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Familienbande V: Vermächtnisse

von Dawn

Kapitel 19

Zimmer 326
Freitag
7:12 Uhr


Als Mulder endlich wieder erwachte, hatte Skinner Greys Platz eingenommen, seine Masse ließ den Plastikstuhl zwergenhaft erscheinen. Er war in eine Ausgabe der Washington Post vertieft, und hatte nicht bemerkt, dass er erwacht war, also nutzte Mulder die Gelegenheit die Spinnweben aus seinem Kopf zu vertreiben. Er versuchte den Mann, der momentan die Unbequemlichkeit von Kittel, Maske und Handschuhen aushalten musste mit dem ausnahmsweise hartnäckigen AD zu vereinen, der 50 Prozent seiner 302’s abschoss. Sein Verhältnis zu Skinner hatte sich über die Jahre verändert und entwickelt – manchmal war er Kollege, andermal Gegner, manchmal Freund, aber immer respektvoll. Dass er in dem Stuhl saß anstatt in seinem Büro erhöhte Mulders ohnehin schon schwelende Besorgnis über Scullys Abwesenheit.

Er musste unbewusst geseufzt haben, denn Skinners Augen hoben sich von der Zeitung um ihn mit ehrlichem Vergnügen zu betrachten.

„Mulder, willkommen zurück im Land der Lebenden.“

Mulder zwang die Worte durch seine wunde Kehle. „Sind sie sich da sicher, Sir?“, flüsterte er.

Skinner grinste nur und reichte ihm das Wasserglas. Obwohl das Schlucken an sich rohes Gewebe nur noch roher werden ließ, nahm die kühle Flüssigkeit das Größte des Schmerzes weg. Skinner lehnte sich in den Stuhl zurück und betrachtete ihn scharfsinnig.

„Hab gehört, dass es gestern hier hoch herging.“

„Ich sehe, dass er passenderweise nicht anwesend ist um meinen Fragen zu entgehen“, erwiderte Mulder bitter, sich auf Grey beziehend.

„Er war fast 24 Stunden nonstop hier, Mulder“, erwiderte Skinner neutral. „Er wäre vor Erschöpfung fast umgekippt. Ich habe darauf bestanden, dass er sich was hinlegt.“

Etwas beschämt durch seinen Egoismus wand Mulder die Augen ab. „Sorry. Ich weiß, dass er sich selbst zu sehr antreibt, besonders nachdem was er durchgemacht hat. Ich will nur eine aufrichtige Antwort bezüglich Scully.“

Schwach, müde und sich elend fühlend konnte er das Zittern in seiner Stimme nicht ganz verstecken. Skinner biss die Zähne zusammen und betrachtete ihn vorsichtig. Er wusste von der Konfrontation die Mulders Hustenanfall ausgelöst hatte – Grey hatte zutiefst bestürzt den kompletten Vorfall erzählt und ihm auch von dem inneren Konflikt zwischen der Loyalität zu seinem Bruder und dem Versprechen, welches er Scully gegeben hatte. Skinner studierte Mulder gequältes Gesicht und fällte eine Entscheidung.

„Mulder, Grey hat Scully versprochen Ihnen nicht zu sagen wo sie ist.“ Schnell hob Skinner die Hand um Mulders Protest zu ersticken. „*Ich* hab ein solches Versprechen nicht gegeben.“

Mulders Augen glitzerten und er vergrub seine Fäuste im Betttuch. „Sagen Sie’s mir!“

„Zuerst müssen Sie mir was versprechen.“, sagte Skinner angespannt. „Scully hat dies vor Ihnen geheim gehalten, weil sie Sie *kennt*. Das ist jetzt nicht in Ihren Händen, Mulder, nicht unter Ihrer Kontrolle. Wenn ich Ihnen das erzähle werden Sie nicht versuchen das Krankenhaus zu verlassen, oder besser Sie werden gar nichts *tun*. Ich werde nicht zulassen, dass ich in die Lage komme Scully erklären zu müssen warum ich zu Ihrer Krankheit beigetragen habe. Ist das klar?“

Mulder knirschte mit den Zähnen. „Es ist klar. Wo ist sie?“

„Der Raucher hat ihr einen Deal geboten. Er stellt die Ausrüstung und das Personal, Scully stellt ihr Blut zur Verfügung und Sie bekommen Ihr Heilmittel – vorausgesetzt, dass Sie sich in seine Hand begibt.“

Mulder zog scharf die Luft ein, das Gesicht zur Grimasse verzogen und schüttelte ungläubig den Kopf. „Nein“, stöhnte er. „Nein, das würde sie nicht tun, wie konnte sie das tun?“

„Können Sie das wirklich fragen? Oder haben Sie das Gespräch, was wir von ein paar Jahren in meinem Büro hatten, vergessen?“, erinnerte Skinner ihn sanft.

„Aber Sie wissen, dass man dem Bastard nicht vertrauen kann.“, knurrte Mulder und begann etwas zu husten. Aufgrund Skinners warnenden Blicks bemühte er sich seine Erregung unter Kontrolle zu halten. „Wer weiß was der mit ihr macht, wenn er sie schon mal da hat.“, murmelte er und seine Stimme brach. „Er wird Scully nicht das geben was sie braucht ohne einen Preis.“

„Ein Preis, den sie bereit war zu zahlen.“, sagte Skinner.“ Sie war sich sicher, dass die potentielle Wirkung das Risiko Wert war.“

Mulder legte die Arme über die Augen. „Sie ist verrückt.“

Skinner hob eine Augenbraue. „Sie liebt Sie.“

Mulder bewegte sich nicht. „Das ist doch dasselbe.“


Unbekannter Ort
Freitag
16:43 Uhr


Scully durchschritt das Zimmer ruhelos, unfähig das konstante, unterschwellige Summen von Furcht, dass ihren Körper durchflutete, zu unterdrücken. Knapp zwei Stunden zuvor war sie in ihrem Zimmer erwacht, nachdem sie einen weiteren unbestimmten Zeitabschnitt Test unterzogen worden war. Dieses Mal war sie schnell wieder zu sich gekommen und alles, von ihrer Erinnerung zum Schmerzlevel war klarer und intensiver. Sie konnte sich perfekt den losgelösten, braunen Augen des Doktors vorstellen wie er ihre Reaktion auf einige schmerzvolle Reize notierte. Reize, die – wie sie angstvoll sicher war, direkt vor dem in ihrem Nacken platzierten Chip kamen. In Verbindung mit dieser Erkenntnis kam eine weitere lebendige Erinnerung an Lähmung, ihre Glieder festgebunden und nicht ansprechbar als eine heiße Stange ihr weiches Fleisch oberhalb des Schultergürtels durchbohrte. Scullys Hand flog zu ihrem Nacken, die Finger scheuerten über die eh schon verbrühte Haut, fanden den kleinen Hubbel unter derselben. Der Chip war noch da – oder *ein* Chip, auf jeden Fall. Unmöglich zu wissen ob ihre Peiniger ihn gegen ein neues Model ausgetauscht hatten.

Sie ging zur Toilette und schlürfte ein paar Schluck Wasser aus dem Waschbecken, schenkte den unsichtbaren Augen keinerlei Gedanken. Ein kleiner Teil von ihr war etwas verstört ob ihrer resignierten Hinnahme ihrer Gefangenschaft, aber sie war zu ausgelaugt und unwohl um viel darüber nachzudenken. Sie hatte ein Truthahnsandwich halb verzehrt, welches sie auf einem Tablett bei ihrem Bett entdeckt hatte, als sie ein ungutes Gefühl wie Tentakel umgab. Ihr Mulder-Alarm – das vage, besorgte Flüstern welches ihr zuverlässig signalisierte, dass auf den Mann ein Desaster zukam. Alaska. New Mexico. Bermuda. So unlogisch und irrational und uncharakteristisch es für Scully sein mochte, dieses Gefühl war unheimlich akkurat, wieder und wieder.

Scully versuchte zuerst das Gefühl abzuschütteln. Spender hatte ihr versichert, dass Mulder okay war, dass sein Zustand nachdem sie gegangen war sich verbessert hatte. Aber das Brot und Fleisch klebten ihr in der Kehle und sanken wie nasser Sand in ihren Magen und so ließ sie die Hälfte des Sandwiches unberührt. Als endlich der Türknauf ratterte und die Ankunft von Gesellschaft ankündigte, war sie fast außer sich vor Sorge. Sie zog sich zum Bett zurück, setzte sich nicht drauf aber lehnte sich an. Sie erwartete mehr Rauch und Täuschung, aber ihre Abwehrhaltung zerbröckelte als der Besucher sich als Krycek entpuppte.

„Hey, Scully.“, sagte er beiläufig, als ob er sie gerade im Supermarkt getroffen hätte.

„Krycek“, sagte Scully kühl, der Name war eine Beleidigung auf ihren Lippen. „Was machen Sie hier? Ich hätte gedacht, dass jemand mit ihren Talenten beschäftigt wäre. Sicherlich gibt’s irgendwo einen Mord oder eine Entführung um die Sie sich kümmern müssen?“

Krycek grinste. „Seien Sie lieb. Ich bin hier um Sie zurück zu bringen.“

Scullys geschundene Seele schwebte bei seiner nebensächlichen Erklärung aber sie riss sich zusammen um dies nicht zu zeigen. „Einfach so?“

Krycek zuckte mit den Achseln. „Gucken Sie mich nicht so an, ich folge nur Befehlen. Smokey hat offensichtlich das erhalten, was er von Ihnen wollte.“

„Und was ist mit dem, das *ich* brauche? Wo ist das Serum für Mulder?“

Krycek entnahm seiner Jackentasche ein kleines ledernes Etui und öffnete es. Darin lagen eine kleine gläserne Flasche mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit und eine Spritze, die identisch mit der war, die er im Van gehabt hatte.

„Die Flasche ist für ihn, die Spritze für Sie. Sie kennen das Spiel. Ziehen Sie sich an und dann können wir das hinter uns bringen.“

Scullys Augen liebkosten die wertvolle Flüssigkeit als sie nach ihrer Kleidung griff. „Woher weiß ich, dass das auch echt ist? Dass ich nicht im Labor herausfinden werde, dass es nur gefärbtes Wasser ist – oder schlimmer noch – Gift?“

„Das wissen Sie nicht.“, Krycek schüttelte den Kopf. „Haben Sie gedacht es käme mit einem Echtheitszertifikat und einer Geld-Zurück-Garantie? Ziehen Sie sich einfach nur an, Scully.“

Scully entfaltete ihre Hose, zögerte dann und sah Krycek bestimmt an. „Macht’s Ihnen was aus?“

„Eigentlich ja.“ Krycek warf ihr einen lüsternen Blick zu der Mulder alle Ehre gemacht hätte, drehte ihr aber den Rücken zu. „Wissen Sie, Sie sind eine schöne Frau, Scully. Mulder ist ein glücklicher Bastard.“

Scully zog es vor nicht zu antworten als sie sich hastig anzog und zuknöpfte.

„Natürlich wusste ich, dass Mulder Ihnen total verfallen war – jeder mit Augen im Kopf konnte das sehen. Aber ich hätte nie gedacht, dass er den Mumm hätte es Ihnen zu sagen und die Bewunderung aus der Ferne drangeben würde.“

Scully weigerte sich den Köder anzunehmen und hielt ihre Zunge im Zaum. Nach einer kurzen Pause fuhr Krycek unbeeindruckt fort.

„Ich muss zugeben, als ich hörte, dass sie zwei zusammen sind war mein erster Gedanke ‚was für eine Verschwendung’. Sie könnten es besser haben, Scully.“

Scully zog gerade ihre Schuhe an als er seine Rede beendete und sich mit einem Grinsen herumdrehte. Sie verschränkte ihre Arme und betrachtete ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue.

„Eifersüchtig, Krycek?“

Grüne Augen schmolzen durch lange dunkle Wimpern. „Würden Sie das wollen?“

Scully verzog ihre Lippen. „Ich meinte ob Sie eifersüchtig auf mich sind. So wie ich das gehört habe, haben *Sie* Mulder geküsst bevor ich das Vergnügen hatte.“

Kryceks Gesicht verdunkelte sich, der Verführer verwandelte sich in einen kaltblütigen Killer. Nachlässig schmiss er Scully das lederne Etui zu, die es so gerade an einer Ecke erwischte bevor es Kontakt mit dem Linoleum aufnehmen konnte.

„Tun Sie’s, sonst tu ich’s.“

*Brillant, Dana. Stellst die sexuellen Vorlieben eines Mannes in Frage bevor du dich in seine Gewalt begibst.*

Scully entnahm die Spritze und legte sie beiseite bevor sie das Fläschchen sanft ins Etui steckte und es in die Tasche ihres Blazers verstaute. Sich über die Lippen leckend öffnete sie ihre Hose soweit, dass sie die Hüfte entblößte und entfernte die Plastikkappe von der Nadel. Krycek sah ihr gelangweilt zu als sie die Droge schnell verabreichte, ihre Hose wieder schloss und sich aufs Bett legte.

Die Wirkung überkam sie schnell, ihre Lider waren mit einem Mal 50 Pfund schwerer und ihre Gedanken drifteten ab als sie versuchte sich zu konzentrieren. Krycek schlenderte langsam zu ihr und entfernte die leere Spritze aus ihrem schwächelnden Griff. Innerlich zuckte Scully zusammen aus Furcht über seine Nähe aber der Zug des Betäubungsmittels verwehrte ihr jegliche körperliche Reaktion. Seine Hand hebend steckte Krycek sanft eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, was den Teil ihres Hirns, der noch fähig war die Widersprüchlichkeit seiner Handlung zu verstehen in Erstaunen versetzte. Seine Finger strichen beruhigend über ihre Stirn kurz bevor die Augen zufielen, aber die Worte die er murmelte hielten keine Bedeutung mehr für sie.

„Sie sind schon was besonderes, Scully. Ich hoffe Mulder weiß was er da hat.“


GUMC
Freitag
20:12 Uhr


„…anscheinend betäubt durch ein unbekanntes Betäubungsmittel, eine Art Depressivum.“

Finger zupften an ihrem rechten Augenlied, dann blendete sie ein weißes Licht, welches direkt in ihr Hirn zu scheinen schien. Scully stöhnte und riss reflexartig ihren Kopf nach links aber dieselbe Prozedur wurde unnachgiebig am anderen Auge wiederholt.

„Pupillen sind gleich und reagieren. Sie kommt zu sich. Sie scheint kein körperliches Trauma erlitten zu haben.“ Die Stimme einer Schwester forsch und effizient.

„Wissen wir wer sie ist?“ Eine andere weibliche Stimme, autoritär. Wahrscheinlich die Ärztin.

„Ja. Special Agent Dana Scully. Sie ist beim FBI.“

„Warum liegt ein Fed zugedröhnt auf ’ner Trage vor unserer Tür?“

Scully kämpfte um ihre Augen zu öffnen, zuckte dann zurück als sie das verschwommene Gesicht sah, welches knapp über ihrem schwebte, ein Stablicht in der Hand. Es zog sich auf eine respektable Distanz zurück und Scully kniff die Augen zusammen um ihre Sicht zu schärfen.

„Agent Scully? Ich bin Dr. Chin, ich hab mich um Sie gekümmert. Wissen Sie wo Sie sind?“

Die Sprecherin war Asiatin, etwas älter als Scully und sehr hübsch, ihr seidiges, schwarzes Haar war in ihrem Nacken zu einem Pferdeschwanz geknotet. Scully bemühte sich ihre verschwommenen und unzusammenhängenden Gedanken zu sortieren und sie betrachtete den großen Raum und die kleine Zelle mit Vorhang, die sie besetzte.

„Um…“ Sie räusperte ihren trockenen Hals und verzog das Gesicht aufgrund des widerlichen Geschmacks in ihrem Mund. „Bin ich wieder im Georgtown Medical?“

Dr. Chins Augenbrauen schossen in die Höhe. „Wieder? Waren Sie vorher schon hier?“

Scully setzte sich auf und schwang ihre Beine von der Trage, wobei sie die dringlichen Proteste von der Ärztin und der Schwester ignorierte. Ihr Blick fiel auf die Uhr an der Wand und weitete sich, als sie die Zeit las.

„Welcher Tag ist heute?“ fragte sie besorgt.

Dr.Chin tauschte einen Blick mit der Schwester bevor sie antwortete. „Freitag, 10.November. Aber eigentlich sollte ich *Sie* das fragen. Agent Scully, Sie müssen sich hinlegen. Sie stehen noch unter der anhaltenden Wirkung eines unbekannten Betäubungsmittels und…“

„Meine Jacke! Was ist mit der Jacke passiert, die ich getragen habe? Was haben Sie damit gemacht?“ Scully wusste, dass sie hysterisch klang – sie konnte die Panik, die mit jedem Herzschlag durch ihre Adern lief nicht aufhalten.

„Beruhigen Sie sich, Agent Scully, Sie ist hier.“ Die Schwester nahm den marineblauen Blazer vom Haken und schrak etwas zurück als Scully ihn ihr aus der Hand riss.

Scullys Hände zitterten als sie ihre Hand in der Tasche vergrub und sie bekam vor Erleichterung weiche Knie als sie die glatte Oberfläche des kleinen Behälters spürte. Dr. Chin beobachtete ihr seltsames Verhalten mit gerunzelter Stirn und versuchte es erneut mit absichtlich geduldiger und beratender Stimme.

„Dr. Scully, ein Pfleger fand Sie besinnungslos, wie sie auf der Trage im Flur vor der Notaufnahme lagen. Trotz intensiver Befragung des Personals scheint niemand zu wissen wie Sie hier hergekommen sind und Sie sind offensichtlich betäubt gewesen. Ich schlage Ihnen vor, dass Sie sich wieder hinlegen und uns erlauben unsere Untersuchung zu Ende zu bringen.“

Scully zog den Blazer an und zupfte methodisch den Kragen zu Recht obwohl ihr klar war, dass es in ihrem momentanen zerknitterten Zustand darauf auch nicht mehr ankam. Tief Luft holend schulte sie ihren professionellen Ausdruck und betrachtete Dr. Chin ruhig.

„Dr. Chin, ich weiß zu schätzen was Sie versuchen zu tun, genauso wie das, was Sie bereits getan haben, aber mir geht es gut. Ich befinde mich mitten in einem Fall auf Leben und Tod und ich stehe unter Zeitdruck. Bitte holen Sie mir das erforderliche Formular, damit ich mich wenn nötig gegen medizinischen Rat entlassen kann.“

Dr. Chins Kinnlade fiel, dann warf sie beide Arme resignierend hoch. „Von mir aus. Ich werde mir nicht nachsagen lassen, dass ich der Justiz im Weg stehe. Janet, holen Sie das Formular für Agent Scully.“

Fünf Minuten später verließ Scully den Aufzug auf der dritten Etage, müde, wund, zerzaust, aber mit dem unbezahlbaren Serum sicher in der Tasche. Ihr Puls stieg und sie begann zu laufen als sie sich Mulders Zimmer näherte. Aufregung und eine dunkle Vorahnung kämpften um die Oberhand. Sie schnappte sich einen Kittel vom Haken und warf einen Blick durch das Fenster, konnte es kaum erwarten sein Gesicht zu sehen. Aber stattdessen erblickten ihre eifrigen Augen nur ein leeres Bett ohne Laken und Patient.

Ein Schock überkam sie – wie ein Frachtzug, der ihr die Seele aus dem Körper rammte und eine leere Hülle zurückließ. Scully taumelte und ging fast in die Knie, hielt sich aber reflexartig am Fensterrahmen fest. Das verzweifelte Schluchzen begann in ihren Zehen und zerfetzte ihr Inneres auf dem Weg nach draußen. Sie drückte ihre Stirn gegen das kalte, unnachgiebige Glas, ihre Tränen liefen darüber wie saurer Regen.

„Zu spät.“, flüsterte sie, die gezackten Ränder der Worte zerschredderten ihr das Herz. „Es tut mir Leid, Mulder, so Leid.“

Sie hauchte den Refrain wieder und wieder, wie ein Gebet. Aber niemand hörte es.
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