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Familienbande VI: Seltsame Bettgenossen

von Dawn

Kapitel 2

Georgetown
Sonntag
19:15 Uhr


Scully riss die Tür auf und rannte mit voller Geschwindigkeit in etwas Unbewegliches. Unbeweglich, aber nicht stumm. Mulder grunzte, beide Hände schossen vor um den Türrahmen zu greifen und er ließ etwas mit einem lauten Rumps fallen. Innerhalb einer Sekunde protestierten seine geschwächten Lungen gegen den plötzlichen Luftstoß in dem sie in einen heftigen, doch Gott sei Dank kurzen, Hustenanfall.

„Hey, Scully.“, prustete er, während Tränen seine geröteten Wangen hinunter liefen. „Wo soll’s denn hingehen?“

„Mulder!“

Scully zog seine Figur gierig von Kopf bis Fuß in sich auf, wobei sie die leicht zerzausten Haare, saubere Jogginghosen und Füße in Turnschuhen wahrnahm. Ihre Hand schoss von selbst hervor, um sich an seinen Kiefer zu schmiegen, wo die Haut warm und rau von Stoppeln war. Der Knoten aus Angst in ihrem Magen löste sich – er war offensichtlich nicht draußen gewesen – obwohl Ärger auf seinen Platz eilte.

„Wo warst du? Ich war krank vor Sorge um dich!“

Mulders blankes Unverständnis ließ sie sich jedoch albern vorkommen. „In der Waschküche Mir sind die sauberen Jogginghosen ausgegangen also dachte ich, ich gehe besser ein paar waschen.“ Er griff zur Seite und hob den Gegenstand auf, den er fallen gelassen hatte – einen leeren Korb.

Anstatt das Risiko noch tiefer zu graben einzugehen, drehte sich Scully auf dem Absatz um und zog ihren Mantel aus, wobei sie länger als nötig brauchte um ihn aufzuhängen. Sie spürte wie Mulder vorbei strich und den Flur zum Schlafzimmer entlang ging, um einen Moment später ohne Korb zurück zu kehren. Seine Schritte verlangsamten sich nur ein wenig als er über ihr schwebte, dann drehte er sich in Richtung Küche ab Sie hörte für ein paar Minuten den Geräuschen zu als er im Kühlschrank wühlte, bevor sie seufzte und ihnen folgte.

Mulder hatte sich ein Glas Saft eingegossen und war dabei den Deckel von einer Medizinflasche abzuschrauben.

„Iss besser was.“, rügte Scully, und ging zur Seite um einen Laib Brot zu holen. „Du weißt wie das deinen Magen angreift, wenn du’s nicht tust.“

Mulder verzog das Gesicht, ging aber zurück zum Kühlschrank um eine Packung Delikatessschinken, Mayonnaise, Salat und Tomaten heraus zu holen. Scully legte Brot für zwei Sandwiches hin, und fing an Truthahn und Salat zu stapeln, während er begann die Tomate zu schneiden. Schließlich konnte sie die bedeutungsschwangere Stille nicht länger ertragen.

„Wie viel hast du gehört?“

Das ruhige, gleichmäßige Geräusch des Messers änderte sich nicht. „Ich ging los um den Wäschekorb zu holen, als er dich damit beschimpft hat, dass du deinen Neffen vernachlässigst und ich ging gerade raus als mir die Zerstörung deiner Familie aufgebürdet wurde.“

Die Worte waren kühl, emotionslos bis auf eine trockene Art von Humor, aber Scullys Augen fingen das kaum wahrzunehmende Flattern der Hand auf, die die Tomatenscheiben aufsammelte, und ihr Ohr erfasste die beschleunigte Atmung. Nicht zum ersten Mal verfluchte sie ihren Bruder in Gedanken.

„Mulder, er ist ein Arsch. Er hat sich schon immer herausgenommen mein Leben zu bestimmen ohne zu verstehen, was ich wirklich brauche.“, sagte sie. Sie legte eines der Sandwiches auf einen Teller und reichte ihn ihm, wobei sie absichtlich seine Finger streifte.

„Du und ich wissen beide, dass er nicht ganz Unrecht hat, Scully.“, antwortete Mulder ruhig, setzte sich an den Tisch und spielte mit der oberen Brotscheibe. „Die X-Akten haben dein Leben verändert, haben dich unwiderruflich verändert. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, das es nicht Momente gäbe, in denen ich alles dafür geben würde die Zeit zurückdrehen zu können, sodass ich das tun könnte, was ich an dem Tag als du in mein Büro kamst, hätte tun sollen.“

Scully wusste worauf er hinaus wollte und wollte es nicht hören. „Und sechs Jahre Vorspiel ungeschehen machen?“, sagte sie und gab ihr Bestes um seinen patentierten Schlafzimmerblick zu imitieren. „Mulder, du bist so ein Spielverderber.“

Trotz seines heldenhaften Versuchs nüchtern zu bleiben, konnte er sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. „Scully! Du weißt wovon ich rede! Dein Leben wäre jetzt ganz anders, wenn ich dich aus meiner verdammten Suche rausgehalten hätte! Ich sage nur, dass Bill einen guten Grund dafür hat nicht der Präsident des Fox-Mulder-Fan-Clubs zu sein.“

„Vor allem da diese Position bereits vergeben ist.“, stimmte Scully zu, und stützte ihr Kinn auf die Hände. Als er sich weigerte ein Lächeln zuzulassen, blies sie Luft durch ihre Lippen. „Das ist eine ermüdete Unterhaltung Mulder. Ich stehe hinter den Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe, egal ob das bedeutet bei den X-Akten zu bleiben oder dich zu lieben. Es ist schon schlimm genug, dass ich mich vor Bill verteidigen muss, ich muss das sicher nicht auch noch mit dir machen.“

Mulder grinste ein wenig. „Schon kapiert. Ich werde versuchen meine überentwickelten Schuldgefühle zu dämpfen.“

„Gut. Und wenn du grad dabei bist Sachen zu dämpfen, setzt die Wäsche auf die Liste. Du sollst keine anstrengenden Sachen machen.“

Mulders Augen rollten gen Himmel. „*Anstrengend*? Scully, ich habe einen Plastikkorb zwei Stockwerke die Treppe runtergetragen und ein paar 25 Centstücke in die Maschine geworfen! Wenn du dir also keine Sorgen machst, dass ich mir vielleicht einen Nagel abbreche…“

„Sehr witzig. Alles was ich sage ist, dass du dich ausruhen solltest, Mulder. Wenn alles gut aussieht wenn Nick dich am Dienstag durchcheckt, werden wir dem noch Sonnenbäder an tropischen Stränden und Spaziergänge im Mondlicht hinzufügen.“ Sie nahm einen Biss von ihrem Sandwich, leckte sich sinnlich einen Tropfen Mayonnaise von der Daumenspitze und warf ihn unter ihren Wimpern her einen Blick zu. „Ich will, dass du gut in Form bist, Liebster.“

Mulders Hand schnellte hervor um sich um ihr Handgelenk zu schließen, was sie einen überraschten Atemstoß entlockte, als er sich rüber lehnte um ihren Finger zwischen seine eigenen Lippen zu ziehen. Er wirbelte seine Zunge langsam über die Haut, als wolle er helfen das bereit nicht mehr vorhandene Würzmittel zu entfernen, schließlich lies er den Finger mit einem feuchten Schmatzen frei und grinste angesichts Scullys plötzlich erröteten Wangen.

„Vertrau mir, Babe. All die wichtigen Geräte sind in perfektem Arbeitszustand.“

Scully, die sich nie lange aus der Ruhe bringen ließ, sammelte sich. „Das verlangt eine Expertenmeinung, Mulder. Ich werde mir wohl selbst ein Urteil machen müssen.“


Georgetown
Montag
15:12 Uhr


Dieses Mal störte das Klopfen Scully als sie gerade dabei war einen Stapel Wäsche, die sie aus dem Trockner geholt hatte, aufzufalten. Sie starrte die Wohnungstür mit einem Paar Shorts in der Hand und einer Falte, die die blasse Haut auf ihrer Stirn verunzierte, an. Mitten an einem Tag, der normalerweise ein Arbeitstag war. Die Liste der möglichen Besucher war kurz und der Hauptverdächtige war niemand mit dem sie sich im Moment auseinander setzten wollte. Mit einer resignierenden Grimasse legte sie die Shorts zur Seite, straffte ihre Schultern und öffnete die Tür…

Um eine große Person zu offenbaren, deren dunkles Haar unter eine umgedrehte Baseballmütze gesteckt war und deren Augen schelmisch glitzerten.

„Guten Tag, Ma’am. Ich verkaufe Zeitschriften-Abos und…“

Seine kleine Ansprache endete mit einem Grunzer, als Scully ihre Arme in einer enthusiastischen Umarmung um ihn schlang. Weichheit ersetzte die neckende Kante in Greys Stimme.

„Bin auch froh dich zu sehen, Süße.“

Scully ließ ihn los, ging einen Schritt zurück und drehte den Kopf hoch um ihm ein breites Grinsen zu schenken. „Ich bin nur erleichtert, dass mein Bruder nicht an der Tür war. Ich hätte sogar den Pizzalieferanten umarmt.“

Grey schnaubte und ging kopfschüttelend an ihr vorbei. „Ah, ja. Ich nehme an du meinst den warmherzigen und immer unterstützenden Bill Scully, den Fox schon ein oder zweimal erwähnt hat.“

Scully schürzte die Lippen um ein Lächeln zu verstecken. „Das ist er.“

„Ich dachte er lebt in Kalifornien. Ist er in der Stadt um ein weinig Feiertagsstimmung zu verbreiten?“, fragte Grey, wobei seine Augen den Raum absuchten, bevor er sich auf die Couch fallen ließ.

Scully nahm ihren eigenen Platz neben dem Wäschekorb wieder ein und zog eines von Mulders grauen T-Shirts heraus. „Ein unerwarteter Besuch.“, bestätigte sie und zog eine Braue hoch. „So wie deiner. Ich dachte du wärst zurück in Raleigh damit beschäftig böse Jungs aufzumischen und die Stadt sicher zu halten.“

Grey zog die Nase kraus. „Ja, hab ich auch. Leider hat mein Rücken nur nicht kooperiert. Mein Arzt hat mich zu einer Woche Schreibtischarbeit verdonnert, bevor er mich für arbeitsfähig erklärt. Also dachte ich, ich seh‘ mal nach dir und Fox.“

Scully saugte an ihrer Unterlippe und konzentrierte sich aufs Auffalten. „Das ist nett. Du bist also den ganzen Weg hierauf gefahren nur um *uns* zu sehen. Ich fühle mich geschmeichelt.“

Greys Kopf schwang scharf in ihre Richtung und er studierte ihren vorsichtig kontrollierten Gesichtsausdruck für einen Moment, bevor er in ein verlegenes Grinsen ausbrach. „Schon gut, schon gut. Dann bin ich halt auch her gefahren um Kristen zu sehen. Ich nehme sie mit zurück, um Thanksgiving mit mir zu verbringen und meine Familie kennenzulernen.“

Scullys Mund drehte sich nach oben. „Dachte mir, dass sie vielleicht auch irgendwo auf der Tagesordnung steht.“

„Ich wette das hast du. Sie muss heute lange arbeiten und morgen auch den ganzen Tag, also können wir nicht vor Mittwoch zurückfahren. Ich hatte gehofft, ich könnte in Foxs Wohnung übernachten.“

„Ich bin sicher, das würde ihm nichts ausmachen, aber warum bleibst du nicht hier?“, schlug Scully vor. „Das Gästebett ist noch gemacht und im Gegensatz zu Mulders kann ich garantieren, dass die Laken sauber sind.

„Nun, wenn du sicher bist, dass es dir nichts ausmacht…“, sagte Grey ein wenig zweifelnd.

„Überhaupt nicht. Wenn alles gut geht, sitzen Mulder und ich morgen Nachmittag in einem Flieger nach Cancun und du hättest die Wohnung morgen Nacht ganz für dich allein.“

Grey nahm die Mütze von seinem Kopf und kämmte sein Haar mit den Fingern.
„Wo wir gerade davon reden… Wo *ist* Fox?“

Scully legte das letzte Shirt in den Korb und stellte ihn zur Seite, wobei sie einen Blick den Flur entlang in Richtung der geschlossenen Schlafzimmertür warf. „Er schläft. Er ist schon seit zwei Stunden weggetreten, also denke ich, dass er bald wieder zu sich kommt.“

Alle Zeichen von Humor verließen Greys Gesicht und er lehnte sich vor, wobei er die Hände zwischen den Knien faltete. „Wie geht es ihm, Dana? Wirklich.“

Scully lehnte sich zurück und seufzte. „Ich denke das hängt von der Perspektive ab. *Ich* denke, dass es ihm erstaunlich gut geht. Wenn man bedenkt wie knapp es war, dass er vor nicht mal einer Woche noch immer im Krankenhaus war, ist sein Fortschritt unglaublich. Seine Lungen sind schwach und manchmal hustet er noch, aber alle Anzeichen von Pneumonie sind weg. Er hat es sogar geschafft etwas von dem Gewicht, das er verloren hat, zuzulegen.“

Grey, der genau zugehört und zu ihrer Bewertung genickt hatte, hob den Kopf. „Ich nehme an mein Bruder ist nicht so zufrieden mit seinen Fortschritten wie du es bist.“

Scully stieß ihren Atem scharf durch die Nase aus und schüttelte den Kopf. „Um es mild auszudrücken. Aus Mulders Sichtweise sollte sobald die Pneumonie weg ist alles wieder normal sein. Er will der Tatsache nicht ins Auge sehen, dass der Virus ihn stark geschwächt hat und dass er Zeit braucht zu heilen. Seine Ausdauer ist jetzt praktisch nicht vorhanden – sogar die kleinste Aktivität wie lesen oder am Computer sitzen, erschöpft ihn. Aber er weigert sich nachzugeben und sich auszuruhen, bis sein Körper diese Entscheidung schließlich für ihn fällt und er zusammen bricht.“

„Was nur dazu beiträgt ihn unendlich zu frustrieren.“, beobachtete Grey.

„Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können.“, sagte Scully trocken. „Ich hoffe, dass ein Tapetenwechsel und viel Sonnenschein seine Stimmung hebt.“ Sie schielte auf ihre Armbanduhr. „Ich habe noch eine Ladung Wäsche im Trockner, Grey. Ich bin gleich zurück.“

Grey sah zu, wie sie einen leeren Korb nahm und aus der Tür verschwand. Er sank zurück in die Kissen, starrte an die Decke und zog die Stille so sehr in sich auf, dass er das leise Ticken der Wanduhr hörte, das die Zeit maß. Nach einigen Minuten stand er auf, wanderte er zum Bücherregal und schmunzelte angesichts des Mischmaschs und medizinischer Literatur, psychologischen Texten und Büchern über das Paranormale und Groschenromanen. Seine Augen leuchteten beim Anblick eines Fotos in einem Silberahmen auf und er nahm es vorsichtig in die Hand und hob es für eine genauere Untersuchung hoch.

Fox und Dana saßen auf einer Hollywoodschaukel, seine Arme hielten sie locker an seine Brust gedrückt, ihr Kopf war an seine Schulter zurückgelehnt. Danas Saphiraugen zeugten von einer fast schläfrigen Zufriedenheit, ihre Mundwinkel zeigten eine sanfte Kurve. Foxs Gesichtsausdruck war… glühend. Die Miene von jemandem, dem sein größter Wunsch gewährt wurde, das tiefste Verlangen seines Herzens. Das Gesicht eines Kindes.

Grey schluckte den unerklärlichen Klumpen in seinem Hals herunter und stellte das Bild sachte zurück. Er wanderte durch den Raum und tappte leise durch den Flur zur Schlafzimmertür, die eine Spalt geöffnet war. Er drückt vorsichtig seine Handfläche gegen das Holz, sodass sie leise etwas weiter aufschwang. Fox lag ausgebreitet auf dem Bett, seine Lippen waren leicht geöffnet und sein tiefer, rhythmischer Atem klang laut in der Stille. Grey grinste. Sah sicher nicht danach aus, dass er bald aufwachen würde.

Er hatte gerade die Tür geschlossen, als Danas Telefon klingelte. Grey zögerte und beeilte sich dann es aus seiner Ladestation zu nehmen, in der Hoffnung, dass es seinen Bruder nicht stören würde.

„Hallo?“

Stille, dann ein zögernde Frauenstimme. „Fox?“

„Äh, nein, hier ist nicht Fox.“, sagte Grey unbehaglich. „Hier ist sein Bruder, Grey. Kann ich eine Nachricht hinterlassen?“

„Na, das wurde aber auch mal Zeit, dass ich mal mit dir spreche! Hier ist Maggie Scully, Grey. Danas Mutter.“

Grey entspannte sich angesichts ihres warmen Tonfalls. „Hallo, Mrs. Scully. Es ist schön Sie endlich zu treffen – so zu sagen.“

„Bitte, Grey, nenn mich Maggie. Irgendwie kommt es mir so vor als würde ich dich schon kennen. Ich wusste nicht, dass du zu Besuch kommst.“

„Es war eine spontane Aktion. Ich bin erst vor ein paar Minuten angekommen.“

„Bist du allein? Wo sind Dana und Fox?“ Maggies Fragen übermittelten einen Schauer von Sorgen.

„Nein, sie sind hier.“, versicherte Grey ihr. „Fox schläft und Dana ist unten und macht die Wäsche. Sie sollte jeden Moment zurück sein, wenn du möchtest, dass sie dich anruft.“

„Das ist nicht nötig, du kannst ihr einfach eine Nachricht hinterlassen. Sag ihr sie soll um fünf statt um halb sechs kommen. Das Baby muss um sieben ins Bett und ich weiß sie wird Zeit mit ihm verbringen wollen.“ Maggie hielt nur einen Moment inne, bevor sie weiter sprach. „Hast du heute Abend schon was vor, Grey? Ich fänd es schön wenn du mitkommen würdest.“

„Nun…“ Grey suchte unsicher nach einer Ausrede, fand aber keine.

„Bitte, ich würde dich gern kennenlernen. Fox ist ein Teil unserer Familie geworden und ich weiß wie wichtig du ihm bist.“, lockte Maggie. Sie lachte. „Und wie Fox bestätigen wird, mache ich teuflisch guten Schmorbraten.“

Grey kicherte, erneut hatte ihre Güte ihm die Nervosität genommen. „Wie könnte ich da nein sagen?“

„Wunderbar. Wir sehen euch um fünf.“

Grey beugte sich vor um das Telefon zurückzustellen und ließ es beinahe fallen, als Foxs schläfrige Stimme ihn aufschreckte.

„Ich schleiche mich gerne von hinten an Scully ran und gebe ihr einen Kuss wenn sie telefoniert. Bin froh, dass ich mich zurückgehalten habe.“

„Tut mir Leid dich zu enttäuschen.“, antwortete Grey grinsend. „Komm her.“

Er zog Mulder in eine schnelle Umarmung und sah zu wie er sich auf die Couch fallen ließ und ein Gähnen unterdrückte. Die Augen seines Bruders hatten noch immer den leicht glasigen, unfokussierten Blick von jemandem, der noch nicht richtig wach war und sein Haar sah aus als sei jemand mit einem Quirl hindurch gegangen.

„Tut mir Leid wenn das Telefon dich geweckt hat.“, sagte Grey und setzte sich auf den Stuhl den Dana freigemacht hatte.

Mulder blickte finster drein. „Ich bin froh darüber. Fühlt sich an als würde ich heutzutage nur noch schlafen. Und erzähl mir *nicht* (er hielt eine warnende Hand hoch), dass mein Körper eine Menge Ruhe braucht um sich zu erholen. Das macht mein persönlicher Arzt oft genug.“ Er blinzelte Grey an. „Was führt dich hierher? Besuchst du Kristen?“

„Warum ist es so unwahrscheinlich, dass ich hier sein könnte um dich und Dana zu besuchen?“

„Ich gebe dir drei Worte – schlau, blond und wunderschön. Während zwei Punkte auf Scully und mich passen, schließt uns der dritte aus.“

„Auf Scully und *dich*? Welcher soll denn zu dir passen, kleiner Bruder?“, fragte Grey trocken.

„Nett! Wo ist Scully und wer war am Telefon?“

Ein Schlüsselrasseln und Scully schob die Tür mit dem nun vollen Korb in die Hüfte gestemmt auf. Mulder, offensichtlich wacher, sprang auf, nahm ihr ihre Last ab und stellte sie ins Schlafzimmer und gesellte sich dann zu ihr auf die Couch.

„Ich war gerade dabei Fox zu erzählen, dass deine Mutter angerufen hat.“, erzählte Grey Scully. „Sie war etwas überrascht, dass ich ans Telefon ging, aber ich hab’s ihr erklärt.“

Mulders Lippen zuckten. „So wie ich Maggie kennen, hat sie bestimmt keine Zeit verschwendet, dir zu versichern, dass du willkommen bist. Sie quetscht mich über Informationen nach dir aus, seit ich ihr von dir erzählt habe.“

„Nun, sie ist dabei sie direkt von der Quelle zu bekommen.“, antwortete Grey mild. „Sie hat darauf bestanden, dass ich euch heute Abend zum Essen begleite. Hoffe das macht euch nichts aus.“

Scully lächelte über seine Reserviertheit. „Natürlich macht uns das nichts aus!“

Mulders Augenbrauen zogen sich zusammen. „Sprich für dich selber! Ich persönlich hatte gehofft, mich mit der Ausrede das mein Bruder in der Stadt ist um dieses Essen drücken könnte.“

Scully grub ihren Ellenbogen in seine Seite. „Mulder! Wie ich meine Mutter kenne, kocht sie wahrscheinlich nur für dich einen Schmorbraten!“

Mulder ignorierte Greys amüsiertes Schnauben. „Es ist nicht deine Mutter der ich aus dem Weg zu gehen versuche, Babe.“

Mehrere zusammenhanglose Teile fügten sich fast mit einem hörbaren Klicken in Greys Hirn zusammen. „Bill – dein Bruder… Er übernachtet bei deiner Mutter? Er wird heute Abend da sein?“, fragte er, wobei beide Augenbrauen nach oben kletterten um sich unter seinen Haaren zu verstecken.

„Ja, Bill und seine Frau, Tara, und mein Neffe, Matthew übernachten bei Mom, während sie über Thanksgiving in der Stadt sind.“, bestätige Scully.

„Tut mir Leid, dass es zu spät für dich ist.“, sagte Mulder düster. „Du kannst immer kehrt machen. Ich bin sicher Jerry Springer ist dran – du könntest eine Masse von verbalem Missbrauch genießen ohne diese Couch jemals verlassen zu müssen.“

„Mulder.“ Scully gab ihm, was er, wie Grey wusste, den „Scully-Todes-Blick“ getauft hatte und einen weiteren kleine Stoß in die Rippen.

Greys Lächeln wurde breiter um mehr Zähne zu zeigen, und er sah mehr aus wie ein Hai der seine Beute umzingelt, als ein Mann, der guten Humor zeigt. „Eine Chance endlich Bill zu treffen? Oh, nein, kleiner Bruder, das würde ich nicht verpassen wollen. Um nichts in der Welt.“
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