World of X

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Dunkle Schatten

von Steffi Raatz

Kapitel 2

10:46pm, Manson Hotel, Philadelphia

Die beiden Agenten saßen noch bis spät in die Nacht über den Akten und forschten nach ähnlichen Gegebenheiten in der Vergangenheit sowie deren Ursachen.
Scully fühlte sich erschöpft und ausgelaugt. Es wirkte unglaublich, dass bei beiden Phänomenen um die 30 Kinder verschwunden waren, aber niemals eine Vermisstenanzeige erfolgt war.
Wussten die damaligen Bewohner der Gegend mehr, als sie laut Zeitungs- und Polizeiberichten zugeben wollten?
Scully lehnte sich mit dem Rücken gegen den einzigen Sessel im Raum und betrachtete Mulder: "Vielleicht sollten wir für heute aufhören."
"Vermutlich."
Er rutsche zu ihr hinüber und lehnte sich neben sie gegen den Sessel.
"Was haben wir bisher rausbekommen?"
"Nicht ausreichend."
"Aber genug, um eine Entführung auszuschließen."
"Eine normale Entführung", ergänzte Mulder und blickte in das blasse Gesicht seiner Kollegin.
Ihre Augen waren leicht verschleiert, ihr Mund war zu einem müden Lächeln verzogen - sie war zu müde um Widerstand zu leisten.
Er fühlte sich in Versuchung.
Scully ahnte seine Gedanken und sah es auf seinem Gesicht. Er spürte diese Anziehung, diese Spannung zwischen ihnen.
Mulders Blick war weich und in einer eigenartigen Weise zärtlich. Scully hatte sich noch nie so wohl und erwartungsfreudig sowie gleichzeitig geängstigt und voller Unbehagen gefühlt.
Sie waren sich emotional sowie körperlich mal wieder so nah und dennoch, keiner vermochte den entscheidenden Schritt zu wagen.
Mit plötzlichem Schwung rutschte der Sessel unter dem Gewicht der zwei Personen nach hinten weg. Mulder und Scully landeten unvorbereitet auf dem Rücken und sahen sich verdutzt an.
"Wir hätten uns eine andere Rückenlehne suchen sollen."
"Ich glaube, das war der Wink mit dem Zaunpfahl."
"Dem was?"
"Ich denke, das war das Zeichen dafür, dass wir endlich Schluss machen sollten."
"Mh."
Scullys Stimme war sehr leise und Mulders Blick bestätigte, dass sie fast eingeschlafen war. Da auch er sich kaum noch wach halten konnte, seufzte er lediglich und ließ auch sich vom Schlaf übermannen.

Es war etwa 5:00am in der Früh, als Mulder erwachte. Im ersten Augenblick war ihm noch nicht so klar, wo er sich genau befand. Alles, was er spürte, war sein Rücken und dessen Muskeln, die sich über die harte Lage beschwerten. Aber im selben Augenblick spürte er auch den kleinen warmen Körper an seiner Seite - Scully!
Er hob seinen Kopf ein wenig, um sie besser sehen zu können. Ihr Arm war um seine Hüfte geschwungen, ihr Kopf ruhte auf seinem Bauch und auch ansonsten hatte sie sich innig an ihn geschmiegt.
Schade, dass sie schlief, dachte Mulder und ließ sich wieder zurück gleiten.
Vorsichtig strich er mit seiner freien Hand über ihre Haare. Er versuchte so vorsichtig, wie möglich zu sein, damit er sie nicht aufweckte, aber er musste sie einfach berühren. Sie murmelte leise etwas vor sich hin, was fast wie Mulder klang. Seufzend schloss er wieder die Augen, den Augenblick genießend. Wenn es doch nur nie wieder Tag werden würde...

Als Mulder zum zweiten Mal an diesem Morgen erwachte, empfing ihn dieser unverkennbare Kaffeeduft, wie immer, wenn Scully die Kaffeemaschine in Beschlag nahm.
"Morgen Mulder, haben Sie einigermaßen schlafen können?"
"Es ging. Aber ich hatte ja nette Gesellschaft."
Scully drehte ihm den Rücken zu und goss etwas Kaffee in einen Becher für ihren Partner. Ein süßes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie konnte sich sehr gut daran erinnern, letzte Nacht einen wunderbaren Traum gehabt zu haben.
"Haben Sie schön geträumt?"
"Wieso?" Scully spürte sich ertappt und vermochte die aufsteigende Röte in ihrem Gesicht zu fühlen.
"Sie haben so süß gebrabbelt."
"Gebrabbelt?"
"Ja, völlig unverständliches Zeug. Nur einmal glaubte ich meinen Namen herausgehört zu haben."
"Ihren Namen?"
"Ja."
Sie schluckte bevor sie wieder einen Ton herausbrachte: "Und sonst?"
"Unverständlich, sagte ich doch."
Erleichtert reichte sie ihm eine Tasse, vermochte jedoch nicht darüber hinwegzukommen, dass sie seinen Namen im Schlaf ausgesprochen hatte.
Er lächelte sie viel wissend an, wobei er ihr erneut das Gefühl gab, nicht alles erzählt zu haben.
Sie war am Morgen in seinen Armen aufgewacht, ihren Kopf an seine Brust gelehnt, ein Bein über seines halb geschwungen, hatte sich dabei furchtbar erschrocken, war aber als sie merkte, das Mulder noch schlief, ein paar Minuten länger in seliger Zufriedenheit liegen geblieben.
Jetzt befürchtete sie, dass er doch nicht so fest geschlafen hatte, wie sie geglaubt hatte.
Wie um vom Thema abzulenken, begann er plötzlich mit ihr über den Fall zu sprechen. Scully war skeptisch - was wusste er?
Mulder lenkte absichtlich vom Thema ab. Es war ihr eindeutig unangenehm, auch ihm hätte es so ergehen sollen, aber er fühlte sich gut dabei - so gut, wie noch nie in seinem Leben.



11:38am, Philadelphia

"Langsam komme ich mir ziemlich veralbert vor!"
Mulder steckte seine Hände zerknirscht in seine Manteltaschen. Es war kalt, es war nass und es war frustrierend. Bereits die vierte Familie hatte sie jetzt abgewiesen und sich auf unwissend gestellt, dennoch hatten Mulder und Scully die Angst in den Augen der Angehörigen gesehen.
"Was wird uns verheimlicht?"
"Wenn ich das nur wüsste. Es ist doch wirklich unfassbar, wie verbohrt diese Menschen sind!"
"Haben Sie die Angst in deren Augen gesehen? Die wissen ganz genau, was hier geschieht!"
"Glauben Sie, Scully, dass jemals eines der Kinder wieder aufgetaucht ist?"
"Ich denke nicht."
"Sollten wir im Stadtarchiv etwas übersehen haben?"
"Vielleicht hätten wir in der Zeit noch weiter zurückgehen sollen - vor dem Hausbau?!"
"Dann werden wir das schnellstens nachholen!"



3:06pm, Stadtarchiv, Philadelphia

Scully fürchtete bereits zu keinem Ergebnis zu kommen, da fiel ihr ein alter Zeitungsartikel in die Hände, der sie stutzig werden ließ.
"Mulder? Mulder, kommen Sie mal her!"
Erstaunt blickte er hinter einem Regal hervor: "Sagen Sie bloß, Sie haben etwas gefunden!?"
"Ich weiß nicht... kommen Sie doch mal her und sehen sich diesen Artikel an."
Mulder ergriff das vergilbte Stück Zeitung und legte es vor sich auf den Tisch. Fast schon in den Artikel vertieft, zog er seine Brille aus der Jackentasche, um sie aufzusetzen.
Scully lächelte. Seit ihrem ersten Treffen mit Mulder hatte sie diese Brille nicht mehr oft an ihm gesehen. Vielleicht war es seine Eitelkeit, vielleicht aber nur seine angeborene Vergesslichkeit in Bezug auf solch 'unwichtige' Dinge. Diese Brille schien Mulders Genialität zum Ausdruck zu bringen und vielleicht trug er sie deshalb so selten.
"Dieser Artikel ist von 1932."
"Lesen Sie den Teil mit der Kirche."
Wieder herrschte einen Augenblick Schweigen, dann sah er erstaunt auf: "Das ist es also!"
"Ich weiß nicht, ob wir da richtig liegen, aber auf jeden Fall sollten wir der Sache nachgehen!"
Mulder nickte fasziniert.
Zwischen 1932 und 1936 versuchten Architekten auf dem Gelände des heutigen Wellington Kindergarten eine Kirche zu erbauen, die jedoch in mehreren Versuchen in sich zusammen stürzte. Als man das Fundament verstärken wollte, fand man alte Gänge, Ruinen und Skulpturen, die von einer alten Kultstätte zeugten. Von welcher Kultur diese jedoch stammte, konnte nie geklärt werden.
"Vielleicht ja Außerirdische, nicht wahr Mulder?", witzelte Scully.
"Passen Sie auf, was Sie sagen, es könnte wahr sein!", entgegnete Mulder und nahm zu seinem Vergnügen wahr, dass sich Scullys Grinsen langsam verzog.
"Meinen Sie, dass unter dem Kindergarten noch immer diese Überreste einer vergessenen Kultur begraben liegen?"
'Geschickt abgelenkt', dachte Mulder: "Vermutlich. Ich denke es besteht durchaus ein Zusammenhang zwischen dieser Kultstätte und dem Verschwinden der Kinder. Obwohl es ja eigentlich kein richtiges Verschwinden ist."
"Es ist eigenartig, sie sind weg, aber eigentlich sind sie auch noch da. Ob sie uns verstehen können?"
Scully sah ihn fragend an.



4:24pm, Wellington Kindergarten, Philadelphia

Langsam glaubte Mulder wieder an eine Verschwörung. Noch nie hatte er so viel Ablehnung und Angst verspürt, wie in diesen zwei Tagen, die sie jetzt schon mit dem Fall verbrachten. Selbst Scully, die zum Thema Verschwörungen immer einen herablassenden Spruch auf den Lippen hatte, hatte ihm schon ihre Bedenken in dieser Richtung anvertraut.
Es war nicht zu übersehen, dass die Gemeinde um den Wellington Kindergarten kein Interesse an der Aufklärung hatte. Miss Moray stand mit ihren Ängsten und Vermutungen völlig allein da. Und obwohl sie sich in Philadelphia befanden (einer ja nun nicht allzu kleinen Stadt), schien diese Gemeinde sich von der restlichen Masse zu isolieren.
Mulder und Scully hatten die Kindergärtner, die Lehrer, die Kindergartenleitung und sogar den Hausmeister befragt, gebeten, ihr Schweigen zu brechen, damit den Kindern geholfen werden konnte und hatten dennoch nur Schulternzucken und Verachtung erhalten.
Hatten die Menschen in dieser Gemeinde etwas mit diesem Verschwinden zu tun? War der Kult - was immer es auch war - immer noch am Leben und wurde hier praktiziert?
Oder gab es tatsächlich eine andere, noch weitaus erschreckendere Erklärung?
Eine Erklärung, die Mulder fast schon mit einer Selbstverständlichkeit erwartete, die Scully Angst einjagte und zutiefst erschütterte.

Als die beiden den Raum mit den Erscheinungen noch einmal betreten wollten, wurde ihnen der Zugang verwehrt.
"Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!", schimpfte Mulder.
"Ich kann Sie hier nicht reinlassen! Ich habe Anweisungen."
"Hören Sie zu, guter Mann, wir sind vom FBI und wir haben die Befugnis..."
"Nein, ich darf Sie hier nicht reinlassen!"
Scully griff nach Mulders Arm, um ihn zu beruhigen. Er wurde augenblicklich ruhiger, wenn auch nicht entspannter und ließ den Hausmeister seines Weges ziehen.
Sie wandten sich zum Gehen, als Miss Moray sich ihnen näherte.
"Fox..."
"Valerie."
Er war kurz angebunden und wollte gleich weitergehen, aber sie ließ ihn nicht.
"Fox, warum hast du dich noch nicht gemeldet?"
"Ich habe zu tun, Valerie."
"Sehen wir uns heute Abend? Zum Essen?"
"Mal sehen."
Er kehrte ihr den Rücken zu und folgte seiner Partnerin.
Scully lächelte heimlich.
Sie ließ sich die Tür von ihrem Partner öffnen und stieg in den blauen Ford.
"Sie waren ein wenig gemein."
"So?"
Sie wechselte das Thema. Mulder schien es unangenehm zu sein, über Valerie Moray zu sprechen.
"Was nun? Legen wir den Fall zu den Akten?"
"Nein, erst werden wir heute Nacht eine kleine Expedition machen."
Sie nickte und hatte das untrügliche Gefühl, dass er mit seinem Instinkt richtig lag.



11:30pm, Wellington Kindergarten, Philadelphia

Es war wieder am regnen. Irgendwie war das vorhersehbar gewesen. Scully seufzte.
Mulder Taschenlampe flackerte vor ihr auf und markierte seinen Weg. Nicht mehr ganz so motiviert wie am Nachmittag, folgte sie seinem Schatten.
Ihre Füße versanken im Matsch, ihre Jacke war bereits durchnässt und ihre Schuhe...
Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken.
Mulder stoppte einige Meter vor ihr und stocherte mit einem kleinen Spaten, den er zur Sicherheit mitgenommen hatte, in der Erde.
"Scully?"
Sie ging mit zügigen Schritten auf ihn zu und sah sich Mulders Aktivitäten an.
"Meinen Sie, hier wären noch Relikte zu finden?"
"Vielleicht, wenn man im Keller des Gebäudes graben würde - aber hier?!"
Er deutete mit seiner Taschenlampe auf die Stelle, an der er mit dem Spaten gestochert hatte.
"Und das hier?"
Scully betrachtete die kleine Figur im Sand und fühlte sich von Mulder über den Tisch gezogen. Er hatte gewusst, dass er hier etwas zu finden war und dennoch hatte er sie nach ihrer Ansicht gefragt, vorausschauend, dass sie falsch liegen würde. Wut stieg in ihr auf: "Wenn Sie mich provozieren wollen..."
"Dann hab ich es geschafft, stimmt’s?", vollendete er ihren Satz und ging in die Hocke, um sich die Figur genauer zu betrachten.
"Ja, das haben Sie! Und nun sagen Sie mir, was das sollte!"
"Sie rennen hier halbwegs lethargisch durch die Gegend. Scully! Wir haben einen Fall aufzuklären! Was ist mit Ihnen los?"
"Gar nichts!"
"Weil ich heute Abend mit Valerie Moray ausgegangen bin?"
"Bitte! Was bilden Sie sich eigentlich ein?"
Scully ignorierte seinen forschenden Blick, beugte sich hinunter zu ihm und ergriff die Figur, um sie genauer zu betrachten. Natürlich reagierte sie deshalb so - und nur deshalb!
"Scully?"
Ihr Blick wurde nachdenklich. Sie drehte die Figur in ihren Händen. Irgendwas kam ihr an dieser Figur vertraut vor. Sehr vertraut sogar.
"Woher kenne ich diese Figur?"
"Sie kennen sie?"
"Ja, sehen Sie doch nur genau hin. Sie müsste Ihnen auch bekannt vorkommen."
Mulder intensivierte seinen Blick, kramte in seinem Gedächtnis, verzweifelt eine Erinnerung hervorfischend, die es scheinbar nicht gab.
"Tut mir leid, ich habe keine Ahnung!"
Sie hielt sie ihm unter die Nase, damit er noch genauer hinsehen konnte.
"Könnte ein Abbild von..."
"Von einem der Kinder sein!", ergänzte Scully sichtlich ungeduldig.
"Ist Ihnen das denn nicht aufgefallen?"
"Scully, ich habe ehrlich gesagt an einen unserer alten Fälle gedacht."
"Wo das Offensichtliche ja doch so nah liegt."
Er murmelte irgendein Schimpfwort, machte ein paar Schritte Richtung Haus, um dort im Boden nach weiteren Figuren oder anderen Relikten zu suchen. Scully folgte ihm.
"Ich bin nass, hundemüde und nicht mehr zum Denken fähig, Mulder!"
"Ich habe doch nur gefragt, ob es möglich wäre..."
Sie drehte sich ihm zu, betrachtete leicht amüsiert die kleine Pfütze, die sich an seinen Füßen bildete und den Hotelflur durchnässte, legte ihren 'bösen' Blick auf und seufzte: "Mulder!... Alles wäre momentan möglich, aber lassen Sie mich damit bis morgen zu frieden, okay?"
Er nickte resigniert und betrat sein Zimmer. Es war bereits nach 2:00am früh und er war sich sicher, wie ein Stein ins Bett fallen und schlafen zu können. Scully hatte ja Recht. Es war zu spät. Sie würden morgen darüber reden.

...es dämmerte bereits, als es an Mulders Tür klopfte. Müde schleppte er sich aus dem Bett, um zu öffnen. Eigentlich hatte er ja sowieso noch nicht geschlafen.
Er sah nicht schlecht erstaunt aus, als er seinen frühmorgendlichen Gast sah: "Scully?"
"Mir lässt das Ganze einfach keine Ruhe, Mulder."'
Verdutzt sah er sie an.
"Darf ich reinkommen?"
Erst jetzt bemerkte er, dass er noch immer mit offenem Mund da stand. Er musste ein wirklich komisches Bild abgeben. Mit einer einladenden Handbewegung forderte er sie zum Eintreten auf. Sie steuerte zielstrebig auf sein Bett zu und setzte sich. Sie sah blass aus - Mulder sorgte sich.
"Scully, was...?"
"Ich habe das Gefühl, dass wir diesen Fall nicht lösen sollten."
Er setzte sich ihr gegenüber in den Sessel und betrachtete sie mit Sorgenfalten im Gesicht.
"Scully, solche Worte kenne ich ja überhaupt nicht von Ihnen."
Scully seufzte, ihr Partner hatte ja Recht. Aber irgendwie wurde sie das dumme Gefühl nicht los, dass es besser wäre, hier zu verschwinden.
"Wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, es ist ein Gefühl...?"
Mulder wurde nachdenklich. Eigentlich war es nicht ihre Art.
"Ach, vergessen Sie es einfach!"
Sie spürte seine Zweifel, seine Skepsis. Nein, sie musste hier raus. Wie war sie nur auf die Idee gekommen, Mulder würde sie verstehen? Er war Vieles, Freund, Vertrauter, loyaler Partner, aber sie verlangte vielleicht zu viel von ihm.
Er nahm halbwegs erschrocken zur Kenntnis, dass sie gehen wollte. Das konnte er nicht zulassen. Er spürte, dass sie ihn jetzt brauchte und er wollte für sie da sein.
"Scully, warten Sie."
Er ergriff ihren Arm und stoppte sie auf dem Gang zur Tür. Sie sah ihn fragend an.
"Ich will es aber nicht vergessen."
Er sah den erstaunten und ungläubigen Ausdruck in ihren Augen.
Dann spürte er plötzlich ihren kleinen warmen Körper an seinem, ihr Kopf an seine Brust gelehnt, ihre Arme um seine Hüften geschlungen.
"Danke, Mulder!"
Er umschloss sie ebenfalls mit seinen Armen, zog sie fest an sich und versuchte ihr seine ganze Stärke zu geben. So standen sie eine Weile zusammen und gaben sich die Geborgenheit, die sie sonst nirgends bekamen.
Er küsste Scully auf die Stirn.
"Wir schaffen das schon, so wie wir das immer geschafft haben, nicht wahr, Partner?"
Sie seufzte innerlich. Ja, so wie sie es immer geschafft hatten. Doch das flaue Gefühl im Magen wich nicht. Jedoch, statt darauf einzugehen, zog sie es vor, sich lieber weiterhin dem Trost von Mulders starken Armen hinzugeben. Sie wusste, vielleicht verstand er sie nicht, aber er war immer für sie da und sollte sie den Wunsch äußern, den Fall aufzugeben und zu gehen, würde er mit ihr gehen, würde er ihr beiseite stehen, doch das wollte sie nicht. Sie würden diesen Fall lösen, irgendwie, und sie würde bis zum Ende dabei bleiben, egal was ihre Gefühle ihr rieten.
Es dauerte eine Weile bis sie sich aus ihrer Umarmung lösten, doch Scully hatte noch nicht das Bedürfnis zu gehen. Sie wollte vielmehr bei ihm bleiben und die Geborgenheit und die Sicherheit, die sie bei ihm verspürte noch einen Augenblick länger genießen, hatte aber keine Ahnung, wie sie dieses bewerkstelligen sollte.
"Scully, bleiben Sie doch hier. Die Nacht ist so oder so gleich vorbei. Wir können dann noch ein Weilchen plaudern." Mulder kam ihr zuvor.
"Plaudern? Worüber? Über unseren Fall?"
"Wenn Sie möchten? Wir können natürlich aber auch über andere Dinge reden."
"Welche 'anderen Dinge' schweben Ihnen denn vor?"
Mulder setzte sein verschmitztes Lächeln auf, dem sie natürlich nicht widerstehen konnte. Sie lächelte zurück, doch ihre Frage war noch unbeantwortet: "Welche 'anderen Dinge', Mulder?"
"Na, solche anderen Dinge eben... Wie Privates zum Beispiel."
Scully seufzte, mit was hätte sie sonst rechnen sollen? Mit dem Thema Außerirdische? - Nein! Das war kein 'anderes Thema', das war 'DAS Thema'.
Sie setzte sich zu ihm aufs Bett und lächelte gequält. Vielleicht war es ja an der Zeit, mal über Privates zu reden, vielleicht gerade jetzt.
"Na, dann legen Sie mal los, Mulder. Womit wollen wir denn anfangen?"
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