World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Selling your Soul

von Kate Dyer

Kapitel 1

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Freitag, 5. Juni 1998

11:59 PM

Scullys Wohnung

Annapolis, Maryland

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Dana Scully warf die letzten Klamotten in den großen Koffer uns schloss ihn mit einem Klick. Sie griff nach ihrem Handy um einen letzten Anruf zu erledigen, bevor sie es auf ihr ordentlich gemachtes Bett warf. An der Tür ertönte ein Klopfen und hallte in der ruhigen Wohnung wieder. Sie hob den Koffer auf und blickte sich um. Alles war in perfekter Ordnung, an seinem gewohnten Platz. Sie ging zur Tür und öffnete sie, ohne auch nur daran zu denken, durch den Spion zu sehen. Krycek hatte gesagt er würde um zwölf da sein und sie hörte die Uhr zwölf schlagen.



“Sind Sie bereit?” , fragte er. Scully sah noch einmal zurück in ihre Wohnung. Sie stellte den Koffer ab und ging hinüber zum Kaminsims, auf dem ein paar eingerahmte Bilder standen. Sie nahm sie schnell aus ihren Rahmen. Eins zeigte ihre Familie vor vielen Jahren, als sie noch jung war, als sie noch glücklich war. Ein anderes Foto war von ihr und Mulder bei einem der ersten Fälle gemacht worden. Das dritte zeigte Missy einige Wochen vor ihrem Tod. Dahinter war das einzige Bild von Emily, das Scully besaß. Sie nahm die Fotos und ging zurück zum Flur. Krycek beugte sich hinunter um Scullys Koffer für sie zu tragen.



“Ich nehme ihn schon!” sagte sie ziemlich schnippisch. Er zuckte mit den Schultern, nahm ihren Ellenbogen und begann, sie den Flur hinunter zu führen. Während er lief, schwang seine Lederjacke von einer Seite zur anderen und gab den Blick frei auf seine Glock 9mm Waffe, die in seinem Waffengürtel steckte.



“Die brauchen Sie nicht, ich bin freiwillig hier.“ Sagte sie, als sie in den Aufzug stiegen und nickte in Richtung der Waffe. Er sah sie misstrauisch an. „Sehen Sie, ich werde nichts riskieren. Dafür steht zu viel auf dem Spiel!“ Scully bestand darauf. Krycek ließ ihren Ellenbogen los, nahm das Magazin der Glock ab und ließ es in ihre Hand gleiten. „Danke.“ Murmelte sie während sie den Clip einsteckte. Die Fahrstuhltür öffnete sich mit einem ‚ding’ und sie verließen das Gebäude. Als sie sich einem schwarzen, in der Dunkelheit beinahe unsichtbaren Auto näherten, wurde Kryceks Griff fester. Das Fenster öffnete sich und zeigte einen älteren Mann. Sein Zigarettenstummel glühte orange, ein kleiner Lichtpunkt in der Dunkelheit.



“Scully, es freut mich zu sehen, dass Sie sich so gut erholt haben.“, sagte er undurchschaubar.



„Dank Mulder. Unglücklicherweise kann ich von Ihnen nicht dasselbe sagen.“, brummte sie.



Er wandte sich Krycek zu, „Ist sie bewaffnet?“, fragte er.



„Ich.äh hab das nicht überprüft.“, gab Krycek verlegen zu.



“Sie sind zu vertrauensselig geworden, Alex.” Antwortete er. Krycek nahm Scully den Koffer ab und fing an, sie mit der gesunden Hand abzutasten.



„Tut mir leid.“, flüsterte er in ihr Ohr.



„Hey, das ist doch Ihr Job. Und wird bald meiner sein.“, antwortete sie kühl.



“Nein, Sie werden einen sehr viel humaneren Job bekommen als ich jemals hatte.”, sagte er, bevor er ihr die Autotür öffnete. Sie stiegen ein und der Wagen raste vom Wohnkomplex weg. Scully sah sich nicht um.



Scully bemerkte ein Pieksen an der Schulter und sah überrascht, wie Krycek eine leere Nadel herauszog. Ihre Augen wurden glasig und sie fiel in einen tiefen Schlaf. Ihr Kopf fiel gegen Kryceks Schulter und er veränderte ihre Haltung, damit sie nicht mit einem Krampf im Nacken aufwachen würde.



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Samstag, 6. Juni 1998

6:16 AM

unbekannter Ort

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Als Scully erwachte, fand sie sich auf einem Einzelbett in einem kleinen, dürftig möblierten Schlafzimmer wieder.

“Morgen.”, grüßte Krycek sie aus dem Schatten.



„Wo bin ich? Wie spät ist es?“, fragte sie ärgerlich.



„Sie sind im Lager. Hier werden Sie leben und arbeiten. Und wegen der Uhrzeit, nun, Sie sind diejenige, die eine Uhr haben.“. sagte er und lächelte leicht. „Kommen Sie, die wollen mit Ihnen reden.“ Sie folgte ihm zur Tür.



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Samstag, 6. Juni 1998

6:22 AM

Konferenzsaal

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„Ah, Miss Scully.“, begrüßte eine kühle Stimme mit britischem Akzent ihr Eintreten in den großen Konferenzsaal. „Nett von Ihnen, dass Sie sich zu uns gesellen.“



„Als ob ich eine Wahl gehabt hätte.“, murmelte sie so, dass es nur Krycek hören konnte, der sie mitfühlend ansah. Sie blickte wütend zurück und wandte sich dann den anderen Männern im Raum zu.



Einer nahm einen Zug seiner Zigarette und hob eine beige Akte vom Tisch auf. „Von jetzt an sind Sie nicht länger Agent Scully.“, sagte er streng. „Jede Information über Ihr Lebe ist aus allen existierenden Datenbanken gelöscht worden.“ Er nahm einen weiteren langen Zug seiner Zigarette. „Sie existieren nicht mehr.“ Eine unwillkürliche Kälte kroch ihren Rücken hinauf. „Sie werden morgen mit Ihrer Arbeit beginnen. Wir haben Sie beauftragt, den ‚schwarzen Krebs’ zu untersuchen, da wir wissen, dass Sie in früheren Fällen mit ihm in Kontakt gekommen sind.“ Er hörte auf zu reden und winkte in ihre Richtung als würde er eine Fliege verscheuchen. „Sie sind entlassen.“



Scully biss die Zähne zusammen, sie hasste es bereits jetzt wie ein gewöhnlicher Diener behandelt zu werden. Krycek führte sie zurück in ihr Zimmer und sie fing an, ihren einzigen Koffer auszupacken.



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Montag, 8. Juni 1998

5:11 PM

Scullys Wohnung

Annapolis, Maryland

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“Scully?”, fragte Mulder, als er in ihre Wohnung spähte. Er ließ den Schlüssel zu ihrer Wohnung zurück in seine Manteltasche gleiten und betrat das Wohnzimmer. „Scully?“, fragte er noch einmal, dieses mal lauter. Als sie nicht zur Arbeit erschienen war, hatte er angefangen, sich Sorgen zu machen und, da er nun mal ein übermäßig fürsorglicher Partner war, war er hergekommen um nach ihr zu sehen. „Das ist verrück.“, sagte er laut vor sich hin. „Sie besucht wahrscheinlich ihre Familie oder so etwas.“ Aber, so gut er auch versuchte, es zu glauben, er konnte sich selbst nicht überzeugen. Etwas in ihrer Wohnung stimmte nicht. Als er den Raum absuchte, schien er im Unterbewusstsein etwas Ungewöhnliches wahrzunehmen, was ihm aber sogleich wieder entglitt.. Er war gerade dabei zu gehen, als sich in seinem Kopf wieder etwas regte. Dann sah er es. Alle Rahmen, die normalerweise ordentlich aufgereiht auf Scullys Kaminsims standen waren in Unordnung. Er kam näher und bemerkte, dass die Bilder fehlten. Er runzelte die Stirn und ging durch die Wohnung um nachzusehen, ob noch mehr anders war. Er kam zum Schlafzimmer und ging hinein. Das Bett war ordentlich gemacht, ihr Handy lag in der Mitte. „Was macht sie nur ohne Handy?, fragte er sich.

Er ging im Raum umher zum Schrank hinüber und riss die Türen auf. Er ließ seine Arme fallen und seine Augen weiteten sich vor Neugier und Angst. Der Schrank war bis auf ein paar Kleiderbügel leer. Er eilte zu ihrem Büro und öffnete eine Schublade nach der anderen. Sie waren alle leer. Er schaltete das Licht in ihrem Bad an und riss den Arzneischrank auf. Nichts. All ihre persönlichen Habseligkeiten waren weg. Er ging zurück in ihr Zimmer, völlig verwirrt. Er ließ sich aufs Bett sinken, als sein Handy klingelte. Er holte es aus seiner Tasche hervor, um dran zu gehen.



“Scully?”, fragte er besorgt.



„Ist da Herr Fox Mulder?“, antwortete die Stimme eines Fremden. Mulder war sichtbar enttäuscht.



„Ja, wer ist da?“, fragte er emotionslos.



„Ich bin Dr. Rapson vom Potomac Krankenhaus. Miss Fowley ist aus dem Koma aufgewacht und fragt nach Ihnen.“



„Diana? Aber... Ich dachte Sie haben gesagt, dass es keine Möglichkeit gebe...“, fragte Mulder.



„Na ja, das dachten wir. Es sieht so aus, als ob sie andere Pläne hätte.“, antwortete der Arzt. Wenn Mulder nur wüsste, dass es nicht Diana war, die diese Pläne hatte.



Dienstag, 9. Juni 1998



Lieber Ahab,



ich habe einen Pakt geschlossen. Ich habe meine Seele verkauft. Dem Teufel. Für Mulder. Für die X-Akten. Ich kann mich genau an jenen Tag erinnern, an dem sie sich an mich wandten. Von unserem Büro war nicht mehr als ein Haufen Asche übrig geblieben. All die Akten, all unsere Fälle waren in Rauch und Flammen aufgegangen. Ich hatte mich an Mulder geklammert, wie es schien für Stunden... Lebenszeiten. Ich sank sehr schnell gegen ihn und bemühte mich zu atmen. Er hatte einfach nur da gestanden. So verloren. Obwohl die Flammen, die im Büro gelodert hatten, hell geleuchtet hatten, waren jene hinter Mulders Augen in einer Böe voll Ruß erloschen. Ohne die X-Akten hatte er gar nichts mehr. Ich war erschöpft nach Hause gekommen, nachdem ich ihn in Agent Fowleys Krankenzimmer verlassen hatte. Dieses mal zog ich meine Waffe nicht, als ich Krycek ausgestreckt auf meiner Couch fand. Es kümmerte mich nicht mehr. Ich sah ihn einfach an und ging dann weiter in die Küche. Ich denke, das hat ihn überrascht. Vielleicht sogar entmutigt. Er kam mit ein paar Minuten später hinterher. In einem Wutausbruch hatte ich ein großen Küchenmesser genommen, ihn gegen den Kühlschrank gestoßen und es ihm an die Kehle gehalten, eine Blutspur hinter dem Messer an seinem Hals. ‚Wer war das? Waren Sie das? Haben Sie dabei zugesehen, wie es brannte?’, hatte ich geschrieen. Ich konnte Angst in seinen Augen erkennen. Ich fühlte mich stark, dieses eine mal. Ich stieß ihn auf den Boden und warf das Messer auf den Tisch. Meine Hände zitterten. Er fing an zu reden, nachdem er erkannte hatte, dass er nicht länger in Gefahr war. ‚Ich bin nur ihr Dienstbote. Ich hatte damit nichts zu tun.’ Er hatte kurz inne gehalten. ‚ Ich wusste nicht, dass Sie sich so viel aus den X-Akten machen.’ ‚Für Mulder. Ich habe das alles für Mulder getan. Und jetzt haben wir nichts mehr’, hatte ich geantwortet ‚Es gibt einen Weg, wie Sie die X-Akten retten könnten. Für Mulder.’ Hatte Krycek erwidert. Ich hatte sarkastisch gelacht. ‚Sie sind alle weg. Verbrannt. Wie kann es da einen Weg geben?’ Dann hatte er mir eine Akte zu geworfen. Ihr Inhalt war über den Küchentisch gerutscht. Es war Samanthas X-Akte, vollkommen intakt. ‚Aus dem Feuer geborgen.’, hatte Krycek erklärt. ‚Was wollen Sie, Krycek?’ hatte ich gefragt, ich wusste, dass er hier war, um mir mehr als nur diese einzelne Akte anzubieten. ‚Wenn Sie für die arbeiten, werden die zusehen, dass das hier zu Agent Mulder gelangt, dass die X-Akten wieder geöffnet werden und, dass Agent Fowley eine außergewöhnliche Heilung erfahren wird.’ ‘Was hat Fowley mit alldem zu tun?’, fragte ich und Krycek sah mich misstrauisch an. ’Das wissen Sie wirklich nicht?’ Ich schüttelte meinen Kopf. ‚Sie waren jahrelang Partner. Sollten zusammen die X-Akten bearbeiten, aber höhere Mächte fanden das unklug. Mulder und Fowley hätten sicher enormen Einfluss gehabt. Also versetzten diese Mächte sie aus dem Land heraus und schickten ihm das jemanden, der völlig anders war, um ihm bei der Arbeit zu helfen und sie bloßzustellen. Sie.’, endete er. Hatte Mulder diese Frau geliebt? Und sie lag jetzt im Sterbebett. Die X-Akten waren Mulders Leben. Ich hatte einmal mitbekommen wie es ohne X-Akten war, als sie geschlossen worden waren. Mulder hatte in diesen kurzen Monaten die Hoffnung verloren. Er hatte sich um gar nichts mehr gekümmert. Würde er das noch einmal durchstehen? Ich hatte nach hinten in den Kühlschrank gegriffen und eine alte Flasche Wodka heraus geholt. Nachdem ich zwei Gläser aus dem Schrank genommen hatte, hatte ich sie bis zum Rand gefüllt und Krycek eines gegeben. Beim Anstoßen hatte ich gesagt: ‚Also, wann fange ich an?’ Ich glaube, ich stürzte das Glas in drei Sekunden hinunter. Wie ich gesagt habe, ein Pakt mit dem Teufel, eine Lehrstunde wie man seine Seele verkauft.



Für immer Dein, Starbuck



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Freitag, 12. Juni 1998

11:21 PM

FBI Gebäude

Washington DC

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Mulder durchschritt die Eingangstüren des FBI-Gebäudes an seiner Seite Diana Fowley. Skinner hatte ihn früher in der Woche angerufen, um ihm mitzuteilen, dass die X-Akten wieder geöffnet würden, und, dass Fowley Mulder und Scully als Assistentin zugeteilt worden war. Vorausgesetzt, dass sie Scully finden würden natürlich. Mulder hatte bei der Polizei von Maryland eine Vermisstenmeldung aufgegeben, aber bis jetzt war noch nichts dabei herausgekommen.



“Diana, ich möchte Danny noch etwas zeigen. Ich treffe dich dann im Büro.“, sagte er, bevor er ins Tonlabor schlüpfte. Fowley lächelte, nickte, und ging weiter den Flur entlang auf den Aufzug zu.



„Danny.“, grüßte Mulder seinen Kollegen.



„Mulder. Gibt es was neues von Agent Scully?“ Mulder schüttelte den Kopf.



„Das,“, fing Mulder an während er ein kleines Tonband hoch hielt, „ist aus Scullys Anrufbeantworter. Ich habe mich gefragt, ob du etwas für mich übersetzen könntest.“ Danny nahm das Tonband und legte es in eines der vielen Tonbandgeräte ein, die das kleine Büro füllten.



„Dana, hier ist deine Mutter. Ich nehme an, du hast unserer Verabredung zum Brunch von heute morgen vergessen. Wir versuchen es einfach ein anderes mal. Ruf mich an, wenn du nicht zu beschäftigt bis.“ PIEP



“Okay, hier ist es. Das ist Scullys Stimme, da bin ich mir sicher.“, sagte Mulder als er auf das Band zeigte.



Das Band war für einige Sekunden still, bevor eine müde Stimme seufzte: „Cupio credere.“ Ein Seufzer war zu hören, dann bemerkte eine Computerstimme: Freitag, 5. Juni 1998. 11:59 PM



„Warte, ich glaube, da gibt es ein Echo.“, meinte Danny, drehte an ein paar Knöpfen und spielte die Nachricht noch einmal. „Oh ja, da ist ganz sicher eins.“



“Was hat das zu bedeuten?”, wollte Mulder wissen.



„Na ja, das Echo ist der Anrufbeantworter. Sie hat sich selbst vom Handy aus angerufen.“, erklärte Danny.



„Warum sollte sie das tun?“, fragte Mulder leicht verwirrt.



„Damit du es findest vielleicht? Keine Ahnung.“ Danny hielt kurz inne. „Das ist lateinisch. Credere – glauben. Cupio heißt möchten, erste Person.“



„Ich möchte glauben.“, folgerte Mulder. Danny nickte zur Bestätigung. „Sie ist gegangen.“, flüsterte er.



„Was?“



„Sie ist gegangen. Sie wurde nicht geholt. Sie ist gegangen und das war ihr Auf Wiedersehen.“



Dienstag, 16. Juni 1998



Lieber Ahab,



ich habe kaum noch Zeit zu schreiben. Ich arbeite von der Morgen- bis zur Abenddämmerung, obwohl ich das gar nicht genau sagen kann, da es im Labor keine Fenster gibt. Wenn ich zurück in mein Zimmer komme, bin ich normalerweise sehr erschöpft. Die harte Arbeit macht mir nichts aus, das bin ich gewohnt und es ist faszinierend. Die anderen Wissenschaftler und ich erforschen den ‚schwarzen Krebs’ und versuchen, ein Heilmittel zu entwickeln. Sie hatten angeblich schon mal ein Heilmittel, das sie aber benutzen mussten, um einen von ihnen zu heilen. Wir untersuchen Blutproben von den Infizierten und von denen, die von den Russen geheilt wurden. Ich versuche mir einzureden, dass ich eine gute Tat damit vollbringe, die Welt von diesem tödlichen Organismus zu befreien. Aber tief in meinem inneren weiß ich, dass das Heilmittel irgendwie gegen andere benutzt werden wird. Die einzige Pause, die wir während des Tages haben, ist zum Mittagessen. Ich esse normalerweise mit Krycek. Zuerst habe ich gedacht er würde sich neben mich setzen um mich im Auge zu behalten, aber jetzt merke ich, dass es seine eigene Entscheidung ist, bei mir zu sein. Ich glaube, dass er unter den ‚Insassen’, wie ich sie nenne, nicht sehr beliebt ist. Sie scheinen Angst vor ihm zu haben. In den letzten Wochen ist er so etwas wie ein Verbündeter geworden. Er lässt mich über irgendeine großartige Entdeckung plappern und hört mit ehrlichem Interesse zu. Er hat mir einmal erzählt, dass er als Kind Atomphysiker werden wollte. Was lässt einen Mann mit Hoffnungen und Träumen zu jemandem werden, der tötet und betrügt um seinen Lebensunterhalt zu verdienen?



Für immer Dein, Starbuck



Sonntag, 21. Juni 1998



Lieber Ahab,



Alle Arbeiter haben sonntags frei, so finde ich sogar Zeit zum Schreiben. In einem Nebengebäude gibt es eine provisorische Kirche. Nur wenige besuchen die Gottesdienste. Ich nehme an, die Leute hier haben kein Vertrauen in Gott. Ich war überrascht Krycek dort zu sehen. Er saß am hintersten Ende der letzten Bank, beinahe verloren im Schatten. Er blickte mich an und lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich lächelte, bevor ich weiter zur ersten Bankreihe ging. Das Lager entpuppt sich als geheimer Militärstützpunkt. Es besteht aus einigen großen Gebäuden. Der Stützpunkt befindet sich auf dem Wasser und ich liebe es auf den Docks zu sitzen und mir den Sonnenaufgang anzusehen. Ich glaube nicht, dass wir die Schlafräume verlassen dürfen, aber der diensthabende Wächter nickt mir nur zu, lächelt und lässt mich nach draußen gehen. Manchmal sagt er sogar Guten Morgen.



Für immer Dein, Starbuck
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