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Baltimore 1981

von Ines

Kapitel 2

Teil II





17. Mai 1981, Baltimore / Maryland





Kritisch betrachtete Dana sich in dem großen Spiegel, welcher im Schlafzimmer ihrer Eltern stand. Ihre beste Freundin Sylvia stand neben ihr und musterte sich ebenfalls.



Sie hatten sich entschlossen heute Abend eine Party etwas außerhalb von Baltimore zu besuchen. Syl pflegte einige Kontakte in der Stadt und hatte gehört, dass sich dort jedes Wochenende eine Clique traf, die dort regelmäßig Feiern organisierten. Die Leute hatten eine alte Fabrikhalle zu ihrem Partyplatz auserwählt und feierten dort immer. Dana war selbst noch nie da gewesen, aber sie war wahnsinnig aufgeregt, wen sie da treffen würde. Syl schien es nicht anders zu gehen. Sie hatten sich für ein gleiches Outfit entschieden:



Eine beige, figurbetonte Bluse, kombiniert mit einem knielangen, schwarzen Rock und schwarze, hochhackige, mit Nieten besetzte Stiefel. Dana hatte ihr Haar kunstvoll hochgesteckt, einige Strähnen umrahmten ihr Gesicht und ließen sie so um mindestens drei Jahre älter aussehen. Sylvia trug ihr Haar wie gewohnt offen. Bei Feiern machte sie sich die Haare nie zusammen. Das würde nicht passen, meinte sie immer und Dana musste ihr Recht geben. Sie war eine klasse Tänzerin und es sah jedes Mal wundervoll aus, wenn ihr Haar dabei durch die Gegend flog.



„Ich freu mich schon so.“, ließ Syl verlauten und drehte sich einmal um sich selbst. „Was meinst Du, was da für Kerle rumlaufen?“, fragte sie verschmitzt.



Dana lächelte. Das war Syl: Immer auf der Suche nach dem nächsten Abenteuer, obwohl sie einen festen Freund.



„Wann kommt eigentlich Bill zurück?“, fragte Syl und versuchte, diese Frage beiläufig klingen zu lassen. Aber Dana hatte sie schon seit längerer Zeit durchschaut.



Syl hatte eindeutig eine Schwäche für ihren älteren Bruder Bill jr. Er war mit 18 zur Navy gegangen und ließ sich zum Kommandanten ausbilden. Wie sein Vater war auch er überwiegend unterwegs.



Allerdings konnte Dana nicht wirklich behaupten, dass sie ihn vermisste. Mit ihrem älteren Bruder hatte sie immer wenig zu tun gehabt. Er war immer ihr nerviger Bruder gewesen, der sie schützen wollte. Seine Kommentare hatten sie öfters zur Weißglut getrieben und seine Art konnte manchmal schlicht unausstehlich sein. Sie wusste nicht, wie Sylvia etwas für ihn empfinden konnte.



„Er ist wieder mal auf Reisen und wird voraussichtlich erst Anfang Juli wiederkommen.“, antwortete sie nüchtern. Sie würde Syl nicht auf ihre Gefühle ansprechen, da sie sie sowieso immer abstritt.



Dana wollte sich auf den Weg nach unten machen, als ihr Vater nach ihr rief.



„Dana? Da ist gerade ein Auto vorgefahren!“



„Jaa!“



Die beiden stürmten die Treppe herunter und schnappten sich ihre Jacken von der Garderobe.



„Wir sind dann mal!“, rief Dana in Richtung Wohnzimmer. Ihre Mutter trat auf den Flur und lächelte die beiden an. „Schick seht ihr aus. Bitte bleibt nicht zu lang, okay? Wer weiß, was da für Gestalten rumlungern.“



Dana küsste ihre Mutter auf die Wange. „Ich bin gegen 2 Uhr zurück.“



Eilig verließen Dana und Syl das Haus. Vor der Haustür wurden sie von einem jungen Mann, Steve, begrüßt.



„Steve!“, meinte Dana erfreut, bevor sie ihn in ihre Arme schloss.



Steve lachte. „Heute Abend bin ich nur der Fahrer.“



Nach Dana wurde auch Syl enthusiastisch begrüßt. Die beiden umarmten sich und verloren sich dann in einem stürmischen Begrüßungskuss. Dana bedachte die beiden mit einem Lächeln und nahm schon mal hinten im Wagen Platz. Erst jetzt bemerkte sie die Person, die still auf dem Beifahrersitz saß.



„Hey?“, fragte Dana leise. Der Mann vor ihr wandte sich langsam um. Dana knirschte mit den Zähnen, als sie ihn erkannte.



„Was willst Du denn hier?“, fragte sie wirsch.



„Ich gehe auf diese Party, wenn Du nichts dagegen hast!“, erwiderte dieser ebenso unfreundlich.



„Überhaupt nicht, es macht mich ja schon wahnsinnig, mit Dir in diesem Auto sitzen zu müssen.“



Rob drehte sich wieder nach vorn. „Schön. Du kannst ja aussteigen und zu Fuß gehen.“



Wütend wandte Dana ihr Gesicht zum Fenster. Er war immer noch das gleiche Arschloch wie damals. Vor gut sechs Monaten waren sie zusammen gewesen. Dana war ernsthaft in ihn verliebt gewesen, aber Rob hatte diese Verliebtheit bloß ausgenutzt. Eine zeitlang hätte sie alles für ihn getan.. Erst als er sie bedrängte, mit ihm zu schlafen, war sie aus ihrer Traumwelt erwacht und hatte Schluss gemacht. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie sie es beinahe einen Monat mit ihm ausgehalten hatte. Er war unerträglich selbstverliebt und selbstsicher, ein Egoist und furchtbar gehässig. Jetzt, wo sie ihn noch einmal sah, wurde ihr wieder bewusst, welch einen Fehler sie damals begangen hatte.



Syl und Steve schienen endlich fertig zu sein und stiegen in den Wagen.



Als Syl Rob vorne bemerkte schaute sie genervt zu Dana und beugte sich zu ihr. „Was will der denn hier?“



„Keine Ahnung.“, gab Dana verbissen zurück und starrte weiterhin stur aus dem Fenster.





~*~





Wenn Syl von einer „kleinen Party“ geredet hatte, hatte sie mächtig übertrieben. Diese „kleine Party“ fand in einer riesigen Halle statt, die mit einer riesigen Menschenmenge gefüllt war. Flutlichter glitten durch den ganzen Raum und Dana bekam den starken Bass der Musik in ihrem Magen zu spüren. Die Menschen um sie herum tanzten ausgelassen, tranken ihr Bier, grölten und schienen bereits einige intus zu haben, obwohl es erst kurz nach 21 Uhr war.



„Man, ist das voll hier.“, brüllte Dana lauthals zu Sylvia, die sich von Steve durch den Raum zerren ließ. Syl nickte und griff schnell nach Danas Hand, bevor sie sich in dem Getümmel verloren. Sie wanderten quer durch die Halle in einen Teil, in dem sich etwas weniger Leute aufhielten. Dort waren Sitzgelegenheiten aufgestellt und offensichtlich hatte sich dort Steves Clique versammelt. Einige kannte Dana schon vom Sehen her, andere Gesichter waren ihr völlig fremd. Steve begrüßte alle mit einem Handschlag und leierte die Namen seiner Kumpel herunter. Nachher waren sie und Syl so sehr von Namen überschüttet, dass bereits Buchstaben vor ihren Augen herschwirrten. Steve drängte sich zwischen sich und legte je einen Arm um ihre Schultern.



„So, ihr zwei Süßen. Wollt ihr irgendwas trinken?“



Beide nickten und so dirigierte er sie in Richtung der Couch. Darunter hatte jemand zwei Kästen Bier und drei Flaschen Sekt platziert. „Bedient euch.“



Syl und Dana grinsten sich an und zuckten die Schultern, bevor sie sich je ein Bier griffen. Steve öffnete ihnen die Flaschen, nahm sich selbst eins und stieß feierlich mit ihnen an.





~*~





Unsanft schob Fox sich durch die Menge von Leuten. Er hasste es, wenn so viele Leute „ihren“ Platz belagerten. Normalerweise hatten hier immer er und seine Kumpels gefeiert, aber neuerdings kamen immer mehr Menschen her. Dass viele Menschen hier waren war nicht wirklich das Problem, sondern, dass er 89% davon gar nicht kannte. Vor sich erblickte er endlich die Stelle, an der sich die eingeschworene Clique immer versammelte. Sofort begrüßte er einige bekannte Gesichter mit einem Handschlag.



„Mulder.“, meinte Pat erfreut, „dass Du auch mal auftauchst. Wo warst Du?“



Fox zuckte bloß mit den Schultern. „Bin sinnlos durch die Gegend gefahren.“



Pat grinste. „Wo hast Du Deine Freundin gelassen?“



Fox knirschte sauer mit den Zähnen. „Keine Zeit. Der Satz, den ich seit einem Monat nur zu hören bekomme.“



Pat nickte verstehend und zeigte dann auf eine Person vor ihnen. „Steve hat zwei Freundinnen mitgebracht. Vielleicht solltest Du sie mal begrüßen, um auf andere Gedanken zu kommen.“



Fox zeigte mit dem Finger auf seine Stirn. „Du hast sie ja nicht alle.“, meinte er lachend, doch Pat wurde schnell ernst. „Mitch ist gerade dabei die Rote zu bearbeiten. Ist Robs Ex.“



Fox grinste. „Ob der da Erfolg....“ Er verstummte, als das Mädchen den Kopf ein wenig zur Seite drehte und er Dana erkannte. Seine Kinnlade klappte nach unten und Pat musterte ihn nachdenklich. „Sie scheint Dir die Sprache verschlagen zu haben.“, meinte er belustigt. Fox antwortete nicht darauf, sondern ging nur auf Dana zu. Mitch, ein großer, spindeldürrer Kerl in seinem Alter stand neben ihr, eine Hand auf ihrem Rücken und quatschte munter auf sie ein.



„...musst Du mal öfters herkommen. Wir haben echt schon abgefahrene Parties hier gefeiert.“



Dana erwiderte nur ein knappes „Aha.“ Obwohl Fox ihr Gesicht nicht sehen konnte, machte sie keinen furchtbar glücklichen Eindruck auf ihn. Leise schlich er sich von hinten an, deutete Mitch an ruhig zu sein und legte seine Hände von hinten über Danas Augen. Vor Schreck wich sie einen Schritt zurück und stieß gegen seine Brust. Fox atmete unbewusst ihren Duft ein, als er in seine Nase stieg. Dana war währenddessen dabei seine Hände zu betasten. Sie rätselte für einen Augenblick herum und sagte irgendwelche Namen auf.



„Groß, schlank, braune Augen und dunkelbraunes Haar.“, half Mitch ein wenig nach.



In dem Moment verkrampfte sich ihr Körper.



Eine Weile schwieg sie, dann zischte sie wütend.



„Verdammt noch mal, Rob, lass mich endlich in Ruhe mit Deinem Scheiß!“







~*~





Wütend stieß Dana die Hände über ihren Augen weg und drehte sich wutentbrannt um.



Was sie sah, ließ sie vor Schreck fast umfallen. Vor sich sah sie einen äußerst gutaussehenden Mann, der dabei war sich halb tot zu lachen.



„Fox?“, fragte sie überrascht. Seine Hand wanderte zu ihrer Hüfte und er beugte sich zu ihr, um sie auf die Wange zu küssen. Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet und starrte ihn weiterhin wie eine Geisteskranke an.



„Welch Überraschung.“, meinte Fox schnell und grinste sie breit an. Wenn er ehrlich war, gefiel sie ihm äußerst gut heute Abend. Mit ihrer Hochsteckfrisur sah sie älter und viel erwachsener aus, ihre wunderschönen blauen Augen strahlten regelrecht unter den dezent geschminkten Lidern hervor.



„Was machst Du denn hier?“, fragte Dana nachdem sie ihre Sprache wiedergefunden hatte.



„Ich feiere hier. Wir sind fast jedes Wochenende hier.“



Dana lächelte ihn glücklich an.



„Wo warst Du, Mulder?“, fragte Mitch neben ihr, „wie haben Dich schon vermisst.“



Dana schaute Fox erstaunt an. „Mulder? Die nennen Dich hier Mulder?“



Fox nickte. „Ich hasse meinen Vornamen.“



„Soll ich Dich Mulder nennen?“



Fox schüttelte den Kopf. „Du kannst eine Mischung machen. Eigentlich ist es mir bei Dir egal. Du hast Dich an Fox gewöhnt, also...“



„Okay.“



Mitch hatte sich von ihnen abgewandt und Dana atmete erleichtert auf. „Endlich geht er.“



Fox lachte. „Nicht Dein Typ, huh?“



„Ganz und gar nicht. Oh, entschuldigung, dass ich Dich eben mit Rob verwechselt habe. Es ist nur so, dass ich nicht besonders gut auf ihn zu sprechen bin.“



Ihr Gegenüber nickte. „Ich hab schon mitbekommen, dass ihr zusammen wart. So was spricht sich hier schnell um. Die Hälfte der Mädchen hier müssen Dich mittlerweile hassen. Rob ist einer der ersten auf deren Ranglisten.“



Dana lachte. „Ich kann ihnen versichern, dass er diesen Platz nicht verdient. Er ist ein Spinner.“



„Schön, dass wir da einer Meinung sind!“





Ab diesem Augenblick ließ Fox Dana nicht mehr aus seinen Augen. Sie redeten miteinander (soweit das bei der Lautstärke der Musik möglich war) und Fox stellte sie seinen Freunden vor. Dana war froh, ihn hier getroffen zu haben. Sie hatte Syl versichert, sie könne sie alleine lassen, doch ganz wohl war ihr bei dem Gedanken nicht gewesen. Fox war in ihren Augen so etwas wie ein Retter, der sie vor erstens Mitch beschützte und ihr zweitens gleichzeitig ein wenig Spaß bei der Sache brachte.



Sie hatte es noch nie gemocht, irgendwo alleine zu stehen und von allen möglichen Kerlen angestarrt zu werden.





Lachend ließen die beiden sich auf die Couch hinter ihnen fallen. Fox griff unter das Sofa, zog eine Flasche Sekt hervor und hielt sie ihr vor die Nase. Dana nickte und sah Fox dabei zu, wie er die Flasche öffnete. Im Hinterkopf allerdings begann sie bereits, sich Sorgen zu machen. Sie hatte schon reichlich Bier und zwei Schnäpse getrunken und wusste, dass ihr das Durcheinander trinken immer viel Ärger einbrachte. Fox hatte die Flasche entkorkt und trank einen gierigen Zug daraus. Dann hielt er sie Dana hin, die ebenfalls einen kräftigen Zug nahm.



„Hey, hast Du Lust zu tanzen?“



Fox war bereits aufgestanden und ergriff ihre Hand. Lachend folgte sie ihm zur Tanzfläche. Obwohl die Tanzfläche brechend voll war, stellten sie sich mitten hinein und tanzten begeistert zu „Hot love“. Erstaunt bemerkte Dana, dass Fox ein ausgezeichneter Tänzer war. Sie vollführten irgendwelche ihr unbekannten Schritte und so lachten sie mehr, als das sie tanzten. Nach zwei schnellen Liedern, erklang schließlich etwas ruhigere Musik aus den Boxen. Die Tanzpartner um sie herum, schlangen ihre Arme umeinander und Fox musterte Dana fragend. Sie grinste und er lachte ebenfalls.



„Na, komm her.“, meinte er schließlich und zog sie näher an sich heran. Sie fühlte, wie er eine Hand an ihrer Hüfte, die andere auf ihrem Rücken platzierte und ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken. Doch egal welch entspannten Eindruck sie in diesem Moment machen musste, ihre Gedanken flatterten. Sie konnte nicht begreifen, dass sie hier gerade mit diesem unglaublich gutaussehenden Mann, der nebenbei der Freund ihrer Schwester war, eng umschlungen tanzte.



Melissa!, fuhr es ihr plötzlich durch den Kopf. Warum zur Hölle war sie eigentlich nicht hier?



„Fox?“



„Hm?“



Sie zögerte einen Augenblick, dann schaute sie zu ihm auf. Überrascht bemerkte sie, dass er sie intensiv musterte. Dana versuchte seinem Blick auszuweichen, aber sie war regelrecht gefesselt von seinen warmen, braunen Augen.



„Was ist?“, fragte er leise und sie schüttelte leicht den Kopf.



„Schon gut.“



Melissa war nicht hier.



Ihr Pech.



Sie hatte Fox heute hier getroffen und würde einen schönen Abend mit ihm verbringen. Mehr nichts. Sie tanzten ja schließlich nur, so wie fast jeder andere in diesem Raum.



Obwohl Dana versuchte sich das einzureden wusste sie, dass ihre Schwester mächtig sauer sein würde, wenn sie das hier sehen könnte.



Was würde sie nur von mir halten?



„Wer?“, fragte Fox plötzlich und erst da wurde Dana bewusst, dass sie ihre Gedanken ausgesprochen hatte. Sie schaute zu ihm auf und hörte ihn seufzen.



„Du meinst Melissa. Mach dir darum keine Sorgen.“ Sie löste sich ein wenig von ihm, um ihn direkt ansehen zu können.



„Ernsthaft. Was macht sie und warum kann sie nicht hier sein?“



Das Lied war zu ende und Fox trat einen Schritt zurück. „Sie hat keine Zeit.“, meinte er leise, „eigentlich hat sie für alles Zeit, nur nicht für mich.“



„Ich...“, Dana musterte ihn ungläubig, „ich dachte, ihr wäret so glücklich.“



Fox lachte verbittert. „Du hast einiges nicht mitbekommen, fürchte ich. Deine Schwester vergräbt sich in ihrer Arbeit und verabredet sich regelmäßig mit Kollegen und Kolleginnen. Und ich werde immer schön aus ihren Angelegenheiten raus gehalten.“



Dana kam gar nicht mehr aus dem Staunen heraus. Wenn Melissa sie mal angerufen hatte, war sie vollkommen begeistert von Fox, beschrieb ihre Beziehung als einen wahrgewordenen Traum. Nie hatte sie erwähnt, dass sie kaum Zeit für ihn hatte.



„Sag ihr das nicht.“, meinte er schnell, „sie glaubt, wir führen eine perfekte Beziehung und bemerkt gar nicht, wie sehr sie mich vernachlässigt.“



„Warum sagst Du es ihr nicht? Ich bin sicher, sie würde versuchen etwas daran zu ändern.“



Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe es ihr gesagt, aber sie wurde wütend und fragte mich, ob es mir lieber wäre, wenn sie den ganzen Tag arbeitslos zu hause sitzen würde.“

Dana konnte die Worte, die er sagte kaum verstehen. Normalerweise hörte Melissa sich Probleme an und versuchte sie zu lösen, anstatt sie abzustreiten oder darauf Gegenfragen zu stellen...



„Das ist heute Abend nicht das Thema.“, meinte Fox grinsend. Die Probleme mit Melissa schienen vergessen.



„Ich bin hier, während sie zu Hause am Schreibtisch sitzt. Und ich habe ihre hübsche Schwester getroffen, mit der ich mich gerade sehr gut amüsiere.“



Dana beäugte ihn misstrauisch. „Ich will hier aber nicht als Ersatz dienen, hörst Du?“



Fox lachte. „Keine Angst. Ich werde Dich schon nicht anmachen.“



Sie konnte sich ein leises *Schade * verkneifen.





~*~





Den restlichen Abend erwähnte keiner von ihnen Melissa. Fox machte seine gewohnten Späße und Dana wurde mit jeder vorbeitickenden Minute klarer, dass sie anfing für Fox zu schwärmen. Er behandelte sie so lieb, als kenne er sie bereits seit Jahren und seine seltenen, aber sanften Berührungen an ihrer Hüfte und ihrem Gesicht jagten ihr Schauer über den Rücken. Er berührte sie jedes Mal so sanft und liebevoll, dass es ihr Herz höher schlagen ließ. Er integrierte sie in seinen Freundeskreis und schon bald waren sie beide in eine heftige Diskussion über Homosexuelle vertieft. Die Gruppe hatte die Sofas zusammengerückt und sich zusammengesetzt.



Fox beobachtete Dana grinsend, als sie nach der Sektflasche griff, die in der Runde herumgereicht wurde. Mit zwei kräftigen Schlücken, trank sie die halbe Flasche beinahe alleine aus.



Dana ignorierte das leichte Schwindelgefühl, als sie die Flasche von ihren Lippen nahm. Fox grinste sie schelmisch an. „Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, wenn Du nachher betrunken heimkehrst.“



„Es geht noch.“, meinte Dana gutgelaunt. Der Alkohol hatte seine Wirkung nicht verfehlt und brachte sie fast die ganze Zeit zum Lachen.



„Wann musst Du daheim sein?“, fragte Fox leise.



„2 Uhr.“, gab sie kurz zurück und er begann zu lachen. „Tja, das wird schwer sein. Es ist bereits viertel vor 3.“



„Scheiße.“, entfuhr es Dana. Fox lachte noch mehr. „Komm, ich fahr Dich nach Hause.“



„Ich bin mit Steve und meiner Freundin hier.“



Fox runzelte die Stirn. „Steve?“ Er zeigte auf eine Tür hinter ihnen, „Der ist eben da drin verschwunden...mit Begleitung.“



Dana rollte mit den Augen. „Die beiden sich süchtig nacheinander. Würdest Du mich nach Hause fahren?“



Fox nickte und stand auf. „Komm.“



Als Dana aufstand überfiel sie wieder dieses leichte Schwindelgefühl und sie hielt sich instinktiv an Fox fest. Dieser drehte sich um und musterte sie besorgt.



„Was ist?“



Dana winkte lächelnd ab. „Mir ist nur ein wenig schwindelig. Ich fürchte, ich gehöre ins Bett.“







~*~





Nach 20-minütiger Fahrt erreichten sie schließlich Danas Elternhaus. Dana bekam das allerdings kaum mit. Während der Fahrt war sie eingedöst. Sanft berührte Fox ihre Wange mit seinen Fingern. Sie schreckte hoch und sah sich verwirrt um.



„Wir sind da.“



Dana nickte schnell und öffnete die Tür.



„Soll ich noch mit hochkommen? Nicht, dass Du die Treppe runterpurzelst.“



Dana lächelte und nahm sein Angebot dankend an. Er begleitete sie zur Haustür und sie schloss schnell auf. Während sie die Treppen hochstiegen, fühlte sie seine stützende Hand auf ihrer Schulter. Als sie die Tür zu ihrem Zimmer erreichten, nahm er seine Hand weg und sie drehte sich lächelnd zu ihm.



„Danke für alles.“, flüsterte sie leise. „Es war ein wunderschöner Abend.“



Fox grinste und nickte dann. „Fand ich auch...“, er schwieg eine Weile und schien nach den Worten zu suchen, „...vielleicht können wir demnächst zu dritt mal was unternehmen. Dann muss keiner von uns mehr eifersüchtig auf den anderen sein.“



Dana lachte. „Das wär schön.“ Ein Grinsen legte sich über sein Gesicht und in diesem Moment wurde Dana plötzlich klar, wie sehr sie diese lächelnden Lippen küssen wollte. Von ihren Gefühlen geleitet und vom Alkoholpegel ermutigt lehnte sie sich etwas nach vorne und drückte ihre Lippen auf Seine.



Es war nur ein kurzer, scheuer Kuss, aber für Dana bedeutete er in diesem Moment die Welt. Ihr Herz setzte aus, als sie sich zurücklehnte und ihn immer noch grinsen sah.



Die Welt hörte auf sich zu drehen und sie fuhren damit fort sich gegenseitig anzulächeln.



„Tut mir leid.“, hörte Dana sich selbst flüstern.



„Das tut Dir leid?“, fragte er leicht belustigt.



Sie lachte leise. „Nicht wirklich.“



Er nickte und beugte sich ein weiteres Mal zu ihr, um ihre Wange zu küssen.



„Wir sehen uns.“, flüsterte er sanft in ihr Ohr, bevor er sich zum Gehen wandte und die Treppen herunter stieg. Mit einer Hand auf ihrer Wange schaute Dana ihm nach.
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