World of X

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Vergiss mich nicht, Dana!

von BnScully

Kapitel 2

Andy und ich teilten jedes Geheimnis, es gab nichts, was zwischen uns lag – dachte ich zumindest bis zu dem einen Tag, an dem sie das Thema ‚Jungs’ angeschnitten hatte.



Sie hatte mir schon in der Mittagspause gesagt, dass sie mich gerne sprechen würde und irgendwie hatte ich schon im Gefühl, dass es um etwas ‚ernstes’ gehen würde, doch ich wusste, sie würde nichts sagen, bevor wir nicht aus dem Schulgebäude waren und uns an unserer Lieblingsstelle aufhielten ...



Ich hatte noch 2 Stunden, sie hingegen hatte schon aus. In diesem 2 Stunden machte ich mehr oder weniger die Hölle durch – ich machte mir Sorgen um sie, sie klang bedrückt, ja fast schon verletzt.



Heilfroh ging ich aus dem Gebäude und machte mich so schnell ich konnte auf den Weg zu der Lichtung, wo sie vermutlich schon warten würde. Und so war es auch – sie saß auf einer der Holzbänke die da standen und hatte den Kopf gesenkt.



Meine Schritte wurden langsamer und ich näherte mich ihr nur zögernd, denn ich hatte keine Ahnung, WAS auf mich zukommen würde.



Noch bevor ich mich neben sie setzte fragte ich leise: „Andy? Alles okay?“



Sie sah mich an und ich blickte in ihre bedrückten Augen ... Sie glänzten, wie sie es noch nie zuvor getan hatten ... ich wusste nicht was es zu bedeuten hatte und ... es machte mir noch mehr Angst.



„Hi ... ja, ja, es – geht mir gut.“



Ich wusste, dass ich ihr glauben konnte, sie war immer offen und ehrlich zu mir, sie sagte es, wenn es ihr schlecht ging – obwohl sie nicht der Typ Mensch war, der es sich anmerken ließ. – Zu mir war sie ehrlich und bei mir konnte sie sich ausweinen, wenn sie es musste. Ja sie bekam von mir die Hilfe, die sie in manchen Situationen brauchte – ebenso war es bei mir – sie gab mir das gleiche.



„Wirklich – du siehst so ... bedrückt aus“, sagte ich ihr und wartete auf ihre Reaktion.

„Wirklich“, versicherte sie mir und lächelte mich an, doch der Blick aus ihren Augen verschwand nicht, er schien sogar noch intensiver zu werden.



Vermutlich konnte sie erraten, dass ich darüber nachdachte, was sie wohl denken würde, deswegen schnappte sie meine Hand und zog mich mit auf die Wiese, wir setzten uns ins Gras und schwiegen vor uns hin – vermutlich wagte niemand von uns – etwas zu sagen.



„Sag mal, hast du gewusst, dass sich Josh Brown für dich interessiert?“ Andy sah mich aus ihren Augenwinkeln an.



Es überraschte mich nicht, was sie sagte – ich hatte es schön öfter von jemanden gehört – dass DER ‚angesagteste’ Typ der Schule wohl ein Auge auf mich geworfen hatte, aber es war mir egal. Ich interessierte mich nicht für ihn – ich interessierte mich in letzter Zeit gar nicht für Jungs.



„Ja, weiß ich, hab ich schon gehört – aber es ist mir egal.“



Ich konnte sehen, dass sie große Augen machte und mich daraufhin kurzerhand irgendwie anstarrte.



„Es ist dir egal, dass DER Junge der Schule auf dich steht?“



Sie schien fast schon schockiert, aber ... auf eine positive Weise.



„Ja – wieso sollte es mir nicht egal sein, schließlich hast du irgendwie auch noch nie eine Bemerkung bezüglich Jungs gemacht oder?“



Es war mir zuvor noch nie aufgefallen, dass wir beide nicht über das andere Geschlecht geredet hatten, denn es schien irgendwie nicht wichtig, nur damals, in dieser Situation hatte ich es bemerkt und vermutlich war das mehr als gut.



„Nun ja ...“ Sie wandte ihren Blick wieder ab, starrte in den Himmel und schloss ihre Augen.



„Ja?“ Vergeblich versuchte ich Blickkontakt zu ihr herzustellen, doch sie schien mir bewusst auszuweichen.



„Ich interessiere mich nicht für das andere Geschlecht.“



Ohne wirklich zu realisieren, was sie da sagte, sprach ich meinen nächsten Satz aus.



„Wie ... soll ich das verstehen?“



Erst jetzt sah sie mich an, ihr Blick schien ‚gebrochen’, sie schien ‚gebrochen’ ...



„Ja – du hast es schon verstanden, ich stehe auf Frauen!“, gab sie mir als Antwort zurück und jetzt war ich diejenige die sprachlos war. Sie ... sie stand auf Frauen ...



Sie gab mir einige Minuten, doch ich sagte nichts, ich blickte einfach nur auf den Boden und dachte nach ... versuchte meine Gedanken zu ordnen.



„Bist du jetzt ... ‚abgeneigt’ oder so was?“, fragte sie schließlich leise und sah mich nicht dabei an.



„’Abgeneigt’?“ Ich machte eine Pause. „Nein, abgeneigt würde ich es nicht nennen, ich würde es als nichts Negatives bezeichnen. Ich meine ... Wow ... es überrascht mich und ... du erzählst mir erst jetzt davon.“



„Ich weiß – aber ich habe schon etliche negative Reaktionen bekommen, deswegen wollte ich bei dir ein wenig warten, ehe du es erfährst. Ich wollte erst wissen, ob ich es dir sagen kann oder nicht ... doch da ich mit meinem Gefühl oft schon falsch gelegen bin ...“



„Also weißt du, es ... stört mich nicht, nicht im geringsten und abgeneigt bin ich auch nicht. Es ist halt nur ... ‚neu’ für mich, das ist alles.“



Sie nickte mit einem Grinsen, sie verstand mich und ich kannte sie nun ‚richtig’.



Ich hatte nie etwas gegen Homosexuelle ...

auch damals nicht, als sie es mir eröffnete.

Eben das einzige war, dass es ‚neu’ für mich war,

denn ich hatte zuvor niemanden gekannt, der

lesbisch oder schwul war, vermutlich weil

man es auch noch nicht allzu oft herumerzählte.



Ich brauchte meine Zeit um sie so zu sehen, wie

sie wirklich war und ich war wirklich froh, dass ich im

Nachhinein sagen konnte, dass ich sie wirklich gekannt habe.

Ich kannte sie als den Menschen, der sie war, nicht der, der

sich noch häufig versteckte.



Es dauerte nicht lange, bis ich sie gar nicht mehr als ‚anders’

betrachtete ... und ich dachte, dass es sich zwischen uns nichts

ändern würde, doch ich lag falsch – es änderte sich eine Menge.



Unsere Freundschaft drehte sich um 180° in eine Richtung von

der ich nicht gedacht hätte, dass wir sie jemals ‚einschlagen’ werden,

zumindest nicht ich ....



Andy und ich waren nie besonders gern auf Partys, ab und zu, gingen wir doch auf die eine oder andere. Sie war dann meistens diejenige, die es vorschlug, dass es mal wieder Zeit wäre, für einen unserer Abende außerhalb.



Die Stimmung auf der Party war super, wie beide amüsierten uns sehr, tanzten bis uns die Luft ausging oder setzten uns einfach nur in eine Ecke und redeten, später – als wir beide dann schon ein wenig angeheitert waren, waren die Gespräche umso sinnloser, wir lachten fast nur noch und mussten uns anstrengen, ernst zu bleiben, doch keine von uns beiden wollte das so richtig, wieso auch?



Andy und ich saßen beide auf einer Couch, die eigentlich mehr eine Luftmatratze war, die jemand dort ‚aufgestellt’ hatte, als Sitzgelegenheit. Wir ließen uns nieder und holten nach Luft und aus irgendeinem unergründlichen Grund mussten wir lachen. Wir lachten so lange bis wir keine Luft mehr hatten.

Ich legte mich schließlich so gut es ging auf die ‚Couch’, schnappte nach Luft und sah mich um. Ich betrachtete die anderen, die immer noch ausgelassen zu der Musik tanzten oder die, die einfach in der Ecke standen und das Zimmer mit Rauch erfüllten, sodass es teilweise sehr schwer war, 2 Meter weit zu schauen, denn es war immer irgendwer am rauchen.



Ich hatte immer noch nicht meinen ursprünglichen Ruhestand zurückerhalten, da spürte ich plötzlich 2 Hände, die meinen Kopf umfassten und diesen sanft drehten, es waren Andys Hände. Und diese rutschten auch jetzt zu meinen Wangen, hielten sie fest und sie sah mir tief in die Augen. Erst verstand ich nicht und ich sah sie einfach nur an, doch als sie zu lächeln anfing begann ich, zu grübeln – diese Situation war ... komisch und verwirrend und bevor ich fragen konnte, was sie da mache, sagte sie:



„Ich liebe dich, Dana!“



Sie sagte es mir einfach so ins Gesicht, oder Vorwarnung, ohne sonst etwas – bumm – sie sagte es einfach offen heraus – als sei es das natürlichste der Welt – das man seine beste Freundin liebte.



Geschockt von ihren Worten, konnte ich nichts sagen – ich saß einfach nur vor ihr und starrte sie an ...



Ihre Hände glitten langsam wieder an meinen Wangen hinab, sie strich einmal noch mit dem Daumen über meine rechte Wange, ehe sie mich noch ein letztes Mal anlächelte, schließlich aufsprang und davonlief.



Nachdem das passiert war, auf der Party, hatte Andy tagelang

nicht mit mir geredet. Es schien ihr wohl Leid zu tun, oder es

war ihr peinlich – etwas anderes konnte ich mir nicht erklären – damals.



Aber ich war zu dem Zeitpunkt selbst zu durcheinander –

Sie hatte gesagt sie würde mich lieben, meine beste Freundin liebte mich.

Es war ein Schock – zuerst. Doch je öfter und je länger ich darüber

nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass es nicht wirklich etwas an

unserer Freundschaft ändern würde. Mein Gott – war ich naiv.

Im Endeffekt änderte es alles – ihr Leben ebenso wie meins – zum positiven.



Doch damals dachte ich, dass sie und ich einfach so weiter Freunde sein würden,

wie bisher –



Ich brauchte eine Woche um zu begreifen, dass ich sie vermisste ...

Und endlich nach 1 ½ Wochen, schrieb ich ihr einen Brief, da sie auf all meine Versuche, mit

ihr zu reden, nicht reagierte.



Ich setze mich also hin und schrieb ihr einen Brief:





Liebe Andy,



ich weiß nicht, was an diesem einen Abend bei Lucy so falsch war. Wir beide hatten Spaß, wie immer und plötzlich – DAS.



Weißt du, vielleicht kann ich dich verstehen, doch eigentlich sollte ich DIEJENIGE sein, die sich vor dir verschließt, die nicht mehr mit dir redet, denn ... du hast gesagt, dass du mich liebst. Das kriegt man nicht alle Tage von seiner besten Freundin zu hören und ... ich brauchte meine Zeit darüber nachzudenken, doch ich denke, dass wir es schaffen können, weiterhin die besten Freundinnen zu bleiben.



Ich will nicht, dass du nicht mit mir redest, es ist schrecklich für mich – wie eine Art Entzug ... bitte rede wieder mit mir.

Ich brauche dich doch ...



Deine Dana.



Das war mein damaliger Brief – ich wollte damit viel mehr sagen,

als ich es im Endeffekt tat, doch ich konnte das nicht so umsetzen,

es war für mich schon immer schwer gewesen,

meine Gefühle zu beschrieben.



Doch ich war froh, dass sie, nachdem sie den Brief gelesen hatte, wieder mit mir redete.



Sie kam in der Mittagspause auf mich zu und bat mich, mit ihr hinauszugehen.

Ich war gespannt, was sie meinte und ich war heilfroh, dass wir wieder miteinander kommunizierten.



Wir beide setzten uns auf eine Bank im Schulgelände und sie holte meinen Brief aus ihrer Jackentasche.



„Dana – es ging die ganzen letzten Tage nicht um dich – ich hatte dir mein bisher größtes Geheimnis verraten – das ... nun ja, du kennst es. Ich wollte es für mich behalten, weil ich wusste, dass es nur Probleme bringen würde – es ist aussichtslos, das weiß ich, doch ich kann nichts dafür dass ich so fühle.“



Sie machte eine kurze Pause und betrachtete dabei die Tauben, die ein paar fallengelassene Brotkrümel von der Erde aufpickten.



„Und diese letzten Tage brauchte ICH – ICH musste damit zurecht kommen, dass du es weißt und das sich alles ändern wird – ich musste mich damit abfinden, einen großen Fehler gemacht zu haben, den ich für immer bereuen werde. Denn – ich denke du weißt genau, wie es ist, wenn man jemanden liebt, der es nicht erwidern kann ...“



Mit ihren letzten Worten hörten wir beide auch schon die Glocke läuten – die 5te Stunde würde gleich anfangen und Andy sprang auf, ohne mich zu Wort kommen zu lassen.

Ich blieb einfach nur verdutzt sitzen.



Ich hatte mich sehr getäuscht mit meiner Vermutung,

dass alles gleich bleiben würde –

Denn es lief alles ganz anders, als eigentlich erwartet.



Andy und ich redeten zwar miteinander, doch ich war

diejenige, die sich jetzt ein wenig distanzierte.

Denn jedes Mal hatte ich ihre Worte

im Hinterkopf als ich sie sah und jedes Mal begann

mein Herz wie wild zu schlagen, ich ‚verschanzte’ mich

und sprach nur oberflächlich mit ihr.



Zwischen uns war irgendwie alles geklärt, doch in mir,

sah es anders aus – ich war – verwirrt und wusste

nicht warum.

Ich dachte doch, dass ich mich mit dem Thema abgefunden

hätte – doch so war es keinesfalls.

Ich kam und kam nicht zu einer Antwort –

Es blieb mir also nichts anderes übrig und ich sprach mit meiner,

nach wie vor, besten Freundin darüber.
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