World of X

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Glück oder Unglück

von Nina

Kapitel 1

Es war Montagmorgen und wie jeden Morgen war ich schon früher in mein Büro gekommen, es war mein Zuhause. Ich las in einer alten Akte während ich auf meine Partnerin Special Agent Dana Scully wartete. Sie war wahrscheinlich auch der Grund warum ich so früh im Büro war, ich wollte keine Sekunde mit ihr verpassen. Aber ich muss mich noch etwas gedulden, denn nur Ich bin so verrückt schon eine ganze Stunde vor der Arbeitszeit im Büro zu sitzen und Akten zu studieren. Aber was sollte ich sonst tun, schlafen konnte ich nicht sehr oft, meistens plagen mich schreckliche Alpträume. Sie handelten entweder von meiner von Außerirdischen entführten Schwester oder aber von Scully.

Als ich dann endlich ein klackerndes Geräusch aus dem Gang hörte, wusste ich dass es meine Partnerin war, ich würde es unter Tausenden heraushören. Als sie dann die Tür öffnete und ein fröhliches „Guten Morgen Mulder“ ertönte war ich gespannt was sie zu unserem nächsten Fall sagen würde, ich hatte ihr schon das Wochenende versaut an dem sie eigentlich ihren kleinen Neffen Mathew besuchen wollte, indem ich mit ihr unbedingt einem vermeintlichen Gartenmonster das in Baltimore gewütet haben sollte hinterher jagte. Es stellte sich aber dann doch heraus dass das Ganze nur ein Streich von den Nachbarsjungen gewesen war und der Hausbesitzer überreagiert hatte. Scully war ganz schön sauer gewesen, sie glaubte sowieso an nichts was nicht wissenschaftlich bewiesen war, aber sie hatte mir von vorneherein gesagt dass das nur ein Streich ist, aber wie immer hatte ich nicht gehört. Scheinbar hatte sie aber schon wieder vergessen das ich sie von einem Wochenende mit ihrem Neffen abgehalten hatte, ich wusste wie sehr sie ihren Neffen liebte, sie selbst konnte aufgrund ihrer Entführung keine eigenen Kinder bekommen, auch deshalb liebte sie ihren Neffen so.

„Morgen Scully“ kam es zurück.

„Und haben sie schon wieder etwas gefunden dem wir unbedingt auf die Spur gehen müssen?“ Fragte sie gutgelaunt, sie schien heute fröhlicher und ausgelassener als sonst.

„Immer doch Scully, sie könne sogar wählen ob sie lieber dem Dover Dämon oder aber einem anderen Wesen das aussieht wie ein Lurch, aber 1,30 groß, auf zwei Beinen geht und Menschen anfällt auf die Spur gehen wollen“ sagte ich.

„Das ist nicht ihr ernst Mulder“ sagte Scully in einem skeptischen Ton und zog dabei ihre rechte Augenbraue hoch.

Mein Blick war für Scully scheinbar Antwort genug, ich meinte es ernst.

„Mulder, sie glauben doch nicht wirklich das es...“ Sie wurde von dem Klingeln des Telefons unterbrochen.

Ich warf ihr einen Blick zu der ihr sagte sie solle dran gehen. So stand sie auf und nahm ab.

„Agent Dana Scully am Apparat“ sagte sie in einem neutralen Ton.

Ich beobachtete sie, ich liebte es sie zu beobachten wenn sie telefonierte, sie durfte es nur nicht merken.

Ich sah an ihrem Ausdruck das sie denjenigen der sie anrief scheinbar kannte, es musste um etwas Ernstes gehen, weil sie nicht wie sonst auf der Tischkante saß, sondern daneben stand. Das tat sie immer wenn es um etwas Wichtiges ging.

Ich sah wie sich ihr Ausdruck in blankes Entsetzten verwandelte, sie Kalkweiß wurde, zu taumeln anfing und in sich zusammensackte. Schnell stand ich auf und lief zu ihr, sie hatte sich glücklicherweise nicht verletzt. Ich hatte eine schreckliche Vorahnung, normalerweise konnte Scully nichts so schockieren das sie Ohnmächtig wurde. Ich nahm den Telefonhörer welchen sie fallengelassen hatte in die Hand und hielt ihn an mein Ohr.

„Hallo, wer ist dran?“, fragte ich schnell.

Ich hörte nur ein leises Schluchzen auf der anderen Seite.

„Fox, hier ist Maggie Scully“ sagte sie zwischen ein paar Schluchzern.

„Was ist denn passiert Mrs. Scully“ fragte ich entsetzt, sie hörte sich schrecklich an, was konnte nur passiert sein, ob was mit einem ihrer Brüder war?

Ich hatte Scully’ s Kopf in der Zwischenzeit in meinen Schoß gebetet, da sie noch immer bewusstlos war.

„Mathew ist überfahren worden“ schniefte sie, man konnte hören das es sie viel Mühe kostete sich etwas zu fassen.

„Oh, Gott“ entfuhr es mir, damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Deshalb hatte Scully so extrem reagiert.

„Mrs. Scully ich muss jetzt auflegen, Scully ist vorhin zusammengebrochen, ich werde sie später zu ihnen fahren wenn sie wollen!“ bot ich an, meine Gedanken überschlugen sich.

„Danke“ sagte Mrs. Scully dankbar, sie hatte sich etwas gefasst, aber man konnte deutlich hören wie sehr sie das alles mitgenommen hatte.

Ich legte auf, ich war ebenfalls ziemlich geschockt von dieser Nachricht.

Scully regte sich langsam wieder. Sie schlug langsam ihre Augen auf, in ihren Augen konnte ich Schmerz, Verzweiflung, Unglauben und Traurigkeit lesen.

Noch vorhin hatte ich darüber nachgedacht wie sehr sie ihren Neffen liebte, wie schrecklich muss es für sie sein ihn verloren zu haben? Ich konnte es nicht ermessen.

Wir saßen schweigend nebeneinander im Auto, Scully sah aus dem Fenster, aber ich wusste dass sie in ihrer eigenen Gedankenwelt war. Nachdem sie wieder zu Bewusstsein gekommen war, hatte sie einen Moment gebraucht um zu begreifen dass das eben gehörte nicht ein böser Traum sonder die harte Realität gewesen war. Sie war mir schluchzend in die Arme gefallen, wollte nicht begreifen dass ihr Neffe tot war. Ich hatte sie noch nie so verzweifelt gesehen, sie sah hilflos und verloren aus. Normalerweise versteckte sie ihre Gefühle gut, so dass ich nicht das ganze Ausmaß sehen konnte, doch jetzt konnte ich es. Verzweifelt hatte sie sich an mich geklammert, hatte ihre Tränen nicht stoppen können. Als sie sich etwas beruhigt hatte, hatte ich ihr vom Boden aufgeholfen, nicht weil ich dachte sie könnte es nicht alleine, sondern weil ich dachte das würde sie etwas trösten. Sie hatte sich etwas beschämt umgesehen, war sie doch gerade in den Armen ihres Partners zusammengebrochen. Ich kannte sie, ich wusste das ihr das peinlich war, sie war einmal nicht die harte FBI-Agentin die sie sonst in meiner Nähe war, sie hatte in ihren Augen schwäche gezeigt. Ich fand aber dass gerade das sie noch stärker machte. Sie sagte ganz leise dass sie sich schnell frisch machen wolle und verschwand aus dem Büro.

Währendessen rief ich Skinner an und teilte ihm mit das Agent Scully und ich für den heutigen Tag frei nehmen würde, er fragte nach keinem Grund und darum war ich auch ganz froh, da ich nicht wusste ob Scully wollte das ihr Vorgesetzter von den Ereignissen erfuhr.

Und nun waren wir auf dem Weg zu Mrs. Scully’ s Haus.

Scully schaute noch immer aus dem Fenster als sie an dem großen, schönen Haus der Familie Scully vorfuhren. Scully bemerkte noch nicht einmal das sie schon angekommen waren, erst als ich sie leise ansprach drehte sie ihren Kopf in einer müden Bewegung zu mir um, erst da schien sie zu registrieren, das sie vor dem Haus ihrer Mutter standen. Sie machte allerdings keine Anstalten auszusteigen, also stieg ich aus, lief auf die andere Seite des Wagens und öffnete ihr die Beifahrertür. Sie war in einer Art Schockzustand, stellte ich fest. Sie schaute mich einen Moment an, als wolle sie mir etwas sagen entschied sich dann aber anders und stiegt dann aus und lief langsam auf das Haus ihrer Mutter zu. Ich schlug die Beifahrertür zu und ging dann hinter Scully auf das Haus zu. Scully war schon an der Tür und hatte geklingelt als ich ankam. Nach kurzem warten wurde die Tür geöffnet und eine traurige Maggie Scully kam zum Vorschein, kaum war die Tür geöffnet fielen sich Dana und Maggie Scully in die Arme des anderen.

Ich fühlte sich völlig fehl am Platze. Ich stand nur so da, die Hände in den schwarzen Manteltaschen vergraben und die beiden Scully Frauen beobachtend, es tat mir so leid dass das alles passiert war.

Als Mrs. Scully zurück trat um ihre Tochter und mich hereinzulassen begrüßte sie auch mich mit einer Umarmung, ich sagte ihr mit einem traurigen Blick wie leid mir das tat, sie nahm es mit einem stummen Nicken hin.

Nun war ich hier, in meinem dunklen Apartment und dachte über den vergangenen Tag nach.

Nachdem ich Scully bei ihrer Mutter abgesetzt hatte war ich zuerst wieder zurück ins Bureau gefahren, in der Hoffnung mich durch die Arbeit abzulenken, aber ich hatte es nicht geschafft mich auf den Fall zu konzentrieren. Also war ich erst noch ziellos in Washington D.C. herumgefahren, bis ich dann entschieden hatte dass ich auch in mein Apartment gehen konnte, es würde kein Unterschied machen.

So saß ich nun hier, dachte an die völlig fertige Scully in meinem Büro, im Auto und bei ihrer Mutter. Ich machte mir Vorwürfe weil ich es war der sie am Wochenende davon abgehalten hatte zu ihrem Neffen zu fahren nur wegen so einem bescheuerten Fall der meiner Meinung nach nicht hatte warten könnte, ich hatte sie, wie sich nun herausgestellt hatte daran gehindert ihren geliebten Neffen Matthew das letzte mal zu sehen.

Das klingeln des Telefons riss mich aus meinen trüben Gedanken.

„Mulder“ sagte ich niedergeschlagen.

„Mulder ich bin’s“ konnte man Scullys leise Stimme aus dem Hörer vernehmen, ihre sonst so sichere Stimme war in einen leisen etwas verweinten Ton gewichen.

„Ich wollte ihnen nur sagen dass ich morgen nicht zur Arbeit kommen werde, Bill wird morgen kommen, bis dahin werde ich bei meiner Mutter bleiben“

„Das ist in Ordnung Scully und wenn sie jemanden zum Reden brauchen oder so, sie können mich um jede Uhrzeit anrufen.“ Sagte ich, wohl wissend das sie dieses Angebot wohl niemals annehmen würde, das hatte sie noch nie getan.

„Danke Mulder“

„Immer Scully, wenn sie wollen kann ich Skinner morgen Bescheid geben“ bot ich an.

„Ja, das wäre nett“ sie zögerte „Ich werde sie morgen nochmals anrufen, wenn ich weiß wann die Beerdigung ist. Bill will ihn hier beerdigen lassen, in der nähe meiner Mutter weil er vielleicht bald den Stützpunkt wechseln muss.“ Fügte sie erklärend hinzu, ich konnte deutlich hören das sie sich bemühen musste ihre Stimme zu halten.

„Ja, tun sie das Scully und denken sie an mein Angebot“ sagte ich sanft.

„Auf Wiedersehen Mulder“

„Auf Wiedersehen Scully“

Ich hatte noch den Hörer in der Hand, obwohl Scully schon längst aufgelegt hatte.

Arme Scully, dachte ich. Aber bei ihrer Mutter war sie gut aufgehoben, in dieser Zeit sollte weder sie noch ihre Mutter allein sein.



Am nächsten morgen wurde ich von einen nervtötenden piepsen geweckt, erst wusste ich nicht was es war, doch dann wurde mir klar dass das mein Wecker war und ich jetzt aufstehen musste um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. So stand ich wehmütig auf, hatte ich doch gar kein Grund heute zur Arbeit zu gehen, Scully würde sowieso nicht kommen, da sie bei ihrer Mutter war und ohne sie werde ich auch keinen neuen Fall anfangen, dachte er. Was soll’s, dachte ich, sortiere ich halt die Akten und räume ausnahmsweise das Büro auf, vielleicht kann ich auch ein paar ausstehende Berichte schreiben.

Ich ging duschen und zog mir anschließen die übliche Bürokleidung an, schwarzer Anzug, eine Krawatte und schwarze Schuhe. Meine Waffe nahm ich erst beim rausgehen mit.

Wie immer war der Verkehr in Washington D.C. um diese Uhrzeit schrecklich, als ich dann endlich in der Tiefgarage des J. Edgar Hoover Building stand war ich froh angekommen zu sein. Ohne Umschweife machte ich mich auf den Weg in mein Büro, nein eigentlich war es meines und das von Scully, aber an der Tür stand nur mein Name. Bei Gelegenheit muss ich das unbedingt ändern, dachte ich. Von dort aus rief ich Skinner an und teilte ihm mit das Scully nicht kommen würde, aus familiären Gründen, gab ich als Grund an, ich war der Meinung das müsse reichen.

Als ich alle Telefonate erledigt hatte machte ich mich daran die Akten zu sortieren und nebenbei auch gleich noch das Büro etwas aufzuräumen. Als am Schluss nur noch die ausstehenden Berichte zu erledigen waren setzte er sich hin und tippte die Berichte ab.

Ich wollte heute früher Schluss machen, da ich nichts mehr zu tun hatte. Ich hatte mir gerade meinen Mantel übergezogen und wollte gehen als das Telefon anfing zu klingeln. Erst wollte ich nicht abnehmen, entschied mich dann aber dagegen und ging ran.

„Fox Mulder am Apparat“ sagte ich in geschäftlichem Ton.

„Mulder hier ist Scully“

„Hallo, wie geht’s ihnen?“ Fragte ich.

„Mir geht’s gut“ sagte sie wie immer, was hatte ich erwartet? Das sie mal zugab wie es ihr wirklich ging? Wohl kaum.

„Ich... Bill ist heute gekommen und hat mit uns die Beerdigung besprochen, sie findet am Donnerstag statt und ich wollte sie fragen ob sie mich begleiten“

„Scully ich würde sie wirklich gerne begleiten...“ sagte ich zögerlich.

„Aber“ warf sie dazwischen

„Ich glaube nicht das ihr Bruder das gutheißen würde, er hasst mich.“ sagte ich erklärend, ich erinnerte mich noch gut an den Tag im Krankenhaus als er mich mit „Elender Schweinehund“ betitelt hatte, es würde ihm garantiert missfallen das ich auf die Beerdigung seines Sohnes ginge auch wenn mich Scully darum gebeten hätte.

„Bitte Mulder, ich schaff das nicht allein“ gab sie leise zu.

„Okay, aber ich will ihnen keinen Ärger mit ihrem Bruder machen.“ Ich konnte einfach nicht nein sagen, sie hatte zugegeben dass sie mich braucht und ich konnte sie nicht im Stich lassen, sie hatte mich auch niemals im Stich gelassen.

„Danke, ich werde bis nächste Woche nicht mehr zur Arbeit kommen, ich bin bei meiner Mutter.“ „Könnten sie mich am Donnerstagmorgen bei mir zuhause abholen?“ Fragte sie mich.

„Ja, klar. Ich werde auch Skinner Bescheid geben.“

„Danke Mulder. Bis Donnerstag“ sagte sie. Nur ich wusste was sie mir mit „Danke“ sagen wollte, nur ich wusste wie viel hinter diesem Wort steckte.

„Bis Donnerstag“ damit legte ich auf.

Ich sollte sie begleiten, sie wollte dass ich sie begleitet, ausgerechnet ich, der, der an so vielen Dingen die Schuld trug was ihr oder ihrer Familie passiert war.

Ich nahm den Telefonhörer nochmals ab und rief bei Skinner an um ihm zu sagen, das Scully die ganze Woche nicht kommen würde.

Als endlich alles erledigt war, machte ich das Licht aus und ging nach Hause.



Als ich am nächsten Morgen in mein Büro kam, stieg mir der Geruch von frischem Kaffee in die Nase. Sollte Scully doch gekommen sein, überlegte ich, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder, da sie bei ihrer Mutter war.

Erwartungsvoll öffnete ich die Tür zu seinem Büro, nur um dann zu merken das niemand da war, nur eine angetrunkene Tasse Kaffee. Also legte ich erst mal meinen Mantel ab und goss mir dann in einer frischen Tasse den dampfenden Kaffee ein. Ich setzte mich auf meinen Stuhl und meine Gedanken schweiften wieder ab, bis ich Schritte auf dem Flur hörte die mich aufhorchen ließen. Ich starrte zur Tür, welche sich langsam öffnete. Vor mir stand Special Agent Diana Fowley.

„Guten Morgen Fox“ sagte sie.

„Was machst du hier Diana“ fuhr ich sie an, ich war nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen in letzter Zeit.

„Eine schöne Begrüßung. Aber da du fragst, ich bin deine vorübergehende Partnerin bis Scully wieder da ist.“

„Willst du etwa wieder meine Arbeit sabotieren?“ Fragte ich ärgerlich.

„Fox, ich habe deine Arbeit nie sabotiert“ sagte sie mit zuckersüßer Stimme.

„Wer’s glaubt, geschafft hattest du es nie, aber versucht.“ Schoss ich zurück, heute funktioniert das nicht Diana.

„Lassen wir dieses Thema, wir haben von Skinner auch schon einen neuen Fall.“ Gab sie gelassen zurück.

„Wir fliegen heute Nachmittag“ fügte hinzu.

„Ich kann nicht Diana, ich werde Scully am Donnerstag auf die Beerdigung ihres Neffen begleiten“ sagte ich ruhig, ich konnte Scully jetzt nicht im Stich lassen, schon gar nicht wegen Diana. Ich wusste wie sehr sich die beiden gegenseitig hassten.

„Oh, du stehst doch nicht etwa auf deine kleine Partnerin Fox, du kennst ja die Regeln“ sagte sie herablassend.

„Halt die Klappe Diana und raus aus meinem Büro, du kannst den Fall alleine bearbeiten“ gab er bissig zurück. Natürlich möchte ich Scully, okay um ehrlich zu sein liebte ich sie, aber das musste ich Diana ja nicht gerade unter die Nase reiben, oder?

Ich stand auf und ging aus dem Büro. Ich ließ eine total perplexe Diana zurück, damit hatte sie nicht gerechnet. Nun war ich auf dem Weg zu Skinners Büro. Zum einen um ihm mitzuteilen das ich am Donnerstag frei nehmen werde, obwohl, wenn ich es mir recht überlege könnte ich auch Urlaub nehmen, Scully würde sowieso erst wieder nächste Woche da sein und ohne sie werde ich auch keinen Fall annehmen, dachte ich.

Als ich das Vorzimmer in dem Skinners Sekretärin normalerweise saß war niemand da, also ging ich zu der Tür welche in Skinners Büro führte und klopfte höflich an und wartete bis ich das „Herein“ von Skinner vernahm.

Er schaute mich etwas überrascht an, wahrscheinlich weil ich sonst nie anklopfte sondern immer gleich hereinplatze.

„Agent Mulder, was kann ich für sie tun?“

„Ich würde gerne bis nächste Woche Urlaub nehmen, ich werde ohne Agent Scully sowieso keinen neuen Fall anfangen können.“ Erklärte ich.

„Aber ich habe ihnen doch Agent Fowley bis nächste Woche zugeteilt“ widersprach Skinner.

„Sir, ich kann mit Agent Fowley nicht zusammenarbeiten“, noch ehe er etwas erwidern konnte sagte ich: „Das hat persönliche Gründe Sir.“

„Nun gut, sie haben Urlaub bis nächste Woche“ gab Skinner nach.

„Danke Sir“ damit stand ich auf und verlies sein Büro und anschließend auch das Bureau.



Als ich dann Donnerstagmittag vor dem Spiegel begutachtete ob ich auch richtig angezogen war, musste ich immer wieder an Scully denken, sie hatte nicht mehr angerufen, ob das nun gut oder schlecht war wusste ich nicht. Sie musste in ihrem Leben so viel wegstecken, er wusste nicht ob sie es auch dieses mal schaffen würde, ich hoffe es dachte er. Sie ist stark, das weiß ich, aber jeder Mensch kann nur eine bestimmte Menge leid ertragen bis er daran zusammenbricht und Scully hatte schon eine Menge ertragen müssen, ihre Entführung, ihre Schwester Melissa welche in ihrem Apartment erschossen worden war weil sie mit Scully verwechselt worden war, die Gewissheit niemals ein eigenes Baby bekommen zu können, Emily ihre Tochter welche ihr schon nach kurzer Zeit wieder entrissen wurde, noch nicht mal ihre Leiche hatten sie übrig gelassen und dann wieder eine Entführung, diesmal in die Antarktis, sie hatte lange Gebraucht bis sie sich davon wieder erholt hatte und nun der schreckliche Tod ihres Neffen.

Als ich dann endlich fertig angezogen war stieg ich ins Auto und fuhr wie abgemacht zu ihrer Wohnung. Ich hatte Glück, ich bekam direkt vor der Tür einen Parkplatz und da es nieselte war das ganz praktisch. Ich ging ausnahmsweise einmal nicht den Aufzug sondern ging zu Fuß. Vor ihrer Tür blieb ich stehen, sammelte mich einen Moment und klopfte dann. Ich hörte Schritte und das klicken eines Schlosses von dem ich wusste dass sie es seit Duane Barry immer zuschloss.

Sie öffnete mir die Türe und zum Vorschein kam eine erschöpft aussehende Scully, die wie immer jedoch perfekt angezogen war.

„Hi“, sagte ich vorsichtig, ich wollte sie erst fragen wie es ihr geht, aber dann fiel mir ein, dass ich mir diese Frage wohl sparen konnte.

„Komm doch rein, ich bin gleich fertig“ sagte sie und hielt mir die Tür auf, sie war angespannt das konnte ich sehen.

Sie ging in Richtung Schlafzimmer und kam mit einer ebenfalls schwarzen Handtasche wieder zurück.

„Okay, ich bin fertig, wir können gehen“ sagte sie auffordernd und hielt mir wieder die Tür auf.

Ich kam ihrer Aufforderung nach und ging nach draußen um auf sie zu warten. Sie schloss die Tür auf und versicherte sich anschließend ob sie auch richtig verschlossen war. Dann gingen wir zusammen Richtung Fahrstuhl, meine Hand auf ihrem Rücken, wie immer.

Wir stiegen ins Auto und ich fuhr los, sie saß schweigend neben mir.

Es nieselte noch immer und ich musste den Scheibenwischer anstellen.

„Es ist, als ob der Himmel weinen würde“ vernahm ich auf einmal eine leise, traurige Stimme neben mir.

„Ja, es ist als ob der Himmel weinen würde“ stimmte ich ihr zu. Sie drehte ihren Kopf zu mir und sah mich an, auch ich drehte meinen Blick um ihr in die Augen sehen zu können.

„Danke Mulder, dass sie mich begleiten es bedeutet mir sehr viel“ sagte sie leise, als ob sie fürchtete, dass es jemand anders außer mir hören könnte.

„Scully ich bin immer für sie da, das wissen sie uns ich meine es auch so.“ wiederholte ich sanft was ich schon Tage zuvor zu ihr am Telefon gesagt hatte.

„Ich weiß Mulder, aber ich kann das manchmal nicht, ich war noch nie ein offener Mensch, ich kann nicht gut über Gefühle reden, dass konnte ich noch nie“ nun war ich wirklich überrascht, seit wann war Scully so offen mir gegenüber, aber vielleicht musste sie einfach mal reden.

„Da sind wir uns ja ziemlich ähnlich“ erwiderte ich mit einem leichten Lächeln, es stimmte, auch ich tat mir schwer dabei mit anderen über meine Gefühle zu reden.

Auch sie lächelte, aber es war ein trauriges Lächeln, aber besser als gar keines.

Wir hatten sonst nichts mehr gesprochen und nun waren wir hier auf dem Friedhof auf dem auch eine kleine Kapelle war. Es standen schon einige Autos auf dem Parkplatz und Scully und ich machten uns langsam auf den Weg zur Kapelle. Ich konnte Scully ansehen das sie am liebsten weggerannt wäre, damit es diese Endgültigkeit die eine Beerdigung mit sich brachte nicht geben würde, aber es ging nicht.

Ich konnte sehen das ihre Hände, welche sie in den Manteltaschen stecken hatte, zu Fäusten geballt hatte und das ihr ganzer Körper angespannt war.

Als wir in die kleine Kapelle eingetreten waren, gingen wir auf den Sarg zu der im vorderen Teil aufgebart war zu. Wir standen nun davor, Scully’s Augen schimmerten vor Tränen, welche sie nicht bereit war zu vergießen. Wir gingen langsam auf die Reihen von Stühlen zu, ich hatte eigentlich vor in die zweite Reihe zu sitzen da die erste nur für Familienangehörige gedacht war, aber Scully hatte mich an der Hand genommen und ist mit mir in die erste gegangen.

Wir saßen die ganze Zeit so da, die Augen auf den vor uns aufgebarten Sarg gerichtet.

Als Bill Scully vor seine Schwester stand, welche aufgestanden war als er und seine Mutter eingetreten waren, nahm seine jüngere Schwester in den Arm, über ihre Schulter warf er mir einen vernichtenden Blick zu, der mich wenn Blicke töten könnten einfach vom Stuhl hätte kippen lassen.

Aber Blicke konnten zum Glück nicht töten, ich stand auf, umarmte zuerst Maggie Scully und sprach ihr mein Beileid aus, danach Tara welche erst jetzt die Kapelle betrat, Bill wollte ich eigentlich meine Hand anbieten, aber er strafte mich mit einem weiteren mörderischen Blick.

Dann eben nicht, ich setzte mich wieder neben Scully, auch wenn das ihrem Bruder sichtbar nicht passte.

Als dann endlich ein Priester eintrat und eine kleine Ansprache hielt, vergaß ich Bill für einen Moment. Er als die Trauergemeinde sich auf dem Weg zum Grab machte spürte ich wieder Bills Blicke auf mir, ich wollte gar nicht wissen was für Mordpläne er gerade schmiedete, ich musste er billigte es nur das ich hier auf der Beerdigung seines Sohnes war, weil mich seine Schwester darum gebeten hatte mitzukommen.

Als der Sarg in die Erde eingelassen wurde stand ich etwas abseits, ich fand dieser Augenblick sollte nur der Familie gehören. Tara hatte sich unter Tränen an Bill geklammert, Maggie stand weinend daneben.

Scully stand allein, ich ging langsam nach vorne zu ihr, sie stand so hilflos da, sie weckte wieder einmal meine Beschützerinstinkte.

Ich stellte mich hinter sie und umarmte sie, erst spannte sie sich an, nachdem ich ihr jedoch leise ins Ohr geflüstert hatte das ich es war entspannt sie sich wieder, ich flüsterte weitere beruhigende Worte in ihr Ohr.

Sie drehte sich in meinen Armen um und weinte. Es war als wenn ein Damm brechen würde. Wir standen eine ganze Weile so da. Die anderen Gäste gingen langsam wieder zurück, nur Dana, ich, Bill und Tara und Maggie waren noch da, Charlie so hatte ich erfahren konnte nicht kommen.
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