World of X

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If I saw you in heaven

von Netty

Kapitel 15

Lektion? Bitte, bin ich hier im falschen Film? Lektion? Ich meine, es ist ja klar, dass Gott Lektionen erfunden hat, damit die Menschen Fehler erkennen und ihn nicht noch einmal machen, aber ich hätte nicht gedacht, dass er sie auch selbst ausführt. Ich meine, Lektion?! Strafe, ja, aber eine Lektion. Zudem sollte ich mich vielleicht mal Fragen, was für eine Lektion?



„Was für eine Lektion?“ Danke Mulder, das war die erste richtige Frage, zum richtigen Zeitpunkt. So Gott, das würde mich jetzt auch mal brennend interessieren, denn ich habe so ein merkwürdiges Gefühl in meinem Bauch und sollte sich diese Ahnung bestätigen, hat hier jemand ganz anderes ein Problem.



„Nun, Fox, wie ich dir bereits sagte, habt du und Dana meinen zukünftigen Nachfolger fast zur Weißglut getrieben, also bat er mich, ihm zu helfen.“ Ich weiß, dass das jetzt so ziemlich die letzte Frage ist, die mir durch den Kopf gehen sollte, aber zukünftiger Nachfolger? Meint er damit, dass Emil, mein Emil, in einiger Zeit Engel der Stufe 7 sein wird? Lana, du Idiot, was soll er denn sonst damit meinen?



Schön, ich bin mir sicher, dass dieses Lächeln auf meinen Lippen jetzt genauso wenig hierher passt wie ein Sack Kartoffeln, aber ich, ich Lana 2/68 hatte Sex mit Gott. Na gut, mit dem zukünftigen, aber immerhin, wie viele Engel können das bitte von sich behaupten?



„Wie meinen Sie das?“ Oh okay, zurück zum eigentlichen Punkt dieser Unterhaltung, was war das doch gleich? Ach ja, Gott erteilt Lektionen.



„Fox, du bist jetzt noch nicht einmal 40, und obwohl eine Menge Leute in deinem Alter sterben, warst du dafür noch nicht vorgesehen. Aber wir haben entschieden, dass du einen Schubs in die richtige Richtung benötigst. Wir haben dir das genommen, was du deiner Meinung nach auf Erden nicht brauchtest, um dir zu zeigen, wie sehr du sie tatsächlich brauchst. Lana war Emils Idee und-“



„Moment mal, das war alles geplant?“, platzt es ziemlich laut aus mir heraus und ich kann sehen, wie Mulder erschrocken neben mir zurückzuckt. Hey, entschuldige, aber das hier kann nicht länger warten.



„Lana“, schaltet sich Emil das erste Mal in diese ganze Unterhaltung ein. Aber so nicht! Einen Schubs in die richtige Richtung? Die sollen mal schön aufpassen, dass sie dabei nicht auf die Schnauze fallen und ich sehe überhaupt nicht ein, mich dafür jetzt zu entschuldigen. Auch wenn Schnauze etwas ist, wofür man sich entschuldigen sollte.



„Nein, komm mir nicht mit Lana. Nicht, wenn ich gerade dabei bin auszurasten!“ Emil weicht ein Stückchen zurück, als ich energisch auf ihn zuschreite. Das erfüllt mich mit tiefer Befriedung, denn anscheinend weiß er noch, wie viel Temperament in mir steckt und nur darauf wartet, endlich freigelassen zu werden – was er soeben auch bewirkt hat.



„Du hast sie wohl nicht mehr alle. Diese ganze Chose war von Anfang geplant! Du gehst einfach zu diesem Typen da-“ Jetzt deute ich abwertend auf Gott, der sich wahrscheinlich langsam ein bisschen verarscht vorkommt. Willkommen im Club, so fühle ich mich nämlich auch gerade. „- und sagst, dass du ein Problem mit Mulder hast, woraufhin er dir vorschlägt, ihn sterben zu lassen. Dir fällt natürlich sofort dieser dumme, kleine, gefühlsduselige Engel ein, mit dem du mal eine Affäre hattest. Und logischerweise ist dir auch auf der Stelle klar, dass Mulder versuchen würde, Dana wiederzusehen und dass Lana doch die Beste für den Job wäre, da die ihre große Klappe sowieso nicht halten kann und somit einfach der perfekte Punchingball für euer kleines Theaterstück wäre.“ Ich bin absolut außer mir! Ich könnte das ganze Gebäude auseinandernehmen, und Emil weiß das, denn er traut sich nicht näher einen Meter an mich heran.



„Lana, bitte“, versucht er mich zu beruhigen. Eigentlich sollte er mich besser kennen, dass ich mich - so wütend wie ich im Augenblick bin - nicht beruhigen lasse.



„Um das Ganze noch komplett zu machen – damit ich blöde Gans auf keinen Fall bemerken würde, was vor sich geht, musstest du natürlich noch mit mir schlafen. Du hast mich benutzt!“ Ich spucke ihm vor die Füße, um ihm meine ganze Abscheu zu zeigen.



„Hey, jetzt mach aber mal halblang. Du hast doch genau dasselbe getan!“, rechtfertigt er sich. Wie bitte? Ich höre wohl nicht richtig, hab ich ihn etwa benutzt, um das zu bekommen, was ich will? „Schließlich hast du auch nur mit mir geschlafen, um ungestört an die Karte zu kommen.“ Oh, darauf will er also hinaus.



„Das ist etwas völlig anderes!“, schreie ich ihm entsetzt entgegen.



„Ach ja?“



„Ja, verdammt. Ich wollte wirklich mit dir schlafen. Seit wir uns getrennt haben, musste ich ständig an dich und das, was du wohl machst, denken.“ Panik, zu viele Informationen, halt dich zurück. Ups, zu spät. „Als ich neben dir auf der Couch saß, wurden all die Gefühle wieder wach, die ich für dich hatte, und als du mich geküsst hast, habe ich wirklich gedacht - so bescheuert war ich - ich habe wirklich geglaubt, dass dir etwas an mir liegen würde und dass wir es deshalb getan hätten. Aber so weit kannst du überhaupt nicht denken!“ In meinem Kopf dreht sich alles und mein Hals kratzt höllisch, aber das musste schließlich mal gesagt, oder gebrüllt, werden.



„Woher willst du wissen, dass meine Motive nicht ähnlich nobel waren, als ich dich geküsst und mit dir geschlafen habe?“, hakt er nach, seine Stimme langsam wieder auf einen Normalpegel senkend.



„Ganz einfach, weil du ein Mann bist“, lächle ich triumphierend und drehe mich demonstrativ von ihm weg, um zu Mulder zu gehen. Herzlichen Glückwunsch, mir ist es endlich gelungen, ihm die Meinung zu sagen. Trotzdem fühle ich mich alles andere als gut. Gott sieht extrem unsicher zwischen mir und Emil hin und her, während ich zu Mulder gehe.



„Mulder, es tut mir leid. Hätte ich davon gewusst, hätte ich mich niemals darauf eingelassen. Aber Emanuel ist ein wirklich guter Schauspieler, zumal er mich sogar nach deiner Todesursache gefragt hat, die er ja eigentlich schon selber wusste-“, rufe ich in seine Richtung. Dieser Typ soll mir nie wieder unter die Augen kommen, das ist alles andere als fair. „- und mir obendrein noch Schuldgefühle eingeredet hat, als er uns beide erwischte.“



„Das weiß ich“, antwortet Mulder und ich senke meinen Kopf, weil ich mich schäme, so dämlich zu sein. Seine Finger legen sich unter mein Kinn und drücken es langsam wieder nach oben. „Hey, das weiß ich wirklich.“ Er schenkt mir ein dankbares Lächeln und ich erwidere es traurig. Obwohl ich mich freue, dass wir keine direkte Strafe bekommen, war das Geständnis für mich bereits Strafe genug. Ich darf zwar Engel bleiben, doch Emil habe ich trotzdem verloren. Außerdem, was gibt es für einen besseren Beweis, als Engel unfähig zu sein, als dass man auf so ein blödes Schauspiel hereinfällt und sich tatsächlich auch noch ernste Gedanken darüber macht, was es für Folgen haben könnte? Da kann man nur hoffen, dass es für Mulder besser wird, denn nach dem Schock hat er es wirklich verdient.



Ende 15/17
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