World of X

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Maybe hope?

von Cat

Kapitel 5

*****

Ohne weitere Probleme durchquerten die Flüchtigen Idaho. Den Horizont erhellte langsam die aufgehende Sonne. Sie tauchte den Himmel vor ihnen in ein leuchtendes Orangerot, ein wundervoller Anblick, fast postkartenhaft. Doch blieb ihnen keine Zeit für andächtige Bewunderungen dieses Naturschauspiels. Die Nadel der Benzinanzeige sank bedenklich tief in den roten Bereich. Bald würden sie tanken müssen und Mulder, der seine mittlerweile müde gewordene Begleiterin am Lenkrad abgelöst hatte, hoffte inständig bald in Portwayn anzukommen. Sonst würde er gezwungen sein, vom Highway abzufahren und sein Glück in einer der kleinen Städte zu suchen und sie waren so kurz vor ihrem Ziel. Der Karte nach befanden sie sich nur noch wenige Meilen von ihrem Geld und den Papieren entfernt.

Scully, die neben ihm auf dem Sitz zusammengerollt döste, stieß einen kleinen Seufzer aus. Einige Strähnen dunklen Haares waren ihr in die Stirn gefallen und stellten einen starken Kontrast zu ihrer blassen Haut dar. Auch wenn Fox nicht sagen würde, sie sähe krank aus, so konnte er nicht leugnen wie müde und ausgezehrt Dana wirkte. Selbst in einer entspannten Schlafhaltung. War es möglich, dass sie beide während der letzten Tage um Jahrzehnte gealtert waren? Er selbst erkannte den Mann im Spiegel, der ihm auf zahlreichen Raststellen entgegenblickte, kaum wieder. Nicht nur der Bart war ungewohnt, auch seine Augen schienen nicht mehr die gleichen zu sein. Eingefallene Wangen und dunkle Ränder unter den Augen verliehen ihm einen abgerissenen Look. Die Zeit und die Umstände hatten ihnen übel mitgespielt. Doch in Relation zu ihrem Überleben war dies bedeutungslos. Was nutze das beste Aussehen, wenn man es zu Grabe tragen musste? Bald würden sie ihre Papiere und etwas Geld zur Verfügung stehen haben und das Blatt würde sich hoffentlich wenden. Die kanadische Grenze lag schätzungsweise 450 Meilen von Portwayn entfernt, die Freiheit somit greifbar nah. In der Ferne erschien ein Ausfahrtsschild und Mulder hoffte inständig, dass sie ihr vorläufiges Ziel erreicht hatten oder aber zumindest dort den Wagen tanken könnten. Zügig näherte er sich der Abfahrt.

„Portwayn“, verkündete das Schild. Erleichtert seufzte der Fahrer auf. Endlich. Rasant lenkte er das Auto durch die Kurve, was die Reifen zu einem protestierenden Quietschen brachte.
„Mulder!“, entfuhr es seine Partnerin, die gegen die Tür gepresst und somit aus ihrem Schlummer gerissen wurde, vorwurfsvoll.
„Sorry“, murmelte er leise zur Entschuldigung. Neben ihm richtete sich Dana in ihrem Sitz auf
„Wo sind wir?“, erkundigte sie sich. Mit der routinierten Auffassungsgabe einer FBI-Agentin hatte sie die Leere des Tankes und die Veränderung der Fahrstrecke sofort bemerkt.
„Wir befinden uns kurz vor Portwayn. Freu dich, Scully, wir werden diese Nacht in einem warmen und weichen Bett verbringen. Denke nur mal an die Möglichkeiten“, neckte er seine Partnerin, indem er anzüglich grinste und frech mit den Augenbrauen wackelte.
„Ich bestehe auf ein Zimmer mit einer großen Badewanne. Momentan würde ich fast alles für ein langes Schaumbad geben. Und nur dann werde ich über etwaige Möglichkeiten nachdenken dich glücklich zu machen.“ Genießerisch schloss Dana die Augen. Gedanklich schien sie schon in den Schaum und das heiße Wasser einzusinken. Wenn ein Bad alles war, was Scully momentan zufrieden stellen würde, dann würde er ihr zur Not das Wasser eigenhändig in Eimern anschleppen.
„Du weißt, dass ich alles Menschenmögliche tun werde, um dich glücklich zu machen, Scully!“, beteuerte Mulder mit einer Ernsthaftigkeit, die diesem Gespräch jede Art von entspanntem Humor nahm. Behutsam legte sich Danas zierlichere Hand auf seine.
„Das weiß ich doch. Und du weißt hoffentlich, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht. Vielleicht teile ich sogar meine Badewanne mit dir. Was hältst du davon?“, fragte sie mit dem Hauch eines Versprechens in ihren Worten.
„Oh ja, das hört sich nach einem Plan an“, befand Mulder und spielte vor seinem inneren Auge jetzt schon die Möglichkeiten dieser Aussicht ab.

*****

Langsam passierte der Saab den Ortsrand des Städtchens Portwayn. Ein kleines, verschlafenes Nest nah an der Natur, das in den Sommermonaten Urlauber aus den Großstädten anzog, um dort dem stressigen Alltag entkommen zu können und die Seele baumeln zu lassen. Es versprach Erholung vom Feinsten. Zwei weitere Fremde würden kaum auffallen. Die sanierfähige Landstraße führte sie direkt durch den Kern Portwayns. Das Zentrum, wenn man bei einem Ort wie diesem von einem Stadtzentrum überhaupt sprechen konnte, beherbergte eine Vielzahl an Hotels und Pensionen, einigen Lebensmittelgeschäften, das eine oder andere Restaurant und wenige Modeläden. Auch einen Friseursalon erspähten die Reisenden.
„Bist du sicher, dass sie Portwayn gesagt hat?“, verbalisierte Scully ihre Sorge, dass Mulder sich vielleicht geirrt haben könnte. Scheinbar hatten sie bereits die Innenstadt durchquert und näherten sich wieder den Wohnvierteln. Keinem von ihnen war eine Gaststätte mit dem Namen „Eddies Diner“ ins Auge gefallen.
„Natürlich bin ich mir sicher!“, verwarf Mulder ihre Zweifel. Schon immer hatte er sich auf sein fotografisches Gedächtnis verlassen können.
„Wahrscheinlich wird das Diner nur nicht auf der Hauptstraße zu finden sein. Wir sollten uns nach dem Weg erkundigen“, gestand Mulder ein. Dieser Vorschlag veranlasste seine Begleiterin skeptisch eine Augenbraue in die Höhe zu ziehen.
„Seit wann erkundigt sich Fox Mulder nach dem Weg? Wer sind Sie und was haben Sie mit meinem Partner gemacht?“, zog sie ihn amüsiert auf.
Bevor der dunkelhaarige Mann zu einer Erwiderung ansetzen konnte, erspähte er eine Leuchtreklame in einer der kleinen Seitenstraßen. „Ed es Di er“ pries die an eine billige Las Vegas Spielunke erinnernde Tafel in leuchtend blauer Schrift an.
„Wer sagt es denn!“, triumphierte Mulder und Scullys scherzhafte Neckerei schien momentan vergessen.
„Endlich!“ Diese Worte aus Danas Mund klangen sehr nach einem Stoßseufzer.

Trotz der an Geschmacklosigkeit grenzenden Werbetafel, machte das Diner einen sauberen und gepflegten Eindruck. Der Boden schien sauber gewienert zu sein und der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee hing in der Luft. Viele der kleinen Tische waren besetzt, dies schien eine beliebte Adresse für ein spätes Frühstück zu sein.
Sie hatten sich entschlossen als Erstes dem Diner einen Besuch abzustatten. Ein Hotelzimmer konnten sie später noch suchen, zuerst galt es an ihre Papier und das Geld zu kommen. Ihre Kasse war mittlerweile bedenklich geschrumpft.
Hungrig folgte Mulders Blick einer der Bedienungen, die herrlich nach Ahornsirup duftende Waffeln und eine Kanne Kaffee zu einem ihrer Gäste trug. Erst jetzt merkten die Flüchtigen wie ausgehungert sie eigentlich waren.
Um wenig Aufsehen zu erregen, ließen sie sich an einem der Ecktische, der nicht gleich jedem Neuankömmling in die Augen stach, nieder und warteten ungeduldig darauf ihre Bestellung aufgeben zu können. Wenige Minuten später trat eine kleine und gertenschlanke Blondine auf sie zu. Enttäuscht lasen die Ex-Agenten „Claudia“ auf ihrem Namensschild.
„Guten Morgen! Was darf ich Ihnen bringen? Unser heutiges Frühstücksangebot besteht aus Waffeln mit Sirup und Kaffee. All you can eat selbstverständlich“, trällerte Claudia ihre gut eintrainierte Begrüßung herunter. Ihr Blick wechselte ständig zwischen dem Paar hin und her.
„Das hört sich hervorragend an. Ich hätte gerne die Waffeln“, beeilte sich Mulder zu sagen.
„Gerne“, strahlte die junge Frau mit glasigen Augen und machte eifrig eine Notiz auf ihrem abgerissen aussehendem Block. Dann wendete sie sich an Scully.
„Haben Sie auch schon gewählt, Ma’am?“
„Ja, ich nehme ebenfalls Kaffee und dazu Toast mit Marmelade, bitte“, bestellte Scully. Insgeheim hoffte sie darauf sich eine der Waffeln von Mulders Berg klauen zu können. Sie hatte aufgehört sich über den Fettgehalt in ihrem Essen Sorgen zu machen. Gut war, was schmeckte und sie bezweifelte, dass die eine oder andere Waffel sie vor ihren Verfolgern umbringen würde.
„Sofort. Darf es sonst noch etwas sein? Wir haben auch frische Milch und Orangensaft“, bot Claudia mit einem Zahnpastelächeln an.
„Orangensaft klingt tatsächlich gut“, befand Scully. Mulders verzogene Mundwinkel machte die Frage hinfällig, ob er auch an frischen Vitaminen interessiert war.
„Ein Mal Orangensaft bitte“, kurz hielt Dana inne. „Sagen Sie, Claudia, hat Iris heute auch Dienst?“, erkundigte sich die zierliche Frau vorsichtig. Claudia, die den Fremden nicht argwöhnte, gab ihnen bereitwillig und mit hoher Piepsstimme Auskunft, während sie auch Scullys Bestellung notierte.
„Iris kommt heute etwas später. Aber sie sollte in etwa einer halben Stunde hier sein. Sie ist meine Ablösung“, erklärte sie mit ihrer penetrant fröhlichen Art.
Mit einem betont freundlichen „Danke“, beendete Scully das Gespräch. Claudia schenkte ihren Gästen ein weiteres Lächeln und eilte dann in Richtung Küche, um ihre Bestellung dort aufzugeben.

Als Claudia außer Reich- und Hörweite war, verdrehte Mulder theatralisch die Augen und sackte tief in seinen Stuhl zusammen.
„Diese Frau versprüht ja reinstes Insulin. Das nenne ich einen Zuckerschock. Ich hoffe, ihre Ablösung taucht bald auf und das aus zweierlei Gründen!“, mit diesen Worten brachte er das hervor, was ihm schon seit Beginn ihrer Begegnung mit ihrer Bedienung auf der Zunge gebrannt hatte. Verwundert hob Scully eine Augenbraue in die Höhe.
„Ich bin erstaunt, dass ausgerechnet dir so etwas auffällt“, meinte sie mit einem völlig neutralen Gesichtsausdruck. Ihre Finger zupften am Rand der weißen Servierte, die auf ihrem Tisch lag.
Mulder, der seine Partnerin wie kein anderer kannte, entging der feindselige Unterton nicht, den Dana so gut zu verstecken versuchte.
„Was genau meinst du mit ausgerechnet mir?“, fragte er wage.
„Nichts“, kam die ernüchternde und nichtssagende Antwort. Unwillkürlich stieß ihr männlicher Begleiter einen Stoßseufzer aus.
„Das hier wirkt nach mehr als ‚Nichts’“, versuchte er, Scully aus der Reserve zu locken.
„Wenn du es ansprichst, dann erkläre es mir bitte auch“, versuchte er es in einem versöhnlichen Tonfall. Sein Blick suchte den seiner Freundin, doch die Servierte, an der sie fortwährend zupfte, hielt ihre gesamte Aufmerksamkeit gefangen.
„Es sollte keine Anschuldigung sein. Eher eine... eine Tatsache. Vergiss es einfach, okay“, wollte Dana das Thema beenden. Doch darauf ging Mulder nicht ein.
„Nein, ich vergesse es nicht einfach. Irgendetwas, was ich getan oder gesagt habe, hat dich aufgeregt, und ich würde gerne wissen, was es war.“ Er ließ nicht locker.
Scully, der die Frustration deutlich lesbar ins Gesicht geschrieben stand, rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. Diesem Gespräch würde sie gerne ausweichen, doch dazu schien es zu spät zu sein. Mulder hatte es aufgegriffen und sich wie ein Terrier darin verbissen.

„Es ist dein gutes Recht und es lag nicht in meiner Absicht, dies zu kritisieren oder es dir anzukreiden“, gestand sie mit einem flüchtigen Blick in sein Gesicht ein, wandte sich aber, noch bevor er darauf reagieren konnte, wieder ab. So entging ihr, dass sich Mulders Gesicht zu einer ratlosen Grimasse verzog.
„Wenn du mir noch sagen könntest, wozu ich ein gutes Recht habe, S... Gillian“, versuchte er seiner ‚Frau’ weitere Einzelheiten zu entlocken. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, wovon zum Teufel sie gerade sprach.
„Du hast schon immer mit anderen Frauen geflirtet, um deine Ziele zu erreichen. Ich weiß nicht, warum es mich gerade jetzt so stört“, gestand sie den wahren Grund ihres Unbehagens mit leiser Stimme ein. Endlich verstand Mulder. Seine Scully war eifersüchtig. Ein wohliges Kribbeln breitete sich in seinem Bauch aus. Er musste sich sehr beherrschen ein Lächeln, das sich auf seine Lippen legen wollte, zu verkneifen.
„Aber ich habe mit Claudia doch gar nicht geflirtet“, räumte er sanft ein. Dana, die sich durch dieses Eingeständnis nur noch unwohler zu fühlen schien, machte den Eindruck als würde sie lieber eine Wurzelbehandlung über sich ergehen lassen, als weiterhin diesem Gespräch beizuwohnen.
„Ich weiß, aber unter anderen Umständen würdest du, vielleicht wenn sie Iris heißen würde.“

All die Zweifel, die sie über die letzten Jahre verdrängt hatte, kamen wieder in ihr hoch. Sie wusste, dass sie nicht Mulders Beuteschema entsprach. Sie war klein, rothaarig – nein, jetzt brünett – und hatte verhältnismäßig kleine Brüste. An Frauen wie Diana Fowley oder Phoebe Green konnte sie sich nicht messen, das wusste sie.
„Du hast doch eben selbst gesagt, dass ich so etwas nur tue, wenn es seinen Zweck erfüllt. Glaubst du, ich bin begeistert davon gewesen, wenn andere Männer dir nachgestellt haben?“, gab er der von Selbstzweifeln zerfressenen Scully zu bedenken. Mit der Wendung dieser Unterhaltung hatte er nicht gerechnet, auch nicht mit diesem Anflug von Eifersucht, der eigentlich nur das wahre Problem unter sich verbarg; Dana war unsicher. Er fragte sich, was dieses Gefühl gerade jetzt ausgelöst hatte und ob sie schon immer so empfunden hatte. Bevor er diese Fragen verbalisieren konnte, trat die perfekt geschminkte und frisierte Claudia fröhlich zurück an ihren Tisch und platzierte vor jedem ihrer Gäste das gewünschte Frühstück. Frischer Kaffeeduft hing verlockend in der Luft.
„Ich wünsche guten Appetit!“, trällerte sie, ehe Claudia sich mit der gleichen Fröhlichkeit jemand Anderem widmete.

Schweigend tat Mulder seinen ersten Bissen. Das herrliche Aroma der heißen Waffeln vermischte sich mit dem des Ahornsirups. Es schien ihm als hätte er noch nie etwas annähernd so Köstliches gegessen. Scully dagegen betrachtete nur missmutig ihre Toastbrotscheiben, ihr Appetit schien verflogen zu sein.
„Weißt du, worin der Unterschied zwischen all diesen Frauen, die du angesprochen hast, und dir liegt?“, stellte Mulder die Frage in den Raum, deren Antwort ihr hoffentlich all ihre Zweifel nehmen würde. Dana zuckte nur mit den Schultern, blieb jedoch stumm.
„Diese Frauen habe ich nett behandelt, weil ich etwas von ihnen wollte – Informationen - sie waren einzig von beruflichem Interesse. Dich hingegen liebe ich und im Gegensatz zu ihnen habe ich bei dir keine eigennützigen Hintergedanken. Es tut mir leid, wenn dich mein Verhalten in der Vergangenheit verletzt hat. Zusammenaddiert können diese ‚Flirts’, wie du sie nennst, dir niemals das Wasser reichen, denn es gibt nur eine einzige Frau in meinem Leben. Dich.“ Diese Worte sprach er mit einer Intensität, die kaum zu übertreffen war. Ganz allmählich verschwand der neutrale Ausdruck auf Danas Gesicht und ein verlegenes Lächeln zeichnete sich ab.
„Ich weiß, dass ich dich eine lange Zeit nicht so behandelt habe wie du es verdient hättest. Aber ich habe dich immer geachtet und geschätzt. Niemand hat bisher an mich geglaubt, nicht so wie du es getan hast. Deine Freundschaft, Loyalität und Liebe bedeuten mir alles!“, vervollständigte Mulder seine Beteuerungen.
Das Lächeln, welches sich nun vollends auf Scullys Gesicht ausbreitete, strahlte mit der Sonne um die Wette. Einen kurzen Moment lang sah er Feuchtigkeit in ihren Augen aufblitzen, dann aber sammelte Dana sich.
„Wow, ich weiß gar nicht, was ich darauf noch erwidern soll“, flüsterte sie verlegen, blickte Mulder dieses Mal jedoch direkt an.
„Gar nichts, es reicht, wenn du es zur Kenntnis nimmst!“, befand Fox mit einem Funkeln in den Augen. Zärtlich griff er nach ihrer Hand, hielt sie für einen Moment, in dem sie sich nur schweigend ansahen.

„Darf es noch etwas Kaffee sein?“, unterbrach sie eine raue, weibliche Stimme.
Vor ihnen stand eine kleine und rundliche Mittvierzigerin. Ihre dunkelblonden Haare hatte sie zu einem Berg auf dem Kopf aufgetürmt, einzelne Strähnen hatten sich jedoch gelöst und standen wild von ihrem Kopf ab. Sie trug eine hässliche Brille mit dicken Gläsern, die durch den kräftig aufgetragenen, grünen Lidschatten noch mehr betont wurde. An dem Revers ihrer Kellnerinnenuniform trug sie ein Namensschild. Iris.

Kurz trafen sich die Blicke des Paares. Jeder konnte die Erleichterung deutlich lesbar in den Augen des anderen erkennen. Zum einen, weil sie sich endlich am Ziel und somit an der Quelle ihrer momentanen Probleme sahen und zum andern, weil sie somit ihr intimes Gespräch, welches nicht für fremde Ohren bestimmt war, beenden und in der Abgeschiedenheit ihres Hotelzimmers fortführen konnten. Gleichzeitig richteten sie ihr Wort an Iris.
„Ja, gerne.“ Diese lachte auf und schenkte ihren Gästen frisch aufgebrühten Kaffee nach. Kurz bevor sie Mulders und Scullys Tisch wieder verlassen konnte, richtete Mulder sein Wort an die ältere Frau. Seine Stimme war leise, er wollte nicht das Interesse der anderen Gäste wecken.
„Wir hätten dann bitte noch die Rechnung. Ach, bevor ich es vergesse, würden Sie mir bitte noch ein Schinkensandwich für später fertig machen? Eine Bekannte hat mir erzählt, Sie würden die besten Sandwichs in ganz Idaho machen.“ Schmeichelte er der Bedienung. Seine Augen glitzerten verräterisch. Iris, die ganz wie Mulder es sich ausgemalt hatte, den Köder schluckte, versicherte das gewünschte Sandwich mit der Rechnung zu bringen und erkundigte sich daraufhin interessiert, wer genau diese Bekannte sein mochte. Der Ex-Agent gab vor sich nicht mehr genau zu erinnern.
„Es ist schon eine Weile her, ich hatte es auch schon längst vergessen. Sie werden gar nicht glauben, wie überrascht ich war, als wir auf der Suche nach einem Frühstück ausgerechnet an Eddies Diner vorbeigefahren sind. Und plötzlich ist mir dieses Gespräch wieder eingefallen. Zufälle gibt es“, befand Mulder in einem lockeren Tonfall. Scully, die es ihrem Partner überließ mit Iris zu reden, widmete sich indes ihrem Kaffee. Genießerisch lehnte sie sich in ihrem Stuhl zurück.
„Da haben Sie Recht, junger Mann. Ich sag’s ja immer, die Welt ist klein!“ Dies war genau der Anhaltspunkt, auf den Mulder gewartet hatte.
„Sehr klein sogar, im Vergleich zu Jupiter zum Beispiel. Sie werden es nicht glauben, aber die Erde würde exakt 318 Mal in Jupiter hineinpassen. Ist das zu fassen?“, beendete der hagere Mann seine Aufführung mit einem zufriedenen Seufzer.

Aufmerksam beobachtete das Paar die Wirkung des Wortes Jupiter auf die Frau. Diese zeigte jedoch keine andere Reaktion außer einem leisen Auflachen und ein verneinendes Kopfschütteln. Bevor Mulder noch genauer werden konnte, wurde Iris vom Koch, der an der Durchreiche zur Küche stand, weggerufen. Irritiert sahen die Flüchtigen ihr nach. Beide fragten sich, ob sie wirklich das richtige Diner gefunden hatten. Doch es blieb ihnen nichts anders übrig, als ihr Frühstück zu beenden und sich in Geduld zu üben. Scully ließ ihren Blick durch das Lokal wandern. Auf einer Tafel fand sie in säuberlicher Schrift eine Werbung für die hausgemachten Sandwichs.
„Ich dachte schon, du hättest mit Yves wirklich über Sandwichs gesprochen“, bemerkte die brünette Frau leicht amüsiert.
„Nein, ich habe improvisiert. Ich hoffe nur, dass ich meine schauspielerischen Fähigkeiten nicht an die Falsche verschwendet habe“, gab Fox mit einem Zwinkern in den Augen zu bedenken. Dann bot er Dana ein Stück Waffel auf seiner Gabel an. Einen kurzen Moment zögerte seine Begleiterin, dann jedoch öffnete sie den Mund.

Ein Tropfen des Sirups blieb in Scullys Mundwinkel hängen. Ein merkwürdiges Gefühl von Deja-vu erfasste Mulder, während er den bernsteinfarbenen Tropfen mit einer Intensität musterte, die Unbehagen in Scully auslöste. Bevor sie sich verunsichert mit der Servierte über den Mund fahren konnte, stoppte ihr Partner sie sanft und beugte sich ihr entgegen. Seinem Beispiel folgend, näherte sie sich ihm ebenfalls, verringerte den Abstand bis auf wenige Zentimeter. Ihre Lippen trafen sich in einer kurzen, beinahe schüchternen Berührung. Sie hielten in diesem Moment inne, genossen das Gefühl der Wärme, die der Andere in ihnen auszulösen vermochte. Zärtlich strich Mulder Zunge über Scullys Lippen, schmeckte den Sirup, der sein ganzes Aroma in seinem Mund entfaltete. Hatte ein Kuss jemals süßer geschmeckt? Nur mit großer Überwindung beendete der bärtige Mann den Kuss und betrachtete die Frau vor ihm. Sie war leicht über den Tisch gebeugt und hatte die Augen geschlossen. Ihre Atmung ging stoßweise und ein zauberhaftes Lächeln hatte sich auf ihrem Gesicht ausgebreitet.

„Wäre dies nicht ein öffentlicher Ort, dann wäre ich jetzt versucht dich…“, doch weiter kam er nicht. Mit einem Lied auf den Lippen trat Iris zurück an ihren Tisch. Ob sie summte, weil sie dies generell während der Arbeit tat oder ob sie ihre Gäste vor einer peinlichen Situation bewahren wollte, vermochte das Paar nicht zu sagen.
„’Tschuldigung. Jetzt bin ich wieder für Sie da. Sie wollten die Rechnung und ein Schinkensandwich, richtig?“, erkundigte sie sich und legte ein großes, verpacktes Sandwich vor Mulder. Dann reichte sie ihm die Rechnung. Fox zählte den Betrag und ein großzügiges Trinkgeld ab. Mit einem Lächeln nahm Iris dies entgegen und bedankte sich. Bevor einer der Beiden sie wegen des Schließfaches ansprechen konnte, war die Frau schon in der Küche verschwunden. Frustriert leerte Mulder seinen Kaffee und aß die letzte Waffel. Scully schien zwischenzeitlich wieder Appetit entwickelt zu haben und leerte ebenfalls ihren Teller. Sie beschlossen erst einmal ein Hotelzimmer zu mieten und gegen Nachmittag ins Diner zurückzukehren. Zur Not mussten sie abermals Kontakt mit Yves aufnehmen. Fox ergriff sein Sandwich und gemeinsam erhoben sie sich. Scully, einem inneren Kontrollzwang folgend, ließ ihren Blick noch einmal über den Tisch gleiten.
„Mu…David!“, hinderte sie Mulder am Gehen. Dieser drehte sich zu ihr um. Auf dem Tisch lag ein kleiner, silberner Schlüssel. Vorsichtig, als wäre er ein wertvoller Schatz, steckte Dana ihn ein. Er musste unter dem Sandwich gelegen haben. Eilig verließen sie Eddies Diner.

*****

Guter Dinge und mit weit ausholenden Schritten, eilte Fox Mulder den Hotelgang entlang. Sie hatten es geschafft! Sicher hatte er den Umschlag, den er dem Schließfach 211 des kleinen Bahnhofes von Portwayn entnommen hatte, in der Innentasche seiner Jacke verstaut. Er hatte es nicht gewagt den Inhalt direkt am Bahnhof zu inspizieren. Die überall angebrachten Überwachungskameras hatten ihn nervös gemacht. Auf dem schnellsten Wege war er wieder zurück zu dem kleinen Hotel gefahren, in dem er sich mit Scully eingemietet hatte. Natürlich hatte sie darauf bestanden ihn zu begleiten. Doch er hatte Dana überzeugen können, dass eine Person weit unauffälliger wäre als zwei. Schlussendlich hatte er sie mit der Aussicht auf ein heißes Schaumbad gelockt. Ein Schaumbad, dem er sich so schnell wie möglich anzuschließen gedachte. Schnell schlüpfte er in die Türe des Zimmers 319. Es war nicht groß, doch angenehm hell und vor allem sauber. Die Badezimmertüre war nur angelehnt. Heißer Wasserdampf entwich und erhöhte die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit des angrenzenden Raumes. Der süße Duft von Vanille hing in der Luft. Auf dem Weg zum Hotel hatten sie in einer kleinen Drogerie halt gemacht und einen verhältnismäßig teueren Badezusatz entstanden. Trotz Scullys vorangegangenem Protest wusste er wie sehr sie diesen Einkauf zu schätzen wusste.

„Und?“, hörte er die gedämpfte Stimme seiner Partnerin aus dem Nebenraum. „Ist alles glatt gelaufen?“ Mulder, der gerade seine Schuhe abstreifte, durchquerte das Hotelzimmer und trat ins Bad. Eine Hitzewelle schlug ihm entgegen und trieb dem müden Mann einige Schweißperlen auf die Stirn. Der Spiegel war beschlagen, ebenso schimmerte ein Feuchtigkeitsfilm auf den weißen Fliesen. Der Raum erinnerte ihn an eine Sauna. Scully saß tief in der Badewanne versunken, einzig ihr Kopf und ein schaumbedecktes Knie ragten an die Oberfläche. Sie trug die Haare hochgesteckt. Ihre Haut war vom heißen Wasser gerötet.
„Alles Bestens. Gratulation, Mrs. O’Donell. Von nun an sind Sie stolze Eigentümerin von 1A gefälschten Papieren“, noch während er sprach, fischte er den dicken Umschlag aus der Jacke. Ungeduldig riss er ihn auf und förderte ein dickes Bündel Papiere zum Vorschein.
“Man, die Jungs haben an alles gedacht“, bemerkte er bewundernd und mit einem Hauch von Wehmut in der Stimme. „Drei dicke Bündel Banknoten, Ausweise, Führerscheine, Geburtsurkunden, Kreditkarten, Sozialversicherungsnummern, wow, sogar eine ärztliche Zulassung für Gillian.“ Einen kurzen Moment lang verstummte er.
„Oh nein, ich bin untröstlich. Wie konnte ich unseren Hochzeitstag nur vergessen, Liebling. Kannst du mir noch einmal verzeihen?“, fragte er theatralisch.
Scullys Reaktion bestand aus einer erhobenen Augenbraue und einem ungläubigen „Wie bitte?“
„Wir hatten am 21.04. unseren fünften Hochzeitstag“, erklärte ihr Fox.
„Aber da du ihn ebenfalls vergessen hast...“, bemerkte er mit einem gespielt gekränktem Tonfall.
„Es gäbe da aber eine Möglichkeit mich dieses Versäumnis vergessen zu lassen!“ Langsam streiften seine Finger Scullys aus dem Wasser herausragendes Knie in einer federleichten Berührung. Diese hob kokett ihr Bein aus dem Wasser, bot somit ihrem Partner mehr Angriffsfläche.
„Und an eine Wiedergutmachung welcher Art denken Sie da, Mr. O’Donell?“, hauchte Dana mit einem verträumten Augenaufschlag. Die Temperatur des Raumes stieg schlagartig um mehrere Grad. Liebkosend wanderten Mulder Fingerspitzen über die ihm dargebotene nasse und seidenweiche Haut. Die Hitze und das Verlangen, welches diese Frau in ihm auszulösen vermochte, brachte sein Blut in Wallung. Mulders Atem ging stoßweise.
„Ich bin sicher, Ihnen fällt etwas Geeignetes ein, Mrs. O’Donell.“ Zu mehr als einem heiseren Flüstern schien er nicht mehr in der Lage zu sein. Nur widerwillig ließ er von Dana ab, um sich den Pullover mit samt seinem T-Shirt in einer schnellen Bewegung über den Kopf zu ziehen. Sein nackter Brustkorb hob und senkte sich in einem schnellen Rhythmus.
„Vielleicht hätte ich da eine Idee“, raunte Scully und erhob sich aufreizend langsam aus dem Schaummeer.

Grazil richtete sich die zierliche Frau auf ihre Knie auf bis das Wasser nur noch ihre Oberschenkel bedeckte. Schaumflocken verhüllten große Teile ihres schlanken Körpers, die Feuchtigkeit verlieh Danas Haut einen seidigen Schimmer. Einer hauchzarten Liebkosung gleich, glitt der Schaum ihre sanften Rundungen hinab und gab Mulders hungrigen Blicken somit mehr und mehr nackte Haut preis, die dank der Wärme eine rosige Farbe angenommen hatte. Bewundernd betrachtete der Ex-Agent seine Partnerin, die ihm vertrauensvoll und zugleich aufreizend entgegenblickte. Seine Augen folgten einem schimmernden Wassertropfen, der wie die Berührung eines Liebhabers über die preisgegebene Haut wanderte. Von ihrem zarten Hals lief er über Danas rechte Brust, liebkoste ihren flachen Bauch, nur um sich in den roten Locken zwischen ihren Schenkeln zu verlaufen. Sein Blick entflammte die junge Frau, brachte ihren Körper leicht zum Erbeben. Ein angenehmer Schauer erfasste ihren Leib, löste eine Gänsehaut aus und ließ ihre erregten Brustwarzen sich gänzlich aufrichten. Hitze schoss durch ihren Leib.
Das erregende Heben und Senken Scullys Brustkorbs riss Mulder aus seiner stummen Bewunderung und er sank auf seine Knie. Fordernd zog er die nun brünette Frau zu sich heran, presste ihren nackten und nassen Körper an seine Brust und raubte ihr mit einem innigen Kuss den Atem. Leidenschaftlich duellierten sich ihre Zungen in einem Kampf, der keinen Verlierer kannte. Mulders Arme schlossen sich um seine Partnerin. Einzig der Wannenrand, seine Jeans und Boxershorts trennten ihn von dem Gefühl von Haut auf Haut. Ein Umstand, der sich korrigieren ließ. Schnell flogen seine Finger zu dem Saum seiner Hose und mit einer fahrigen Geste streifte er die störenden Stoffe ab. Dann glitt er unter Aufspritzen des Wassers zu Dana in die Wanne. Diese zog Fox näher zu sich heran, presste ihre Brüste fest gegen seinen Brustkorb.
Unzählige Minuten lang knieten sie sich eng aneinandergepresst gegenüber, versunken in ihrem Kuss und den Gefühlen, die sie ineinander auszulösen vermochten. Forschend wanderten Mulders Hände über Scullys Rücken, hinterließen eine heiße Spur auf ihrer glühenden Haut. Die Brusthaare ihres Partners kitzelten ihre hypersensiblen Brüste, veranlassten die erregte Frau sich an Fox zu reiben. Ein tiefes Stöhnen verließ seine Kehle, gab Aufschluss wie sehr er diesen Moment genoss. Mulders erregter Penis presste sich fordernd gegen Danas Bauch, zeigte ihr, was nur sie bewirken konnte.

So sehr seine ungeduldige Männlichkeit Scully auch begehren mochte, seine Knie gaben auf dem harten Wannenboden ein protestierendes Krachen von sich. Ein Anflug von Humor und auch Besorgnis durchdrang den Nebel der Erregung.
„Sie werden nicht jünger, Mr. O’Donnell, zumindest macht es den Eindruck“, neckte Scully und biss liebevoll in sein Ohrläppchen. Daraufhin zog Mulder sie eng an sich und ließ sich mit ihr auf dem Schoß hinterrücks in die Wanne gleiten. Wasser schwappte über und der unerwartete Positionswechsel verleitete Scully zu einem überraschten Aufschrei.
„Schon viel Besser!“, befand Mulder während sich seine Hände auf Danas Pobacken legten und er sie so in die gewünschte Stellung schob. Zärtlich streichelten seine Finger über ihr zartes Fleisch, während seine Lippen abermals die ihren suchten. Neckend strich Mulders Zunge über ihre Lippen, forderte ihre Zunge zu einem Duell heraus. Immer leidenschaftlicher küssten sie sich und rieben gleichzeitig ihre heißen Körper aneinander, in einem stetig schneller werdenden Rhythmus. Mulder, der nicht länger fähig war, der elektrisierenden Spannung zwischen ihnen standzuhalten, griff mit einer Hand an Scullys intimste Stelle, stimulierte sie ein unerträgliches Mal mehr. Ihr Atem ging stoßweise. Verlangend presste sie ihren Unterleib gegen seine Hand und schloss die Augen.
„Jetzt, Mulder“, forderte sie mit rauer und belegter Stimme. Eine Einladung, der Mulder nur allzu gerne nachkam. Seine Hand löste sich von Dana, was diese protestierend aufstöhnen ließ. Doch besänftigte es sie, als sich seine Arme um ihre Hüfte legten und er sie sanft anhob, um sie direkt über seiner Erektion zu platzieren.

Willig presste sich Scully gegen ihn, ihre eigene Erlösung suchend. Seine Hände umfassten ihre schmale Taille, die er fast ganz umschließen konnte. Doch bevor die zierliche Frau auf ihn sinken konnte, drückten seine starken Arme ihren Körper von sich. Verwundert blickte ihn Dana mit offenem Mund an, nur langsam lichtete sich der Schleier der Erregung. Ein stummes „Was“ lag auf ihren, von zahlreichen Küssen geschwollenen Lippen.
„Verhütung“, ächzte Mulder, der all seine Selbstbeherrschung mobilisieren musste, um nicht mit einem Stoß in seine Partnerin einzudringen.
„Verhütung?“, brachte Scully mühsam hervor. Selbst in dieser Situation schoss eine ihrer Augenbrauen in die Höhe. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da hörte.
„Glaubst du nicht, dass es dafür nicht schon zu spät ist“, raunte sie mit einem Hauch Amüsement in der Stimme. Lebhafte Bilder aus der nahen Vergangenheit schossen ihr durch den Kopf. Ihre völlige Hingabe, die sie nur Mulder entgegenbringen konnte. Und bei jenem Mal in Beth McKenniths Gästezimmer hatten sie an Verhütung keinen Gedanken verschwendet. Warum auch?
„Das ist nicht nötig“, flüsterte Dana mit leicht belegter Stimme. Zwischen ihnen hingen Worte, die sie nicht auszusprechen wagte. Doch das brauchte sie nicht, Mulder verstand.
„Du meinst, eine als unfruchtbar befundene Frau kann nicht schwanger werden?“, fragte Mulder, ein feiner Funken an Hohn war nicht zu überhören. Auch wenn ihn die Vorstellung eines gemeinsamen Babys nicht kalt ließ, so waren sie momentan keinesfalls in der Lage einem Kind das zu bieten, was es gerade in den ersten Lebensmonaten benötigte. Zudem stellte eine Schwangerschaft auf der Flucht ein großes, nicht einkalkuliertes Risiko dar.
„Wie hoch stehen die Chancen für die Wiederholung eines Wunders?“, stelle Dana mit einer hilflosen Geste in den Raum. „Wir brauchen nicht zu verhüten.“
Fox zog sie in seine Arme, was das mittlerweile lauwarme Wasser an dem Badewannenrand zum Überschwappen brachte. Die angeheizte Stimme hatte sich in sanfte Melancholie verwandelt. Ihn beschlich das merkwürdige Gefühl, dass der Gedanke William verloren zu haben und niemals wieder ein Kind haben zu können, Dana mehr zusetzte als sie es sich oder ihm jemals eingestehen würde. Liebevoll küsste er Scullys weiche Lippen. Dann aber beendete er den liebevollen Kuss und sah der Frau, die er liebte, in die Augen.
“Brauchen wir nicht, oder willst du nicht?“, stellte er die Frage in den Raum, deren Antwort er bereits erahnte. Scully hob trotzig ihr Kinn an.
„Es geht nicht um brauchen, sondern um können.“ Ihre Stimme bebte leicht.

Mulder wusste nicht, wie er darauf eingehen sollte. Das Geheimnis um Williams Empfängnis war noch immer so ungelöst wie am ersten Tag. Doch wussten sie beide, dass er ihr leibliches Kind war. Er würde alles tun, um seine Scully glücklich zu machen, alles in seiner Macht stehende. In ihren Augen konnte er es erkennen. Einen Wunsch. Einen Wunsch um ein Wunder. Zärtlich schlossen sich Fox Mulders Hände um das zarte Gesicht seiner Partnerin.
„Wenn jemand ein weiteres Wunder verdient, dann du.“ Diese Worte untermauerte er mit abermaligen, hauchzarten Küssen, die sich wie die Schläge von Schmetterlingsflügeln auf Danas Lippen legten. Und mit dieser Geste warf er alle Sorgen und Ängste, die ein weiteres Kind bedeuten konnten über Bord, kehrte ins Hier und Jetzt zurück. Langsam steigerte er die Intensität ihres Kusses, bis seine Zunge abermals fordernd die ihre bedrängte. Auch Scully legte ihre Passivität ab, rieb ihren überhitzten Leib feste gegen seinen. Ihre Körper nahmen den uralten Tanz zweier Liebenden wieder auf, Lippen und Zungen kosteten feuchte Haut, Hände erregten und stimulierten. Die vorangegangen Diskussion fiel von ihnen ab, machte sie empfänglich für die Zärtlichkeiten des Anderen. Energisch dirigierte ein übereifriger Mulder seine Partnerin in die richtige Position, nur um sich Sekunden später mit ihr zu vereinen. Ein Stöhnen erfüllte den Raum. Immer schneller bewegten sich ihre nassen Körper, Wasser schwappte über den Wannenrand. Auf dem Boden bildete sich bereits ein kleiner See. Hungrige Küsse raubten ihnen den Atem, trieben sie immer weiter in einen ekstatischen Liebesrausch. Unausweichlich rasten sie auf ihre Erlösung zu, den Namen des anderen auf dem Lippen.

Dann erschlafften ihre Leiber. Müde und bewegungslos sanken sie zurück in die Wanne, deren Wasser nun deutlich abgekühlt und geleert war. Schwerfällig hob Mulder eine Hand und lies sie in einer beruhigenden Bewegung über Scullys Rücken gleiten. Unter seinen Fingern und an seiner Brust spürte er ihren schnellen Herzschlag. Ein Gefühl, belebender als jeder Orgasmus.
„Wir sollten die Hoffnung nie aufgeben, Dana“, flüsterte er matt. Scully, nur noch zu einem fragenden Brummeln in der Lage, hob nicht einmal ihren Kopf.
„Ich liebe dich.“ Auch wenn diese Worte nicht die vorangegangen erklärten, so bedeuten sie doch alles. Erschöpft schlossen die Flüchtigen die Augen, tankten Kräfte, die sie noch brauchen würden.
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