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Familienbande V: Vermächtnisse

von Dawn

Kapitel 2

Als er um die Ecke verschwunden und somit außer Sichtweite war, stand Mulder auf und stellte sich hinter Scully, legte seine Arme um ihre Taille und sein Kinn auf ihren Kopf. Sie stieß leicht die Luft aus und lehnte sich in seine Umarmung zurück.

„Es riecht wirklich umwerfend, Babe“, sagte er und drehte den Kopf etwas, um Scully einen Kuss auf die Schläfe zu drücken.

„Danke fürs Teilen.“

Scully drehte ihren eigenen Kopf und küsste ihn auf die Lippen. „Ich hab keinen Witz gemacht, Mulder. Sie macht das für dich, nicht für mich. Meine Mutter hat es zu ihrer Aufgabe gemacht für dich zu sorgen seit...“, sie zögerte und fuhr dann fröhlich fort.

„Wie dem auch sei, was mein ist, ist dein – in einem gewissen Sinn.“, Mulder grinste und zog ihren weichen Körper näher an seinen.

„Das gilt auch andersrum, Scully. Ich gebe dir mit Freude alles was ich habe“, sagte er in der rauen Stimme, die sie immer verrückt machte, wie er wusste.

Ihre Lippen bebten. „Später, Mulder.“ Ihr wurde klar, dass sie die perfekte Überleitung zu einem anderen Thema, das ihr schwer auf der Seele lag, gefunden hatte. Sie wagte den Sprung. „Mulder, mir ist aufgefallen, dass deine Miete fällig wird.“

Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sein ganzer Körper versteifte sich. Schmerz kämpfte mit Ärger aber Scully unterdrückte beides.

„Ja, nächsten Monat“, sagte er hölzern.

Scully schaltete die Herdplatte runter und drehte sich in seinen Armen herum. Sein Gesicht war ausdruckslos. In solchen Momenten fragte sie sich was sie mit diesem Mann, dessen launenhafte Gemütsumschwünge von einem auf den anderen Augenblick stattfinden konnten, machte. In einem Augenblick würde er sein Herz auf einem Silbertablett servieren und es im nächsten so eifersüchtig wie Geizhals sein Gold verteidigen. Mulder war der erste zuzugeben, dass er eine Menge Gepäck mit sich trug und manchmal empfand Scully diese Last als unerträglich schwer.

„Ich dachte wir hätten eine permanente Lösung für die Wohnbegebenheiten ins Auge gefasst“, sagte sie leise. „Es erscheint mir verrückt, doppelte Miete zu zahlen, wenn wir doch zusammen leben.“

Mulder zuckte mit den Schultern, seine Augen streiften die ihren, aber trafen sie nicht. „Ich weiß wovon du redest, Scully. Ich denke nur, dass wir nichts überstürzen sollten. Wie dem auch sei, ich bin nicht sicher ob unser ganzer Kram auch in deine Wohnung reinpasst.“

*Geduld. Vergiss nicht mit wem du redest. Dieser Mann ist entweder emotional oder körperlich von jedem verlassen worden, der ihm etwas bedeutet hat.*

Scully erhob eine Hand und legte sie auf seine Wange. „Mulder, wir müssen nicht in meinem Apartment leben. Wir können uns etwas suchen, was uns beiden gehört. Mir ist es egal wo wir wohnen, wenn wir nur zusammen sind.“

Mulder legte seine Hand über ihre, schloss seine Augen und schluckte hart. Als er sie wieder öffnete, erschrak es sie, Angst gemischt mit Liebe in seiner grün-braunen Tiefe zu sehen.

“Das will ich auch, Scully“, murmelte er. „Ich brauche nur etwas Zeit um mich an den Gedanken zu gewöhnen.“

Resignierend atmete Scully aus, schlang ihre Arme um seine Hüften und lehnte ihre Wange gegen seine Brust. Der Pulli fühlte sich weich an und er flüchtige Geruch seines Schweißes gemischt mit den Überresten seines Rasierwassers war seltsam beruhigend.

„Nimm dir alle Zeit die du brauchst, Schatz? Aber schließ mich nicht aus.“

Mulders Antwort, einem weiteren Kuss auf ihrer Stirn, folgte Greys Wiedererscheinen in der Küchentür.

„Dusche ist frei.“

„Geh.“, drängte Scully und warf Mulder einen Blick der unausgesprochenen Bestätigung zu als er sie unsicher ansah.

„Essen ist in fünf Minuten fertig, also beeil dich.“

Er legte zwei Finger als ironischen Gruß an seine Braue und zwängte sich dann an Grey vorbei, der sich gegen den Türrahmen gelehnt hatte.

„Kann ich dir helfen, Dana?“

Scully lächelte warm. „Du könntest uns schon was zu Trinken einschütten. Ich nehme ein Wasser und ich bin mir sicher, dass Mulder Eistee will.“

Ein weiterer Hustenanfall erklang aus dem Schlafzimmer und Grey beobachtete wie Scully sich verspannte. Er nahm drei Gläser aus dem Schrank und ging zum Gefrierfach um Eis zu besorgen.

„Du machst dir Sorgen wegen Foxs Husten“, stellte er fest.

Scully spitzte die Lippen und nickte widerwillig. „Nicht speziell wegen des Hustens. Generell wegen seiner Gesundheit, würde ich sagen.“

„Warum? Was ist los?“

Scully zögerte und warf einen schuldbewussten Blick Richtung Schlafzimmertür bevor sie antwortete. „Es ist schwer das richtig zu beschreiben. Er ist nie wirklich 100% gewesen nach der Verletzung durch Cole. Er hatte eine Krankheit nach der anderen.“

„Nun, im Moment *haben* wir nun mal Grippesaison.“, bemerkte Grey.

„Ja, aber normalerweise ist Mulder widerlich gesund. Und da ist noch mehr. Sein Energiehaushalt stimmt nicht. Du weißt wie sehr er unter Schlaflosigkeit leidet, aber im Moment ist es das Gegenteil. Öfter als ich zählen kann schläft er nach dem Essen auf dem Sofa ein und trotzdem muss ich ihn morgens buchstäblich aus den Federn zerren.“

Grey studierte Scullys besorgtes Gesicht. „Hast du ihn damit konfrontiert?“

Scully schnaubte und verdrehte die Augen. „Du hast ihn doch gerade gesehen. Er weigert sich einzugestehen, dass auch nur die entfernteste Möglichkeit besteht, dass etwas nicht stimmen könnte. Es hat schon mehr als nur eine Diskussion darüber in einem Streit geendet. Er behauptet er sei nur von der Arbeit gestresst und braucht Urlaub.“

„Vielleicht hat er Recht. Vielleicht würde etwas Freizeit die Dinge gerade rücken.“, antwortete Grey vernünftig. „Ich stimme dir zu, er sieht etwas müde aus. Aber du musst zugeben, Dana, dass du als Doktor dazu neigst vom Schlimmsten auszugehen.“

Scully seufzte und schaffte es dann leise zu lächeln. „Ich bin es nicht gewohnt, dass die Stimme der Vernunft von einem Mulder kommt. Danke für deine ehrliche Meinung. Mulder und ich haben für Thanksgiving Urlaub eingereicht. Ich hoffe, dass das es dann auch ist.“

Sie linste in den Topf, schaute dann auf die Uhr und zog die Stirn kraus.

„Das Essen ist fertig und ich habe immer noch nicht die Dusche gehört. Könntest du bitte herausfinden was er da veranstaltet?“

Sie kicherte leise in sich hinein als Grey die Küche verließ und vergnügt etwas von wegen seines Bruders Aufpasser sein vor sich hinmurmelte. Sie entnahm dem Schrank drei Suppenteller, stellte sie auf die Anrichte und füllte dann den ersten mit Stew. Als sie beim dritten war kam Grey mit besorgter Miene zurück.

„Was ist los? Ist er gleich fertig?“, fragte Scully verwirrt.

„Umm, ich bin mir nicht sicher was ich tun soll. Komm und sieh’s dir selber an.“, antwortete Grey verstört.

Scullys Magen krampfte sich zusammen als sie Grey aus der Küche ins Schlafzimmer folgte. Der Anblick, der sich ihren Augen bot beruhigte sie wenig.

Mulder lag ausgestreckt auf dem Bett, fest am Schlafen, und ließ sich auch nicht von der Festtagsbeleuchtung stören. Es sah so aus als ob er dabei gewesen wäre sich für die Dusche auszuziehen – sein Shirt lag irgendwo auf dem Boden und seine Laufschuhe lagen neben seinen Füßen, die über das Bett hinausragten. Sein Gesicht war im Schlaf entspannt, er atmete tief und gleichmäßig und zuckte nicht einmal als Scully zu ihm ging und ihren Handrücken an seine Stirn hielt.

„Als ich ihn vorhin berührt habe ist mir aufgefallen, dass er etwas warm war aber ich hab ihn nicht darauf angesprochen“, murmelte sie und verzog das Gesicht. „Das schien es mir nicht wert zu sein.“

„Sollen wir ihn einfach schlafen lassen?“

Scully nickte, nahm eine Wolldecke von einer Stuhllehne und legte sie über Mulders nackten Oberkörper und Arme. Mulder murmelte etwas unverständliches, verstummte aber als sie ihm über die Wange strich. Nachdem sie zwei der drei Lichter gelöscht hatte schlich sie aus dem Zimmer, ließ jedoch die Tür auf.

Grey hatte sich seinen Teller und sein Glas genommen und sich an den Küchentisch gesetzt. Sie gesellte sich zu ihm, hatte aber den Appetit verloren. Grey beobachtete ein paar Minuten, wie sie gedankenverloren ihr Stew betrachtete bevor er sprach.

„Soll ich das für dich in den Ofen tun?“

Scully schüttelte den Kopf, bestürzt darüber, dass sie den Tränen gefährlich nahe war. „Ich werds nur abdecken und er kann’s so essen. Ich werde ihn in einer Stunde wecken, wenn er nicht von selber aufwacht. Er muss was essen.“

Grey bemerkte das Zittern in ihrer Stimme, streckte seine Hand aus und legte sie über ihre. „Dana, mach aus einer Mücke keinen Elefanten. Er ist nicht ganz auf dem Damm und ich hab ihn wahrscheinlich beim Basketball zu sehr beansprucht. Ich werde morgen mal mit ihm reden, sehen ob ich ihn davon überzeugen kann zum Arzt zu gehen.“

Scully klimperte schnell mit den Augen und schaffte es dann ein echtes Lächeln zu zeigen. „Danke Grey. Das wär mir sehr Recht.“

Grey erhob eine Hand. „Hey, ich hab nicht gesagt, dass er auf mich *hören* wird. Aber ich werd mein Bestes geben. Aber bis dahin würde ich sagen, du musst auch was essen, Süße.“

Etwas entspannter nahm Scully ihren Löffel. Aber das Stew schmeckte wie Sand und die kleine Stimme in ihrem Kopf weigerte sich zu schweigen.
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