World of X

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Begegnung der Außergewöhnlichen Art

von Steffi Raatz

Kapitel 2

"Val!"

Seine Stimme klang energisch.

Okay, na gut, überredet Mr. FBI!

Mein Respekt vor einem Agenten der Bundesbehörde war stärker als mein Anstandsgefühl.

Hatte er mich gerade Val genannt?

Ich vergaß zu protestieren, als das Militär das Abteil stürmte.

Mein Gott, wo war ich nur hineingeraten?

"Tun Sie so, als ob Sie schlafen!"

Ich nickte widerstandslos.

Wäre ich doch lieber geflogen!

Ich schloss die Augen und spürte seine angespannten Muskeln.

Er war beim FBI, hatte vielleicht öfters mit solchen Situationen zu tun, er würde schon wissen, was in solch einem Moment war das Richtige war.

Ich hörte die Männer näher kommen.

Ja, sie stoppten sogar ganz in unserer Nähe.

Ich presste mich noch enger an meinen Sitznachbarn und versuchte deren Gegenwart zu ignorieren.

Plötzlich spürte ich einen Ruck und riss entsetzt die Augen auf.

Mein Sitznachbar wurde von seinem Sitz fortgezogen. Ich spürte den festen Griff um meine Schultern nicht mehr.

Wo war ich nur hineingeraten?

"Agent Mulder, endlich!", vernahm ich eine dumpfe Stimme.

Ähm, was ging hier vor?

Hatte ich mich von dem netten, charmanten, gut aussehenden Äußeren meines Sitznachbarn so täuschen lassen?

"Stehen Sie auf!"

Ich denke, er meinte mich. Ja, sogar ganz sicher meinte er mich. Aber irgendwie wollten meine Beine dem Befehl nicht gehorchen.

Ich spürte den bohrenden Blick auf mir.

Dieser Mann war mir sofort unsympathisch!

Fox Mulder, mein bisher so sympathischer Platznachbar reichte mir seine freie Hand, um mir aufzuhelfen.

Langsam war ich der Ansicht, dass es vielleicht doch besser war, der Aufforderung nachzukommen.

Ich ergriff die dargebotene Hand und ließ mich aus dem Sitz ziehen.

Na gut, nun stand ich also vor diesen wildfremden, nicht gerade freundlichen Männern, an der Seite eines angeblichen FBI-Agenten und hatte gute Lust zu schreien.

Was ging hier eigentlich vor? Und was zum Henker hatte ich damit zu tun?

"Mitkommen!"

"Moment, ähm... Entschuldigung!", versuchte ich zu protestieren.

Ich wurde weiter geschoben.

"Hallo, Sir, ich habe mit dem Herrn hier nichts zu tun. Ich kenne ihn nicht einmal!", versuchte ich mein Glück weiter, doch das Schieben ging weiter.

Hörte mir den hier keiner zu?

Hallo! Ich gehörte doch gar nicht dazu!

Ich spürte plötzlich eine Waffe in meinem Rücken. Es war definitiv eine Waffe!

Bisher hatte mir zwar noch nie jemand eine Waffe in den Rücken gehalten, geschweige denn woanders hin, aber das konnte nur eine Waffe sein.

Ich schluckte.

Konnte ich jetzt nicht vielleicht aufwachen? Der Traum entwickelte sich langsam zu einem Alptraum. Hörte mich vielleicht jemand?

Doch es war leider kein Traum.

Ich spürte wie Fox Mulder meine Hand ergriff und mich festhielt.

Na toll, jetzt mussten sie wirklich denken, dass wir zusammengehörten.

Letzte Chance verspielt.

Danke, Mr. FBI!

Ich folgte dem Tross, in der Hoffnung, dieser ganze Alptraum würde sich so schnell wie möglich aufklären.

Meine Hoffnung erstarb, als ich registrierte, dass wir den Zug verlassen sollten.

Hey, so ging das aber nicht! Meine Sachen waren noch im Zug.

Ich konnte doch meine Sachen nicht einfach unbeaufsichtigt im Zug lassen.

Und meine Papiere erst!

Ich kam doch gar nicht aus diesem Land!

Ich begann die ersehnte Reise langsam zu verfluchen.

Fox Mulder drückte ermutigend meine Hand.

Danke, Trost konnte ich jetzt gebrauchen.

"Agent Mulder, Agent Scully, hier entlang!", ertönte wieder die dumpfe Stimme meines Entführers - so nannte ich ihn jetzt. Schließlich war das ja eine Entführung meiner Person. Unberechtigter Weise wohlgemerkt!

Hatte er mich gerade Agent Scully genannt?

Hatte ich irgendwas nicht mitbekommen?

"Sir, sorry, aber ich heiße nicht Scully! Ich heiße Hausmann, Valerie Hausmann, Sir!"

Wieder ein erfolgloser Versuch. Ich glaube, ich wurde nicht Ernst genommen.

Verflucht noch mal!

"Agent Scully, bitte! Sie glauben doch nicht wirklich, dass ich Ihnen diese Story abkaufe, oder?"

Doch?

Doch, das glaubte ich fest - jedenfalls bis er seinen Mund aufgemacht hatte.

"Mr. Mulder, bitte, klären Sie die Herren doch auf!", flehte ich meinen ehemaligen Sitznachbarn an.

Er drückte meine Hand noch fester und sah mich beschwörend an.

Er wollte mir nicht helfen.

Was... was ging hier nur vor???

Ich ließ mich fassungslos und ohne weiteren Widerstand aus dem Zug schieben und starrte auf die Militärjeeps, die neben den Gleisen hielten und den Zug mit ihren Scheinwerfern anstrahlten.

Ein weiteres Ansinnen, meine Identität richtig zu stellen wurde von Fox Mulder untergraben.

Langsam war ich mir nicht mehr sicher, wer hier der Gute und wer der Böse war.

Wir stiegen in einen der Jeeps ein und drängten uns mit einem bewaffneten Soldaten auf die Rückbank.

Fox Mulder schwieg noch immer und das machte mich langsam rasend.

Hey, Mr. FBI, ich habe eine Wahnsinns Angst! Tun Sie endlich was!

Natürlich sagte ich das nicht, nein, ich hielt meinen Mund und wartete ab.

Scheiße!

Der Jeep fuhr los und ich blickte sehnsüchtig auf die immer kleiner werdende Bahn.

Womit hatte ich das verdient?

Einige Zeit später fuhr der Jeep in eine Kaserne. Ich war zu müde und erschöpft, um ein weiteres Mal zu protestieren.

Ich schloss die Augen und lehnte meinen Kopf an Fox Mulders Schulter.

"Val?"

Ich nickte mit geschlossenen Augen.

Warum ließen die mich nicht alle in Ruhe. Ich wollte nur noch schlafen.

"Werden Sie wach!"

Oh Gott, er klang schon wieder so energisch.

"Mr. Mulder, ich erliege zur Zeit dem JETLEG!!!" wurde meine Stimme immer lauter.

"Nennen Sie mich Fox."

Ich öffnete meine Augen und sah ihn erstaunt an.

Wieso bat er mir das jetzt an?

"Bitte?"

"Hören Sie zu, folgen Sie nur meinen Anweisungen, okay?", flüsterte er mir zu, als der bewaffnete Soldat das Fahrzeug verließ.

Wer gab hier Anweisungen?

Im Moment erhielten lediglich wir Anweisungen und gaben bestimmt keine!

Ich folgte ihm aus dem Jeep und sah mich erschöpft um.

Wow, ich war tatsächlich auf einem Militärstützpunkt.

Schade, warum hatte ich meine Videokamera vergessen?

Ich hätte mich in Pose geworfen und mit einem breiten Grinsen in die Kamera gewunken: Hallo, Ma, ich bin mit vielen netten Jungs in einer Militärbasis gelandet. Man was hätte sie gestaunt.

Komm in die Wirklichkeit zurück, Mädchen, schalt ich mich selbst.

Ich stand auf diesem Militärstützpunkt, umzingelt von bis unter die Zähne bewaffneten Soldaten, die wahrscheinlich, ohne mit der Wimper zu zucken, auf mich geschossen hätten, wenn ich einen Fluchtversuch gewagt hätte.

Okay, Mr. FBI, was nun?

Ich sah Fox Mulder fragend an.

Ich erhielt keine Antwort.

Nun gut, ich hätte Geld darauf verwetten können, dass er sich in Schweigen hüllen würde. Ich hätte es voraussehen können. Aber mir platzte trotzdem fast der Kragen.

"Agent Scully."

Ich wurde am Arm gegriffen und weiter geschoben.

"Ich bin nicht Agent Scully. Verdammt, wie oft soll ich es noch wiederholen? Ich heiße Valerie Hausmann und ich kenne diesen Mann erst seit er sich im Zug neben mich gesetzt hat! Hey, hört mir hier überhaupt jemand zu?"

"Klappe!"

Na toll! Ich versuchte meine Identität aufzuklären und wurde zum Stillschweigen verdonnert.

Alles Idioten!

"Gehen Sie weiter, Val", trieb mich Fox Mulder in einem Flüsterton an.

"Ja, ja!", brummte ich und setzte mich wieder in Bewegung.

Was dachten die sich eigentlich alle hier?

Wir wurden in eine große Halle geführt, wo bereits mehrere Männer in weißen Kitteln - Wissenschaftler, nahm ich mal an - und diverse Generäle standen.

"Agent Mulder."

Die Stimme eines der Generäle hallte durch die Halle.

Ja, so heißt er, lamentierte ich.

"Agent Scully."

Ja, ja. Mir hörte ja eh keiner zu.

Von mir aus. Dann eben Agent Scully.

Der General gab ein Handzeichen und die neben uns stehenden Soldaten, griffen in geübter Weise unter Fox Mulders Jackett und zogen seine Waffe aus dem Schaft.

Er trug eine Waffe.

Er trug eine Waffe? Hatte ich das gar nicht gemerkt? Ich hatte doch an ihn gelehnt geschlafen, ich konnte das doch nicht übersehen haben. Ich hätte doch was spüren müssen!

Man suchte auch bei mir nach einer Waffe, aber logischer Weise fanden sie keine.

"Sie hat keine Waffe, Sir!", bemerkte einer der Soldaten leicht erstaunt.

Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust.

Natürlich hatte ich keine Waffe! Ich war ja auch nicht Agent Scully.

Vielleicht sah das ja mal einer ein?!

Ungeduldig begann ich mit dem Fuß zu wippen.

"Agent Mulder?"

Ja, verdammt noch mal, so hieß der Kerl!

Diese Typen vom Militär schienen sich ständig wiederholen zu müssen.

"Geben Sie uns den Film!"

Film? Hatte ich da was verpasst?

"Ich habe keinen Film!", ertönte Fox Mulders Stimme neben mir.

"Agent Scully?"

Oh, der General sprach mich an. Vermutete er jetzt irgendeinen Film bei mir?

Klar, er konnte gern meinen Urlaubsfilm haben. Zwar steckte der noch in der Kamera und die im war im Zug.

Im Zug nach Washington... mit all meinen Papieren...verdammte sch...!!!

Ich hatte schon wieder richtig Lust zu schreien.

"Ich habe Ihren blöden Film nicht, Sir! Und außerdem..."

"Geben Sie uns endlich den Film!"

Dieser General ließ mich nicht ausreden.

Das war doch alles ein böser Alptraum, oder? Bitte, bitte, ich wollte wieder aufwachen.

Ich spürte wieder eine Waffe an meinem Körper, diesmal jedoch an meiner Schläfe.

Puh, ich hatte nicht geahnt, wie schnell man Panik bekommen konnte.

Und was nun Mr. FBI?

HILFE!!!

Schweiß trat mir auf die Stirn - Angstschweiß.

"Den Film, Agent Mulder!", dröhnte die ärgerliche Stimme des Generals.

Jaha, den Film, Agent Mulder!

Es wäre jetzt an der Zeit gewesen, den Film, sofern er einen hatte, herauszurücken. Ich hatte weiß Gott keine Lust, mich umbringen zu lassen.

Er zögerte.

Ich wollte es nicht glauben. Er zögerte tatsächlich.

Vielleicht war es Taktik?

Schön, aber ich wollte nichts von seiner Taktik wissen. Ich wollte endlich nach Hause. Himmel, wie ich diese Reise unterdessen hasste.

"Fox, bitte!", flehte ich ihn in einem etwas lauteren Ton der Verzweiflung an.

Ich hatte ihn Fox genannt.

Hallo Engelein, ich hatte mich selbst in eine Falle manövriert. Wer würde mir jetzt noch glauben, dass ich ihn nicht kannte?

Toll gemacht, Valerie, schimpfte ich mit mir selbst.

Ich sah ihn in einer letzten verzweifelten Geste flehend an und registrierte angenehm überrascht und zutiefst erleichtert, dass er eine Filmrolle aus einer Innentasche seines Jacketts entnahm.

Man ließ mich los.

Ich spürte den Druck an der Schläfe nicht mehr.

Hey, ich war tatsächlich erlöst - jedenfalls soweit ich es in dieser Situation sein konnte.

Dann wurden wir plötzlich wieder weiter gestoßen.

Fox Mulder griff wieder nach meiner Hand und zog mich mit sich und dem Tross an bewaffneten Soldaten.

Wenn dieser Kerl vom FBI war, wieso legte er sich dann mit dem Militär an?

Ach ja, er hatte, glaubte ich mich zu erinnern, von irgendwelchen Verschwörungstheorien gesprochen.

Hatte ich das wirklich geglaubt? Nein.

Jetzt war vielleicht der richtige Zeitpunkt, es zu glauben.

Ich ließ mich also nicht mehr ziehen, sondern folgte ihm mit schnellen Schritten.

Wenige Minuten später befanden wir uns in einem abgedunkelten Raum.

Man hatte wohl vor, uns hier erst einmal festzuhalten.

Als die Tür sich schließlich hinter uns schloss, blickte ich doch ein wenig verdutzt. Eigentlich hatte ich ja nun doch nicht wirklich daran geglaubt.

"Und nun?" Ich blickte meinen Mitgefangenen mit verschränkten Armen an.

"Tut mir leid, Val."

Oh man, wieso konnte der Mann das so gut?
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