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A day without rain

von Kjaelle

Kapitel 2

Deshalb sage ich euch: Bittet und ihr werdet bekommen!



Suchet und ihr werdet finden!



Klopft an, und es wird euch geöffnet!



Denn wer bittet, der bekommt;



Wer sucht, der findet;



Und wer anklopft, dem wird geöffnet.



Lukas 11.9







Als er Scully Krankenzimmer betrat, bemerkte er sofort, dass sie wach war, denn sie hatte wachsam zur Tür geschaut und ihm einen traurigen Blick zugeworfen, als er eintrat. „Wie geht es dir?“, fragte er besorgt, doch er wusste, dass es eigentlich nur eine Formalität war, denn er konnte es ihrem Gesicht ansehen, wie es ihr ging. Ihre Miene blieb unverändert traurig und auch als er sanft ihre Hand nahm, veränderte sich nichts. Sie schaute ihn nur traurig an und machte einen abwesenden Eindruck, „Hey, Scully.“, meinte er leise, und sie schaute ihn noch immer mit ihren großen blauen Augen an. Dieser Ausdruck des Leidens brach Mulder das Herz, noch nie hatte er Scully so verletzlich und klein gesehen, nicht einmal bei der Sache mit Donnie Pfaster, war sie derartig weggetreten. „Hey, ich soll dich ganz lieb von Rebecca grüßen. Ich habe eben mit ihr geredet.“ Langsam begann sie zu nicken, als würde sie wieder verstehen. „Jetzt lachen alle über mich und sagen, dass ich zu schwach bin, um mich allein zu verteidigen. Wie soll ich jemals wieder stark sein, Mulder?“, ihre Stimme klang zart und weinerlich, doch Mulder versuchte sie zu trösten, indem er ihr sanft über den Kopf strich. Als er sie berührte zuckte sie im ersten Moment zusammen, doch er hörte nicht auf, ihr Haar zu streicheln. „Niemand lacht über dich, Scully. Keiner. Außerdem bist du die stärkste Frau, die ich kenne.“ Sie schüttelte fast unmerklich den Kopf, „Nicht mehr.“, Mulder schüttelte den Kopf und lächelte schmerzlich, „Doch, du schaffst das.“ Nachdem Mulder geendet hatte versank sie wieder in ihrer Starre und war nicht mehr richtig ansprechbar. Sie antwortete noch mit Ja oder Nein, doch sie murmelte es nur und man konnte ihr ansehen, dass sie an einem schöneren Ort war. In ihren Erinnerungen, in denen sie es besser hatte. Wieder einmal winkte LaTrice ihn aus dem Zimmer und Mulder verließ das Zimmer. „Sie redet nur mit Ihnen.“, stellte sie kurz fest und Mulder nickte wenig überrascht, „Ja, sie ist etwas apathisch.“, mehr wollte er dazu nicht sagen, was LaTrice verstand. „Was halten Sie davon, wenn wir eine Therapeutin zu Rate ziehen?“ Er schüttelte den Kopf und meinte dann, „Das bringt jetzt, glaube ich, wenig.“ LaTrice nickte, „Wenn Sie meinen, Sie kennen sie ja schließlich am besten.“ Mulder nickte und verließ das Krankenhaus, da er heute noch einmal ins Büro musste.







Doch plötzlich, als er gerade zu seinem Auto gehen wollte, bemerkte er, dass ein Mann ihn verfolgte, er wandelte dicht hinter ihm und plötzlich standen zwei weitere Männer vor ihm und er fühlte sich umzingelt. Ein großer, blonder Mann ergriff das Wort und sein russischer Akzent drang durch Mark und Bein. „Ich weiß, was Sie wollen. Sie wollen die Wahrheit und wir haben die Möglichkeit sie Ihnen zu zeigen.“ Mulder schüttelte verächtlich den Kopf, „Meinen Sie wirklich, dass ich darauf reinfalle, dass Sie mir die Wahrheit zeigen wollen? Außerdem, welche Wahrheit?“ Der Mann grinste höhnisch und fuhr sich dann mit der Zunge über die Unterlippe, „Ihre Schwester, Scullys Entführung, Spender, was wollen Sie von uns noch wissen?“, Mulder schaute sie fest an, für ihn war klar, dass er Scully in dieser Situation nicht allein lassen durfte, aber ihm war nicht klar, was die Männer von ihm wollten, „Um es ganz klar auszudrücken, Agent Mulder, Sie haben überhaupt keine Wahl, denn Sie werden mit uns kommen, wenn nicht, werden wir Scully töten.“, sein Gesichtsausdruck wurde immer verächtlicher, „Wir wissen, dass Sie das auf keinen Fall zulassen werden und deswegen werden Sie mit uns kommen. Wir sind jederzeit bereit jeden Menschen in den vereinigten Staaten zu töten, also überlegen Sie sich das.“ Mulder wusste, dass er unterlegen war, gegen drei bewaffnete Männer hatte er keine Chance, aber er hatte keine Wahl, denn er könnte niemals mit der Schuld leben an Scully Tod Schuld zu sein. Nicht so. Er wandte den Blick nach unten und da die Männer noch immer um ihn herum standen, fiel seine Entscheidung schweren Herzens, denn eigentlich musste er jetzt bei Scully sein und sich um ihre Gemütsverfassung kümmern, anstatt irgendwo am Ende der Welt nach Antworten zu suchen, die wahrscheinlich sowieso Lügen waren. Aber vielleicht hatten diese Menschen glaubwürdigere Lügen, als die, die er bereits gehört hatte. Er stimmte zu und wurde von den Männern zu einem abgedunkelten Ford Explorer geführt und seine Reise begann.







Zur etwa selben Zeit kamen Nelson und Elias, Rebeccas Söhne, vom Baseball spielen nach Hause und rannten erstmal in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. „Oh man, Mami, Elias kann echt kein Baseball spielen!“, schrie er durch das Haus, in der Hoffnung, dass Rebecca gleich käme und ihm zuhörte, doch da erschien Vincents Mutter Betty in der Küche und lächelte Jungen mit ihren großen brauen Augen zu. Betty war etwa mittelgroß und hatte volles, graues Haar, sowie eine rundliche Figur. Elias schaute sie fragend an, aber Nelson verstand und verdrehte die Augen, „Kann Mama uns nicht einmal mehr Tschüss sagen?“, fragte er traurig und Betty nickte, „Sie musste sehr schnell los, aber sie hat versprochen euch anzurufen oder eine E-Mail zu schreiben.“ Elias nickte und klammerte sich an seiner Oma fest, während Nelson in sein Zimmer lief und laut Musik anmachte, denn er war wütend, nicht weil seine Mutter Hals über Kopf weg musste. Nein, das hatte er schon mehrfach erlebt, aber ihm machte es etwas aus, dass sie ihm nicht auf Wiedersehen gesagt hatte. Kurz darauf betraten auch Imme und Clara das Haus, da Imme Clara vom Kindergarten abgeholt hatte. Sie wusste jedoch schon davon, denn Sie war zuhause gewesen, als Rebecca die Nachricht erreicht hatte, dass sie unverzüglich weg müsse. Sie hatte es auch Clara erzählt und diese hatte angefangen zu weinen, denn sie hing sehr an ihrer Mutter. Jetzt klammerte sie sich an Imme fest und diese wusste, was sie jetzt zu erwarten hatte. Wochen, die nicht einfach werden würden. Ja, Vincents Mutter übernahm den Haushalt, aber sie mochte Imme nicht und zwar deswegen, weil sie nicht Vincents Tochter war. Ja, dieser klischeehafte Grund würde ihr in den nächsten Wochen das Leben schwer machen, denn Betty war von Anfang an dagegen gewesen, dass ihr Sohn eine Frau mit einem unehelichen Kind heiratete. Allerdings war Vincent das ziemlich egal gewesen, denn eigentlich sah er Imme als seine Tochter an.







Scully wartete. Worauf wusste sie selbst nicht genau, aber sie lag im Krankenhausbett und wartete. Vielleicht darauf, dass Mulder kommen würde und sie aufwecken würde. Dies konnte doch nicht wirklich passiert sein, denn sie kam sich vor, wie in ihren dunkelsten Alpträumen. Sie vermochte sich nicht näher mit ihrer Umgebung auseinanderzusetzen, da für sie das Geschehene ein bloßer Traum war. Denn eigentlich lag sie doch noch immer in ihrem Bett? Oder? Sie wusste es nicht, aber sie konnte nicht realisieren, was passiert war. Konnte nicht verstehen, dass jemand ihr etwas Derartiges angetan hatte. Doch Mulder kam nicht und sie fühlte sich verloren, ohne jeglichen Halt. Doch da betrat LaTrice den Raum sie schaute Scully scheu an und Scully schloss für einen kurzen Moment die Augen, das konnte doch nicht wahr sein. „Ms. Scully, ich habe etwas für Sie vorne im Eingang gefunden. Wollen Sie es lesen?“, Scully schüttelte den Kopf, als würde sie nicht verstehen, aber LaTrice half ihr. „Lesen Sie ihn, er ist von ihrem Partner.“ Sie schrak hoch und stöhnte kurz vor Schmerz auf, „Ich will ihn lesen.“, meinte sie kurz und LaTrice nickte, „Sie können jederzeit eine Schwester rufen.“, meinte sie fürsorglich und Scully lächelte, doch ihre Aufmerksamkeit galt dem Zettel, den LaTrice ihr das Bett gelegt hatte. Behutsam faltete sie ihn auseinander und begann zu lesen.







Liebe Scully,







Ich weiß, ich sollte dir das jetzt lieber nicht sagen, aber ich muss gehen, denn mit den Konsequenzen, die eintreten würden, wenn ich nicht gehen würde, könnte ich nicht leben. Aber glaube mir, ich wäre jetzt am liebsten bei dir. Du musst mit jemandem darüber sprechen, was geschehen ist. Das musst du einfach. Ich weiß, dass du das schaffst. Suche mich nicht, denn ich werde, in ein paar Wochen, wieder zurückkommen. Pass auf dich auf.



Alles Liebe, dein Mulder







Scully runzelte die Stirn und Tränen stiegen ihr in die Augen, er fuhr weg und ließ sie im Stich. Jetzt. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, ihre Gefühle veranstalteten ein Chaos in ihrem Kopf. Diese kurze Mitteilung hätte ihr selbst das Herz gebrochen, wenn sie ein einer besseren Verfassung gewesen wäre, doch die Leere breitete sich ihn ihrem Kopf auf. Am liebsten würde sie weglaufen. Weglaufen vor dieser Welt und ihren Menschen, die so grausam sein konnten, doch sie lag mit gebrochenen Rippen im Krankenhaus und außerdem wusste sie, dass sie sehr viel Blut verloren hatte, sie war nicht in der Lage wegzulaufen. So blieb sie still liegen, aber nun wusste sie, dass dies kein Traum war. Nein, es war kein Traum, dies war die bittere Realität.







Mulder wusste nicht genau, wo er war, aber dennoch hatte er sich alles viel schlimmer vorgestellt. Dies waren keine Terroristen und er war sich nicht einmal sicher, ob es wirklich schlechte Menschen waren, denn sie behandelten ihn eigentlich wie jemanden aus den eigenen Reihen. Jetzt saß er im Flugzeug und starrte herunter. Überall nur Land, ja sie flogen über die USA in Richtung Osten. Liang, ein Asiat, der ihn mit erpresst hatte, saß in seiner Nähe und wollte ein Gespräch beginnen, doch Mulder gab sich einsilbig. Er fühlte sich eingesperrt, seiner Freiheit beraubt. „Was wollen sie von mir?“, meinte er barsch und Liang Satio schaute ihn, die weißen Zähne bleckend, an. „Sie suchen schon so lange. Wir haben das, wonach Sich suchen!“ Mulder verstand nicht ganz, „Warum wollen Sie mir es denn zeigen?“, „Weil das eine Art Angebot ist.“ Mulder schüttelte aufgebracht den Kopf, „Ich werde mich nicht benutzen lassen.“, meinte er wütend und Liang lächelte über seinen Kopf hinweg, „Sie werden es verstehen. Aber nicht jetzt und ich werde es Ihnen auch nicht erklären. „Wer wird es mir denn erklären?“, fragte er noch immer aufgebracht. „Es wird Ihnen jemand erklären, dem sie vertrauen.“, er schüttelte den Kopf, „Es gibt nur eine Person, der ich vertraue und sie liegt wegen Ihnen im Krankenhaus.“ Liang schüttelte den Kopf, „Sind Sie sich sicher?“, Mulder nickte, „Ja, es gibt keinen Menschen, außer ihr, dem ich vertraue.“, seine Stimme klang gereizt, denn er war müde, da er seit über vierundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen hatte. Deshalb lehnte er sich an den Sitz und schlief ein, er hatte keine Angst davor, dass diese Leute ihm etwas zuleide tun würden, während er schlief, denn irgendwie schienen sie etwas von ihm zu wollen. Aber er schlief unruhig. Träumte von Scully und von seiner Schwester. Er wusste nicht, was das zu bedeuten hatte.







Nach einer Weile betrat LaTrice wieder Scullys Krankenzimmer und sie lächelte scheu. „Der Zettel ist von ihrem Partner, oder?“, fragte sie und Scully nickte mit Tränen in den Augen, „Ja, das ist er.“ Sie blieb stumm und versuchte nachzudenken. Ja, sie dachte daran, wo Mulder wohl sein könnte. Dann schluckte sie hart und wand sich wieder zu LaTrice, die noch immer im Raum stand, „Ich muss meine Mutter anrufen.“







Als Mulder wieder erwachte, saß Liang noch immer am Fenster, aber in der Zwischenzeit hatte er ein Buch ausgepackt und las. Mulder räkelte sich unauffällig und fragte dann, „Hey, wo fliegen wir eigentlich hin?“ Liang lächelte kurz und meinte dann, „Wir sind in Russland und sind bald da.“ Er schluckte, seiner Erinnerungen an Russland waren nicht die angenehmsten. Er schaute nach draußen und erblickte, die weite, leere Taiga, ja, dies war Russland. War dieses Land in seiner Abgeschiedenheit nicht der beste Ort für eine derartige Organisation. Niemand, der Fragen stellte, wenn man nur genug zahlte und vor allem weit und breit keine Menschenseele. „Warum Russland?“, fragte er sporadisch und Liang grinste, „Ich bin mir sicher, die Antwort kennen Sie bereits.“ Das Flugzeug setzte zur Landung an und sie schnallten sich an.







Das erste, was Mulder bemerkte, als er den festen Boden betrat, war die Kälte, denn hier herrschte ein ganz anderes Klima, als im milden Washington D.C.. Er fror und Liang warf ihm einen Mantel zu, „Den werden Sie brauchen!“, doch er erblickte schon einen gewaltigen Gebäudekomplex, der aus der kargen Landschaft herausragte. Ein Teil davon sah aus, wie eine alte Kaserne, während andere wie moderne Bürohäuser wirkten. Mulder erspähte hinter einem der Häuser einen Wald, der sich über mehrere Kilometer erstreckte. Eine junge Frau trat ihnen entgegen, als sie das Hauptgebäude betraten. Sie wirkte klein und zierlich und ihre dunkelblonden Locken wippten fröhlich vor sich hin. Sie trug ein blaues Kostüm und dazu passende Pumps. Alles in Allem wirkte sie wie eine Empfangsdame. „Guten Tag!“, begrüßte sie die Neuankömmlinge auf Englisch. Iwan, Liang und Lasse, die Männer die Mulder erpresst hatten standen hinter ihm und die Frau stellte sich vor, „Ich bin Stacy Kellen, wenn Sie mir bitte folgen würde, Agent Mulder.“ Mulder schaute sie überrascht an. Er wurde etwas durch das Gebäude geführt und es kam ihm vor, als wäre er in einer großen Universität. Manchmal erblickte er ein paar Jugendliche, oder Menschen um die zwanzig. Es war verwirrend und oft genug sollte er sich noch fragen, was das hier war.







Scully war wieder zu Hause. Ihre Mutter hatte sie aus dem Krankenhaus abgeholt und sie nach Hause gebracht. Doch irgendwie kam es ihr unheimlich vor. Nicht das sie ihrer Mutter davon etwas sagen wollte. Nein, es war nur komisch an den Ort zurückzukehren an dem ihr soviel Leiden angetan worden war. Als sie aber ihr Schlafzimmer betrat, musste sie unwillkürlich lächeln. Ja, hier war alles blitzblank geputzt und sie wusste, wer das getan hatte. Maggie Scully stand hinter ihr und schaute ihr zu. Sie hatte viel Besorgnis durchstehen müssen. Zum einen, da Scully nicht darüber sprach, was passiert war. Sie mied dieses Thema konsequent, doch Maggie hatte es von LaTrice erfahren, sie wusste halbwegs, was ihre Tochter erlebt hatte und am liebsten würde sie sie dazu drängen darüber zu reden, doch sie tat es nicht. Wenn Dana reden wollte, wusste sie, dass sie jederzeit zu ihr gehen konnte, aber solange sie nicht wollte. Scully blieb wortkarg. Sie redete nur das Nötigste und möglichst nicht mehr. Sie wollte vergessen und das Geschehene hinter sich lassen. „Dana, wenn du irgendetwas brauchst, dann ruf mich an.“ Sie drehte sich um und Tränen standen in ihren Augen. Nickend antwortete sie, „Ich weiß Mom. Vielen Dank, aber ich würde jetzt gern allein sein.“ Maggie nickte und umarmte ihre Tochter zum Abschied. Sie merkte genau, dass Dana es nur zuließ, weil sie ihre Mutter war. Dann ging sie zur Tür und verließ die Wohnung. Nachdem ihre Mutter gegangen war, lehnte sie sich gegen die Wand und atmete tief durch; sie wollte jetzt auf keinen Fall heulen. Diese Hilflosigkeit gegen die Gefühle, die in ihr aufstiegen, nahm ihr fast den Atem. Sie wollte nicht schwach sein, wollte nicht von ihrer Scham überrannt werden. Sie sank an der Wand herunter und in sich zusammen, kämpfend.



Am liebsten wäre sie jetzt weggerannt. In den Wald, gerannt, immer weiter und weiter, bis sie nichts mehr spürte, außer der Erschöpfung ihrer Glieder, doch sie konnte nicht. Die Blockade, die sich um sie herum gelegt hatte war zu stark um sie mit der Idee einer Sekunde zu durchbrechen. Langsam strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht und es standen ihr Tränen in den Augen. Sie wollte kämpfen, um ihre Stärke, doch sie konnte nicht.







Kämpfe!



Gib nicht auf!



Du weißt nicht,



was auf dich zukommen wird,



es ist,



soviel besser,



als dies hier,



denn, wer aufgibt hat verloren.



















Mulder wurde noch immer von Stacy herumgeführt, sie lächelte verschiedenen Leuten auf dem Weg zu und er musste manchmal unwillkürlich mitlächeln. Er hatte das Gefühl, dass man hier nach den Geboten des Zusammenlebens lebte, denn es war eine wirklich freundliche Atmosphäre. Die Menschen lächelten viel und Mulder fragte sich, wie wohl die Rückseite der Medaille aussah. Einmal sah er eine Gruppe Kinder, ja sie waren höchstens zwölf Jahre alt, die sie freundlich grüssten. Er wunderte sich immer mehr, bis Stacy ihn offen ansprach, „Sie wundern sich, Agent Mulder?“ Mulder nickte, „Hhm“, meinte er präzise und Stacy grinste. Er war mit seinen Gedanken nicht anwesend, sie verweilten bei Scully, wie es ihr jetzt wohl erging? Er wurde hier von einer recht attraktiven Blondine herumgeführt, während sie sich ihren Dämonen stellen musste. Das war nicht fair. Doch er wusste auch warum er das hier tat. Letztendlich tat er es für sie, für ihr Leben, obwohl er nicht mehr glaubte, dass sie Scully wirklich umgebracht hätten. Aber irgendwie konnte er sich das doch vorstellen, da das doch irgendwie ins Muster passte. „Was wollen Sie eigentlich von mir?“, meinte er nachdem sie schon etwas herumgewandert waren. „Ich bin nicht befugt Ihnen das zu sagen, dass wird jemand anders machen. Mulder schluckte, dies hier war offene Geheimnistuerei.







Am liebsten hätte Scully sich den ganzen Tag im Bett verkrochen, doch sie wusste, dass das keine Lösung war, deswegen war sie am nächsten Tag morgens aufgestanden und hatte erstmal geduscht. Eigentlich hätte sie auch etwas essen müssen, doch sie hatte keinen Hunger und vor allem keinen Appetit. Nun saß sie in ihrem Wohnzimmer und schaute trübsinnig in die Welt. Sie war noch die nächsten eineinhalb Wochen krank geschrieben und saß nun untätig zuhause herum, doch sie musste etwas tun. Sie würde auf noch viel schlimmere Gedanken kommen, wenn sie hier herumsaß und nichts machte. Doch das sollte nicht passieren, denn pünktlich um drei Uhr am Nachmittag klingelte es an der Tür und Scully schritt, um sie zu öffnen, sie wunderte sich über sich selbst, da sie schon viel besser laufen konnte und außerdem sah sie kurz in den Spiegel, ja, man sah ihre Wunden im Gesicht noch etwas, aber lange nicht mehr so doll. Zudem hatte sie schon mehr Farbe als gestern bekommen. Kurz schaute sie durch den Spion und erblickte ein großes, braunhaariges Mädchen, Imme. Sie öffnete die Tür und sah Imme vorsichtig an, das Mädchen hatte einen Blumenstrauß in der Hand, den sie ihr hinhielt. „Dana, der ist für dich!“, meinte sie fröhlich und Scully lächelte müde über soviel kindliche Freude. „Schön, willst du kurz reinkommen?“, fragte sie und Imme nickte, „Sehr gern, ich muss dir etwas erzählen.“ Scully nickte und Imme trat ein. Still wanderten sie durch die Wohnung und Scully stellte die Blumen ins Wasser. „Ich weiß, dass dein Partner weg ist.“, meinte sie gleichgültig, „Mami ist auch weg und drüben hat der Drachen das Kommando übernommen.“ Sie setzten sich aufs Sofa und Scully traten die Tränen in die Augen. „Ja, er ist weg.“, meinte sie traurig und Imme schaute sie aufmerksam an, „Er ist genau zu dem Zeitpunkt gegangen, an dem Mami auch gegangen ist.“, stellte sie fest, „Sie werden wiederkommen. Alle beide.“ Scully nickte und schaute nach draußen, „Warum bist du hier?“, fragte sie nach einer Weile und Imme lächelte, „Ich kann nicht mit ansehen, wie du dich fühlst.“ Scully lachte bitter auf, „Du verstehst doch gar nichts, du bist ein Kind.“, meinte sie leise, aber Imme fühlte sich nicht angegriffen, „Ich weiß nicht genau, wie du dich jetzt fühlst. Aber ich spürte drüben, dass du ziemlich dunkle Gedanken hattest. Du dachtest daran, dich selbst zu töten und das kann ich einfach nicht zulassen. Du verdienst das nicht.“ Scully schaute den Teenager verdutzt an, „Die Gabe meiner Mutter.“, meinte sie knapp. „Du hörst dich an wie mein Partner. Er hätte eben etwas Ähnliches gesagt.“ Imme fuhr sich mit der Hand über die Stirn, „Ich weiß, wie das ist, wenn man keinem etwas erzählen kann. Vincents Mutter behandelt mich nicht gut, weil ich nicht seine Tochter bin.“ Scully schaute auf den Boden und meinte dann stockend, „Warum ist Rebecca weg?“ Imme legte den Kopf schief und formte dann die Worte, „Ich weiß nur, dass sie in Russland in einer geheimen Einrichtung der Regierung arbeitet.“ Scully zog die Stirn kraus, „Und diese Einrichtung arbeitet mit Alien DNA,“, spöttelte sie und Imme schüttelte den Kopf, „Nein, sie bilden Leute aus, die gegen die Aliens kämpfen.“ Scully schaute sie weiter ungläubig an, „Woher weißt du das?“, Imme lächelte geheimnisvoll, „Ich habe das Kennwort für ihren Computer.“ Scully verdrehte die Augen, „Weißt du Imme, wenn ich jetzt normal wäre, würde ich dich für verrückt erklären.“, „Du bist aber nicht normal, ich habe mir mal deine Dateien angesehen.“ Scullys Gesichtsausdruck wandelte sich von ungläubig in wütend. „Was? Es gibt Dateien über mich?“ Imme nickte, versuchte aber nicht Scully zu beruhigen, „Es gibt über jeden US Amerikaner eine Datei, aber bei dir steht drin, dass da die „anderen“ Test an dir durchführt haben.“ Scully nickte traurig, „Ja, ich bekam Krebs und wurde unfruchtbar.“



Imme nickte, „Tut mir leid. Aber es gibt bestimmt einen Weg ein Baby zu bekommen, wenn du willst. Übrigens, Mami erwartet Zwillinge.“ Scullys Augen wurden feucht. „Dann hat sie ja sechs Kinder.“, stellte sie fest und Imme nickte, „Das ist aber auch nicht leicht für sie.“ „Ich kann es kaum glauben, was du mir da eben gesagt hast.“ Imme schüttelte den Kopf und plötzlich stiegen ihr Tränen in die Augen, „Ich weiß, ich sollte mich nicht beklagen, nachdem, was dir zugestoßen ist, aber, wer mein Vater ist, steht da nicht drin.“ Scully nickte und plötzlich viel es ihr wie Schuppen von den Augen. Dieser verträumte und dennoch leidenschaftliche Gesichtsausdruck und diese brauen Haare, die sie nicht zuordnen konnte. Die große Gestalt. Natürlich all diese Merkmale passten auf hunderttausende von Amerikanern, aber der Ausdruck in ihren Augen, sie kannte nur einen Menschen, der mit dem mithalten konnte; Mulder. Sie stotterte, „Ich glaube ich weiß, wer dein Vater ist.“ „Wer?“, Imme schaute sie begierig auf die Antwort an, „Mein Partner, Fox William Mulder.“ Imme schüttelte den Kopf und schaute sie verwirrt an, „Warum?“, Scully fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Langsam wurde ihr klar, was das hieß. Mulder war mit Rebecca zusammen gewesen und sie hatten vor etwa fünfzehn Jahren dieses Mädchen gezeugt, doch sie war sich sicher, dass Mulder nichts davon wusste. Sehr sicher. „Du hast seinen Blick.“, meinte sie verträumt und dann drehte sie sich zu Imme, „Ich könnte einen Vaterschaftstest machen lassen. Aber eigentlich brauchen wir das nicht.“ Imme konnte es nicht glauben und ihre grünen Augen schauten sie zweifelnd an, „Warum bist du dir so sicher?“ Scully schaute sich Imme genau an. „Weil ich das spüre.“, meinte sie lächelnd, wissend, dass das eine vollkommen untypische Antwort ihrerseits war. Ja, und Scully war sich sicher, vollkommen sicher. Diesmal brauchte sie, entgegen aller Überzeugungen keine Beweise, denn, wenn dieses Mädchen einen Vater hatte, konnte es nur er sein.







Schließlich brachte Stacy Mulder zu einem Büro, das in der obersten Etage lag. Sie klopfte an, „Mr. Oldman, hier ist er.“, meinte sie und Mulder betrat bedachtsam das Büro, ein älterer, glatzköpfiger Mann, saß hinter einem Schreibtisch und lächelte ihn ehrlich an. „Setzen Sie sich!“, wies er Mulder an und er befolgte die Anweisung, wie ein kleiner Junge, der darauf hörte, was sein Vater sagte. „Warum bin ich hier?“, fragte Mulder ihn direkt und er lächelte weise. (Eine Mischung aus Dumbledore und Picard, diese Klammer nachher löschen, Sarah) „Nun, wir wollen Ihnen ein Angebot machen!“, kam es aus seinem Munde und Mulder schaute ihn aufmerksam an, „Was wollen Sie von mir?“, meinte er ungehalten. „Zuerst einmal möchte ich mich vorstellen, ich bin Gerald Oldman und ich brauche eigentlich ihre Hilfe. Ich habe Sie beobachtet.“ Mulder schüttelte den Kopf, „Meine Partnerin und ich werden dauernd beobachtet, in unserem Büro war sogar einmal eine Überwachungskamera.“, „Ich habe Sie beobachtet, weil Sie der Sohn Spenders sind. Spenders Konsortium ist alt.“ Mulder verdrehte die Augen, „Arbeiten Sie mit diesem Schwein zusammen?“, fragte er wütend. Oldman schüttelte den Kopf, „Spender geht über Leichen und er arbeitet mit den Außerirdischen zusammen.“ Mulder nickte, „Haben Sie mir auch noch etwas zu sagen, das ich noch nicht weiß?“ Er nickte und seine halbmondförmige Lesebrille schwippte mit, „Ja, es gibt die Art von Außerirdischen, die die Erde kolonisieren wollen. Aber es gibt auch, ob Sie es glauben oder nicht, friedliche Außerirdische, die uns helfen wollen, gegen sie zu kämpfen. Deswegen diese Einrichtung. Wir bilden hier Menschen aus, die ein verbessertes genetisches Potenzial haben. Sie können hier gegen die Außerirdischen kämpfen und den Menschen helfen.“ Mulder schüttelte den Kopf, „Sie sind verrückt!“, „Wirklich? Haben Sie sich umgesehen? Sieht das hier wirklich nach einem Haufen bekloppter aus? Was meinen Sie, wie könnte sich so ein Haufen bekloppter denn finanzieren? Alles, was wir wollen ist Ihnen ein besseres Leben anzubieten. Ein Leben in einer Welt, in der Sie nicht der einzige sind, der an Aliens glaubt.“ Mulder hatte ihm aufmerksam zugehört und jetzt wurde ihm klar, wovon dieser Mann überhaupt sprach, „Warum können Sie es nicht der ganzen Menschheit sagen?“, fragte er und Oldman lächelte, „Wie würden Sie als Ottonormalverbraucher reagieren, wenn es heißt, dass genetisch veränderte Männer und Frauen herumlaufen und Außerirdische Raumschiffe und Kopfgeldjäger jagen? Das würde doch eine weltweite Panik auslösen, oder?“ Mulder nickte schließlich, denn die Argumente Oldmans waren gut, „Außerdem kennen Sie jemanden, der seine halbe Jugend hier verbracht hat.“, Er nickte schließlich, „Rebecca, sie ist genetisch manipuliert?“ Oldman nickte und meinte dann, „Ja, ich will nicht abstreiten, dass es unter normalen fragwürdig ist, dies zu machen, aber wann sind die Umstände jemals normal?“ Er schluckte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Was wollen Sie nun genau von mir?“, fragte er hartnäckig. „Arbeiten Sie für uns. Helfen Sie uns unseren Planteten zu beschützen. Ich habe mitbekommen, wie Sie ihre Partnerin aus dem Raumschiff gerettet haben. Diesen Mut sich für die Sache einzusetzen, an die man glaubt, kann man nicht mit gentechnischer Manipulation erreichen.“ Bei dieser Vorstellung musste Mulder innerlich lächeln, diese gesamt Aktion hatte er doch nur gemacht, weil es Scully gewesen war. Die Kraft der Liebe, die er für sie empfand hatte ihn dazu angestiftet das zu tun. „Lassen Sie die X-Akten fallen, mit Ihnen erreichen Sie nur, dass sich ein paar Leute tierisch über Sie aufregen. Wenn Sie mit uns arbeiten, könnten Sie „den“ und den Außerirdischen richtig schaden.“, „Also als Resümee, Sie bieten mir an, das ich sehr viel mehr erreichen kann, wenn ich für Sie arbeite, als wenn ich für das FBI arbeitete. Und Scully? Was ist mit ihr?“ Oldman legte den Kopf schief und meinte dann, „Sie könnte dasselbe machen, wie Sie, oder sie arbeit im Labor und entwickelt einen neuen Impfstoff.“ Mulder musste unwillkürlich grinsen, dieser Mann wusste wirklich alles über das, was sich paranoid nennt. „Ich kann Ihnen eines versichern, Agent Mulder, ihr Leben wird sehr viel ruhiger und unblutiger werden.“ Da klopfte es an der Tür und Oldman rief, „Hey, Rebecca, Sie können ruhig hereinkommen.“ Unterdessen trat sie ein und schaute etwas verwundert auf Mulder, dann aber kam sie auf ihn zu und begrüßte ihn, „Hallo, Fox!“, lächelte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter, „Das ist aber nett von Ihnen, Sir, dass Sie Agent Mulder jetzt wegholen.“, meinte sie zynisch und setzte sich dann auf den Sessel neben Mulder, „Warum hat Morris das getan?“, fragte sie Oldman zwischendurch und schaute sie ernsthaft an, „Weil es für diese Splittergruppe, der Morris und Alex angehören nur eine Chance gibt; sie müssen Scully zum aufgeben zwingen und dann würden Sie doch auch nicht mehr kämpfen oder?“ Mulder schluckte hart, welch tolle Frage, wenn er jetzt sagen würde, dass sein Leben und seine Arbeit ohne sie keinen Sinn machten, würde er ganz offen seine Liebe gestehen. Doch was war eigentlich so schlimm daran, dass er sie liebte? Nur weil es gegen die Regeln des FBI war? „Ja, ohne sie würde ich nicht weitermachen.“, die ehrliche Antwort. Rebecca zog die Augenbrauen hoch und grinste, wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland. „Kann ich wieder zurück nach Washington D.C., wenn hier alles geklärt ist?“, fragte Mulder und Oldman nickte. „Ja.“, meinte er kurz angebunden. Mulder unterschrieb noch ein Formular und dann verließen Mulder und Rebecca den Raum. Draußen im Flur begann ein angeregtes Gespräch, „Du hast mir nie erzählt, dass du genetisch aufgewertet bist.“, meinte er flapsig zu Rebecca und diese schaute nur auf den Boden, „Nein, habe ich nicht. Ich war immer anders und wollte nie anders sein.“ Mulder nickte, „Wann können wir zurück nach D.C.?“, Rebecca fasste sich an die Stirn, um nachzudenken, „Morgen um sechs Uhr früh. Soll ich dir noch irgendetwas hier zeigen?“ Mulder nickte, „Ich möchte eine Antwort auf die Frage, warum geschieht das alles, warum ist Scully entführt worden und warum wollen die Außerirdischen unseren Planeten.“ Rebecca lächelte und schluckte dann schwer, „Für Scully hätte man auch jede x-beliebige Amerikanerin nehmen können. Sie war nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Sie brauchen Testobjekte, das ist eine ziemlich üble Sache.“ Irgendetwas hatte sich in Mulder verändert, eigentlich wäre er jetzt an die Decke gegangen, doch er hörte ihr ganz normal zu und meinte dann, „Sie hat es überlebt.“ Rebecca nickte und hakte sich bei Mulder ein. Rebecca führte ihn etwas herum, bis sie in ein Gewächshaus kamen und sie sich sofort nach ein paar Blumen umdrehte. Sie schimmerten in allen möglichen Farben und ein süßer Duft ging von ihnen aus. Zart berührte sie eine Rose und meinte dann, „Samantha ist tot. Sie haben sie getestet und sie ist dabei gestorben.“, ganz leise, wie ein Windhauch kam es von ihren Lippen und dann blickte sie auf zu ihm. Er hatte Tränen in den Augen und versuchte diese zurückzuhalten. Doch Rebecca umarmte ihn sanft und versuchte so seine Tränen zu besänftigen. Mulder spürte den warmen Frauenleib, der so ganz anders war, wie Scullys, viel weiblicher und kleiner. Nach einer kurzen Zeit lösten die beiden sich und Mulder schaute sie fragend an, „Du warst zehn, als du deine gesamte Familie verloren hast.“ Sie nickte und meinte dann leise, „Ja, ich habe sie verloren, meine Mutter, meinen Vater und auch meine Schwester. Damals war ich so abgehärtet, dass mich nichts mehr gestört hat. Ich bin so zäh dadurch geworden.“ Beide lächelten und gingen noch etwas durch das Gewächshaus.



Scully war wieder allein, Imme war gegangen, da sie noch Hausaufgaben zu machen hatte. Scully konnte es nicht glauben, aber es musste wahr sein. Rebeccas Tochter war gleichzeitig auch Mulders Tochter. Es war so surreal, wenn sie sich vorstellte, dass sie den Nachmittag mit der Tochter ihres Partners verbracht hatte. Nicht das diese Tatsache unbedingt surreal war, aber er wusste noch nichts davon, dass er vor ungefähr fünfzehn Jahren ein Mädchen gezeugt hatte, dem Rebecca den Namen Imme gegeben hatte, und da war noch etwas, Imme hatte Rebecca ihren zweiten Namen verraten und jetzt gab es eigentlich keinen Zweifel mehr, denn er lautete; Samantha. Doch der Adrenalinstoß und die Verwunderung über diese Tatsache ließ langsam nach und sie fühlte sich wieder schlechter, er war so, als würde sie in ein Loch fallen, wenn sie allein war. Sie hatte sich relativ gut gefühlt, als Imme bei ihr gewesen war. Doch jetzt kam der Schmerz in ihr hoch, zog herauf und schien sie völlig in Beschlag nehmen zu wollen. Schnell zog sie sich um und schlüpfte ins Bett, sie wollte diesen Gefühlen entrinnen.



Doch mitten in der Nacht erwachte sie schweißgebadet, denn ihre Alpträume raubten ihr den Schlaf, sie lag in ihrem Bett und gestattete es sich noch immer nicht zu weinen, aus Angst, dass sie, wenn sie es erst einmal raus ließ, es nicht mehr kontrollieren könnte. So lag sie da und hatte Angst vor ihren eigenen Gefühlen. Ja, sie war noch nie ein Mensch großer Emotionen gewesen. Sie hatte Angst davor sie zuzulassen, Angst davor, dass die Leute sie als Schwach einstufen könnten. So lag sie die ganze Nacht wach, bis sie morgens das Telefon aus dem Schlaf holte, es war Imme, „Tschuldigung, dass ich dich geweckt habe, aber Mami und dein Partner kommen heute um siebzehn Uhr am Flughafen an. Wollte ich dir nur sagen.“



Scully räusperte sich, „Hat Rebecca bei dir angerufen?“, fragte sie, „Ja, hat sie, willst du es deinem Partner gleich auf die Nase binden, dass ich seine Tochter bin?“, fragte sie neugierig, „Nein, ich werde erst mal mit deiner Mutter ein Hühnchen rupfen.“, zischte sie und dann verabschiedeten sich die beiden.







Mulder und Rebecca bestiegen das Flugzeug, das sie zurück nach Washington D.C. bringen würde, um kurz vor sechs Uhr am Morgen. Mulder war noch etwas verschlafen, während Rebecca, die eigentlich keinen Schlaf brauchte, schon wieder hellwach war. Am liebsten hätte sie jetzt wohl losgeplappert, aber sie nahm Rücksicht auf die anderen Leute, die um sechs noch keine blendende Laune hatten. Sie schnallten sich an und pünktlich um sechs startete das Flugzeug. Rebecca hatte sich ein Buch aus der Tasche genommen und begann zu lesen, Mulder schaute sich das Cover an und meinte dann lachend, „Du liest wohl immer die Bücher deiner Kinder!“, Sie schaute ihn böse an und meinte dann, „Nein, lese ich nicht, ich halte es nur für Verschwendung, wenn ich mir die Erwachsenen Version von, Harry Potter und der Gefangene von Askaban kaufe.“ Auf einmal spürten sie eine riesige Explosion und die Detonation ging allen im Flugzeug durch Mark und Bein. Eine Frau schrie auf und bedeckte das Gesicht ihres Kindes mit ihrem Pullover. Rebecca, die am Fenster saß, schaute raus und sah, wie der gesamte Gebäudekomplex unter ihnen in Flammen aufgegangen war. Alles brannte, selbst, der Wald rund herum brannte lichterloh. Sie schrie nicht sondern machte nur ein betroffenes Gesicht. „Ich glaube dein Vertrag ist hinfällig, Fox.“, er beugte sich vor und sah auch, dass alles Im Begriff war abzubrennen. „Sie zerstören schon wieder Beweise.“ Rebecca konnte in seinen Augen sehen, dass er so wütend war, wie ein kleines Kind, dem man versprochen hatte, dass es ein Eis bekam, das Versprechen man jedoch nicht eingehalten hatte. Er tobte und in seine Augen sah sie die Leidenschaft, mit der er für diese Sache kämpfte. Imme, irgendwann musste sie beiden die Wahrheit sagen. Am liebsten wäre er aufgestanden und hätte irgendetwas zerstört, doch sie hielt ihn zurück und beschwichtigte ihn, in dem sie ihm eine Hand auf den Arm legte, Es gibt wichtigeres, Fox. Rebecca nickte und meinte dann, „Ja, wie immer. Aber diese Einrichtung hat es zumindest fünfunddreißig Jahre geschafft. Es wird weitergehen, aber nicht so.“ Mulder nickte und meinte dann, „Es ist immer das gleiche.“







Die gesamte Familie Parker und Scully warteten ungeduldig auf das Flugzeug aus Russland, sie saßen zwar, aber irgendwie war es doch schwer die Jungen zusammenzuhalten. „Dad, wir wollen und hier etwas umsehen. Lias und ich.“ Nelson war zwar schon elf Jahre alt, aber er war durchaus in der Lage sich in einem Flughafen zu verlaufen, oder irgendwelchen Mist anzustellen. „Geht, aber passt auf.“, meinte Vincent nur, denn er wollte sich jetzt nicht vor allen Leuten mit Nelson streiten. Clara saß bei Scully auf dem Schoß und obwohl sie schon lesen konnte, las Imme ihr aus einem Buch vor, Astrid Lindgren Märchen, in der deutschen Fassung. Ja, da Rebecca eine Deutsche war, konnten ihre Kinder alle sehr gut deutsch. Das Spiel ging so, Imme las auf Deutsch vor und Clara übersetzte den Satz für Scully ins Englische, da Scully nur noch ein paar Brocken Deutsch konnte. Scully fand es durchaus lustig mit den beiden Kindern Stück für Stück „Die Elfe mit dem Taschentuch zu lesen“, sie freute sich darüber, dass diese Mädchen soviel Spaß an einfachen Dingen hatten. Vincent saß daneben und las die Financial Times. Er wartete auf seine Frau und studierte dabei die neuesten Börsenkurse. Schließlich kam Rebecca, dich gefolgt von Mulder durch die Schleuse. Clara krabbelte von Scullys Schoß und lief ihrer Mutter entgegen, dass die blonden Locken nur so wippten. Rebecca öffnete die Arme und nahm ihre Kleinste auf den Arm. Gleich danach kamen auch die Jungen und Imme, sie wurde regelrecht bestürmt.



Mulder hingegen kam auf Scully zu und schaute ihr fest in die Augen, bevor er ihr Lächeln sah und sie zärtlich umarmte. „Na, wie geht es dir?“, flüsterte er ihr ins Ohr, doch sie sagte gar nichts und genoss seine Umarmung. Dann löste Scully sich von ihm und ihre Augen bekamen einen kämpferischen Ausdruck. Rebecca kam zu ihnen und legte Scully ihre hand auf die Schulter, doch sie drehte sich weg und meinte dann zu ihr und Mulder, „Ich glaube, dass du zwei Leuten hier etwas erklären musst, oder?“, ihre Stimme klang kühl und stark. Mulder fragte sich, was in sie gefahren war, doch als er ihr einen, „So rede doch mit mir!“ Blick zuwarf, schaute sie ihn an und schüttelte den Kopf. Auch Vincent schien aufmerksam geworden, und schaute seine Frau fragend an. Imme hingegen zwinkerte Scully zu und versteckte ihren Mund, da sie neben Clara hockte, in ihren Locken. Ansonsten hätte sie nämlich einen Lachanfall bekommen. Rebecca schaute Scully ergründend an, sie wusste nicht, was Scully von ihr erwartete. Doch Scully gab ihr einen Tipp, „Wahrheit“







Wahrheit ist das,



was auf Tatsachen beruht.



Jessica







Rebecca forschte in ihrem Gehirn und ihr Blick verfinsterte sich. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. „Komm` Imme“, meinte Scully und Imme folgte ihr, mit Clara an der Hand. Mulder stand daneben und fragte sich, was das zu bedeuten hatte. Er wusste nicht, ob er hier bleiben oder Scully folgen sollte. „Viel Spaß beim diskutieren, Mama und Dad.“, rief sie und Vincent wunderte sich, da Imme ihn schon lange nicht mehr Dad nannte, sie nannte ihn Vince. Doch für Rebecca war dies der Wink mit dem Zaunpfahl und sie verlor etwas an Farbe. „Nelson, Lias, geht mal zu Imme.“ Die Jungen hetzten kichernd ihrer Schwester hinterher. Scully, Imme und Clara bogen um die Ecke und als außer Hörweite waren, fing Imme an zu lachen. Scully grinste. „Das hast du echt gut gemacht, Dana!“



Rebecca steckte in Klemme. „Schön“, sie holte tief Luft, „Warum auch nicht. Fox, erinnerst du dich noch an den 5. Mai 1984? Das war das Wochenende an dem mein Adoptivvater sechzig geworden ist. Wir waren alle eingeladen.“ Mulder überlegte nicht lange, er rechnete schnell, „Wie alt ist deine Tochter?“ Rebecca zögerte nicht, „Sie ist am 13. Januar vierzehn geworden.“ Mulder nickte und meinte dann trocken, „Schön, das ich auch mal informiert werde. Aber ich glaube dir nicht.“, Rebecca hielt ihn zurück, „Schau sie dir an oder mach einen Vaterschaftstest. Du bist der Vater. 1984 warst du in England, außerdem hattest du eine Freundin, diese Diana Fowley. Ich wollte dir deine Zukunft nicht zerstören.“ Mulder nickte und er verstand sogar, dass sie ihn hatte schützen wollen, „Ja, und die letzten Tage? Hat deine Tochter denn nie gefragt?“ Sie gestikulierte mit ihren Händen in der Luft herum, „Doch sie hat, aber ich wollte dir nichts kaputtmachen. Für dich waren Kinder doch immer nur eine Last. Außerdem hat sie einen Namen, sie heißt Imme Samantha, das war der Wink mit dem Zaunfahl für Dana.“ Rebecca war wütend und außer sich. „Was erwartest du jetzt von mir?“, fragte er und Rebecca spürte Vincents Hände auf ihren Schultern. „Nichts, wenn du willst, kannst du mit ihr reden und sie kennen lernen, aber wenn du nicht willst, dann nicht.“, Mulder nickte und ging. Rebecca atmete tief durch und Vincent nahm sie in seine Arme, „Komm´ mein Mädchen, sammeln wir unsere Bagage ein und fahren wir nach Hause.“ Rebecca nickte und küsste ihn sanft auf den Mund.







Mulder und Scully fuhren in ihre Wohnung und setzten sich auf ihr Sofa, um zu reden. Scully wusste, dass Mulder von ihr erwartete, dass sie ihm erzählte, was sie fühlte, wie es ihr ging, doch Scully wollte genauso wissen, was er davon hielt Vater zu sein. Er schaute sie sanft an und wollte seine Frage stellen, doch Scully war schneller, „Imme ist deine Tochter.“, meinte sie und Mulder lächelte. „Vermutlich. Aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll, dass mir Rebecca es nur gesagt hat, weil du ihr keine Wahl gelassen hast.“ Scully schüttelte den Kopf, „Das war Immes Idee und ich wollte, dass du es weißt.“ Er nickte und legte seine Hand auf seine Stirn, „Wie ist sie?“, fragte er plötzlich und Scully lächelte. „Sie ist einfühlsam und ruhig, aber sehr intelligent und neugierig. Sie ist dir ähnlich.“ Als er ihr antwortete klang seine Stimme warm, „Meinst du ich sollte etwas Zeit mit ihr verbringen?“ Scully nickte heftig, „Auf jeden Fall, sie verdient es ihren Vater zu kennen zu lernen.“ Mulder griente, „Ich bin aber ein sehr schlechtes Vorbild, ich kann sie doch nicht in meine Wohnung kommen lassen, dann muss ich ja meine Videos…“ Er sah, wie ihr Blick glasig wurde, als hätte dieser eine Satz etwas in ihr bewegt. Er wusste sofort, was er falsch gemacht hatte, er hatte sie daran erinnert, was ihr in jener Nacht vor drei Tagen passiert war. „Tut mir leid“, murmelte er und strich ihr langsam über den Arm. Sie nickte, ihr Blick noch immer starr, ihre Antwort hielt einen Schwall Tränen zurück und Mulder legte behutsam seinen Arm um sie. „Es geht mir recht gut, solange ich unter Menschen und abgelenkt bin.“, stammelte sie, die Tränen zurückhaltend. Mulder nickte und zog sie näher zu sich heran. „Du solltest reden.“, meinte er und sie schaute ihn mit feuchten Augen an. „Lass´ die Tränen heraus. Es ist nichts Verwerfliches an Gefühlsregungen.“, „Ich habe Angst, dass ich die Gefühle nicht mehr stoppen kann, wenn ich sie zulasse.“ Er schaute sie fragend an, „Du musst es jemandem erzählen, wenn du es nicht mir erzählen willst, oder kannst, ist es okay, aber du musst jemanden finden, dem du es erzählst.“ Sie nickte und meinte dann, „Es tut so weh, mich zu erinnern, es ist so, als würde ich alles das noch mal durchleben.“ Behutsam strich er ihr ein paar Haare aus der Stirn, „Ich weiß. Aber willst du immer zusammenschrecken, wenn du auch nur das Wort Video aus meinem Munde hörst?“ Sie schüttelte den Kopf und plötzlich rannen die Tränen aus ihren Augen über ihr Gesicht. Sie benetzten ihre Wangen und schaute sie an, „Was ist passiert?“, fragte er mitfühlend und sie begann, „Ich war allein in meiner Wohnung und wollte noch ein Fenster schließen und dann war da auf einmal dieser Typ, der mich zu Boden geworfen und mich fest gekettet hat.“ Tränen liefen ihr über die Wangen und Mulder strich sie ihr aus dem Gesicht. „Du musst nicht weiter erzählen, wenn du nicht willst.“ Aber sie wollte weiter erzählen, doch der Schmerz drang in ihr hoch und nahm ihr die Stimme. Verzweifelt versuchte sie sich wieder zu fassen. „Dann hat er…“, doch sie konnte nicht mehr. Ihre Kraft sich daran zu erinnern war verschwunden und sie weinte, wie ein kleines Kind, das nicht erzählen wollte. Sie ihr Gesicht in ihren Händen vergraben und die Tränen flossen durch ihre Hände. „Es tut mir leid.“, meinte sie, als sie die Hände wieder herunter nahm, Mulder schüttelte den Kopf, „Nein, nichts braucht dir leid zu tun. Es ist okay.“ Er schlang seine Arme um sie und sie lehnte ihren Kopf an seine Brust und. Sie schloss die Augen, sie fühlte sich etwas besser, da sie versucht hatte sich zu erinnern, ein kleiner Teil der Last war von ihr gefallen. Sie fühlte sich in seinen Armen beschützt und sicher. Hier konnte ihr niemand etwas antun. „Bleibst du heute Nacht hier?“, fragte sie nach einer Weile und er nickte, „Wenn du es willst?“ sie nickte und schmiegte sich weiter an ihn. Innig, als würde ihr seine Stärke halt geben.







Scully war ins Bett gegangen und Mulder sah hinaus in die Welt. Ihm war klar, dass Scully das Geschehene mit der Zeit überwinden würde. Heute hatte sie den ersten Schritt gemacht und es würden noch mehr Schritte notwendig sein, um darüber hinweg zu kommen, aber der Anfang war gemacht und sie war stark. Die Eindrücke, die auf ihn eingeflossen waren, hatten sich zum Teil wieder verflüchtigt. Diese Akademie war nach seinem Abflug in Flammen aufgegangen und er wusste, dass das nur ein weiterer Teil des Planes war. Eigentlich war alles wie immer. Die Beweise vernichtet. Wie oft hatte er das schon erlebt? Er hatte nicht mitgezählt und er wusste auch nicht, was er denken sollte. Aber er hatte eine Konstante und diese lag nebenan und schlief, vielleicht würde sie gleich aus einem Alptraum aufwachen, dann würde er sie trösten und ihr Mut zusprechen. Doch heute hatte sich eines verändert, er hatte eine Tochter, ein Teenager, der die Zukunft der Welt darstellte. Es war unsicher in Bezug darauf, wie er mit ihr umgehen sollte und ob er sie überhaupt kennen lernen sollte. Doch dieses Mädchen sollte es besser haben als er, denn er wusste nicht einmal, wer sein Vater war. Nein, er hatte eigentlich nie richtig einen gehabt. Deswegen musste er mit ihr reden, dass sie ihren leiblichen Vater kennen lernte. Er würde weiter machen. Weiter die X-Akten bearbeiten und der großen Verschwörung auf die Spur kommen. Vielleicht würde es bessere Tage als diese hier geben. Tage ohne Regen.







„Das Leben ist ein Geschenk, und ich habe nicht vor etwas davon zu vergeuden.“

(Jack Dawson, Titanic)



Mulder hatte es sich auf ihrem Sofa vor dem Karmin bequem gemacht. Sie hatte ihm noch still ein Bettlaken und eine Wolldecke gegeben. Ja, irgendwie dachte sie an alles, in jeder Lage. Das war eine ihrer ausgeprägtesten Eigenschaften, sie wusste immer, was zu tun war, egal in welcher Situation sie sich gerade befand. Nur in der Nacht, in der der Typ in ihre Wohnung gekommen war und sie vergewaltigt hatte, war sie nicht im Stande gewesen, sich zu wehren. Nein, sie hatte sich nicht helfen können. Er wusste, wie es sich anfühlte total ausgeliefert zu sein. Ihm war das zwar erst ein oder zwei Mal passiert, aber er konnte es sich ausmalen. Es fiel ihm nicht schwer, sich vorzustellen, wie schwer das alles für sie sein musste. Ein Mädchen, das immer stark sein wollte und selten eine Schwäche zugab, musste sich einfach geschlagen geben. Keine Chance. Außerdem war es ihr sehr, sehr unangenehm, dass ein paar andere Agenten davon wussten und dass sich die Nachricht vielleicht wie ein Laubfeuer verbreitete. Die Angst, dass die anderen den Respekt vor ihr verloren hatten. Doch Mulder wusste, dass sie das niemals ohne weiteres zugeben würde. Das war nicht ihre Art. Schwäche zeigen? Nein. Sie wollte nicht als schwach abgestempelt werden, oder als jemand, der sich nicht allein verteidigen kann. Mulder wusste von ihren Ängsten, er kannte sie einfach zu gut, aber er konnte ihr nicht helfen, wenn sie nicht wollte, dass ihr jemand half.



So lag er auf dem Sofa und dachte nach. Über das, was geschehen war. In der letzten Woche war so viel passiert, dass es ihm fast schon Angst machte. Er hatte außerdem erfahren, dass er eine Tochter hatte. Eine Tochter. Rebecca, seine alte Freundin hatte ihm jahrelang verheimlicht, dass sie ein Kind von ihm hatte. Doch er verstand ihre Gründe, obwohl er sich natürlich wünschte, dass sie es anders gemacht hätte. Allerdings hätte es sein gesamtes Leben vollkommen verändert, wenn er mit sechsundzwanzig Jahren erfahren hätte, dass er Vater war. Er wusste, dass er damals sauer und vor allem nicht bereit gewesen wäre, aber ob er jetzt bereit dafür war, wusste er selbst auch nicht so genau, aber es war passiert. Vor fünfzehn Jahren und wenn Scully sich ohne jeden Beweis sicher war, dann musste es so sein.

Eigentlich wollte er etwas schlafen, doch es drangen Schreie an sein Ohr. Ihm musste niemand erzählen, wer das war und so spurtete er ins Schlafzimmer und sah, obwohl das Licht aus war, dass sie im Traum kämpfte. Sie schrie und er überlegte kurz, wie er sie aufwecken sollte, ohne sie dabei zu erschrecken. Er setzte sich auf die Bettkante, zog den kleinen Körper zu sich und umschloss ihn mit seinen starken Armen. Sie war schweißnass und zitterte. „Psst, wach auf, Scully, wach auf.“ Er wiegte sie, wie ein kleines Kind und dann schlug sie die Augen auf. In ihnen stand die Angst. Dann schloss sie sie kurz wieder, um ihn dann mit noch immer angsterfüllten Augen anzuschauen. „Tut mir leid“, murmelte sie und wenn er in einer besseren Stimmung gewesen wäre, hätte er die Augen verdreht, doch er schaute sie nur an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du hast im Traum gekämpft.“ Sie nickte starr, „Ich will nicht weiterschlafen. Ich will das alles nicht noch einmal erleben.“ Mulder wusste, dass sie das alles über kurz oder lang noch einmal durchleben musste. In Gedanken, um es zu verarbeiten, doch nicht jetzt, sie war noch nicht bereit dazu. Er nahm sie noch dichter zu sich und sie entspannte sich etwas. Ihr tat es gut sich an jemanden anlehnen zu können, auch wenn sie das nicht zugeben würde, wenn sie sich gut fühlte. Ihr Kopf lag an seiner Brust und sie hörte sein Herz schlagen. Irgendwie wirkte diese Nähe beruhigend auf sie ein. „Bleibst du hier bei mir?“, bat sie und er nickte nur. Er war sehr froh darüber, dass sie ganz offen darum bat. Ja, auch wenn es eine Notsituation war. Da er nur noch eine Shorts und ein T-Shirt trug, legte er sich zu ihr ins Bett und Scully zog die Decke über sich und Mulder. „Danke“, flüsterte sie kaum merklich, doch sein Herz hatte es verstanden. Sie schlief sofort ein, so müde war sie von ihrem Alptraum. Doch er konnte nicht richtig schlafen, musste immer wieder daran denken, was ihr passiert war und dran, wie er es nicht hatte verhindern können. Aber irgendwie war das noch nicht das Schlimmste. Nein, er hatte das Gefühl, dass es noch nicht zu Ende war, das noch etwas kommen würde, was schlimmer war als das, was bereits passiert war. Er wollte nicht mehr daran denken, er genoss es mit ihr in einem Bett zu liegen und ihr den Trost zu spenden, den sie brauchte. Mehr konnte er im Moment nicht machen. Er fragte sich, was das Leid, das sie erlebten, für einen Sinn hatte. Sollte es ihnen deuten aufzugeben? Oder zeigte es, dass alles seinen Preis hatte? Wenn ja, der Preis wofür? Für die Wahrheit? Mulder hatte darüber nachgedacht, was Oldman ihm erzählt hatte und es erschien ihm halbwegs plausibel, doch er glaubte ihm nur die Hälfte. Was er aber glaubte war, dass es Leute gab, die schon vor vierzig Jahren genetisch manipuliert worden waren. Nein, das Wort gezüchtet machte in diesem Zusammenhang mehr Sinn. Wahrscheinlich war Rebecca mit das erste Kinder dieser Versuchsreihe, die direkt nach dem zweiten Weltkrieg gestartet worden war. Das erklärte so vieles an ihr, aber dennoch konnte er nicht glauben, dass sie wirklich genetisch verbessert war. Nein, sie musste vieles auf natürliche Weise geerbt haben. Nicht ihr Aussehen, denn sie sah noch immer aus wie ungefähr siebzehn, obwohl sie schon über fünfunddreißig war. Allerdings musste sie die Fähigkeit der Gedankenübertragung ganz normal geerbt haben. Er lächelte, was spielte das jetzt, in diesem Moment, für eine Rolle? Er merkte, wie sich der kleine Frauenkörper beruhigt hatte. Sie schlief und so machte auch er die Augen zu, um noch etwas Schlaf zu erhaschen.





Rebecca lag im Bett und wollte auch schlafen. Sie konnte spüren, dass Mulder noch nicht schlief, aber eigentlich interessierte sie das weniger. Sie wollte jetzt schlafen, obwohl sie eigentlich nur zwei oder drei Stunden Schlaf brauchte, um den nächsten Tag total ausgeruht zu sein. Doch wenn sie schwanger war, wie zu dieser Zeit, dann schlief sie lieber etwas mehr. Einfach damit sie mehr Ruhe hatte. Gerade als sie einschlafen wollte, streichelte Vincent ihr über den Kopf und flüsterte dann, „Was hast du an diesem Typ gefunden?“ Verschlafen drehte sie sich um, um ihrem Mann in die hellbraunen Augen gucken zu können. „Ich habe ihn geliebt. Aber er war nicht bereit für mich.“ Sie sprach in klaren Sätzen, die dennoch nicht so leicht zu verstehen waren. Vincent war gewohnt, dass seine Frau in Rätseln sprach, doch meistens verstand er sie. Fragend sah er sie an und sie antwortete, „Er könnte niemals akzeptieren, dass seine Frau auf einen einzigen Anruf hin mal zwei Monate weg muss. Er war damals in keiner Weise bereit, sich fest zu binden, geschweige denn Vater zu werden. Ich war nicht die Richtige für ihn.“ Vincent nickte und sie konnte sein Gesicht im Halbdunkel erkennen. Die sanften Augen, das etwas markantere Kinn, die feine Nase und seine brauen Haare. „Außerdem bist du mein Mann. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde.“ Vincent lächelte wissend, „Als ich dich zum ersten Mal sah, war mir klar, dass ich das Mädchen heiraten musste. Es war mir egal, dass du bereits eine Tochter hattest und dass du eine Art Geheimagentin bist. Ich wollte dich, weil du so bezaubernd bist.“ Rebecca nickte, und ihr waren Tränen in die Augen gestiegen. „Danke, dass du mir das gesagt hast.“ Langsam näherte er sich ihr und gab ihr einen sanften Kuss auf ihre roten Lippen. Er schmeckte sie und sie schloss die Augen, entspannte sich aber nicht richtig. „Hey, entspann dich, meine Kleine“, raunte er ihr zu. „Ich muss immer zu an Dana denken. Hier liege ich und habe alles, was sie sich wünscht.“ Sie stützte den Kopf auf ihren angewinkelten Ellenbogen. „Ich habe dich, ich habe unsere Kinder und zu allem Überfluss bekommen wir wieder Nachwuchs.“ Er schüttelte ungläubig den Kopf, doch seine Augen strahlten, „Noch ein Baby?“, fragte er und Rebecca nickte mit Tränen in den Augen. „Ja, ich weiß es erst seit ich in Russland war. Dort hat Dr. Kaya Jewis mich untersucht und festgestellt, dass wir Zwillinge bekommen.“ Sein Gesichtsausdruck wurde immer ungläubiger und sie lächelte vor sich hin. Versunken im Glück. „Warum hast du mir es nicht früher gesagt?“ Er musterte sie argwöhnisch. „Ich wollte den richtigen Augenblick abwarten. Ich wollte es dir allein sagen!“ Er nickte und legte einen Ausdruck à la „Mich wundert nichts mehr“ an. „Wow, dann haben wir ja sechs Kinder.“ Rebecca nickte und schmiegte sich an ihn. Er küsste sie noch einmal, doch sie wollte es nicht bei einem einfachen Küsschen belassen. Leicht öffnete sie den Mund und ihre Zungen spielten miteinander. Voller Gefühl erkundigten sie den Mund des anderen. Der Kuss war recht sanft, aber dennoch leidenschaftlich. Schließlich zog er sich aus ihrem Mund zurück und lächelte sie freudestrahlend an. Sie sagten jedoch nichts, sondern genossen den Augenblick.



Mulder erwachte früh am nächsten Morgen. Seine Augen glitten durch das Zimmer, in dem er sich befand und er wusste, wo er war. Er war bei Scully, die neben ihm schlummerte. Ihr Gesicht war nicht entspannt und ihre Hände lagen verkrampft unter ihrem Kopf. Sie lächelte nicht im Schlaf. Mulder schmerzte es sie so zu sehen, aber er konnte sich vorstellen, wie sie schlafen würde, wenn er nicht bei ihr geblieben wäre. Hätte sie überhaupt geschlafen? Langsam stand er auf, er wollte Frühstück machen. Er deckte sie liebevoll zu und schlich dann aus dem Zimmer, er wollte sie auf keinen Fall stören. Nein, sie sollte noch ein bisschen weiterschlafen.

Er kannte ihre Wohnung, aber irgendwie kam sie ihm heute Morgen anders vor. Aber es war alles wie immer. Vielleicht hatte seine Sichtweise sich geändert? Er wusste es nicht. Zügig zog er sich an, um dann sofort in die Küche zu gehen und Kaffee zu kochen, doch es sollte anders kommen. Scully stand in der Schlafzimmertür, sie trug noch immer ihren hellen Schlafanzug und musterte ihn mit müden Augen. Ihre Blicke trafen sich und er musste feststellen, dass sie sehr blass war. Doch sie versuchte zu lächeln. Er kam auf sie zu und schaute sie fragend an. Eigentlich wollte er fragen, wie sie geschlafen hatte, doch die Antwort kannte er bereits, „Wie geht es dir?“, fragte er stattdessen. Sie schüttelte den Kopf und strich sich zaghaft eine Strähne aus dem Gesicht. „Geht so“, war ihre ebenfalls zaghafte Antwort. Mulder sah, dass es ihr nicht „geht so“ ging, es ging ihr erheblich schlechter, auch wenn sie das nicht zugeben würde. Er wollte sie gerade aufmuntern, als sie plötzlich ihre rechte Hand auf ihren Mund presste und in Richtung der Toilette stürmte. Er schüttelte kurz den Kopf und hörte dann, wie sie sich erbrach und würgte. Vom einen Bein aufs andere tretend, wartete er darauf, dass sie wieder heraus kam.



Scully war von ihrer Übelkeit erwacht und hatte nicht mehr Worte für Mulder übrig gehabt. Ja, sie war ihm sehr dankbar, dass er für sie da war, aber das konnte sie ihm ja nicht pausenlos sagen. Sie wollte einfach nur kotzen. Vielleicht würde dann ein Teil ihrer Last von ihr weichen. Nun saß sie auf dem Klodeckel, den Kopf in die Hände gestützt und mit Tränen in den Augen. Sie wollte jetzt nicht rausgehen und Mulder sehen lassen, wie schwach sie war. Nein, das wollte sie nicht. Sie wollte stark sein und ihm zeigen, dass sie allein damit zurechtkommen würde. Allmählich wurde ihr kalt und sie zitterte am ganzen Körper. Es fühlte sich an, als würde ihr die Energie, die Wärme, entzogen. Der kalte Schweiß lief ihr den Rücken herunter und sie zitterte mehr und mehr. „Scully?“, seine Stimme klang besorgt. Doch sie antwortete nicht. Sie war nicht in der Lage dazu, denn der Schüttelfrost nahm ihr die Sprache, ja, obwohl sie eigentlich immer stark ein wollte, wusste sie in diesem Moment, dass sie Hilfe brauchte. Sie musste sich jemandem anvertrauen und über das Geschehene reden, sonst würde sie nie davon loskommen.

Mulder erhielt keine Antwort und langsam fragte er sich, was passiert war. Womöglich war sie zusammengebrochen. Er wusste, dass es eigentlich nicht okay war, wenn er jetzt in ihr Bad stürmte, aber er hatte keine andere Wahl. Er öffnete die Tür und erblickte die zusammengesunkene Scully, wie sie auf dem Klodeckel hockte, nicht fähig sich zu bewegen. Er eilte zu ihr und musterte sie fürsorglich. Er sagte nichts, schaute nur in ihre Augen, die ins Leere starrten. „Scully?“, fragte er leise, bekam aber keine Antwort. Es war, als wäre seine Partnerin an einem anderen Ort. In einer anderen Welt. Weggetreten. Die Leere in ihren Augen schmerzte ihn und er wollte ihr helfen, wusste jedoch nicht wie. Ja, er hatte Psychologie studiert, aber im Moment wusste er nicht mehr, als dass es das Beste war bei ihr zu sein, ihr einen Resonanzboden zu geben und sie aus ihren Träumen herauszulocken. Langsam, aber bestimmt zog er sie zu sich heran, doch es kam keine Reaktion von ihr. Noch immer starrte sie ins Nichts. Vorsichtig trug er sie ins Wohnzimmer und bettete sie auf die Couch, deckte sie mit einer Wolldecke zu. Sie wehrte sich nicht, doch langsam rührte sie sich wieder und schaute in seine warmen, dunkelgrünen Augen, die sie besorgt musterten. „Tut mir leid“, murmelte sie leise und er schüttelte energisch den Kopf, „Das braucht dir nicht leid zu tun. Aber warum?“ Plötzlich lächelte sie unter Tränen, die in ihre Augen gestiegen waren. Und er lächelte mit, denn dieses Lächeln kam von Herzen. Ihre Stimme klang nun fester, als in den letzten Tagen und er hörte die Freude, die in ihrer Stimme lag, „Erinnerst du dich daran, als ich dir sagte, dass die künstliche Befruchtung nicht geklappt hat?“ Er nickte und schaute sie fest an, „Willst du mir jetzt sagen, dass du schwanger bist?“ Sie nickte lächelnd und musterte ihn. Tränen des Glücks waren in seine Augen gestiegen. Er freute sich für sie. Endlich war es ihnen gelungen ein Stück normales Leben zurückzuholen. Sie freute sich, wie eine Schneekönigin. Mulder wusste, dass es nicht gut war, ihr jetzt diese Fragen zu stellen, aber es musste sein. „Wie hast du es herausbekommen?“, fragte er sie bohrend und sie schaute auf den Boden. „Im Krankenhaus haben die Ärzte diese Standarttests gemacht und es herausgefunden. Ich kann es kaum glauben, aber nun ist es real. Ich war, bin so überwältigt.“ Mulder lächelte, fragte jedoch weiter, „Warum hast du mir nichts erzählt?“ Sie lächelte leicht. „Ich habe es verdrängt und heute Morgen traf es mich, wie ein Schlag ins Gesicht, oder besser wie der Lichtstrahl, der mir das Tor zur Welt öffnet, die bisher im Dunklen lag.“ Mulder nickte und dachte im Moment nicht weiter darüber nach, was der Sinn der Vergewaltigung gewesen war. Zärtlich legte er seinen Arm um sie, hörte jedoch nicht auf zu fragen. „Weißt du, wie es jetzt weitergehen soll?“ Sie schüttelte den Kopf und schaute in seine warmen, grünen Augen. „Nein, aber ich denke, dass es das Natürlichste der Welt ist ein Baby zu bekommen, oder?“ Mulder nickte und biss leicht die Lippen zusammen, um sich seinen Kommentar zu verkneifen. Ja, im Prinzip war es das Natürlichste der Welt, aber bestimmt nicht für eine FBI Agentin, die schon mehrmals entführt und der, wegen ihrer Arbeit, schon eine Schwester genommen worden war. Er freute sich dennoch für sie, doch sie spürte seine Bedenken, sagte jedoch nichts. Nein, es war ihre Sache und nicht seine, obwohl das eigentlich auch wieder falsch war, immerhin war er der Vater des Ungeborenen. Sie wand sich aus seiner Umarmung heraus und setzte sich schweigend hin, schaute nach Draußen. Plötzlich rann ihr eine Träne die Wange herunter. „Hey, warum weinst du jetzt?“, fragte er, da er nicht verstehen konnte, warum sie jetzt weinte. Ein Baby, das war lang gehegter Wunsch, der nun in Erfüllung gehen sollte. Sie sagte jedoch nichts. Er zog sie wieder zu sich und als er sie dicht an sich drückte, schluchzte sie, begann aber sofort das Weinen zu unterdrücken. Automatisch. „Kommen die Erinnerungen zurück?“, fragte er leise, doch er erhielt wieder keine Antwort. Die Stille, die den Raum ausfüllte, war zum Greifen. So still und so bedrückend, doch dann klingelte ein Handy. Es lief ihm kalt den Rücken herunter, als er den schrillen Ton vernahm. Eigentlich wollte er nicht aufstehen, aber da das Handy auch nach dem achten Klingeln keine Ruhe gab, stand er auf und stolperte durch den Flur zu seiner Jacke, in deren Tasche er das Handy gelegt hatte. Murrend nahm er ab, „Mulder“. Am anderen Ende der Leitung erkannte der die dunkle Stimme des Assistant Director Skinner. „Hier ist Skinner, ich brauche Sie unbedingt bei einem Fall. Seien Sie bitte um neun Uhr in meinem Büro, dort werden sie alles weitere erfahren.“ Mulder rollte mit den Augen, was brachte das jetzt? Doch er entschied sich diese Diskussion auszufechten, wenn er ihm gegenüber stand. „Ja, Sir. Ich werde um neun anwesend sein“, sagte er und ein deutlich sarkastischer Unterton zeigte Skinner, was Mulder von der Sache hielt. Er legte auf und schaute zu Scully, die aufgestanden war und nun im Schlafanzug im Flur stand. Sie hatte verstanden. „Scully, ich muss weg. Skinner meinte er braucht mich bei einem Fall“. Seine Stimme klang traurig, „Aber vielleicht kann ich es ihm ja noch ausreden.“ Sie schüttelte den Kopf, „Wenn Skinner meint, dass er dich braucht, dann kann er keinen anderen nehmen.“ Es war eine logische Feststellung, die sie machte. Nicht mehr, nicht weniger. „Kommst du zurecht?“ Sie nickte und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ja, ich werde nachher Dr. Parenti anrufen und ihm sagen, dass er falsch gelegen hat.“ Mulder nickte und formte seine Lippen zu einem weiteren Satz. „Versprichst du mir, dass du etwas isst?“ Scully schaute auf den Boden. Unter normalen Umständen hätte sie ihn jetzt angemeckert und ihm gesagt, dass sie keine dreieinhalb mehr war, aber im Moment hatte er Recht. Sie musste etwas essen. Sie hatte seit jener Nacht nicht mehr gegessen. Sie spürte seine Hand unter ihrem Kinn, er schaute sie ernst an. Und Tränen stiegen in ihre Augen. Mulder ließ ihr Kinn los und küsste ihre Stirn. Dann ging er, denn er musste sich noch Duschen und umziehen.



„Mami, Nelson tritt mich!“, „Oh, Mann, Immy gibt mir doch mal endlich die mal Kirschmarmelade!“, „Mami, hast du den Zettel für den Elternabend fertig?“, „Kannst du mir noch meine neue Hose bügeln?“, „Oh, Mama, du weißt doch ganz genau, dass ich den Paprikabrotaufstrich nicht mag! Warum gibst du mir immer das falsche Brot mit?“

Frühstück bei Familie Parker, ein ganz normales Chaos und in der Mitte Rebecca, die sich zu Elias´ Frage äußerte: „Hhm, Lias, vielleicht guckst du dir erst mal die Brotdose an.“ Er stutzte und bemerkte, dass es Claras war. Imme stritt sich gerade mit Nelson, da sie ihm die Marmelade zu spät gegeben hatte und Clara bekam das Honigglas nicht auf. Rebecca stand daneben und schnitt gerade die Äpfel für ihren Mann, der unbeteiligt neben dem Chaos saß und Zeitung las. Normalerweise störte Rebecca es nicht, dass ihr Mann sich nicht in das Geschehen am Tisch einmischte, da er wirklich viel arbeitete und außerdem redeten die Kinder Zuhause sowieso meistens Deutsch, da dies Rebeccas Muttersprache war. Allerdings sprach Vincent sie nicht perfekt und so verstand er es auch manchmal nicht, wenn zum Beispiel Nelson undeutlich und schnell sprach. Ja, sie arbeitete auch als Lehrerin, aber nur Teilzeit, was für eine vierfache Mutter schon genug ist. Doch heute war sie genervt. Zum einen weil ihr schlecht war und zum anderen nervte es sie im Moment, dass Vincent sich immer weniger um seine Kinder kümmerte. „Kannst du dich vielleicht auch mal um deine Kinder kümmern?“, zischte sie und dann half sie Clara mit dem Honig, denn die Kleine sollte sich nicht völlig einsauen. In diesem Trubel klingelte auch noch das Telefon und Elias, der sowieso gerade Madonna, seine Katze, füttern wollte, ging ran. „Mami, hier ist irgend so ein Mulder für dich!“ Rebecca verdrehte die Augen, nein, sie mochte Mulder, aber es war der ungünstigste Zeitpunkt, den er hatte erwischen können. Außerdem befürchtete sie, dass er noch immer sehr sauer auf sie war und sie hatte keine Lust sich mit ihm zu streiten. „Imme, gib mir mal ein Lätzchen.“, zischte sie wieder, denn auch sie hatte sich inzwischen am Honigglas die Hände eingeschmiert. Dann nahm sie Elias das Telefon ab und ging in die angrenzende Küche. „Hi!“, sagte sie betont freundlich. „Ich habe eine Bitte, Shine, könntest du ein bisschen auf Scully achten? Ich muss jetzt ins Büro und…“ Rebecca wusste, dass es unhöflich war jemanden zu unterbrechen, aber sie tat es trotzdem, wenn sie Situation es verlangte. „Hey, Fuchs, du dramatisierst das Ganze etwas, oder?“ Mulder fragte sich, was er falsch gemacht hatte, er war doch nur besorgt. „Wie meinst du das?“, fragte er leicht aufgebracht, doch Rebecca erklärte, „Nur weil ihr so etwas passiert ist, ist sie noch lange nicht so schwach, wie es im Moment vielleicht aussieht. Ich finde es ja süß, wie du dich um sie kümmerst, aber sie kommt auch ein paar Stunden allein zurecht.“ „Woher willst du das wissen?“ Rebecca lächelte in sich hinein, der misstrauische Fox William Mulder. „Ich spüre, dass es ihr besser geht. Und außerdem gibt es noch mehr Frauen, denen derartiges passiert ist.“ Rebecca schluckte leicht. Mulder stockte. „Dir auch?“, fragte er und Rebecca schaute auf den Boden, lächelte dann aber zum Fenster hinaus. „Ja, mir auch, aber schau mich an, Fuchs! Ich bin nicht schwach. Ich bin stärker als jemals zuvor.“ Mulder musste sich immer wieder über Rebecca wundern. Sie war stark, obwohl sie schon so viel erlebt hatte. Aber er verstand nicht, warum sie gleich so ansprang. Denn sonst würde sich die Rebecca, die Shine, die er kannte nicht über so etwas aufregen. Aber vielleicht ging ihr das mit Scully viel zu nah. Vielleicht war sie betroffener, als sie es zugeben wollte. Er kannte sie schon seit Rebecca nach Amerika gekommen war, da ihre Adoptivfamilie und seine Familie recht gut befreundet gewesen waren. Sie hatte ihm zugehört, als er seine Schwester verloren hatte und später, als Rebecca vierzehn Jahre alt geworden war, hatte sich ihre Freundschaft in eine Liebesbeziehung verwandelt. Sie war seine erste große Liebe, die erst zerbrochen war, als Mulder nach England gegangen war und Rebecca sich in den Kopf gesetzt hatte, in Tübingen zu studieren. Und bei dem sechzigsten Geburtstag William Mulders, waren sich die beiden näher gekommen. Ein One Night Stand, dessen Ergebnis jetzt vierzehn Jahre alt war und Imme hieß. Eigentlich hatte Mulder immer gedacht, dass ihre Liebe ewig halten würde, aber so war es nicht. Aber sie liebten sich noch immer, wie man eben jemanden liebt, mit dem man sieben Jahre zusammen gewesen ist. Es ist einfach eine tiefe Verbindung, die nicht aufgehoben werde kann. Jetzt liebte Mulder sie wie eine Schwester. Eine ganz harmlose Liebe, die keine romantische Liebe zu einer anderen Frau gefährden könnte. Es war eine andere Art von Liebe, wie die, die er für Scully empfand. „Es ist übrigens selbstverständlich, dass ich nach ihr sehe. Bist du noch sehr sauer auf mich?“ Rebecca Stimme klang unsicher, obwohl sie voll hinter ihrer Entscheidung stand. Mulder dachte einen kurzen Moment nach und meinte dann. „Nein, eigentlich nicht, da ich deine Gründe verstehen kann. Ich wäre damals wirklich nicht bereit für ein Kind gewesen. Ich will sie aber kennen lernen, falls du nichts dagegen hast!“ Rebecca musste lächeln. Das war das, was sie sich erhofft hatte, dass Mulder seine Tochter einfach kennen lernen wollte. „Ja, sag mir bescheid, wenn du so weit bist.“ Sie verabschiedeten sich und Rebecca wand sich wieder Clara und dem Honigglas zu. Es gab nichts Wichtigeres im Leben, als Freunde auf die man sich wirklich verlassen konnte, aber dennoch, Rebecca war es langsam satt, dass alle Leute ihr sagten, was sie zu tun hatte. Ja, sie sah aus, als wäre sie gerade siebzehn geworden, aber sie war schon sechsunddreißig und keineswegs ein Kind. Außerdem sollten sie Menschen sehen, dass sie auch eine Mutter war, die selbst Menschen zu versorgen hatte. Ja, sie half unglaublich gern, aber nicht unter Druck, nicht wenn jemand ihr sagte, was sie zu tun hatte.



Mulder schluckte. Er hätte niemals gedacht, dass Rebecca auch schon so etwas passiert war. Sie war immer so fröhlich, so unbeschwert. War das vielleicht alles nur eine Maske, die sie trug, um den perfekten amerikanischen Traum darzustellen? Alles nur eine Schau, die gefälscht war? Doch irgendwie wollte er das nicht glaube, da er Rebecca kannte. Sie, die mit zehn Jahren ihre gesamte Familie verloren hatte und die bis jetzt nicht wusste, ob ihre Eltern noch lebten, oder nicht. Einmal hatte sie ihm ihre Geschichte erzählt und er hatte alles in sich aufgesogen. Jede Kleinigkeit, die noch so irrelevant zu sein schien. Eines Tages war Rebecca von der Schule gekommen und die Polizei stand vor ihrer Tür. Sie hatten ihr mitgeteilt, dass ihre Eltern tot seien und dass ihre kleine Schwester Leah im Krankenhaus liege. Sie wurde ins Krankenhaus gebracht und nach ein paar Wochen starb die zwei Jahre jüngere Leah in ihren Armen. Dann wurde sie, das kleine Mädchen, dass so viel Leid erlebt hatte, in die USA zu einer Familie gebracht, die sie adoptierten. Später hatte Rebecca die Ereignisse zusammengefügt und war zu dem Schluss gekommen, dass es nicht sicher war, dass ihre Eltern tot waren. Aber das war jetzt nicht so wichtig, da Mulder ins Büro musste.



Skinner saß an seinem Schreibtisch und überlegte. Er hatte eine Anweisung von oben bekommen, dass Mulder in dem Team sein musste, aber die Idee ihn jetzt wegzuschicken passte ihm überhaupt nicht. Er wollte nicht unmenschlich sein, denn er wusste um Scullys Lage. Er konnte sich vorstellen wie schwierig es für eine Frau, wie sie, war damit fertig zu werden, da Scully schon immer sehr stark war. Sie würde niemals zugeben wollen, dass sie sich nicht allein verteidigen konnte. Doch eigentlich konnte das jeder verstehen, denn Scully war recht klein und wenn sie gegen einen Gegner kämpfen musste, der doppelt so viel wog, wie sie, dann hatte sie, trotz ihres brauen Gürtels in Karate, keine besonders große Chance, ihn überwältigen zu können. Und wenn er auch noch einen Überraschungsangriff durchführte, dann hatte so eine kleine, zarte Frau, wie Scully, keine Chance. Nicht die geringste.

Skinner hatte jedoch die Aufforderung bekommen Mulder mit in dieses Team zu nehmen und man hatte ihm gedroht, er hatte also keine andere Wahl.

Es war ein vierer Team, wobei er die besten Agenten genommen hatte, die nicht gerade an einem anderen wichtigen Fall arbeiteten. Es war kurz vor neun und die erste Agentin dieses Teams betrat den Raum. Es war Agent Farrah Karacuwee, eine intelligente Agentin, die in der Abteilung für Gewaltverbrechen schon mehrere wichtige Fälle gelöst hatte. Sie hatte ein hitziges Temperament und war von dunkler Hautfarbe. Außerdem war sie wunderhübsch und manchmal fragten sich die männlichen Agenten, warum Farrah Karacuwee nicht Model geworden war. Sie war groß und gertenschlank, eben ein richtiges Model. Aber Farrah war anders, sie hatte nie Model oder Schauspielerin werden wollen, da sie damit nur das Klischee erfüllt hätte. Sie war sehr gewitzt und würde sich niemals mit so einem Job anfreunden können. Sie kam also herein und grüßte Skinner höflich. Sie lächelte etwas, um dann sofort wieder ernst zu werden. Denn zwei weitere Agenten betraten den Raum; Agent Lasse Jansen und Agent Ronald Meyer. Lasse Jansen war ein ebenfalls junger, guter Agent mit blonden Haaren und blauen Augen, er dachte sehr rational und war eher ruhig, aber ein netter Kerl, mit dem man auch Spaß haben konnte. Ronald Meyer war ein ganz anderes Kaliber. Er war sehr groß und schon etwas über vierzig und außerdem hatte er eine Glatze, sowie ein ekelhaft eckige Brille, die ihn sehr streng machte. Er war sehr auf seine Karriere bedacht, aber kein Arschloch. Agent Jansen lächelte Agent Karacuwee zu und diese lächelte mit. Er kannte Farrah etwas besser, da sein Sohn Paul und ihre Tochter Leila in eine Kindertagesstätte gingen und sie sich mit dem Abholen und Hinbringen abwechselten. Manchmal wurde gemunkelt, dass die beiden eine Affäre hätten, was aber absurd war, da Jansen glücklich verheiratet war und Karacuwee seit der Trennung vom Vaters ihrer vierjährigen Leila, mit Männern nicht mehr viel am Hut hatte. Skinner musterte seine Agenten. Ja, es war eine gute Wahl, da alle recht gut zusammenpassten und da Agent Meyer Karacuwee und Mulder schon bremsen würde, sah er auch keine Gefahr, bis auf den Fall selbst natürlich. Nur Mulder war noch nicht da, aber es war auch noch nicht ganz neun und wie auf Befehl betrat er den Raum. Er wirkte wie aus dem Ei gepellt, aber sein Gesichtsausdruck war alles andere als freundlich. Skinner konnte ihn verstehen. Warum sollte er auch freundlich sein und lächeln? Er wusste, dass Mulder in Russland gewesen war und er wusste auch, dass er dort alles hätte finden können, was er suchte. Doch er hatte es nicht getan, aus Gründen, die sich Skinner nicht erklären konnte. Skinner begann ohne Einleitung: „Wir haben einen neuen Fall in Louisiana. Es geht um eine Schulklasse, die entführt worden ist. Da jede Spur fehlt, hat die Polizei in Monroe uns um Hilfe gebeten.“ Er reichte eine Akte herum, die sich die Agenten ruhig anschauten. Aber es kam keine blöde Bemerkung über Aliens und dergleichen. Die Agenten hielten sich zurück und stellten sich die Schulkinder vor, die in der Hand eines Verbrechers litten. „Es sind also keine Erpresserbriefe eingegangen?“, fragte Karacuwee mit ihrer harten, dunklen Stimme, die so gar nicht zu ihrem lieblichen Äußeren passen wollte. Skinner schüttelte den Kopf, „Nein, wir haben nur einen Hinweis und zwar wurde die Handtasche der Lehrerin in einem Waldstück gefunden. Aber auf der sind nur ihre Fingerabdrücke.“ Mulder schwieg und sein Gehirn arbeitete hochtourend. Es war viel zu viel geschehen. Er musste sich nun auf einen Fall konzentrieren, während seine beste Freundin ihn wahrscheinlich mehr brauchte, als jemals zuvor. „Sie fliegen heute um vier nach Louisiana“, stellte Skinner fest und alle nickten. Dann wollten alle gehen, doch Skinner sagte. „Würden Sie noch kurz hier bleiben, Agent Mulder?“ Mulder nickte und meinte dann lakonisch, „Klar, Sir.“

„Sie wissen doch, dass es nicht meine Idee war, dass Sie mit diesem Team nach Louisiana müssen, oder?“ Mulder nickte dunkel, „Und mit Sicherheit haben Sie auch keine andere Wahl.“ Skinner nahm seine Brille ab und seine wachen Augen kamen zum Vorschein. Er lächelte nicht, sondern schaute Mulder ernst an. „Ja, aber es tut mir leid.“ Mulder schüttelte den Kopf und in seinen Augen blitzte Feuer auf, „Was tut Ihnen leid, dass sie mich wegrufen, obwohl es Scully ganz und gar nicht gut geht?“ Er hob seine Stimme und legte noch mehr Zynismus in sie hinein. „Seit wann interessiert das FBI sich denn dafür, wie es seinen Angestellten geht? Es braucht Ihnen nicht Leid zu tun. Überhaupt nicht.“ Skinners Blick driftete in die Ferne um sofort wieder mit Mulders ironischem Blick zu kollidieren. „Achten Sie bitte darauf, dass sie ihre Kollegen während der Ermittlungen nicht auch so verärgern, das könnte Probleme für Sie bedeuten.“ Mulder guckte ihn scharf an, und dann wurde sein Ton etwas freundlicher. „Scully will nächste Woche Montag wieder anfangen zu arbeiten.“ Skinner nahm Mulders Geste war. Er hatte es nicht so gemeint und er war auch nicht wirklich sauer auf ihn, da er ja Recht hatte. „Gut. Sie finden das aber nicht so gut, oder?“ Mulder trippelte vom einen Bein aufs andere, da er versuchte eine angemessene Antwort zu finden, die trotzdem der Wahrheit entsprach. Am liebsten hätte er Skinner gesagt, dass Scully erst mal damit fertig werden müsse, um wieder zu arbeiten. Aber das konnte er nicht, weil es einzig und allein Scullys Sache war. „Das ist ihre Sache und wenn sie meint, dass sie so schnell wie möglich wieder arbeiten will, dann habe ich mich da nicht zwischen zu stecken.“ Skinner nickte, „Okay, dann grüßen Sie sie von mir.“ Mulder nickte zurück und verließ das Büro. Ja, es war Scullys Sache und nicht seine oder Skinners. Aus physischer Sicht war es vielleicht etwas bedenklich, da vier ihrer Rippen gebrochen waren, aber da man dagegen nichts tun konnte, war es eigentlich in Ordnung. Aus psychischer Sicht hingegen, wäre es vielleicht gegangen, wenn sie im Kindergarten arbeiten würde, aber beim FBI, wo man ständig mit Opfern irgendwelcher Art reden musste? Mulder wusste, dass das nicht gut war, aber er hatte es selbst immer so gemacht und war in dieser Beziehung auch kein Vorbild. Aber er hoffte, dass Scully etwas vernünftiger als er selbst war. Aber irgendwie vertraute er auch darauf, dass Skinner sie nicht zu einem Fall hinzuziehen würde. Noch nicht.





Irgendwie war Scully erleichtert. Es war, als wäre ein Teil der Last von ihr gewichen, auch wenn sie sich nicht erklären konnte, dass das alles durch eine simple Tatsache hervorgerufen werden konnte. Ja, sie war schwanger und irgendwie veränderte sie das von einem Moment auf den anderen. Sie fühlte sich geliebter, auch wenn sie es noch nicht ganz glauben konnte, da Dr. Parenti ihr gesagt hatte, dass es nicht funktioniert hatte. Er war sich sicher gewesen, aber wie Mulder es so wunderschön ausgedrückt hatte: Wunder passieren doch immer wieder. Und dieses Wunder, ihre Schwangerschaft, war ein Wunder. Ein wunderschönes Wunder, das sie zuerst nicht hatte glauben können. Sie verstand es nicht. Man hatte sie leiden lassen und ihr gezeigt, dass sie praktisch nichts wert war, aber nun war sie mit einem Kind gesegnet. Und das alles innerhalb weniger Tage. Sie verstand diese grausame und doch so wundervolle Welt nicht. Was brachte das denn in einem höheren Zusammenhang? Was wollte man ihr damit zeigen? Dass es immer einen Morgen gibt und dass es nichts bringt aufzugeben, weil das unentdeckte Land, die Zukunft, soviel besser sein kann, als die Gegenwart? Oder das einfach niemals zu spät ist an Wunder zu glauben?



Ist es nicht ein Wunder?

Das Atmen?

Die grünen Blätter,

die immer wieder aus dem kalten Winter

auferstehen?

Die Blumen in all ihren Farben?

Der Regen,

der unsere Haut benetzt?

Die Sonne,

die uns mit ihren warmen Strahlen streichelt?

Das Leben selbst?

Die Kraft, die das alles geschehen lässt?

Ein Wunder?

Gott?



Jessica
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