World of X

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Hell or highwater

von Jenna Tooms

Kapitel 1

-1-



Dana Scully schloss ihre Apartmenttür in fünf Monaten zum ersten Mal wieder auf und trat hinein. Es war so, wie sie es verlassen hatte -- ein bisschen kälter, ein bisschen staubiger, aber ansonsten dasselbe. Die Bücher und die Möbel, die Platten und die CD`s, alles dasselbe. Sie dachte darüber nach, ihr Apartment nach Wanzen zu überprüfen, aber entschied sich dagegen. Wenn ihr irgendjemand zuhören wollte, dann sollte er das tun, sie würde nichts schrecklich Interessantes von sich geben.



Sie trug ihre Koffer und ihre Kleidertasche in ihr Schlafzimmer und zog die Laken vom Bett, um sie auszuschütteln. Sie nahm sich ein paar leicht gefaltete Blusen und hängte sie in ihrem Schrank auf die Bügel. Für einen Moment schaute sie sich die dort hängenden Kleider an und dachte darüber nach, wann sie die das letzte Mal angezogen hatte. Insbesondere ein Kleid, am hinteren Ende des Schrankes, brachte sie zum Lächeln -- sie trug es bei ihrer letzten Verabredung mit Mulder. Die erste und die letzte Verabredung, wirklich: die Nationale Symphony, ein französisches Restaurant, und dann saßen sie auf seinem Bett und sie sagte ihm, dass sie für eine Weile weggehen müsse. Er weinte, sein Körper legte sich auf ihren Schoß und sie hielt ihn fest und küsste einen Teil seines Halses und erzählte ihm, dass es das Beste wäre, dass sie ihn immer noch liebte, dass sie ihn immer lieben würde, dass sie halt nur für einen längeren Zeitraum weggehen müsse. Sie würde zurück sein, bevor er auch nur anfangen würde, sie zu vermissen. Er schaute zu ihr auf und sagte, "Ich vermisse dich jetzt schon." Sie schlief mit ihm, langsam und zärtlich, seine Tränen wegküssend. Am Morgen verließ sie ihn, ohne ihn aufzuwecken, um ein "Goodbye" zu flüstern und der Taxifahrer hatte sie mit Interesse angesehen, weil sie um 6.00 Uhr frühs immer noch ein Abendkleid an hatte.



Irgendwann würde sie dieses Kleid wieder anhaben. Mit Mulder. Alles, was sie in den letzten fünf Monaten getan hatte, war für Mulder gewesen. Und es war Zeit, ihm es so zu erzählen.



Sie nahm ihr Telefon. Ein Wählton, gut. Sie wählte die Nummern, die sie in den vergangenen fünf Monaten immerzu wählen wollte, und wartete geduldig inmitten der Pieptöne.

Drei. Vier. Fünf. Anrufbeantworter.



"Hi, hier ist Fox Mulder, bitte hinterlassen Sie eine Nachricht."



"Mulder, ich bin es. Ich bin zurück in Bethesda. Ruf mich an, wenn du wiederkommst, ja? Bye."



Sie wollte gerade auflegen, als sie hörte, wie jemand den Telefonhörer hochnahm, fluchend, dann eilig in das Mundstück sprach, "Scully, ich bin hier, leg` nicht auf."



"Mulder, du bist da. Hi."



"Hi. Nun. Wie war Florida?"



"Heiß und feucht, aber Charlies Familie war toll."



"Uh-huh." Für einem Moment sagte keiner von ihnen ein Wort. Dann sagte er aber rasch, "Du bist gegangen, ohne auf Wiedersehen zu sagen."



"Ich dachte, das würde für uns beide leichter sein."



"Du nahmst es aber halt nur an, Scully."



"Ich weiß. Ich habe dir gesagt, es wäre das Beste."



"Das Beste was, Scully? Der beste Weg, um mich zu verlassen?"



"Ja -- aber nicht so, wie du jetzt denkst, Mulder. Du wirst es morgen verstehen, ich verspreche es."



"Kann ich dich sehen? Ich kann in zwanzig Minuten da sein."



"Nein, komm` jetzt nicht. Ich muss noch auspacken und ich möchte heute früher ins Bett gehen. Wir haben morgen einen großen Tag vor uns."



"Du musst doch nicht hinkommen."



"Weder Hölle noch Flut könnten mich nicht davon abbringen, Mulder. Ich muss dort sein. Du brauchst mich da."



Er war für einen Moment still. "Ja. Ich habe dich vermisst."



"Ich habe dich auch vermisst."



"Bist du in Ordnung? Wirklich in Ordnung?"



"Besser als in Ordnung Mulder. Es geht mir prächtig."



Er sagte, seine Stimme brechend, "Scully, ich muss dich sehen, bitte lass mich nicht bis morgen warten, es sind fünf Monate gewesen--"



"Schh, schh. Ich verspreche dir, dass es bis morgen ausreichen wird. Und du bist wohlerzogener ohne mich, darf ich dich daran erinnern?"



"Nur weil ich ein paar glückliche Gelegenheiten hatte. Und ich dachte, je eher ich es täte, desto früher würdest du zu mir zurückkommen."



"Nun, du hattest Recht. Hier bin ich."



"Du meinst, dort bist du."



"Ja, nehme ich an. Schau`, wenn der Tag morgen vorbei ist, ich verspreche dir, dann wird alles für sich sprechen." Und sie fügte mit einem Lächeln hinzu, "Und du wirst dann mehr von mir haben, als du überhaupt anzufangen weißt."



"Ich könnte mir ein paar Dinge vorstellen, die ich mit dir gerne machen würde," sagte er in seiner Schlafzimmer-Stimme und sie lachte. Sie wusste, dass es immer das Gegenteil seiner Absicht war, aber sie konnte sich nicht helfen, je sexier er versuchte zu klingen, desto lustiger fand sie ihn.



"Ich könnte mir auch paar Dinge vorstellen, die ich mit dir gerne machen würde, aber behalt` deine Gedanken jetzt noch bei dir. Ich sehe dich morgen."



"Zehn Uhr frühs."



"Ich weiß."



"Hey, Scully?"



"Ja, Mulder?"



"Ich liebe dich."



"Ich weiß. Ich liebe dich auch, Mulder." Sie legte auf.



Ihr Apartment war dunkel, ein wenig von den Straßenlichtern draußen beleuchtet. Sie überprüfte die Schlösser an den Fenstern und an den Türen, ging zum Ofen, zog sich ihren Pyjama an und ging vorsichtig ins Bett. Ihre Mutter wollte, dass sie bei ihr blieb, aber Scully wollte diese Nacht für sich haben. Alles würde sich bald verändern. Sie brauchte eine letzte Nacht mit ihrem alten Leben, bevor sie das Neue anfangen konnte.



Und, junge, junge, Mulder würde eine Überraschung erwarten.
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