World of X

Das älteste Archiv für deutsche Akte-X Fanfiction

If I saw you in heaven

von Netty

Kapitel 2

„Mr. Mulder ist bei Ihnen alles in Ordnung?“ Okay, blöde Frage, aber ich habe es schon drei mal versucht eine Unterhaltung mit ihm anzufangen und jedes Mal hat er mich abgewürgt.



„Mulder reicht und es geht mir gut.“ Natürlich ihm geht es genauso gut, wie ich Engel der Stufe sieben bin und meinen Job liebe. Die gesamte Zeit, seit wir unsere Aufnahme verlassen haben, sieht er nur abwesend aus dem Fenster. Wir sitzen in meinem Wolkenmobil (als ich das zum ersten Mal gehört habe, bin ich in einen hysterischen Lachanfall ausgebrochen. Wolkenmobil?) und sind auf dem Weg zu seinem Appartment.



Tatsächlich ist das Wolkenmobil ein Auto, es fährt lediglich ohne Bezin und dreckige Abgase. Wie es funktioniert weiß ich selbst nicht genau, ich bin Engel und kein Mechaniker. Es fährt sich allerdings genau wie ein stinknormales Auto. Hups, ich soll ja nicht immer diese Ausdrücke verwenden.



Wir fahren vorbei an Reihen weißer Häuserblocks, wobei einer aussieht wie der andere. Ich weiß nicht, warum im Himmel alles weiß sein muß. Wer hat sich nur sowas schwachsinniges ausgedacht?



Die Häuser sind weiß, die Straßen sind weiß und sogar die Kleidung der Engel sind weiß. Die Dinger sind geschneidert wie Roben oder Kartoffelsäcke. Glücklicherweise müssen wir die nur tragen, wenn wir einen Menschen empfangen. Ansonsten dürfen wir normale Hosen und Röcke tragen, natürlich in weiß. Die Menschen allerdings dürfen so farbig rumlaufen wie sie wollen. Da stört es keinen, wenn sie blau oder rot tragen, doch als Engel hat man eine gewissen Verantwortung, das ist das erste, was sie dir in Stufe 1 eintrichtern.



Einfach ausgedrückt, es ist alles tierisch monoton und langweilig.



Ich fahre an den Straßenrand und stelle den Motor ab. Dann sehe ich zu ihm, er sieht noch immer gelangweilt aus dem Fenster ohne seine Umgebung überhaupt richtig wahrzunehmen.



„So da sind wir“ versuche ich es auf die optimistische Tour. Das schreckt ihn wenigstens vorübergehen aus seinen Gedanken und er sieht mich an. „Bei ihrer neuen Wohnung, meine ich“ erkläre ich schnell. Dann steige ich aus und kurze Zeit später tut er das gleiche.



Zusammen betreten wir den Wohnblock und steigen die Treppen hinauf. Sein Appartment ist Nr. 12e in Block 431, yap jemand war ganz scharf darauf im Himmel alles zu nummerieren. Sowohl die Engel, als auch alles andere. Vor seinem Appartment bleibe ich stehen und krame den Schlüssel aus meiner Tasche. Dann schließe ich auf und trete einen Schritt zur Seite. Sein Unterkiefer klappt herunter und er sieht zum ersten Mal überrascht aus. Wundert mich nicht.



Ich erwähnte ja schon, dass wir versuchen alles so gestalten wie auf der Erde. Sein Appartment ist dem auf der Erde bis ins kleinste Detail identisch nachkonztruiert worden. Sogar die Fische sind identisch.



„Das ist...“, beginnt er sich in seiner neuen, alten Behausung umsehend.



„Ganz schön cool was?“, frage ich grinsend. Ich bin wahnsinnig erleichtert, dass wenigstens etwas bei ihm eine normale Reaktion hervorruft, ansonsten wäre ich jetzt wahrscheinlich ausgerastet.



„Wie habt ihr das gemacht?“, fragt er mich endlich einmal richtig ansehend.



„Nun Mr. Mulder“ Er wirft mir einen vielsagenden Blick zu und ich verbessere mich sofort. „Mulder, zunächst sollten Sie sich darüber klar werden, dass hier so ziemlich nichts unmöglich ist“, sage ich stolz. Vielleicht können wir ja jetzt zur Tagesordnung übergehen. Er läuft, wir mir scheint, ein wenig aufgeregt in alle Zimmer und ich folge ihm stumm. Schließlich ist er mit seinem Rundgang fertig und setzt sich auf seine Couch, wo er sich zurücklehnt.



„Okay“, beginnt er und deutet neben sich auf die Couch. Ich kehre noch einmal schnell zur Tür zurück, um sie zu schließen und setze mich dann seiner Einladung folgend neben ihn. „Was hat das hier alles auf sich, Lana?“ Ich nicke, richtiger Name, anscheinend scheint er mir vorhin kurzzeitig zugehört zu haben.



„Also wie vorhin schon erwähnt bin ich ein Engel“, er sieht mich merkwürdig prüfend an. „Nun nicht durch und druch. Keine blonden Löckchen und keine Flügel“, füge ich auf seinen Blick antwortend hinzu.



„Kein blonden Löckchen ist okay, ich mag rote Haare sowieso viel lieber“, sagt er meine Haare betrachtend. Oh, ähm also was sagt man nun auf sowas? Danke? Doch er will offensichtlich gar nicht, das ich antworte. „Aber warum hast du keine Flügel? Ich dachte jeder Engel hat Flügel.“



„Ja, das dachte ich auch mal“, gebe ich etwas zu sarkastisch von mir und er lächelt. Er hat ein schönes Lächeln. „Aber Flügel bekommt man erst in Stufe drei.“



„Und du bist Stufe 2 richtig?“



„Richtig, wir wurden nach Stufen geordnet, weil jede Stufe eine andere Aufgabe hat. Stufe 2 ist die Aufgabe sich um Menschen wie dich zu kümmern“, erkläre ich ihm. Mir plötzlich bewusst werdend, dass wir angefangen haben uns zu duzen, mir solls recht sein. Allerdings darf ich ihn nicht Fox nennen. Steht groß und breit in seiner Akte, allerdings nicht warum.



„Wie lange bist du schon Engel?“ Endlich wird er neugierig, ich habe wirklich schon angefangen mir Sorgen darüber zu machen.



„Also so etwas wie Zeit gibt es hier oben nicht. Jedenfalls keine richtige. Wir werden nicht älter. Aber wenn ich es in Jahren ausdrücken müsste, dann wäre ich jetzt wohl 8 Jahre hier, glaube ich wenigstens.“



„Ich habe noch so viele Fragen, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll“, wird aber im selben Moment von einem Gähnen unterbrochen und ich muß ungewollt lächeln. Er scheint ziemlich erschöpft zu sein, ist ja auch kein Wunder.



„Nun mal langsam. Hier hast du erstmal deinen Schlüssel, ich habe auch einen und hier ist meine Nummer, unter der kannst du mich jederzeit erreichen. Wir haben noch viel Zeit uns kennenzulernen, aber jetzt solltest du dich ein wenig ausruhen. In zwei Stunden werde ich dich dann zum essen abholen und dann können wir weiterreden“ ich stehe auf und will schon gehen, als mir noch etwas einfällt. „Mulder?“ er hat sich schon auf seine Couch gelegt sieht mich aber nun an. „Geh nicht allein auf die Straße, noch nicht. Hier sieht so ziemlich alles gleich aus und solang du dich hier noch nicht auskennst, könntest du dich schnell verlaufen.“ Er nickt und legt sich dann zurück und schließt die Augen, während ich sein Appartment verlasse.



Ende 2/17
Rezensionen