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The X-Files: Virtual Season 11

von meiko

Kapitel 6: Exodus

The X-Files: Virtual Season 11

11.06 - Exodus

Written by meiko
Artwork by GabiS



Appalachian Mountains, Cheoah Bald
Stützpunkt der Schattenregierung

Mr. Strughold öffnete die zersplitterte Glastür der neu errichteten Zentrale und trat hinaus auf die Balustrade. Gedankenverloren ließ er seinen Blick über die Baumkronen der dichten Wälder wandern, die sich sacht im Wind wiegten. Er atmete tief ein und erlaubte sich einen kurzen Moment der Ruhe und des Friedens – Gefühle, die er fast schon verloren geglaubt hatte. Dort, am Horizont, konnte er bereits die ersten, zeitigen Boten des Frühlings erkennen. ‚Wie lange ist das her’, dachte er, ‚dass ich mir einen freien Tag gegönnt habe?’
Ein Schatten fiel auf ihn – und so schnell die Gedanken gekommen waren, so schnell verbannte er sie wieder in sein Innerstes. ‚Nein, noch nicht’, dachte er. ‚Noch ist es zu früh dafür!’
Er drehte sich um und musterte die Ursache der Störung: Ein junger Mann, Anfang 20 - einer der Supersoldaten – stand schweigend hinter ihm und wartete auf Anweisungen.
„Die Leitungen sind abgeschirmt?“, fragte Strughold. „Alles ist vorbereitet?“
Der andere nickte und Strughold nahm das Funktelefon entgegen. „Hier Zentrale“, begann er seinen Aufruf und wusste, dass seine Stimme im gleichen Augenblick Hunderte von Kämpfern mobilisieren würde. „Die Zeit ist gekommen, die Rebellen in ihre Schranken zu verweisen. Das primäre Ziel ist es, Senator Matheson zu finden und ihm den Sender abzunehmen! Vergessen Sie niemals, für was Sie kämpfen: Für die Zukunft der Erde! Und nun: Stürmt den Lotus Mountain!“



[Opening Credits]




Maine, Außerhalb des Gefangenenlagers
2:49 a.m.

“Warum sollten wir ihm trauen?”, stieß Kersh wütend aus und musterte Richard Matheson von Kopf bis Fuß.
„Ich...“, begann Matheson, doch Kersh unterbrach ihn wütend und herrschte ihn an: „Ich habe nicht Sie gefragt!“
„Sir“, versuchte Dana Scully zu vermitteln. „Uns bleibt weder die Zeit, noch haben wir eine andere Wahl, als dieses Mittel zu versuchen!“
„Und das sagen ausgerechnet Sie? Sie beide?“ Kersh blickte Mulder und Scully ungläubig an und verzog das Gesicht, als Mulder mit unschuldiger Geste die Hände hob. „Na schön“, brummte er schließlich und öffnete die Tasche. „Was zum Teufel ist das?“
Matheson trat einen Schritt näher und nahm ihm das kleine Metallgerät aus der Hand. „Darf ich?“, fragte er und ohne eine Antwort abzuwarten, entfernte er die Schutzhülle, die das Gerät umgab und betätigte einen Auslöser. Im gleichen Moment erklang ein feines Summen und ein rotes Lämpchen begann zu blinken.
„Lassen Sie mich in kurzen Worten etwas dazu erklären“, begann Matheson. „Dieser Apparat hier wurde von unseren besten Wissenschaftlern in meinem Auftrag entwickelt, um eine bisher nahezu unbekannte Alientechnologie zu kontrollieren, die Sie unter dem Namen ‚Die Barriere’ kennen gelernt haben.“
„Was?“, fragte Scully überrascht.. „Das ist alles?“ Sie schüttelte skeptisch den Kopf. „Wenn Strughold weiß, dass Sie das Gerät besitzen, dann wird er uns aufhalten, indem er die ‚Barriere’ einfach reprogrammieren lässt!“
Der alte Mann lächelte hintergründig und blitze sie mit seinen wachsamen Augen an. „Und das hätte er auch getan, wenn das so einfach wäre, wie Sie es sagen, Miss Scully. Allerdings dürfte ihm das schwer fallen, denn vor meiner Flucht habe ich sämtliche Codes und Entwicklungsunterlagen... vernichtet! – Aber wie dem auch sei...
Zu dieser Technologie brauche ich Ihnen sicher nichts mehr sagen, doch selbst Ihnen und ihren Spitzeln müsste entgangen sein, dass wir mit dem Bau der Kontrollvorrichtung durchaus Erfolg hatten. Und das“ – er machte eine Pause und sah seine Begleiter triumphierend an – „ist die einzige schwache Stelle in unserem genialen Plan! Denn wer dieses kleine Gerät, einen Sender, der auf die ungewöhnliche Frequenz der Barriere programmiert ist, kontrollieren kann, der besitzt auch die Macht, unsere Pläne zu durchkreuzen!“
„Unsere Pläne?“, fragte Mulder und machte ein skeptisches Gesicht.
„Die Pläne der Schattenregierung!“ Matheson lächelte schwach. „Mr. Mulder, ich mag alt und krank sein, aber ich bin nicht dumm. Also bitte, ich werde Ihre Intelligenz nicht dadurch beleidigen, dass ich Ihnen vorzuspielen versuche, ich sei auf Ihrer Seite. Sie wissen genauso gut wie ich, dass ich mich Ihnen mit diesem Gerät nur ausgeliefert habe, weil Sie inzwischen das kleinere Übel darstellen!“
Mulder machte ein enttäuschtes Gesicht. „Jetzt werde ich aber langsam sauer, Mr. Matheson. Als ‚kleines Übel’ hat mich bisher noch niemand bezeichnet. All die Jahre, all die Ermittlungen bei den X-Akten, und nun nur ein ‚kleines Übel’?“
„Schluss damit“, rief Skinner und lauschte in die Finsternis. „Dort tut sich etwas!“
Und wirklich – er hatte kaum ausgesprochen, da erhob sich ein Geräusch, das entfernt an einen aufgebrachten Bienenschwarm erinnerte, doch dazu war es zu laut. Das Geräusch schwoll zu einem ohrenbetäubenden Brüllen an; dann schien die Luft vor Elektrizität zu knistern.
„Es funktioniert!“, schrie Matheson den anderen zu, doch seine Worte gingen in der Entladung eines gewaltigen Blitzes unter, der mit rasender Geschwindigkeit einmal das gesamte Lager umrundete und schließlich mit einem großen Knall erlosch.
Stille. Alle sahen sich erstaunt an und hielten die Luft an.
„Vollbracht“, brach Richard Matheson als erster das Schweigen. „Das Lager ist frei!“

Dann kamen sie, die Wachmannschaften!
„In Deckung!“, brüllte Skinner, als die ersten Kugeln neben ihnen einschlugen. Die anderen verloren keine Zeit und warfen sich neben ihm zu Boden. Keine Sekunde zu spät, denn schon zersiebten die Geschosse aus den automatischen Handfeuerwaffen das Erdreich um sie herum.
„Haben Sie die Waffen dabei?“, rief Scully Skinner zu und duckte das Gesicht in den Schlamm. Skinner und Kersh krochen einige Schritte zurück, bis sie ein längliches Paket erreichten. Sie öffneten es eilig und warfen den Gefährten einige schlanke, silbrig glänzende Metallrohre zu.
Mulder schnappte sich eines der Rohre und wog es andächtig in der Hand. „Ausgezeichnet!“ Die Wachen waren bedenklich nahe gekommen. Mulder zielte kurz, betätigte den Auslöser und sah zu, wie einer der Angreifer lautlos zusammenbrach.
„Na los!”, forderte er die anderen auf, die sich das nicht zweimal sagen ließen und nun ihrerseits ein paar der Soldaten unschädlich machten. Als Skinner das Potential der Waffe in seinen Händen erkannte, verdunkelte sich sein Gesicht, doch schließlich zielte auch er. Wenige Augenblicke später war keiner ihrer Angreifer mehr auf den Beinen, so verheerend hatten die Waffen unter ihnen gewütet.
„Sterben sie?“, fragte Kersh und erhob sich, um durch den Nebel aus Rauch und Staub etwas erkennen zu können.
„Nein“, stellte Skinner fest. „Auch wenn wir das wünschen würden – aber wir haben sie gelähmt und unschädlich gemacht. Dies sind wirklich ganz spezielle Waffen! Ich hoffe, niemand von Ihnen wird einmal auf die Idee kommen, so ein Ding auf mich zu richten!“
„So ein Ding“, wandte Mulder ein, „hätte ich früher gut brauchen können. Immer, wenn Sie mir wegen meiner Reisekostenabrechnung den Hintern versohlt haben!“
„Also wirklich, weißt du...“, brummte Dana und stieß ihrem Freund den Ellbogen in die Rippen.
„Da seht Ihr es!“, empörte sich Mulder. „Und gegen diese permanente Gewalt am Arbeitsplatz hätte ich mich auch besser wehren können!“
„Mulder, das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt!“, raunte Scully ihm zu und bemerkte erleichtert, dass er innehielt und sich etwas verlegen um die betäubten Supersoldaten kümmerte.
„Alles in Ordnung“, rief er. „Die sind außer Gefecht!“
„Ich weiß nicht“, brummte Kersh. „Das waren doch höchstens zwanzig Mann. Wo ist der Rest von denen?“
„Das ist der Rest“, warf Skinner ein. „Wozu sollte man unnötig viele Wachen hier lassen, wenn sich das Lager dank der Barriere von selbst bewacht!? Aber eines würde ich ganz gerne noch erledigen“, setzte er grimmig hinzu. „Wo ist Bosman, der Lagerkommandant?“

Als sie zwischen den Baracken entlang gingen und beobachteten, wie sich langsam die Türen öffneten und verängstigte, abgezehrte Gesichter aus der Dunkelheit erschienen, da wollte ihnen das Herz zerreißen.
„Ob sich so auch die Alliierten gefühlt haben, als sie die ersten deutschen Konzentrationslager befreit haben?“, flüsterte Scully, doch Mulder wusste keine Antwort darauf. Stumm drückte er ihre Hand und ging weiter.
„Wo mögen sie sein?“, murmelte er und wagte es ebenfalls nicht, das Schweigen zu stören, das über dem Lager lag. Es war, als hätte die Natur nur auf diesen Moment gewartet um den Menschen zu zeigen, wie klein und unbedeutend sie im Vergleich zur Ewigkeit doch waren. Und wie zerbrechlich, wie überaus zerbrechlich.

„Fox“, sagte Scully tonlos, als sie in eines der Gesichter blickte und es zu erkennen glaubte. Mulder sah hinüber und hielt unwillkürlich den Atem an. Dann wollte er sprechen, doch seine Stimme versagte ihm den Dienst.



Zur gleichen Zeit in North Carolina...
Buddhistisches Kloster "Khyentse"

Ein rotes Leuchtsignal stieg zischend in die Luft und zerplatzte am Sternenhimmel zu strahlender Schönheit. „Sturm!“, brüllte der Kommandant der Schattentruppen und beobachtete durch sein Nachtsichtgerät, wie sich seine Mannschaften in Bewegung setzten. Nach zwei Minuten waren die vorderen, an den Berghang gelehnten Fronten des Klosters umstellt. Der Kommandant schoss ein weiteres Signal ab – diesmal in grüner Farbe und wusste, dass seine Leute nun auch die hinteren, geheimen Eingänge zum Lotus Mountain besetzt hielten.

***

“Es ist soweit!”, schrie Krycek schon auf dem Gang und riss die Tür zu seiner Unterkunft auf. Marita fuhr zusammen und presste die Hände auf ihren Bauch.
Alex achtete nicht darauf; er stürmte in das Zimmer und wühlte in seinem Rucksack nach der Pistole. „Endlich“, stieß er erleichtert aus und betrachtete die Waffe. Es war lange her, dass er sie in der Hand gehalten hatte – zu lange, schien ihm eine boshafte Stimme in seinem Kopf zuzuflüstern.
„Alex...“, keuchte Marita, doch er achtete nicht auf ihre Worte.
„Beeil dich!“, rief er und griff nach ihrer Hand. „Die haben das Kloster umstellt und rücken von allen Seiten an! Wir sollten machen, dass wir zum Eingangsbereich kommen.“
„Alex...“, stöhnte Marita.
„Ich weiß“, murmelte er geistesabwesend, während er mit ihr durch die fackelerleuchteten Gänge hastete. „Ich traue Mulders Gegenmaßnahme genauso wenig!“
„Das ist es nicht, Alex... ich...“ Ihre Stimme brach und sie sackte neben ihm zusammen. Das genügte, um ihn zur Vernunft zu bringen.
„Marita!“, stammelte er erschrocken und kniete sich neben sie. „Was hast du, Schatz?“
„Ich... ich verstehe es nicht“, presste sie heraus und Schweißtropfen rannen an ihrem Gesicht herunter. „Es dürfte noch gar nicht so weit sein... Es sind die Wehen!“

***

Der Sergeant, der die Rückflanke befehligte wartete, bis seine Leute den Eingang des Tunnels sicher passiert hatten, dann schoss er mit seiner Leuchtpistole ein Antwortsignal ab und folgte den Männern ins Innere des Berges. Nach wenigen Minuten erreichten sie eine Weggabelung.
„Welche Richtung, Sergeant?“, fragte einer der Soldaten.
„Aktiviert eure PDAs“, befahl er. „Das korrekte Ziel ist dort einprogrammiert!“ Dann setzten sie ihren Marsch fort.

***

„Was ist mit ihr?“, fragte Krycek und beobachtete besorgt, wie Stephen Minh seine Frau sorgfältig untersuchte. Nach einer Zeit, die sich für Alex schier endlos dehnte, hob Minh den Kopf und sah ihm direkt in die Augen.
“Sie hat recht“, sagte er. „Es sind die Wehen.“
Alex sprang erregt auf und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. „Wir... wir können nicht...“
Minh legte ihm eine Hand auf den Arm. „Nein“, stellte er fest. „Wir lassen sie nicht hier, wir bringen sie auf jeden Fall in einen sicheren Bereich.“
Alex sah sich um. „Und wo soll das sein?“
Minh stützte Marita und nickte ihm zu. „Folgen Sie mir einfach. Wir müssen dort sein, bevor die Angreifer den Sektor erreichen!“



Maine, Gefangenenlager
Nachts

Langsam trat John Doggett aus seiner Baracke und blinzelte zögernd in das blendende Licht der Taschenlampen. Stumm starrte er die anderen an und schüttelte den Kopf, so als könne er nicht glauben, was sich da vor seinen Augen abspielte. Eine Frau erschien hinter ihm im Türrahmen und fasste ihn erschrocken am Arm.
„John!“, flüsterte sie und gab sich keine Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. Dann stützte sie Doggett, der mühsam auf seine Befreier zuhumpelte.
„John, Monica!“, rief Scully und registrierte erschrocken, dass beide im Schein der Lampen um Jahre gealtert aussahen. Tiefe Furchen durchliefen Doggetts Gesicht, während Monicas wunderbares schwarzes Haar von grauen Strähnen durchzogen war.
Niemand sprach ein Wort, so sehr waren sie von dieser Szene ergriffen. Stumm fielen sie einander in die Arme und brachen erschöpft zusammen.

Skinner war beiseite getreten und wischte sich über die Augen. Einigermaßen erstaunt nahm er seine eigene Gefühlsregung wahr und begann sich zu fragen, wie viel Menschlichkeit trotz seiner körperlichen Veränderung noch in ihm stecken mochte. Er fing Kershs Blick auf und nickte ihm zu. Er verstand seinen ehemaligen Vorgesetzten auch ohne Worte und überließ die wieder vereinten Agenten sich selbst. Skinner lächelte, als er nach all den Jahren in Kersh den Mann der Tat entdecken durfte. So war es also selbst dazu noch nicht zu spät, auch wenn sich seine Laune etwas trübte, wenn er an den entflohenen Lagerkommandanten dachte. ‚Aber ich kann warten’, dachte Skinner. ‚Er wird uns auf seinem Weg nach unten wieder begegnen, da bin ich ganz sicher.’

Mit geübtem Blick fischte sich Kersh die Gefangenen heraus, die noch nicht zu sehr geschwächt waren und organisierte mit ihnen die Bergung der Kranken und Verwundeten.
Eine Stunde später waren alle Befreiten auf den Militärwagen untergebracht und wurden dort von Scully notdürftig versorgt.
Mulder trat zu ihr. „Skinner wird die Kolonne im ersten Fahrzeug anführen. Und du? Fährst du auf den Mannschaftswagen mit?“, fragte er.
„Es wird das beste sein“, erwiderte sie. „Den meisten Leuten hier fehlt nichts ernstes, sie sind nur sehr schwach. Aber falls doch jemand meine Hilfe braucht...“
„Ist schon gut“, lächelte Mulder. „Wir treffen uns am Kloster wieder!“
„Was geschieht mit den Wachen?“, fragte sie.
Mulder zuckte gleichgültig mit den Schultern. „Ich habe in den letzten Wochen zu viel Leid gesehen, um mir darüber Sorgen zu machen. Und ehrlich gesagt: Es ist mir auch egal! Wir lassen sie einfach hier. Sollen sie sich selbst helfen, wenn sie wieder zu sich kommen!“
„Pass auf dich auf“, sagte sie leise, beugte sich vom LKW herab und gab ihm einen Kuss.
„Ich bin stolz auf dich!“, rief er ihr nach, als die Kolonne sich langsam in Bewegung setzte und südwärts entfernte.



Zur gleichen Zeit in North Carolina...
Buddhistisches Kloster "Khyentse"

Das Geräusch, das die Stiefel auf dem Felsboden erzeugten, kroch bedrohlich näher.
„Verlass mich nicht!“, schrie Marita, presste die Hände über ihren Bauch und sah Alex flehend an.
Er kam noch einmal zurück und umarmte sie vorsichtig, denn er fürchtete um das Baby, falls er seinen Gefühlen nachgeben würde. „Es wird alles gut“, versprach er ihr. „Wir holen dich hier heraus, wenn es vorbei ist, in Ordnung?“
Sie straffte die Schultern und sah ihn bleich an.
„Alles wird gut!“, wiederholte er und schritt zur Tür. „Für dich und das Baby und für uns alle!“
Sie sagte nichts mehr, sah ihn nur stumm an und folgte seinen Bewegungen mit den Augen, bis er sich mit einem langen, letzten Blick von ihr verabschiedete und die Tür des Labors verschloss.
Stephen Minh verriegelte den Eingang sorgfältig und lauschte dabei auf die Tritte der Militärstiefel in den Tiefen des Berges.
„Wir werden sie doch aufhalten können, ehe sie hier ankommen?“, fragte Alex mit belegter Stimme.
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, antwortete Minh rätselhaft und eilte den Gang zur Klosteranlage hinauf.

Als sie den Garten erreichten, erzitterte dort das massive Eingangstor unter den wuchtigen Stößen eines Rammbocks.
„Es ist soweit!“, rief Minh und trat zwischen seine Mönche. Die ersten Steine lösten sich aus der Mauer und zerbarsten krachend auf den Alabasterplatten, wo sich die tanzenden Lichter der vielen entzündeten Fackeln matt widerspiegelten. Kurz darauf erbebte das mächtige Tor ein letztes Mal und brach polternd in sich zusammen. Ein Trupp Supersoldaten stürmte durch die Breche und riss dabei die letzten Reste der Tür beiseite.
„Halt!“, rief Minh mit weithin schallender Stimme. „Bis hierher und nicht weiter!“
Geringschätziges Gelächter antwortete ihm. Die Soldaten nahmen Aufstellung und traten geschlossen vor, doch plötzlich... Sie wurden langsamer und das Lachen erstarb auf ihren Gesichtern. Ihre Schritte erlahmten und sie schienen gegen ein unsichtbares Gummiband anzurennen.
„Was geschieht mit uns?“, brüllte der Kommandant der Truppen. Entsetzen breitete sich unter seinen Männern aus, als ihre Haut sich grau zu verfärben begann und verbrannte Hautteilchen zu Boden rieselten.
Bemüht, die Ordnung der Truppe zu erhalten, hob der Kommandant die Hand. „Rückzug!“, rief er. „Rückzug zum...“ In diesem Moment erstarb seine befehlsgewohnte Stimme und er sah erstaunt zu, wie ihm sein Unterkiefer auf den Unterarm bröckelte.
Ein vielstimmiger Schrei erhob sich. Panik ergriff die Truppen; sie versuchten, das Kloster zu verlassen, doch es war bereits zu spät. Einer nach dem anderen brach zusammen und riss dabei seine todgeweihten Kameraden mit sich...

Krycek und Minh standen still zwischen den zuckenden Körpern und warteten...
Dann war es vorbei. Der kalte Morgenwind tastete über das, was von den verzerrten Gesichtern und den verkrampften Gliedern der Toten noch übrig geblieben war.
„Das Magnetit!“, flüsterte Alex.
Stephen schloss die Augen. „Ihr hattet mir gesagt, dass es die einzig wirksame Waffe gegen eure Feinde ist, aber dass es so wirkt...“ Schaudernd wandte er sich ab und verschwand im Inneren des Felsenklosters.
‚Marita!’, schoss es Alex durch den Kopf. Auch wenn die Angreifer ihr dort nichts anhaben konnten... was musste sie ausgestanden haben? Eilig folgte er Minh.



Appalachian Mountains, Cheoah Bald
Stützpunkt der Schattenregierung

Bleich vor Wut trat Strughold auf die Balustrade heraus und versuchte sich zu konzentrieren. Wie war das noch, als er das letzte mal hier oben stand? Die Welt hatte irgendwie anders ausgesehen – und auch die Zukunft! Doch nun hatte ihn die Nachricht von der Niederlage in Maine und am Lotus Mountain erreicht und jetzt musste er eine schnelle Entscheidung treffen.
„Gut“, knurrte er dem pfeifenden Wind entgegen. „Sie werden lernen, so wie wir es tun!“ Entschlossen drehte er sich zu seinem Adjutanten um. „Nehmt ihnen ihre Lebenskraft!“ Eilig kritzelte er eine Zahlenreihe auf einen gelben Zettel. „Hier sind die Koordinaten! Bringt mir ihre Tochter!“



North Carolina,
Buddhistisches Kloster "Khyentse" – Am nächsten Tag

Die Unterbringung der Flüchtlinge und die Versorgung der Verletzten war – dank der Unterstützung durch die hilfsbereiten Mönche schnell vonstatten gegangen. Auch John und Monica mussten sich – recht widerwillig – ihrem Schicksal ergeben und sich in den zu Lazaretträumen umfunktionierten Wohnstätten des Klosters behandeln lassen. Nach einiger Zeit überließen Mulder und Scully diese Arbeiten den helfenden Händen der Mönche und Novizen und betraten das Hauptgebäude.

„Irgend etwas stimmt hier nicht“, sagte Mulder und blieb stehen. „Spürst du es auch?“
Scully sah sich suchend um. Richtig, dachte sie. Er hat mal wieder recht. Diese Stille könnte man mit einem Messer zerschneiden. „Mulder...“, sagte sie. „Dort!“
Erst jetzt bemerkten sie die an den Wänden aufgestapelten weißen Schatten – unverkennbar menschliche Körper, von Tüchern verdeckt, kalt und tot.
Stephen Minh kam ihnen entgegen. Er bemerkte den erstaunten Blick der Agenten und nickte ihnen ernst zu. „Ja“, beantwortete er ihre ungestellte Frage. „Die Schattenregierung hat den Angriff befohlen!“
„Und das Magnetit, das wir verteilt haben, hat sie aufgehalten!“, stellte Scully fest.
„Mehr als das, noch viel mehr“, murmelte Minh und deutete auf die Körper an der Wand. „Das sind noch nicht einmal alle! Sie haben von zwei Seiten angegriffen. Der Hauptsturm fand hier oben statt, aber ein weiterer Trupp hatte offenbar Befehl, den hinteren Eingang zu benutzen. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Tote noch im Inneren des Berges darauf warten, endlich begraben zu werden.“
Er drehte sich um und wollte gehen, doch Mulder hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. „Stephen... Wenn wir diesen Kampf gewonnen haben, weshalb lastet dann dieses bedrückende Schweigen über allem? Sollten wir uns nicht freuen?“
„Sollten wir?“, erklang hinter ihnen die scharfe Antwort. Mulder und Scully drehten sich um. Krycek war aus den Schatten der Anlage aufgetaucht und starrte sie mit leerem Blick an.
„Alex! Was ist geschehen?“, fragte Scully und hatte mit einem mal ein schlechtes Gefühl in der Magengegend.
Stephen Minh antwortete für ihn. „Als der Angriff begann, setzten bei Marita die Wehen ein. Wir wussten, dass der Kampf nicht lange dauern würde, also... Also haben wir sie in der unterirdischen Laboranlage in Sicherheit gebracht. Und nun...“ Er schüttelte traurig den Kopf.
„Sie ist verschwunden“, flüsterte Krycek.



Ende.



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