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The X-Files: Virtual Season 11

von meiko

Kapitel 9: Die Starken und die Schwachen (2)

The X-Files: Virtual Season 11

11.09 - Die Starken und die Schwachen (2/2)

Written by meiko
Artwork by GabiS




Appalachian Mountains, Cheoah Bald
Stützpunkt der Schattenregierung

‚Pah!’, dachte Bosman und hätte um ein Haar auf den blanken Fußboden gespuckt. ‚Unglaublich! Zusammenreißen soll ich mich! Was glaubt der eigentlich, wer er ist? Denkt er, der Name Strughold allein verschafft ihm schon uneingeschränkte Verfügungsgewalt? Wir haben nicht umsonst ein neues Konsortium gebildet – um genau so etwas zu verhindern!’
Er ballte die Fäuste und zog die Chipkarte durch das Lesegerät. Die Tür glitt auf und er betrat die weiten Flure des Zellentraktes.
‚Er beginnt vielleicht, genau so den Sinn für die Realität zu verlieren wie damals Senator Matheson. Man muss ihn im Auge behalten!’

Jetzt war Bosman in genau der richtigen Stimmung. Er postierte sich vor den Netzhautscanner und wartete, bis die Elektronik seine Biodaten mit den gespeicherten Werten in den Datenbanken abgeglichen hatte.
‚Neumodischer Unsinn!’, dachte er abfällig, doch ein kleiner Funke Bewunderung blieb trotz allem noch in ihm. ‚Na ja, mag sein, dass das Zeug ganz nützlich ist, wenn man manche Leute gut wegsperren muss. Wie zum Beispiel die hier...’
Er betrat die abgedunkelte Zelle und weidete sich an dem Anblick, der sich ihm bot. Sein massiger Körper warf einen langen Schatten in den Lichtschacht, der vom Flur her in die kleine Zelle fiel, und dort in der Ecke...

Agent Leyla Harrison kniff geblendet die Augen zusammen. Ihr Atem ging stoßweise und auf ihrem Gesicht lag Angst... nichts als die nackte Angst. Panisch kroch sie aus dem Lichtkegel und versuchte, in die scheinbare Sicherheit des Schattens an den Wänden zu entkommen.
„Das nützt dir gar nichts, Mädchen“, sagte Bosman lächelnd und ließ die Fingerknöchel knacken. „Wir werden uns jetzt erst mal unterhalten!“



[Opening Credits]




Chile,
Irgendwo in der Atacama-Wüste

Mulder wippte unruhig auf seinem Sitz hin und her. Um sich abzulenken, ließ er die Scheibe auf der Beifahrerseite herunter, gab dieses Vorhaben aber schnell wieder auf, als Staub ins Wageninnere wirbelte und ihre Sachen mit einer hellen krümeligen Schicht überzog.
„Lass das besser bleiben“, murmelte Scully und rückte ihre Sonnenbrille zurecht. “Die Atacama ist schließlich nicht irgendeine Wüste, sondern...“
„... die trockenste Gegend der Erde. Ja, ich weiß“, seufzte Mulder und sah auf die Uhr.
„Warum bist du so unruhig?“, fragte Dana.
„Das fragst du noch?“, staunte Mulder und vergaß für einen Moment sogar sein Gezappel. „Das, was uns Alvaro Pinones berichten wird, könnte schließlich den Durchbruch bedeuten. All das, worauf wir... oder ich... immer gewartet haben, könnte sich nun mit einem mal erfüllen.
‚Macht das noch einen Unterschied?’, dachte Dana bei sich. „Na ja, könnte!“, warf sie sanft ein und zwinkerte ihm zu.
Mulder hob die Augenbrauen, erwiderte jedoch nichts. Dafür begann er kurz darauf wieder, nervös auf und ab zu wippen.
„Du tötest mir den Nerv mit deinem Gehopse!“, beschwerte sich Scully ohne den Blick von dem Pfad abzuwenden, der wohl vor langer Zeit einmal eine Straße gewesen war.
Mulder hielt inne. ‚Vielleicht ist es ganz gut, dass sie die Gedanken an das traurige Thema verdrängt hat’, dachte er.

So schwiegen sie beide und Scully konzentrierte sich darauf, nicht von der Straße abzukommen. Hin und wieder warf sie einen Blick auf die Notizen, die ihr Partner am Armaturenbrett angeheftet hatte und vergewisserte sich, dass sie noch auf dem richtigen Weg waren.
„Kann ich fahren? Du bist so langsam!“, fragte Mulder plötzlich unschuldig.
„Nein!“, platzte Scully sofort heraus.
„Aber Frauen fahren immer so...“
„Die Antwort bleibt NEIN!“, fauchte Scully und schlug Mulder auf die Finger, die sich vorsichtig dem Lenkrad genähert hatten.
„He! Na hör’ mal!“, maulte Mulder beleidigt.
„Schluss jetzt“, bestimmte Scully. „Du bleibst jetzt ruhig auf deinem Platz sitzen, bis wir am Treffpunkt angekommen sind, ist das klar?“
„[Zensiert]!“, brummte Mulder und verkroch sich schmollend auf seinem Sitz.



Appalachian Mountains, Cheoah Bald
Stützpunkt der Schattenregierung

Es war alles sehr schnell gegangen – viel zu schnell für Kershs Geschmack. Keine Diskussionen, keine Fragen, nur diese... Kälte. Aber genau das und nichts anderes muss man wohl von Supersoldaten erwarten, dachte er bitter. Er sah zurück und erhaschte einen Blick auf John und Monica, die mit versteinerten Gesichtern hinter ihm liefen.
„Weitergehen!“, knurrte einer der Soldaten und stieß ihn unsanft mit dem Gewehrkolben an.
‚Ich hätte sie da einfach nicht mit reinziehen dürfen. Skinner – ja, den vielleicht, aber nicht John und Monica!“ Er beeilte sich, weiterzukommen.

Sie passierten mehrere Kontrollpunkte, die – das konnte er ganz genau erkennen – Skinner in seinem Gedächtnis abspeicherte. ‚Offenbar rechnet er damit, dieses Wissen noch einsetzen zu können’, überlegte Kersh.
Nach drei Minuten bogen sie um eine weitere Ecke und er begann sich schon zu fragen, wohin sie so lange unterwegs waren und ob sie vielleicht im Kreis gehen würden, da öffnete sich eine Schiebetür und...
„Sarah!“, stieß Alvin Kersh hervor. „Was machst du denn...“ Er brach ab und registrierte erschüttert die Veränderung, die Assistant Director Sara Maslin durchgemacht hatte. Ihr sonst so offenes Gesicht war nichts weiter als eine fahle, undurchdringliche Maske. Ihre Mine zeigte keine Veränderung, als sie ihren ehemaligen Chef erkannte. Mit gerunzelter Stirn nestelte sie an einem Ausweis herum, der an ihrer Jacke befestigt war.
„Sir!“, erstattete einer der Wächter Meldung. „Wir haben sie aufgegriffen, kurz nachdem sie in das Gebäude eingedrungen waren.“
„Danke”, erwiderte Maslin. „Kommen Sie mit! Bis Mr. Strughold über das weitere Vorgehen entschieden hat, werden wir eine passende Unterkunft finden.“
Kersh beschleunigte seine Schritte und holte zu Maslin auf. „Sarah! Was geht hier vor?“, zischte er ihr zu, doch sie würdigte ihn keines Blickes.
„Verdammt, gib mir eine Antwort, wenn ich mit dir spreche!“
Sie drehte leicht den Kopf und musterte ihn kalt. „Aber ich spreche nicht mit dir!“ Sie blieb stehen und der kleine Trupp machte vor einer gesicherten Tür Halt. „Hinein mit Ihnen!“, befahl Maslin knapp. Die Tür glitt auf und drei der Wachen betraten den leeren Zellenraum, um die Gefangenen in Empfang zu nehmen. Die anderen Drei blieben draußen stehen und winkten mit den Mündungen ihrer Gewehre zum Eingang. „Na los!“

Sie hatten Maslin den Rücken zugewandt.

Widerstrebend setzten sich die Gefangenen in Bewegung, da ertönten kurz nacheinander drei scharfe Zischlaute. Der Geruch von verschmortem Gummi verbreitete sich und die Soldaten brachen auf dem Gang zusammen. Sarah sprang vor, schlug die Faust auf den Verriegelungsknopf und sah erleichtert zu, wie sich die Tür blitzschnell schloss. Dann zog sie ihre Chipkarte durch den Kartenleser. Doggett und Reyes beobachteten erstaunt, wie die LED von ‚Grün’ zu ‚Rot’ wechselte und damit anzeigte, dass ihre Wächter im Inneren der Zelle eingeschlossen waren.
„Folgt mir“, sagte Sarah leise. „Wenn wir Emily und Leyla noch hier herausholen wollen, dann müssen wir uns beeilen!“



Chile,
Irgendwo in der Atacama-Wüste

Der Wagen rollte langsam aus und kam am Rande einer Senke zum Stehen. Mulder und Scully stiegen aus und sahen sich um.
„Ganz sicher, dass wir hier richtig sind?“, fragte Mulder unsicher.
„Doch, doch“, meinte Scully und wies auf das Holzschild, dass die Entfernung zur nächsten Ortschaft anzeigte. „Hier sollten wir uns treffen!“
„Ich glaube, da kommt er schon!“
Und richtig: Als sich die Staubwolken gelegt hatten, entstieg ein junger Mann seinem klapprigem Jeep und fuhr sich mit der Hand durch das wirre Haar.
„Alvaro?“, fragte Mulder.
Der junge Mann nickte. „Und Sie sind Mulder und Scully?“ Sie suchten Schutz im Schatten des Jeeps, doch die unbarmherzige Sonne folgte ihnen auch dorthin.
„Sie haben von den Beobachtungen gehört?“, fragte Pinones.
Scully nickte. „Und wenn unsere Informationen stimmen, wurden die gleichen Signale in fast allen größeren Observatorien auf der ganzen Erde empfangen.“
„Das stimmt. Und es ist beunruhigend genug, was wir dort gesehen haben, auch wenn man uns nicht zur Geheimhaltung gezwungen hätte!“
Scully und Mulder warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
„Warum wollen Sie dann mit uns sprechen?“, fragte Dana.
„Weil ich Wissenschaftler bin! Die können nicht von mir verlangen, dass ich mich nicht mit dieser Entdeckung beschäftige. Auch...“ Er zögerte. „Auch wenn ich damit vielleicht mein Glück aufs Spiel setze!“
„Es war richtig, dass Sie uns kontaktiert haben“, antwortete Mulder. „Wir wissen leider nicht genau, wem wir auf der Regierungsebene noch trauen können, und wenn Ihre Information in die falschen Hände gefallen wäre, hätten die wahrscheinlich alles dafür getan, um es zu vertuschen.“
„Vertuschen?“, schnaubte Alvaro spöttisch. „Das versuchen die hier auch gerade, aber das halten die nicht lange durch!“
„Was ist es genau?“, warf Scully ein.
Der junge Wissenschaftler kramte anstelle einer Antwort in seinem Rucksack herum und förderte schließlich eine CD mit zerkratzter Hülle ans Tageslicht.
„Es ist alles hier drauf!“, sagte er und drückte Mulder den Datenträger in die Hand. „Hier finden Sie alles. Die Aufzeichnungen der Signale, die Messergebnisse und die Protokoll-Kopien der angeschlossenen Observatorien...“
Mulder nahm die CD andächtig entgegen und wagte kaum, den nächsten Satz auszusprechen: „Sie sind da, richtig?“
Alvaro machte eine Pause und sammelte sich. „Ja“, antwortete er dann. „Eine Flotte unbekannter Flugobjekte hat sich der Erde genähert! Bei direktem Kurs und unveränderter Geschwindigkeit erreichen sie in wenigen Tagen unseren Orbit. Und, Senor... die Objekte dort draußen sind sehr, sehr groß!“



Appalachian Mountains, Cheoah Bald
Stützpunkt der Schattenregierung

Es dauerte nicht lange, dann hatten sie den Zellentrakt erreicht, wo Emily und Leyla untergebracht waren.
‚Unglaublich, für wie viele Gefangene die hier vorgesorgt haben!’, überlegte Monica. ‚Aber wahrscheinlich stand ihnen nach dem Debakel in Maine nicht mehr der Sinn nach technischen Experimenten. Offenbar wollte man lieber auf Nummer sicher gehen und gute, alte klassische Gefängnisse für all die benutzen, die nicht zur neuen Weltordnung der Herrenrasse passten.’

„Emily!“

Das Mädchen war mehr als verstört, und John war insgeheim froh, dass Scully jetzt nicht hier war. Sie jetzt so sehen zu müssen... Er wusste nicht, ob sie das verkraften würde. Selbst für ihn, der Emily noch nie zuvor begegnet war, war es schon schwer. Und es war gut, dass Monica da war, denn die Männer machten ihr Angst, das konnte er spüren. In all den Blicken und der Kälte, die von ihr ausging, wenn ihre Augen sich begegneten. Falls das überhaupt möglich war, so hasste John die Verschwörer noch mehr für das, was sie diesem Kind angetan hatten.

Als sie auch Agent Leyla Harrison aus ihrer Zelle befreit hatten, machten sie sich unter Führung von Sarah Maslin auf den Rückweg.
„Vermutlich haben sie noch nicht bemerkt, dass etwas nicht stimmt, sonst wären wir nicht bis hierher gekommen“, dachte Maslin laut nach.
„Was ist eigentlich mit den Überwachungskameras?“, fragte Skinner.
Maslin sah ihn spöttisch an. „Wenn man weiß, wie man gehen muss, kann man diesen Dingern ganz gut ausweichen. Das habe ich zuletzt im FBI-Hauptquartier üben können, da hatte ich mehr Gelegenheit dazu, als mir lieb war.“
Leyla schien instinktiv zu spüren, dass ihr für emotionale Momente jetzt keine Zeit blieb, doch jeder konnte sehen, dass sie – ebenso wie Emily – bei Sarahs Anblick erbleichte. Außerdem hinkte sie etwas und wirkte merkwürdig geistesabwesend.
‚Was mag da passiert sein?’, überlegte Monica, als sie durch die Gänge eilten. ‚Sie sieht aus, als wäre sie mit ihren Gedanken meilenweit weg!’ Sie stützte Leyla beim Laufen und fing dafür einen dankbaren Blick auf.
Nun schien Harrison aus ihrer Trance zu erwachen. „Jemand muss dem Präsidenten hiervon berichten!“, flüsterte sie.
Monica lachte bitter. „Der Präsident? Glauben Sie mir, der Präsident erfährt von all diesen Dingen genau so viel, wie er wissen muss. Die Entscheidung darüber liegt jetzt in anderen Händen!“
Leyla starrte Monica entsetzt an, doch es blieb keine Zeit, sich darüber weitere Gedanken zu machen:
Irgendwo im Inneren des Gebäudekomplexes heulten die Alarmsirenen.
„Sie haben unsere Flucht entdeckt!“, rief Sarah den anderen zu, während sie weiterhasteten und den Ausgang erreichten.
„Ungesichert!“, stellte Kersh fest.
„Sonst hätte ich euch auch nicht hierher gebracht!“, erwiderte Maslin. „Trotzdem haben wir Glück. Wenn sie den Alarm eine Minute früher ausgelöst hätten, wären wir hier nicht mehr herausgekommen!“

Draußen herrschte tiefe Nacht – eine Nacht, deren Finsternis nur durch die Lichter der Scheinwerfer unterbrochen wurde, deren weiße Finger suchend über den Außenhof tasteten.
Dann hatten sie den Zaun erreicht: Nicht besonders hoch, aber immerhin hoch genug, um sie einen gefährlichen Moment lang aufzuhalten. Also durchschnitten John und Walter einige Drähte und zogen die so entstandene Öffnung weit genug auseinander, damit ein Mensch hindurchklettern konnte. Eilig halfen sie Leyla und Emily, dann folgten sie selbst durch das Loch in die Freiheit.

Hinter ihnen ertönte das Gebell einer Hundestaffel. Die Flutlichter schwenkten herum und fixierten schließlich die Stelle, am denen sie soeben das Gelände verlassen hatten. Nur Sarah Maslin fehlte noch.
„Sarah, komm!“, drängte Kersh und reichte ihr die Hand durch den Zaun.
Sarah stand im blendenden Schein der Lichter und hatte den Kopf gesenkt. Hinter ihr stürmte eine Suchmannschaft heran. Die Sirenen und das Gebell schienen nun von allen Seiten zu kommen und steigerten sich zu einem höllischen Getöse.
„Sarah!“ Kershs Stimme nahm einen verzweifelten Klang an.

Endlich regte sie sich.

„Nein“, sagte sie. „Ich bleibe hier und stelle mich den Konsequenzen!“
„Das ist doch Wahnsinn!“, schrie Kersh, doch sie schüttelte den Kopf.
„Das wird sie eine Weile aufhalten – und in dieser Zeit könnt Ihr fliehen. Geht! Jetzt!!!“
Alvin blieb unschlüssig stehen. Er blickte in ihr Gesicht und sah dort die Entschlossenheit, die er auch gern verspürt hätte.
Und hinter ihr hetzten die Wachmannschaften mit ihren Hunden heran, kamen näher und... Unter ihnen war auch Bosman, Strugholds rechte Hand.
„Flieht, ihr Narren!“, schrie Sarah, drehte sich um und schritt auf ihre Verfolger zu.
Niemand sah die Bewegung in Kershs Gesicht, als auch er sich umdrehte und mit seinen Gefährten in den Wäldern verschwand.

Auf dem Gipfel des Cheoah Bald erklang ein einzelner Schuss. Sein Echo wurde vom Nachtwind über die Bäume getragen, bis er nach dem Bruchteil einer Sekunde die Flüchtigen erreicht hatte und in der Ferne verschwand.
Alvin Kersh zuckte zusammen. „Lebwohl“, dachte er und schloss die Augen.



Ende.



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