World of X

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Hell or highwater

von Jenna Tooms

Kapitel 2

-2-



Mulder spann die Kombination seiner Aktentasche und drückte sie auf. Da lagen haufenweise Fotografien, Namen, Geldsummen zwischen den unzähligen chiffrierenden Rechnungen -- die Beweise, kurz, die für sechs Jahre lang gehaltene Wahrheit. Er wusste, dass er eigentlich triumphieren müsste -- er hatte all die Anschläge überlebt, hatte überlebt, als manch anderer von denen, er hatte gewonnen -- aber er fühlte sich einsam. Er wusste, dass eines Tages alles vorbei sein würde, auch wenn er seine Suche beendet hatte oder wenn er fortgehen würde, aber er hätte niemals gedacht, dass er sich so bedrückt fühlte.



Er überprüfte noch einmal, dass seine lebenswichtigen Papiere noch da waren und schloss die Aktentasche wieder und sicherte das Schloss. Er hatte noch ein paar Minuten übrig, bevor er sich dem beauftragten Verhör Rede und Antwort stellen musste. Er schaute durch den Raum auf all die Zeugen, die er benennen würde und auf die Menschen, die er hier haben wollte. Seine Mutter zum einen, die es verdient hatte, die Wahrheit über ihr Leben, ihrer Heirat und ihrer Kinder zu erfahren. Mrs. Scully, die eher verletzt auf das Gesagte reagieren würde als erleichtert, aber er hatte sie nicht von hier wegschaffen können, obwohl er sie davor gewarnt hatte. Bill Scully, der düster und auffallend auf seinem Stuhl saß. *Ein Dorn im Auge*, dachte Mulder und verschwendete keinen weiteren Gedanken mehr an ihn. Die Einsamen Schützen, natürlich, die nervös umher schauten. Skinner, der in den letzten fünf Monaten genauso hart wie Mulder undercover und versteckt gearbeitet hatte. Sie waren nun Freunde, gute. Samantha, die die einzige war, die verstand und an das, was Mulder sagte, auch glaubte, und ihren Ehemann Kyle, in dem Mulder einen unerwarteten Verbündteten fand.



Aber wo war Scully? Sie hatte versprochen, zu kommen und obgleich sie aussagen würde oder nicht, er wollte sie hier haben. Er wollte ihr sagen, dass sie -- er hatte es ja schon gestern am Telefon probiert, aber er verlor den Mut -- das sie seine Stärke war, sein Vertrauen, dass ihn ihre Liebe tapfer machte. Dass, was er tat, nur für sie war - um sie zu ihm zurückzubringen. Nun ja, er hatte es ihr versucht zu sagen, aber sie hatte ihn nicht so ernst genommen. Er zeigte ihr dann später, wie ernst er über sie dachte. Es war endlich -- so hoffte er -- sicher genug, um es ihr zu zeigen. Die kleine Schachtel mit dem Ring war in seiner vordersten Tasche seines Anzuges verstaut. Er hoffte, dass ihr der Ring gefallen würde, denn er kam auch nach ihr, einfach und elegant. Es war ein Diamant Juwel in Gold, den der Mann im Laden einen "schrägen Cut" nannte, denn die Spitze des Steines sah mit dem Metall freigiebig aus. Untertrieben mit einer einzigen Schönheit. Wie Scully eben.



Der Leiter des Komitees nahm Platz; die anderen Leute des Komitees verfolgten ihn.

Hinter Mulder wurde die Tür des Raumes geschlossen und alle Angehörigen ließen sich in ihre Sitze fallen. Und Mulder konnte Scully immer noch nicht sehen.



Skinner setzte sich am Tisch neben ihn und bedeckte das Mikrophon mit einer seiner Hände. "Ich habe Scully nicht reinkommen sehen."



"Keiner von uns beiden hat das. Ich habe aber gestern Abend mit ihr gesprochen und sie sagte, dass sie kommen wird."



"Ich hoffe, es geht ihr gut."



Mulder schluckte schwer. *Bitte lass sie okay sein,* dachte er. "Ich bin sicher, sie ist in Ordnung," sagte er rasch und öffnete seine Aktentasche ein weiteres Mal.



Die Komiteeleiterin zückte ihren Hammer. "Diese Anhörung ist nun eröffnet. Agent Mulder, haben Sie nun eine klare Aussage?"



"Habe ich." Er nahm die Beispielblätter aus seinem Aktenkoffer und räusperte sich kurz. Er begann zu lesen, "Die letzten sechs Jahre habe ich mein Leben der Suche nach der Wahrheit gewidmet und mich mit der Frage beschäftigt, ob wir allein im Universum sind. Was ich aufgedeckt habe, ist eine windende, unehrliche und zum Teil fürchterliche Verschwörung gegen das Amerikanische Volk, ausgedacht von unserer eigenen Regierung im Austausch für Technologie und unbestimmte

Versprechungen über Weltüberlegenheit." Er atmete tief aus. Klang es wie die tobende Stimme eines Irren? Er hätte Scully den Vortritt lassen sollen. "Zu den Opfern dieser Verschwörung gehörten zahllose unschuldige Menschen, Mitglieder des Militärs, mein engster Vorgesetzter, Mitglieder meiner eigenen Familie und auch meine Partnerin, die mehrere Male dem Tod nahe stand aufgrund ihrer Rolle in meiner Suche." Er sah zu Skinner hinüber , hoffend, dass er nicht dachte, selbst in dieser Opferrolle gesteckt zu haben. "Ich habe nun einen Beweis, dass diese Männer existieren, Beweise für ihre Pläne und ihre Deals, Beweise für ihre versteckten Truppen und Beweise für ihre Lügen. Mein Wunsch ist es einzig, dass alle Menschen von dem erfahren könnten, somit wäre die Gefahr für die Amerikanische Öffentlichkeit beseitigt." Er legte das Stück Papier beiseite. Da war plötzlich eine schwache Erregung unmittelbar an den Türen, aber Mulder ignorierte es.



"Das war eine ernste Anschuldigung, Agent Mulder," sagte die Komiteeleiterin.



"Ich weiß, Senatorin. Trotzdem ist es wahr." Er schaute auf die TV Kameras. Eine Frage beschäftigte ihn immer noch -- auch wenn das Amerikanische Volk die Wahrheit wusste, würde es irgendjemand dort kümmern?



Eine der Kameras drehte sich und zeigte auf die Türen. Die Anwesenden drehten sich genauso und murmelten, als wären sie erstaunt. Skinner schaute nun auch hin, um zu sehen, was los war und stand plötzlich auf seinen Füßen. "Oh mein Gott," flüsterte er sanft und die Komiteeleiterin nahm ihren Hammer und sagte, "Ruhe, bitte!"



"Mulder, sehen Sie," sagte Skinner.



Eilig sagte Mulder ins Mikrophon, "Entschuldigen Sie mich für einen Moment," und stand auf.



Es war Scully. Sie lächelte ein wenig, als sie bemerkte, dass sie die Aufruhr verursachte, als sie vorsichtig den Gang der Sitzreihen entlang ging. Und sie war schwanger.

Ungeheuer schwanger. Sie sah fast wie ein wägendes Kind aus.



Mulders Augen wurden ganz groß und seine Lippen öffneten sich, er konnte jedoch kein einziges Wort aussprechen. Scully warf ihm ein "Ich erkläre es dir später" - Lächeln zu und setzte sich zwischen Mrs. Scully und Mrs. Mulder auf dem Stuhl.



"Wenn jetzt alle das tölpelhafte Benehmen beendet haben," sagte die Komiteeleiterin, "könnten wir dann zu den Anschuldigungen zurückkommen. Mr. Mulder, würden Sie bitte anfangen?"



Er und Skinner setzten sich. Mulder konnte sein Grinsen kaum unterdrücken. Alles sprach nun für sich. Ihre plötzliche Abreise und ihr ganz plötzliches Wiedererscheinen, und einige Dinge, die sie in der Nacht davor gesagt hatte. Skinner räusperte sich und Mulders Aufmerksamkeit kehrte zu den Tatsachen zurück.
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