World of X

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The Sky of Armageddon (1)

von Lord Sijar

Kapitel 4

~xXx~



Mulder stand etwas unschlüssig in der Kommandozentrale des Schiffs herum. Irgendjemand hatte Musik auf die Lautsprecher gelegt und der satte Gitarrensound eines ihm unbekannten Musikers erfüllte den Raum.

Er hatte Scully und Skinner einen Besuch im Labor abgestattet, sich über das Gegenmittel aus Williams Genen informiert und mit den Gunmen über die Technologien der Dracos gesprochen. Wie sich herausgestellt hatte, hatten die drei bereits zahlreiche Daten kopiert und sich über das Raumschiff informiert so gut es ging. **Wahrscheinlich für eine Sonderausgabe des „Einsamen Schützen“** hatte er in einem Anflug von Sarkasmus gedacht.

Nun war er wieder auf der Brücke und betrachtete die glühenden Paneele und Schalttafeln. Ein Projektionsfeld auf einer der Wände zeigte ihren momentanen Aufenthaltsort und das Peilsignal von Lord Scuwa an einem abgeschiedenen Abschnitt der Küste Tunesiens. Die beiden Punke lagen nicht mehr weit auseinander und die Midgard näherte sich schnell.

Lord Fijur arbeitete auf der Kommandobrücke, ließ sich von Mulders Anwesenheit allerdings nicht von den Arbeiten, die sie erledigte abhalten.

Mulder trat dicht an die gewölbten Fensterscheiben des Cockpits heran und sah hinaus in die Unterwasserwelt. Die Midgard tauchte schon jetzt nicht mehr so tief, sodass das klare Wasser des Atlantischen Ozeans in hellem blau strahlte. Mit einem zischen öffneten sich die rückwärtigen Eingänge der Schaltzentrale und Scully betrat in Begleitung von Sijar und Acris die Brücke. Ein kurzer Informationsaustausch zwischen den Dracos begann und dann ließ Fijur das Schiff langsam an die Meeresoberfläche steigen. Die Sensoren des Schiffes präsentierte bereits ein Bild der Küste.

„Unser Ziel!“ ließ sich Sijar vernehmen. Ein Bildschirm zeigte einen Strandabschnitt auf dem eine Art Camp errichtet worden war. Ein großer, silberner Truck stand im Sand.

Die Midgard tauchte auf und augenblicklich strahlte die warme Mittelmeersonne durch die Fenster



Zwanzig Minuten später war das Lager abgebaut und das silberne Auto war im Frachtraum der Midgard geparkt.

„He Scuwa, hast du die Proben und die Testobjekte?“ war das erste, was die Ozeandraco ihre Gefährtin fragte, als sie sich mit Handschlag und einer knappen Verbeugung begrüßten. Vier Dracos, vier Elemente der Welt. Letztlich waren Erde, Meer, Feuer und Himmel wieder vereint. Lord Scuwa wirkte im Vergleich zu den anderen Dracos irgendwie unkonventionell fand Mulder. Sie etwas größer als Scully, sehr schlank und hatte Augen die so grün wie die einer Katze waren. Pink gefärbte Strähnen zierten ihr weißblondes kurzes Haar.

Die Dracos hatten ihn gebeten anwesend zu sein.

Dann verstand er warum. Aus dem Truck wurden drei ältere Männer geholt. Offenbar betäubt und gefesselt. Zwei von ihnen kannte Mulder nicht, wohl aber den dritten.

Niemand geringeres als CGB Spender, der alte Raucher.

Sein Vater.

Mulder hatte ihn seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesehen und gehofft, er wäre gestorben. Fehlanzeige und trauriger Trugschluss, nach dem Gesetz, dass es keinen Weg gab, den Teufel zu töten.

Trotzdem sah er nicht aus, als ob es ihm gut ging. Als Mulder ihn kennen gelernt hatte, war Spenders Haar dunkelbraun mit einigen grauen Strähnen gewesen, jetzt war es grau-weiß. Die Falten waren tiefer als je zuvor und eine kurze graue Narbe zierte seinen Hals. Spender hatte an Kraft verloren und wirkte entsetzlich schwach. Mulder hätte nicht gedacht, das er zu irgend einer Zeit seines Lebens je Mitleid für diesen Mann empfinden würde, aber als er Spender so sah, schwach, hilflos spürte er Erbarmen für seinen alten Feind. Spender war sein Vater, zumindest hatte er dies behauptet. Mulder wusste nicht ob er ihm das glauben sollte, aber er empfand einen gewissen wiederwilligen Respekt vor dem alten Mann, dessen Schicksal, er Mulder, geworden war. Trotzdem gönnte er ihm die Strafe, die ihm die Dracos unterzogen aus vollstem Herzen.

Scully hatte bei Spenders Anblick nach Luft geschnappt und nach Mulders Arm gegriffen.

„Ich dachte er sei tot,“ stellte sie voller Unglauben fest.

„Offenbar leben Totgesagte länger.“ Seine Stimme war dumpf und von Grimm belegt.

„Erkennen Sie ihn?,“ fragte Sijar ernst, als sie zu Scully und Mulder trat.

„Natürlich, es ist CGB Spender,“ knurrte er

„Falls dies sein echter Name ist, wie könnte ich den Teufel nicht erkennen.“

Scully wusste, das in seinem Inneren gerade ein Sturm wütete.

„Sie wissen, das das Ihr Vater ist?“ fragte Sijar weiter.

„Ich will es nicht wissen!“ Er kniff seine Augen zusammen.

„Seine verdammte Raucherei hätte ihn schon vor Jahren umbringen müssen...“

„Seine Zeit ist noch nicht gekommen, weil Ihnen noch ein gemeinsamer Kampf bevorstehen wird. Er hat Zeit seines Lebens geglaubt, das Sie sein Feind sind Mulder, genauso wie Sie ihn für Ihren Feind halten Die Wahrheit ist, dass wir alle den selben Feind haben und nur so stark wie wir einig sind und so schwach wie wir gespalten. Sie beide sind einander würdige Gegner gewesen, es wird Zeit, dass Sie zu würdigen Gefährten werden

„Sie wollen, das ich ihm verzeihe?“ fragte Mulder die Draco ungläubig.

„Das kann ich nicht, das werde ich nie können.“ Es war nicht mehr als eine simple Feststellung, aber nachdem er sie ausgesprochen hatte, bereute er seine Worte. Sie waren aus seinem Herzen gekommen, aber sie klangen so endgültig und trotzig.

„Sagen Sie so etwas *nie*“. Er hatte keine angemessene Antwort auf diese Frage und er mochte keine Zeit damit verbringen, sie zu suchen.



~xXx~



IRGENDWO



Wie helle gleißende Diamanten funkelten die Sterne in der absoluten unendlichen Finsternis des Weltalls. Nicht nur die Sterne. SEINE Armeen waren auf dem Weg zu ihrem Ziel. Bereits nahe, aber noch nicht nahe genug um sie zu entdecken, wenn man nicht nach ihnen suchte. Auf der Erde suchte niemand nach ihnen, die wenigen die wussten das ER existierte waren zu sehr beschäftigt um nach IHNEN zu suchen.

Doch SEINE Getreuen waren schon lange aktiv. Schleichend und heimlich ehrten sie ihr Erbe und ihre wiedererwachende Macht.

~xXx~



Dreißig Minuten später betrat Scully den Versammlungsraum. Im Vergleich zum Morgen hatte sich einiges verändert. Die Sofas und Sitzecken waren verschwunden, dafür stand der große runde Tisch in der Mitte des Raums. An der Stirnwand hing das Banner der Dracos. Ein großes rotes Wappentuch mit dem schwarzen Flugbild eines Raubvogels darauf. Darunter vier kleinere Banner. Ein Tiger auf rot, ein Killerwal auf blau, ein Wolf auf grün und ein Adler auf weißem Grund.

Sie nahm an dem großen runden Tisch platz, dort wo ein Schild mit ihrem Namen platziert war. Ihr war irgendwie unbehaglich zu Mute. Die familiäre Atmosphäre war aus dem Raum gewichen.

Sie entdeckte weitere Namensschilder. Das von Mulder zu ihrer rechten, das von Doggett zur linken Seite. Ebenso wie eines für Skinner, ihre Mutter und für die Gunmen. Das gesamte Viertel des Tisches unter den Wappen war den Dracos vorbehalten. Rote, blaue, grüne und weiße Seidenpartien waren über die Stuhllehnen geworfen.

Ihrem Platz gegenüber waren die Namensschilder von drei weitern Personen aufgestellt. Sie kannte keinen der Namen Henry Kurtzweil, James.J. Avery und... Lionel Spender.

Spender, als sie diesen Namen las, hatte sie für einige Augenblicke das Gefühl sich übergeben zu müssen. Dieser verdammte Dreckskerl würde auch an der Besprechung teilnehmen. Lionel war sein Name.

Der Gedanke ihrem alten Feind gegenüberzutreten in dem Wissen, dass sie nunmehr um die Selbe Sache kämpften ließ sie unbehaglich fühlen. Vor allem störte sie sich an der Vorstellung, das Mulder wieder mit ihm konfrontiert wurde. Sie wusste, das er seinen Vater bis aufs Blut hasste und Spender diese Gefühle mehr als erwiderte. Trotzdem hatten beide einen unglaublichen, wenn auch wiederwilligen, Respekt voreinander, vor den Taten des anderen, egal auf welcher Seite sie standen.

Sie hätten sich schon duzende Male gegenseitig töten können, aber keiner hatte diesen Schritt bisher gewagt. Scully hatte das ausgesprochen unangenehme Gefühl, das Mulder vielleicht den heutigen Tag nutzen würde um es nachzuholen.

Die Tür zum Konferenzraum öffnete sich mit einem leisen Zischen. Mulder betrat den Raum. Er trug ein azurfarbenes Shirt und eine dunkelblaue Hose. Offensichtlich hatte er geduscht und sich für die kommende Unterredung umgezogen. Unter normalen Umständen hätte er unverschämt sexy ausgesehen, aber er war blass, fand Scully. Sie bemerkte das er total verkrampft war und leicht zitterte.

Nur wer im lesen seines Gesichts geübt war, konnte seine leicht zusammen gekniffenen Augen deuten, ebenso wie die zusammengebissenen Zähne hinter der sorgfältigen Maske der Beherrschung. Dann bemerkte sie den brennenden Zorn in seinen Augen, der heißer zu sein schien, als das Feuer der Sonne. Das Grüngold seiner Iris loderte, als wütende Flammenmeer darin. Sie schnappte unwillkürlich nach Luft.

Das war irgendwie nicht der Mulder, den sie kannte. Wenn er in diesem Zustand Spender über den Weg lief, würde er seinen Vater wahrscheinlich mit bloßen Händen erwürgen. Zwar konnte sie ihm seine Emotionen nicht verdenken, aber so würden sie nicht weiterkommen.

Sie stand auf und ging zu ihm. Sanft legte sie ihre Hände auf seine verkrampften Schultern.

„Mulder, so kommst du nicht weiter. Es nützt nichts, deine Energie darauf zu verschwenden ihn zu hassen. Das macht alles nur noch schlimmer,“ sagte sie besänftigend. Vorsichtig begann sie seine Schultern zu massieren.

„Du bist zu früh hier,“ erwiderte er mit rauer Stimme und sie beschlich das Gefühl, das er eben geweint hatte. Sie schluckte. Er entwand sich ihrer Hände.

„Das selbe könnte ich über Dich sagen,“ versuchte sie ihn aufzulockern. Es misslang.

„Bitte Scully, ich war gekommen um noch ein wenig allein zu sein, bis die Konferenz beginnt,“ gab er leise zu.

„Oh hör auf Dich selbst zu quälen.“ Sie griff nach seinen Händen drehte ihn zu sich herum, bis er direkt vor ihr stand. Sie blickte ihn an aber er sah weg.

„Sieh mich an, Fox William Mulder,“ forderte sie ihn auf. Langsam, wie in Trance kam er der Aufforderung nach. Das Feuer in seinem Herzen war nun direkt auf sie gerichtet.

„Ich kann verstehen das du ihn hasst, ich kann verstehen, das du ihn am liebsten hier auf der Stelle umbringen würdest, aber ich kann es nicht gutheißen.

Er ist dein Vater, auch wenn er sich nie wie der solche verhalten hat. Es ist unabstreitbare Wahrheit, dass er dich für seine eigenen Pläne benutzt hat und alle moralischen und ethischen Prinzipen weit hinter sich gelassen, um zu einem Verbrecher zu werden. Aber Mulder, du musst dich damit abfinden, das etwas von seinem Blut auch durch deine Adern fließt. Sijar hat recht, ihr beide seid euch ähnlicher als ihr es wahrhaben wollt. So verbissen wie du um die Wahrheit gekämpft hast, hat er versucht diese zu verbergen.“

„Scully, bitte hör damit auf.“ Mulders Stimme wurde flehentlich und er versuchte erneut wegzusehen. Scully kam ihm zuvor indem sie sein Kinn festhielt. Nicht einengend, die Geste reichte. Der Feuersturm in seinen Augen tobte weiter.

„Niemand kann von dir verlagen, das du ihm vergibst, Mulder, aber wir alle hoffen es. Die Dracos und ich.

Das Schicksal ist gerade dabei Spender für seine Taten büßen zu lassen. Die Dracos haben ihn aus seinem Projekt heraus gekidnappt, seine Pläne sabotiert, sie konfrontieren ihn mit einer Macht, die seine um das hunderttausendfache übertrifft. Sie haben ihn gedemütigt, das dürfte die schlimmste Strafe für einen Menschen wie ihn sein.“

Scully sprach nicht weiter, als sie feststellte, dass das Flammenmeer in seinen Augen langsam erlosch.

„Du hast recht Scully, ich muss ihm eine Chance lassen sich zu rechtfertigen, die Gründe seiner Taten zu offenbaren.“ Mulders Stimme war so leise wie eben, aber nicht mehr so frustriert.

„Darf ich dich etwas fragen, Scully?“ fragte er vorsichtig.

„Natürlich, du durftest immer fragen, “ erwiderte sie zögernd, neugierig auf das Folgende wartend.

„Würdest du ihm verzeihen können?“ erkundigte er sich leise. Damit hatte Scully nicht gerechnet.

„Er hat versucht dich zu töten und deine Schwester erwischt, er ist für deine Entführungen verantwortlich gewesen, er hat so viel gottverdammtes Leid auf die Welt gebracht... nun nenne du mir einen Weg wie ich ihm vergeben könnte?“

„Ich weiß es nicht,“ gestand Scully ein.

„Aber die Dracos haben recht, wenn sie sagen, das wir seine Hilfe bei der uns bevorstehenden Aufgaben dringend brauchen werden. Du musst ihm nicht vergeben können, ihr beide sollt vorerst nur zusammenarbeiten, ohne euch gegenseitig an die Kehle zu gehen. Meinst du, du kannst das schaffen?“ Scully schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Er musterte sie genau, das wusste sie, auch er warf nun einen Blick in die Seele seines Gegenüber, so wie sie es getan hatte.

„Wenn es dich glücklich macht, Scully, werde ich mich darum bemühen,“ meinte er schließlich. Seine harten, verbitterten Blicke wurden weicher, als er sah das sie lächelte.

„Scully, was würde ich ohne dich sein, danke das du mich wieder auf den Boden zurück geholt hast,“ stellte er reumütig fest. Kaum hatten diese Worte seinen Mund verlassen, umarmte sie ihn.

„So gefällst du mir wesentlich besser, Mulder,“ meinte sie als sie ihn losließ.

„Du weißt, das ich Dir keinen Wunsch abschlagen kann,“ entgegnete er schmunzelnd. Sein dunkler Zorn schien sich - vorerst - verabschiedet zu haben.

„Vergibst du mir?“

„Schon geschehen,“ flüsterte sie in sein Ohr, als sie ihn erneut umarmte. Sie blieben eine Weile so stehen, mit geschlossenen Augen die Nähe des Anderen genießend, bis Skinner und Doggett den Raum betraten. Die beiden hatten sich angeregt unterhalten, aber als sie Mulder und Scully sahen, trat eine Art peinliche Stille ein. Zwar war es nur eine simple Umarmung, aber Skinner wusste, das seine und die Anwesenheit Doggetts, die beiden empfindlich stören würde. Als Skinner zu Doggett blickte, bemerkte er Verdruss in dessen Augen. Keine Eifersucht, aber Glücklich schien Doggett nicht zu sein. Skinner nahm sich vor, mal mit ihm darüber zu reden. Später.

Bevor er etwas sagen konnte, dass die Situation entspannte, öffnete sich die Tür zum Saal abermals und die Gunmen betraten nach einander den Saal. Frohike, Langley und Beyers begrüßten die Anwesenden und suchten schnell ihre Plätze auf, ebenso wie Mrs. Scully.

„Sie kommen jetzt,“ erklärte Beyers geheimniskrämerisch.

Dann tauchten die Dracos in ihrer nicht-menschlichen Gestalt auf, die Gefangenen begleitet von zwei Wachhunden an ihrer Seite, außerdem zwei große silbergraue Wölfe und die Raben Hugin und Munin. Eine beinahe festliche Prozession.

Doch auch die gefangenen Menschen waren gut behandelt worden, soweit diese Beschreibung für einen Gefangenen gelten konnte. Zumindest hatte man ihnen das Recht eingeräumt, sich sauber zu kleiden. Ein Fluchtversuch hingegen mochte tödlich enden. Die beiden Wachhunde ließen sie nicht aus den Augen und gaben dann und wann ein bedrohliches Knurren von sich. Dahingegen suchten die beiden Wölfe sich ihre Plätze an der Seite der Dracos so wie auch das Rabenpaar.

Der Raum war in Schweigen gehüllt.

Lionel Spender sagte nichts aber die Blicke die er Mulder und Skinner zuwarf, wirkten ausgesprochen eingeschüchtert. Der sonst so eiskalte und berechnende Mann schien gedemütigt und erniedrigt, wenngleich etwas in seinen hageren Gesichtszügen war, dass seiner letzten Aufgabe harrte. Mulder sah einfach über ihn hinweg, als ob seinen Vater gar nicht kennen würde. Scully wusste um seine innere Anspannung. Ihr ging es nicht anders. Henry Kurtzweil und James Avery hatten sich anscheinend in ihr Schicksal ergeben, wirkten beinahe unbeteiligt, bei genauerer Betrachtung jedoch war ihnen die Furcht im Herzen anzusehen. Mulder ließ seinen Blick aufmerksam über die Versammelten gleiten und bemühte sich die Personen einzuschätzen. Als sich sein Blick auf seinen Vater heftete, erwartete er bereits das erneute aufflackern des ungestillten Hasses in seinem Herzen, aber als er Lionel Spender schließlich sah, konnte er an der Wut nicht festhalten. Spender wirkte besiegt, geschlagen und schwach.

Schließlich ließen sich die Dracos unter dem großen Adlerwappen an der Kopfseite des Raumes nieder. Jeder unter seinem individuellen Symbol.

Die Winddraco Lord Scuwa erhob sich begann in feierlichem Tonfall zu sprechen.

„Versammelt unter dem Zeichen des großen Adler sind als Menschen Walter Sergej Skinner, Dana Katherine Scully, Fox William Mulder und John Jay Doggett, als unsere Gäste und Begleiter im Kampf der noch kommen wird.“

Es klang wie die Verlesung eines Protokolls, jedenfalls fühlte sich Doggett an die steifen Phrasen einer Gerichtsverhandlung erinnert, während er sich ernstlich fragte, welche Absichten die Drachenwesen verfolgten. Er beobachtete Mulder und den alten Mann, der ihm gegenüber saß. Da sich die beiden so derartig böse Blicke schenkten, das Doggett das Gefühl hatte, die beiden würden sich am liebsten gegenseitig umbringen, ging er davon aus, das sich Fox Mulder und dieser Lionel Spender schon länger kannten. Rätselhaft woher, denn Spender und die beiden anderen waren Gefangene der Dracos, die offenbar in Tunesien gearbeitet hatten. Doggett hatte auch den Verdacht, das ihm etwas sehr wichtiges in der Beziehung zwischen Spender und Scully entgangen war. Es ließ ihn unwohl fühlen, der einzige unter ihnen allen zu sein, der die Spielregeln des Spiels, welches hier gespielt wurde, nicht zu kennen. Dieses Gefühl begleitete ihn schon seit Monaten und er fühlte sich von Minute zu Minute kleiner. Er hätte vieles dafür gegeben, den einzigen Menschen an seiner Seite zu wissen, der ihm die übergreifenden Zusammenhänge hätte erklären können, doch Monica Reyes war fern von hier, nichts ahnend von den Dinge die hier geschahen. Ihre Intuition und ihr Verständnis für die Menschen die sie umgaben, nicht zuletzt auch die persönliche Hilfe, die sie ihm stets gewesen war, hätte ihm geholfen, dies hier zu meistern. Es lag außerhalb seines Denkens und seiner Überzeugungen, nichts für das er geschaffen war, wie er sich mit Bedauern eingestand.

Ungeachtet der giftigen Blicke die sich die Teilnehmer der Konferenz zuwarfen las Scuwa weiter.

„Anwesend sind auch die Zivilpersonen Mrs. Margret Scully, Mr. Melvin Frohike, Mr. John Fitzgerald Beyers und Mr. Ronald Langley.

Auf der anderen Seite nenne ich die Namen Henry Frank Malfoy, James Jonathan Avery und Lionel Crow Spender.“ Die Worte waren voller Verachtung gesprochen, mit kalter beherrschter und doch eisiger Wut. Soviel zur Vergangenheit, dachte Doggett, als er sich an den Namen Spender erinnerte. Wenn es *der* alte Spender war, dessen Name in den jüngsten X-Akten niedergeschrieben war und dessen Synonym in der Vergangenheit *Der Raucher* gewesen war, dann verdiente er nichts anders, als die Strafe, die ihm die Dracos unterzogen hatten.

Mulder hörte aufmerksam zu, natürlich kannte er die Anwesenden er war vielmehr an dem Zeremoniell interessiert um das es sich zu handeln schien.

Scuwa nahm Platz, um ihrerseits Lord Sijar das Wort zu überlassen.

„Jeder der in dieser Zeit unter uns weilt, hat seine eigenen Erfahrungen mit der Bedrohung gemacht, die uns zuteil werden wird in der anbrechenden Zeit. Und jeder hier unter uns hat mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, diese Bedrohung abzuwenden.“ Als sie Mulders zweifelnden und grimmigen Blick in Richtung Konsortium bemerkte fügte sie hinzu:

„Wir sind nicht zusammengetreten um die Vergangenheit zu diskutieren, sondern eine mögliche Zukunft zu planen: Möge sich das jeder vor Augen halten.“

Schweigen.

Doggett hatte beschlossen abzuwarten, Skinner blickte mit einer gewissen Entschlossenheit in Richtung Dracos, er hatte eine gewisse Erfahrung solche Situationen ruhig zu meistern und sich in kooperativer Diplomatie zu üben. Jahre als Bindeglied zwischen dem FBI und den Vertretern des politischen Machtapparats hatten ihn dies gelehrt. Deswegen fiel es ihm vergleichsweise leicht, ruhig zu bleiben und sich auf die bevorstehende Aufgabe zu konzentrieren.

Schließlich war es Spender, der als erster unter den Menschen das Wort ergriff und auf den sich die Blicke der anderen fokussierten.

„Was wollen Sie von uns?“ Seine von Rauch und Alter rau gewordene Stimme besaß doch noch genug Schärfe, um die unmittelbare Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber seine eisige Distanz schien ihm in diesen Stunden fern zu sein. Scully erinnerte sich an ihre erste Begegnung mit dem Raucher, als er in Blevins Büro gesessen hatte, überheblich und berechnend lächelnd, wie eine fette Spinne, die im Dunkeln auf ihre Beute wartete, welche sich im Gespinst seiner Lügen und Intrigen verfing, nie ohne eine qualmende Zigarette in seinen fleckigen Händen. Dieser Spender klag anders, wenn nicht vielleicht sogar menschlich.

„Wir verlangen von Ihnen nicht weniger als ihre volle Kooperation. Das Gegenmittel, dass sie in nie in der Lage zu finden gewesen waren, liegt in unsren Händen. Wir erwarten, dass Sie Ihre Arbeit wieder aufnehmen, den Menschen den Schutz zukommen lassen, der von Nöten sein wird.

Wir vertrauen Ihnen nicht, aber als einziger unter uns, sind Sie in der Lage, diese Aufgabe zu erfüllen. Tun Sie Buße für das Leid, das Sie in die Welt brachten, in der Intention etwas Gutes zu erreichen.“ Lord Acris erhob sich, zerriss die Fesseln, die Spender und seine Kollegen hielten und überreichte dem Raucher eine Diskette.

„Alle Informationen die Sie für das Antivirus benötigen werden. Und nun gehen Sie und vergessen Sie nie, dass Sie bloß noch für ein einziges Ziel leben, und Ihre Existenz entgültig wertlos wird, falls Sie versagen!“

Sijar blickte ihre Wachhunde an, knurrte einen scharfen Befehl und die beiden Wächter geleiteten Spender und seine Begleiter aus dem Saal.

„Zu den anderen. Jeder wird seiner Fähigkeiten gemäß handeln, dies ist kein Vorschlag, sondern das Diktat der Notwendigkeit. Mr. Skinner, Sie sind ein ehrenwerter Mann, Sie bemühten sich stets um Ausgleich zwischen den Kräften. Was wir von Ihnen fordern, ist eine sehr schwierige Angelegenheit. Möglicherweise sogar die schwierigste. Da Sie sich als vertrauenswürdig herausgestellt haben, liegt es an Ihnen die Bevölkerung der Erde über den drohenden Krieg zu informieren.“ Mulder sah Skinner schlucken.

„Es liegt in Ihrem Ermessen, die ganze Wahrheit herauszustellen, oder bloß das Nötigste zum Wohle der Ihnen Anvertrauten zu offenbaren..“

Zu Ihrer Unterstützung mögen sich Agent Doggett und Mrs. Scully anschließen.“ Sijar bedachte die drei mit einem ermutigenden Blick.

„Sie drei sollten mit der richtigen Ausrüstung in der Lage sein, die Weltöffentlichkeit zu informieren.“

„Und wie genau stellen Sie sich das vor?“ fragte Skinner nervös. Er hatte nicht mit einer solch umfassenden Aufgabe gerechnet, die weit über seine Erfahrung hinausreichte und seine Kenntnis der Menschen forderte.

„Wir haben keinerlei handfeste Beweise über die Existenz von IHNEN. Ich selbst zweifle zwar inzwischen nicht mehr daran, aber eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung von Politkern ganz zu schweigen, wird uns nicht ernst nehmen.“

„Ein berechtigter Einwand Mr. Skinner. Aber ich denke mit den schlagkräftigen Beweisen, die ich Ihnen zu liefern gedenke, sollte es kein Problem werden die Menschen zu überzeugen.“ Sijar zog einen dicken Umschlag hervor und reichte ihn Skinner.

„Beweise, Fotos Texte, Namen, Technologien... .Beweise für DEREN Existenz. Zusammen mit den Zeugenaussagen von Agent Mulder, Agent Scully, Agent Doggett und den Berichten aus den X-Akten sollte der Inhalt dieses Päckchens auch die letzten Zweifler überzeugen. Tun Sie damit, was sie für notwendig halten, aber bringen Sie die Wahrheit ans Licht.“

Skinner nahm den Umschlag entgegen, Es war eher eine Schachtel, als ein Umschlag. Er riss das Päckchen auf, Disketten, CDs, Tonbänder und zahlreiche Akten lagen darin. Ebenso kleine Glasfläschchen mit Proben verschiedenster Flüssigkeiten. Grün und Schwarz. Mulder blickte sehnensüchtig zu Skinner herüber. In diesem Packet waren die Beweise nach denen er so lange gesucht hatte. Der Direktor nickte

„Das ändert die Situation natürlich.“ Dann wandte er sich an Mrs. Scully und Doggett.

„Agent Doggett, Mrs. Scully würden Sie mich als meine Zeugen begleiten?“ Mrs. Scully nickte, Doggett erwiderte: „Ich bin jederzeit bereit, Sir.“ Skinner nickte anerkennend.

„Dann erklären Sie sich also zu Hilfe bereit?“

„Sie haben selbst von dem Gebot der Notwendigkeit gesprochen.“

Sijar wandte sich an die Gunmen.

„Was Sie angeht, Sie sind Spezialisten im Gebiet der Computertechnologie?“

„Darauf können Sie zählen,“ erwiderte Langley.

„Dann kehren Sie nach Washington zurück und überwachen Sie alle Nachrichten, die eventuell etwas über das Eintreffen IHRER Flotte besagen. Überprüfen Sie sie genau auf ihren Wahrheitsgehalt und helfen Sie Director Skinner.
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