World of X

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Never give up hope

von Mona

Kapitel 3

„Hey, Billy! Na, wie geht’s dir, mein Kleiner?“, fragte Maurice und ging auf seinen Sohn zu, um ihn zu umarmen.



Doch Billy machte einen schnellen Schritt und versteckte sich schüchtern hinter seiner Mum.



„Hey, Schatz, erkennst du deinen Daddy nicht mehr?“, fragte Kim ihn verwundert.



Doch Billy machte keine Anstalten auch nur im Geringsten auf seinen Vater zuzugehen.



„Du bist eben viel zu selten zu Hause“, sagte Kim in einem etwas vorwurfsvollen, doch gleichzeitig auch entschuldigenden Tonfall.

„Er hat dich seit fast einem Monat nicht mehr gesehen und da auch nur für ein paar Stunden.“



Maurice nickte.



„Wahrscheinlich hast du Recht“, und fügte an Billy gewandt hinzu, „aber wir werden uns schon wieder aneinander gewöhnen.“



Billy lächelte Maurice noch ein letztes Mal zu und ging dann nach oben, um sich anzuziehen.



„Meinst du wirklich, dass es daran liegt?“, fragte Billy seine Frau nachdenklich.



Kim zuckte unwissend mit den Schultern.



„Er ist in letzter Zeit häufig so zurückhaltend, auch mir gegenüber. Er erzählt mir kaum noch etwas. Ich weiß nicht woran es liegt, ob er Ärger in der Schule hat, oder ob wir irgendetwas falsch gemacht haben - “



„Oder daran, dass er ganz einfach nicht unser Sohn ist“, fiel ihr Maurice in etwas schärferem Tonfall ins Wort.



„Jetzt fang bitte nicht wieder damit an und warum sprichst du nicht noch etwas lauter, damit es nicht nur Billy, sondern die ganze Nachbarschaft weiß“, fauchte sie leise zurück.



Maurice packte seine Frau an den Händen, zog sie ins Wohnzimmer und schloss die Tür.



„Es ist aber so. Billy sieht uns weder äußerlich ähnlich, noch hat er irgendwelche Interessen von uns geerbt. Zumindest waren weder du noch ich an Mathematik interessiert, oder an Krimis und diese außergewöhnliche Fähigkeit haben wir auch nicht. Ich hab’ dir damals schon gesagt, dass uns eine Adoption nur Ärger macht! Aber du wolltest ja nicht hören. Du hattest dich ja so in dieses Baby verliebt und nicht über irgendwelche Konsequenzen nachgedacht. Vielleicht hat Billy ja einfach nur gemerkt, dass wir anders sind als er, dass wir anders sind, als die Familien seiner Freunde!“



Kimberly sah ihn an mit einem Blick aus Enttäuschung und Wut.



„Ich hätte auch lieber ein eigenes Kind gehabt, aber, da du nun mal unfruchtbar bist, war eine Adoption eben unsre einzige Chance!“



Maurice sah ihr noch einen Moment in die Augen, öffnete dann mit einem schwungvollen Griff die Tür, um sie im nächsten Moment mit einem Knall ins Schloss fallen zu lassen und anschließend dasselbe mit der Haustür zu tun.



„Maurice, so hab’ ich das doch nicht gemeint“, flüsterte Kim vor sich hin, als sie ihn mit aufheulendem Motor wegfahren hörte.



Sie ging zum Fenster und starrte ihm noch eine Weile nach. *Immer wieder dasselbe*, dachte sie. Billy war, bevor er zu ihnen kam schon einmal bei einer Familie gewesen, die aber dann bei einem Autounfall ums Leben kam und als Kim dieses kleine Kerlchen in der Wiege liegen sah, da hatte sie sich sofort in ihn verliebt. Anfangs als Billy noch ein Baby war, hatte auch Maurice seine Freude an ihm. Wenn er zu Hause war, unternahmen sie viele Dinge miteinander. Sie gingen auf den Spielplatz, oder machten lange Spaziergänge. Er war für ihn, wie sein eigener Sohn. Maurice selbst war in einer Familie mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Er war der älteste. Sein Vater war ein Säufer und hatte die Familie verlassen, als er fünf war. Dann hatte seine Mutter wieder geheiratet und mit seinem Stiefvater war Maurice nie gut ausgekommen.

Umso schlimmer war für ihn die Nachricht, dass er keine eigenen Kinder haben könnte. Er wünschte sich doch so sehr eine kleine Familie, wo er alles besser machen konnte. Doch je älter Billy wurde, je mehr er seinen eigenen Willen bekam und nicht immer das tun wollte, was sie wollten, desto mehr wuchs die Distanz zwischen ihnen. Dann war Maurice immer öfter und immer länger weg und Billy sah ihn manchmal über Monate hinweg nicht. Wenn Maurice dann einmal nach Hause kam, sagte er immer, wie anders Billy doch wäre und dass es falsch war ihn zu adoptieren. Solche Diskussionen wie jetzt, häuften sich in letzter Zeit immer mehr. Es schmerzte Kim, zu hören, was Maurice über Billy dachte, denn für sie war er wie ihr eigener Sohn. Sie wusste nicht wie es mit Maurice weitergehen sollte. Je älter Billy werden würde, desto größer würde die Distanz werden. Und sie wusste nicht, ob ihre Ehe mit all den Streitigkeiten dann noch eine Chance hatte.



„Liebe kann man lernen. Und niemand lernt besser als Kinder. Wenn Kinder ohne Liebe aufwachsen, darf man sich nicht wundern, wenn sie selbst lieblos werden“

(Astrid Lindgren)



Kimberly schob die Gedanken Beiseite und machte sich daran etwas aufzuräumen. Maurices Reisetasche stand immer noch im Flur und sie konnte es einfach nicht leiden, wenn überall Dinge herumlagen, die dort nicht hingehörten. Also, schleppte sie sie ins Schlafzimmer und begann damit sie auszuräumen.



„Ma? Darf ich ein bisschen an den Computer?“, fragte Billy, als sie gerade ein paar Klamotten in den Schrank räumte.



„Aber nur eine Stunde, klar!?“, rief Kimberly zurück.



„Okay, Mum!“



Plötzlich fiel ein weißer Briefumschlag auf den Boden. Kim fragte sich, was Maurice wohl für Briefe in seiner Reisetasche transportierte. Sie hob ihn auf, doch zögerte dann zunächst den Brief aus dem Umschlag zu ziehen. Schließlich war er an Maurice adressiert. Letztendlich siegte jedoch ihre Neugier. Sie zog den weißen Zettel aus dem Couvert, faltete ihn auf und begann zu lesen.

Schon bei den ersten Worten, stockte ihr Atmen. Sie setzte sich fassungslos aufs Bett und las die Zeilen immer und immer wieder, in der Hoffnung sie verstehen zu können, oder festzustellen, dass sie sich verlesen hatte. Doch ihre Hoffnung wurde enttäuscht und damit das alte chinesische Sprichwort



„Auch die dunkelste Wolke hat einen silbernen Rand“

(China)



widerlegt. Die Worte standen da, schwarz auf weiß:






25. 01. 07
Absender:
Miller & Hamilton
Eastside Boulevard
96750 San Diego, CA



Betreff: - KÜNDIGUNG –





Sehr geehrter Mr. Sayers,



Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir Sie, wegen einiger innerbetrieblichen Umstellungen zum ersten des nächsten Monats entlassen müssen.

Ihr Zeugnis ist beim Direktorat abzuholen.



Mit freundlichen Grüßen

George Miller







*25. Januar*, das war bereits fast sechs Monate her. Kimberly las die Zeilen immer wieder.

*Was hatte Maurice denn dann gemacht? Zu Hause war er schließlich nicht. Und warum hatte er ihr denn nichts gesagt?*

Kim faltete den Brief wieder zusammen und steckte ihn zurück in den Umschlag und den wieder zurück in die Tasche. Da fiel ihr Maurices Geldbeutel ins Auge, aus dem ein paar Zettel heraushingen, die aussahen wie Abrechnungen. Kim wusste genau, dass sie das nicht tun sollte, doch dann griff sie danach und blätterte sie durch. Es waren alles Hotelrechnungen. Seit Februar, also kurz nachdem Maurice entlassen wurde.



*1.02 – 3.03: “Holiday Inn” in Roanoke*

*5.03 – 21.03: “Seaside Hotel” in New Orleans*

*30.03 – 1.05: “The Lincoln” in Washington DC*

* 4.05 – 3.06: “Louisiana Inn” in Kentwood*

* 7.06 – 8.07: “La Plaza Motel” in San Diego*



Kimberlys Kopf begann zu arbeiten.

*8.07, das war erst gestern*, dachte sie. *Maurice kam also gar nicht aus New Hampshire, wie er gesagt hatte. Er war die ganze über in San Diego. Deshalb ging das auch so schnell.*

Sie hatte sich schon gewundert, dass er einfach so schnell – ohne Rücksprache mit seinem Boss – Urlaub bekam und den Truck einfach so stehen lassen konnte. Sie hatte sich aber gar keine Gedanken darüber gemacht. Sie hatte andere Dinge im Kopf.

Und diese Hotels: als „billig“ konnte man davon keines bezeichnen. Wahrscheinlich hatte Maurice den Truck verkauft. Sonst konnte er unmöglich so viel Geld haben.

*Aber, wenn er schon seit über einem Monat in San Diego war, warum hatte er sich denn nicht bei ihr gemeldet?*

Kim verstand überhaupt nichts mehr. Da fiel ihr etwas auf. Anfangs konnte sie nicht genau sagen, was es war, es war einfach so ein beunruhigendes Gefühl, doch dann…

Ihr Herz schien einen Augenblick lang stehen zu bleiben. Es wurde ihr heiß und kalt zugleich und ihr Puls begann zu rasen, als sie plötzlich erst etwas kaltes an ihrer Kehle fühlte, dann einen kurzen Schmerz und das warme Blut, das aus ihrer Halsschlagader strömte. Ihr wurde schwindelig und plötzlich war alles schwarz.











„Wer hat Sie denn angerufen?“, fragte Mulder den Officer, als sie durch das Haus der Familie Sayers gingen.



„Eine Nachbarin. Ihr kam es seltsam vor, dass die Türe so weit offen stand und da dachte sie an die Sache mit Mrs. Linnée und da hat sie lieber einmal die Polizei alarmiert.“



Mulder nickt.



„Wie geht es Mrs. Sayers?“, wollte Scully wissen.



„Sie hat viel Blut verloren“, lautete die Antwort des Officers, „aber glücklicherweise hat die Nachbarin so schnell reagiert. Sie ist zwar noch nicht über den Berg, aber sie wird es wahrscheinlich schaffen.“



„Und was ist mit Jungen?“, fragte Scully weiter.



„Dasselbe wie bei den anderen Fällen: er ist spurlos verschwunden.“



Scully hatte diese Antwort zwar erwartet, aber sie berührte sie doch mehr wie sonst. Normalerweise war sie besorgt und sie hatte Angst das Kind nur noch tot zu finden und den Eltern die schreckliche Nachricht überbringen zu müssen, aber hier war es anders. Es war ein Gefühl tief in ihrem Inneren, das intensiver war, als sonst, sie hatte Angst, höllische Angst, um einen Jungen, den sie kaum kannte. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Vielleicht war es doch nicht so gut gewesen, wieder mit Mulder zusammen zu arbeiten, die alten Zeiten zurückbringen zu wollen.



„Look not mournfully into the past. It comes not back again. Wisely improve the present. It is thine. Go forth to meet the shadowy future, Without fear.“

(Henry Wadsworth Longfellow)



„Wir haben das oben im Schlafzimmer gefunden“, holte sie dich Stimme des Officers wieder aus den Gedanken.“



Er reichte Mulder eine Stapel Zettel und einen Briefumschlag.



Scully beugte sich zu ihrem Partner, um auch lesen zu können, was auf den Zetteln stand.



„Kentwood und New Orleans. Aber das sind doch die anderen zwei Orte, wo die Kinder entführt wurden und hier: San Diego“, sagte sie dann verwundert.



„Und sogar das Datum stimmt“, fügte Mulder hinzu.

„Wessen Rechnungen sind das?“, fragte er dann an den Officer gewandt.



„Die Rechnungen von Maurice Sayers, der vor einem halben Jahr gefeuert wurde und seitdem anscheinend ein Doppelleben führte“, antwortete der Officer triumphierend.

„Er wurde übrigens seit heute Mittag nicht mehr gesehen und sein Wagen auch nicht. Eine Fahndung ist schon raus.“



„Gute Arbeit, Officer“, lobte Mulder.

„Wenn wir Mr. Sayers finden, dann finden wir wahrscheinlich auch die Kinder.“

„Haben Sie etwas dagegen, wenn wir uns noch etwas im Haus umsehen?“



„Natürlich nicht. Bitte!“



„Am besten teilen wir uns auf. Ich übernehme das Obergeschoss, du unten“, schlug Scully vor.



Mulder nickte zustimmend und begann damit das Untergeschoss nach verräterischen Spuren zu durchsuchen. Er suchte nach irgendeinem Anhaltspunkt dafür, wo er die Kinder hingebracht haben könnte und er suchte nach irgendeinem Motiv. Ein Fotoalbum war dafür besonders gut geeignet, denn meistens lagen die Gründe für so eine Tat in der Vergangenheit. Doch Mulder konnte nur Fotos aus Kims Kindheit finden. Vielleicht war das schon Beweis genug, dass Maurice nicht an seine Kindheit erinnert werden wollte. Doch das musste erst noch ein Gespräch mit Kim klären, sobald sie vernehmungsfähig war.

Inzwischen hatte er über eine Stunde gesucht und nichts Wichtiges gefunden. Die Spurensicherung hatte schon ein paar Haare und Hautpartikel sicherstellen können und die mussten nur noch mit denen verglichen werden, die Scully unter Tereses Fingernägeln gefunden hatte. Dann hätten sie den endgültigen Beweis.

Er fragte sich, was Scully so lang machte, denn das Obergeschoss war viel kleiner und wenn sie etwas gefunden hätte, hätte sie ihm sicher Bescheid gegeben.

Mulder ging nach oben und rief ein paar Mal nach ihr. Doch keine Antwort. Langsam begann er sich wirklich Sorgen zu machen. Und sie waren begründet, wie sich herausstellte.

Er fand Scully ins Billys Zimmer. Sie saß auf dem Bett, hatte ein Foto in der Hand und weinte schrecklich. Mulder stürzte zu ihr und nahm sie in die Arme. Doch sie schien überhaupt nicht auf ihn zu reagieren. Sie war völlig apathisch.



„Dana, was ist denn?“, flüsterte Mulder voller Sorge.



Doch Scully reagierte immer noch nicht. Sie faselte wirres Zeug und das einzige, was Mulder verstehen konnte, war der Name William.



„Dana, sieh mich an!“, sagte er streng und drehte ihren Kopf zu sich.

„Sieh mir in die Augen und sag mir was los ist“, fügte er hinzu, als ihre blauen, tränenunterlaufenen Augen mit verstörtem Blick in seine sahen.



„William“, sagte sie nur immer wieder.

„Billy ist William“ und reichte ihm das Foto nur um wieder in einen Weinkrampf zu verfallen.



Mulder starrte auf das Bild in seiner Hand und Panik machte sich auf seinem Gesicht breit. Es schoss ihm das Gespräch mit Scully durch den Kopf, das sie damals – vor vielen Jahren – im Regierungsgebäude in Dallas geführt hatten, darüber, wie er aussah, wenn er in Panik war. Und er vermutete, dass er gerade jetzt dasselbe Gesicht machte.

Das Foto, das er in der Hand hielt, sah aus wie eines der wenigen, das Scully von William in ihr Fotoalbum geklebt hatte. Es zeigte ein pausbäckiges, in die Kamera strahlendes Baby das sein Mobile, welches sich über seiner Wiege drehte und unter welchem seine Eltern –jetzt - sechs Jahre, später zufällig saßen, fröhlich fixierte. Nur, dass sich anstatt der Sterne, kleine weiße Büffel über seinem Kopf drehten. Er drehte das Bild um und sah auf das Datum: Dez. 2002. Das musste kurz nach der Adoption gewesen sein. Aber warum war er denn nicht mehr bei der Familie Van de Kamp?

„Oh, mein Gott“, flüsterte Mulder und nahm Scully in den Arm, die sich an ihn klammerte.



Dann dämmerte es ihm. Billy war die Koseform zu William. Warum war es ihm bloß nicht eher aufgefallen. Und Scullys Verhältnis zu einem eigentlich fremden Kind… Jetzt wusste er warum. Sie war seine Mutter.



„Warum schon wieder?“, fragte sie schluchzend.

„Warum verlieren wir ihn immer?“



Mulder wusste keine Antwort und so streichelte er ihr nur über ihr langes, rotes Haar.



„Ich habe es die ganze Zeit gespürt. Die ganze Zeit, hat er mich an jemanden erinnert. Die ganze Zeit, hatte ich dieses Gefühl des Vertrauens, der Liebe, das nur eine Mutter zu ihrem Kind haben kann. Warum habe ich es nicht eher bemerkt?“, weinte sie.



„Dana, . . . das ist doch nicht deine Schuld. Sechs Jahre sind eine lange Zeit und wer hätte je im Geringsten daran gedacht, dass wir ihn so wiedersehen?“, versuchte er sie zu beruhigen.



Doch es half nichts. Scully war völlig verzweifelt und er fürchtete, dass sie total zusammenbrechen würde, wenn er sie nicht irgendwie beruhigen konnte.



„Was ist, wenn er ihn tötet?“, fragte sie dann unter Tränen.

„Dann haben wir ihn verloren, ohne ihn vorher richtig gefunden zu haben“, beantwortete sie ihre eigene Frage.



Mulder wusste nicht mehr was er tun sollte. Er hatte selbst eine höllische Angst – ähnlich der, die er sonst immer um Scully hatte – aber wenn er diese zeigte, dann würde Scully noch völlig durchdrehen.



„Wer nicht liebt, der hat auch weniger Sorgen und Qual. Das Lieben ist verquickt mit Pein und Angst“

(Gabriele Wohnmann)



Andererseits wusste er nicht mehr, wie er sie beruhigen konnte. Er wusste ja nicht einmal, wie er sich selbst beruhigen sollte.



„Dana, ich bringe dich jetzt ins Hotel. Du musst dich etwas hinlegen“, sagte er dann.



Er hatte den größten Protest erwartet, doch als er aufstand, klammerte sie sich einfach weiterhin an ihm fest und ließ sich widerstandslos ins Hotel bringen. Auf der Fahrt beruhigte sie sich ein wenig. Sie hörte auf zu weinen, doch ihr Blick war immer noch völlig starr und apathisch und sie hielt immer noch das Foto krampfhaft in ihrer Hand. Und auch als sie sich ins Bett legte sagte sie kein Wort. Mulder machte sich ernsthafte Sorgen. Doch sie würde jetzt nie zu einem Arzt gehen, oder sich freiwillig ins Krankenhaus bringen lassen. Es wunderte ihn schon, dass sie sich so ohne Widerrede etwas hinlegte, aber entweder, war ihr Vernunft selbst in solchen Situation so stark, sich gegen ihre Gefühle durchsetzten zu könne, oder sie hoffte einfach, dass sie aufwachen würde und alles nur ein böser Traum war.



Scully war gerade eingeschlafen und Mulder hatte Ruhe über alles nachzudenken, als plötzlich sein Handy klingelte. Schnell griff er danach und nahm das Gespräch an.

„Mulder“, meldete er sich.



„Mulder, hier ist Skinner. Was zum Teufel machen Sie? Ich habe gehört, dass heute schon wieder eine Frau fast ermordet und ihr Kind entführt wurde.“



*Unser Kind*, dachte Mulder, doch er hatte nicht die Absicht Skinner tatsächlich zu erzählen was los war. Er würde sie sofort zurückpfeifen.



„Ja, Sir, . . .das ist richtig. Aber wir wissen jetzt, wer es ist. Es ist nur noch eine Frage der Zeit bis wir ihn haben“, antwortete Mulder und versuchte dabei so normal wie möglich zu klingen.



„Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“, fragte Skinner jedoch, was Mulder zeigte, dass er kein sehr guter Schauspieler war und dass ihn der Attorney General besser kannte, als er dachte.



„Ja, Sir. . . ich bin nur etwas. . .müde“, improvisierte Mulder.



„Mulder, ich warne Sie. Wenn Sie da drüben irgendeinen Mist machen, dann-“



„Habe ich jemals irgendeinen Mist gemacht, Sir?“, unterbrach ihn Mulder.



„Nein, ich meine ja nur, dass Sie mir sagen sollten, wenn da irgendetwas schief läuft. Ich bin gerade in Phoenix auf einer Tagung. Ich könnte also gleich bei Ihnen sein“, antwortete Skinner.



„Nein, hier ist alles bestens, Sir. Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen. Ich rufe Sie an, wenn es etwas Neues gibt.“



Damit beendete Mulder das Gespräch.



Er sah zu Scully. Sie schien ruhig zu schlafen. Eigentlich hätte er ins Krankenhaus fahren müssen, aber er konnte sie jetzt unmöglich alleine lassen. Glücklicherweise wurde ihm seine Entscheidung abgenommen. Das Handy klingelte.



„Mulder“, meldete er sich erneut.



„Agent Mulder, hier spricht Officer Turner. Mrs. Sayers möchte sie unbedingt sprechen.“



Mulder hörte ein Knistern und Knacken in der Leitung und dann Kimberlys schwache, leise Stimme, die er nur mit Mühe verstehen konnte.



„Agent Mulder. Hören Sie, ich glaube ich weiß, wo Maurice ist. Seine Eltern hatten eine kleine Farm in den Weinbergen. Am Fuße des Mount Palomar. Außer mir, weiß das niemand und da er wahrscheinlich annimmt, dass ich tot bin, wird er vielleicht dorthin gefahren sein. Bitte bringen sie Billy zurück.“



Mulder krampfte sich der Magen zusammen. Er wollte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn sie Billy bzw. William tatsächlich finden würden. Scully würde ihn nie wieder hergeben. Gleichzeitig hatte aber Kim ein Recht auf den Jungen. Es war „ihr“ Kind. Sie hatte ihn damals adoptiert. Sie hatte ihm ein Zuhause, eine Familie gegeben, ihn durch ihre Erziehung zu Jemandem gemacht – zu einer Persönlichkeit. Man konnte ihr den Jungen nicht einfach wegnehmen.



„Danke, Mrs. Sayers, wir werden dem sofort nachgehen“, sagte Mulder nach kurzem Zögern.

„Wir werden alles tun, um die Kinder da raus zu holen!“



„Danke, Agent Mulder . . . und noch was: Versprechen Sie mir, dass Sie und ihre Partnerin sich um Billy kümmern, wenn das hier schief gehen sollte.“



Mulder stockte.



„Sagen Sie nicht so etwas, Kimberly“, sagte er dann.

„Sie werden schon wieder gesund.“



„Versprechen Sie es mir“, forderte Kim erneut.



„Ich verspreche es Ihnen“, antwortete Mulder nach ein paar Sekunden.

„Machen’s Sie’s gut!“



Dann wurde die Verbindung unterbrochen. Mulder starrte eine Weile vor sich. Dann schlug er seine Hände vors Gesicht und stütze seine Ellebogen auf seine Knie. Das ganze war einfach zu viel. Sie hätten nicht versuchen sollen, die Vergangenheit zurückzubringen. Sie hätten ihre Lehren daraus ziehen und völlig neu beginnen sollen.



„We can draw lessons from the past, but we cannot live in it“

(Lyndon B. Johnson)



Dann wäre ihnen das alles erspart geblieben.



„Was wollte sie?“, ertönte plötzlich Scully Stimme.



Mulder schreckte hoch und wischte sich unauffällig ein paar Tränen aus den Augen. Er drehte sich zu ihr um. Er wusste nicht, ob er es Scully sagen sollte, aber er hatte sie noch nie angelogen und in so einer wichtigen Sache wollte er es schon gleich nicht tun. Das gegenseitige Vertrauen, das sie sich schon so lange entgegenbrachten, würde auf ewig erschüttert sein.



„Sie weiß vielleicht, wo William ist“, sagte er nach kurzer Pause.



„Und warum sitzen wir dann noch hier?“, fragte sie und sprang aus dem Bett.

„Wir müssen sofort dahin! Wer weiß, was er mit ihm macht!“



„Dana . . . ich denke es ist besser, wenn du hier bleibst“, sagte Mulder dann.



Scully starrte ihn völlig ungläubig an.



„Sag das noch mal!“, forderte sie ihn auf.



„Versteh doch. Die Sache belastet dich zu sehr. Du bist viel zu nahe dran an diesem Fall! Skinner hätte uns-“



„Du hast mit Skinner gesprochen?“, unterbrach sie ihn scharf.



Mulder nickte.



„Ich hab ihm nichts gesagt“, fügte er dann schnell hinzu, als er Scullys Blick bemerkte.



Scully ging zu Mulder, setzte sich ihm gegenüber uns nahm seine Hand.



„Hör zu: Ich hab ihn einmal verloren. Ich musste ihn weggeben und jetzt liegt es auch an mir, ihn wieder zurückzuholen“, flüsterte sie dann.



Mulder war immer noch nicht wohl bei der Idee. Aber er konnte Scully nicht verbieten mitzukommen. Wenn, dann müssten sie beide den Fall abgeben und das wollte er auf keinen Fall. Er konnte nicht dabei zu sehen, wie Andere seine Arbeit machten.









Als sie die Gegend in den Bergen von San Diego erreichten, in der das Haus ungefähr liegen musste, war es bereits dämmrig und die Nacht breitete ihre Flügel über dem Land aus. Die ganze Fahrt über hatten sie nichts miteinander gesprochen. Doch die Stille, die zwischen ihnen lag war nicht etwa angespannt, sondern vielmehr hatte sie etwas ungemein Beruhigendes. Sie konnten beide ihren Gedanken nachhängen, versuchen das Vergangene zu begreifen und sich auf das Kommende vorzubereiten.

Als sie die kleine, enge Bergstraße hinauffuhren, sahen sie auf einmal durch die Nadelbäume, die wie Riesen aufgetürmt in der Dunkelheit standen und ihre Schatten warfen das bekannte blaue Blinken eines Polizeiwagens. Und je näher sie kamen, desto heller und stärker wurde es. Der Officer war also auch schon vor Ort und dem Blinken nach zu urteilen, musste er seine ganze Einheit mitgebracht haben. Aber so blieb es ihnen wenigstens erspart in der Dunkelheit das Haus erst suchen zu müssen und vielleicht hatten sie ja Glück und es war bereits alles gelaufen. Der Gedanke daran lies aber nicht nur ein beruhigendes Gefühl in Mulder aufflammen und er spürte die Anspannung, die sich auch in Scully aufbaute. Was, wenn irgendetwas schief gelaufen war?

Doch er kam gar nicht dazu den Gedanken zu Ende zu denken. Sie hatten das Absperrband erreicht, das die Polizei rund um das Anwesen angebracht hatte. Sie stellten ihr Auto ab, stiegen schweigend aus und antworteten auf den fragenden Blick des Polizeibeamten mit dem Zücken ihrer FBI – Ausweise, die ihnen den Durchgang erlaubten.

Schweigend stapften sie nebeneinander noch ein Stück durch den Wald, als sie das kleine Holzhaus vor sich erblickten vor dem sich eine Reihe von Polizeibeamten aufgebaut hatte. Und zu ihrer Überraschung waren auch Skinner und ein Spezialkommando des FBI vor Ort. Scully warf Mulder einen flehenden, doch zugleich auch warnenden Blick zu, den er mit einem knappen Nicken beantwortete. Jetzt hieß es also so normal wie möglich zu bleiben und Skinner keinen Anlass zu geben misstrauisch zu werden.



„Sir, was machen Sie denn hier?“, begrüßte Mulder seinen Chef als er auf ihn zuging.



„Agent Mulder, Agent Scully“, begrüßte auch er sie mit einem kurzen Nicken.

„Die haben ein Spezialkommando angefordert, um gegebenenfalls das Haus zu stürmen“, erklärte er dann, „ und da ich in der Nähe war bin ich gleich mitgekommen.“



„Das Haus stürmen?“, fragte Scully.



„Ja, ursprünglich sollte alles still und leise über die Bühne gehen, aber durch einen blöden Zufall, hat Sayers Wind davon bekommen und sich mit dem Jungen im Haus verschanzt. Er droht ihn zu erschießen, wenn wir ihm nicht einen Wagen zu Verfügung stellen und ihm freies Geleit garantieren.



„Wie geht es dem Jungen?“, fragte Scully und versuchte dabei ihre Angst zu unterdrücken und so normal wie möglich zu klingen.



Skinner zuckte mit den Schultern.



„Wir haben ihn noch nicht zu Gesicht bekommen, seit wir hier sind. Wer weiß, ob er überhaupt noch lebt.“



Scully zuckte fast unmerklich zusammen, doch hatte sich sofort wieder im Griff.



„Wie wollen Sie weiter vorgehen?“, fragte sie dann.



In diesem Moment ertönte ein lauter Knall aus Richtung des Hauses. In die Beamten um sie herum kam Bewegung. Sie gingen hinter den Streifenwägen und hinter Hecken und Bäumen in Deckung und richteten ihre Waffen in Richtung Tür. Auch Skinner, Scully und Mulder hatten sich zum Haus gedreht und starrten es an.



„Verdammt, was war das?“, flüsterte Mulder, obwohl ihm dieses Geräusch mehr als vertraut war und er mit Sicherheit wusste, dass so nur Schuss klang.



Die nächsten Sekunden passierte gar nichts. Jeder blickte nur mit starrem Blick auf die kleine Farm und wartete, dass irgendetwas geschah.

Mulder wurde abwechselnd heiß und kalt und er konnte kaum klar denken. Immer wieder schoss ihm durch den Kopf, dass das SEIN Sohn da drin war. Der Gedanke war ihm immer noch so fremd und so unwirklich, doch er erfüllte ihn trotzdem mit einer unglaublichen Angst. Er drehte langsam seinen Kopf und sah zu Scully. Ihr Gesicht blinkte im Rhythmus der Blaulichter wie eine helle Maske immer wieder in der Dunkelheit auf. Er wollte gar nicht wissen, wie sie sich fühlen musste. Im Gegensatz zu ihm hatte sie eine wesentlich stärkere Verbindung zu William gehabt. SIE hatte ihn weggeben müssen und in erster Linie war es SIE, die ihn wieder verlieren würde. Wie alle anderen starrte sie auf das Haus, doch lag in ihren Augen nicht die gewöhnliche Aufmerksamkeit und routinierte Konzentration wie bei den anderen Beamten, sondern die blanke Angst. Ihre Finger umschlossen krampfhaft die obere Kante des Polizeiwagens, wobei sich ihre Knöchel weiß unter der Haut abzeichneten. Hätte sie sich nicht so angespannt, hätte sie wahrscheinlich am ganzen Leib gezittert.



„Es gibt keine Seelenangst bis man Kinder hat“

(Sprichwort aus Irland)



Mulder konnte es kaum ertragen Scully so zu sehen. Es war fast schlimmer, als das, was er selbst fühlte. Am liebsten hätte er sie ins Auto gesetzt und der ganzen Sache ein Ende bereitet. Doch was hätte das schon genutzt. Solange sie nicht wussten, wie das alles enden würde, hätten sie sowieso keinen klaren Gedanken fassen können. Er hoffte nur, dass das nicht alles zu viel für sie war. Die Wunde, von der er annahm, dass sie mit der Zeit heilen würde, war heute wieder aufgerissen worden. Und das schmerzte mehr, als alles andere.



„Was ist passiert?“, rief Skinner durch das Megaphon.

„Antworten Sie, Sayers!“



- Keine Antwort –



„Wir lassen stürmen, wenn Sie nicht sofort antworten.“



Plötzlich klingelte Skinners Handy.



„Skinner“, meldete er sich schnell.



Skinner sah auf und an seinem Gesichtsausdruck konnte man erkennen, dass Sayers am anderen Ende der Leitung war.



„Was ist passiert?“, fragte Skinner scharf.

-

„Wie geht es ihm?“

-

„Wieso sollten wir ihnen glauben?“

-

„Wir melden uns.“



Damit beendete er die Verbindung.



„Er sagt, es hat sich ein Schuss gelöst und den Jungen in die Schulter getroffen. Er scheint viel Blut zu verlieren. Sie brauchen sofort einen Arzt.“



„Woher sollen wir wissen, dass das keine Falle ist?“, fragte ein Officer der San Diego Police, der gerade hinzu getreten war.



Skinner zuckte mit den Schultern.



„Es ist besser das Risiko einzugehen, als vielleicht einen Jungen sterben zu lassen.“



Dann wendete er sich Scully zu.



„Scully, wie schlimm ist ein Schuss in die Schulter?“



Doch Scully reagierte nicht. Sie blickte starr vor sich hin.



„Scully? Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“, fragte Skinner noch mal.



Jetzt fuhr sie hoch und sah ihn an.



„Mhhmm, . . . ja“, flüsterte sie dann.

„Das kommt drauf an, wo die Kugel genau getroffen hat“, fügte sie dann hinzu.

„Ob hinten oder vorne, linke oder rechte Schulter. Wenn sie links vorne getroffen hat, besteht die Gefahr, dass sie zum Herz wandert.“



Skinner nickte.



„Wenn wir jetzt noch tausendmal telefonieren und genauere Informationen fordern, könnte es also zu spät sein.“



Scully nickte knapp.



„Ich geh’ rein“, sagte sie dann.



Mulder zuckte bei diesen Worten zusammen. Das konnte unmöglich gut gehen. Die ganze Sache ging Scully viel zu nahe, als dass sie professionell und routiniert bleiben konnte. Sie hatte viel zu viele Emotionen in sich. Hier konnte sie sie vielleicht gut verbergen, aber wenn sie ihrem Sohn gegenüberstand . . . Nur, wie sollte er das Skinner gegenüber begründen, ohne ihm die Wahrheit zu sagen?



„Dana. . ., ich halte das für keine gute Idee“, sagte er.

„Es sind genug andere Ärzte hier.“



„Mulder hat Recht. Sie müssen das nicht machen“, bestätigte Skinner.

„Ich habe Gefühl, dass Sie heute nicht so richtig bei der Sache sind.“



„Sir!“, forderte Scully, „ich bin Ärztin und habe zudem noch eine Polizeiausbildung. Die Anderen wissen doch gar nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn etwas schief läuft.“



Skinner überlegte kurz, dann nickte er.



„Aber Sie nehmen einen Sanitäter mit“, fügte er dann hinzu und ging zu einem der Rettungswagen.



„Dana, bist du sicher, dass du das kannst?“, fragte Mulder leise.



Scully nickte.



„Ich bin in Ordnung. . . mir geht es gut!“



„Du weißt, dass das nicht stimmt.“



Scully ließ die Arme hängen.



„Ich hab dir schon einmal gesagt: ich habe ihn verloren, ich werde ihn zurückholen. Das ist meine Aufgabe. Nicht deine, nicht Skinners, nicht die irgendeines anderen.“



Mulder schüttelte langsam den Kopf.



„Du kannst die Vergangenheit nicht ändern, Dana. Er bleibt Kimberlys Sohn, auch wenn du ihn da raus holst. Du denkst, du kannst dein schlechtes Gewissen beruhigen, das du völlig zu Unrecht hast. Aber das alles wird nichts ändern. Das ist nicht unser William, das ist Kimberly Sayers Billy. Du solltest so wenig Kontakt wie möglich zu ihm haben, sonst wird alles nur noch schlimmer.“



Mulder wusste, wie hart seine Worte sein mussten. Aber er hatte einfach keinen anderen Ausweg gesehen. Scully war so verbohrt. Sie war so beeinflusst von ihren Gefühlen, dass sie ihre sonst so starke Rationalität einfach überging. Sie wollte sich da in eine Sache stürzen, von der sie dachte, dass sie ihr half. Doch in Wirklichkeit würde sie alles nur noch schlimmer machen. Darüber hinaus hatte er eine unheimliche Angst um sie. Er wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie ihrem verletzen Sohn gegenüberstand, wenn er vielleicht mit seinem Leben kämpfen würde. Wenn sie dem Mann ins Auge blickte, der ihren Sohn entführt hatte. Vielleicht würde sie einen Fehler machen – einen Fehler, der ihr zurückgezahlt werden würde. Egal in welcher Form.



Scully sah ihn nur an. In ihren Augen lag etwas, dass es noch nie so an ihr gesehen hatte. Es war der reine Trotz, vermischt mit Schmerz, Wut und ungeheuerer Entschlossenheit. Mulder wusste, dass sie erkannt hatte, dass er Recht hatte, aber heute war auf Scullys Vernunft kein Verlass. Vielleicht war das natürlich, wenn eine Mutter um das Leben ihres Kindes fürchtete. Vielleicht musste sie es einfach tun! Vielleicht würde es jede Mutter so machen. Er musste einsehen, dass es keinen Sinn hatte an ihr herum zu reden. Er sollte ihr einfach vertrauen. Er hatte ihr immer vertrauen können. Wenn es sonst niemanden gab, dann konnte er ihr vertrauen. Und umgekehrt. Und wie groß das Vertrauen zwischen zwei Menschen doch wirklich war, zeigt sich schließlich erst in Situationen wie diesen.



„Zu Vertrauen ist schwerer als zu lieben. Vertrauen zu genießen, ein größeres Kompliment als geliebt zu werden“

(George Macdonald; abgeändert von Mona)



„Versprich mir, dass du vorsichtig bist“, flüsterte er ihr dann leise zu.



Scully nickte kurz, versuchte zu lächeln und fiel ihm dann um den Hals. Er spürte, dass sie Angst hatte, dass sie unsicher war. Normalerweise hatte Scully alles unter Kontrolle, aber nicht heute.

Er drückte sie sanft von sich weg und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann sah er ihr noch einmal in ihre blauen Augen und blickte ihr nach, als ihr von Spezialisten der obligatorische Sender ins Ohr gesetzt wurde, sie noch ein paar Worte mit Skinner wechselte und sich zusammen mit dem Sanitäter der Hütte näherte.

Mulder wusste, was das alles zu bedeuten hatte. Scully würde erst versuchen, Sayers zur Aufgabe zu bewegen und wenn das nicht klappte würden sie stürmen. Mittels des Senders, würden sie alles mithören können, was drinnen geschah und Scully das, was hier passierte. Sobald Scully den Jungen in Sicherheit gebracht hatte, würde das SEK seine Pflicht tun.
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