass sie sich beruflich keine Faux-Pas erlauben konnten, aber dass Dana es noch nicht einmal ihrer Mutter anvertrauen wollte, verwunderte ihn jetzt wirklich.
„Daran habe ich gar nicht gedacht. Sie wäre sicherlich sehr betrübt, wenn wir es ihr nicht von Anfang an sagen würden.“
„Ja, und zudem wird sie nicht im J.E.H. Building herumposaunen, dass Spooky Mulder und ihre Tochter ein Paar sind, nicht?“, scherzte Mulder um die Stimmung etwas aufzulockern.
„Nein, das bezweifle ich. Also werden wir es nur meiner Mum erzählen.“ Gedankenvoll fuhr sie ihm durch die dunklen Haare.
„Ja, und den Gunmen!“, fügte Mulder hinzu.
„Den Gunmen?“
„Ja, denn die würden es sowieso sofort herausbekommen, warum sollen wir es ihnen dann nicht gleich sagen? Und zudem hast du dann Ruhe vor Frohike“, erklärte Mulder seine Entscheidung der verblüfften Dana Scully.
„Auch wahr, also meiner Mum und den Gunmen“, fasste sie noch einmal zusammen.
„Ja, aber das mit den Schlafarrangements während unserer Fälle...“, setzte Mulder an, um seine Partnerin umzustimmen. Doch diese schnitt ihm bereits das Wort ab.
„Mulder, wir haben doch vereinbart, dass wir Privates und Berufliches trennen wollen“, gab sie ihm zu bedenken.
„Ja, da stimme ich auch voll zu, aber wenn wir schlafen, dann ist das nicht geschäftlich. Mir ist klar, dass wir weiterhin zwei Zimmer buchen werden, aber denkst du, J. Edgar würde es kümmern, wenn ein Bett unbenutzt bleibt?“, versuchte er Dana zu überreden.
„Ich weiß nicht, Mulder.“
„Ach Scully... Stell dir mal vor wir sind für eine Woche unterwegs. Möchtest du wirklich eine Woche lang ganz einsam und allein in einem fremden Hotelbett schlafen, wenn ein Zimmer weiter dein verführerischer und sexy Lover schläft. Willst du das wirklich?“
„Keine Ahnung, von wem du sprichst, kenne ich ihn etwa?“, neckte sie ihren verzweifelten Kollegen. Doch statt ihr zu widersprechen beschloss Mulder, Taten sprechen zu lassen und ihr eine Kostprobe von seinen Fähigkeiten als Lover zu geben.

Nach Luft schnappend befreite sie sich von seinen innigen und verheißungsvollen Küssen, richtete ihre Kleidung und wägte innerlich die Für und Wieder ab.
„Gut, ich gebe mich geschlagen, gemeinsame Hotelzimmer. Aber nur, solange du dich benimmst, Mulder.“
„Was? Ich benehme mich immer vorbildlich“, verteidigte der Agent sich vehement.
„Wenn du das sagst...“, ihre Stimme klang keinesfalls gläubig.
Mulder ergriff ihre Hand und zog sie mit sich nach oben. Verwirrt schaute sie ihn an.
„Ich werde dir zeigen, was für ein Gentleman ich bin. Du und ich, unser Hotelzimmer, jetzt.“


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Verschlafen und desorientiert kämpfte sich Mulder durch die unzähligen Touristen, in den Händen zwei kochendheiße Kaffeebecher. Dank Scullys auffälliger Haarfarbe war er schnell in der Lage, die auf ihre Koffer aufpassende Frau zwischen den ganzen Menschen zu orten. Dankbar ergriff sie das ihr dargebotene Gebräu und nippte gedankenverloren daran.
„Nicht zu fassen, dass unser Urlaub jetzt vorbei ist.“
Mulder konnte ihr nur zustimmen und ließ sich neben ihr auf der kleinen Mauer nieder.
Sie hatten das Hotel bei Zeiten verlassen, um auf gar keinen Fall zu riskieren, durch Touristenmassen, Kommunikationsprobleme, oder - Gott bewahre - Mulders Tollpatschigkeit ihren Flug zu verpassen. Aber wie es der Zufall so wollte war alles reibungslos und schnell verlaufen, und nun saßen sie inmitten eines belebten Flughafens und mussten die Zeit totschlagen. Gelangweilt nippten die beiden Agenten an ihrem Kaffee und beobachteten das hektische Treiben der anderen Reisenden. Trotz Allem war es eine erfrischende Erfahrung, mal nicht selbst in Eile und auf die letzte Minute den richtigen Flug und das Gate zu suchen. Schneller als es ihnen lieb war, würden sie diesen Stress wieder zurück haben.
Schneller als erwartet wurde ihr Flug aufgerufen und sie konnten sich endlich an Bord des Flugzeuges begeben. Genießerisch ließ sich Fox Mulder in den breiten und luxuriösen Sitz nieder und streckte seine langen Beine aus.
„Meinst du, das FBI würde auch diese Klasse genehmigen, nur weil ich meine Beine hier ganz ausstrecken kann? Du weißt ja, wir Agenten müssen schnell laufen können, und wenn ich immer so eingequetscht in den Sitzen hängen muss, dann kann sich das später schlecht auf meine Gelenke auswirken.“
„Kannst es ja versuchen, aber sag vorher Bescheid, ich will die Gesichter der Mitglieder des Ausschusses bei deinem Antrag sehen“, war Danas Antwort, während sie ein von den Stewardessen angebotenes Glas Sekt entgegen nahm.
„Auf einen gelungenen Urlaub, auf dich und mich, auf unsere Liebe, auf die Beinfreiheit!“, prostete Mulder in guter Stimmung seiner Freundin zu.
„Auf die Beinfreiheit!“, stimmte Dana freudig ein.

Die ersten Stunden verbrachten sie eng aneinander geschmiegt, während sie einen der im Flugzeug gezeigten Filme ansahen. Mulder genoss Scullys Anschmiegsamkeit. Diese war nicht nur auf ihre neue Beziehung zurückzuführen, vielmehr vermutete er, dass ihre Flugangst einen Großteil dazu beitrug. Er bewunderte die couragierte Frau immer wieder für ihren eisernen Willen und ihre unerschütterliche Zähheit. Denn obwohl er ihre Unbehaglichkeit immer bemerkt hatte, war sie nach Außen hin stets und versammelt gewesen. Doch jetzt wusste sie, dass ihre Angst in seinen Augen keinesfalls eine Schwäche war, dass er sie verstand und sie seine eigenen Ängste auch gut kannte. Dies war ein klassischer Moment, in dem sich einer der beiden auf die Stärken des anderen verlassen konnte. Und zu 90% war Dana Scully immer die Starke. Beide fühlten sich in dieser Situation geborgen. Mulder, weil er ihr beistehen konnte, und Scully, weil sie sich bei ihm geborgen fühlte. Bei dem Start hatte er sanft ihre Hand ergriffen und sie mit leisen und liebevollen Worten beruhigt. Jetzt hatten sich ihre Nerven sichtlich beruhigt, doch er wusste, dass ihr Unwohlsein kurz vor der Landung wieder zurück sein würde. Aber bis dahin mussten sie noch einige Stunden warten. Eigentlich hasste Fox lange Flüge. Eine zu lange Zeit auf zu engem Raum mit zu vielen Menschen. Aber die Frau, die neben ihm saß, schaffte es, dass er das Gefühl bekam, als wären alle anderen ausgeblendet und nur sie beide wären anwesend. Wie machte sie das nur?
„Obwohl ich mir was Besseres vorstellen könnte, als irgendwo über dem Ozean herum zu fliegen, so würde ich mit keinem anderen Menschen als dir über dem Ozean herum fliegen wollen.“ Damit sprach Dana genau das aus, was ihm gerade durch den Kopf ging.
„Love, ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Ich liebe dich!“
Sanft umfasste er ihren Kopf und zog die ganz und gar willige Dana Scully zu sich, um ihr einen zärtlichen Kuss zu geben. Dana fand sich halb auf seinem Schoß in seinen Armen liegend wieder und gab sich seinen Zärtlichkeiten hin. Erst nach einer halben Ewigkeit lösten sich ihre geschwollenen Lippen voneinander.
„Wir sollten damit aufhören, denn soweit ich mich erinnere, gibt es hier keine Zimmer.“ Trotz ihrer Warnung ließ sie ihre langen und perfekt manikürten Fingernägel über seine Brust fahren.
„Frau, wenn du nicht aufhörst muss ich dich auf die Toilette schleppen und über dich herfallen“, raunte Mulder, seine Selbstbeherrschung schwinden sehend.
„Mulder, in einem Flugzeug, nie!“
„Das weiß ich, deshalb habe ich dir auch damit gedroht. Also lass deine kleinen Hände bei dir, schließe die Augen und schlaf etwas, wir sind früh aufgestanden.“
Auf seinen Vorschlag hin, den sie anscheinend zustimmte, drückte sie sich nach oben und wieder ganz in ihren Sitz zurück. Mulder beobachtete diese Aktion mit einem irritierten Gesichtsausdruck.
„Was bitte tust du da?“ Verwunderung schwang in seiner Stimme mit.
„Ich werde etwas schlafen, wie du vorgeschlagen hast, ist was?“
„Dann sieh zu, dass dein Kopf schnell wieder zurück auf meinen Schoß kommt. Das ist die einzige Gelegenheit, meine Partnerin in meinem Armen im Flugzeug schlafen zu lassen, und du glaubst, ich lasse mich davon abbringen?“ Kaum hatte er die Worte zu Ende gesprochen, lag der Rotschopf schon dort, wo er ihn haben wollte. Spielerisch fuhr er ihr durch die Haare und streichelte mit der anderen Hand sanft ihre Wangen. Unter dieser Liebkosung verging keine halbe Stunde, und Dana hatte Einzug ins Land der Träume gehalten.

„Hey, Dornröschen, aufwachen!“ Leise weckte Mulder Dana, während eine Reisebegleiterin mit hölzerner Stimme die Passagiere aufforderte, die Sitze in eine aufrechte Lage zu bringen und sich anzuschnallen. Er beobachtete wie sich Scully in Sekundenschnelle aufrichtete, nervös mit der Einstellung ihres Sitzes kämpfte und mit weißen und zittrigen Fingern ihren Gurt ganz eng um ihren Körper legte. Sofort war die angenehme Entspannung, die der Schlaf mit sich geführt hatte, ihrer Angst vor der Landung gewichen. Beschwichtigend legte Mulder ihr den Arm um die Schulter. Doch Scully beruhigte diese Geste keinesfalls. Nervös sah sie zu ihm, nur um ihn mit einem Anflug von Panik in der Stimme anzufahren.
„Himmel, Mulder! Warum bist du noch nicht angeschnallt!“ Schnell griff sie zu ihm herüber und suchte mit fliegenden Fingern nach seinem Gurt, um ihn dann, nicht weniger feste wie den ihren, um Mulder zu schließen. Dieser atmete einige Male tief ein und aus.
„Dana, jetzt, wo ich nicht mehr aus dem Sitz fallen kann, wäre ich dankbar, wenn ich atmend landen könnte. Wie wäre es, wenn du deinen Gurt auch etwas lockern würdest?“ Mit diesen Worten schnallte er den Sicherheitsgurt um einige Zentimeter weiter und blickte dann auffordernd in Scullys Richtung. Die aber hantierte unbeholfen an der silbernen Spange herum. Mulder konnte sich nicht ansehen, wie sehr sie litt und weitete auch für sie den Gurt. Dann nahm er sie zur Beruhigung in seine Arme, zumindest so weit, wie es in ihrer jetzigen Situation möglich war. Dana beruhigte sich zwar nicht ganz, relaxte aber zusehends in seiner Umarmung.
„Wenn wir gelandet sind, dann werden wir das tun, worauf ich schon seit Beginn des Fluges gewartet habe." Mit diesem Versprechen wollte er ihre Gedanken in eine andere Richtung lenken. Doch sie nickte nur schweigend.
„Sollen wir zu dir oder zu mir fahren? Lass mich nachdenken, meine Wohnung sieht aus, als wäre ein Orkan durchgeweht, vielleicht sollten wir es uns bei dir gemütlich machen, was meinst du?“ Er versuchte sie zu einer Kommunikation zu bewegen.
Ein tonloses „Okay“ war allerdings der einzige Laut, den Fox ihr entlocken konnte. Gebannt starrte sie nach draußen in die sternklare Nacht von Washington DC.
„Ich hatte gar keine Ahnung, dass es hier noch mitten in der Nacht ist“, murmelte sie mehr zu sich als zu ihrem Begleiter.
Zu einer Antwort kam er nicht, denn da das Flugzeug jetzt zur Landung ansetzte, hatte er alle Hände voll zu tun, seine ängstliche Partnerin zu beruhigen.


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Erleichtert, müde und doch aufgedreht warteten Mulder und Scully mit ihren Mitreisenden auf die Ankunft ihrer Gepäckstücke.
„So, da wären wir wieder, im guten alten DC. Nicht zu fassen, der Urlaub ist tatsächlich vorbei." Mulder fuhr sich mit der Hand durch die ungekämmten Haare und entdeckte endlich ihr Gepäck. Mit beiden Koffern beladen und Dana im Schlepptau suchte er nach dem Shuttlebus, der sie ins Parkhaus und zu Mulders Auto bringen sollte.
Die Fahrt dauerte nicht sehr lange und bald hatten sie die Koffer verstaut und befanden sich auf dem Weg nach Georgetown.

„Endlich daheim. In Frankreich kam mir der Gedanke an eine Rückkehr noch so schrecklich vor, aber jetzt bin ich eigentlich glücklich, wieder hier zu sein.“ Dana öffnet die Tür des Wagens und trat auf Mulder wartend an den Kofferraum heran.
„Ja, es ist erstaunlicher Weise schön, wieder daheim zu sein.“ Damit öffnete er die hinterste Tür des Autos. Scully hingegen drehte sich mit ausgebreiteten Armen einige Male um die eigene Achse und rief ein lautes. „Wieder daheim“ durch die menschenleere Straße. Lachend zog sie Mulder zu sich, um ihn in ihren munteren kleinen Tanz mit einzubeziehen. Amüsiert ließ er es mit sich geschehen. Nach langen Minuten verharrte Dana und richtete ihr Augenmerk gen Himmel.
„Es ist so unglaublich, egal wo man sich befindet, die Sterne sind immer dieselben!“ Eine sonderbare und doch einzigartige Stimmung legte sich über das Paar, das noch Sekunden zuvor ausgelassen auf der Straße getanzt hatten.
„Ja, ich habe das Gefühl, wir wären wieder am Strand. Sie sind so einzigartig, und doch schon so unendlich alt. Einige von ihnen gibt es schon gar nicht mehr. Ich glaube, die Sterne sind das Faszinierendste überhaupt“, schloss sich Mulder ihrer Meinung an.
„Alle in meiner Familie haben die Sterne geliebt, aber Ahab am meisten. Ich glaube, sogar noch mehr als das Meer. Früher waren sie die einzige Navigation für die Seefahrer. Ahab hat uns Kindern immer so viel über die einzelnen Sternbilder erzählt. Später habe ich erfahren, dass er, wenn ihm bei unserer dauernden Fragerei nichts mehr einfiel, einfach Geschichten erfunden hat.“ Gedankenverloren schmiegte sie sich an ihn und genoss seine Wärme.
„Du hast ihn sehr geliebt, nicht wahr?“
„Ja, das habe ich. Und ich habe gelernt, dass nicht der Schmerz, den ich über seinen Verlust empfinde, sondern die schönen Gedanken, die tollen Dinge, die wir zusammen erlebt haben, von Bedeutung sind. All die schönen Erinnerungen, meine eigenen oder die, die ich mit Mum, Bill und Charly teile. Und dasselbe gilt auch für Missy und Emily.“ Berührt von ihren Worten fuhr Mulder ihr sanft mit den Fingerspitzen über die Wange.
„Von der Seite habe ich das Ganze noch nie betrachtet. Das gefällt mir!“
„Nicht wahr...“ Sie schien nicht so ganz sicher zu sein, was sie sonst noch sagen sollte.
Mulder riss sie aus ihren Gedanken und deutete in eine bestimmte Richtung in die Dunkelheit.
„Schau dir das an. Das ist genau die Stelle, an der wir die zwei neuen Sterne entdeckt haben. Sie sind weg!“ Aufgeregt gestikulierte er durch die Luft.
„Mulder, sie können nicht einfach von heute auf morgen weg sein. Vielleicht waren sie an einer ganz anderen Stelle.“ So ganz sicher klang ihre Vermutung nicht.
„Ich habe ein fotografisches Gedächtnis, schon vergessen? Und die Sterne waren genau an dieser Stelle... Gott, ich glaube dein Dad hatte Recht, und die Sternschnuppe, das war tatsächlich ein Zeichen.“ Mulder schien sich in diese Idee verbissen zu haben.
„Ich weiß nicht, Fox. Das scheint mir alles sehr weit hergeholt.“ Anscheinend konnte sie sich noch immer nicht mit dieser Idee anfreunden.
„Hey, du warst es, die mich am Strand gefragt hat, ob ich das für möglich halte. Und ja, ich glaube, dass an dieser Geschichte, die dir Ahab erzählt hat, was dran ist. Ich bin mir ganz sicher, dass es William und Melissa Scully waren, die wir am Sternenhimmel gesehen haben.“
„Schön und gut, aber was ist dann bitte schön mit ihnen geschehen?“, forderte Dana Mulder heraus.
„Dana, das hast du mir doch selber erzählt. Wenn die Seelen wissen, dass es ihren Lieben gut geht, dann werden sie das Firmament wieder verlassen. Nun, deine Mum führt ein zufriedenes Leben, Bill und Charly sind beide glücklich verheiratet, und jetzt bist auch du auf Ewig mit mir verbunden. Ich würde mal sagen, dass alle happy sind, und deshalb brauchen die Beiden deswegen nicht mehr über euch wachen.“
„Das hört sich an wie aus einem Buch oder wie ein Gedicht... Zu schön, um wahr zu sein.“ Der letzte Satz kam ihr kaum hörbar über die Lippen.
„Für mich hört es sich nach einer wunderbaren Sache an. Man muss nur glauben. Wir glauben an vieles. Du glaubst an Gott, an mich... kannst du nicht auch daran glauben? Ich tue es.“
„Wirklich?“ Irgendwie wirkte sie plötzlich wie ein kleines Mädchen. Er wünschte sich so sehr, dass sie es schaffen würde, an eine so wunderbare Sache zu glauben. Fiktion oder nicht, Hauptsache war, dass diese wunderbare Möglichkeit ein Zeichen war. Ein Weg zu Dana Scullys Seelenfrieden. Im fahlen Licht der Straßenlaterne erkannte Mulder, dass Dana anscheinend in ihrem tiefsten Inneren nach einer Antwort zu suchen schien. Dann bemerkte er, wie sich ein sanftes Lächeln über ihr Gesicht legte und sie mit belegter Stimme „Ja, ich glaube daran“ flüsterte. Überglücklich zog er sie noch fester in seine Arme und die Tränen, die ihre Wange herunter liefen, küsste er einfach weg.
„Dann sind jetzt auch Ahab und Missy glücklich. Komm, Love, lass uns nach oben gehen und den Beiden zeigen, wie glücklich wir miteinander sind!“ Dieses Angebot wollte und konnte Dana nicht abschlagen. Sie ergriffen ihre Koffer, verschlossen das Auto und betraten Scullys Gebäude. Ein letztes Mal drehte sich die Agentin noch um, blickte an die nun leere Stelle und sprach leise in die Nacht: „Macht es gut, Ahab und Missy, ich liebe euch!“
Dann trat sie aus der Dunkelheit in den hell erleuchteten Flur und Mulder entdeckte eine weitere Sternschnuppe. Lächelnd zog er die Tür hinter sich zu, um seinen Vorsatz nachzukommen, Dana Scully glücklich zu machen.


THE END
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