World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

Smoke in your head

von Marion Kirchner

Kapitel 3

Kapitel 2

Washington D.C., J. Edgar Hoover Building, 8:27 Uhr



Reyes stand zögernd vor dem Büro des Assistent Directors Walter Skinner und rang, unter dem leicht irritierten Blick Kim Cooks, innerlich damit den Raum zu betreten. Als der Director sie und Doggett soeben in sein Büro beordert hatte, hatte sie gespürt, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie schauderte bei dem Gedanken, dass Dana Scully wieder etwas zugestoßen war. Nicht, dass man in diesem Beruf nicht ständig einer gewissen Gefahr ausgesetzt war, doch allmählich hatte sie das Gefühl, dass sich irgendeine höhere Macht gegen diese Frau verschworen hatte, die einfach nicht gewillt war, sie in Ruhe zu lassen. Monica schüttelte den Kopf. Scully war erst 1 1/2 Stunden regulär nicht erreichbar. Es gab durchaus noch die Hoffnung, dass sie einfach so wieder auftauchte.

Reyes trommelte noch einmal kurz mit den Fingern auf der Klinke herum und drückte sie schließlich herunter.

Hinter der polierten Holztür kam sogleich A.D. Skinners Büro zum Vorschein. Sofort fielen die drei Augenpaare der bereits im Büro anwesenden Personen auf Reyes. Skinner saß ernst dreinblickend am Schreibtisch und polierte seine Brille, während Doggett am hinteren der zwei Stühle davor platzgenommen hatte. Der dritte Anwesende interessierte die Agentin jedoch weitaus mehr. Sie konnte sich nicht daran erinnern, diesen Mann jemals zuvor gesehen zu haben. Er lehnte sich an den großen Konferenztisch im hinteren Teil des Zimmers und schien sie genau zu studieren. Seine dunklen, kalten Augen schienen Reyes regelrecht zu durchleuchten und sie setzte sich noch bevor Skinner die Gelegenheit hatte, sie dazu aufzufordern.

„Agent Reyes, Agent Doggett, ich habe Ihre Nachricht bezüglich Agent Scully erhalten und muss sagen, dass ich Ihre Sorgen durchaus verstehen kann, ich denke aber, dass wir noch eine Weile warten sollten, bevor wir professionell nach ihr suchen lassen, schließlich haben wir keinen dingfesten Beweis, der darauf schließen ließe, dass ihr wirklich etwas zugestoßen ist.“ Skinner redete sehr schnell und beäugte immer wieder den Mann, der mit seinen fast schwarzen Augen immer noch alles aufzeichnete, als wäre er eine Videokamera.

Reyes warf einen Blick zu ihrem Partner, der nickte.

„Aber ich denke, dass wir wenigstens überprüfen sollten, ob es irgendetwas gibt, das sie im Moment bearbeitet hat und das sie in Gefahr bringen könnte.“, kommentierte Doggett Skinners Aussage und merkte, dass der Assistent Director sich offenbar sehr unwohl in seiner Haut fühlte.

„Agent Doggett, ich weiß, dass Sie beide Agent Scully sehr gut kennen und ich bin mir auch darüber bewusst, dass ihr Anruf und der angebliche Termin, den sie mit ihr hatten, einige Ungereimtheiten mit sich bringen. Aber ich schlage vor, dass wir diesbezüglich noch eine Weile warten, bis wir wirklich ernsthaften Grund zur Sorge haben. Schließlich kann sie genauso gut kurzfristig krank geworden sein oder könnte vergessen haben sich abzumelden.“

Sowohl Reyes als auch Doggett atmeten tief durch.

„Glauben Sie mir, ich kenne das Gefühl machtlos zu sein, aber es gibt im Moment wichtigeres.“

„Wichtigeres als das Verschwinden einer Regierungsagentin?“. Reyes konnte sich diese Bemerkung einfach nicht verkneifen. Sie fühlte den Blick des Mannes immer noch deutlich in ihrem Rücken.

„Ich denke, dass der Mord an einem Senator wichtig genug für eine Ermittlung ist.“ Skinner setze seine Brille nach einer scheinbaren Ewigkeit wieder auf und zog eine Akte hervor, die er Agent Doggett reichte.

„James P. Edisson wurde vor gut einer Stunde ermordet in seinem Büro vorgefunden. Man fand ihn nicht einmal eine Viertelstunde nach seinem Tod, der Täter hatte aber wahrscheinlich schon den Tatort verlassen.“

Doggett blätterte die Akte durch, Reyes versuchte gebeugt einen Blick darauf zu erhaschen.

„Das ist ja schön und gut, Sir, aber was hat das mit den X-Akten zu tun?“

Skinner räusperte sich.

„Senator Edisson hat an einem Projekt gearbeitet, das in gewissen Kreisen als Blue 1211 bekannt war. Es handelte sich dabei um eine sehr umstrittene Lösung zur Findung alternativer Energien. Er behauptete in Alaska auf eine Substanz gestoßen zu sein, die Erdöl fast ganz bis vollkommen ersetzen könnte. Nur konnte er das niemals beweisen…einige behaupteten sogar diese Substanz wäre…“

„Außerirdisch?“, vollendete Reyes mit geweiteten Augen Skinners Satz. Der Assistent Director nickte.

„Ich möchte hiermit aber nicht sagen, dass ich Sie dorthin schicke, weil ich glaube, dass sie das wirklich ist. Es wäre nur durchaus möglich, dass der Mörder dies glaubte, oder es zumindest der Grund war ihn zu töten...“ Beide Agenten nickten. Der mysteriöse Mann hinter ihnen, machte sich Notizen. Reyes sah ungeduldig zu Doggett. Dieser schien ihrem Beobachter jedoch keine großartige Beachtung zu schenken. Es war nicht unbedingt neu, dass alle möglich seltsamen Leute ihren Besprechungen beiwohnten.

„Ich denke, das wäre vorerst mal das Wichtigste. Man erwartet Sie schon am Tatort.“ Skinner spielte wieder mit seiner Brille und Monica versuchte verzweifelt in seinen Augen zu lesen, was hier vor sich ging, doch das einzige, was sie zu sehen vermochte, war ein Schleier voller Unsicherheit, der Skinners wirkliche Gefühle verdeckte.

„Und…ähm…Sir, sollte es bezüglich Agent Scully…“, sagte Doggett, während er sich erhob.

„Ich werde mich mit Ihnen in Verbindung setzen, wenn es etwas Neues gibt.“ Skinner redete ihm schnell ins Wort und war offensichtlich darauf aus, dass sie beide so schnell wie möglich sein Büro verließen.

„Danke, Sir.“, meinten sie beide gleichzeitig und verließen mit den Akten unter dem Arm den Raum.

Draußen angekommen durchquerte Monica hastig den Vorraum und ging auf den Aufzug zu. John folgte ihr sichtlich irritiert. Wie sie es sich erhofft hatte, war der Fahrstuhl leer. Sie konnte es kaum erwarten, bis John endlich neben ihr stand und die Türen sich schlossen.



„Ich weiß ja nicht, ob das mal wieder nur mir aufgefallen ist, John, aber kam Ihnen dieser Mann in Skinners Büro nicht auch sehr seltsam vor?“ Sie beugte sich zu ihm und beäugte ihren Partner angespannt. Dieser atmete tief durch.

„Hey, ich bin zwar nicht so bewandert, was Verschwörungen und dergleichen angeht, aber ich glaube kaum, dass Skinner mit uns dort drinnen ehrlich geredet hat. Er kam mir so… steif vor. Irgendetwas geht hier nicht mit rechten Dingen zu.“, gab er ihr ohne zu Zögern Recht.

„Glauben Sie, das hat irgendwas mit Scully zu tun?“, fragte sie vorsichtig und war sich durchaus über die Brisanz ihrer Frage bewusst.

John Doggett fuhr sich mit seiner rechten Hand durch die Haare und räusperte sich.

„Ich sehe da keine Verbindung, aber gibt es hier eigentlich noch etwas, das es nicht gibt?“ Reyes huschte ein Lächeln über das Gesicht.

Sie zuckte mit den Schultern.

„Ich würde vorschlagen, wir fahren dort jetzt einfach hin und sehen uns um, aber ich glaube, es wäre besser, wenn wir uns die Möglichkeit eines Zusammenhangs im Hinterkopf halten, okay?“ Sie trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und wartete darauf, dass die Aufzugtür wieder aufsprang und sie in ihren heißgeliebten Keller ließ.

Er nickte ihr nur zu.

„Glauben Sie, Mulder hält sich da raus?“ John sah sie etwas unsicher von der Seite an, als der Aufzug stoppte und ihr Kellerreich auftauchen ließ. Sie verließen beide den Fahrstuhl und gingen den engen Flur entlang zu ihrem Büro.

„Ich weiß es nicht John, aber ich glaube, dass er sich eher für Scully interessiert, als für irgendeinen unserer Fälle, aber wenn wir was finden, sollten wir es ihm sagen, schließlich hat er ein Recht darauf zu wissen, was…was auch immer hier vor sich geht.“



9:30 Uhr



Als Scully die Augen öffnete, war sie erstaunt darüber, dass sich das zuerst milchige Bild vor ihr schließlich zu der Decke ihres Schlafzimmers formte. Sie hatte erwartet Kopfschmerzen oder etwas Ähnliches zu haben, doch es ging ihr überraschend gut. Nur, dass sie sich vorkam wie jemand, dessen Gehirn ausgewrungen worden war. In ihrem Inneren herrschte eine unendliche Leere. Sie konnte sich gerade an ein paar Details erinnern, an den Raucher, an irgendeinen seltsamen Film, den er ihr gezeigt hatte. Sie wusste, dass dieser Film ihre Meinung geändert hatte, ihre Meinung was auch immer betreffend. Sie richtete sich auf und lehnte die Stirn gegen ihre Handfläche. Sie massierte sich langsam die Schläfen und versuchte, wieder einen klaren Gedanken zu fassen. Doch es schien ihr, als habe man die Leitungen gekappt, die ihren Verstand zum Funktionieren brachten. Sie konnte nicht denken, sie konnte einfach an nichts Wirkliches denken und das machte sie unruhig. Nur seltsame Fetzen einzelner Gedankengänge kreisten durch ihren Kopf. Und langsam glaubte sie, dass diese Leere, dieses seltsame Gefühl, schlimmer war, als jeder Schmerz, den sie hätte empfinden können.

Sie schüttelte sich leicht und schwang sich aus dem Bett. Sie trug einen ihrer Lieblingsschlafanzüge. Ein blaues, seidenes Modell, das sie sich vor Ewigkeiten einmal zu Weihnachten selbst geschenkt hatte. Sie fragte sich, wer ihn ihr wohl angezogen hatte und woher diese Leute gewusst hatten, dass sie gerade diesen nehmen sollten. Dana lächelte…meine Güte, wie kam sie nur auf den Gedanken, dass die ihn ihr mit Absicht angezogen hatten? Man hatte sicher nur irgendeinen aus ihrem Schrank gerissen und ihr übergestreift. Mit Schrecken dachte sie an die Hände der Person, die sie berührt hatten. Sie erschauderte und kam sich so verdammt hilflos vor. Was hatte dieser Mann nur mit ihr gemacht? Aus welchem Grund hatte er sie zu sich genommen, und vor allem was hatte er ihr alles gezeigt? Was war ausschlaggebend dafür gewesen, dass sie irgendetwas auf einmal in einem anderen Licht sah, selbst wenn sie nicht wirklich wusste, WAS dies genau war?



Sie lief unruhig in ihrem Zimmer hin und her und versuchte verzweifelt etwas aus ihrem Gedächtnis zu fischen, das ihr weiterhelfen konnte. Doch ihr Kopf blieb leer, so leer wie am Anfang. Was bitte brachte es diesen Leuten, wenn sie sie das, was sie ihr gezeigt hatten, wieder vergessen ließen? Oder wollte sie es gar nicht wissen? Lag die Antwort tief in ihrem Inneren vergraben, weil ihre Seele zu schwach war, sie zu akzeptieren? Hatte sie am Ende die Wahrheit gesehen und spielte ihr Verstand jetzt verrückt?



>>Ganz ruhig Dana, wer hat dir noch gleich gesagt, dass du Nerven besitzt wie Drahtseile? Du hast am Ende gar nichts gesehen, nichts Wichtiges und zerbrichst dir jetzt den Kopf für etwas, das du schnell wieder vergessen solltest.
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