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Familienbande VI: Seltsame Bettgenossen

von Dawn

Kapitel 1

Georgetown
Sonntag
15:42 Uhr


„Setz einen Fuß vor diese Tür und ich erschieß dich auf der Stelle.“

*Erwischt.*

Mulder setzte ein Grinsen auf. „Hey, Scully. Ich hatte dich nicht so früh zurück erwartet.“

„Das sehe ich.“ Scully verpackte ihre Antwort in einem ruhigen Tonfall, ihre leuchtenden Augen machten den fehlenden Ausdruck wett.

Sie legte ihre Handfläche flach auf seine Brust, drückte und manövrierte ihn nicht all zu sanft zurück in ihre Wohnung, so dass sie und die Einkaufstüte mit Lebensmitteln an ihm vorbei schlüpfen konnten. Den Basketball noch immer wie ein geliebtes Kind im Arm haltend und auf der Hüfte abstützend, beobachtete Mulder schweigend ihren wütenden Rücken, als dieser in der Küche verschwand. Nur Scully konnte einen wütenden Rücken haben, dachte er traurig, aber so war es. Wut in der unnatürlich graden Haltung ihrer Wirbelsäule, Verärgerung in ihren verkrampften Schultern. Sechs Jahre und er konnte ein Buch über all die subtilen und weniger subtilen Nuancen von Scullys Körpersprache schreiben – einer der Gründe, warum sie nicht in der Lage war ihn anzulügen. Die logische Schlussfolgerung daraus, traf ihn mit voller Breitseite und sein Kopf schoss herum, um sein Spiegelbild in dem Spiegel zu seiner Linken zu betrachten. Ruhelose Augen, geweitete Nasenlöcher, die Zähne in der Unterlippe vergraben… kurz gesagt schuldig wie es im Buche steht sogar ohne den Basketball als verräterisches Beweisstück.

Spiegel-Mulder sah ihn finster an, deutet mit dem Finger auf ihn und murmelte: „Du hast wirklich deinen Vorteil verloren. Fang schon mal an zu kriechen.“

Scully räumte mehrere Suppendosen ein – mit aller Macht. Mulder verzog das Gesicht als erst Gartengemüse und dann Hühnchen und Reis das Holzregal mit einem ohrenbetäubenden Krachen trafen. Er lehnte im Türrahmen, den Ball sicher vor Blicken geschützt im Flur versteckt und suchte nach einem Spruch, um die Stimmung aufzulockern.

„Mulder, so wahr mir Gott helfe, wenn du jetzt eine deiner cleveren Bemerkungen ausgräbst, kann ich für nichts mehr garantieren.“

Und anderseits rief dies nach einem direkten Ansatz.

„Scully, es ist nicht was du denkst.“

„Weißt du, ich bin wirklich froh das zu hören, Mulder. Denn was ich denke ist, dass du mit kaum geheilten Lungen auf dem Weg raus an die eiskalte Luft warst, um im Park um die Ecke Körbe zu werfen. Und wenn man bedenkt, dass du erst seit fünf Tagen aus dem Krankenhaus raus bist, würde das bedeuten, dass du entweder unglaublich dumm bist, oder dringend in die nächste psychiatrische Anstalt eingeliefert werden solltest.“

Die letzte Hälfte dieser Predigt war zu nah an dem abfälligen Geflüster der Gerüchteküche des Bureaus und viel zu schmerzhaft nach seiner eigenen kürzlich gemachten Erfahrung mit Fünf-Punkt Gurten, die Greg Pincus gehörten.

„Du hast wirklich einen Lauf, nicht wahr?“, blaffte er, warf seine guten Vorsätze zum Fenster heraus und schloss sich ihrer Wut an.

„Ich hab noch nicht mal angefangen.“, spuckte Scully, schlang ihre Arme fest um ihre Brust und kniff die Augen zusammen. „Hast du tatsächlich den Zustand vergessen, in dem du vor einer Woche warst? Du wärst fast gestorben, Mulder! Du hast Nick Brewer versprochen, dass du seinen Anweisungen Wort für Wort folgen würdest, und wenn ich mich nicht irre, war Basketball nicht auf der Liste der während der Genesung erlaubten Aktivitäten!“

Es war schwer – nein, unmöglich – darüber zu streiten, doch Mulder machte den alten College-Versuch. „Sculleeee! Die Decke fällt mir auf den Kopf, ganz zu schweigen davon, dass ich mich zu Tode langweile. Du und Skinner lasst mich nicht mal in die Nähe einer Akte, und hast du den Müll gesehen, den sie tagsüber am Fernsehen bringen? Ich wollte nur ein paar Körbe werfen, nichts Anstrengendes! Es ist nicht so als hätte ich ein Spiel spielen wollen.“

Mulder hatte mit verschieden Reaktionen auf seinen Protest gerechnet. Eine weitere, ausführlichere Hetzrede auf seinen mangelnden Verstand und seine selbstzerstörerischen Tendenzen, Sarkasmus für seinen mitleiderregenden Versuch ihre Sympathie zu gewinnen, sogar beißenden Humor, wegen seiner Unfähigkeit sich selbst zu beschäftigen. Das Scully auf dem Absatz kehrt machte und den Raum verließ, war vermutlich das Letzte, das er erwartet hätte, und Mulder starrte einige Minuten lang auf den nun leeren Fleck, an dem sie gestanden hatte und schnappte wie ein Fisch nach Luft, bevor er ihr ins Wohnzimmer folgte.

Sie hatte sich am anderen Ende des Sofas zu einer Kugel zusammengerollt und starrte aus dem Fenster. Ihre Körpersprache teilte ihm diesmal lauter als Worte mit, dass er mehr getan hatte, als sie nur zu verärgern. Plötzlich spürte Mulder in jeder Zelle seines Körpers, wie nah er dem Tod gekommen war. Er ließ sich dicht bei ihr auf die Kissen fallen, berührte sie jedoch nicht, und strich mit seinem Blick über ihr Gesicht.

„Scully, ich…“

„Es ist nicht wirklich, dass du selbst so wenig von dir hältst.“, sagte Scully, die ihre Augen von deren Betrachtung eines schwarzen Pickups losriss und seine mit einem ebenbürtigem Blick traf. „Obwohl ich lügen würde, wenn ich sagen würde, dass es mich nicht stört, mich nicht zu einem Teil verletzt. Ich liebe dich, und wenn ich sehe, wie wenig dir dein Platz im Leben und deine Gesundheit wert sind, kann das nichts anderes tun als mich zu verletzten. Aber das ist nicht das wirkliche Problem hier, Mulder. Der Knackpunkt ist, dass du mich hintergehst. Du hast mir versichert, dass du alleine zu recht kommst, dass ich in den Laden gehen kann ohne mich um dich zu sorgen, und dann legst du es absichtlich darauf an dieses Versprechen zu brechen. So viel zu deinem wertvollen Vertrauen.“

Ihre Worte, deren Kanten durch die Wahrheit in ihnen geschärft waren, durchdrangen jeden Spalt seiner wunderbaren Rüstung. Mulders Mund arbeitete vergeblich für eine Ewigkeit, bevor er es schaffte einen symbolischen Protest in Worte zu fassen, der sogar in seinen eigenen Augen schwach klang.

„Scully, ich habe das nicht geplant. Ich habe nur nicht darüber nachgedacht…“

„Dann lass mich dir was etwas zum Grübeln geben, Mulder. Du bist nicht der Einzige, der etwas in deine Genesung investiert hat. Ich habe für das Heilmittel, das dafür gesorgt hat, dass du jetzt hier neben mir sitzt, bezahlt. Wag es ja nicht das herabzusetzen, in dem du es auf ein Spiel reduzierst.“

Scullys Stimme sank in ihrer Tonhöhe und ihre Augen waren weit weg, verfolgt. Mulder konnte die Erinnerungen fast schon über ihr Gesicht tanzen sehen – Erinnerungen, die sie sich strikt weigerte mit ihm zu teilen. Er hatte die frischen Narben, die nur ihrer letzen Begegnung mit dem Krebskandidaten zuzurechnen waren, erkannt, über sie mit morbider Faszination gegrübelt. In Ermangelung von Fakten, hatte sein Hirn darauf bestanden, seine eigene Horror Show zu inszenieren. Er versuchte nicht darüber nachzudenken, zu akzeptieren, dass was immer Scully durchgestanden hatte jetzt hinter ihnen lag und ruhen gelassen werden musste. Aber die erzwungene Inaktivität ließ ihm wenige Methoden zu Ablenkung und seine Gedanken kehrten beharrlich zu den Sorgen zurück, sowie ein Kind nicht aufhören zu können schien an einer Kruste herum zu zupfen. Es waren genau diese verräterischen Gedanken, die seine Bemühungen sie zu unterdrücken zunichte machten, die ihn dazu gebracht hatten den verdammten Basketball aufzuheben und zur Tür zu gehen.

Dass Scully dachte, dass er ihr Opfer herunterspielte, schwächte ihn.

Ohne bewusst darüber nachzudenken, ließ er sich auf die Knie fallen und vergrub sein Gesicht in ihrem Schoß. Er wollte ihr sagen wie Leid es ihm tat, erklären, dass die Hauptreaktion die ihre Taten hervor riefen nicht Gleichgültigkeit oder Reue waren, sondern Angst. Angst davor, dass sie womöglich die gleiche Liebe für ihn empfand wie er für sie. Es war in Ordnung wenn Fox Mulder sein Leben aufs Spiel setzte, um die halbe Erde reiste oder einen Handel mit dem Teufel einging um Dana Scully zu retten. Aber die Erkenntnis, der unveränderliche Beweis, dass Dana Scully willentlich für Fox Mulder durchs Feuer gehen würde… Das nervige Flüstern in seinem Kopf, das mit der Stimme seines Vaters, bestand darauf, dass sie verrückt war. Dass Fox Mulder nie diese Art von Liebe verdient hatte und sie auch nie verdienen würde.

Also kniete er auf dem Boden, mit seinem Gesicht auf ihre Oberschenkel gedrückt und den Worten, die ihm im Halse stecken blieben und merkte nicht einmal, dass er weinte, bis er Scullys Finger durch seine Haare gleiten spürte und hörte wie sie ihn sanft beruhigte.

„Mulder. Mulder, nicht. Das ist nicht was ich von dir wollte, Liebster.“, murmelte sie. „Verstehst du das nicht?“

Er rang um Kontrolle, drehte sich um, um seinen Rücken gegen die Couch zu lehnen, ließ jedoch einen Arm über ihre Beine liegen. Sein Kopf schmerzte, er sehnte sich verzweifelt nach einem Glas mit kaltem Wasser und seine Muskeln begannen vor Erschöpfung zu vibrieren. „Ich will es wissen, Scully. Siehst du nicht, dass die Realität meiner Vorstellung vor zu ziehen ist? Glaubst du wirklich, ich habe nicht darüber nachgedacht welchen Preis du für dieses Serum bezahlt hast? Es ist alles woran ich denken kann! Wir müssen darüber reden – für dich und für mich.“

Scully blickte von seinem hochgedrehten Gesicht weg. „Ich weiß. Ich brauche nur etwas mehr Zeit.“

Mulder seufzte erschöpft, wobei er seinen Kopf an ihr Knie lehnte. „Die hast du, Babe. Gott weiß, du hast mir in den letzten sechs Jahren genug durchgehen lassen“

„Nur für die Akten, Mulder – mir etwas durchgehen zu lassen, schließt es mit ein, davon abzulassen sich wie ein Idiot aufzuführen, oder?“ Scullys Tonfall drückte eine Spur von Humor aus, während sich ihre kleine Hand wieder in seinem Haar liebevoll in seinem Haar verwickelte, dieses Mal betonte sie jeden Satz mit einem sanften Ziehen.

„Diese Beschreibung passt auf mich.“, murmelte Mulder, wobei er sich erlaubte sich neben sie auf die Kissen ziehen zu lassen und vergebens versuchte, ein enormes Gähnen zu unterdrücken. Nach einigen Minuten kameradschaftlicher Stille, zog Mulder sich ein wenig zurück, sodass er Scullys Gesicht sehen konnte.

„Hey, Babe, du weißt ja mittlerweile, dass es eine Angewohnheit von mir ist, Laufen oder Basketball spielen zu gehen, wenn ich Ablenkung brauche. Wenn du mich aus Ärger raushalten willst, musst du dir wohl eine alternative Methode ausdenken, um meine Aufmerksamkeit zu zerstreuen.“ Er wackelte mit den Augenbrauen und lächelte lüstern.

Ein langsames, verführerisches Lächeln breitete sich auf Scullys Gesicht aus. „Ich weiß nicht, Mulder. Bist du sicher, dass dafür bereit bist? Es ist ziemlich viel für einen Mann.“

„Oooh, Scully! Vertrau mir, wenn ich dir versichere, dass ich mit allem, das du in meine Richtung schickst, klar komme!“, sagte Mulder in dem heiseren Tonfall, von dem er wusste, das er ihr unter die Haut ging.

Scully lehnte sich vor und fing seine Lippen mit einem Kuss, der sein Herzschlag sofort verdreifachte und alle Spuren von Erschöpfung ausradierte, sie brach den Kuss erst, nachdem zu einem atemlosen Haufen Gelatine reduziert hatte. Ihre Augen leuchteten verrückt, und ihr breites Grinsen wurde noch weiter.

„Es ist schön das zu hören, Liebster. Ich habe da diesen Stapel von Kostenabrechnungen in meiner Aktentasche, willst du sie jetzt haben?“

Sie kicherte noch immer, ungewöhnlich zufrieden mit sich, als Mulder endlich seinen Kiefer vom Fussboden wieder aufhob. „Du bist eine grausame Frau, Scully.“, grummelte er, und ließ sich mit einer Geste der Niederlage zurück auf die Kissen fallen. „Eine sehr grausame Frau.“



Georgetown
Sonntag
18:30 Uhr


Das brüske Klopfen an der Tür ließ Scully aufschrecken und riss sie von dem Artikel über die erfolgreiche Verabreichung von Thalidomid an AIDS Patienten los. Sie legte das Magazin auf den Couchtisch und stahl einen schnellen Blick auf Mulder, noch immer im Land der Träume, bevor sie aufstand. Sie streckte sich kurz wie eine Katze, wobei ihre Wirbelsäule zustimmend knackte, bevor sie durch den Raum tappte. Sie konnte den aufkeimenden Ärger nicht unterdrücken, als ein zweites Klopfen, dieses Mal lauter als zuvor, sie auf dem Weg zur Tür schlug.

Offensichtlich war Geduld keine der Tugenden ihres Besuchers.

Scully linste durch den Türspion, sah rote Haare und breite Schultern durch das Fischauge und riss die Tür auf. Bevor sie auch nur Luft holen konnte um seinen Namen zu sagen, zog Bill sie in eine feste Umarmung, die sie buchstäblich von den Füßen riss.

„Hey, Kurze. Wie ist es dir so ergangen?“, fragte er grinsend, als er sie auf die Erde zurück brachte.

„Mir geht’s gut! Bill, was machst du hier? Mom sagte du würdest nicht vor Mittwoch zurück sein.“, antwortete Scully, ihre Stimme verriet ihre Unzufriedenheit über die Abweichung.

„Ich habe es geschafft meinen Urlaub etwas auszuweiten, also sind wir heute Nachmittag hergeflogen. Tara ist mit Matty bei Mom. Er war müde vom Flug.“

Als sie einen schnellen Blick über ihre Schulter in Richtung Couch warf, erwartete Scully schon fast, Mulder seine Imitation von „Nacht der Lebendigen Toten“ vorführen zu sehen. Seit seiner Krankheit neigte er dazu so tief zu schlafen, das sein normales schnelles Aufwachen bei jeder Kleinigkeit zu einem Prozess mit mehreren Schritten geworden war, der daraus bestand, dass er einige Minuten in einem vernebelten Zombi-ähnlichem Zustand verbrachte. Entgegen ihrer Vorhersage schlief er jedoch noch immer tief in der gleichen Position – ein Bein hing von der Couch und er hielt die Fernbedienung locker in einer Hand.

Scully war sich weder bewusst, dass ihre Augen weicher wurden und ihre Mundwinkel sich bei dem Anblick hoben, noch nahm sie wahr, wie sich der Kiefer ihres Bruders als Reaktion darauf anspannte.

„Komm mit in die Küche.“, sagte sie leise und zog in hinein, sodass sie die Tür schließen konnte. „Wir können uns an den Tisch setzen.“

„Sicher.“, murmelte Bill, wobei er den Reißverschluss seiner Jacke nach unten riss, während er ihr folgte. „Wir wollen Dornröschen doch nicht wecken, oder?“

Scully hielt inne, wirbelte herum und nagelte ihn mit einem warnenden Blick fest. „Fang nicht damit an, Bill. Du verstehst das nicht, Mulder war sehr krank und…“

„Ja, ja, ja, hab ich gehört. Er hatte eine Lungenentzündung und so eine andere komische Krankheit, die ihn beinahe umgebracht hätte. Hat Mom mir erzählt.“ Bill sank mit einem leeren Gesichtsausdruck der Gleichgültigkeit in einen der Holzstühle. „Das ist also dieses Mal die Ausrede?“

Scully Lippen wurden schmaler. „Wovon redest du? Welche Ausrede?“

Bill schob sein Kinn vor und senkte die Stirn in einem finsteren Blick. „Der Grund aus dem du Thanksgiving nicht mit deiner Familie verbringst. Es ist wegen ihm, richtig? Deinem Partner.“ Er betonte das Wort, als ob es nur vier Buchstaben hätte.

Scully wurde wütend. „Zuerst Mal, Bill, war das *meine* Idee – nicht Mulders. Wir haben diesen Trip schon vor zwei Monaten geplant, bevor ich wusste, dass du in der Stadt sein würdest.“

„Man kann Pläne ändern, Dana.“

Die kleine Falte zwischen Scullys Augenbrauen wurde tiefer. „Vielleicht. Aber ich werde diese nicht ändern. Also, kann ich dir was zu trinken anbieten? Kaffee oder eine Limo?“

„Du kannst versuchen mir eine vernünftige Erklärung dafür zu geben, warum dieser kleine Ausflug mit ihm nicht aufgeschoben werden kann, damit du den Feiertag mit deinem Neffen verbringen kannst – der dich, wie ich hinzufügen darf, kaum kennt.“

*Autsch.*

Scully fiel in einen Stuhl und erkannte, dass Bill wie immer ins Schwarze traf. Natürlich, er hatte vom Besten gelernt. Ahab war in der Lage gewesen wie ein Virtuose mit ihren Emotionen zu spielen. Schuld und Reue kämpften mit Ärger um die Kontrolle, und nur der echte verletzte Ausdruck auf Bills Gesicht hielt ihre scharfe Antwort zurück.

„Sieh mal, ich schulde dir keine Rechtfertigung für meine Entscheidungen, Bill, aber ich will auch nicht, dass du denkst, dass sie mir leicht fallen. Das ist schon unter normalen Umständen eine schwierige Zeit im Jahr für Mulder. Dazu kommt noch die Tatsache, das dies sein erstes Thanksgiving seit dem Tod seiner Mutter ist und er sich von einer lebensbedrohlichen Krankheit erholt, vielleicht verstehst du warum wir es für nötig hielten, unsere Pläne aufrecht zu halten. Von der Tatsache, dass wir bis jetzt wenig Gelegenheit dazu hatten, allein zu sein, ganz zu schweigen.“

„Nur noch eine von einer Reihe schlechter Entscheidungen, die du in den letzten sieben Jahren getroffen hast.“, grummelte Bill.

„HÖR AUF! Warum können wir nicht einen erfreulichen Besuch haben, bei dem wir über uns reden können? Warum musst du immer alles was mir wichtig ist herabsetzen?“ Scully bemerkte, dass ihre Stimme höher und lauter geworden war und presste ihren Mund zu.

„Erwartest du von mir, dass ich mich einfach zurücklehne und nichts sage? Dad hat versucht, dir zu sagen, dass es ein Fehler war zum FBI zu gehen, aber du wolltest nicht hören und die Folgen haben Auswirkungen für die ganze Familie! Mom hat schon eine Tochter verloren – wie oft glaubst du wird sie es aushalten die andere fast zu verlieren? Entführt, mit Krebs infiziert, angeschossen, unter Drogen gesetzt – verdammt, du kannst nicht mal Kinder haben! Willst du mir sagen, dass es das wert ist? Dass *er* es wert ist? Er hat nichts anderes getan als diese Familie zu zerrütten seit dem Tag als er in dein Leben trat!“

Anstatt sie weiter wütend zu machen, rief Bills Triade nur ruhige Bestimmtheit hervor. Scully schob absichtlich ihren Stuhl zurück, stand auf und lehnte sich vor um ihre Hände auf die glatte Eichentischplatte zu stützen.

„Du hast in meinem Leben nichts zu sagen, Bill. Du kennst mich nicht, das hast du nie. Du dachtest, dass es, nur weil ich meine Haare nicht lila färbe und Kristalle um den Hals trage, bedeutet, dass ich deinen Erwartungen für die perfekte kleine Schwester, die pflichtbewusste Tochter, gerecht werden würde. Aber ich wähle meinen Weg selbst, genau wie Missy es getan hat. Mulder ist nicht für meine Entscheidung verantwortlich, die Arbeit zu machen, die ich mache und er ist bestimmt nicht für die Folgen dieser Entscheidung verantwortlich. Er ist jedoch dafür verantwortlich dafür dass er mir etwas gibt, dass du mir nie gegeben hast – Liebe ohne Fesseln. Jetzt denk ich, solltest du besser gehen.“

Es war befriedigend zuzusehen, wie sich Bills Augen weiteten und ihm die Kinnlade runter fiel. Er sprang auf seine Füße und schritt durch die Küche wo er in der Tür inne hielt.

„Eine der Gründe, warum ich heute Abend vorbeigekommen bin, war dass ich dich für morgen Abend zum Essen zu Mom einladen sollte.“, sagte er steif. „Sie dachte du wärst mit Packen beschäftigt und hättest wenig Lebensmittel im Haus.

Scully seufzte und schüttelte ihren Kopf. „Ich weiß nicht, Bill. Das ist vielleicht nicht so eine gute Idee.“

Bill spitzte seine Lippen und stieß einen Atemzug aus seiner Nase. „Tara und Matty würden dich wirklich gerne sehen. Ich verspreche, dass ich mich zivil verhalte.“

Sie zog eine Augenbraue hoch, und legte ihren Kopf nach vorne, als ob sie ihn nicht verstanden hatte. „Wie bitte?“

„Du hast richtig gehört. Erwarte nur nicht, dass ich an einer Gruppenumarmung teilnehme.“ Bill vergrub sein Hände in den Taschen seines Mantels und ließ die Schultern hängen. „Waffenstillstand, okay, Kurze?“

Einer von Scullys Mundwinkeln zuckte trotzdem. „Ich würde Tara und Matty gerne sehen. Sag Mom, dass wir gegen halb sechs da sind.“

Sie begleitete Bill zur Tür und erhielt einen Kuss auf ihre Wange. Sie schloss die Tür hinter ihm und lehnte ihre Stirn gegen das Holz, sie fühlte sich innerlich verletzt. Sie erinnerte sich plötzlich an Mulder und drehte sich um, wobei ihre Augen in Richtung Couch schossen.

Leer.

„Mulder? Hast du dich endlich dazu einschlossen, dich den Lebenden anzuschließen?“, rief sie, während sie den Flur entlang in Richtung Schlafzimmer ging. Auch dort war keine Spur von ihm, obwohl er offensichtlich ein Sweatshirt angezogen hatte, da die Schublade auf war. Eine von Mulders nervenden Junggesellenangewohnheiten war es, Schubladen zu öffnen, aber sie nicht zu schließen. Sie stieß die Schublade mit ihrer Hüfte zu und sah im Badezimmer nach, bevor sie den Kreis komplettierte und in die Küche zurückkehrte.

Kein Mulder.

Scully biss sich auf die Lippe und versuchte die panische Stimme zu unterdrücken, die sagte, dass er laufen gegangen war. Eine dumme Sache. Eine selbstzerstörerische Sache. Etwas, auf das nicht einmal Mulder in seiner momentanen Situation zurückgreifen würde, außer…

*Er hat nichts anderes getan als diese Familie zu zerrütten seit dem Tag als er in dein Leben trat!*

Außer wenn er so verletzt war, dass er alles versuchen würde um sich vom Denken abzuhalten.

Scully schnappte sich ihren Mantel und ihre Schlüssel und ging aus der Tür.
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