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Familienbande IV: Zerfetzte Herzen

von Dawn

Kapitel 2

Hegal Place
Montag
18:30 Uhr


Das Telefon klingelte und Scully hob hastig den Hörer ab, wobei sie aufgrund des Lärms leicht zusammenzuckte.

„Hallo?“, sagte sie so leise wie möglich.

Stille begrüßte sie und sie begann sich gereizt zu fühlen als eine vorsichtige Antwort erklang.

„Dana?“

Das Lächeln fühlte sich fremd auf ihrem Gesicht an, ein Hinweis darauf wie stressig die vergangenen Wochen gewesen waren.

„Hi, Grey! Wie geht’s dir?“

„Kann mich nicht beschweren. Was ist mit dir?“

Sie konnte das leichte Zögern nicht verbergen. „Oh, ich lass mich nicht unterkriegen. Es ist schön mit dir zu reden, es ist eine Weile her.“

„Ja, nun, ich hatte Schwierigkeiten Fox zu erwischen. Immer wenn ich in letzter Zeit angerufen habe, ging nur der Anrufbeantworter ran. Deine Stimme zu hören, hat mich etwas überrascht. Ist er da?“

Scully starrte auf den dunkeln Schopf in ihrem Schoss hinunter. Mulder schlief immer noch tief, die Sorgenfalten glätteten sich und seine Atmung war tief und gleichmäßig. Ein Arm war besitzergreifend um ihre Knie gelegt und der andere lag flach auf der Couch, die Finger leicht gekrümmt, als versuche er etwas Flüchtiges festzuhalten.

„Er ist hier, aber er schläft, Grey; und ich würde ihn wirklich lieber nicht wecken.“

Sie konnte fast schon sehen, wie er auf die Uhr sah, seine Verwunderung spüren. „Dana, es ist halb sieben. Er schläft?“

Scullys Lippen krümmten sich angesichts seines offensichtlichen Erstaunens leicht. „Die letzten Wochen waren hart. Mulder hat eine einem Profiling-Fall gearbeitet, der etwas… persönlich geworden ist. Er hat es bis zur totalen Erschöpfung getrieben und Skinner hat ihm befohlen sich eine Woche auszuruhen.“

„Ich wette, das ist super gelaufen.“, bemerkte Grey trocken.

Sie bemerkte, dass sie tatsächlich grinste und es fühlte sich wunderbar an. „Er war wenig dankbar dafür.“, bestätigte sie. „Ich habe es schließlich dazu gebracht, sich für einen Moment hinzulegen und er ist abgestürzt.
In Wahrheit hatte sie ihn dazu überredet einen Film zu sehen, wissend, dass er nie durchhalten würde. Fünfzehn Minuten nach der Anfangsszene, hatten seine Augen begonnen zuzufallen. Sie hatte ihn auf ihren Schoss hinuntergezogen und mit ihren Fingern beruhigend auf eine Weise durch sein Haar gestrichen, von der sie von vergangenen Erfahrungen wusste, dass sie ihn komplett entspannen würde. Fünf Minuten später lag er schlapp neben ihr und sie schaltete den Film, den sie nie hatte sehen wollen zugunsten eines Buchs aus.

„Du klingst besorgt, Dana. Wie schlimm ist es“ Greys Stimme war forschend, besorgt.

Sie hatte einfach nicht die Kraft die Frage abzutun und sie wollte es auch nicht wirklich. Plötzlich war sie es, die ein wenig Unterstützung brauchte. „Es ist schlimm, Grey. Er kann nicht ohne schreckliche Alpträume schlafen, also schläft er einfach gar nicht. Und er hat Nichts gegessen. Sogar wenn ich es geschafft hatte ihn dazu zu bringen etwas zu sich zu nehmen, endet er fast immer im Badezimmer und würgt es wieder hoch.“

Grey schwieg für einen Moment, das Gesagte verarbeitend. „Du sagtest, dass Skinner ihn für eine Woche von dem Fall abgezogen hat?“

„Das stimmt. Danach will er entscheiden ob Mulder sich genug erholt hat, um weiterzumachen.“

„Denkst du, dass du ihn hier runter kriegen könntest?“

Die Frage kam völlig unerwartet für sie. „Was?“

„Fox. Denkst du, dass du ihn für ein paar Tage hier runter bekommen würdest? Ich wollte ihn nun schon für eine Weile meiner Familie vorstellen, aber er war immer zu sehr mit der Arbeit beschäftigt. Vielleicht würde es ihm gut tun für ein paar Tage alles hinter sich zu lassen.“

Eine einfache Idee, aber je mehr sie darüber nachdachte, desto besser gefiel sie ihr. Tatsächlich war das vielleicht der einzige Weg, wie Mulder die nächsten sieben Tage überleben würde.

„Bist du dir sicher, dass du dazu in der Lage bist?“, fragte sie, ihr Hirn arbeitet immer noch wie wild an den Details. „Was ist mit der Arbeit?“

„Ich werde ein paar Tage frei nehmen. Ich habe viel Urlaubszeit angestaut und es ist erstaunlich ruhig gewesen.“ Grey unterbrach sich und sie konnte spüren, wie er seine nächsten Worte überdachte. „Ich würde gerne helfen, Dana. Fox und ich haben soviel Zeit verloren, die wir nie zurückbekommen können. Ich will ein so großer Teil in seinem Leben sein, wie ich kann.“

Die nackte Ehrlichkeit seiner Worte, verursachte einen Kloß in ihrem Hals, aber ihr Herz schlug schneller. „Ich denke, dass könnte genau das sein, was er braucht, Grey. Der schwierige Teil wird es sein, Mulder davon zu überzeugen.“

Grey kicherte leise. „Ja. Er tendiert dazu etwas stur zu sein, nicht war. Lass mich eine Minute darüber nachdenken.“

Scully war belustig von Greys Einschätzung seines Bruders (ein dummer, der den anderen dumm nannte) und wartete bereitwillig. Mulder bewegte sich ruhelos, seine Finger zuckten, während er leise wimmerte. Sie konnte sehen, dass sich seine Augen schnell unter seinen blassen Lidern bewegten – ein Alptraum. Als sie etwas Beruhigendes murmelte und damit weiter machte ihre Finger durch das dichte dunkle Haar gleiten zu lassen, beruhigte er sich

„Bist du noch dran?“, fragte Grey, der offensichtlich alles mit angehört hatte.

„Ich bin noch dran. Irgendwelche brillanten Einfälle?“

„Sag ihm, dass ich seine Hilfe brauche… um einen Schuppen zu bauen. Im Garten.“

„*Das* ist der clevere Plan?“

„Es ist das Beste, das mir so spontan einfällt.“, antwortet Grey, verletzt klingend, und sie konnte die vorstehende Lippe fast sehen. Offenbar gab es in der Mulderfamilie eine genetische Veranlagung zum Schmollen. „Ich will das schon seit Jahren machen.“

„Weißt du, Mulder ist nicht unbedingt der Heimwerkertyp.“, sagte Scully skeptisch. „Und hast du überhaupt das Material für ein Schuppen?“

„Das werde ich, bis ihr hier seid.“

Das Gelächter brach ohne Vorwarnung heraus und sie war bemüht Mulder nicht zu stören. „Manchmal bist du genau wie er. Ich glaube, es liegt an eurer „das geht mir am Arsch vorbei“ -Einstellung
„Ich glaube, ich bin beleidigt.“, antworte Grey, ihr Gelächter anstachelnd bis Tränen über ihre Wangen kullerten.

Sie bekam ihr Kichern schließlich unter Kontrolle und seufzte. „Danke, Grey. Du weißt nicht wie sehr ich das gebraucht habe.“

„Kein Problem, Süße. Kann ich euch zwei irgendwann morgen erwarten?“

„Ich werde mein Bestes geben.“

Greys Stimme war warm. „Dann sehen wir uns bald. Hast du denn immer noch nicht begriffen, dass Fox dir nichts abschlagen kann?“

Sie legte den Hörer auf und sah liebevoll hinunter, ihre Hand strich noch immer rhythmisch durch seidige Haarsträhnen. *Du kannst genauso gut aufgeben, Mulder. Gegen Grey und mich hast du keine Chance.* Dieser Gedanke gab ihr ein Gefühl des inneren Friedens, das sie seit Wochen nicht mehr gespürt hatte.
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