World of X

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Danielle

von angelofdelight

Kapitel 1

Das Licht im Kamin flackerte und warf rötlich goldene Strahlen an die Wände, wodurch ebenfalls die Schatten verstärkt wurden. Draußen heulte ein Sturm, der die Zweige der Bäume auf der Straße gegen die Fenster krachen ließ.

Auf der Couch mitten im Wohnzimmer saßen Mulder und Scully zusammen.

Scully hatte Mulder vor ungefähr einer halben Stunde angerufen, da sie an diesem Abend nicht alleine sein wollte und einfach einen Menschen zum reden brauchte und diesmal sollte es nicht ihre Mutter sein, bei der sie sich ausweinte. Seit Mulder beim FBI gekündigt worden und Scully in den Mutterschutz gegangen war, hatten sie beide genügend Zeit gehabt, um über all die unausgesprochenen Dinge zu sprechen, die in der letzten Zeit seit Mulders Verschwinden vorgefallen waren. Nicht, dass sie nicht schon vorher darüber gesprochen hätten, doch in dieser Zeit konnten sie zum ersten Mal wirklich darüber reden, ohne von irgend jemandem gestört zu werden.

Teilweise war es für sie beide schwer gewesen, darüber zu sprechen. Für Mulder, weil er nichts darüber wusste, was alles geschehen war und weil er Angst davor gehabt hatte, sich an Dinge zu erinnern, die ihm während seiner Entführung angetan wurden und Scully hatte Angst gehabt, weil sie nicht wußte, wie sie in solchen Momenten reagieren und sich verhalten sollte.

Doch nun waren endlich die Fronten geklärt, was beiden gut getan hatte. Und obwohl sie wirklich über alles geredet hatten, hatten sie dennoch nie über ihre Gefühle füreinander gesprochen. Scully wußte, dass sie mehr für Mulder empfand, das hatte ihr die lange Zeit gezeigt, in der er verschwunden gewesen war, dennoch wußte sie nicht, was er für sie empfand und vor genau dieser Antwort hatte sie Angst. Aber vielleicht hatte auch Mulder ebensolche Angst vor ihrer Antwort, so dass sie sich beide nur nicht trauten, den anderen zu fragen.

Heute Nachmittag, als Scully hier alleine in ihrer Wohnung gesessen hatte, hatte sie lange an eine alte Geschichte denken müssen, die ihr auf der Universität passiert war, als sie Medizin studiert hatte. Einerseits machte ihr die Erinnerung an diese vergangene Sache Angst, doch gleichzeitig war es ein Ansatz Mulder ihre Gefühle zu gestehen. Sie mußte es nur schaffen, mit ihm darüber zu reden, dann konnte sie aus seinen Reaktionen vielleicht schon schließen, was er für sie empfand und es würde ihr leichter fallen es ihm zu sagen, oder aber es würde genau das Gegenteil erzeugen und sie würde ihn verlieren, doch dieses Risiko würde sie irgendwann eingehen müssen, wenn sie nicht an ihren Gefühlen und der nagenden Ungewißheit zugrunde gehen wollte.

Und sie hatte es tatsächlich getan, hatte ihm von ihrer Vergangenheit erzählt. Einem Teil ihrer Vergangenheit, den außer ihr nur ihre Mutter kannte. Jetzt saß Mulder schweigend neben ihr auf der Couch, ohne ein Wort zu sagen. Ob er wohl darüber nachdachte, was sie ihm eben erzählt hatte, oder machte er sich über die Antwort Gedanken, die er ihr geben wollte oder geben mußte? Scully wußte es nicht, doch sie würde es bald erfahren.



Es war auf der Universität passiert, bevor sie dort Daniel kennen gelernt hatte. Sie hatte sich in dem Studentenwohnheim ein Zimmer mit Danielle geteilt. Und obwohl sie sich am Anfang nicht besonders verstanden hatten, war es mit der Zeit besser geworden. Danielle war so ganz anders gewesen als es Dana war. Dana war immer die Stillere gewesen, zumindest in der Uni Danielle dagegen war immer darauf aus gewesen neue Dinge zu erleben und hatte Scully nach einiger Zeit einfach mitgerissen, ohne dass sie etwas dagegen hatte machen können. Sie war sich nicht einmal darüber bewußt, wann dieser Zeitpunkt gekommen war. Aber es war geschehen. Nach dem sie das erste Semester zusammen überstanden hatten und nach den Semesterferien wieder an die Uni zurück kehrten, verstanden sie sich von Tag zu Tag besser. Eigentlich verbrachten sie beinahe 24 Stunden zusammen, wenn es nicht einmal Ausnahmen gegeben hätte, doch insgesamt waren sie die meiste Zeit zusammen, was allerdings nicht dazu führte, dass sie sich auf die Nerven gingen. Nein, gerade das schweißte sie noch mehr zusammen. Sie wollten es auch beide nicht mehr anders. Eigentlich redeten sie über alles und auch wenn sie sich einmal nichts zu sagen hatten, konnten sie doch nebeneinander in ihrem Zimmer sitzen, sich mit verschiedenen Dingen beschäftigen, ohne sich auf die Nerven zu gehen.

So eine Freundschaft hatte Scully noch nie zuvor erlebt.

Aber durch den Job ihres Vaters bei der Navy war das auch nicht weiter verwunderlich, da sie des öfteren umgezogen waren und sich so eigentlich gar keine festere Freundschaft zu irgend einem Menschen bilden konnte.

Doch seit der Uni war das anders geworden.

Nach einigen Monaten, in denen sie sich schon kannten, erfuhr Scully, dass Danielle lesbisch war und auf dem Uni Gelände sogar eine Freundin hatte. Doch auch wenn es sie selber erstaunte, mußte Scully zugeben, dass sie dieser Gedanke nicht einmal störte. Und wenn sie ehrlich mit sich selber war, hatte sie bevor sie Danielle kennen lernte noch nie Gedanken über dieses Thema gemacht.

Und eigentlich machte sich Scully auch in dieser Zeit nicht viele Gedanken darüber. Sie nahm es einfach als eine Tatsache hin und akzeptierte Danielle so, wie sie eben war, was bei Danielle ebenso verlief.

Mit der Zeit jedoch veränderte sich in Scully etwas.

Zuerst fiel es ihr selber gar nicht auf. Da sie sich ja auch so eigentlich keine Gedanken darüber machte, doch mit einem Mal traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag.

Sie hatte sich in Danielle verliebt.

Es konnte gar nicht anders sein. Dieses Kribbeln im Bauch wenn sie ihre Stimme hörte, die Freude wenn Scully wußte, dass die Vorlesung gleich vorbei war und sie Danielle wiedersehen würde. Und zum Schluß, dass sie gar nicht oft genug mit ihr zusammen sein konnte. Die Sorgen, wenn sich Danielle mit ihrer Freundin gestritten hatte und sich bei Scully ausweinte, was auch nicht all zu selten vorkam.

Es waren eindeutige Zeichen vorhanden.

In der folgenden Zeit hatte sie keine anderen Gedanken in ihrem Kopf, außer ob sie Danielle ihre Gefühle eingestehen sollte. Scully wußte sie wollte mit ihr zusammen sein, wollte ihr alles geben, sie glücklich machen. Noch nie hatte sie so eine intensive Beziehung zu einer Frau empfunden.

Sie konnte nicht schlafen, kaum noch etwas essen, schaffte es noch nicht einmal mehr zu lernen, es ging einfach gar nichts mehr. Und sie war sich sicher, dass sie irgend etwas unternehmen mußte, wenn sie nicht daran kaputt gehen wollte.

Trotzdem nagte gleichzeitig die Angst in ihr, wie Danielle auf diese Wahrheit reagieren würde, würde ihre Freundschaft daran kaputtgehen oder konnte sie damit umgehen?

Scully war sich bewußt, dass Danielle niemals eine Beziehung mit ihr eingehen würde, da sie ihre Freundin liebte, doch sie wollte es ihr sagen, damit Danielle noch mehr wußte, dass Scully immer für sie dasein würde, egal in welcher Situation und dass sie alles für sie tun würde.

Vor den kommenden Semesterferien ging es Scully schlechter denn je und es machte die Sache noch schlimmer, dass sie sich ein Zimmer mit Danielle teilte. Ihr jeden Tag in die Augen sehen zu müssen und zu wissen, dass sie mehr für sie empfand als sie sagen konnte, das konnte nicht mehr lange gut gehen, dessen war sich Scully im klaren. Sie mußte etwas tun, mußte sich entscheiden.

Entweder würde ihre Freundschaft daran kaputt gehen, dass sie sich Danielle gegenüber immer sonderbarer verhielt, da sie ihr schon kaum mehr in die Augen sehen konnte, oder sie würde daran zerbrechen, dass sie ihr es sagte, doch dann bestand immer noch die Hoffnung, dass Danielle damit umgehen konnte.

Nach ein paar Wochen der Ungewißheit konnte Scully endlich für ein paar Monate zu ihren Eltern nach Hause fahren und somit Danielle aus dem Weg gehen. Scully hoffte in dieser Zeit eine Entscheidung treffen zu können, die wahrscheinlich so oder so alles verändern würde.

Nach ein paar Tagen, die sie zu Hause verbracht hatte, hatte ihre Mutter wohl bemerkt, dass Scully sich verändert hatte und sie irgend etwas beschäftigte, denn die meiste Zeit des Tages verbrachte sie in ihrem Zimmer oder hing ihren Gedanken nach, so dass sie kaum noch ansprechbar war. Ihre Mutter sprach sie eines Tages darauf an.

Zuerst redete sie sich damit heraus, dass sie sich wegen ihrem Studium Gedanken machte, doch nach einiger Zeit, als sich an ihrem Verhalten immer noch nichts änderte, beschloß Scully mit ihrer Mutter zu reden, obwohl sie Angst vor ihrer Reaktion hatte.

Allerdings reagierte ihre Mutter verständnisvoller, als sie es gedacht hatte. Sie stritt nicht die Möglichkeit ab, obwohl sie nicht wirklich daran glaubte, Dana könne lesbisch sein. Sie war eher der Meinung, dass es die Liebe zu ihrer Freundin war, und kein wirkliches Gefühl, so wie sie ihren Mann liebte, doch sie nahm Dana ernst und riet ihr zu überlegen, was ihr wichtiger war. Wenn sie mit dem Wissen leben konnte ohne es Danielle zu sagen, sollte sie es tun, aber wenn sie es nicht konnte und meinte es würde schlimmer werden, dann sollte sie das Risiko eingehen und es ihr sagen, doch die letzte Entscheidung mußte Dana selber treffen.

Und so fuhr sie nach den Semesterferien mit einer getroffenen Entscheidung zurück zur Universität.

An ihrem ersten Abend, als Danielle und sie wieder gemeinsam in ihrem Zimmer saßen und über die Ferien sprachen, was sie alles erlebt hatten, schoß es einfach aus ihr heraus.

Sie konnte die Worte, die aus ihrem Mund kamen nicht stoppen, sie kamen einfach und hingen schwer in der Luft. Danielle sagte erst kein Wort, wie sollte sie auch auf so ein Geständnis reagieren?

Ein paar Minuten später stand sie auf und verließ wortlos das Zimmer.

Scully blieb allein mit ihren Gedanken zurück. Sie warf sich auf ihr Bett und begann zu weinen.

Diese Nacht blieb Danielle draußen, sie kam nicht zum schlafen in ihr gemeinsames Zimmer und am nächsten Morgen erschien sie auch nicht in der Mensa. Erst am Abend kam sie wieder, als Scully gerade auf ihrem Bett saß und trotz der traurigen Gedanken, die sie immer wieder überfluteten versuchte zu lernen.

Als sie hörte, dass die Tür geöffnet wurde, traute sie sich kaum auf zu sehen, bis sich Danielle neben sie auf das Bett setzte. Sie legte überraschenderweise ihre Arme um Scullys Schultern und drückte sie.

Obwohl Scully wußte welche Worte jetzt folgen würden, tat es ihr dennoch weh. Danielle sagte ihr, dass sie ebenfalls mehr für sie empfand, doch dass sie nie mit ihr eine Beziehung eingehen würde, da sie ihre Freundin liebte und dass sie hoffte, dass sie dennoch auch weiterhin Freundinnen bleiben würden.

Im gleichen Satz noch teilte sie ihr mit, dass sie jetzt endlich mit ihrer Freundin in ein Zimmer ziehen konnte, da dass Mädchen, welches sich mit ihrer Freundin das Zimmer geteilt hatte, ausgezogen war und dass es nichts mit ihr zu tun hatte, da sie es schon seit langem geplant hatten.

Am nächsten Tag hatte Danielle ihre Sachen zusammengepackt und war zu ihrer Freundin gezogen, Scully hatte von da an alleine in ihrem Zimmer gewohnt. Die erste Zeit nach Danielles Auszug war schwer gewesen, da sie alles an sie erinnerte, doch mit der Zeit fand sie sich damit ab und das Leben ging schließlich weiter.



Da Danielle nun in einem Zimmer am anderen Ende des Campus wohnte kam es dazu, dass sie sich immer seltener sahen und manchmal kam es Scully so vor, als gingen sie sich teilweise auch absichtlich aus dem Weg.

Kurz bevor Scully ihren Abschluß machte war es schon so weit gekommen, dass sie gar nicht mehr miteinander sprachen.

Scully hatte in dieser Zeit Daniel kennen gelernt und auch gelernt, Danielle zu vergessen. Wenn sie sie sah spürte sie zwar immer noch einen leichten Stich in ihrem Innern, doch dieser war bei weitem nicht mehr so schlimm wie in der ersten Zeit. Sie hatte sich damit abgefunden, dass ihre Freundschaft zu Danielle zu Ende war...





Während Scullys Erzählung hatte Mulder die ganze Zeit still dagesessen und ihr zugehört, er hatte sie mit keinem Wort unterbrochen, noch nicht einmal eine Reaktion gezeigt. Nicht einmal, ob er geschockt war, so ein Geständnis von Scully zu hören.

„Glauben Sie, dass man die Liebe zu einem Freund mit wirklicher Liebe verwechseln kann?“ fragte Scully.

„Ich weiß es nicht, ich hatte bisher noch keine derartige Erfahrung, aber ich glaube, dass die Liebe zu einem Freund schon sehr stark sein kann, wenn man alles für den anderen tun würde, aber ich weiß nicht, ob man diese Liebe miteinander vergleichen kann.“

„Was würden Sie tun, wenn Sie so etwas heute erleben würden? Würden Sie es sagen, auch wenn Sie wüßten, dass diese Freundschaft vielleicht daran kaputt gehen könnte? Oder würden Sie einfach weiterleben und so tun, als wenn nichts passiert wäre?“ fragte Scully.

„Ich glaube wenn ich wüßte, dass ich mit dieser Wahrheit nicht leben könnte, wenn ich sie für mich behalten würde, dann würde ich es sagen, auch auf die Gefahr hin, dass diese Freundschaft kaputt geht. Aber ich weiß nicht, was ich wirklich tun würde, wenn es bei mir so wäre....“

`Er liebt mich nicht,‘ dachte Scully still, sonst würde er es mir sagen.

„Aber andererseits wüßte ich auch nicht, wie ich es dieser Person sagen sollte, denke ich. Ich meine, wenn man so lange nichts gesagt und die Gefühle für sich behalten hat, dann ist es schwer, es auf einmal zu sagen, so als ob man es erst seit kurzem wüßte. Aber niemand kann sagen, was nach so einem Geständnis passiert, wie der andere damit umgeht oder nicht, das weiß man erst, wenn man es gesagt und die Reaktion gesehen hat, denke ich.“

Scully biß sich auf die Lippen. Vielleicht empfand er doch mehr für sie als er zugeben wollte und das was er ihr eben gesagt hatte, war auf ihn bezogen.

Sie mußte es ihm sagen.

„Ich liebe dich!“

Es erstaunte Scully selber, wie leicht ihr diese Worte über die Lippen kamen, damit hätte sie niemals gerechnet. Und Mulders Reaktion erstaunte sie noch vielmehr.

Er beugte sich zu ihr und küßte sie leicht und zärtlich auf die Lippen. Ein warmer kleiner Schauer jagte ihr über den Rücken, der sie leicht erzittern ließ. Seine Wärme ganz nah zu spüren überwältigte sie beinahe.

„Ich liebe dich auch, Scully!“


ENDE
So, dass war es, meine erste FanFic ist fertig und ich hoffe, sie hat euch gefallen.

Ich dachte ich schreibe einfach mal etwas anderes wie die beiden zusammen kommen könnten, als es die meisten anderen tun. Zumindest habe ich eine Geschichte in der Art noch nie gelesen.

Feedback wie Lob oder Kritik ist jederzeit erwünscht!!!!
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