World of X

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If I saw you in heaven

von Netty

Kapitel 13

... obwohl mich die gesamte Zeit dieses nagende Gefühl, auch als Angst bekannt, zerfressen hat, spüre ich, wie ich immer ruhiger werde. Das Licht strahlt eine angenehme Wärme aus und lässt meinen ruhelosen Körper schließlich doch zur Ruhe kommen.



Ich merke, wie Mulder, völlig hin und weg, neben mir in das Licht starrt. Nicht, dass ich zu irgendetwas anderem in der Lage wäre. Es kommt ja immerhin nicht jeden Tag vor, dass man seinem Schöpfer gegenübertritt.



Letztendlich lässt das Licht nach und entblößt genau das, was ich erwartet hatte. Einen älteren weißhaarigen Mann, mit weisen Augen und einem lockeren Gang. Als er im Raum ist, erlischt das Licht total und er blickt sich noch einmal kopfschüttelnd um, bevor er sich lächelnd uns zuwendet.



„Immer dieses PR-Auftreten. Wenn’s nach mir ginge, könnten wir dieses Licht weglassen. Ist zwar nicht so, dass wir hier oben Stromkosten hätten, aber die Menschen sind doch total eingeschüchtert sobald sie das sehen“, grinst er und setzt sich dann vor uns auf einen Stuhl. Mulder und ich sehen uns ratlos an. So hatte ich ihn mir absolut nicht vorgestellt. So pingelig, wie man alles in Stufe 1 beigebracht bekommt, hätte ich gedacht, dass Gott ein von Verklemmtheit durchfressener, für nichts neues offner Typ Mensch ist. Soweit er menschlich ist.



„Wollt ihr euch nicht setzen?“ sieht er uns beide fragend an und sofort sitzen wir ihm gegenüber auf unseren Stühlen. Ich gebe zu, dass ich etwas aus der Bahn geworfen bin. Immerhin ist Gott richtig nett und vielleicht wird meine Strafe gar nicht so schlimm wie ich angenommen hatte.



„Schön, also du bist Lana. Engel welcher Stufe?“ er sieht mich neugierig an und ich merke, wie sich ein riesiger Klos in meinem Hals bildet und ich weiß ganz genau, dass wenn ich meinen Mund aufmache nicht ein Wort herauskommen wird.



„Engel 2/68“, bringe ich entgegen meinen Erwartungen völlig ruhig, vielleicht ein wenig stotternd hervor.



„Hmm, also hat es ein Engel der Stufe zwei geschafft, in den Sektor 6 einzudringen? Meine Güte, die Jugend wird auch immer dreister“, stellt er fest und ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Als ich zu Mulder sehe, kann ich auf seinem Gesicht ebenfalls ein kleines Lächeln sehen.



„Schön und sie sind?“



„Fox Mulder, Sir“ rutscht es ihm heraus und Gott sieht ihn merkwürdig wissend an. Ich möchte nicht wissen, was dieser Blick zu bedeuten hat.



„Ja, ich habe von ihnen gehört. Sie haben einen meiner besten Engel der Stufe 6 fast zur Weißglut gebracht“, lächelt er. Gott lächelt, ich hätte niemals erwartet, dass ich das sehen darf. Da machen sie dir in Stufe eins eine riesigen Angst und dabei ist dieser alte Mann echt total okay.



„Ähm das wusste ich nicht“, Mulder klingt ziemlich verlegen, weswegen ich schon wieder grinsen muss.



„Wissen sie, was ich nicht verstehe? Auf Erden sind sie nicht dazu zu bewegen, ihrer reizenden Partnerin den Hof zu machen und kaum sind sie hier oben, stellen sie den ganzen Himmel auf den Kopf, bringen einen meiner Engel in Gefahr, nur um sie wieder zu sehen. Können sie mir das mal erklären?“ Sein Blick liegt ruhig auf ihn und zwingt ihn keinesfalls zur Eile. Mulder lehnt sich kurz in seinem Stuhl zurück und überlegt sorgfältig.



„Ich gebe zu, dass das etwas merkwürdig erscheint. Aber Scully ist eine, naja ähm“ er stockt kurz „extrem starke Frau, die niemanden braucht. Zumindest versucht sie das einem weiß zu machen, und vielleicht musste ich erst sterben um zu erkennen, dass sie mich trotzdem nicht ablehnen würde“, erklärt Mulder, und Gott sieht sogar halbwegs befriedigt aus.



„Donnerwetter, ich muss schon sagen. Immerhin scheinen sie darüber nachgedacht zu haben und um ehrlich zu sein, dass ist eine sehr gute Erklärung. Nun, und da ich schon einmal hier bin, kann ich euch auch sagen, was ich mit euch beiden vorhabe. Denn so was wie einen Einbruch hat es hier oben noch nie gegeben, und ich möchte auch, dass so etwas nie wieder vorkommt. Ihr werdet sicher verstehen, dass ich nicht drum herum komme, euch eine Lehre zu erteilen.“ Jetzt kommt das dicke Ende.



Meine Knie fangen schon wieder an, sich in Pudding zu verwandeln. Meine Finger beginnen sich rastlos in meinem Schoss zu bewegen, wie ein aufgeregtes kleines Schulmädchen an ihrem ersten Schultag.



Gott steht auf und geht hinüber zu Emil. Ich kann nicht hören, was er ihm sagt, doch dann verlassen plötzlich Emils Handlanger den Raum und wir bleiben zu viert zurück. Aha, keine Zeugen, das habe ich mal im Fernsehen gesehen, sie schicken die anderen weg, um völlig freie Hand zu haben, was uns angeht. Meine Gott – oops – das werde ich nicht überstehen.



Ich sehe zu Mulder hinüber, der mich nur seelenruhig ansieht und mit den Schultern zuckt. Sehr schön, sollte ich das hier überleben, werde ich ihn töten, ach nein, er ist ja schon tot. Na gut, dann lass ich mir halt was anderes einfallen, um ihn ein bisschen leiden zu lassen.



Meine Aufmerksamkeit zieht sich wieder auf Emil und auf Gott. Emil hat so ein geheimnisvolles Lächeln in Gesicht, als würde er gerade jemandem einen mords Streich spielen. Ich kann hier leider gar nicht lachen.



Schließlich kommen beide wieder zu uns herüber. Mein Herz schlägt so heftig in meiner Brust, dass es mich nicht überraschen würde, wenn es jede Sekunde durch meine Haut schlägt und direkt vor Gottes Füßen landet. Der Herr hat’s gegeben, der Herr soll’s wieder kriegen. Ich gebe ein undamenhaftes und noch mehr unengelhaftes Schnauben von mir bei dem Gedanken. Doch ich werde sofort wieder ernst, als ich Gottes Blick auf mir spüre, der sich dann Mulder zuwendet.



„Zuerst zu ihnen“, sagt er und das legt eine Art Schalter in mir um, oder vielleicht haben die in Stufe eins auch einfach nur gute Arbeit geleistet. Aber ich kann auf keinen Fall zulassen, dass er meinem Schützling etwas antut.



„Nicht ihn“, ich stehe auf, um mich zu meiner vollen Größe, was wie gesagt nicht gerade sehr viel ist, aufzurichten, um meinen Worten mehr Gewicht zu verleihen. „Ich gebe zu, dass ich einen Fehler gemacht habe, aber, auch wenn ich es getan habe, um ihm zu helfen, kann ich nicht zulassen, dass er das ausbaden muss. Er hatte ja keine Ahnung, was ihn erwarten würde. Ich hätte es ihm ausreden müssen, stattdessen habe ich ihm auch noch geholfen. Was ich damit sagen will, ist,“ ich hole einmal tief Luft, das wird nicht einfach „dass ich und nur ich allein Schuld daran bin, dass wir hier eingebrochen sind. Ich habe Emil, ich meine Emanuel bestohlen und Mulder gesagt, dass das die einzige Möglichkeit ist, Dana wiederzusehen. Also, wenn sie jemanden bestrafen wollen, dann mich, aber bitte verschonen sie ihn.“ Meine Güte, so viel Courage hätte ich mir nicht mal selbst zugetraut.



Wenn das mal kein Fehler war.



Ende 13/17
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