World of X

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Das, was du zurücklässt

von Kjaelle

Kapitel 1

Mulder



Langsam wache ich auf und stelle wie jeden Morgen lächelnd fest, dass eine wunderhübsche rothaarige Frau neben mir liegt und sich an mich gekuschelt hat. Es ist eigentlich kein besonderer Tag, sondern nur ein Dienstag, Anfang Januar 2003, und ich denke darüber nach, wie lange wir eigentlich schon hier sind, im absoluten Nirgendwo in Kanada. Es ist fast ein dreiviertel Jahr vergangen, seit man uns für tot hielt und eigentlich ist es auch besser so. Scully und ich sind offiziell im Mai 2002 in diesem Pueblo in New Mexico gestorben und leben nun seit Juni 2002 hier in einer Unterorganisation der Regierung. Denn hier leben all die Wissenschaftler und die Menschen, dessen Wissen so groß war, dass man sie getötet hat. Und so geht es auch uns, denn wir sind in New Mexico nach einer Woche kontaktiert worden und man hat uns gefragt, nein, eigentlich hat man uns keine Wahl gelassen, sie haben uns gesagt, dass wir unser Leben lang auf der Flucht und in Angst leben könnten, oder uns ihnen anschließen wollen. Immer wieder stelle ich lächelnd fest, dass das Leben hier, in diesem riesigen Gebäudekomplex in einem Wald tatsächlich okay ist. Ich meine, was heißt okay? Wir haben unser eigenes Apartment und gehen hier zur Arbeit, was bedeutet, dass Dana nach neuen Wegen sucht die Aliens, die im Dezember 2012 angeblich mit der Kolonisation dieser Welt beginnen wollen, auf biologischem Wege zu neutralisieren. Ich bin in einer Einheit, die einerseits eine sehr schändliche Arbeit verrichtet, aber andererseits Milliarden Menschen die Möglichkeit gibt, ein halbwegs normales Leben zu führen. Wir manipulieren sozusagen die Politik und zwar immer dann, wenn wir Ablenkung brauchen, denn im Moment ist es wohl viel interessanter, dass Bush einen Krieg mit dem Irak anfängt, als dass komische Eisproben gefunden werden. Ich kann nicht sagen, dass ich diese Arbeit sehr gern tue, da es auf gewisse Weise etwas damit zu tun hat Gott zu spielen und jeden Glauben in die Politik, ehrliche Politiker und ehrliche Regierungen zunichte macht. Sie sind von uns gesteuerte Marionetten und wissen eigentlich rein gar nichts, denn wer etwas weiß, ist längst bei uns. So ist das eben und im Grunde ist es auch gar nicht mal so schlecht, da wir wie gesagt eine weltweite Panik vermeiden und Lieschen Müller und Ottonormalverbraucher ihr normales Leben sichern, so weit es uns eben möglich ist. Außerdem kann ich sehr froh darüber sein, dass ich nicht im Außendienst arbeite und andere Menschen töten oder sie erpressen muss, aber an meinen Händen klebt sowieso schon viel zuviel Blut. Wie sagt man nicht so schön? „Weil das Wohl von Vielen wichtiger ist, als das Wohl Einzelner?“ Vielleicht kann man unsere Arbeit so beschreiben, aber ich ahne, dass es nicht leicht werden wird, was es aber, ehrlich gesagt, auch nie war.



Dana erwacht und ich küsse sanft ihren Haaransatz. „Na, Prinzessin, wie hast du geschlafen?“ Meine Stimme klingt so früh am Morgen noch etwas leise, aber sie hört es und grinst. „Wann hörst du endlich auf mich Prinzessin zu nennen?“, fragt sie und knufft mich noch etwas verschlafen in die Seite. William wegzugeben hat sie sehr hart getroffen, aber meine Dana schafft ja bekanntlich alles und deswegen sind wir auch einigermaßen glücklich. Okay, einigermaßen ist untertrieben, ich glaube, ich war noch nie über eine längere Zeit in meinem Leben so glücklich wie jetzt, wenn sie mich anlächelt und ihre Zähne blitzen, sodass ich sie am liebsten auf der Stelle küssen will. „Wie spät?“, nuschelt sie und ich stehe langsam auf und ziehe die Gardinen zurück, sehe in die Dunkelheit und meine dann leise. „Halb sechs.“, während sie die Decke hochzieht und mich ansieht. Sie spürt, was ich denke und im Moment finde ich es wunderbar, aber manchmal ist es auch einfach nur hart. Ich drehe mich um und nicke ihr zu, während ich mir mit meiner rechten Hand durch meine sehr kurzen Haare fahre. „Manchmal frage ich mich, warum dies hier zu Ende gehen soll. Warum *sie* uns, diese Welt, die so grausam und doch so wundervoll sein kann, zerstören wollen.“ Eigentlich habe ich aufgehört „Aliens“ und so zu sagen, da ich den Ausdruck nicht mehr angemessen finde, er ist so lachhaft, so verniedlichend und zu „extraterrestrische Intelligenz“ werde ich mich nie durchringen können. „Hey, Mulder, du kennst doch das Buch „Die letzten Kinder von Schewenborn", oder?“ Ihre Stimme ist leise und tröstend. „Die haben später das Beste aus ihrer Lage gemacht, auch wenn sie aussichtslos war und unsere Lage ist nicht desolat, wir werden überleben.“ Jetzt ist sie vollkommen aus dem Bett gestiegen und kommt auf mich zu, um mich zu umarmen. Langsam schlingt sie ihre Arme um meine Hüfte und ich ziehe sie zu mir. Sie fühlt sich gut an und ich vergrabe meinen Kopf in ihren Haaren und spüre, dass sie lächelt. Ja, sie ist die Starke von uns beiden, auch wenn ich das manchmal nicht wahr haben wollte und ich sie herumgeschubst habe, was ich heute bereue. Jetzt, wo sei bei mir steht und mich in unserem Apartment hält. Es ist wirklich schön eingerichtet, helles Holz und einfach liebevoll. Außerdem erinnere ich mich an das Buch, das ich irgendwann zwischen Tür und Angel einmal gelesen habe, ja, am Ende haben sie das Beste aus ihrer Lage gemacht und friedlich miteinander gelebt. Das ist genau das, was ich hier auch empfinde, denn die Menschen, die hier leben, gehen freundlich und rücksichtsvoll miteinander um. Diese Menschen wissen, dass es wichtig ist, diese Welt zu retten, aber sie wissen genauso gut, dass es wichtig ist, diese Welt des Rettens wert zu machen. Ja, und wir sind jeden Tag und jede Sekunde dabei dieses Leben besser zumachen. Aber manchmal denke ich auch, dass wir unsere Arbeit gar nicht tun könnten, wenn das Klima hier nicht so angenehm wäre, denn unsere Aufgaben sind emotional sehr hart. So wissen wir immer, dass wir quasi das Schicksal der Welt in unseren schuldigen Händen halten und dass wir im Prinzip Gott spielen, was uns widerspricht. Aber wir müssen es tun, aus so vielen unbenannten und vorherbestimmten Gründen, die uns zuflüstern, dass wir auserwählt sind das zu tun. Doch es gibt Momente wie jetzt, in denen mich meine Zweifel übermannen und dann steht sie da und ist mein Fels in der Brandung. „Hey!“ Sie lächelt mich an und ich löse mich langsam aus der innigen Umarmung und wende mich in Richtung Badezimmer um zu duschen. Sie duscht immer abends, da sie eher da ist als ich und mehr Zeit hat. Ich weiß, dass sie jetzt auf dem Bett sitzt und liest, während sie darauf wartet ins Bad gehen zu können.



Inzwischen bin ich durch die halbe Anlage gelaufen und betrete nun unser Büro, in dem ich sofort freundlichst von Grace begrüßt werde. Sie ist eine schwarze, sehr intelligente und resolute Frau Mitte vierzig, die immer ein offenes Ohr für meine Probleme hat. Sie ist korpulent und lacht sehr gern. Am Anfang hat sie mir hier sehr geholfen, eine weitere Eigenschaft dieser Menschen hier; es ist keine Schande um Hilfe zu bitten und oftmals muss man gar nicht erst fragen, denn diese Leute wissen oftmals schon, was du brauchst. So wusste Grace auch davon, dass meine Beziehung zu Dana durch die Freigabe zur Adoption belastet ist und deswegen hatten wir auch ernsthafte Probleme. Da ich es mir nicht verzeihen kann und mir schreckliche Vorwürfe mache, dass ich nicht da war, um ihr zu helfen und meinen Sohn nur zwei Tage lang gekannt habe. Aber das ist eine andere Sache. Frank Claasen lächelt mich an und wünscht mir auf diese Weise einen guten Morgen. Er ist der Analytiker bei dieser Einheit und eigentlich recht besonnen, doch von seiner Frau Inga weiß ich, dass er auch sehr impulsiv sein kann. Er ist vielleicht ein, zwei Jahre älter als ich und ungefähr 1,70m groß. Sein fliehendes, glattes kurzes Haar ist hellbraun und um seine blauen Augen haben sich schon kleine Falten eingegraben. Er ist ein netter Kerl. Dann ist da noch der Leiter unserer Einheit, Edward Newton, der etwa fünfzig Jahre alt und relativ streng ist. Von seiner Statur wirkt er klein und sehr kräftig und durch seine rötlichen Haare ziehen sich schon graue Strähnen. Aber wenn er lacht, dann verliert er jegliche Härte und wirkt sehr freundlich. In dieser Regierungsbehörde, so nennen wir uns wirklich, gibt es viele Paare, die schon vorher bestanden oder sich erst hier gebildet haben. Von Frank weiß ich, dass sie in ihrer Heimat zuletzt gejagt worden sind und man die gesamte Familie umbringen wollte, da Frank zuviel wusste und dieses Wissen mit Inga geteilt hat. So sind sie mit ihrer Familie, sie haben noch zwei Mädchen im Alter von zehn und vierzehn, durch Europa gehetzt, bis sie auf Steve, einen von unseren Kontaktmännern, trafen. Dieses Schicksal haben viele hier erlitten und in einer gewissen Weise geht es Dana und mir genauso. In einsamen Nächten wünsche ich mir, dass Dana mit der Freigabe Williams noch etwas gewartet hätte. Dann wäre er jetzt bei uns und wir würden ein relativ normales Leben als Familie führen können, was uns aber nicht vergönnt ist. Doch dies ist das Leben und wir können es nicht ändern, denn in besiegelter Hinsicht wissen wir, dass es unserem Sohn gut geht und es Danas rationale Entscheidung war, mit der wir leben und zu der wir auch noch später stehen müssen.



In diesem Moment sind wir alle an dem runden Tisch versammelt und ich sitze zwischen Gisela, einer Frau Anfang sechzig, die als sehr weise gilt, aber eine gewisse Jugendlichkeit ausstrahlt. Denn trotz ihres grauen Haares und ihrem von feinen Furchen durchzogenen Gesichtes hat sie eine sehr gute Figur und trägt stets schicke Kleidung. Sie lächelt mich an und ich nicke. Zu meiner rechten sitzt Marc Lopez, ein weiterer Mann, mit dem ich allerdings nicht soviel zu tun habe. Er ist ein Latino und der Jüngste, da er erst Ende zwanzig ist, warum er hier ist, weiß ich nicht. Das sind die sechs in der Einheit für die Politik der Welt und wir nehmen die Sache ernst, sehr ernst. Am Anfang kam es mir komisch vor, da das Schicksal von vielen Menschen auf unseren Schultern liegt und wir selbst soviel Schuld mit uns tragen. Unsere Westen sind nicht rein und wenn ich meine Hände betrachte, dann sehe ich dort das Blut, das an ihnen klebt. Doch mit mehr Menschen wäre diese Einheit nicht zu realisieren, da es einer ruhigen Atmosphäre bedarf, diese Entscheidungen zu treffen und mit Verlaub, sich mit sechs Leuten zivilisiert zu diskutieren, ist eine Sache, aber mit sechs Leuten eine gute Entscheidung zu treffen ist eine andere. Und manchmal empfinde ich es als schwer genug sich mit sechs Leuten zu einigen und noch immer Dinge zu beschließen, die etwas nützen und es fällt nicht leicht, nicht zu viele Kompromisse einzugehen, sodass die Entscheidung nichtig wird.



Edward Newton ergreift das Wort mit seiner starken, aber dennoch heiseren Stimme. „Nun, wir alle wissen ganz genau, dass wir nicht zulassen können, dass George Bush einen Krieg gegen den Irak beginnt. Denn wenn der Präsident das Land angreift, könnte es eine Folge sein, dass Hussein Israel angreift und da dieses Land über Atomwaffen verfügt, wäre ein dritter, nuklearer Weltkrieg nicht auszuschließen.“ Auf Vorschläge wartend, schaut er uns an und Frank hebt seine Stimme. „Nun, Bush macht das alles nur wegen dem Öl und wir können nur von Glück reden, dass es im Irak keine uns bekannten Vorkommen des schwarzen Krebses gibt. Mit Nordkorea ist es im Moment das gleiche, sie haben Atomwaffen und könnten theoretisch auch eine Bedrohung darstellen, aber sie haben kein Öl, weswegen es nicht so interessant ist.“ „Wie ist dieser Mann eigentlich an die Macht gekommen?“, werfe ich fragend ein und Marc, unser Streber antwortet mir: „Wahlbetrug, den unsere Vorgänger nicht verhindern wollten, da sie dachten, dass Bush leicht zu kontrollieren wäre.“ Ich nicke und Newton senkt seinen Blick, während Gisela in ihrem sanften Singsang anfängt zu sprechen. „Was machen wir nun? Einen Mordanschlag wie bei Kennedy 1963?“ Man kann in ihren grünblauen Augen sehen, dass sie diesen Vorschlag nicht gutheißt und Newton schüttelt den Kopf. „Das ist wirklich die letzte Option, aber wir müssen Bush davon überzeugen, dass das, was er tut oder im Begriff ist zu tun, falsch ist.“ „Wir können seine Meinung nicht ändern, er ist ein texanischer Dorftrottel, der nicht von seinem Weg abweichen wird. Und Condoleezza Rice und Donald Rumsfeld machen das, was er will. Und unsere Macht im Senat reicht nicht aus, um ihn zu stoppen. Das wurde 2000 bei der Wahl wirklich intelligent gemacht.“ Grace meckert ein wenig herum und ich muss innerlich lächeln, da mir nur einfällt, dass wir ihm eine Gehirnwäsche verpassen könnten. Diese Leute denken manchmal etwas zu unschuldig, aber das ist schwer und geht nur mit bestimmten Medikamenten beziehungsweise Drogen, die ihn gefügig, aber süchtig machen würden. Das habe ich mit Scully schon besprochen und sie meint, dass das relativ gefährlich wäre, da er dann nicht mehr zurechnungsfähig wäre. Aber irgendwie ist er das jetzt auch nicht, oder? „Aber könnte man ihn nicht umbringen und einen aus unseren Reihen an seinen Platz setzen?“ Ich schaue Edward etwas unsicher an. „Ja, vielleicht, aber das würde eine Unruhe im Land verursachen, die wir nicht riskieren wollen.“ Ich nicke und schlage weiter vor: „Wie wäre es ihn unter dem Einfluss von Sedativen und Hypnose regieren zu lassen? Das Problem wäre nur, dass wir das über einen längeren Zeitraum machen müssten und das wenig bringen würde.“ Newton nickt und schaut nach unten: „Ja, darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber dann müsste immer jemand da sein, der ihm die Medikamente verabreicht und das noch ein Jahr, bis zu den Neuwahlen des Präsidenten.“ Ich schaue auf meine Hände und sehe die anderen fragend an. „Die Mitglieder des UN Sicherheitsrates zu überzeugen brächte auch nichts, da die USA auch allein einen Krieg gegen den Irak führen würden.“ Das ist mehr eine simple Feststellung von Tatsachen, als ein Vorschlag, aber Marc schaut uns an und Newton nickt entschlossen. „Es tut mir unglaublich leid, dass feststellen zu müssen, aber ich finde die Methode, die Mulder vorgeschlagen hat, am sinnvollsten, sofern wir ihn dann später zum Rücktritt bewegen können.“ Wenn Skinner oder ein anderer Vorgesetzte früher zu mir gesagt hätte, dass meine Idee die beste sei, so hätte ich mich wirklich gefreut. Aber nun ist es mehr ein Muss und ich empfinde keinen Triumph, da ich weiß, dass mein Vorschlag dem Leben selbst unwürdig ist. Es geht nicht mehr darum große Verbrecher ins Gefängnis zu bringen und sich zu freuen, dass dieser Mensch kein Unrecht mehr tun kann. Nein, im Moment sind wir die, die eine Straftat begehen und das Schlimme daran ist, dass dieses Verhalten gebilligt wird, da wir die Macht haben und es unsere Aufgabe ist die Welt halbwegs in Ruhe zu halten. Wenn ich mir Gedanken darüber mache, wird mir schlecht und ich wünsche mir manchmal, dass ich von alldem nicht wüsste, aber es ist so und ich muss damit leben. „Was ist mit Laura Bush und den Beratern des Präsidenten, die werden doch etwas merken. Wäre ein Tod nicht einfacher, als dies hier?“, schaltet sich Gisela ein und Newton nickt: „Ja, wir könnten auch ein Bush Double, das sich genauso verhält wie er, nehmen. Aber ich weiß kein Double und die andere Idee ist…“ Frank ließ ihn nicht ausreden: „Ja, ein Mord ist nicht angenehm, aber dann wären wir das Problem, das wir mit diesem zweifellos inkompetenten Politiker haben, ein für alle mal los.“ Newton nickt und beginnt einen neuen Satz, während er seine Hände ineinander webt. „Ja, aber es sollte so aussehen wie ein natürlicher Tod.“ Wir alle hier wissen, dass wir keine andere Wahl haben als zuzustimmen. Ein Krieg steht viel zu nah bevor und was ist schon ein Menschenleben gegen das von Hunderten? Nichts. Deswegen ist diese Entscheidung getroffen, auch wenn man in unseren Gesichtern den Unwillen sehen kann, da wir ihn nicht töten wollen. Wir wollen niemanden verletzen, aber manchmal muss man auch unangenehme Entscheidungen treffen und egal, wie wir uns entscheiden, es wird Opfer geben.
Diese Entscheidung geht jetzt an Ian, der eine Art Einsatzleiter ist, und bestimmt, wer die Befehle ausführen muss. Ich werde es nicht sein, da ich auch in der schrägsten Verkleidung nicht in die USA reisen kann, denn dort bin ich noch immer ein gesuchter Mörder und mir droht die Todesstrafe. Aber leider macht sich eine Angst in meinem Körper breit und ein unangenehmes Gefühl beschleicht mich, denn ich weiß, dass Dana auf jeden Fall in der engeren Auswahl sein wird.



Schnell gehe ich hoch in die Cafeteria, die im obersten Stockwerk des Haupthauses ist und eine wunderhübsche Glasfront in Richtung der Rocky Mountains hat. Der Saal ist sehr groß und auf zwei Etagen verteilt. Hier treffen sich die ca. 800 Mitarbeiter dieses Komplexes und essen und unterhalten sich hier. Dana und ich treffen uns zum Mittagessen meistens um diese Uhrzeit, es ist halb zwei, doch ich sehe sie nicht an unserem Tisch sitzen. Dort sitzen ihre Freundinnen Deanna und Charlene, sowie Rick und Gene, mit denen wir auch befreundet sind. Nun schlendere ich zu dem Tisch hinüber und setze mich auf meinen Stammplatz, stelle mein Tablett vor mich, während die anderen mich herzlich empfangen. „Hey, Mulder, wie geht es dir?“, fragt mich Deanna interessiert und alle anderen lächeln und schauen mich an. „Ganz gut.“ Ich habe jetzt wirklich keine Lust mehr zu sagen und Deanna akzeptiert das. „Wo ist Dana?“ Charlene arbeitet mit ihr zusammen und könnte es vielleicht wissen und sie nickt. „Eine Besprechung, weil du immer so intelligente Entscheidungen triffst.“ Das klingt zwar flapsig, aber ich weiß, dass Charly es nicht so meint und ich nicke etwas angespannt. Ich weiß, was das bedeutet. „Sie werden wohl Dana und Michael Hess schicken.“ Gene ist in der Einheit für die Vertuschung und bekommt immer alles mit. „Tut mir leid für dich, Mulder“, fügt er hinzu und ich lächle, während Deanna ihm einen Kuss auf die Wange gibt. Gerade, als ich mich meinem Essen zuwenden will, sehe ich einen Rotschopf die Treppe heraufsteigen und sie kommt auf uns zu. Doch ich kann an ihrem Gang und an der Art, wie verkrampft sie ihr Tablett hält, erkennen, dass es ihr nicht gut geht. Sie ist angespannt und ich wünschte, dass ich ihr etwas davon abnehmen könnte. Bedacht setzt sie sich zu uns und neben mich, sie lächelt zaghaft in die Runde und wendet sich dann mir zu. Ich sehe in ihre wundervollen blauen Augen und spüre, wie sie sanft meine Hand ergreift. Ihre warme und zärtliche Hand in meiner, und ich beuge mich zu ihr herüber und gebe ihr einen liebevollen Kuss auf die Wange. Das Essen verläuft schweigend und wir beide wissen, dass wir noch viel zu besprechen haben.
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