World of X

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Lost and found

von Viola Anna Wittek

Kapitel 3



Praxis von Dr. Brooke

3917 Columbus Avenue, Clearwater, Florida

28. Mai, 06:48 A.M.



Nicht viel später standen sie vor der Praxis. Die Sonne war inzwischen fast ganz aufgegangen und das milde Morgenlicht tauchte alles in weichen Schatten und Helligkeit. Es gefiel Mulder hier, der Geruch von Blumen, warme Sonne, zwitschernde Vögel. Und Scully. Vor allem Scully.



Diese ließ gerade seine Hand los und kramte in der Hosentasche ihrer Jeans nach dem Schlüssel für die Praxis. Als sie ihn gefunden hatte und die Tür geöffnet hatte, zog sie Mulder wieder an seiner Hand hinter sich her.



„Mommy!“, hörte Mulder plötzlich ein Mädchen schreien. Aber es war nicht irgendein Mädchen, sondern sein Mädchen. Die Kleine stand ganz plötzlich neben ihm und Scully und sprang ihrer Mutter mit einem Satz in die Arme. Scully schien diese stürmische Begrüßung offensichtlich gewohnt zu sein, denn sie war zwar überrascht, aber nur Sekunden später, saß das Mädchen auf ihrem Arm.



„Wo kommst du denn her, Maus?“, fragte sie, obwohl sie schon ziemlich genau vermuten konnte, wie Alex hierher gekommen war.



„Dana“, hörte sie die mahnende, aber vertraute Stimme, die sie jede Sekunde erwartet hatte. Es war Jake, der nun von einem der Stühle im Wartezimmer aufstand. Sein Gesicht war ausdruckslos, seine Augen kalt und frei von jeglicher Empfindung als er Mulder wie einen Parasiten betrachtete. „Ich wollte mich eigentlich bei dir entschuldigen, weil ich heute Nacht überreagiert habe. Ich bin hierher gekommen, weil ich dein Auto in der Straße gesehen habe und dachte, du würdest hier schon auftauchen, spätestens, wenn du zum Wagen gehst. Aber wie mir scheint hatte ich mit meinen Anschuldigungen heute Nacht gar nicht so unrecht.“



Er war seelenruhig, nicht eine Spur von Wut, Zorn oder sogar Eifersucht. Seine Stimme war einfach nur strafend, mahnend. So wie ein Vater mit seiner Tochter sprach, wenn sie etwas angestellt hatte.



„Jake, ich glaube wir müssen reden“, sagte sie und sah von ihm zu Mulder. Der Blick in ihren Augen veränderte sich augenblicklich, als sie sich ihm zuwandte. Er hatte die ganze Zeit das Mädchen in Scullys Arm beobachtet.



„Fox“, sagte sie leise zu ihm. „Es tut mir leid, dich zu überrumpeln, aber könntest du Alex vielleicht einen Moment nehmen und mit ihr in mein Büro gehen? Das hier muss sie nicht unbedingt mitbekommen.“



Er nickte, viel zu sprachlos um irgendwas sagen zu können. „Hopsa, Alex, jetzt gehst du mal zu deinem Daddy, ja?“, seufzte sie, als sie Mulder seine kleine Tochter reichte. Das Mädchen sah Mulder mit ihren großen grüngraublauen Augen an, als er mit ihr in Scullys Büro verschwand.



Er schloss vorsichtig die Tür hinter sich, als er sich mit ihr auf einen der breiten Stühle setzte. Nun sah sie ihn erwartungsvoll an, als sie auf seinem Schoß saß. Sie biss sich auf die Unterlippe vor Neugier, so wie Scully und er auch die Angewohnheit hatten, das hin und wieder zu tun.



Ihr Gesicht hatte die gleiche Form wie Scullys, auch ihre Lippen und ihre Augen ähnelten der ihrer Mutter. Ihr Haar ging ihr bis ein wenig unter die Schultern und zeigte nach unten hin deutlich die leichte Veranlagung zu großen Wellen. Aber ihr Haar war so wie seines; glatt und weich. Scullys Haar war auch weich, aber auf eine andere Art und Weise. Es war wie eine kleine Wolke um ihren Kopf herum, das man wie einen weichen Wattebausch zwischen den Fingern zusammendrücken konnte. Seines war so wie das von Alex; nur roch ihres nach Scullys Apfelshampoo.



„Du bist mein Daddy, oder?“, fragte sie und Mulder wurde es ein wenig unwohl.



„Ja“, sagte er mit unsicher zitternder Stimme. „Ja, das bin ich wohl.“



„Jake ist böse auf Mommy“, sagte sie plötzlich nachdenklich und nahm ihren Finger nachdenklich in den Mund. Mulder strich ihr vorsichtig testend über ihr Haar. Zu seinem Verwundern störte es sie nicht im Geringsten, obwohl sie ihn gar nicht wirklich kannte, saß sie da auf seinem Schoß und redete mit ihm.



„Ja, das scheint er zu sein, nicht?“, versuchte sich Mulder vorsichtig dabei ein Gespräch anzufangen.



„Warum denn?“, fragte sie grübelnd.



„Weißt du, manchmal verstehen sich Erwachsene plötzlich nicht mehr so gut“, sagte er und fragte sich, was Scully wohl dazu sagen würde, dass er ihr das erzählte.



„Streiten Mommy und Jake sich deshalb ständig? Weil sie sich nicht mehr lieb haben?“, erkundigte sie sich traurig bei ihm.



„Streiten sie denn so viel?“, fragte er nachdenklich und Alex runzelte die Stirn.



„Aber sie streiten nur, wenn sie denken, ich hör sie nicht“, sagte sie. „Und dann sind sie schlecht gelaunt. Haben sich die beiden denn nicht mehr lieb?“



„Vielleicht solltest du besser deine Mommy fragen, wen sie lieb hat und wen nicht“, sagte er vorsichtig, damit er ihr nichts falsches erzählte. Und nichts, von dem Scully nicht wollte, dass er es ihr erzählte. „Aber manchmal verstehen sich manche Erwachsene sich einfach nicht mehr und es ist für beide besser, wenn sie sich nicht mehr sehen, weil es unglücklich macht, zu oft zu streiten.“



„Und du? Hast du meine Mommy denn lieb?“, fragte sie und Mulder schmunzelte.



„Ja, ich hab deine Mommy sogar ganz besonders lieb“, erwiderte er und Alex verschränkte nachdenklich ihre Arme vor der Brust.



„Hörst du auch irgendwann auf sie lieb zu haben?“, fragte sie vorsichtig und Mulder biss sich auf die Unterlippe.



„Das kann man leider so einfach nicht vorhersagen“, begann er. „Aber ich glaube nicht, dass ich jemals aufhören werde oder überhaupt damit aufhören kann, deine Mommy lieb zu haben. Denn deine Mommy ist was ganz, ganz besonderes, weißt du?“



„Wie heißt du denn eigentlich?“, fragte die Kleine plötzlich und Mulder zog überrascht die Brauen in die Höhe. Er war noch zu sehr in der Thematik, weshalb Erwachsene sich lieb haben oder nicht mehr lieb haben, dass er von dieser Frage ein wenig überrascht wurde.



„Fox“, sagte er schließlich schmunzelnd. Sie lachte und begann mit den Füßen zu wippen.



„Du bist wirklich mein Daddy“, sagte sie. Er lachte, als er erkannte, dass sie meinte er müsse automatisch ihr Vater sein, weil er den Namen hatte, den Scully ihr anscheinend genannt hatte. Sie war leicht zu überzeugen, dachte er amüsiert. „Guck mal, ich bin schon so alt!“, sagte sie stolz und zeigte ihm drei ihrer Finger. Die anderen hielt sie mit ihrer anderen Hand nach unten gedrückt.



„Und ich bin so alt“, sagte er und zeigte ihr zweimal beide Hände und beim dritten Mal nur eine. Sie lachte amüsiert.



„Du bist aber alt!“



In diesem Moment öffnete sich hinter Mulder die Tür. Scully stand bedrückt in der Türschwelle, als Alex einen riesigen Satz von seinem Schoß herunter machte und in null-komma-nichts vor ihrer Mutter stand.


„Darf ich die Fische gucken gehen, Mommy?“, fragte sie und Scully nickte.


„Ja, kannst du“, seufzte sie traurig und das breite Lächeln auf Alex Gesicht, erinnerte sie an Mulders Lächeln. Es hatte sie schon immer an ihn erinnert. „Mach langsam“, rief sie ihr hinterher, als sie den Gang zum Aquarium hinunter rannte. Und dann war die Kleine verschwunden. Eine Weile sahen sich Mulder und Scully bedrückt an, als sie sich gegenüber standen.



„Mulder“, brachte sie bedrückt seufzend über die Lippen und er konnte ihr den Herzschmerz quasi im Gesicht ansehen. Es war nicht leicht, emotionalen Bindungen ein Ende zu setzen. Selbst wenn diese schon lange zum Scheitern verurteilt waren.



„Ach, Sweetheart, komm her“, sagte er und deutete auf seinen Schoß. Scully folgte wortlos. Vorsichtig, aus Angst, dass sie ihm zu schwer war, ließ sie sich auf seinen Oberschenkeln nieder und er drehte sie auf ihre Seite. Nun saß sie auf einem Bein und konnte sich seitlich an seine Brust lehnen. Ihre Wange schmiegte sie an seine Schulter, als sich seine Arme Besitz ergreifend um ihre Taille wanden. Sie begann gegen seine Schulter zu weinen und er legte sein Kinn schützend auf ihren Kopf, so wie er es schon oft getan hatte. Ihre heißen Tränen begannen in den Stoff seines T-Shirts zu sickern.



„Was ist denn los?“, fragte er leise in ihr Haar und sie schloss die Augen.



„Ich fühl mich richtig scheiße“, sagte sie ohne Tonfall in ihrer Stimme und seufzte schwer gegen seinen Hals.



„Bereust du es?“, fragte er unsicher und sie schüttelte den Kopf.



„Aber er hat da ein paar Sachen gesagt, die...“, begann sie und atmete hart aus. „Ach, ich weiß auch nicht so recht.“ Er begann ihr sanft über die Haare zu streicheln, so, wie er es eben bei Alex gemacht hatte. Doch seine große Hand blieb zärtlich darauf liegen und drückte sie liebevoll an sich.



„Was hat er denn gesagt?“, fragte Mulder vorsichtig und sie schüttelte ganz leicht den Kopf. Er vermutete zunächst, dass sie es ihm nicht sagen wollte. Aber dann seufzte sie unter Tränen laut auf.



„Dass ich mich emotional unmöglich an jemanden binden kann, denn sobald es ernst würde, würde ich abhauen“, sagte sie leise. „Und weißt du, Mulder, irgendwie hat er recht. Ich habe niemals wirklich erlaubt, dass mir ein Mann zu nahe kommt. Und hin und wieder habe ich ihm dann wirklich meinen Rücken zugewandt, unbewusst. Und er sagte, das mache mich gefühlskalt und frigide. Und ich würde nur erreichen, dass Alex genauso würde. Unbeständig und kalt.“



„Das hat er gesagt?“, fragte Mulder verwundert und zog beide Brauen in die Luft. Sie nickte wortlos in seinen Armen. Er seufzte und schmunzelte. „Und du glaubst das?“ Sie sah, offensichtlich ein wenig verwundert, zu ihm auf. „Ich verrate dir jetzt mal ein kleines Geheimnis, Dana. Wir Männer schieben die Schuld immer auf die Frauen, wenn es vorbei ist, damit wir guten Gewissens von Dannen ziehen und die Ex-Freundin mit möglichst schlechtem Gewissen zurücklassen können.“



„Männer sind Schweine“, sagte sie lachend und auch Mulder kicherte.



„Traurig, aber wahr“, flüsterte er ihr sanft ins Haar und küsste ihre Stirn. „Und ich denke wirklich nicht, dass du frigide bist. Frigide Frauen treiben es für gewöhnlich nicht mit jemandem am Strand so wie wir beide das eben getan haben.“ Nun begann sie unter Tränen zu lachen und zog ihn zu sich runter, um ihn zu küssen.



„Holt euch ein Hotelzimmer!“, hörten sie plötzlich die kichernde Mädchenstimme, die ihr tun unterbrach. Beide, Mulder und Scully, bekamen große Augen darüber, was die kleine gerade gesagt hatte.



„Was... Alex, woher hast du das?“, fragte sie erschreckt und die Kleine sah sie an, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Sie zuckte schmunzelnd und stemmte die Hände in die Hüften.



„Das hat Onkel Bill zu Onkel Charly gesagt, als er an Weihnachten Tante Judy geküsst hat“, erklärte sie schmunzelnd, als sie auf ihre Mom zuging.



„Und das fandest du lustig, huh?“, grinste Scully einer nickend Alex zu.



„Weißt du, das kannst du aber nicht zu allen Erwachsenen sagen, die sich küssen“, grinste Mulder und zog Scully fester in seinen Arm.



„Mom, wo ist Jake hingegangen?“, fragte die Kleine verwundert.



„Weißt du“, sagte sie und zog sich selbst von Mulders Schoß. Sie kniete sich vor Alex und sah sie ernst an. „Manchmal haben sich Erwachsene plötzlich nicht mehr lieb. Dann fangen sie an zu streiten und kommen nicht mehr miteinander klar.“



„Weil streiten sie unglücklich macht“, ergänzte die Kleine und Scully nickte. „Das hat Fox mir schon erklärt. Habt Jake und du euch nicht mehr lieb?“



„Alex, also...“, begann Scully und Mulder beobachtete sie vorsichtig. Ja, das war seine Scully, der es so schwer fiel über Gefühle zu sprechen, besonders über das Gefühl, das sich Liebe nannte. Er stand auf, um Scully zu Hilfe zu kommen.



„Alex, komm mal her zu mir“, sagte er und deutete ihr dasselbe mit seiner Hand. Dana sah ihn neugierig und erwartungsvoll an, als er sich neben ihr nieder hockte. Seine Knie waren weit auseinander gespreizt und er stützte seine Ellenbogen darauf. Alex stand erwartungsvoll und mit großen Augen vor ihm. Sie versteckte ihre Hände hinter ihrem Rücken und schob die Hüften vor, als sie begann auf ihrer Unterlippe zu kauen.



„Weißt du, in den letzten Jahren konnte ich nicht bei euch sein“, begann er vorsichtig und nahm ihre kleine Hand in seine. „Ich wollte es zwar, aber ich konnte nicht. Ich hatte keine Wahl. Aber jetzt bin ich wieder hier, bei deiner Mommy und bei dir. Und ich gehe jetzt auch nicht mehr weg. Mommys und Daddys und ihre Kinder gehören zusammen, okay?“ Die Kleine nickte nachdenklich.



„Und kommt Jake zu Besuch?“, fragte sie und kaute wieder auf ihrer Lippe.



„Vielleicht“, sagte Scully lächelnd. „Vielleicht kommt er zu Besuch.“



„Okay“, sagte die Kleine. Mulder hob überrascht die Augenbrauen, dass dieses kleine Mädchen es so simpel hinnahm, dass ein guter Bekannter, der Ex-Freund ihrer Mutter, einfach so verschwand. Scully spürte seine verwunderten Blicke.



„Sie hängt nicht allzusehr an Jake“, lächelte sie schulternzuckend. „Er spielt nicht genügend mit ihr.“



„Was spielst du denn gern?“, fragte Mulder die Kleine, die ihn neugierig ansah.



„Barbie“, erwiderte sie schmunzelnd.



„Barbie?“, fragte er und verzog sein Gesicht. „Mh, Barbie ist doch doof.“



„Barbie ist nicht doof. Vielleicht spielst du es nur nicht richtig“, widersprach sie und stemmte die Hände in die Hüften. Aber sie konnte spüren, dass er es nicht wirklich ernst meinte.



„Was hältst du denn von Baseball?“, fragte er und Scully lachte in Erinnerung an ihr gemeinsames Baseball-Spiel.



„Baseball ist doof“, sagte sie.



„Hast du jemals Baseball gespielt?“, fragte Mulder und stemmte nun auch seine Hände empört in die Hüften.



„Nein, das ist für Jungs!“



„Baseball macht aber sehr viel Spaß, Alex“, schmunzelte Scully und strich ihrer Tochter zärtlich über den Kopf. Mit den Fingern fuhr sie ihr sanft durch ihr Haar. „Vielleicht spielt Daddy mal mit dir und zeigt dir, wie das geht. Mir hat er es auch beigebracht.“



„Nur, wenn Daddy mit mir Barbie spielt“, schlug sie einen Deal vor und Mulder seufzte. „Hast du schon mal Barbie gespielt?“



„Nein, hab ich nicht“, seufzte er und sie kicherte.



„Na also, dann kannst du ja nicht wissen, ob es Spaß macht oder nicht“, sagte sie.



„Dana, du hast sie doch tatsächlich zu einer Politikerin erzogen“, schmunzelte Mulder und gab der verwundert dreinblickenden Scully einen zärtlichen Kuss auf die Wange.



„Politik ist doof“, sagte sie. „Ich will lieber in Ägypten Pyramiden ausgraben oder Tierärztin werden.“



„Da hast du ja noch Zeit“, lachte Scully und hob Alex hoch in ihren Arm. „Jetzt geht’s erst in den Kindergarten.“



~*~*~*~



Danas Apartment

Tarian Court, Palm Harbor

28. Mai, 10:06 A.M.



„Jap, und das hier ist meine Wohnung“, seufzte sie und lächelte ihm skeptisch zu, nachdem sie ihn kurz durch die relativ große Wohnung geführt und ihm alle Zimmer gezeigt hatte.



„Natürlich mit Meerblick aus dem Schlafzimmer“, schmunzelte er und ging mit einem zärtlichen Ausdruck auf seinem Gesicht auf sie zu. Sanft fasste er ihre Hüften mit seinen großen Händen und zog sie zu sich. Leise kichernd wanden sich ihre Arme um seinen Hals und ihre Hände verbanden sich hinter seinem Nacken.



„Davon habe ich schon immer geträumt“, sagte sie leise und er küsste sie sanft. Es war kein besonders inniger Kuss, sondern einfach ein liebevolles Aufeinandertreffen ihrer Münder. Er sah wie das Lächeln in ihrem Gesicht langsam schwand, als der Schmerz in ihren Augen sichtbar wurde. „Nach deiner Beerdigung musste ich weg aus Washington. Für mich war klar, dass ich unbedingt ans Meer musste. Und ich brauchte dringend Sonne. Die Helligkeit sollte mich ein bisschen aufheitern, denn die emotionale Verfassung der Mutter geht stark auf den Gesundheitszustand des ungeborenen Kindes über. Also zwang ich mich regelrecht dazu, mich von meinem Schmerz abzulenken und zu genießen, was ich mein Leben lang schon genießen wollte. Ich kam hierher, weil mein Bruder Charly hier in der Gegend wohnt. Und weil ich dachte, dass es sich gut dazu eignete, meinem alten Leben zu entkommen. Wie auch immer, eines kam zum anderen; die Arztpraxis wurde frei, weil der Arzt, der vorher darin gewesen war, an Krebs erkrankte und sich in vorzeitigen Ruhestand begab. Ich habe die Praxis aufgekauft und sie renoviert; ich hatte alle Hände voll zu tun, als das Baby kam. Nur so habe ich den Schmerz ertragen können. Wenn ich gearbeitet habe, dann hat Charlys Frau auf Alex aufgepasst. Sie haben zwei Kinder, Peter und Gregory, die ganz begeistert von ihrer kleinen Kusine waren. Vor einem halben Jahr ist Charly dann beruflich versetzt worden und weggezogen. Nicht allzu weit weg, nur nach Sarasota. Aber das ist weit genug, um ihn nicht mehr täglich sehen zu können. Das war dann ungefähr die Zeit, in der Alex glücklicherweise schon in den Kindergarten gehen konnte. Ich hätte sonst wirklich nicht gewusst, was ich während der Arbeitszeit mit ihr hätte machen sollen.“



„Und jetzt?“, fragte er vorsichtig, als er ihre Stirn küsste. „Ist alles okay?“ Sie lächelte traurig und schloss die Augen. Dann schüttelte sie den Kopf nachdenklich. Ihre weichen Haarsträhnen wackelten sanft und auf, für Mulder, amüsante Art und Weise.



„Es war immer alles okay“, sagte sie lächelnd. „Ich habe es niemals bereut Mutter zu sein; nicht eine einzige Sekunde seit ich mich zu der künstlichen Befruchtung durchgerungen habe. Hin und wieder war es stressiger und komplizierter als ich gedacht hatte; die ersten Wochen und Monate habe ich kaum geschlafen, weil Alex mich ständig auf Trab gehalten hat zu jeder Tag und Nachtzeit.“ Er nickte nachdenklich als er ihren Worten lauschte. „Aber ich habe es gern gemacht. Es hat meinem Leben einen neuen Sinn gegeben, nachdem die den alten Sinn meines Lebens einfach so von mir genommen haben.“



„Alter Sinn?“, fragte er vorsichtig.



„Dich“, klärte sie ihn auf und lächelte, als sie ihm mütterlich eine Haarsträhne zurückschob. Sie blickte ihn an, erkundete mit ihren Blicken genauestens jeden Quadratmillimeter seines Gesichts. „Was hätte ich ohne dich denn nur anfangen sollen? Die X-Akten hätte ich weiterhin nicht bearbeiten können. Mir fehlte deine Mentalität und deine Einsicht in die Dinge. Und auch emotional wäre ich gar nicht dazu fähig gewesen, allein weiterzumachen, selbst wenn ich es tatsächlich versucht hätte.“



Zärtlich küsste er ihre Stirn ein zweites Mal und strich mit seinen Händen ihr Haar zurück. „Zu dieser Zeit schwebten mir andere Dinge vor, als die X-Akten, glaub mir. Ganz andere.“



„Erzähl mir davon“, sagte sie leise und kaum hörbar. Nun war sie es, die zu ihm aufsah und begann ihm mütterlich über die Wangen und durch die Haare zu fahren. In seinen grünbraunen Augen veränderte sich etwas. Ein dunkler Schatten legte sich über ihre Fröhlichkeit und Milde und verwandelte selbe in Bedrücktheit und Nachdenklichkeit. Der mitleiderregende Blick auf seinem Gesicht, versetzte Scullys Herz einen tiefen, ziependen Stich.



„Viel zu erzählen gibt es da im Grunde nicht“, antwortete er ebenso leise und seufzte. „Als die mich entführt haben, habe ich sie alle gesehen. Teresa Nemman, Billy Miles,... die ganzen Entführungsopfer. Ich habe Skinner meinen Namen rufen hören, aber ich war bereits paralysiert und umgeben von gleißendem, weißblauem Licht. Dann kam der Alien-Kopfgeldjäger auf mich zu und ich wollte davon rennen. Ich wollte wirklich flüchten. Aber ich konnte es nicht, denn ich war unfähig mich zu bewegen.“



Mitfühlend sah sie zu ihm auf. Sein Blick war in Gedanken und Erinnerung gesenkt, seine Augenlider fast geschlossen, als er mit rauer Stimme sprach. Scully konnte hören, dass er ganz kurz davor war zu weinen. Sie war gerührt. Er wollte weinen, in ihren Armen.



„Und dann war da plötzlich nur noch schwarz“, sagte er leise und sah nun wieder zu ihr auf. „Und blendend weißes Licht hin und wieder. Aber die meiste Zeit war es schwarz, dunkel und kalt. Ich fühlte mich, als wäre ich tot, obwohl mein Herz in meiner Brust noch immer schlug. Das einzige, was mich daran erinnerte, dass ich noch lebte, waren die Schmerzen. Schreckliche Schmerzen von den Tests, die sie an mir gemacht haben. Meine Beine und Arme waren taub, mein Unterleib hoch bis zum Brustbein schmerzte tierisch und mein Hals trocken, rau und mir war es unmöglich zu schlucken.“



„Ach, Sweety“, seufzte sie leise, als nun wirklich eine Träne seine Wange hinunter rann, die Scully augenblicklich entdeckte. Er versuchte zwar sie wegzuwischen, bevor sie sie bemerkte, doch dazu war es bereits zu spät. Sie hielt seine Hand fest und er erkannte, dass es okay war zu weinen. Liebevoll fuhr sie mit dem Daumen über seine Wange, während sie auf die Fußspitzen ging und die Träne von seinem Gesicht küsste. Sie schmeckte salzig und Scully seufzte leise an seiner Wange.



„Und drei Jahre später, da wache ich ganz plötzlich im Krankenhaus auf“, sagte er leise und schluckte dann hart. Er räusperte sich leise und Scully konnte spüren, wie nahe es ihm ging auch nur davon zu erzählen. „Skinner war da als ich aufwachte und John kam dann ein wenig später. Ich war enttäuscht, dass du nicht da warst; denn es war dein Gesicht gewesen, dass ich die ganze Zeit vor Augen gehabt habe, während ich verloren war und Todesangst ausstand. Dein Gesicht, deine Stimme und dein Lachen waren es, die mir Hoffnung gegeben haben. Als Skinner sagte, dass es keine Möglichkeit gäbe, dich zu finden, habe ich ihm nicht geglaubt. Ich musste dich unbedingt finden, das war mir klar. Und ich würde nach dir suchen, wenn es sein musste, bis zu meinem Lebensende – so wie ich immer nach meiner Schwester gesucht habe. Aber dazu musste ich erst einmal wieder laufen und rennen lernen. Ich musste lernen mit Waffen umzugehen, zu schwimmen, Fahrrad zu fahren oder überhaupt Balance zu halten. Nur der Gedanke daran, dich zu finden, hat mich angetrieben und davon abgehalten mich einfach gehen zu lassen.“



Sie lächelte traurig. Sie fühlte sich natürlich geschmeichelt und geehrt durch seine Worte, doch gleichzeitig machte sie sich selbst Vorwürfe nicht da gewesen zu sein, um ihm auf die Schulter zu klopfen und ihm Beistand zu leisten. Es war albern, das wusste sie. Sie hatte es einfach unmöglich wissen können. „Danke“, sagte sie also leise und er hob verwundert die Braue.



„Wofür?“



„Für alles“, sagte sie leise und küsste ihn sanft unterhalb seines Ohrs, wo ihre Stirn gelegen war.



„Gern geschehen“, lächelte er noch immer verwundert und suchte sehnsüchtig nach Scullys Mund. Zärtlich schob er sie von seinem Hals weg, um sie küssen zu können. Er schmeckte salzig, nach seinen Tränen, die sich mit seiner ursprünglichen Süße vermischten.



„Es tut mir so leid“, sagte sie schließlich und sah ihm tief in die Augen. Ihre eine Hand legte sich zärtlich über seine Wange und strich sie mit ihrem Daumen entlang, während die andere seine fest umschlossen hielt und sie fest drückte. „Entschuldige, dass ich nicht da war für dich, als du mich so dringend gebraucht hättest. Wenn ich nur gewusst hätte.“



„Ich brauche dich jetzt, Dana“, lächelte er in einer Mischung aus Traurigkeit und Gerührtsein. „Mehr als ich dich jemals zuvor gebraucht habe.“



„Mulder“, seufzte sie nur sehnsüchtig und schlang ihre Arme erneut um seinen Hals. Sie hatte das Gefühl ihm so nahe und gleichzeitig so weit weg von ihm zu sein, das sie es selbst kaum begreifen konnte. Sie spürte seinen Atem an dem Nackenausschnitt ihres lockeren T-Shirts und sie spürte, wie ihr Herz unaufhörlich gegen seine Brust und sein eigenes Herz hämmerte. Sie konnte seinen Geruch riechen, gemischt mit dem dezenten Duft seines Aftershaves und seines Eau de Toilettes, die sich zu einem ganz eigenen Geruch verbanden, der allein für sie schon nach ihrem Mulder roch.



„Während der Zeit, in der du wie vom Erdboden verschollen warst“, redete er weiter, mit Scully fest in seinen Armen. „Gab es nur eine einzige Sache, die mich daran erinnert hat, dass du jemals bei mir gewesen bist“, sagte er leise und ein Arm löste sich um Scullys Hüfte, um in seine Hosentasche zu greifen. Mit den Fingern angelte er nach dem kleinen Stück Plastik und zerrte es hervor. Scully lockerte die Umarmung, um zu sehen, was er mit sich trug. Als sie ihren alten FBI-Ausweis zwischen seinen Fingern entdeckte, musste sie unweigerlich lächeln. „Den habe ich immer bei mir“, schmunzelte er, als er ihren Gesichtsausdruck bemerkte. Nachdenklich fuhr sie mit ihren Fingern über das warme Plastik.



„Du bist so süß“, lächelte sie und zog seinen Nacken zu sich runter. Er kicherte kurz in ihrem Kuss über Scullys stürmische Attacke, bevor er ihr vollständig verfiel. Er drückte sie fest an sich und schlang seine Arme um ihren zierlichen Oberkörper. Das Stück Plastik mit Scullys Gesicht und Daten darauf fiel nahezu lautlos zu Boden, als Mulder sie fast unbewusst in Richtung des Schlafzimmers dirigierte.



„Wo war noch gleich dein Schlafzimmer?“, sagte er rau, seine Stimme voller Verlangen, als sich ihre Lippen einen kurzen Moment voneinander trennten. Scully kicherte leise, bevor ihre Lippen wieder seine trafen. Seine Hände wanderten herum und auf ihren Hintern. Er zog sie an sich hoch und sie schlang die Beine um seine Hüften.



„Ich liebe dich“, managte sie zu sagen, bevor er ihre Lippen wieder ganz für sich in Anspruch nahm.



Im nächsten Moment fiel Scully rückwärts auf die Matratze, ohne Mulder jemals wirklich loszulassen. Mit seinen Ellenbogen und Unterarmen stützte er sich neben ihrem Oberkörper auf. Scullys Hände lagen auf seinen Hüften und zerrten ihn mit sich hoch, als sie versuchte im Bett aufwärts zu rutschen, ohne dabei ihre Lippen von seinen zu trennen.



Minuten später räkelte sich Scully mit geschlossenen Augen und geöffnetem Mund unter seinen Küssen. Zärtlich verfolgte er die weiche Linie auf ihrem Bauch hinab, bis er bei ihrem Nabel angelangte. Zärtlich küsste er sich in einem sanften Kreis um ihren Nabel herum, als Scully laut aufseufzte und seinen Kopf fester auf ihren Bauch drückte, um mehr von ihm spüren zu dürfen. Mehr seiner Küsse, mehr seiner Zärtlichkeit.



„Scheiße“, fluchte er, als das Klingeln ihres Telefons die prickelnde Spannung zwischen ihnen zerriss.



„Ach, verdammt“, murmelte sie und zog sich unter Mulder hervor. Sie küsste ihn kurz auf die Lippen, bevor sie sich fast ganz nackt zum Telefon auf ihrem Nachtschrank zog. Mulder setzte sich auf seine Hacken und beobachtete sie mit einem Lächeln.



„Brooke“, raunte sie ins Telefon. Mulder hatte sich noch immer nicht daran gewöhnt, dass sie nicht mehr Scully war. Wie auch immer, dachte er schließlich seufzend. Für ihn war sie das doch noch. Langsam kroch er auf sie zu und legte sich hinter sie. Eine Hand verfolgte den Weg von ihrer Schulter bis zu ihrer Hüfte. Unter seiner Hand spürte er ihre weiche, warme Haut und seufzte in Zufriedenheit. Hinter ihr legte er sich in die Kissen und begann liebevoll und langsam ihre Schulter zu küssen.



„Skinner?“, sagte sie überrascht und Mulder unterbrach seine Küsse, um sie mit vor Verwunderung geweiteten Augen anzusehen. Sie schmunzelte, als sie nickte. „Ja, es geht ihr prima, danke. Ja, Mulder ist hier. Moment.“



Lächelnd reichte sie Mulder hinter sich den Telefonhörer.



„Agent Mulder?“, hörte er Skinner am anderen Ende der Leitung und legte sich auf seinen Rücken. Scully lächelte und nun war sie es die sich über ihn rollte.



„Jap, am Apparat“, sagte Mulder und versuchte so lässig wie möglich zu klingen, während Scully begann winzige Schmetterlingsküsse über seine ganze Brust zu verteilen. Nach unten zu gucken und zu sehen, wie ihre Lippen von einer Stelle zur nächsten wanderten, brachte ihn fast um den Verstand.



„Dachte ich mir doch, dass Sie hier sind“, seufzte der A.D. „Sie sind gestern Abend und die ganze Nacht über nicht an Ihr Handy gegangen und auch in Ihrem Hotelzimmer waren sie nicht zu erreichen.“



„Entschuldigen Sie vielmals, Sir“, brachte Mulder irgendwie gepresst hervor. „Agent Doggett sagte mir, dass wir von dem Fall entbunden worden seien und Sie mir die nächsten Tage freigegeben hätten.“



„Ja, das ist schon richtig“, sagte Skinner seufzend. „Agent Doggett wird heute mit einem Flugzeug nach Washington zurückkehren und ich fragte mich, wann wir hier wieder mit Ihnen rechnen dürfen?“



„Ich bin mir noch nicht ganz sicher“, entgegnete er nachdenklich. Scully hörte, wie seine Stimme zunehmend ernst wurde und so stoppte sie ihre liebevollen Liebkosungen, um still an seine Brust zu sinken. Sie legte ihre Wange sanft an seine Schulter und schloss die Augen, als sie sich auf seine Stimme konzentrierte. „Sir, gibt es irgendeine Möglichkeit die X-Akten von Florida aus zu bearbeiten anstatt von Washington?“



„Das ist doch nicht Ihr ernst, Agent Mulder!“, sagte Skinner verwundert und auch Scullys Augen öffneten sich weit. Mulder erkannte die Verwunderung. Was, Scully?, fragte er mit seinen Blicken. Hast du wirklich geglaubt ich gehe allein zurück nach Washington? Ein Lächeln zauberte sich auf Scullys ohnehin schon hübschem Gesicht, das so nur noch wunderbarer wirkte.



Mulder würde bei ihr bleiben, dachte sie mit einem breiten Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie hatte den Moment schon gefürchtet, indem Mulder zurückmusste; zurück zu seiner Arbeit, seiner Lebensaufgabe, zurück in sein gewöhnliches Leben. Doch er hatte nicht vor zu gehen. Dankend küsste sie ihn kurz auf die Lippen.



„Doch, durchaus, Sir“, entgegnete er. „Im Grunde kann ich die X-Akten auch von hier bearbeiten. Sie können mir die Akten von D.C. problemlos zukommen lassen und da die meisten Fälle ohnehin nicht im Bereich Washington zu bearbeiten sind, wäre es vollkommen gleich wo auch immer mein Wohnsitz ist.“



„Ich werde mein Bestes versuchen“, seufzte Skinner schließlich. „Das muss erst mit den großen Bossen abgeklärt werden. Mit welcher Begründung soll ich ihre Bitte rechtfertigen?“



„Weil ich nach Florida gehöre und hier mein Glück gefunden habe“, sagte Mulder und Scullys Lächeln wurde breiter und breiter. „Ich habe eine kleine Tochter hier, aber soweit mir bekannt ist, wissen Sie das ja bereits.“



„Wie gesagt, ich werde mein Bestes versuchen“, versprach Skinner erneut und Scully schmiegte sich fest an Mulder. „Sie können aber nicht erwarten, dass sie in der Außenstelle Tampa ihr eigenes Büro bekommen werden oder irgendwelche der Senioritätsrechte in Anspruch nehmen können werden.“



„Ich danke Ihnen vielmals, Sir“, sagte Mulder und verabschiedete sich damit von seinem Vorgesetzten. Unachtsam zog er Scully an sich und küsste sie, als er das Telefon schusselig mit der anderen Hand auf den Nachtschrank legte.



„Ich will dich“, machte Scully stürmisch und unmissverständlich klar, als sich ihre Lippen nur einen kurzen Moment lang trennten. Mulder kicherte ein wenig überrumpelt. Nicht, dass es ihn auf irgendeine Weise stören würde...



~*~*~*~



Danas Apartment

Tarian Court, Palm Harbor, Florida

28. Mai, 12:03 P.M.



„Das Fenster war eine wirklich phänomenale Idee“, schmunzelte Mulder und küsste Scullys nackte Schulter zärtlich. Er fühlte sich richtig wohl und zufrieden. Er selbst war von Scullys warmer Decke umhüllt und hatte Scully in seine Armen geschlossen. Er hielt sie dicht an sich gedrückt und sein hatte er Kinn auf ihre Schulter gelegt. Er lehnte gegen das Brett am Kopfstück ihres Bettes.



„Ich weiß“, seufzte sie leise. Sie fühlte sich zufrieden, so von ihm festgehalten zu werden. Er hielt sie warm und sie fühlte sich geschützt in seinen Armen. Zusammen starrten sie hinaus auf das schäumende Meer, die Sonne, deren Strahlen auf der Oberfläche glitzerten und bemerkten den leichten Sommerwind, der mit den langen Palmenblättern spielte. Ihr Kopf lehnte gegen seine Schulter als sie seinen Duft langsam ein und aus atmete.



„Und du hast tatsächlich vor, hier zu bleiben?“, fragte sie leise und mit geschlossenen Augen. Mulder zog sie fester an sich und nickte dann liebevoll gegen ihr Haar.



„Du bist hier, Alex ist hier“, sagte er leise. Scully spürte seinen warmen Atem an ihrer Schulter. „Was soll ich denn in Washington anfangen, Dana? Meine Abende mit Pornofilmen verbringen?“ Scully schmunzelte.



„Das hat dir doch früher nichts ausgemacht“, sagte sie amüsiert.



„Es wäre ja nicht gewesen, als hätte ich damals eine Wahl gehabt“, seufzte er, ebenfalls amüsiert schmunzelnd. „Wenn Skinner meiner Bitte nachgibt und ich an der Außenstelle weiterarbeiten kann, dann suche ich mir hier irgendwo eine kleine Wohnung, damit ich in der nähe von euch beiden bleiben kann.“



„Danke“, sagte sie leise.



„Wofür?“



„Dafür, dass du berufliche Einschränkungen in Kauf nimmst, um hier bei uns zu bleiben“, seufzte sie und drückte ihre Wange an Mulders Hals.



„Ich habe dich über ein Jahr lang gesucht! Und jetzt, wo ich dich gefunden habe, kann mich nichts dazu bewegen allein zurück zu gehen“, sagte er leise. „Und von dir kann ich schließlich nicht erwarten, dass du deine Praxis aufgibst. Es ist soviel einfacher die X-Akten verlegen zu lassen. Und ich werde so viel Terror beim FBI machen, wie nötig sein wird, damit all das klappt.“



„Du bist zu toll, um wahr zu sein“, lachte sie und küsste seinen Hals nur ein kleines Stück unterhalb des Kinns.



„Dana“, seufzte er nur, angetan von ihren sanften Küssen. Sie drehte sich in seinen Armen um dann auf seinen Oberschenkeln zu sitzen. Dann küsste sie sanft seine Stirn, bevor sie sich von seinem Schoß rollte, um aufzustehen. „Und jetzt?“, fragte er verwundert.



„Ich muss Alex vom Kindergarten holen“, sagte sie entschuldigend. Sie nahm sein Gesicht zärtlich in beide Hände, nur um in seine Augen zu sehen und ihn anzusehen. Seufzend ließ sie ihn schließlich gehen und begann ihre Kleidung vom Boden aufzusammeln, die überall um ihr Bett herum lag. Unter Mulders forschenden Blicken zog sie sich an, so als störe es sie gar nicht weiter, dass er hier war. In Wirklichkeit allerdings war es Scully natürlich ein wenig unwohl bei dem Gedanken, dass er sie nackt sah. Seufzend aber zwang sie sich dazu, sich daran zu gewöhnen. Als sie sich angezogen hatte, schnappte sie sich die Haarbürste und kämmte sich durch ihr Haar. Dann sah sie Mulder schmunzelnd an.



„Und du?“, fragte sie belustigt. „Kommst du mit oder bleibst du hier und kochst uns was Feines?“



Er begann laut zu lachen. „Du willst nichts essen, was ich gekocht habe. Es hat einen Grund, weshalb ich Sonnenblumenkerne direkt aus der Tüte esse und nicht anbrate oder sonst was damit anstelle.“ Scully lachte nun auch. Schon allein der Gedanke, Mulder am Herd stehen zu sehen, amüsierte sie unheimlich.



„Na auf, Faulpelz, anziehen! Daran kannst du dich schon mal gewöhnen“, forderte sie ihn mit einem amüsierten Lächeln auf und er folgte wie ein Hund seinem Herrchen. „Du bist gut erzogen“, schmunzelte Scully und auch Mulder grinste.



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