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Unvergänglich

von Sukie

Kapitel 1

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Prolog

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* Wir müssen nicht klagen, dass alles vergänglich sei. Das Vergänglichste, wenn es wahrhaft berührt, weckt in uns ein Unvergängliches * (Friedrich Hebbel)





Es verbreitete sich rasend schnell. Feuer

Rote und gelbe Flammen, die sich durch Holzkisten und am Boden verstreute Kleidungsstücke fraßen. Schon bald erfassten sie das Benzin, was sich aus einem umgefallenen Kanister ergossen hatte. Lichterloh sprühten sie auf. Die Luft wurde nebelig. Rauchig, grau und undurchdringlich. Der Sauerstoff reichte nicht mehr

Dann kam der zweite Schuss. Die Feuerkugel traf den Boden und erfasste einen Mann, sein Gesicht voller Grauen, schaute er auf seinen brennenden Körper. Dann kam der Schmerz. Wild mit seinen Armen fuchtelnd schrie er in unsäglicher Qual um Hilfe, wandte sich flehend an die anderen Menschen, die verzweifelt schreiend auseinander strömten. Tretend, schubsend und boxend kämpfte sich jeder Einzelne seinen Weg durch die Masse. Immer wieder hörte man Schreie und das Brechen von Knochen als die Langsamen zu Boden geschmissen und einfach zertrampelt wurden.

Das Zischen der nächsten unheilvollen Feuerbälle durchriss die Nacht und erhellte die blassen blutverschmierten Gesichter der Flüchtenden. Der brennende Mann war nun nur noch ein schwarzes Skelett, aus dessen verkohltem Gesicht die toten Augen noch immer mit grauenvollem Entsetzen auf die Feuerhölle starrten. Die nächste Feuerkugel traf ihn genau und er zerfiel zu Staub, der in die Luft aufwirbelte und sich mit dem Geruch von verbranntem Fleisch vermischte



Die Schreie der Menschen vermengten zu einer geballten Angst, als eine Flucht unmöglich schien

Überall standen sie - gesichtslose Rebellen, deren unheilvolle Stäbe in der Feuerbrunst glänzten. Sie bildeten eine unbezwingbare Wand.

Die Masse stürmte weiter, doch nur wenigen gelang das Durchdringen der lebenden Mauer



„MOM!!!!!!“

Ihr Schrei war nur einer unter vielen und verstummte unter der Massenhysterie

Die wasserfarbenen Tränen vermischten sich mit dem Ruß und dem Schmutz in ihrem Gesicht und bildeten graue, dreckige Ströme, die ihre Wange entlang rannten. Ihre kupferfarbenen Haare klebten an ihrer Stirn, als sie sich mit panischen Augen nach ihrer Mutter umsah. Wie ein Engel stand sie in der Feuerhölle und starrte voller Entsetzen auf einen der Gesichtslosen, der auf sie zulief. Ihr kleiner, schmaler Körper zitterte und war gelähmt vor Schreck. Ihr Mund öffnete sich, aber nur ein Wimmern ertönte, was vom Gebrüll und Zischen um sie herum übertönt wurde

Der Mann kam näher, als plötzlich direkt neben ihr ein glühend heißer Feuerball einschlug.

Eine Hand schlang sich um ihre Taille und riss sie nach hinten, weg von dem Rebell und dem Feuer

Sie fuchtelte wild mit ihren Armen und Beinen, wurde aber hinter einen umgestürzten Müllcontainer gezogen



Ihre hellen, blauen Augen waren weit aufgerissen. Sie starrte in das Gesicht ihres Helfers und erkannte unter all dem Schmutz und Brandwunden ihre Mutter, die sofort ihre Arme um sie schlang und sie beschützend an sich drückte

„Mom!“

„Ssshhh, ist gut, Schatz, ruhig. Wir müssen ganz leise sein!“

Sie legte ihrer Tochter einen Finger auf die Lippen, die ihren eigenen so ähnlich waren. Sie hielt sie fest an ihren Körper gedrückt und lugte dann hinter dem Container hervor. Die Situation war noch immer genauso aussichtslos

„Wo ist Daddy?“ flüsterte das Mädchen

Sie fühlte, wie ihre Augen sich wieder mit heißen, stechenden Tränen füllten und blickte starr nach vorne

„Er wird bald hier sein!“ (Oh bitte, lieber Gott, lass ihn bald hier sein!)



Ein erneutes Zischen , was so nah erschien, riss sie aus ihren Gedanken. Sie griff nach ihrer Tochter und zog sie zur Seite. Der Feuerball schlug neben ihnen ein, und versetzte gleich allen Müll, der in dem Container war, in Brand. Beide schrien, als die Flammen nach ihrer Kleidung griffen. Panisch versuchte die Mutter ihr Kind zu beschützen, als plötzlich aus dem Nichts heraus etwas Brennendes zu Boden fiel. Ein Balken, der sich von dem Haus hinter ihnen gelöst hatte. Es gab keinen Ausweg, Feuer war überall um sie herum, wie ein sich bewegender, tödlicher Teppich. Mit einem verzweifelten Schrei schmiss sie ihre Tochter zu Boden und bedeckte ihren kleinen Körper mit ihrem eigenen, der all die Flammen abfing. Sie spürte den Schmerz nur monoton, fühlte aber das Zittern und die Angst ihres Kindes umso mehr. Sie konnte jedoch nichts weiter tun, als sie vor dem Feuer zu beschützen

Schritt für Schritt fraß das Feuer ihre Kleidung und Haut, bald wurden Hitze und Qual unausstehlich

Sie hörte ihre Tochter schreien. Antworten konnte sie nicht. Inzwischen hatten die Flammen ihr Haar ergriffen und sie verlor vor Schmerz das Bewusstsein. Sie hörte nicht mehr die Stimme ihres Mannes, der verzweifelt nach ihr rief

„ DANA!!!“

Stattdessen umhüllte sie eine warme Schwärze, die sie schließlich an einen Ort brachte, wo das Licht wartete



***



Er fühlte es, als er, seine Tochter an der Hand, durch die Feuerflammen hetzte und das erste Mal frische, sauerstoffhaltige Luft einatmete: Trauer und Verlorenheit, die vielmehr schmerzte, als alle körperlichen Wunden zusammen. Nichts machte mehr Sinn, außer der kleinen Hand, die seine umklammert hielt

Fox Mulder blickte auf seine Tochter hinab und endlich kamen die Tränen. Sie wuschen alles leer. Sein Gesicht, seine Augen, seine Seele.

Sie starrte ihn aus ihren großen, blauen Augen an

„ Was ist mit Mama? Sie kann doch nicht da bleiben..., warum kommt sie nicht mit?“

Ihre Stimme zitterte. Sie wusste die Antwort, wollte sie jedoch nicht wahrhaben

Er hob sie in seine Arme und trug sie mit sich

„ Mama ist da, Hope, sie ist immer da.“

Fox fühlte sich, als ob das Gewicht seiner Tochter das fünffache wäre. Alles um ihn herum war verschwommen von einem Tränenschleier, den er nicht durchdringen konnte

Nur mit knapper Not hatte er es geschafft, Hope aus Danas Armen, die wie ein Schutzschild um sie geschlungen waren, zu entwinden. Das war, bevor sein Gehirn es realisiert hatte: Sie war tot.

Seine Beine hatten nachgegeben, als er neben sie gefallen war

Er hatte sie kaum wieder erkannt. Ihre weiße Haut war rußig und verbrannt, ihr einst rotes Haar ebenso vom Feuer zerstört

In diesem Moment zerbrach seine Welt in tausend Stücke und blieb genauso tot zurück, wie sie

Fox hatte sich nur noch neben sie legen wollen, um ihr zu folgen, da hatte Hope geschrien. Das Feuer war im Begriff, sie zu verschlingen, wie ihre Mutter zuvor

Er hatte sie in seine Arme gerissen und war blind drauflos gerannt

Augen zu und durch.

Niemand hatte versucht sie aufzuhalten

Hope griff seine Hand fester, als sie nach Hause gingen.



Oder zu dem, was mal ihr Zuhause gewesen war







* * * * * * * * * * * * * *

Unvergänglich 1

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Fox Mulder strich sich über die blaue FBI- Jacke, die völlig verdreckt war. Er hatte sich im Schmutz gewälzt, aber nicht zum Vergnügen. Sie waren hinter einem Serienkiller her, der schon 12 Menschen in den Tod gerissen hatte

Auf grausame Art verstümmelt ließ er sie zurück, in der Hoffnung, dass sie von ihren Ehepartnern, bzw Freunden gefunden worden. Seine grausame Art hatte ihm den Spitznamen *Jack* eingebracht. Vergleichbar mit Jack, the Ripper

Seine Hand griff nach Scullys und er zog sie nah an sich heran, um ihr ins Ohr zu flüstern

„ Seien Sie vorsichtig, k?!“ Sie nickte und umschloss ihre Pistole umso fester



Dann pirschten sie und Mulder in die riesengroße, verlassene Fabrik vor ihnen. Eine externe Quelle hatte ihnen den Hinweis gegeben, der sie hierher geführt hatte. Scully schauderte. Ihr war, als könne sie seine Präsenz spüren, sie drang durch jede Pore ihrer Haut und ließ sie innerlich gefrieren

Die Halle war ein einziges Chaos. Umgekippte Kisten, stapelweise Müll und ein beißender Gestank, der ihnen wie Säure in die Nase drang und sie husten ließ. Der Wind fuhr klirrend durch die zerbrochenen Fensterscheiben und trug Papier- und Stofffetzen mit sich

Mulder entsicherte seine Pistole und umklammerte sie mit beiden Händen, sie fast an sein Bein pressend. Er gab der Gruppe von FBI-Agenten ein Kopfnicken, worauf sie ausschwärmten



Scully folgte ihrem Partner mit sicheren Schritten und war genauso bereit zu schießen, wie er. Sie hatte keine Probleme diesem Monster, was man schon nicht mehr als menschliches Wesen bezeichnen konnte, eine Kugel in den Kopf zu jagen und ihm die Flamme des Lebens für immer auszupusten, so wie er es mit seinen unschuldigen Opfern getan hatte



Ihre Gedanken wurden von einem lauten Zischen unterbrochen, dann fühlte sie Mulders kräftigen Arm, der sich um ihre Schultern legte und sie neben sich zu Boden riss. Sein Gewicht erdrückte sie fast und nur mit Mühe gelang es ihr den Kopf zu heben. Sie sah nur noch den Schatten einer Figur, der hinter eine Ecke verschwand. Dann spürte sie die warme Flüssigkeit, die ihren Arm entlang lief und gleich darauf den stechenden Schmerz, der sich in ihrer Schulter ausbreitete. Die Kugel musste ihren Arm getroffen haben. Sie hörte Mulder wispern:



„ Alles in Ordnung, Scully? Verdammt!“



Sie nickte irritiert und antwortete:



„ Schnell, Sie müssen ihm hinterher!“

„ Aber ich - !!“

„ Mulder, ich bin okay, nur eine Streifwunde. Jetzt schnell!“



Mulder sprang hoch, nur ungern, aber er wusste, dass Scully recht hatte. Sein Blick fiel noch mal auf sie zurück. Sie hockte auf dem Boden, ihre Handfläche auf den Oberarm gedrückt. Das rote Blut sickerte durch ihre Finger und tropfte auf den Boden. Aber in ihren Augen spiegelte sich kein Schmerz, sondern eher eine Zielstrebigkeit wider. Ein gutes Zeichen. Scully war eine Kämpfernatur. Er nickte ihr still zu und stürmte dann dem Killer wutentbrannt hinterher



Scully stand schwankend auf und folgte ihm, als ihr Kreislauf halbwegs wieder Balance gefunden hatte.

Die Kugel hatte sie nur gestreift, aber dennoch verlor sie mehr Blut, als ihr lieb war. Sie stolperte Mulder hinterher und gelangte schließlich durch eine Verbindungstür in eine weitere große Lagerhalle. Dort stand Mulder. Seine Figur starr, sein Gesicht ausdruckslos. Er hatte seine Waffe auf sein Gegenüber gerichtet, den Abzug entsichert. Scully schauderte - er hatte keine freie Zielbahn



‘Jack’, der eigentlich Michael Torrance hieß, hielt eine Frau an sich gepresst. Ihre langen, braunen Haare waren blutverklebt, ihre Hände gefesselt und er hatte ihr ein dreckiges Tuch vor den Mund gebunden. Sein Arm war um ihren Hals gelegt, seine Sig Sauer an ihre Schläfe gepresst



„ Lassen Sie sie gehen, Torrance!“



Mulder begann auf ihn einzureden. Trotz seines Psychologiestudiums und seiner langjährigen Profilerkarriere spielte er mit dem Feuer. Torrance kniff die Augen zusammen, als er Scully entdeckte, die sich neben ihren Partner gestellt hatte und trotz Verletzung ihre Waffe ebenso sicher auf ihn richtete



„ Sie hat Ihnen doch nichts getan. Sie können hier heil rauskommen.“



Torrance schüttelte energisch seinen Kopf und grinste schief



„ Ach kommen Sie...hier wartet der Tod und draußen...dort wartet der elektrische Stuhl! Der Vorteil ist, hier werde ich nicht allein sterben.“ Er blickte von Mulder zu Scully, dann wieder zurück



„ Torrance, lassen Sie sie gehen!“



Eine Sekunde des Wartens verstrich. Eine Sekunde, in der sich das Blatt wendete. Ohne Vorwarnung stieß Torrance sein Opfer zur Seite, richtete seine Waffe auf Mulder und drückte ab

Binnen dieser Zeit war es auch Scullys Kugel, die die Pistolenmündung verließ. Fast gleichzeitig fielen beide Männer zu Boden. Scully hatte Torrances Schädel zertrümmert, er war sofort tot



Mulders Keuchen ließ sie zu Boden sinken, neben ihn

Mit der roten, dicken Flüssigkeit rann auch sein Leben aus seinem Körper

Verzweifelt drückte sie ihre Handfläche auf die Wunde, die aus seiner Brust kläffte - genau über seiner Lunge. Seine Lippen liefen blau an - und wie damals bei Pendrell konnte sie nichts tun, als zusehen, wie sich seine Augen langsam schlossen



„ HILFE!!!!!!!“ Sie schrie panisch in der Hoffnung, dass die anderen Agenten sie hörten und, tatsächlich, nach ein paar Sekunden waren sie bei ihnen. Einige kümmerten sich um die verstörte, brünette Frau, ein anderer rief den Notarzt



Scully hielt Mulders Kopf auf ihrem Schoß, während beide Hände fest auf die Wunde drückten. Ihr Blut vermischte sich mit seinem. Ohne dass sie es wollte, begannen sich Tränen aus ihren Wimpern zu lösen und tropften auf sein Gesicht hinab. Er öffnete seine Augen, schwer nach Atem ringend

Das Grün seiner Pupillen glänzte fiebrig, aber fixierte sich genau auf sie



„ Hey, Scully - Sie weinen....“



Seine Hand griff nach ihrer und er zuckte, als er das warme Blut spürte

Wie ihre Tränen verbreitete sich es immer mehr auf seinem Körper

Sein Blick verließ jedoch nie ihren



„ Kein Grund... zu weinen!“



Scully biss sich so fest auf die Lippen, dass sich der salzige Geschmack von Blut in ihrem Mund verbreitete. Kein Laut verließ ihre Lippen. Mulder streckte seine Hand schwach und mit aller Mühe aus, bis sie ihr Gesicht berührte. Das Rot verwischte sich mit den wässrigen Tränen und schockiert zog er seinen Arm zurück, der kraftlos neben ihm zu Boden fiel

Seine Augenlider fühlten sich so schwer an und zu wenig Luft gelangte in seine Lungen. Seine Welt begann sich zu drehen. Wie durch Watte hörte er ihre leise Stimme, die mindestens drei verzweifelte Nuancen höher klang als normal



„ Nicht einschlafen, Mulder - bitte tun Sie mir das nicht an!!“



Ihre Stimme brach, als sie ein scharfes Schluchzen durchschüttelte

Sie konnte das Blut nicht stoppen. Es floss und floss. In Sturzbächen sammelte es sich zu einer großen Blutlache. Sie spürte, wie Mulder ihr entglitt. Verzweifelt hielt sie ihn fest, während er langsam einschlief



„ Mulder!! Bitte....MULDER!!“



So, als ob ihre Stimme eine Lebensleine war, an der er sich festhielt, flüsterte er leise



„ Nie weinen... ‘kay?“



Sie nickte schluchzend.

„ Okay...“



Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln, schwach, aber es war da. Dann ging er.

Ohne, dass sie ihn aufhalten konnte



Sie wollte schreien. Es ging nicht, ein dicker Kloß im Hals schien sie zu würgen. Verzweifelt nach Atem ringend, begann sie schließlich zu weinen, ohne es unterdrücken zu können

Ihre Hände verließen seinen Körper und sie hielt sie vor ihre Augen. Mulders Blut klebte an ihren Fingern. Rot und dickflüssig. Mulders Blut



Hinter ihr tauchte plötzlich Skinner auf

Er sah seine Agentin, die ihren Partner in ihren Armen hielt. Dann fiel sein Blick auf das viele Blut, indem sie hockte. Zu viel, um überleben zu können

Die Sanitäter stürmten den Raum, und zogen Scully von Mulder weg, in der Hoffnung, ihn reanimieren zu können, doch es war zu spät. Ob nun vom Blutverlust, oder vom Schock...., Skinner sah nur, wie Scully zu schwanken begann und rannte zu ihr



Für Scully spielte sich die Szene nur noch in Slow Motion ab. Den Blick die ganze Zeit auf Mulders leblosen Körper gerichtet, fassungslos, wurde sie von ihm gerissen. Plötzlich begannen lauter dunkle, bunte Punkte vor ihren Augen zu tanzen und die Geräusche wurden zu einem lauten Dröhnen

Dann wurde ihre Welt auf einmal schwarz und starke Arme fingen sie auf, als sie einfach umkippte

„ Mulder?!“ flüsterte sie, dann waren auch das Dröhnen fort.



Sie war allein



****



Es war ein seltsamer Ort

Er war weiß, obwohl keine Lampen oder Sonne ihn erleuchteten

Er war nicht abgegrenzt von Wänden, noch war er draußen in der freien Natur

Kein Geräusch zerstörte die Stille. Es war so ruhig, dass sie das Wort ‚Stille’ als untertrieben empfand

Ihre Schritte verursachten kein Quietschen oder Knacksen, als sie ein Stückchen ging

Lief sie überhaupt? Nichts zeigte ihr, dass sie sich auf etwas zu-, oder von etwas wegbewegte



War sie allein? Sie sah niemanden, aber sie fühlte die Präsenz von so vielen

Sie spürte auch seine Anwesenheit

Dann berührten sie Finger, die langsam und weich über ihre Oberarme strichen. Sie drehte sich um und blickte in Mulders Gesicht. Seine grünen Pupillen schauten in ihre und hielten sie fest

Er sagte nichts, sondern zog sie eng an sich heran, die Arme fest um ihren schmalen Körper geschlossen, so als hätte er Angst, sie zu verlieren. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Brust und sog all die Wärme auf, die er ausstrahlte



„ Ich hab dich vermisst!“ flüsterte er schließlich leise

Sie hörte ihm zu, es war als echote seine Stimme in ihrem Kopf wieder und auch um sie herum. Sie schallte in allen Richtungen und wurde wieder zurückgeworfen, nur um sich tief in ihr Bewusstsein zu graben



„ Du bist gegangen, ohne dich zu verabschieden.“



< Ich wollte mich nicht verabschieden, Mulder, es war einfach noch nicht Zeit dazu: Wie hätte ich denn ahnen können, dass in einer einzigen Sekunde all das zerstört wird, was Sinn ergibt, was mir wichtig ist?

Mulder...Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen. Ich wünschte ich könnte alles ungeschehen machen! Es tut mir so leid, es war alles meine Schuld...ich hätte schneller reagieren müssen. Vergib mir... >



Keines dieser gedachten Worte verließ ihre Lippen, stattdessen verharrte sie starr in seiner Umarmung, mühevoll das verarbeitend, was er sagte, was nie wirklich im Raum stand, sondern mit doppelter Eindringlichkeit in ihrem Kopf widerhallte



„ Wir sind so scheiß allein, ohne dich. Ich wünschte das alles hier wäre Realität. Ich wünschte ich könnte nur in Träumen leben. Wir brauchen dich, Dana, verdammt....“





Die Worte trafen sie wie ein Schlag und sie riss die Augen auf..



....nur um Skinners Gesicht in unrealer Ferne zu erkennen

Seine grauen Augen schwebten über ihr und sie schüttelte benommen den Kopf

Das war, bevor sie merkte, dass sie im Krankenhaus lag

Diverse Maschinen piepten und sie fühlte den IV-Schlauch, der mit ihrem Arm verbunden war

Skinner hielt ihre Hand und drückte sie; sein Gesicht spiegelte Sorge wider...und was war das...Mitleid?!

Sie fuhr hoch, wurde aber von ihrem Boss und Freund wieder behutsam zurück ins Kissen gedrückt

„ Wo ist Mulder? Ich hatte grade einen seltsamen Traum!“



Skinner senkte seinen Kopf und als er wieder aufblickte, sah sie die Trauer und Sorge, die sich in seinen Augen widerspiegelte

„ Es war kein Traum?“

Er schüttelte traurig den Kopf und griff ihre Hand fester



Panik und Unverständnis stiegen in ihr auf und sie brauchte alle Beherrschung, um nicht laut zu schreien

„ Ich glaub das nicht! Er war da, so lebendig...so greifbar!“

„ Es tut mir leid, Scully. Mulder ist tot.“ Seine Stimme zitterte. „Die Sanitäter hatten alles versucht, um ihn wiederzubeleben, aber es war einfach zu spät, Blutverlust und Sauerstoffmangel waren zu groß. Die Kugel hatte seine Lunge perforiert. Es tut mir leid. Sie brauchen jetzt alle Kraft...“ er verstummte, als sie ihr Gesicht von ihm abwandte.



Mulder war tot. Tot. Fort für immer

Scully schluckte hart, um nicht zu weinen und drehte sich zur Seite, weg von Skinner, weg vom Rest der Welt. Sie schloss die Augen, als wolle sie zurück in den Traum. Die Realität konnte so grausam sein



*********



Die Nacht konnte keine Schatten werfen

Das hatte er früher immer geglaubt. Doch nun, als er seine schlafende Tochter im Arm haltend, aus seinem Traum hochschreckte, sah er die Schatten überall. Bilder aus vergangener Zeit. Erinnerungen, die an die Oberfläche seines Unterbewusstseins drangen. Einige zersprangen wie Seifenblasen, andere stiegen als lebendige Bilder wieder in seinen Gedanken auf. Verfolgten ihn, wie ruhelose Geister



Sie hatten sich damals versteckt, als die Welt aufhörte, sich zu drehen

Alle hatten mögliche Vorwarnungen für paranoide Hirngespinste gehalten. Irgendwelche Spinner, die den ganzen Tag nichts zu tun hatten, als in UFO- Kulten das Ende der Welt zu prophezeien. Wer hätte denn ahnen können, dass diese kleinen Gruppierungen recht haben sollten? Jeder war zu sehr mit sich und seinen kleinen Problemen beschäftigt gewesen, und so standen alle plötzlich ratlos vor der globalen Katastrophe. Diejenigen, die flüchten konnten, hatten Glück. Die meisten Menschen jedoch wurden von einer geheimnisvollen Seuche dahingerafft oder durch Bombardements getötet

Es war die Jahr 0 gewesen, in dem Hope geboren wurde.

Das Jahr des Wechsels.
Das Jahr des Neubeginns



Denn sie hatten flüchten können. Aus der Hauptstadt weg, Richtung Westen, in die Berge

Dort waren sie auf ein kleines Dorf gestoßen, was noch völlig unangetastet war und sie hatten Unterschlupf gefunden. Für 2 Jahre, denn das Böse machte selbst vor dieser winzigen Ortschaft keinen Halt

Als sie zurück nach DC kehrten, existierte die Stadt praktisch nicht mehr. Sie standen vor den Trümmerhaufen vergangenen Lebens. Das einzige Licht war seine Familie gewesen. Doch auch das war nun erloschen



Fox seufzte und strich seiner Tochter das rote Haar von der Stirn. Sie war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten. Das kupferfarbene Haar, die blauen Augen, selbst die gleiche Hautstruktur mit den vielen Sommersprossen. Er lächelte schwermütig und drückte Hope fester an sich. Bevor er einschlief, drifteten seine Gedanken zu seiner Frau und den wenigen glücklichen Jahren, die sie hatten. Die Zeiten, in denen kleine Probleme noch so schrecklich unüberwindbar erschienen, und über die er jetzt nur noch müde schmunzeln konnte

Die Erinnerungen waren schön und halfen ihn zurück zu den Träumen zu finden, die soviel angenehmer als die Realität waren..



********



Er erwachte in einem riesengroßen Raum, geschmückt mit Partysouvenirs. Lampions, bunte Ketten, Lichter und langsame Musik. Er kannte das Lied nicht, aber es gefiel ihm

Als er sich umblickte sah er so viele unbekannte Gesichter, dass es ihn fast wunderte, ob es wirklich sein eigener Traum war

Dann realisierte er, dass sich dieser Raum in einer großen Halle befand. Er konnte die umgefallenen Kistenstapel in der Ecke erkennen. Aber keinen der Menschen schien dies zu interessieren

Er lief weiter, der Boden unter seinen Füßen war glitschig. Rot. Er schaute genauer hin und konnte es dann auch riechen. Es war warmes Blut. Sah denn kein anderer das?



Er drehte sich und hielt Ausschau nach einem bekannten Gesicht. Dann sah er sie - Dana

Sie trug ein langes, enges, schwarzes Kleid, das sich ihrem Körper perfekt anpasste, fast wie eine zweite Haut. Er schluckte, als er sie beobachtete, nah und doch so weit weg, dass er sie nie wieder erreichen konnte. Sie tanzte mit einem Mann, dessen Gesicht er nicht kannte, was ihm aber auch nicht gefiel

Er hatte eine große Wunde auf der Stirn, auf der unnachlässig rote und graue Flüssigkeiten strömte



Seltsamerweise gruselte er sich nicht, es war ein Traum. Sein Blick fiel auf Dana zierliche Hände. Auch sie waren mit Blut bedeckt und als er an sich selbst hinunterblickte schreckte er auf.

Seine Kleidung war übersäht von dem roten Lebenswasser. Nur spürte er keinen Schmerz



Die Musik wurde immer lauter und bald verstand er die gesungenen Worte nicht mehr, weil es zu einem einziges Kreischen verschwamm.

Dana löste sich von dem Mann und lief auf Fox zu



„ Mulder!“ Sie lächelte, was nicht zu den roten Tränen passte, die über ihr blasses Gesicht liefen. Ihre Augen waren mit einem dicken schwarzen Kajal umzogen, welcher in ihren Augenwinkeln verwischt war und schwarze Striemen überall in ihrem Gesicht bildete



Ihre Arme schlossen sich fest um seine Schultern

„ Mulder, ich weiß, dass das nur ein Traum ist. Aber nimm mich mit. Alles ist so sinnlos geworden...“

Er hielt sie fest und antwortete flüsternd

„ Sinnlos und grau...:“



Sie blickte ihm fest in die Augen, und er erkannte unter all dem Schmerz, die Hoffnung und Zielstrebigkeit. Den Willen, das zu erreichen, was sie wollte

„ Du bist tot, Dana...“ fragte er plötzlich; „ Wieso sehe ich dich dann in so klaren Bildern vor mir? Es ist ungerecht. Komm zurück. Bitte....“

Der Ausdruck ihrer Augen änderte sich und wurde von Verwirrung überdeckt

„ Du bist gegangen, nicht ich....Mulder...fort, weg. Tot.“

Sie löste sich von ihm und wich irritiert zurück, als die Bilder um sie herum verwischten und sich langsam durch andere ersetzten. Als sie sich umdrehte sahen beide, wie die Konturen der Halle zu einer Art Zimmer verwischten, in dem mechanisches Biepen in den Wänden hallte

Sie blickte noch mal kurz zurück.
“ Nein...Mulder....nein..“

Er hielt ihre Hand fest, doch langsam verschwand sie mit der Lagerhalle und war schließlich gänzlich fort und mit ihr alle Bilder ihrer Vorstellung

Fox blieb allein zurück im weißen, leeren, endlosen Raum





*********



Scully wachte aus ihrem Traum auf, der sie verfolgte und nicht losließ. Mulder war in ihren Träumen, so als ob er tatsächlich leben würde. Sie schluchzte leise auf und die Tränen, die der Schlaf getrocknet hatte, brachen erneut hervor. Wie ein Fluss bannten sie sich ihre Bahnen über ihre Haut und tropften auf das Kopfkissen des Krankenhausbettes. Keiner war da, um sie wegzuwischen. Keiner war da, der ihr versicherte, dass alles nur ein böser Traum war, aus dem es bald ein Erwachen geben würde



Mulder war so real gewesen, sein Gesicht von Neugier und von Trauer gezeichnet. Wusste er überhaupt, wie grausam es war, zurückgelassen zu werden? Wie schrecklich es war, wenn einem der Sinn des Lebens, der Grund wieso man Luft ein- und ausatmete und wieso man frühmorgens aufstand, entrissen wurde, wie einem Kind eine Taubenfeder?



Sie stellte sich ihr Leben als Feder vor. Von Mulder in den Händen gehalten, voller Angst vom Wind zerzaust zu werden. Doch dann öffneten sich seine beschützenden Hände und er ließ sie fliegen...auf das weite Meer hinaus, was sich vor ihm erstreckte. Eine Ewigkeit ohne ihn, nur vom Wind und verlorenen Hoffnungen getragen

Die Feder fiel sanft zu Boden und berührte die kristallklare Oberfläche des Wassers

Mit einer sanften Bewegung strich sich Scully die Tränen aus dem Gesicht. Es war vorbei



Vorbei, ohne je wieder beginnen zu können. Alles endete, wo es einst begann - in der Hoffnung, die so nah ans Nichts grenzte



- - -



„ ... Es ist traurig einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber in jedem von uns keimt der Saat der Hoffnung, denn jeder, der ihn kannte, ihm vertraute und ihn liebte, trägt ein Stück von seiner Überzeugung, seines Glaubens und seiner Hoffnung in sich. Man muss sich nur auf diesen Teil der Seele konzentrieren und man wird erkennen, dass man ihn nicht wirklich verloren hat, dass man auch nicht suchen muss...denn einen Mensch, den man liebte, wird man nicht vergessen ... “



(Ahab, Melissa, Emily, Mulder, Mulder, Mulder, Mulder, Mulder, Mulder...)



Scully starrte ausdruckslos auf den aufgebahrten Sarg

Die Wahrheit war mit ihm gestorben. Er war fort, alles, was zurückblieb, waren seine Ziele, die sie nie würde erreichen können. Ihr Gesicht war blass, als sie aufschaute. Hinter der winzigen Gruppe von Freunden und Familie standen einige FBI Agenten, die nur aus Solidarität zur Arbeit gekommen waren

Skinner war der einzige, der Mulder so respektiert hatte, wie er war



Nun standen sie beide nebeneinander vor Mulders Grab, doch keiner hörte den Worten des Priesters wirklich zu. Skinner war besorgt um Scully, denn die Ärzte hatten ihm erklärt, dass ihr Zustand noch nicht stabil genug und die Belastung einfach zu groß war. Sie hatte trotzdem nicht auf ihn gehört, sondern ihn angeschrieen und sich dennoch aus dem Krankenhaus ausgecheckt



Sie schaute nicht zu, als der Sarg in die Erde gesetzt wurde.

Sie konnte es nicht, ihr Körper rebellierte dagegen. Mit zittrigen Fingern zog sie ein Taschentuch aus ihrer Jackentasche, als sie ihn sah

Er stand hinter einer riesigen Eiche, deren grüne Blätter im Wind raschelten. War es eine Vision??

Sie schaute genauer...und er war verschwunden



Scully schüttelte ihren Kopf und blieb verwirrt auf dem Stuhl sitzen

Byers kam vorbei, drückte ihre Hand und presste seine Lippen aufeinander, während er ihr zunickte

Langely nahm sie in einer tröstenden Gestik in die Arme und Frohike drückte ihr einen Kuss auf die Wange

Dennoch vermochte es keiner, die Kälte, die sie spürte, aufzuwärmen



Es war Skinner, der sie aus ihrer Melancholie riss

„ Agent Scully!“

Sie fuhr herum und blickte in die Augen ihres Chefs

Erst dann bemerkte sie die Tränen, die ungehindert über ihre Wangen kullerten und von denen sie geglaubt hatte, dass sie alle verbraucht hätte. Skinner wollte sie in die Arme nehmen, aber sie drehte sich weg, den Blick auf die Eiche gerichtet



Dort stand er erneut. Seine Haare wurden vom Wind durchwühlt und er lächelte

Wie hatte sie dieses Lächeln vermisst.

Sie streckte ihre Finger aus, so als ob sie versuchte, den Tränenschleier, der ihren Blick verwischte, zu durchdringen. Ihre Hand berührte ihn, obwohl er unerreichbar fern war

( Nimm mich mit, nimm mich mit....nimm mich mit! )



Er lachte sie verschmitzt an, dann löste er sich in Luft auf und ließ Scully allein zurück



Skinner betrachtete das Schauspiel und eine kalte Angst packte ihn von innen. Scully stand völlig neben sich, ihm schien fast als hätte sie den Verstand verloren. Sie starrte in die Luft, ihr Blick auf nichts fokussiert, während ihre Hände in die Leere griffen. Sie lächelte sehnsüchtig, dann, so als ob ihr Traum zerplatzte, fiel das Lächeln von ihr wie eine Träne und sie sackte in sich zusammen. Er schaffte es gerade noch sie aufzufangen und barg sie in seinen Armen

Er bekam es mit der Panik zu tun. Sie würde Mulder folgen, wie sie es immer getan hatte. Nicht erst jetzt erkannte er die tiefe seelische Bindung der beiden Agenten, es war wie ein Puzzlespiel. Wenn ein Teil fehlte, konnte sich kein komplettes Bild entwickeln. Scully begann in seinen Armen zu zittern, so als ob sie Krämpfe schütteln würden



„ Wir brauchen hier einen Arzt, schnellstens!“



Die schwarzgekleideten Menschen, die gerade noch in Trauer waren, verstummten völlig und starrten auf den Mann mit Halbglatze und Brille herab, der die Agentin in seinen Armen hielt und verzweifelt versuchte sie zu halten. Eine unheimliche Stille verbreitete sich, nur unterbrochen von Skinners beruhigenden Worten und vom Heulen der Sirenen



*********



Es war ein Nebel der Verzweiflung, der Skinner umhüllte, als er voller Grauen den Worten des Arztes lauschte. Sie drangen kaum durch diese Wand, die er intuitiv um sich gebaut hatte

„...Mir leid...Wissen nicht...keine große Hoffnung...“



Sein Blick hatte sich auf Scully gerichtet, die blass und klein in dem Krankenhausbett lag, ihr zierlicher Körper mit unerträglich vielen Schläuchen verbunden, einen dünnen Film Schweiß auf der weißen Stirn. Ihr rotes Haar fiel fast schwarz um ihren Kopf, während sich ihr Brustkorb rhythmisch mit den Maschinen hob und senkte. Koma...

Keiner der Ärzte konnte den Grund dafür nennen. Vielleicht Stress, vielleicht Trauer



Magaret Scully saß mit eingesackten Schulter am Krankenbett ihrer Tochter, ihre Hand fest die ihres Kindes umklammernd. Tränen glitzerten in ihren Augenwinkeln, liefen jedoch nicht über ihr Gesicht, dass fahl mit Sorge und Angst war



Er würde es ihr sagen müssen. Diesmal war kein Mulder hier, der Scully zurück ans Ufer des Lebens ziehen konnte



*********



Scully war allein in diesem dunklen Raum

Sie vermochte nicht zu sagen, wo sie sich befand, oder wie sie hierher kam. Das einzige, was sie feststellen konnte war, dass die Schwärze um sie herum nicht konstant zu sein schien. Vielmehr war sie in einer nebelähnlichen Bewegung, löste sich mal in mehr oder weniger dunkle Stellen auf, um schließlich wieder mit dem Ganzen zu verschmelzen

Sie fühlte eine Leere in sich, die in ihr aufstieg, sich festklammernd, um sie nie wieder loszulassen



Manchmal hörte sie Worte ihrer Mutter, die an sie gerichtet waren, sie jedoch nie erreichten

Es war, als hätte sie ein Seil losgelassen, was sie mit dem Leben verband

War sie tot?

Ist das hier, was man Leben nach dem Tod nennt?

Sie zitterte am ganzen Körper und wartete ab was geschah



**********



An einem anderen Ort drehte Fox sich im Schlaf zur Seite, als er nach einem Tag Flucht endlich Ruhe finden konnte.



**********



Diesmal war sein Traum anders

Er stand vor einem riesigen Spiegel, mit Verzierungen

Umhüllt nur von strahlendem Sonnenlicht.

Er wusste nicht so recht, was er hier tun sollte, sondern blickte sich nur ungläubig um

Die Sonne reflektierte sich in dem streifenfreiem Glas. Das seltsame an dem Spiegel jedoch war sein Standort

War vor dem Spiegel, wo er stand, Sonnenschein und hellster Tag, so befand sich hinter der unsichtbaren Trennlinie, die den Spiegel umgab, dunkelste Nacht. Er wollte um ihn herum in die Finsternis laufen, wurde jedoch von einer unsichtbaren Wand aufgehalten. Sie musste sich überall befinden, stellte Fox nach kurzem Tasten fest

Er wandte seine Aufmerksamkeit erneut dem Gegenstand vor ihm zu und starrte in das Glas. Seine eingefallene Reflektion war alles, was er sah. Zu kantige Wangenknochen, zu dunkle Augenringe und Pupillen, die glasiger als der Spiegel selbst waren

Doch dann geschah etwas, was ihn zurückfahren ließ. In Faszination und Unglauben

Sein Bild verfloss und löste sich in konstanten Wellen auf, nur um zu einem anderen zu verschwimmen



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Die Dunkelheit hielt an und umgab sie wie ein undurchdringbarer Mantel

Scully versuchte einen Anhaltspunkt zu finden, doch sie verlor die Hoffnung auf Licht eher, als sie es glaubte

Sie hatte das Gefühl auf einem Laufband zu stehen und trotz aller Kraftanstrengungen auf einem Fleck zu verharren. Sie hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als plötzlich winzige Partikel aus Licht in der Schwärze zu tanzen begannen. Wild und frei, wie die Jugend selbst, setzten sie sich bald zu einer Art Tür aus Licht zusammen

Scully blinzelte gegen die Helligkeit und starrte voller Unglauben auf die magere Gestalt Mulders, der sie wiederum musterte. Voller Erstaunen und Misstrauen



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Es war Dana

Wieso strafte man ihn mit solchen Träumen?

Sie war sah genauso hübsch aus, wie er sie gekannt hatte. Ihr rotes Haar war kürzer und gebändigter, ihr Gesicht war schmaler und blasser, aber ihre Augen waren genau so blau und gefüllt mit Hoffnung und Verwunderung

Intuitiv streckte er seine Hand aus und berührte die Scheibe

Sie bewegte sich wie dickflüssiger Wachs. Er zuckte zurück, doch sein Verlangen nach Dana war stärker

Vorsichtig streckte er seinen Arm und durchdrang das geschmolzene, kalte Glas.

Er sah, wie sie sich näherte...



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....und ihre Hand ausstreckte, um seine zu berühren. Ihre Finger waren schmal und zierlich, viel kleiner als seine. Sie sehnte sich nach nichts weiterem, als einer seiner Berührungen

Gott - wo bin ich?

Ist es ein Traum?

Oder bin ich tot?

Sie schloss die blauen Augen und griff nach seiner Hand, die ihre fest und warm umfasste

Alle Ängste und Trauer fielen von ihr, wie ein nutzloser Mantel, und sie folgte ihm ins Licht..



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Skinner saß vor der Tür zu Scullys Krankenzimmer, das Gesicht in seinen Händen vergraben

Er wusste nicht, wie viel Zeit verstrichen war, als plötzlich eine Gruppe von Ärzten an ihm vorbei gerannt kam. Er ließ seine Hände zur Seite fallen und starrte ihnen mit grauenvoller Realisation zu, wie sie in Scullys Zimmer rannten. Er sprang auf und folgte ihnen

„Defibrilator!“



Die Ärzte wuselten um Scully wie ein Ameisenschwarm

Maggie stand in Tränen aufgelöst neben ihnen und starrte auf ihre leblose Tochter. Skinner rannte zu ihr und blickte sie mit Horror an

„ Mit einem Mal haben die ganzen Maschinen verrückt gespielt!“ schluchzte sie, bevor ihre Stimme brach

„ Sie stirbt, nicht wahr?“



Ihre Stimme klang sonderbar gefasst, fast schon vorbereitet und mit dem Unvermeidbaren abgefunden. Ein erneutes Schluchzen ließ sie erschaudern

„ Dana und Fox hatten immer eine sehr enge Beziehung...“

Skinner nickte und legte ihr besorgt den Arm um die Schultern

Im Hintergrund hörte man die Stromschübe, mit denen die Ärzte versuchten, Scully zurückzuholen



„ Sie hatte sich so große Selbstvorwürfe gemacht....“ Die Tränen begannen nun, sich ihren Weg über Maggies fahle Wangen zu brennen



Die plötzliche Ruhe in dem Zimmer war unheimlich. Einer der Ärzte schüttelte den Kopf, sein Gesicht spiegelte Mitleid wider, als er den Defibrilator zur Seite legte. Die anderen Ärzte begannen, die Schläuche von Scullys Armen zu entfernen

Maggie begann nun entgültig zu weinen und ließ sich von Skinner trösten



Der Oberarzt kam zu ihnen und schüttelte traurig den Kopf

„ Es tut mir sehr leid!“



Maggie schüttelte ungläubig den Kopf und löste sich aus Skinners Umarmung.

Ihre Gestalt war in sich zusammengefallen, als sie auf ihre tote Tochter hinab starrte

Es war Danas Gesichtsausdruck, der ihr die Angst nahm, die sie bei Melissas Tod empfunden hatte

Fast schien es, als ob ein Lächeln auf ihren Lippen liegen würde

Maggie strich eine einzelne rote Strähne aus Danas Gesicht und fuhr über ihre kalte Wange

„ Pass auf sie auf, Fox!“

Mit diesen Worten verließen ihre Hände Danas Körper und sie begann hemmungslos zu schluchzen, als Skinner sie sanft aus dem Zimmer schob.
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