World of X

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One Story, one Life

von kay

Kapitel 2

Montag, den 16. Mai 2006

In einem Krankenhaus

Washington D.C





Als er aufwachte, fürchtete er sich.

Schlimmer noch: Er hatte beinahe Höllenangst. Sein Herz schlug im bis zum Hals, sein Atem ging schnell und unregelmäßig, sein Körper war bis aufs Äußerste angespannt. Er fühlte sich wie nach einem Alptraum- nur dass das Aufwachen nicht erlösend wirkte. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste, wusste aber nicht, was es war.

Langsam öffnete er die Augen. Das wenige Licht, dass von außen hereindrang, erhellte den Raum nur spärlich. Er nahm undeutliche Schemen war. Alles wirkte so.. vertraut, aber zugleich beunruhigend.

Er versuchte, sich zu beruhigen, schluckte, atmete regelmäßig und versuchte, klare Gedanken zu fassen. Er lag in einem Bett, auf einer harten Matratze. Er fror, alles tat ihm weh; eigentlich hatte er eine Art Kater: Kopfschmerzen, Übelkeit, sein Mund war trocken.

Er setzte sich auf.

Es roch unangenehm nach Desinfektionsmittel und nach einem Geruch, der im sehr bekannt vorkam.

Langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit, und er erkannte endlich, wo er sich befand:

Er war in einem Krankenhaus.

Neben dem Bett standen duzende von Geräten mit denen er über Schläuche verbunden war. Wieder überkam ihn Panik. Wieso war er hier? Was war geschehen?

Er besann sich.

So bekam er keine Informationen. Suchend blickte er sich um und entdeckte endlich den Alarmknopf.

Hastig drückte er ihn, einmal, zweimal, dreimal.

Es dauerte nicht einmal zwei Minuten, da öffnete sich auch schon die Türe und eine Ärztin trat ein.

Sie schaute ihn zufrieden an.

„Ah, endlich sind Sie wach. Wir hatten schon Angst, Sie würden überhaupt nicht mehr aufwachen. Ich bin Dr. Brendan.“

Er wusste nichts darauf zu erwidern.

„Wieso bin ich hier? Was ist geschehen? Und was für ein Tag ist heute überhaupt?“

Sie lächelte.

„Nana, nur nicht so stürmisch. Ich möchte zuerst einmal Ihr Erinnerungsvermögen testen. Nach solchen Verletzungen kann das Gedächtnis beschädigt sein. Also..“ Sie kramte in irgendwelchen Papieren. „Wissen Sie, wie Sie heißen?“

Er überlegte, jedoch nicht lange.

„Ja. Ich heiße Fox Mulder.“
„Sehr gut. Wann sind Sie geboren?“

„Am 13. Oktober 1961.“

„Ihr Gehirn scheint keinen Schaden genommen zu haben. Da bin ich sehr beruhigt.“
Mulder wurde ungeduldig.

„Kann schon sein, aber bitte, können Sie mir nicht sagen, was geschehen ist?“

„Tja..“ sie setzte sich auf einen Hocker neben seinem Bett, „ein Wanderer hat sie neben einem Waldweg gefunden. Sie waren bewusstlos und man hat Sie hierher gebracht. Leider sind Sie dann ganz unerwartet ins Koma gefallen. Die Gründe dafür kann ich Ihnen leider nicht nennen. Ansonsten habe ich bei Ihnen eine leichte Gehirnerschütterung festgestellt. Außerdem haben Sie mehrere Schnittwunden am ganzen Körper.“

Mulder schluckte.

„Es wird schon wieder. Jetzt, da Sie aus dem Koma erwacht sind, sind Sie praktisch über den Berg. Können Sie sich denn erinnern, was passiert ist? Und wann das war?“
Mulder überlegte.

„Nicht großartig. Ich bin nach Hause gefahren, ja, ich war bei...“

Er zuckte zusammen.

Sie schaute ihn besorgt an.

„Was?“

„Scully!“

„Wer ist Scully?“

Vor lauter Aufregung konnte er fast nicht sprechen.

„Sie.., sie war meine... Partnerin... beim FBI!“

Die Ärztin war verwundert.

„Sind Sie sicher, dass Sie beim FBI arbeiten? Es wurde nämlich kein Ausweis gefunden.“

„Das ist klar“, meinte er grimmig, „denn ich wurde entlassen. Aber ich arbeitete dort, 14 lange Jahre. Aber das ist auch nicht der Punkt. Scully, wurde sie benachrichtigt?“ „Nein, woher auch. Seit Sie eingeliefert wurden, das war vor zwei Tagen, hat sich niemand nach Ihnen erkundigt. Und eben, außer Ihrem Portemonnaie und Ihrem Führerschein hatten Sie nichts bei sich.“

Mulder hörte nicht weiter zu.

„Scully, Dana Scully muss benachrichtigt werden. Sie macht sich sicher Sorgen. Warten Sie.. ich kenne ihre Adresse!“
Die Ärztin zog einen Stift und Mulder nannte sie.

Dr. Brendan erhob sich.

„So. Jetzt sollten Sie noch etwas schlafen. Morgen werden Sie untersucht, und mit etwas Glück sind Sie schon übermorgen hier raus.“

Er nickte.

Sie öffnete die Türe, hielt aber plötzlich nochmals inne.

„Das hatte ich noch vergessen: Erinnern Sie sich, wann Sie von dieser Scully abgefahren sind?“
Mulder nickte.

„Ja, eindeutig. Das war am 8. Juni.“

Sofort war sie wieder neben ihm.

„Was? Sind Sie sich sicher?“
„Absolut“, bestätigte Mulder, „es war der 8. Juni 2002. Ich erinnere mich so gut, weil es der schönste Tag meines Leben war.“

Sie fragte nicht, was er damit meinte, schüttelte nur den Kopf.

„Mr. Mulder, das kann nicht sein!“

„Wieso nicht?“

Sie schaute ihn durchdringend an.

„Weil wir heute den 16. Mai haben. Jedoch nicht 2002, sondern 2006!“

„Oh mein Gott.“



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Für Dr. Brendan stand fest, dass ihr Patient doch einen kleinen Gedächtnisverlust erlitten hatte, konnte er sich zwar an Privates erinnern, so schien er doch mit der Zeitrechnung etwas durcheinandergekommen zu sein. Sie machte sich darüber keine Gedanken, jedoch bezweifelte sie stark, dass dieser Mann wirklich fürs FBI tätig gewesen war. Ob es diese Dana Scully wirklich gab, konnte sie nicht sagen. Doch sie war eine gute und zuverlässige Ärztin und bat deshalb noch in der selben Nacht eine Stationsschwester, sie möge sich doch bitte über Dana Scully und diese Adresse informieren.



Als sie am nächsten Morgen ihre nächste Schicht antrat, hatte die emsige Schwester auch schon einige Informationen.

Doch was Alice Brendan erfuhr, beruhigte sie nicht gerade, im Gegenteil.

Die Schwester hatte herausgefunden, dass es tatsächlich eine Dana Scully gab, die als FBI-Agentin tätig gewesen war, jetzt jedoch in einem Krankenhaus arbeitete und auch wirklich bei der genannten Adresse gewohnt hatte –mit Betonung auf „hatte“. Denn Miss Scully sei vor ungefähr vier Jahren dort ausgezogen.

Vier Jahre! Irgendwie passte das alles seltsam logisch zusammen.

Dr. Brendan wurde mulmig zu Mute, und sie wählte die Nummer des Federal Bureau of Investigation.





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Dienstag, den 17. Mai

Im selben Krankenhaus

Washington D.C.





Etwa eine Stunde nach diesem Anruf kam John Doggett im besagten Krankenhaus an.

Noch immer konnte er diese Neuigkeit nicht fassen.

Sie hatten ihn gefunden.

Er lebte.

Doch John hatte Scully noch nicht eingeweiht.

Denn war er es wirklich?

Außerdem erhoffte er sich von dem Besuch Informationen, eine Erklärung. Erst wenn er alles ganz genau wusste, würde er es Scully sagen.



Dr. Alice Brendan erwartete ihn schon und führte ihn in den vierten Stock.

„Also ist er wirklich vor vier Jahren verschwunden?“, fragte sie Doggett ungläubig.

„Ja“, antwortete dieser kurz angebunden.

„Und er arbeitete beim FBI?“ Sie war neugierig. John konnte es ihr nicht verübeln.

„Ja“, meinte er wieder, „er war Special Agent.“

„Aber wie..“, fing sie nochmals an, doch John unterbrach sie.

„Dr. Brendan, mehr kann und will ich Ihnen im Moment nicht sagen. Dies ist alles sehr verwirrend, sogar für mich, bitte haben Sie Verständnis. Aber es wäre nett, wenn Sie mir ein paar Informationen über seinen Zustand geben könnten!“

„Ja, okay“, meinte sie verständnisvoll und erklärte ihm Mulders Zustand.

„Meinen Sie, er kann sich an mich erinnern?“, fragte John zögernd.

„Ja, ich denke schon. Was er über sein Verschwinden weiß, müssen Sie ihn selbst fragen.“

John nickte.

Sie blieben vor Zimmer Nr. 313 stehen.

Alice Brendan klopfte und trat ein.

„Mr. Mulder“, begrüßte sie ihn und ein bisschen Ehrfurcht lag in ihrer Stimme, „hier ist jemand, der Sie gerne sprechen möchte.“

Sie verließ das Zimmer.

Mulder richtete sich auf und John trat an sein Bett. Er war es wirklich.

„Mulder!“, seufzte er, „wissen Sie, wer ich bin?“

Mulder verzog das Gesicht, und John erkannte den Anflug eines Lächelns.

„Aber natürlich, Agent Doggett, wie könnte ich Sie vergessen! Sind Sie gekommen, um mich aufzuklären?“

In diesem Moment war Mulder einfach nur unglaublich erleichtert, John Doggetts Gesicht zu sehen, hatte er doch früher einige Unstimmigkeiten mit ihm gehabt.

John wiegte den Kopf.

„Ja und nein, denn ich hoffte auch, dass Sie mich aufklären könnten! Wie geht es Ihnen denn?“

Mulder lehnte sich zurück.

„Gut. Aber da gibt es nicht viel zu berichten. An dem besagten Abend fuhr ich mit meinem Wagen nach Hause. Es war schon ziemlich spät und ich wählte deshalb eine Abkürzung durch ein Waldgebiet. Doch mitten indessen starb der Motor ab, und ich wollte schauen, was denn los war. Ich beugte mich also über die Motorhaube, als ich plötzlich ein Atmen hörte. Ich wollte mich umdrehen, dann wurde alles schwarz.“

„Und weiter?“

Mulder zuckte die Achseln.

„Nichts weiter. Von diesem Moment erinnere ich mich an nichts mehr. Vielleicht bekam ich einen Schlag auf den Kopf, ich weiß es nicht. Als ich gestern hier aufgewacht bin, dachte ich, es wären vielleicht ein paar Tage vergangen, nicht aber vier Jahre! Ich erinnere mich an alles, was bis zu diesem Tag geschehen ist, von da an ist in meinem Gehirn ein großes Loch.“ Er seufzte.

„Und, was können Sie mir sagen?“

John verschränkte die Arme.

„Auch nicht viel. Wir suchten Sie, ja, aber die Suche wurde nach zirka zwei Wochen eingestellt. Alles kam uns so bekannt vor; es war wie damals als Sie das erste Mal verschwanden. Doch wir entdeckten keine Spur von Ihnen oder von Ihrem Wagen. Auch dieser ist nie aufgetaucht. Wir konnten nichts anderes tun als aufgeben, doch habe ich mir die Erlaubnis erkämpft, gefundene Menschen auf deren Identität hin zu untersuchen, um so vielleicht auf Sie zu stoßen. Das war ich Scully schuldig...“

Oh nein!

Am liebsten hätte sich John auf die Zunge gebissen, so hatte er doch gerade eben das Thema auf Scully gelenkt. Das hatte er eigentlich verhindern wollen.

Mulder merkte auf.

„Wie geht es Scully?“

„Es geht ihr gut.“

Mulder schaute ihn fragend an.

„Hat man sie informiert, wird sie kommen? Hier gibt man mir überhaupt keine Auskunft!“

„Ja“, log John, „man hat sie informiert. Doch ich weiß nicht, ob sie kommen wird.“

„Wieso?“, er durchbohrte ihn mit Blicken, „Doggett, was ist eigentlich los?“

Doggett stand auf.

„Das, Mulder, muss Ihnen Scully selber erklären. Ich fände es unpassend, wenn ich es täte. Sie hat eine schwere Zeit hinter sich. Aber ich bin sicher, sie wird sich bei Ihnen melden.“

„Aber...“

„Ich muss jetzt gehen“, blockte John ab, „wann werden Sie entlassen?“

„Wahrscheinlich morgen.“

„Kommen Sie alleine zurecht?“

Mulder wurde wütend.

„Ja, ich denke schon. Auf wiedersehen Agent Doggett!“

John öffnete die Türe.

„Auf wiedersehen.“
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